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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe beschädigt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-08
- Tag1883-08-04
- Monat1883-08
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1883
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Erscheint tLglich ftüh 6V, Uhr. Reduktion und Lrprdition Johannesgasse 33. Sprechstunden -er Redaction: Bormillag- 10—12 Uhr. Nachmittags ö—6 Uhr. Hill dt» Nii<r,»d« «m-ei-ndler M»»uicr>»t« »>« Aed,cu»u mcht »erdmtlxh, ft» A«nah«e »er für die nächstfolgende Ru«u,er deftimmtn, Inserate an Wochentage» bis L Uhr Nachmittag», a» La»«- und Festtagen früh di»'/,» Utzr. In den Filialen für Ins.-Annahmr. Otto Klemm, NniversilLlSstraße 21, Loui» Lösche, Katharinenstraße 18, v. nur bi« '/,S Uhr NWM. Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 18,100. Adonnementspreis viertelj. 4'/, incl. Bringerlolm 5 Ml., durch die Post bezogen V PU. Jede einzelne stummer 20 Vs. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren nie Extrabeilagen ohne Postbesörderung 39 Mk. mit Postbesörderung 18 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften lan« unserem Prett- vcrzeichniß. Tabellarischer n. Zlfserujatz nach HSHerm Tarif. Reklamen «ntor dem Rrdartionsstrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoumc-ramlo oder durch Post- Nachnahme. ^ LIK. Sounabe«- den 4. August 1883. 77. Jahrgang. Zur gkliilligkn Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den S. August, Vormittags nur bis 1s» Uhr geöffnet. LxpvMlon äv8 I.elprlxvr ^axvdlattes. Amtlicher Theil. Manntmachung. Degen Reparaknr der Hauplscbleuge an der Ecke deS BrükiS und der Nicolaistraße wirb die Nicolaistraste auf der Ltrecke zwischen Brühl und Goldhahn- gäßchen vvn Donnerstag, de« 2. August d. I. ab bis aus Weiteres für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 1. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Tröndlin. Hennig. Manntmaihmig. Die Maurer-. Zimmer-, ASphaltirungS-, Klempner-, Schieferdecker-, Tischler-, Schlosser-, (ylcrser», Maler-, Lackirer-, Wasserleitung»- unv Sitcinmetzarbeiten zum Erweiterungsbau deS ArmeuhauseS sollen in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen siir diese Arbeiten liegen in unserer Hochbau-Verwaltung, Ratlchaus, Zimmer Nr. 5, aus und können daselbst angesehen resp. enlnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift ,<VrwcitrrnngSbau deS Armenhauses" verseben, ebendaselbst und zwar bis zum 9. August or.,' Nachmittags 3 Udr, cinzureichen. Leipzig, am 2. August 188S. Der Rath der Stadt Leipzig. lir. Tröndlin. CichoriuS. Manlltvillihllng. Nach den Mesiungen des Herrn (geheimen Rath Professor vr. Kolbe betrug die Leuchlkraft deS städtischen Leuchtgases im Monat Juli daS 16sacbe von der der NormalwachSkerze, und kalte 0.48 specisischeS Gewicht. Leipzig, den 3. August !883. DeS RntkS Deputation zur Gasanstalt. Manntmaihmig. Am Abend deS 29. October vorige» Jahres hat ein Unbekannter, angeblich Babnbeanilcr Müller in Delitzsch, an hiesiger Polizeibaupt- wache zur Sicherung seiner später» Bestellung in einer Polizei. Untersuchung eine Caution von lOO erlegt. Ta derselbe bis jetzt hier nicht erschienen, übrigens sestgestellt wurde, daß ein Bahn- beamter Namens Müller in Delitzsch nicht existirt, so fordern wir jenen Unbekannten hiermit öffentlich ans, binnen 4 Wochen zum Zwecke des Rückemplaeg-S der sragl. Caution sich bei unS zu melden, widrigenfalls nach Ablaus dieser Frist über das Geld als Herren- loses Gut weiter den Rechten gemäß verfügt werden wird. Leipzig, am 1. August 1883. Las Polizei-Amt der Stadt Leipzig. I. B.: Iunck, Pol.