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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-08
- Tag1883-08-10
- Monat1883-08
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1883
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Rr-artioi, »nt Lrpe-ttis« Johan«e»gaffe SS. SPrechstunte« trr Uetartio«: Banuitlag« 10-1» Uhr. Nachmittag» 5—S Uhr. «» tt« ««k», »ch »tchl A»««h«e »er f»r »t« »tchftfelgende R»««er »eftt»««« An«-rate «u Wacheatagen tzi» t Uhr Nachmittag«, au »au», uu» -efttage» sei» hi»'/,» Uhr. 2» ten ^liele« für 2«s.-Znn«tzme: vtta «e««. Uaiversittttstrahe »1, Laut» Lösch», «atharinenstraße 18,». /z uur »i» '/,» Uhr KiWMILgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- undGeMsverkehr. Auflage LS,L0v. Ldlmnrmrntsvrris viertelj. 4'/, Mi. incl. Bringerloha 5 ML, durch die Post bezöge« 6 ML , Jede einzelne Nummer SS Pf. Beiegezemplar 10 Pf. Gebütiren ,ür Extrabetlaae» ahne Postbesörderuug SS ML mit Postbesördernn, 48 ML Inserate bgespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut iwferrm Preis- verzcichaiß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höher« Tarif. Reklamen unter Sem Ke-action,strich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate find fiel- an die Vrzieditta« z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraevuiuerancko »der durch Post» Nachnahme. L2L. Freitag den 10. August 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. WM Der anr I. August ». «. fällige zwette Lernrti» der StaatSgrundfieoer ist in Gemägheit de» Gesetze» vom 9. September 1843 in Verbindung mit der durch da» Gesetz vom 3. Juli 1873 getroffenen Aenderung nach Z»et Pfenuigen von jeder Eteuereiuhett zu entrichten und werden die Steuerpflichtigen hierdurch ausgesordert, t-re Tteuerbeiträge von genanntem Lage ab bis spätesten» läl Lage «ach demselben an unsere Stadtneuereinnahme, Brühl 51, abzusühren, da nach Ablauf dieser Frist die gesetzlichen Maßnahmen gegen die Säumigen eintreten müssen. Leipzig, den 26. Juli 1833. Der Rath der Gtadt Leipzig. vr. Tröndlin. stoch. Der zweite Termin der städtischen Grundsteuer ist am L. August diese» Jahre» nach Ein» vom Lausend de» im Kataster eingestellten Grund- werthe» nebst der Kirchenantage für die evangelisch-lutherischen Kirchen vom Grundbesitz »ach Höhe von Elf Pfennigen aus eine Einheit IvttO - fällig. Diejenige» GrundffückSbesiher, welche Mitglieder einer andern mit eigenem GottcShau» am Orte bestehenden anerkannten Religion»- oder Conscsston-gemeinschaft find, haben nur den drillen Theil de» sonst aus ihren Grundbesitz beziehentlich Antheil fastenden Beitrage« zu den Parochial- anlagen zu entrichten. Die Steuerpflichtigen werden deshalb ausgesordert, ihre Steuerbeträge von dem Termine ab bi» spätesten» 14 Tage nach demselben an unsere Stadlsteuereinnahme, Brühl 51, zu entrichten, widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist gegen die Restanten da» Beitreibnng»-Verfahren einzuletlen ist. Leipzig, den 26. Juli 1383. Der Rath der Stadt Leipzig. 11r. Tröndlin. Koch. Gesucht wird anderweit der Schneider und Rohrstuhlkezkeher Gustav Adolf Schade au« Seidau, welcher zur Fürsorge für sein hier in Waisenpflege befindliche» Kind anzuhalten ist. Leipzig, den 3. