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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-08
- Tag1883-08-21
- Monat1883-08
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1883
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Auflage LS,LVV Adonnemriltspreis viertelj. 4'/, Mk. incl. Bringerloku 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilagen «tznr Postbeiürderung 39 Mk. Mit Posibesördcrang 48 Mk. Inserate Sgespalten: Petitzeile 80 Pf. GrStzere Schriften laut unserem Preis- Verzeichnis;. ZNbellarischer n. Ziffernsatz nach HSHerm Tarif. Ueclamen unter dem Nedactionsstrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemimeramio oder durch Post- Nachnahme. 233. Dienstag den 21. August 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Auctions-Vekailntmachnng. Im Luction«loral» de« Unterzeichneten Rathc«, Gerber» straße Nr. 10, Hof, l Treppe, sollen Mittwoch, de» K2. diese- Monat-, Bor«. S Uhr 1 Echreibsecretair, 8 Kleiverschränke, 4 SophaS, 2 Pulle, 8 Spiegel, 1 Waschtisch, 3 Commoden, 1 Regulator, 12 Taschen». 2 Wand« und 2 Gtutzuhren, I Stempel- Presse. avldne Ringe, 1 Partie Kleidungsstücke rc. ,c. an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den IS. August »883. Der Rath der Stadt Leipzig. »in. Renker. vr. Trvndtii Bekanntmachung. Wegen Herstellung der Schleuß« wird der Schleuniger Weg auf der Strrcke von der Spie-, bi» zur Lützowbriicke vo« DieuStag, den Kl. ds-. Mt-, ab bi« zur Fertigstellung der Arbeiten für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 18. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. He ' vr. Tröndlin. ?ennig. Virk-ahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden allhier erstatteter Anzeige zufolge: I) Tine größere Partie Arbeitssachen, al« Röcke, Hasen, Weste«, gacke». Strümpfe und Schürze». au« einer Baubude am Neubau der PeterSkirche, in der Zeit vom 11. bi« 13. ds«. Mt«.; 8) eine Geldsumme von »v bi« 60 ^!, in Kronen, au« einer Schlafstube in Nr. 10/11 der Petersstraße, am 13. dsr. MtS. früh; 3) ei. Paar Hasen vo» schwarzem Stoff, au« einer Wohnung in Nr. 51 der Nicolaistraße, an demselben Tage Nachmittags; 4) zwei Kardätschen, fast neu, au« einem Psrrdestalle in Nr. 3 der Mahlgasse, zu gleicher Zelt: 5) eine silberne Lylindrruhr mll Srcuude und Gravirung ans der Rückseite, einen Hund aus einer Leiter stehend darstellend, au» ei»«r Schlofkammer a Nr. IS/1» der «ndmichinestraße. ln der Zeit »am 14. di» 1«. ds«. Mt«.: 8) ein Paar rindslederne Haldftlefel«, an» einer Baubude »ine« Neubaue« Ecke der Hille» nnd Sebastian Bachstraßc. am 15. ds«. Mt«.; 7) ein Eammerüberztrher von braunem blaumelirtcn Stoff, mit einer Reihe Knöpfen, verdeckter Batterie und schwarzem Futter, — in den Taschen befanden sich eia Paar schwarze Glacöyantz- schuhe, ein Paar grauseidene der>letchen und zwei Schlüssel —, au» einem Restauration-locale in Rr. 43 der Ritlerstraße, am 17. ds«. Mt«. Nachmittag«: 8) ein Sommerndcrzieher von donkelblauem Kammgarnstoff, mit einer Reihe schwarzer Hornknöpfe, Seitentaschen und schwarzem Wollatla-sutter, — in den Taschen befanden sich zwei Schlüssel und eia weißleinene« Taschentuch. gez. ?. L. — aus eiuem Gastlocale in Nr. 41 am Ncumarkt, am 17. ds«. Mt«. Abend«; 9) ein» silberne Schnupftabaksdose, aus dem Deckel eingravirt: „Drnugott Lrnua«. — I)i« tlulter äem 8okn« rum 40«t-i> 0«- burt^kruce am 20/3 1878.", au« dem Restauration-locale in Nr. 19 am Dösener