-Ratb. Der im hiesigen Georgenhause detinirt gewesene Handarbeiter bonrad Elemciis Haunstcin ist von dem ihm am 6. vorigen Monats gestarteten Ausgange nicht zurückgekehrt und treibt sich vermuthlich bettelnd umher. Wir rimten deshalb an alle Behörden da- Ersuchen, den pp. Hann- stein fcstzunchmen und unS, falls die- geschehen, Nachricht zugehen zu lassen. Leipzig, den 81. Juli 1883. La» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. I. B.: Iunck, Pol.-Rath. H. Erstatteter Anzeige zusolge hat die ledige Anna Pauline Lehmann ihr angeblich im Jaure 1877 in Talbitz ausgestelltes Dicnstbuch verloren. Im Ausfindungssalle ist dasselbe an unS abzugeben. Leipzig, am 31. Juli 1883. , La» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. I. B.: Iunck, Pol.-Rath. H. Nichtamtlicher Theil. Oie -rutschen Parteien. i. ES ist die Zeit der parlamentarischen Muße, der Reichstag und mehrere Landtage sind »ach andanerndcr und anstrengen der Arbeit aus einander gegangen, um den Mitglieder» die Zeit z» gönnen zu der erforderlichen Erholung' und Kräf tigung zu neuer Arbeit. Die ganze Nation aber und mit ihr die Presse kennt keine Rübe, sie arbeitet auch in der „sauren Gurkenzeit-. und d:e Presse besonders findet ihre Befriedigung und Entschädigung lediglich in dem Bewußtsein redlich er füllter Pflicht, in der Genugtbunng zur Hebung de» Wohl befindens VeS Reiches, dcö SlaatcS und jedes Einzelnen ihren bedeutenden Beitrag zu gewähren. Die Zeit der parlamentarischen Muße wollen wir einmal dazu anwenden, Hu untersuche», was die einzelnen parla mentarischen Parteien für unser Volk für einen Werth haben, und zwar wollen wir lediglich den Maßssab ibrer Leistungen anlcgen. Wenn auch diese Auseinandersetzung über den Rahmen eine- Artikels hinauSgebcn mag, so geben wir unS doch der Hoffnung hi», daß unsere Leser uns gern folgen Werten. Am nächsten steht unS die nationalliberale Partei. Die Nationalliberalen werden von ihren Gegnern Vorzugs- weise gern als „Doctrinaire" bezeichnet, nicht nur nm damit eine Art von VerkanininngSiirtkeil anSziiiprechen. mit welchem ein- s»r ailonial der Stab gebrochen werden soll über die praktisch-politische Brauchbarkeit der Partei. Die scharfen Augen der Gegner haben hier einen Punct berausgekunden, welcher, in dem Bewußtsein der Parteigenossen selbst mehr zurücktret«,V, in der Tbat bis zu einem gewissen Grad be gründet ist, aber entfernt nickt die Bedeutung besitzt, welche mißgünstig gestimmte Gegner ihm beilegen wollen. Die liberale Partei beruht in der Thal nicht aus irgend einer Interessengemeinschaft, der Liberali-mu» ist vielmehr zum größten Theil die Frucht theoretischen Nachdenken? über den Staat, leine Aufgaben und Mittel, seine Ziele nnv Grenzen, und in vielen Beziehungen nicht- Anderes als der Ausdruck der jeweils darüber herrschenden Ansichten. So charakteristisch aber dieser Zug sein mag, so ist damit daS Wesen der nationalliberalen Partei weitaus nicht erschöpfend bezeichnet, sie verliert durch ihre idealen Neigungen so wenig die Brauchbarkeit einer praktischen Partei, wie nmgekebrt eine bloße Jnteresscntengruppe sich zur Bedeutung einer politischen Partei erhebt. Die Arbeiterparteien, die Schutzzöllner und die Agrarier haben es noch nirgends zu politischer Bedeutung gebracht, dazu gekört eben eine bestimmte historische Ucberlicferuna in Bezug aus den Staat, welche die Ver bundenen über den Standpunct der nackten Vertretung ihrer Privalinteresscn zu einer gemeinsamen allgemeinen SlaatSanschauung erhebt. Ans dem Wege historischer Tradition find die Liberalen eine wirkliche, lebendige politische Partei geworden, indem