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) I. A: Richter. Assessor. Nichtamtlicher Theil. Die Llliserbegegnung in Zschl. Schon seit einer Reihe von Jahren begrüßt Kaiser Franz Joses regelmäßig seinen Nlliirten, Kaiser Wilhelm, wenn dieser sich in Gastein zur Cur aushält. Diese Begegnungen sind wesentlich persönlicher Natur und entspringen dem beider» fettigen Bedürsniß. da» zwischen den beiden' Kaiserhäusern bestehende langjährige Freundschasl-verhältniß zu pflegen, aber diese Freunvschast würde undenkbar sein, wenn sie nicht auf dem guten Einvernehmen der Völker Deutschland» und Oesterreich-Ungarn» beruhte. Deshalb sind auch die Blicke dieser Völker bei jeder Begegnung der beiden Monarchen nach- der herrlichen Gebirgsgegend gerichtet, in welcher sic stattfinden und die Telegramme, welche den Verlauf der Zu sammenkünfte melden, werden mit besonderer Aufmerksamkeit gelesen. Durch die Tbeilnahme der Kaiserin Elisabeth an der Begrüßung Kaiser Wilhelm'» erhält die diesjährige Zusammen kunft ein vorzugsweise herzliche» Gepräge und e» kann nicht fehlen, daß Kaiser Wilhelm durch die Anwesenheit der Kaiserin Elisabeth aus dem Bahnhöfe in Ischl in der an» genehmsten Weise berührt worden ist. Die Kaiserin von Oesterreich ist ein durchaus selbstständiger Charakter; e» ist bekannt, daß sie eine vortreffliche Reiterin ist, und mit Eifer den Sport der Fuchsjagd betreibt; sie liebt e», »Nein auf Reisen zu gehen und bald finden wir sie in Ungarn ihre Jagdqründe durchstreifend, bald in England und Schottland, wo sie dem gleichen Vergnügen obliegt. In diesem Jahre hatte sie Baden-Baden zum Aufenthalt gewählt» wo sie auch mit der deutschen Kaiserin znsammentras. Welche ihre Fertig keit und Ausdauer im Reiten bewunderte und von der per» sönlichen Liebenlwürvigkeit der ihr so nahe stehenden Fürstin entzückt war. Bei der Eigenart der österreichischen Kaiserin versteht e» sich von selbst. Laß ihr Erscheinen in Ischl beim Eintreffen de» Kaiser» nicht al» bloßer HöflichkeitSaet aufzu- fasten ist, sondern daß sie nur dem Zuge ihre» Herzen» folgte, al» sie den Freund und Verbündeten ihre» Gemahl» begrüßte. Und diese Empsindung fand wohl noch eine weitere Steige rung durch da» Berhältniß, welche» sich in den letzten Jahren zwischen dem Kaiser und ihrem Sohn, dem österreichisch- ungarischen Thronfolger Kronprinz Rudolf, herausgebildet hat. Dieser Fürst nimmt besonder« lebhaften Anlhcit an den militairischen Hebungen, welche im Herbst all jährlich vor Kaiser Wilhelm abgehalten werden; er war bekanntlich im vergangenen Jahr in Breilau und wird auch bei den Vierjährigen Herbstmanövern am Rhein nicht fehlen. Dort trifft er auf» Neue mit dem ihm persönlich befreundeten Enkel de» Kaiser», Prinzen Wilhelm, zusammen. Die Beziehungen zwischen den beiden Kaiserhäuser« sind in der That so mnig und nach allen Richtungen hin vcrrweigt, daß schon dadurch eine äußerst werthvolle Bürgschaft für den Fertbestand de» Bündnisse» der beiden großen Reiche im Herzen Europa» gewährt wird, und e» «st um so weniger verständlich, daß unter diesen Umständen eine Politik in Dien seit Jahren ihre schädlichen Wirkungen äußern kann, welch« dem deutschen Volke im höchsten Grade unsympathisch ist. E» ist gewiß ein beachtenswerthe» Zeicben für die Beur theilnng, welche diese Politik nickt nur in Deutschland, son der« auch in Oesterreich findet, daß es einer halbamtlichen Abwehr der österreichischen Regierung gegen die Unterstellung bedarf, al» könnte die innere Politik Oesterreich» überhaupt zum Gegenstand der Erörterung in einer Unterredung gemacht werden, welche der deittscke Kaiser mit dem Vertreter der aus wärtigen Politik Oesterreich-Ungarn» in Gastein gehabt hat. Wenn der Berliner Correspondent de»PrageiDlatte» „Bohemia" einem Blatte derartige Eröffnungen macht, so ist e» klar, daß er damit nur ans den Strauch schlagen wollte, denn er war in Gastcin nickt zugegen, al» Graf Kalnoky vom Kaiser Wilhelm empfangen wurde, und e» ist nicht abzu- ehen, aus welchem Wege ihm die Kenntniß von den dort gewechselten Worten geworden sein sollte. Die Abwehr der dfsiciösen in Wien war also mindesten» überflüssig, aber sie ist noch mehr al» da», denn sie enthält