Wege, am 13. ds«. MtS. Abends; 10) eine silberne Etzltndrruhr mit Secuude, Goldrand, lädirtem Zifferblatte und cisetirter Rückseite mit Schildchen in der Mitte, mittelst TaschcndlrdstahlS in einem gleichen Locale in Nr. 15 der Sebastian Bachstraße am 18. ds-. Ml«. Nacht«; II) ein Jaquet von gelblichem Stoff, mit einer Reih« braunen Eteinnußknöpscn und grauem Futter, auS einer Wohnung in Nr. 8 der Braustraße, am 19. ds«. MtS. früh; 13) ein Geldbetrag von 7 SV bis vv -4 in einem Thaler, einigen Markstücken und di», kleiner Münze, au- einer Schlaf, kammer in Nr. 5 der Kurprinzstraße, am gleichen Tage Nachmittag-; 13) ein große- Kopfkiffen mit roth» und weißgeftreiftem Inlett, nebst roth> und weißcarrirtem Ueberzug, au» einer Lrcptzenflur in Nr. 3 der Eutritzschcr Straße zu derjelben Zeit. 14) eine Wauduhr» rund« Fagon, in schwarzpolirtem Gehäuse mit weißem Zifferblatt, ein schwarz, und weißmelirter ktoffrock mit einer Reihe Hornknöpsen, zwei inneren und einer linken äußeren Brusttasche sowie Billettäschchen, im Lederhenkel die Firma Loop", ein Jagurt von schwarzem Lüster mit einer linken inneren Tasche, darin «in weiße- Taschentuch 0. L. gez., endlich eine kleine Partie vrits«ark«u zu 10 und 5 Pfennigen. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den T Haler sind ungesäumt bei unserer Eriminal- Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 20. August 1883. La» Polizei-A«t der Stadt Leipzig. Bretschuetder. Hohlseld. Nichtamtlicher Theil. Bismarck nach dem Kriege. i. Bt-vearck und Rom. Da» soeben zur Ausgabe gelangte Buch: „Bismarck nach dem Kriege. Ein Charakter- und Zeitbild." Leipzig 1883 Renger'slye Buchhandlung, hat nach dem Borwort de« u»ge> nannten Verfasser- den Zweck, die Fäden bloßzulcgen. welche scheinbar oft abgerissen, die gegenwärtige Zeit und ihre neue Richtung doch unmittelbar mit den ander- gearte ten Tendenzen der Zeit nach dem Kriege verknüpfen. »Diese Fäden machen", fährt der Verfasser fort, .unter dem Wechsel der ProteuSersckeinungcu. vcn denen man so gern in Bezug auf die innere Politik de- Fürsten BiSmarck spricht, die ron- tiuuirliche Einheit de- StaatSbegriffS erkennbar» in welcher dir Gesammtpolitik de- leitende» Staatsmannes ihren Quell hat. und die bei ihm nur zeitweilig vor der Macht der Autorität oder den Erfordernissen einer bestimmten Seit zurückgetreten ist, ja. diese Fäden weisen zum Theil einen strikteren Zusammenhang äußerlich verschiedener Epochen aus al» der Staatsmann selber in seinen öffentlichen Recht fertigungen wegen der ihm zur Last geleglen Wandlungen hat ^ugeven wollen." Von diesem GestcktSpunct au« sucht der Versaffer in dem ersten „Bismarck und Rom" betstelten Abschnitt seine» BuLe» dcn Nachweis zu führen, daß Fürst Bismarck in seinem Ver halten der römischen Curie gegenüber stets conlequent ge blieben ist und heute noch genau so gesonnen ist, wie vor Beginn de- sogenannten CulturkampsS. Der Abschnitt beginnt mit dem Schreiben, welche» Bischof Kettelcr von Mainz unter dem 1. Qctvbrt l870 au den Kanzler nach Versailles gerichtet >at. Der Bischof stellt darin die dringende Bitte an den Fürsten, daß er die da« Verhältniß zwischen Kirche und Staat betreffenden Artikel der preußischen Versagung in den Entwurf der deutschen BundeSversaffung übertragen möge, weit dadurch die Bürgschaft für die dauernde Begründung de« Frieden» zwischen kirche und Staat in Deutschland gegeben sein würde. Die Errlg- niffe drr Gegenwart