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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-08
- Tag1883-08-15
- Monat1883-08
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rt-arlion und Expedition JohanneSgasse 33. Sprechstunden der Redaktion: Vormittage 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. Ktir tt» -Ntck«i>b< e,»»k1»»dlcr Manulcrcht« macht sich die -iedaction nicht »ntuchllch. «»nähme »er für »te «ichstf«l,e»de Nummer bestimmten Inserate an «ochentaaen bi« » Uhr Nachmittag-, an Tonn- und Festtagen früh bi« /,v Uhr. In den Filialen für Ins.-Ännahme: vtta Klemm, Universität-straße 21. Laui» Lösche, Katharinenstraße 18, p. nur bi» ',.3 Uhr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LS,100. Abonnementspreis viertelj. 4'/, Mil. incl. Bringerloh» 5 Mk., durch die Po>t bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbesörderung 39 Mk. Mit PoftbesSrderung 48 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. Gr-bere Schriften laut unserem Prris- verzeichniß. Tabellarischer ». Ziffernsatz nach höherm Tarif. Reklamen vnter drm Redaktion,strich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stets an die kxpebttion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraemnueramio oder durch Post- nachuahme. ^« 227. Mittwoch den IS. August 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vtkainltinilchimg, dle Landtagswahlen betreffend. Die Listen der in dem II. Wahlkreise der Stadt Leipzig wohnhaften, für die Landlagswahl stimmberechtigten Persrnen liegen von Donnerstag, den ». d. MtS. ab bis mit Mittwoch, den LS. d. MtS. von 8—12 Uhr Vormittag- und von 3—6 Uhr Nachmittag- im Stadthause, Obstmarkt 3, 1. Etage, Zimmer Nr. 87, für die Betheiligtcn zur Einsicht auS. Reklamationen sind »ach tz. 26 de- Wahlgesetze- vom 3. December 1868 nur bis zum Ablauf dcS 7. Tage-, also bi- mit Mittwoch, den IS. August n. v. Zulässig. Leipzig, den 7. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. l)r. Tröndlin. Hennig. Der H. Wahlkreis umfaßt folgende Stadttheile: Antonstraße, Am AugnstuSplatz Nr. 1—3. Bauhosstraße, Bayerischer Platz, Blumengaffe, Brüderstraße, Carlstraße, Earolinenstraße, Dolzcstraße, Dörricnstraße, Dösencr Weg, Dresdner Straße,' Egclstraße, Eiscnbahnstraße, Felixstraße, Friedricbstraße, Garlenstraße, Gellcrtstraße, Gerichtsweg, Glvckenstraßc, Grimmaischer Steiiuvcg, Hospitalstraße, Vor dem Hospitaltbore, Iablonowökystraße, Inselstraße, IohainieS- gaffe, Im Johannisthal, Kchlenstraßc, Königsplatz. KönigS- straße, Kreu;straße. . Kurprinzstraße, Kurze Straße, Lange Straße, Leplaystraße, Licbigstraße. Lindcnstraße, LöSnigcr Straße, Marienstraße, Maricnplatz, An der Milcbinscl. Miiel- straße, Nürnberger Straße. Platostruße, Poststraßc. Quer straße, Rabcnsteinplatz, RanstffchcS Gaßchcn, Rendnitzcr Straße, Roßplatz, Noßstraße, Salomonstraße, Schiitzenstraße, Secburgstraße, Stephanstraße, Sternwartenstraße, Am Täubchenweg, Tauchacr Straße, Teichstraße, Thalstraße, Turnerstraße, UlrichSgaffe, Webergasse, Windmühlengasse, Windmühlenweg. " blatte- für daS Königreich Sachsen ist bei unS eingcgcmgen und wird biS zum 311. d. M. auf dem NathhauSsaalc zur Einsichtnahme öffentlich auöbängcn. Daffelbe enthält: Nr. 26. Bekanntmachung, die Begründung und Abgrenzung des katholischen Psarrbezirks zu Radebcrg betreffend; vom l. August 1883. Nr. 27. Bekanntmachung, die Bornahme einer Ergänzung-- Wahl für die I. Kammer der Ständeversammlüng betreffend; vom 3. August 1883. Nr. 28. Verordnung, die Vornahme von Ergänzung-Wahlen für die II. Kammer der Ständevcrsainmlung be treffend; vom 3. August 1883. Nr. 29. Verordnung, die Bestellung von Eommiffarcn für die Ergänzungöwahleu zur II. Kammer der Ständc- versanimlung betreffend, vom 4. August 1883. Nr. 30. Verordnung, die Expropriation von Grnndcigcnthum für Erweiterung des Bahnhofs Netzschkau betreffend; vom 28. Juli 1883. Nr. 31. Decret wegen Bestätigung der Genoffcnschaftsord- nung der Genossenschaft für Berichtigung der Jlsen- bach bei Lausigk; vom 1. August 1883. Leipzig, den 13. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. llr. Tröndlin. Stöß. Vckanntmachung. Da- 19. Stück des diesjährigen ReicvSgesctzblatteS ist bei unS eingeganaen und wird biS zum September dieses JahreS aus dem NathhauSsaale zur Einsichtnahme öffent lich auSbängen. Daffelbe enthält: Nr. 1510. Gesetz, betreffend die ConsulargerichtSbarkeit in Tunis. Vom 27. Juli 1883. Nr. 1511. Allerhöchster Erlaß, betreffend die Zahlungs anweisung der Vergütungen für die durch die Truppenübungen entstehenden Flurschäden. Vom 24. Juli >383. Nr. 1512. Bekanntmachung, betreffend die Uebereinkunst mit Luxemburg 'wegen gegenseitigen Marken schutzes. Bom 2. August 1883. Leipzig, den 11. August 1883. . Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Stöß. Bekanntmachung Die Herstellung einer Thoiirohrfchlenße in der Fahrstraße de- AugustnSvlatzeS ist vergeben und werden die unberück sichtigt gebliebenen Bewerber deshalb hiermit ibrcr Offerten entbunden. Leipzig, den 11. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. — vr Tröndlin. CichoriuS. Bekanntmachung. Wegen Herstellung der Kochstraße wird dieselbe aus der Strecke von der Kronprinz- biS zur Atchtestraße von Donnerstag, den I«. hsS. MtS. ab für allen unbefugten Hahrverkehr gesperrt. Leipzig, am 11. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Tröndlin. Hennig. Wotinnngs-Vmnietlinng. In dem U«t»ersitäkSgr»»dftücke Nitterftratze Nr. S ist die 3. Etage de- Vorderhauses, bestehend au- Varsaal, 7 Zimmern, 2 Aikaven, 3 Kammer». Küche und übrigem Zubehör, vom I. April 1884 an, nach Befinden auch schon vom 1. Oktober d. I. oder Neujabr 1884, auf 5 Jahre im Wege der Licitation, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bewerbern, anderweit zu vermiethen. Reflektanten werden ersucht. Freitag. den 17. Anglist d. I. vormittag» II Nhr Im Universität--Rcntamte, wo auch die Licilation-bedinguugen zur Einsicht an-liegea, zu erscheinen und ihre Gebote ab^ngebcn. Leipzig, am 8. August 1883. Uniberßtät- - Rentamt. Graf. Nichtamtlicher Theil. Zur Lage in Spanien. Die Nachrichten auS Spanien lasten an Zuverlässigkeit noch immer zu wünschen übrig So viel ist aber jedenfalls gewiß, daß die Erhebung in Badajoz keine vereinzelte ge wesen. denn unmittelbar darauf empörte sich auch eme Cavallcne-Abtheilung in Nagcra, die sich, wie die ossicicllen spanischen Berichte versichern, nach dem Gebirge gewendet habe und dort von den königötrcuen Truppen verfolgt werde. Ob diese Verfolgung sich bestätigt, bleibt noch abzuwarten, aber bedenklich scheint immerhin die Ocrllichkeit, wo diese- zweite Pronunciamenlo statigefundeu hat. Nagcra ist nämlich etwa drittbalb Meilen westlich von Logrono entfernt, da- in der Geschichte der spanischen Bürgerkriege einen hervor ragenden Rang einnimmt. Es ist eine mittelgroße Stadt im oberen Ebrothale und der Heimathsort dcS alten Meister in Militairverschwörungen, de- Marschalls ESpartero, wo dieser auch den Nest seine- vielbewcgtcn Lebens zugebracht hat. Dort hatte sich um den allen Progressistensübrer eine ganze Gesellschaft von GesinnuugS- und Parteigenossen an- gesicdclt. ja der ganze Landstrich theilte daS politische Glaubens- bekenntnig des Marschalls und seiner Anhänger und war bis zu dem l879 erfolgten Tode E-parlero'S aiS