da» mittelbare Zu- zeständniß, daß die Politik de» Grasen Taaffe zu den sreund- ckaftlichen Beziehungen Oesterreich-Ungarn» zu Deutschland nicht reckt paffen will. Glücklickerweise fehlt c» ja nickt an Symptomen dafür, daß die Taasic'sche Politik nicht mehr al» die unzweifelhaft richtige und beste an maßgebender Stelle betrachtet wird, denn sonst würde Kaiser Franz Joses nicht bei seiner jüngsten Reise durch Kärnthen und Krain jede Gelegenheit benutzt haben, um da» Deutschthum gegen unberechtigte slaviscke Ueberhebung in Schutz zu nehmen. Je sckärfer die Wir kungen der Taaffe'schen Berlöhnung-potitik sich in schädlicher Horm geltend machen, um so berechtigter erscheint die Hoff nung, daß der Umschlag nicht mehr lange auf sich wird warten lassen. Die Hab»burgische Dynastie ist gleich der Hohenzollcrschen deutschen Ursprung- und diese Abstammung läßt sich aus die Dauer durch die Rücksichten der Politik nicht in den Hinter grund drängen; die Nolhwendigkcit, da» Ganze zusammen zu halten, wird in dem Maaße unabwei«barer, al» die Gefahr de» AiiSeinanderfallS deutlicher hervortritt. Der persönliche Derkebr zwischen den beiden Verbündeten wird dazu beilragen, dem Haupt der Hab-burgischen Dynastie den Berus der deutschen Bevölkerung seines weiten Reich» in anderm Lichte erscheinen ^u lassen, al» die Polilik de- Grasen Taaffe diesen Berus auffaßt. Gras Taaffe will keine Märtyrer schaffen, verliert aber bei diesem Bestreben au» dem Auge, daß die Unterstützung der slavischen Wünsche die Deutschösterreicher zur Rolle der Märtyrer verdammt. E» ist klar, daß von Seiten der deutschen Reick-regierung niemals eine Einmizchung in die inneren Verhältnisse Oesterreich-Ungarn» zu befürchten ist, aber die Wucht der Thatsacken reicht au», um da» de- tehende Mißverhältniß zwischen der äußeren und inneren Polilik Oesterreich-Ungarn» den Völkern beider Reiche zum vollen Bewußtsein zu bringen. Diese» Bewußtsein zu stärken, wird auch die neueste Begegnung der beiden Kaiser in Ischl beitragen. Unsere Parteien. VI. lieber die Gecessionisten, oder wie sie sich selbst licber nennen, die „Liberale Vereinigung", ist wenig zu sagen. Sie wollen angeblich keine besondere Partei sein und ihre biSbcrigen Erklärungen lauten in politischer Hinsicht so unklar und unbestimmt al» möglich. Ihre Mißstimmung und ihr Austritt au» der nalionalliberalen Partei ist im n-.k«! v-. Wesentlichen veranlaßt durch die neue Wirtschaftspolitik der fi? bietet nur ein pathologffchc» Interesse un^ kommt de, der nicht in ihrem politffch-n sv^ Programm, indem Bestreben, die ck .^ „simnencn aegLene sociale Ordnung. nach -mem w.llkUN'w^ sogenannten System gemeinsamer P d 2xrsz,iedenen tio» umzugestalten. Diese» Sy! az^rtei ist sich aber Anlässen auch im Neick-tag daraelegt. d e Par^ ^ ihre vollkommen klar bewußt daß me vu , ^ parlamentarische Thä4.gk°.t erreich n k--nn. und ff-^ Rednertribüne de« R-ickSlag» nur. R Propaganda für ihr-Ideen u^ ändern zu machen. Du Vorstellung, d .< freien versönlich- und dieselben allgemein zur H nIabe h l V Arbeit sociatdemakratischen Theorien oder di- relat - Wahrh WMWW aan, Anderem. Nickt du Hm-'gung selbst zu der -xkrempe sccialistischen im G-g-"sc>tz zu anderen Achtungen '» de Wissenschaft der Nationalökonomie, sondern die praktische, aus nAn« der bestehenden Gcsellschast-ordnnng g-r.ch -'- « tot,-» m e» wci» die Parte, der Socialdemokrate» al« Pari« kennui^ Man braucht nur an du Proarammc" der verschiedenen Gruppen der Socialdemo- 't'raten. deren Widerstreit und ««»gleichuna sich zu erinnern, um sofort außer Zweifel ru sein, daß e». f'cb d«b«, n.cht um theoretische Gegensätze und deren Vermittelung <n höherer Erkenntniß. sofern um di-Herstellung ->n-r'nSgUchstm-ick>t. vollen