seien vielfach all einSicg dc-Protestanti-mu« über den KalholiciSmuS dargestellt worden, und so unwahr die- auch sei, so gäben sich doch Herzenswünsche in solchen Aeußerungen zu erkennen. Die Gewißheit, daß da» neue Deutschland, über besten Größe und Macht sich die Katholiken au» ganzer Seele freuten, den gläubigen Kalboliken und Pro testanten die volle Freiheit, nach ihrem Glauben zu leben, gewähren, würde daher die Gcmülher lief innerlich beruhigen und jede Furcht, welche die Freude mindere, beseitigen. Eine olche Beruhigung scheine um so nothwcnviger, wenn cS gelinge, Deutschland seine alten Grenzen wieder zu geben und da» deutsche Elsaß und Lothringen wieder mit dem alten Mutter land« zu vereinigen. Allen Bestrebungen Frankreich-, die lAerschmelzung mit Deutschland zu verhindern, sei der Kops adzehauen, wenn man der Bevölkerung die volle Sicherheit biete, daß die Bereinigung mit Deutschland nicht für sie der Beginn einer Epoche religiöser Benacklheiligung. eine» gewissen Bestreben» sei. sie nach und nach zu protestantisircn. Für diese Forderung nack> Ausnahme der Grundrechte der Kirche in die deutsche Verfassung traten plötzlich eine Anzahl katholischer Agitatoren ein. unter denen Majunkc, der nach malige Redacteur der „Germania", besonder» hervortrat. Zürst BiSmarck sprach sich über diese Bewegung später au«, wie folgt: „Ale wir un» noch in Versailles befanden, über raschte e< mich einigermaßen, daß an katholische Mitglieder parlamentarischer Körperschaften eine Aufforderung erging, ich unbedingt mit Ja oder Nein darüber zu erklären, ob sie irr Fraktion, die wir heute unter dem Namen der Centrum«- raction kennen, beizutreten entschlossen wären und sich dazu verstehen wollten, in der Reich-Politik dafür zu stimmen und daraus zu dringen, daß di« religiösen Grundrecht« in der rreußischrn Bersaffuna in dir Reich-Verfassung ausgenommen würden." Diese Bewegung war eiugelettet von de« rüderen BundestagSgesandten v. Savigny, der vier Hahr« rüber bei verathuna de« verfaffung-enlwurss für den nord deutschen Bund al« Vertreter der Regierung, und zwmr unter Zustimmung aller Parteien und auch der seinigeu. er klärt hatte, da« religiv«-sttllick>e Gebiet solle der selbstständigen Bestimmung der einzelnen Staaten entschieden nicht entzogen werden. 2m November l870 hatten inzwischen die Wahlen zum preußischen Landtage staltgcsundcn und im Abgeordnetenhaus« erschien eine neue Partei, eine coiifesstonelle. die sich in aller Stille unter dem Eindruck der Schlacht von Sedan gebildet batte al- Vorläufer deS künftigen CentrumS de» dculschen ReichSlage». Diese neue Partei (58 ultramontane Abgeord nete) richtete im Februar l871 an den Kaiser nach Versailles eine Adresse um Wiederherstellung de- Kirchenstaat» und der weltlichen Souvcränetät de- Papste». Die Stimmung der preußischen Negierung für den Papst war während de- Krieges die beste. Als die Nachricht von der Occupation RomS durch die Italiener am 26. September an da» Hauptquartier nach FerriSre» gelangte, äußerte Fürst BiSmarck in einem Gespräch über den Papst: „Ja. Souverän muß er bleibe». Nur fragt sich'» wie? Man würde mehr für ihn thun können, wenn die Ultramontane» nicht überall gegen unS aufträtcn. Ich bin gewohnt, in der Münze wieder zu zahlen, in der man mich bezahlt." Der Versaffer de- Buche» behauptet alsdann: Fürst Bi» marck habe immer nur den Kamps gegen den UltramontaniSmuS geführt, gegen den antinationalcn Geist, der