durch die stete Anwendung der zunächst theoretischen Ideale aus alle sich darbietenken Ausgaben des StaatSlcbenS weite »nd einflußreiche Kreise der Bevölkerung alS Anhänger und Vcrtheidiger deS von ibnen als lcbcnSsäbig und ihren Interessen entsprechend anerkannlcn Programms gewonnen wurden. Der Liberalismus ist seit bald einem Jahrhundert in dem Maße die treibende und tonangebende Kraft in unserem politischen Leben, daß in Folge seine- Auftretens unser gesammteS Parlei- wesen weniger auf praktischen als aus prlncipiellen Gegen sätzen sich aufgcbaut hat. Die Partei hat aber längst in mühevoller und erfolgreicher politischer Arbeit die Kinder- schuhe abgelegt, »nd überall, wohin wir blicken in der Geschickte de» letzten halben Jahrhunderts, treten unS die Beweise ihrer sehr eingreifenden praktischen Wirksamkeit entgegen. Die Preßfreiheit ist eine Errungenschaft dc» LiberaliSmuS, und wenn heute daS gerichtliche Verfahren und daS Strafrecht freier, verständiger, menschlicher sind alS vor sunfzig Jahren, wenn die Allmacht der Polizeigewalt gebrochen »nd dem Acrmsten ausreichende Garantie gegeben ist, daß er nur nach Recht und Gesetz behandelt werden darf, so sind eS wieder die Liberalen, deren Anstrengungen in erster Linie diese Fortschritte zu danken sind. Sie unv ihre Grundsätze haben nnS die Befreiung von Grund unv Boden, die Befreiung dec Person von hundert Fesseln gebracht, welche sie in ihrer Bewegung und der Verwerthnng ihrer Kräfte hemmten Fürwahr eine angeblich „doktrinäre" Partei, welche sich solcher praktischer Erfolge zu rühmen hat, kann den Vorwurf des unpraktischen Idealismus getrost zurück weisen, und eS begreift sich, daß diese Partei in den weitesten Kreisen der Bevölkerung Anhänger gefunden hat Der Liberalismus ist die politische Denk- und EmpsinvungS- weise kcS gebildeten Mittelstandes; der entscheidende Kern der liberalen Partei, auS welchem sie ihre unzerstörbare Kraft zieht, ist und bleibt der gebildete Mittelstand, im Grunde nur ein anderer An-druck dafür, daß der Liberalismus die nationale politische TurchschuittSbildung darstcllt. Aus die liberale Staatsanschauung hat die allgemeine nationale Bildung einen sehr starken Einfluß auSgeübt. Unsere moderne nationale Bildung ist in ihren Grundlagen und in ihren höchsten Blülhcn specisisch humanistisch und ideal wie die griechische Cultur; sie setzt die höchste Ausgabe in die Herausbildung der schönen freien menschlichen Persönlichkeit, und unter dem seit der griechischen Zeit nicht wieder da- aewcsenen Einfluß der Dichtcrheroen auf da» qesammte Denken und Empfinden unserer Station ist der Gcdanken- aehall unserer clasischcn Literaturperiode mit einer solchen Energie in unser Volksleben eingedrungen, daß er dauernd eine ebenso breite als starke Herrschaft übt. Ohne Lessing und Schiller bestände der heutige Liberalismus nicht, und er wird in seinen besten und edelsten Gedanken nicht verschwinden, so lange sie in unserem Volke fortleben, d. h. so lange dieses selbst iebt. Der heutige Liberalismus ist darüber außer Zweifel, daß bei aller Anerkennung deS Werthes und deS Rechts jeder individuellen Bildung doch die Volkserziehung im Großen zu den höchsten Aufgaben deS Staate- gehört, nur ihm möglich ist und in positivem nationalen Sinne geleitet werden muß. Auch hat das frühere so unerquickliche Markten der Liberalen um die Wehrkraft deS Staate- aufgebört; mögen auch zwischen den Nationalliberalen und anderen Parteien und selbst in den eigenen Reihen der erstcren die Ansichten über daS Noth- wcndige und Zweckmäßige vielfach auS einander gehen, so bekennen sie sich doch alle unbedingt zu dem Grundsatz, daß