der Mittelpunkt der entschiedene» Liberalen Spaniens zu betrachten. Selbst König Alscnso mußte nach seiner Thronbesteigung sich entschließen, zur Betätigung seiner liberalen Gesinnungen eine Fahrt nach Logrono zu niiternebmcn. Seil dem Tode ESparlero's ist freilich die frühere Bedeutung der Stadt geschwunden, aber die entschieden progressistische Stimmung ist in der ganzen Landschaft noch vorhanden. AuS diefem Grunde ist die Bermuthung nicht ausgeschlossen, daß die in Nagcra revollircnde Cavallerie nur deshalb nach den Bergen sich gewendet, um dort niit der Bevölkerung, den Söhnen der alten Kampfgenossen ESparlero's, Fühlung zu nehmen und im Vereine mit diesen einen hartnäckigen Kleinkrieg zu führen, zu dem der ganze Landstrich wie geschaffen ist. Dieser, von wilden Felsschluchten zerrissen, welche aus beiden Seilen nahe an den Ebro reichen, von mangelhafte« Verbindungen, die den Marsch größerer Truppenabthellunge» mit Geschütz erschweren, war in den spanischen Bürgerkriegen schon wiederholt der Schauplatz langwieriger nnd blutiger Gucrillakämpse. Dazu gesellt sich noch der Borthcil der ver- hältnißmäßig centralen Lage dieses OperationStcrrainS; in Badajoz komiten die Insurgenten sofort über die Grenze ge drängt werden, worauf jenieitS derfelben ibrc Entwaffnung von den Portugiesen erfolgen mußte. Im Norden von Alt- castilien aber, in der Provinz Logrono, in der Rioja, oder in dem am linken Ebro-User beginnenden Navarra, haben die königlichen Truppe» jedenfalls mit mancherlei Schwierig keiten zu kämpfen. Trotz der spärlichen Nachrichten, welche bis jetzt über die ganze Bewegung vorliegcn, nimmt sie die spanische Regierung dennoch sehr ernst. DaS erhellt schon daraus, daß König Alfons» das Ministerium ermächtigt, überall, wo es noth- wendig scheint, den Belagerungszustand zu verhängen, ja die jüngsten Depeschen sprechen sogar von einem bevorstehenden Ministcrwcchsel. UcbcrvicS sollen, nach französischen Berichten, die Kampfe in Gero»« und FigueraS sorldauern und auS vielen Gegenden EatalonienS schlimme Nachrichten kommen. Gegenüber der ersten Erhebung in Badajoz hatte die spanische Negierung »och den Schein zu wahren gesucht, alö ob sie diesen Vorfall leicht nehme und des billigen Erfolges von vornherein sicher gewesen wäre. Gegenwärtig scheinen aber die Dinge, trotz officiöscr Abschwächungen, wesentlich ander- zu liegen. WaS die Erhebung in Logrono betrifft, so weiß man zwar nicht, ob sie mit der in Badajoz in direktem Zusammenhang stand, aber wahrscheinlich ist. daß beide Aufstände gleichzeitig beginnen sollten und da- Werk einer weil verzweigten Ver schwörung sind, von deren Existenz die Regierung in Madrid erst spät Nachricht erhalten haben dürfte. Darauf scheinen auch die außergewöhnlichen Maßregeln hinzuwciscn, welche die Negierung zur Verhinderung der Ausbreitung der Be wegung ergriffen hat. VcmcrkcnSwerth für die Verhältnisse in Spanien, zumal aber für'die Zustände und Stimmung in der Armee scheinen die Umstände, unter welchen die erste Erhebung in Badajoz stattgesunden hat. An der Spitze derselben stand der wegen seiner Tapferkeit und seines Charakters in der spanischen Armee sehr beliebte Oberst Riva. Ihm schloß sich die qe- sammte Garnison, daS OsficiercorpS mit inbegriffen, an. Die Aufständischen proclamirtcn. wie bereits gemeldet worden, die Republik und die Verfassung von 1869 und bezeichneten Zorilla als Oberhaupt dcS neu zu errichtenden spanischen Freistaates. Die Mittheilung von der Erhebung wurde von Riva und der zusammengerretencn provisorischen Junta dem Ministerium in Madrid sozusagen ofsiciell mitgetbcilt, bevor die telegraphischeVcrbindung zerstört wurke.WcShalb