in Preußen den welfischen und polnischen, also antipreußischen Geist in sich ausgenommen hatte. Es war auch von dieser Seite dem Kriege mit Frankreich ein confessioneller Charakter unter geschoben, d. h, der eine« Kriege» de» Protestantismus wider den KatholiciSmu». Wir erwähnen noch kurz, daß am 8. November Graf LedochowSki beim Fürsten BiSmarck in Der saille» erschien, um ihm die Intervention de- Papste» bei der französischen Regierung zur Herbeiführung de- Frieden» anzubieten und daß am 6. März 187l der Papst ein sehr sympathische- Schreiben an den Kaiser richtete, in welchem er ihn zur Nrbernabme seiner neuen Würde beglückwünscht. Der Haupttheil de» ersten Abschnitt- ist dem Verhältniß BiSmarck'» zu den beiden CultuSministern v. Mühlcr und Falk gewidmet. Obwohl v. Mühler sogleich bereitwillig au da- SchulaussichtSgesetz und auf die Aushebung der Katholischen Abtheilung de» CulluSministeriumS eingegangen sei, so seien die Beweggründe, welche ihn dazu bestimmten, weit von denen de» Fürsten BiSmarck verschieden gewesen. Dieser wollte, daß da» SchulaussichtSgesetz lediglich der Abwehr ultramontan polnischer Einflüsse auf die Scbule dienen sollte, Mühlcr faßte dasselbe in dem Sinne aus, daß der Superintendent und der Ort-geistliche die Schulaussicht in der Regel behalten sollten Die Katholische Ablheilung de» CultuSmimsteriumS sollte auf gehoben werden nach dem Wunsche Bismarck'», weil sie eine Behörde geworden war im Dienst de» Papste» zur Wahr nebmung der Rechte der Kirche gegenüber dem preußischen Staat. Herr v. Mühler brachte die Aufhebung in Zusammen Hang mit dem UusehlbarkeitSdogma und leugnete die Ein flüsse. welche BiSmarck der katholischen Abtheilung zuschrieb Aus die Dertheiviaung Mühler'» erwiderte BiSmarck: So wie Mühler e» darstellt, hätte eS sein sollen, aber die Ablheilung schlug Bahnen ein und verfolgte bestimmte Richtungen, der CultuSminister pflichtete bei und ließ geschehen. Der Minister war der Dirigent, dir Dircclivnormen gingen von der Ab theilung au«. Herr Krätzig war der Nuutiu» und hatte außerdem den CultuSminister in der Hand. Au» dem Cultu» Ministerium verschwanden ganze AclnisaScikel, darunter ein Actrnstück, welch«» einen da» Eiarnlhum de» FiScu» an den Psarrdotalgütern nachweisenden Bericht de» Oberpräsidium» der Rbeinprovinz au» dem Jahre l833 enthielt. Zwischen dem Delsrnaaenten Kuhn und dem Vorstand der katholischen Abtheilung. Krätzig, habe ein vertraute» Verhältniß statt gesunden. Kuhn schrieb für den Pariser „Monde" „im katho lischen Interesse" und Krätzig inspirirte ihn. Wir übergehen die allgemein bekannte und wohl noch in der Erinnerung unserer Leser lebendige Differenz zwischen dem EultuSministcrium und dem Bischof Krementz von Erme lanv wegen unbefugter Verhängung de» Kirchenbannes über den Lehrer Wollmann und den Professor Micheli» in Braun» brrg und kommen zum Amtsantritt Fass». Dem Minister Mühler wurde besonder» der Vorwurf gemacht, daß die ultramontane Bewegung unter seiner lOjährigen Wirksamkeit «deutend angewachsen und West Preußen zum Theil revolonistrt worden sei. Falk präsentirte sich dein Abgeordnetenhaus« im Januar 1872 mit der Erklärung, daß aus Rücknahme der di« Schulaufsicht betreffenden Gesetzesvorlage nicht zu rechnen ei. Dem Abgeordneten v. Mallinckrodt sagte er: ver vollen rete» Bewegung der Kirchcngemeinschasten werde er nicht entgegen treten, aber da, wo Rechte de» Staat» auf dem Spiel« stünden, würde