dem Reich seine Wehrkraft nicht verkümmert werden darf, und sie suhlen so warm wie irgend eine andere Partei, daß die Hingabe der ganzen Persönlichkeit an den vaterländischen Waffendienst nicht als ein leidiges Opfer, sondern als die höchste Ehre des ManneS zu betrachten ist. Bestand die theoretische Fortbildung deS Liberalismus wesentlich darin, daß er von bloßen Abstraktionen zu geistigem Verständniß der StaatSwirklickkcit sich zu erheben bestrebt war, so kam ihm für diesen EntwickelungSgana die Berührung mit dem praktischen Leben sehr zu statten. Schon der Um stand, daß die Partei lange nicht mehr mit der Vor liebe wie vor einem halben Jahrhundert reine Theoretiker, hervorragende Lcbrcr der StaatSwissenschasten, Juris prudenz und Geschichte an ihrer Spitze sieht, sondern ihre Führer lieber unter Praktikern sucht, ist charakteristisch. Aber auch sachlich ist der wachsende Einfluß deS Leben aus den Inhalt deS Parteiprogramms nickt zu verkennen. Wenn die Liberalen heute einem umsasscnden System inderecter Steuern im Ganzen geneigter gegenübcrstchcn, als vor zehn bis zwölf Jahren, so hat dabei unzweifelhaft der Druck von unten auS der Masse der Partei stark mitgewirkt, und in den Fragen der gewerblichen Organisation im weitesten Sinne dieses Worte» üben die unnabwei-lichen Forderungen deS Lebens fortwährend einen mildernden Einfluß aus die Reinheit der Grundsätze auS. In rein politischer Beziehung haben Trieb und Wille der liberalen Ge'ammtpartei wesentlich dazu beigetragen, die principiellen Bedenken zu überwinden, welche ihre parlamentarischen Vertreter gegen Zulassung de in kein Sccialistengesctz entbaltcnen AuSnahmcrkcbtS oder früher gegen die gesetzliche Feststellung der Stärke de» NcickS hcereö aus längere Zeit gehegt hatten. Man wird taö Wesen der nationalliberalcn Part« dahin A°^lrt"'"eS können, daß sie ganz «m . Ueberzeugungcn Liberali-mu- überhaupt von , theoretischen -w richtiger -in absolut ru befriedigende» nationale» Bevürfmß erkannt und venreleä bat D-r national- G-banke in Deutschland fit die mit klarem Bewußtsein groß gezogene Druckt unserer q-sammten nationalen Eultur und konnte. w>- bwDmg lagen, kaum auf einem anderen minder theoretischen Wege ge Wonnen werben, und -S ist deshalb sehr begreiflich daßer b,e lebhafteste und freudigste Vertretung b-i Ver^n>aen Parte, fand, welche weniger durch gegebene, reale politische Jntereffeii, alS durch gemeinsame ideale politische Ueberzeugungcn z s mcnaebalten war und bi» Zur. Stunde ist. Die nalionalliberale Parte, hat e» verstanden, der 'hr z gefallenen großen Ausgabe gerecht zu werden. M.l der Gründung des deutschen Reick» war zunächst nur "ne. namentt- lich für daS innere StaatSIcben, ziemlich inbaltSleere Form gegeben, deren rasche und entschlossene Au-süllung Mil emem materiellen Inhalt eine Wo HI, Hai. ;a «ne NothwendiA «t iür die Erstarkung und innerer Befestigung der neuen Schöpfung war Diese Ausgabe konnte nur mit Hilfe einer Parte, ge- löst werden, welche an der Neugestaltung de- Staate- cm» der freien Initiative der Gegenwart heraus S"Nde >i»,d zugleich die Selbstbescheivung hat, der spröden Wirklichkeit genügend Rechnung zu tragen. Alle großen, organisatorischen Gesetze sind ja allerdings von der Regierung auSgegangen und schließlich auch von den Conservativen angenommen worden. Die Regierung konnte aber nicht mit der Energie Vorgehen, wie eS nothwendig war und wirklich geschah, wenn sie nicht eine starke Partei hinter sich hatte, welche ihren Schasse»«' eifer aufrichtig thcilte, event. wo er zu ermüden drohte, auch anspornte und dabei doch besonnen genug war, die dargebotene Ernte