Organisation, und vor Allem um die Frage handelt^ wem dieses- zu Dienst stehe« solle und w«d-- »»d w« U der 'Müh- unterzogen hat. auch nur vorübergehend du soeiavemokratisch« Tage-presse. zumal b'- ^nner- und lorale f. F. zu verfolgen, der weiß. Laß in derselben nickt einmal em gutgländmer tzanat,«mu» s2r e,n unmögliche« Dogma di- Kd» geM haL sondern daß dueet bu nudersten Reaanaen der menschllchen Seele. Neid und Gennxsucht, m Bewegung gesetzt werden, um. die bethvrten Massen unzu- -friÄen zn machen, gegen alle in ihren Augen besser Sttmrten au^nheben und so de» vermeintlich Glück vnngendcn Umsturz de» B-steh-ndm vorzubereiten. ...... ^ Eine solche Partei ist nicht befähigt und nicht berechtigt, in irgend ei ner staatsrechtlichen Form an der Leitung der Geschicke de» Staate« und de« Reiche» Theil zu nehmen; sie ist lrdigkch eine Feindin de» Slaal». eine Gefahr für denselben, gegen welche er sich mit den geeigneten Mitteln zu wehren bat. Tie Social- dcmokratie iss eine Krankheit, die überwunden werden muß; Regierung. Diese aber wird von einem großen Theil der Nationalliberalen nickt minder energisch bekämpft al» von der Secession. Wir Hallen die Abzweigung der immerhin bedeutenden Kräfte von der nationatlwcralen Partei für einen überflüssige» Schritt und für einen politischen Fehler, für eine Schädigung der liberalen Sache, der die Scccssionisten dienen wellen. Die verschiedenen kleinen Gruppen de» Reichstag», wie Polen, Protestler nnd Autonomisten bieten für unsere Betrachtung ebenfalls kein besondere- Interesse, und auch die Socialdemokraten könnten, wenn ma» ausschließlich »ur ihre Stärke und ihre Leistlingen im Reichstage in» Auge saßt, ein solche» nicht beanspruchen. In anderen Bezicbiingen haben sie aber die öffentliche Aufmerksamkeit in so hohem Maye aus sich gezogen, daß sie Doch nicht ganz mit Stillschweigen zu übergehen sink. Tie höchste Ctimmenzahl, welche sie im Reichstag er reichten. betrug 12 im Jahre 1877, an sich eine kleine Zahl; e» ist aber schlimm, daß eine so eptreme Partei wie die So cialdemokraten dock so viele Candivateu durchbringcn konnte, und noch schlimmer stellt sich die Sache dar, wenn man be rücksichtigt. daß derProcentsatz der socialdcmokratischenWähler viel stärker ist al» der Procentsah der Gocialdemokraten unter den Gewählten. Im Jahre 1877 haben über 9 Precent der Wähler für socialvemokratiscke Candidaten gestimmt, und dieser Procentsatz hat sich bi» heute nicht geändert. Unter den socialistischen Wählern befindet sich unverkennbar eine ganz unverhällnißmäßig große Anzahl solcher, die nur eine leere Demonstration machen und etwa ihren an sich erklärlichen Wunsch nach weniger Arbeit und mehr Lohn zu erkennen geben wollen, und wenn man einige Großstädte nnd die dichtesten Jndustriebezirke, namentlich da« Königreich Sachsen, in Abzug bringt, schmilzt im Uebrigen der Hausen der Socialdemokraten sehr zusammen; der Procentsatz derselben unter den Wählern wird dann wohl kaum halb so groß sein, wie der angegebene. Wie stark oder schwach man aber den ernsthaften Anhang der Social- deinckratie in der Gesammtbcvölkerung schätze, iedciffall« ist ihre Vertretung im Re ich »tag numerisch so schwach, daß sie schon au» diesem Grund nicht al» eine parlamen tarische Partei betrachtet werden kann, welche aus den Gang unserer politischen Entwickelung einzuwirken vermöchte. Noch unerheblicher find aber die parlamentarischen Leistungen der Partei. Dir Forderungen, welche sie im Reich-lag für den Arbeiterstand erhob, wie der Normal- arbeitltag, die Besckränküng oder da» verbot der Frauen- und Kinder-, sowie der EonntagSarbeit u. dergl., man mag dieselben, so wie sie gestellt sind, für begründet und erfüllbar