man ihn al» Juristen finden. Aber auch mit Falk stimmte BiSmarck nicht vollständig Überein; er habe sein Verhältniß zu Falk in der Kammer selbst dadurch charakterisirt, daß rr bei der Berathung d«D SchulaussichtSgesetz seine Rede mit den Worten begann: Ich habe der sachlichen Darlegung meine» Herrn Collegen nur Einige» von meinen allgemeinen politischen GesichtS- luneten hinzuzusügen." Da» Civilehegcsctz hat die Zu- timuiung de» Fürsten BiSmarck nur erhalten, ui» eme MinistertrisiS zu verhindern, denn Falk hatte daraus eine CabinctSfraae gemacht. Endlich hat Fürst Bismarck aus drücklich erklärt: „Ein römische» Blatt führt in einem Artikel den Satz aus, di« auf dem Gebiete der preußischen kirchrnpolilik schwebenden AuSalcicliSvcrsuche seien in ihrem AuSgang lediglich von dem Fürsten BiSmarck abhängig. Die kirchcnpolltischc Gesetzgebung Preußen» ist aber, ent- echend den geordneten Reffortverhältniffen von dem CulluS- mruister, allerdings im Eiiiverstänbniß mit dem Gesammt- Ministerium und aus Grund königlicher Ermächtigung im Landtag eingebracht, verlhcidigt und zur Annabme geleitet worden. Aus diesem Wege kann die preußische Kircheugesetz- gebung auch allein eine etwaige Weiterentwicklung erfahren." Den Umschwung in der Kirchcnpolilik begründet der Verfasser folgendermaßen: „Im Frühjahr 1878 trat da« von Bismarck gesühlle FrietenSbedürfuiß auch äußerlich hervor. Auch aus der andern Seite war KampscSmüdigkett hervor- getreten. Windthorst war einen Augenblick säst au« dem drohenden in den flehentlichen Ton Ubergegangen und hatte foaar erklärt, sich mit BiSmarck verständigen zu wollen, nur »essen Generalstab hindere den Frieden. Im Jahre 1877 schüttelte die »Nordd. Allg. Ztg" die BundeSgrnoffenschaft der Liberalen ab, weil sie den Kamps alterire und die Religion selber zersetze. . .. Alle» Gerede über Recht oder Unrecht muß vor der Tbatsache verstummen, daß r» Herrn Windthorst gelungen ist, ein Drittel der ganzen Bevölkerung Preußen» U« «inen Ausruhr gegen den Staat zu versetzen und bei Diesem DriMbeil den Glauben an di« Gerechtigkeit und die «lte Toleranz der Hohenzollern zu erschüttern. .. Den Fürsten BiSmarck drängten inzwischen andere und lohnendere Aus gaben, al» die Sicherung de« Staate» gegen die im Lause der letzten Jahre den Vordergrund einnehmende Gefährdung. ES gab schwerere Nöthe, als die kircbenpolitischcn, und schlimmere Gegner, im Innern, al» die Ultramonlanen. Hinter der vorgezogenen Tapete de» Cnllurkampf» hatten sich die höheren Erwerdtclaffen in der Gründeraera an der Hand der modernen Socialgesctzgebung maßlosen wucherischen Unternehmungen überlassen, die erst die Verwilderung, dann, al» der Umschlag erfolgte, und da» wirthschastliche Leben der Nation stockte, die Arbeitslosigkeit und da» Elend in die weitelien Kreise trugen. Die Liberalen, die bi« dahin aus der Seite de» Fürsten BiSmarck gestanden und dafür sich zu Herren der Gesetzgebung gemacht hatte», zögerten, ihm >n der neuen Richtung zu folgen. E» galt, für sie einen Ersatz zu finden, um mit den Conscrvativen eine Majorität zu be gründen nud die» Element konnte nur im Ccntrum bestehen." Co schreibt der Versaffer de» Buche». Wir können un- aber seine Motiviruna deS Umschwung» in der Kirchenpolitik nicht aneignen, um so weniger al- wir mit diesem Umschwung nicht einverstanden sind. Leipzig, 21. August 1883. * Man schreibt un» au» Berlin vom Sonntag: „Zu unserer Genugthuung können wir constatiren, daß