lieber zusammen mit den,hr etwa anhaftenden Un vollkommenheiten einzuheimsen, als sie dem Princip zu Lieb« verderben zu lassen. . ^ , Im Einzelnen bat die nationalliberale Part« durchaus ihren Charakter bewährt. Bedeutsame Verbesserungen deS VerfassungSentwursS, namentlich die Verantwortlichkeit deS Kanzlers und die Einführung eine» förmlichen Reichsbudgets sind in erster Linie den Bemühungen der Nationalliberalen zu danken. Die Nationalliberalen haben jederzeit als auf richtige und treue Anhänger und Pfleger der ReichScentral- gcwa'lt sich bewährt, dabei sind aber die Reservatrechte von ihr stets mir mustergiltiaer Vertragstreue geachtet worden. In dem Culturkampf in Preußen stand d,e Partei voll ständig und unbedingt aus Seiten der Regierung, da sie eine möglichst genaue und gewissenhafte Grenzscheidung zwischen Staat und Kirche will, so daß die Kirche in ihrem kirchlich- religiösen Leben sich frei bewegen kann, in ihrem äußeren Sein aber der rechtlichen Autorität de» Staates unterworfen ist. So wenig die Nationallibcralen Feinde der Kirche sind, so sind sic die eigentlichsten und gefährlichsten Gegner deS Ultra- montanismuS. Bedeutend und charakteristisch sind die Leistungen der Nationalliberalen aus dem Gebiete der regulären Gesetzgebung. ES wird kaum irgend ein erhebliche» Gesetz vorhanden sein, daS nicht durch die einsichtige und fleißige Arbeit der Partei an Correctheit gewonnen hätte. Ihren Bemühungen ist eS gelungen, weitgebenbe Garantien für die parlamentarische Redefreiheit hcrzustcllen und sie ließ sich auch nicht auS Furcht vor Mißbrauch zu einer Verkümmerung derselben bestimmen. Sie war immer eine entschiedene Vcrtheidigerin der Preß freiheit. sie war ebenso in erfolgreicher Weise bemüht, alle obrigkeitlichen Befugnisse möglichst genau zu bestimmen, nicht nur durch Beseitigung jeder willkürlichen Polizeigewalt, son dern in allen staatlichen Organisationen. Die absolute Un abhängigkeit der Gerichte mit Ausschluß jede» irgend denk baren Einflüsse» der Regierung aus die Zusammensetzung des urtheilenden Gerichts im concreten Fall, die sehr vollständigen Garantien für den Angeklagten im Strafverfahren — das Alle» hat die Partei mit größtem Nachdruck vertreten und für dessen Erreichung sehr wesentlich mitgewirkt. ES würbe den gebotenen Raum überschreiten, wenn wir weiter auSsühren wollten, wie die nationalliberale Partei auch aus wirthschastlichem Gebiete stets den Grundsatz befolgt hat, der persönlichen Freiheit jeden mit dem Wohl deS Ganzen irgend verträglichen Spielraum zu gestatten. Alle« in Allem hat die Partei immer neben ihren theoretischen Ueberzeugungen auch auf die Thatsacben und die praktischen Bedürfnisse Rücklicht genommen und ist stet- ihrem Standpunct treu aeblieben, welcher sie verpflichtet, zwischen dem theoretisch«, Ideal und der Wirklichkeit zu vermitteln. Leipzig, 4. August 1883. * Zur kirchen politischen Lage schreibt die „National- liberale Correspondenz": „Die Maste de» katholischen Volks glaubt der Regierung kein Wort mehr." Die „German ia' erinnert an diese« Wort, welche» einmal der Minister Falk zur Kenntzeichnung der klerikalen «aitaticnen au«, sprach, gegenüber den neuesten A»-lastungen der „Provin. zial-Eorrespondenz«. E» läßt sich auch qar nicht daß diese« Wort, welche« damal« seine Richtigkeit batte, derselben auch heute nicht entbehrt, wenn auch in an- drrem Sinne: Damals hatten r» die fortgesetzten Hetzereien linst? ^ ^i»ung dahin „bracht, daß d.e ..nter dem Ein" flusie de» Cl-ru« stehende katholische Bevölkerung der Re 3'"""6^,nen Glauben mehr schenkte, wenn dieselbe ver „cberte, sie würdige d,e religiösen Bedürfnisse der katholischen Be- Ä *<"""! "vr um de« kirchliche» sse verstche«'^?