batten oder nicht, betreffen jedensall» so eng begrenzte Specialitäten, daß eine Partei, welche nicht» Andere» aus ihre Fahne zu schreiben hat. in der politischen Entwickelung eine» großen Volke» unniöglich eine Rolle spielen kann; über dies gehören diese, bi» zu einem gewissen Grade von der Gesetzgebung bereit» berücksichtigten Forderungen, wenn man von den äußersten Ilebertreibunarn m denselben absieht, nicht einmal ausschließlich der socialdemokratischcn Partei an. Politisch steht die Partei aus dem allgemeinen Boden de» Radicali-mu», welchen sie zwar einigermaßen umgestaltet, aber nickt gerade verbessert dadurch, daß sie die Staats gewalt nur da, wo sie dem individuellen Belieben de» Arbeiter» hinderlich werden könnte, auf va» Minimum ein zuschränken, sie dagegen aus da» Aeußerste zu steigern sucht, wo sie mit ihrer Hilfe die Ansprüche der Arbeitnehmer gegen über den Arbeitgebern glaubt durchsetzen zu können. Da- eigentlich Charakteristische der Socialdemokratie liegt Weitcrentwickelnng unsere» deutschen StaatSwcsen» nur alö Hcmmniß, nicht äl» active Kraft in Betracht. Leipzig, 10. August 1883. * Ta» Erdbeben auf JSchia giebt auch der letzten „Provinzial-Correspondenz" Veranlassung, mit warm empfundenen Dorten den Wohlthätigkcit-finn de« deutschen Volk» anzurnscn. Die „Provinzial-Correspondenz" schreibt: Seit den großen Zerstörungen in Lissabon (1755), Niobomba (1797), Taraca» ft819), Jeddo (18541 und Vrussa (1855) hat kein Naturereigniß die Thcilnahme civiliflrter Menschen so schmerzlich und so nachhaltig auf sich gezogen, wie da» Erdbeben, durch welche» die Insel Jschia und namentlich der aus derselben belegen« Badeort Lassamicciola am 98. »nd SS. Juli d. I. heimgesucht worden ist. Der ganze Umsang de» durch diesen vnltanischen Auöbrnch herbei- geführten Verloste» an Menschenleben nnd an Eigenthnm läßt sich noch nicht übersehen, alle Nachrichten aber stimmen darin überein, daß da« Elend der Hcimgesuchten einen entsetzlichen Grad erreicht hat und daß es zu wirksamer Linderung desselben dauernder und umfassen der Anstrengungen bedürfen wird. Regierung und Bevölkerung Italien- Haben e» an aufopfernder Hilfeleistung nicht fehle« lassen' König Humbert nnd seine Minister sind trotz der Fortdauer der Erdstöße und der mit diesen verbundenen Vesahr ans den Schauplatz der Katastrophe geeilt, um die Rettung«,nstalten »« leiten, in welchen Militalr und Livilbehörden, Geistliche und oa» den benachbarten italienischen Landschaften herbeigeeilte Freiwillige mit einander rühm- lich wetteiferten. — Trotz der -u» den verschiedensten Theilen Italieuk einlausenden Spende» fehlt aber noch viel, damit der dringeudc» Noth abgeholfen werde. Tausende von Familien find dinnan wenigen Stunden ihrer Ernährer, ihrer Habe, der gewohnten Be dingungen ihrer Existenz, in sehr zahlreichen Fällen anch ihrer Arbeitrsähigkeit beraubt und au»schl!eßlich aus fremd« Unterstützung anaewirsen worden. E« wird der Mitwirkung der gelammten Luiiur- weit bkdürsen, damit auch nur annähernd den zerstörenden Folgen eine» Naturereignisse» gesteuert werde, welch:» zu den entsetzlichste» von unlerer Generation erlebt»» Unglück«fLllen zählt. Ohne daß e« dazu ausdrücklicher Mahnungen bednrst hätte, find innerhalb wie außerhalb Italien« an den verschiedensten Orten private und öffentlich« Veranstaltungen zur Unterstützung der Noch- leidenden anf -jschia getroffen worden. Ein besonder» danken», werthe« Beispiel hat in dieser Hinsicht die Stadt Wien geaebe». »uch m Deutschland wird den Opfer» der surchldaren Zerstör»«« dir wärmste Tbeilnahme zugewendet. Bereinigen sich doch Umstände der verschiedensten Art dazu, dem schwer heimgeluchten Eilande an der italienffchen Küste gerade d-l nn« die wärmste »nd alliemeinstc Theilnahme zu sichern. Italien ist von Söhnen unsere» Lande, von jeher m,t besonderer vorliek ausgesucht worden. Deutsch« .»