das illoyale Vorgehen der Fortschrittspartei im Wahlkreise Otternvorf-Neuhau» nicht nur in allen unbefangenen, rechtlich und billig denkenden national- liberalen Kreisen verurthcilt wird, sondern daß auch nicht wrnige Fortschrittlmänner diese mit Gewalt herausbeschworene Zwietracht im Interesse der gemeinsamen liberalen Sache, ebenso wie im Interesse der Ehre ihrer eigenen Partei wahr haft bedauern. Allerdings sind c» Männer, welche schon seit lange die Tyrannei eine» Eugen Richter beklagt und soweit die» bei Berliner Verhältnissen überhaupt angänglich ist. de- kämpst haben — bi» jetzt freilich ohne den gewünschten Erfolg Indessen ist die Thatsache immerhin nicht zu übersehen, daß auch in Preußen» Hauptstadt die gemäßigtere Häncl'schc Richtung mehr und mehr Anhang gewinnt, daß mehr und mehr die Ausicbl Verbrcilung findet, daß in der bloßen Negation sich schließlich doch nichts weiter al» da» Unvermögen an fruchtbringender Arbeit Theil zu nehmen, sich offenbart, und daß die ewige Ablehnung weit entfernt den Politiker zu macken, der liberalen Sacke nur Schaden bringt, da die staatSmännische Einsicht sich vor Allen, darin bekundet, mit den gegebenen Verhältnissen zu rechnen, den gegebenen Factorcn die gebührende Berücksichtigung zu schenken, und da nur so, wenn überhaupt, ein Resultat zu erreichen ist. Mehr und mehr spitzt sich der Wahlkampf aus die Frage zu, wo die Freunde ruhiger staatlicher Entwickelung und wo die ReickSseinde sind, und wenn c» den Fortschrittlern unvergessen ist, daß sie Überhaupt aegen die Annahme der Reich- Verfassung gestimmt haken, so sollten sie nicht, den Wühlereien de- Herrn Richter nachgebcnd, immer von Neuem ihre nationale Gesinnung immer wieder und wieder dadurch erweisen, daß sie die ncilionallibcrale Partei durch Bündnisse mit den Ullramontanen und Welsen bekämpfen. Wenn sich die Fortschrittler Richter'scher Richtung bei ihrem Vorgehen ans Herrn v. Bennigsen selbst berufen, so giebt e» für diese» versahren kaum einen parlamentarischen Auidruck; ein so plumpe» Manöver muß jeder aufrichtige Mann mit Ent rüstung zurückwcisen, welcher Partei er auch immer anae- bvren mag; in dem „schweren Kamps", wie der Richter'schc „Reich«sreund" sagt, ist aber noch besonder» zu berücksichtigen daß e« sich um die Bekämpfung eine» Manne» handelt, welcher durch die Jahrzehnte lange Freundschaft Bennigsen'» geehrt worden ist, daß aber außerdem gewissermaßen an da» Zeugniß Bennigsen'» appellirr wirk, nachdem dieser soeben sich vom politischen Leben aus einige Zeit zurückzuzirhen für gut befunden hat. wo er also gar nicht in der Lage ist. sich zu äußern. Da» Sündenregister der BerlinerFortschritt»- partei ist lange und schwer genug belastet, e» war nicht erforderlich, die noch lange nicht vernarbten Wunden aufzu reißen. — Wenn nun da» Auftreten der Fortschrittler in dem Wablkrei» an der Oste selbst von den eigene» Partei genossen verurthcilt wird, so muß e» ui» so mehr Wunder nehmen, wenn ein Seccssionist, ein früheres Mil- lied der nationallibcralen Partei eS uiilerniuiiut, Herrn lugen Richter » Wahllaktik zu rechlscrligcn. Zn der „Brest, "lg." unterzieht sich ein bekannter Abgeordneter, der ständige berliner Correspontent diese« Blatte», der heiklen Ausgabe mit humorvoller Logik. Er ist der Ansicht, daß c» nicht wünschen-wcrth sei. daß der »alionallibcrale Canditat ohne Wahlkampf gewählt werde, wird er trotz der Machi nationen der Fortschrittler gewählt, so haben die Narivua!