/?^ ^ ^-l'-rung Unglauben, wenn >,e versichert, aus denjenigen Forderungen, welche sie im Interesse EnlsckleÄeF NccbtSansprücbc stellen zu müssen meint, mit Entsch ekenhe t beharren zu wollen, und hieran trägt nickt dii l! t Station die Schuld, als vielmehr c>e seit Jahren von der Regierung befolgte kirchenpolitische Metbode. Da» hilft e». wenn die Osficiöscn oder die con- crvativen Freunde der Regierung sich einmal zu der Er klärung ausschwingen, jetzt sei man aber nun auf einen Punek gelangt, auf dem man endgiltig stehen bleiben werde! Die „Germania- lacht ihnen in» Gesicht und rust höhnisch: Ebenso hieß eS schon nach den, Juli-Gesetz, ebenso nach dem Ultimo-Gesetz, und c» hat sich doch gezeigt, daß der Staat weder bei dem ersten, noch bei dem zweiten „daß Aeußcrste getban", daß er nicht emmal „eine ruhige Wartehalle" erreicht hatte. „ WaS sollen nun beim jetzige» Nolhgesetz die alten Redewendungen!- Und waS kbut nun die ossiciöse Presse? Anstatt diesen übcrmüthigen Hohn durch eine feste und entschiedene Haltung verstummen zu machen, fordert sie ihn durch neues Schwanken und neues Laviren nur immer auss Neue heraus. Was soll es für einen Zweck haben, wenn die „Prov.-Corr." bei der gegenwärtigen La§e ver Dinge von der Möglichkeit spricht, daß dem auf strikter Vcrweigcruna der Anzeige bestehenden Centrum von Nom c»>S in dieser Beziehung Ueberrascbungen bereitet werden könnten; wenn sie die päpstliche Competenz gegen die Ucbcrarisse der Ecntruiiisvartei in Schutz nehmen will? Viel besser wäre eS, die Otsiciösen erklärte» einfach, daß die Regierung bei dem in der letzten Lcmvtagöjession vom CultuSininister gezeichneten Programm bcharrt und das Weitere in Ruhe abwartel. Wie darin der Papst und daS Eenlrum sich zu der Anzeigcpsticht und zu einander stellen würden, darum brauchte sich die „Provinzial-Correspontenz" keine Sorgen zu macken. Vor Allem sollte sie zeigen, daß cs Ernst ist mit der Forderung der Anzeiaepsticht, und zunächst dem Gerede über eine gethcilte Anzeigepsticht, welche« in der con servativen unv klerikalen Presse weiter geht, durch eine be stimmte Erklärung ein Ende macken. Hllr diesen Gedanken einer T Heilung der noch übrig gebliebenen Anzeigepsticht, den selbst klerikale Blätter kaum auf eine Anregung der preußischen Regierung zurücksührcn mögen, so sehr dies auch ibren Zwecke» dient, erwärmt fick die „Kreuz-Zeitung", und sie redet sich dabei in einen wahren Fanatismus staatlicher Selbstverleug nung hinein. Olmütz, ruft daS conservative Blatt au», be zeichnet „eine Thal großer, von tiefer politischer Einsicht zeugender Selbstverleugnung!- Und darum mir ja ein immer voäständigereS, immer traurigere» kirchenpotilischeS Olmütz! Haben denn die Ossiciösen kein Wort übrig, um die Würde der Regierung und de« Staates gegenüber diesen Freunden der Regierung zu vertbeidigen?" * Der jetzt zur Disposition gestellte Bice«ldmiral atsch ist am 10. Januar 1831 zu Eisenach geboren, also jetzt erst K2 Jahr« alt, und ging 1840 zur See. Bon seiner ersten großen Reise aus der preußischen Bark „Elisabeth" zurückgekehrt, trat er l848 alS Matrose 2. Classe beim Marine-Bataillon in Stettin ein, wurde als Midshipman zu der Flotte der Vereinigten Staaten commandirt, besuchte »ach mehrfachen UcbungSsahrten an Bord der nordameri kanischen Fregatte „Lawrence- und der preußischen Kriegs schiffe „Adler" und „Merkur" die Marineschule in Stettin unv wurde 1856 zum Lieutenant zur Sec I. Classe ernannt. Nachdem er 1860—61 in der englischen Marine Dienste ge leistet hatte, 1862—64 Adjutant beim Oberkommando der Marine