« den verschiedensten Theilen de» Vaterland«« haben seit Jahren aus dem van der N-tnr mit verschwenderischer Pracht ---gestatteten I«ch„ Erholung und Heilung gesucht, und drr Staat, dem diese Jnltt an- gehört, ist km deursche, Reiche durch de, Gang seiner Geschicke, LTÄ"" d.» hier der Fall sein, ordeutliche» Schicksal besondere Sympathien. MMLNSSSL-Z Zerstörung und der Würde de» deutschen Namen» entsprechende jeisttuer »u de» Unterstützungen gehofft werden dürfen, deren e» Möchte sich bei dieser, durch so viele Umstände zmn Gegenstand- allgemeinster Thcilnahme gewordenen Gelegenheit bewähren, daß der von unserem Zeitalter in Anspruch genoinmene Borzug eine» de- ondcr« stark entwickelten Gefühls für menschliche Nolh und mensch- ichcS Elend, ein gegründeter ist, und daß der WodilhüligkeilSsimi de« deutsche» Volks den Bergleich mit demjenigen anderer Nationen nicht zu scheuen braucht. » Für die nächste RcichStaaSsession wird man nun auch -me Berlage über eine durchgreifende Revision der Gerichtskostengesetze erwarten dürfen. Am 1. October läuft der Tcrniin ab, welcher für eine solche Revision auf Grund der inzwischen zu machenden Erfahrungen bereits bei der Feststellung jener Gesetze in Aussicht genommen wurde. Die rm Juni 188l erlassene Novelle hat da» Bedürsniß einer umfassenden Neuordnung keineswegs wesentlich ver mindert, und der Reichstag forderte damals die Inangriff nahme derselben bereit» für die folgende Session, und al» die lkcgierung mit Rücksicht auf die Nothwendiakeit» zunächst einen Ueberblick über die Wirkungen der Novelw zu erlangen, der Aufforderung nicht folgte, sprach der Reichstag im De« cember 1881 abermal» in dringlichster Weise die Erwartung au», daß eine durchgreifendere Ermäßigung der Gericht»« icbühren nunmehr in der nächsten Session erfolgen werde, ckn der letzten Session nun wurde der Anschluß der Ermitte lungen, aus Grund deren der Aufgabe näher getreten werden oll, wiederholt in Aussicht gestellt, doch traten immer wieder Verzögerungen ein. Besonder» Preußen und Württemberg blieben mit ihren Berichten im Rückstände. Bei der eifrigen Förderung, welche der preußische Justizminister nach seiner n der letzten Lcindlag-session gegebenen Zusage der Sache angedeihen lassen wollte, darf man wohl annehmen, daß» wa» Preußen anlangt. die Lücke nunmehr ergänzt ist, und e» wäre dringend zn wünschen, daß die Resultat, der Oeffentlichkeit nicht vorenthallen würden. Ehe man dieselben kennt» wird sich schwer über die Richtung, in welcher Vorzugrhen sein wird, etwa» sagen lassen. Den Wunsch aber möchten wir doch auSsprechcn, daß man bei den gesetzgeberischen Schlußfolgerungen, welche man au» den gewonnenen Ergebnissen ziehen wird, nicht allzu einseitig fi»calische Tesichtrpuncte in den Vordergrund stellt. In dieser Beziehung haben sich die bisher verbündeten Regierungen in einem wenig erfreulichen G'gensatze gegen die lieberzcugung der gesammten Bolk-Vertrclunq befunden. Während alle Parteien übereinstimmend die Rücksichten der Rechtspflege al« aurschlaggebend für die Normirung drr Gerickttkosten siet- anerkannten, Erklärte der StaatSfecrelair von Schclling bei den Verhandlungen über die Novelle vom Juni 1881 ^ die verbündeten Regierungen würden jede Aenderung der Gerichts kosten davon abhängig machen, ob die Ertragnisse dadurch unter da» Niveau, aus welchem sie sich vor Einführung der neuen Jnstizorgaiiisation befanden, herabsinken würden. In zwischen haben in der letzten preußischen Landtag-session die Minister der Finanzen und der Justiz sich in einer Weise geäußert, welche