- liberalcn keinen Anlaß zur Klage, und keinesfalls werde da durch die liberale Sache geschädigt. Ter »atioualliberale Candidat — so sagt der Corrcspondent — hat in jenem Kreise keinen Gegner, also muß einer aufgestellt werden, dcö rischen, fröhlichen Kampfes wegen, und dazu ist Nicmand so gut zu gebrauchen al» ein FvrtschrittSman», also darum heraus »nt einem Gegencandibatcu um jede» Preis. Fürwahr, mit mehr sarcastischer Logik könulen die Welsen und Ultra- montanen auch nicht openren, wie müssen sich alle Gegner der Liberalen in» Fäustchen 'achcn, wenn sie DaS lesen! viviäs et impera! DaS war immer das Mittel, um den Gegner möglichst leicht nieder zu werfen, und diese» Mittel, Uneinigkeit m die Reihen der Liberalen zu bringen, schlagen vor und wenden an — nicht etwa die Conservativen, nicht die Welsen, nicht die Ultramontanen. sondern unsere „besten Freunde", die Gründer der „Liberalen Vereinigung", die diele Partei lediglich zu dem Zwecke gebildet haben, um die „Einigkeit" der „großen liberalen Parlez" zu fördern. — Sie babcn neulich an leitender Stelle in cii.er längeren Aus einandersetzung über die Parteien sich bemüht, nackzuweiseu, daß die „Secession" nicht nur unnütz, sondern schädlich ge wesen sei. Nun den besten Beweis für diese Ihr - Behauptung liefern die „Sccessionisten" wieder mit dieser L:rthcidiguug Eugen Richter'». Mehr kann man wohl nicht verlangen." * Der ultramontane Abg. Peter», Gymnasial- proscssor in Breslau, brachte im Läuse der letzten preußischen LandtagSsession bei der Bcralhuug deS CultuSetais eine Reihe von Beschwerden und Anregungen vor, welche sämmt- lich darin gipfelten, die materielle und sociale Lage de-S höheren, de» siudirten LehrerstandcS zu verbessern. NmLr Anberm äußerte er auch den Wunsch, daß für emeritirte Lehrer der Titel als „Schulrath" verliehen werde, was er al» durchaus wünschenSwcrth hinstcllte, um dem Stand, welcher iu Bezug auf die akademische Vorbildung und die geforderten Prüfungen jedem anderen Stande der Staats beamten ebenbürtig sei, auch in den Augen deS größeren Publicum» diese Anerkennung zu verleihen. Während für die Juristen und Mediciuer die Titel als ,Iustizrath", .SaiiitätSrath" rc. verliehen würden, fehlte eS für die studirtbn Lehrer an jeder staatlichen Auszeichnung. Herrn Or. PetcrS sind wegen seiner damaligen Rcte zahlreiche An erkennungsschreiben au» dem Kreise seiner AmtSgenossen zn- gcgangen, und wenn auch der CultuSiiiinister Herr v. Goßler aus die Anregung keine unniitlelbarc Erwiderung vom Ministcrtische äu» folgen ließ, hat er ihr die Berücksichtigung doch nicht versagt und bei Sr. Majestät iu Anregung ge bracht. E» ist dieser Tage de», Semmardircclvr Wendel zu Sleinau a/O. bei seiner Pciisionirung in Anerkennung scincr dem Staate und spcciell der Schule geleisteten Dienste der Charakter als Schulrath mit dem Range eines Rathcs vicrlcr Classe verliehen worden. Zn den Kreisen der Pädagogen hat diese Auszeichnung hohe Befriedigung hervorgerusc». * In der »Weser-Z." wird auSgesührt, eiucu Haupt grund für die unzweifelhaft wieder cingetrclcnc Hochsluth der svcialdemokrcktischen Bewegung gebe die zu nehmende Verbreitung de» social demokratischen Partei organ» in den Arbeiterkrcise» ah. Der mit den ein schlägigen Verhältnissen vertraute Verfasser dcö Artikels führt in dieser Beziehung aus: Tie Versuche, den „Socialdeniokrat" an der Ucberschreituug der deutsche» Grenzen zu hindern, scheiiern unausgesetzt; die Exp.