gewesen war und 1864 wiederholt an Bord der „Grille" an Gefechten gegen die dänische Flotte Theil ge nommen hatte, wurde er im Mai 1864 zum Corvctten- Capitain befördert. Nachdem er die „Victoria" und das Cadettcn-Schulschisf commandirt hatte, wurde er 1866 zum Ches deS Stabes beim Oberkommando der Marine ernannt unv begleitete 1870, zum Capitain zur See befördert, als Ches de» Stabes da» Geschwader weiland deS Prinzen Adalbert »ach den Azoren. Beim Ausdruck des dciilsch-franzöüschen Kriege« wurde er von diesem Commando zuriickbcrusen, um seine frühere Stellung beim Obcrcommandv, welches damals bekanntlich zu einer Abtheilung deS Marine-MinisteriumS umgeformt wurde, wieder cinzunehmen. I87l übernahm Capitain zur See Bätsch das Commando einer zweijährigen, auS den Schiffen „Vineta" und „Gazelle" bestehenden Expedition nach West-Indien, wurde 1873 zum Chef deS Stabes der Admi ralität ernannt und 1875 zum Contre-Admiral befördert. 1876—1878 commandirte Conlre-Admiral Balsch das Panzer- UebungSgeschwader auf seiner Fahrt nach dem Mittelmeer, von denen die letzte bekanntlich durch den Untergang des „Großen Kurfürsten" bei Folkestone am 3t. Mai 1878 ein trauriges Ende fand. Im Juli 1879 durch daS Kriegs gericht zu 6 Monaten Festung vcrurlbeilt und bald darauf begnadigt, erfolgte seine Ernennung zum Director der Admiralität. Nachdem er am 3. Februar 1880 zum Vicc- Admiral befördert worden war, wurde er bald daraus zum Ches der Marinestcitivn der Ostsee ernannt. Als sein Nachfolger in dieser Stellung wird, der „9k. Pr. Z." zufolge, der zweite Ad miral der Marinestation der Ostsee, Contre-Admiral v. Wickede, der jetzt da« Panzer-UebungSgelchwader commandirt, bezeichnet. Ten durch kaiserliche CabinctSorkre vom 24. Juli als Picc- ALmiral zur Disposition gestellten Contre-Admiral Berger wird in seiner bisherigen Stellung als Ches der Marinestation der Nordsee wohl der zweite Admiral dieser Station, Contre- Admiral Graf v. MontS, ersetzen. Znin Vice-Admiral dürste später der Contre-Admiral LivoniuS, dessen Patent als solcher erst vom 15. Februar 188l talirt, Director in der Admira lität und zu Contre-Admiralen die CapitainS z. S. Freiherr von Reibnitz, Director der Marine-Akademie und -Schule, und Frhr. v. d. Goltz, Commodore deS ostasialischcn Ge schwader», deren Patente von 1875 datiren, befördert werden. AlS zweite Admirale der Stationen würden in Zuklinkt in Kiel Freiherr v. Reibnitz und in Wilhelmshaven Contre- Admiral v. Blanc nach seiner Rückkehr au» Ostancn sungiren. Für den vor kurzer Zeit verstorbenen Geh. AdmiralilätSratb Dirksen, der der Garnisonverwaltungs - Abtheilung in der kaiserlichen Admiralität Vorstand, ist der Intendant der Marincstation der Nordsee. Dr. Holtz, in die kaiserliche Admiralität zur Dienstleistung commandirt worden» und der Intendantur-Rath Domeicr unter Entbindung alS Ver- wattungs-Dircctor der kaiserlichen Wcr,t in Wilhelmshaven mit Wahrnehmung der Geschäfte des Marine-Intendanten bei der StaticnS-Jnlendautur der Nordsee beauftragt worden. * Ueber da» Befinden des Fürsten Bismarck er kält der „Fränk. Kur " aus Kis singe», 31. Juli, folgende Mittheilungen: So lange der Reichskanzler gezögert hat, die Badecur In Kllsingen zu beginnen, ebenso energilch bat er dieselbe nun in An- griff genommen. Heule hat er bereit« zun, drillen Male gebadet. Am Tage ncch seiner Ankunst nahm er ganz unerwartet um 4 U!>r Nachmittags das erste Bad. Bei der Anfahrt an daS BadehouS wurde er durch daS neugierige Publicum, welches sich zum Thci hart an den Wagen und an ihn selbst in zudringlichster Weise heran-
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