aus eine gewisse Wandlung der bezüglichen Anschauungen schließen läßt. Wenn auch von einer sehr zweifel haften Voraussetzung ausgehend — daß nämlich die im Justizetat zur Erscheinung gekommene Abnahme der Proteste an sich eine erfreuliche Erscheinung sei -- gab der Finanz minister v. Scholz die für die vorliegende Frage bedeutungs volle Erklärung ab, daß seiner Meinung nach „unter allen großen Mindereinnahme», denen wir auSgesctzt sein können, eine solche bei den Gerickt-kostcn die unbedenklichste sei". Und der Justizniinister Fricdbcrg erklärte: er wolle keineswegs die Meinung cuiSsprechen, daß nicht trotz der schon durch die Novelle von 1581 bewirkten Ausfälle an „eine weitere Ver minderung der Gerichtskosten gedacht werden dürste", daß nicht die Kostengcsetzgebung „eine bessernde Hand vertrüge, ja er- fordere". Von allenEinkünsten seien „diejenigen, welche man au« Processen gewinne, die am wenigsten zuträglichen". Nach diesen Aeußerungen der bctheiligtcn RessorlckesS in dem größten Particularstaate wird man vielleicht die Hoffnung hegen können, daß. wenn eine volle Beseitigung der in der Be völkerung mit Reckt erhobenen Beschwerden sich ohne Ver ringerung der Staatseinnahmen nicht sollte erreichen lassen, hieran» schließlich kein entscheidende» Hinderniß für eine den Bedürfnissen de» Recht» voll entsprechende Reform hergclcitet werden möchte. * Anläßlich der Wiesbadener Ersatzwahl für den Reichstag hat sich eine kleine Episode abgespielt, welche vielleicht allgemeinere Beachtung verdient. In der von der dortigen Centrum Spart ei am 5. August abgehallcnen Versammlung zeichnete der Aba. Lieber die gegenwärtig be liebte Methode, da» politische Leven der Nation in Interessen gruppen auszulösen und diese al» Vorspann zumal für stcuei- prlitische Zwecke zu benutzen. Dabei meinte er, für de.» TabakSmonopol würde viel zu haben sein, aber da» Centrnm denke an keine Handelsgeschäfte. Daraus nahm, dem Berichte eine» liberalen rheinischen Blatte» zufolge, ein anderer Redner da» Wort, welcher durch seine Berufung aus seine Inlimilät mit Windlhorst den Eindruck hcrvorricf, al» spreche er im Ein verständnisse mit dem abwesenden CcntrnuiSführer. Er stimmke dem Abg. Lieber zwar bei, fügte aber hinzu, daß man eS tcc CenlrnmSpartci gewiß nicht übel nehmen könne, wenn sie kirchliche Concessionen gegen kleine Dienste politischer Art ein« tausche, wo sich Gelegenheit hierzu biete. So würden lci- spicl»wcise auf dem Zollgebiete elwaige Wünsche der Re gierung befriedigt werden können — der Redner deutete spccicll eine Erböhung der Gctreidezvlle an — und wenn Hegen da» Zugeständniß der Coinmiinalsteuersreihcit der Offfecere eine Concession aus kirchcnpolitischcm Gebiete erlangt werden könnte, so würde er, der Redner, die» gar nicht für bedenk lich halten. E» wäre dock interessant zu wissen, ob der bc- treffende Herr diese Anerbietungen ganz auf eigene Hand gemacht hat. Bei der im September ssattsindmden Katholiken« Versammlung wird gewiß Herr Windtborst nicht fehlen, und man wird dann hören, wa» er seinerseits der Regierung zu bieten für gut befinden wird. . ^ * Fass 4 Monate sind seit dem 16. April vergangen, an welchem der Hroßherzog Friedrich Franz von Meck lenburg-Schwerin nach vierzigjähriger segensreicher Re« aierung nn Schloß seiner Väter zn Schwerin au« dem Leben schied, und noch bat sein Sohn und Thronfolger da« Großberzogthnm Mecklenburg nickt betreten können. Verbot ihm doch sein immer noch sehr leidender Gesundheitszustand nach dem dringenden Nathc der Aerzte rin längere» Ver weilen in den, rauhen, besonder» sehr unbeständigen mecklen burgischen Klima und machte den Aufenthalt in dem warm«
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