- diiion^S revolutionairen Blattes erfolgt mit derjenige» Pilncilich- keit uM Regelmäßigkeit, deren sich die Besorgung geschloffener Privatbriese überhaupt auf der deutschen Post erfreut; wer sich davon überzeugen will, braucht nur ein — gesetzlich nicht verbotenes — Abonnement aus das Blatt in Zürich zu nehmr» und rr wird finden, daß ihm dasselbe mit unwandelbarer Regelmäßigkeit inj Han» geliefert wird, regelmäßiger selbst al- nicht verbotene Blätter, bei denen >a hin und wieder, trotz des pünktlichen Postbclriebcs, eine Nummer au-zubleiben Pflegt. In den vier Jahren, wüt rend der»« der „Co- cialdcmokrat" erscheint, sind ein paar Mal größere Posten polizeilich adgesangcn worden; die dem revolutionairen Organe dadurch er wachsene Schädigung erreicht aber schwerlich auch nur den Umfang der Verluste, welche ehedem in einem gleichen Zeiträume dem „Socialdemokraten" von Berlin oder dem „Vorwärts" von Leipzig durch Consiscationen zuaesügt zu werden Pflegten, lieber die Abonnentenzahl de- „Socialdemokraten" ist nicht- bekannt, und wenn die Redaction beständig versichert, daß dieselbe iu „erfreulicher Zunahme" begriffen ist, so ist daraus natürlich an und für sich nicht- zu geben. Allein daß das Organ in nussteigender Entwickelung begriffen ist und immer tiefere Wurzeln in den arbeitenden Cleffen schlägt, läßt sich unschwer aus einer Reche von Umständen erkennen, so beispielsweise an- Art und Zahl der Eorrei'pondcnzcn und namentlich au- de» Quittungen über die von ibm verwalteten Partcisond-, welche naturgemäß nicht die geringste Unrichtigkeit enthalten dürfen, ohne die grimmigsten Zänkereien innerhalb der Partei hervorzurufen. Es soll hier »un nicht wc ler untersucht werden, ob mangelnde- Geschick der Polizei oder die un überwindlichen Hindernisse, welche der moderne Postvcrkehr ihrer Thätigkeit in solchen Dingen entgegenstellt, dies Ergebniß gezeitigt haben; e» genügt, die Thatiachc selbst scstzustellcn, um das bei Len Reichstag-Wahlen regelmäßig hcrvorlrctcnbe W.ichsihum der social- demokratische» Stimmen als das Facil eines sehr einfachen Rechcu- exempclS zu erkennen. Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, daß die aufreizende und erbitternde Agitation des „Socialdemokralcn" nachboltiger und tiefer aus die arbeitenden Klassen wirkt, wie ehedem die Agitation der vierzig oder fünfzig locialdemokratischen Blätter, welche öffentlich erschienen. Nicht nur deshalb,, weil er riae giftigere oder maßlosere Sprache sulirt, und auch nicht allein deshalb, weil ein verbotenes Blatt immer eifriger gelesen wird wie rin erlaubte», sondern namentlich, weil die Ucker- fülle von Anklagen und Beschwerden, vo» Verdächtigungen und Verleumdungen, von denen jede Nummer de» „Soeial- demokralen" übcrquillt. niemal« widerlegt wird, sondkrn von vielen Tausend Arbeitern auf Treue und Glauben liingenommen und weiter verbreitet wird. InSbewndere pflegt der „Socialdcinokrat" fast in jeder Nummer unter voller Nennung der Namen und Beibringung aller möglichen thatiäcdtichen Enizeliiheiten einige Fälle zu erzählen, in denen sich Fabrikbesitzer oder andere Unternehmer der brutalsten und rohesten Tinge schuldig gemacht hoben sollen. Alles die» bleibt völlig i nbericbtigt und e- geht demnach mit sehr natürlichen Tingen zu, wenn die locialdemokratischen Stimmen bei den Reichstag-wahle» zuzunehmen pflegen.
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