dieJnsurgcntcn in Badajoz keine ernste Vcrlheidigung versucht, sondern beim Anmarsche der königlichen Truppen die portugiesische Grenze überschritte», ist noch nicht hinlänglich aufgeklärt. Vielleicht hat man in Badajoz im Augenblick des LoSschlagenS die Nachricht von anderen PronunciamcntoS erwartet, die aber auSgeblieben ist. In Folge dessen hat vielleicht Oberst Riva seine Sache für verloren gehalten und sich mit den auf ständischen Truppen nach Portugal zurückgezogen. Auf eine andere Weise läßt sich diese Erhebung, die alsbald sich wieder aufgegeben, kaum erklären. lieber den Aufstand in Logrono und seine Tragweite fehlen bisher, wie schon erwähnt, ausreichende und zuverlässige Miltbeilungcn, weshalb e« schwierig ist, an die dortigen Er eignisse einen kritischen Maßstab zu legen. Es kann auch dort die Erhebung wieder in sich zusammcngebrochen sein, aber ebenso möglich ist c-, daß die Revolution in der ihr dort geneigten Gegend ihren Kreislauf sortsetzt. Auch steht die eine Thatsacbe jetzt schon fest, daß cS bezüglich der Dauer der Monarchie in dem unglücklichen, politisch durcbwühllcn Spanien lange nicht so gut bestellt ist. wie man seit einigen Jahren dem Auslände glauben machen wollte. Die einheimische Revolution-Partei bat auf ihre Absichten und Pläne noch keineswegs verzichtet, ja, WaS noch bedenk licher, die republikanische Propaganda der Franzosen bemüht sich, seit sie für ihre Zwecke Italien al» einen verlorenen Posten betrachten muß. ihren ganze» Einfluß in Spanien geltend zu machen. Ui» sich von der Richtigkeit dieser Be hauptung zu überzeugen, darf man gegenwärtig »ur einen Blick in die Pariser republikanischen Blätter tbun. ES scheint also, daß im Bunde mit dieser Propaganda die republikanisch- spanische Emigration in Paris bei den neuesten Vorgängen in Spanien ihre Hand niit im Spiele hat. Darauf deutet auch der Name Zorilla, dem man immer wieder begegnet; er gilt gegenwärtig als daS leitende Haupt der sehr rührigen republikanisch gesinnten spanischen Emi granten. Dieser frühere Minister dcS Königs Amadeuö hatte sich nach der Abdankung desselben der republikanischen Partei angcscbloffen. war nach der Thronbesteigung de« König- Alsonso aiiSgewandert und unterhielt, theil« von Genf, theclS von Paris äuS. eine sehr rührige Agitation unter den republi kanischen Elementen Spanien«. An jeder Verschwörung, welche seither dort entdeckt wurde, war Zorilla bethclligt und sein Name gilt in den dynastische» Kreisen Spaniens als besonder« gefährlich. In wie ferne er mit der gegen wärtigen Bewegung zusammenhängt, darüber dürsten unS mit einer gleichzeitigen Darstellung ihre« Umsangs und ihrer Einzelheiten wohl schon die nächsten Tage die gewünschten AniieliliiNe brinaen. Leipzig, 15. August 1883. * DaS Vorgehen des Statthalter» von Elsaß- Lothringen gegen die Gründung eine- proteftlerischen Blatte- in Metz beginnt jenseits und diesseits der Vogesen viel Staub auszuwirbel». Von Frankreich ist daS selbst verständlich; dort ist man mit der Hetzerei gegen Alle», was deutsch beißt, so schön im Zuge, daß jede neue in diesem Zusammenhänge zu verwerthenve Thatsache mit Heißhunger entgegengciivmmcn wird. WaS Deutschland anlangt, so mag sichHerrÄntoine, derReichStagSabgeordnete für Metz und Vater jenes journalistischen Gedankens, beglückwünschen, daß dies Ereigniß in die an ZeilungSstoss so arme Sommerszeit gefallen ist; sonst würde cö wohl wenig Beachtung gesunden haben. Da mit soll freilich nicht gesagt sein, daß eS diese Beachtung nicht verdiene. Es wird ja auch in Deutschland nicht an Stimmen fehlen, die auf diesen Fall Las minima non curat praetor" anwenden und deshalb den Manteufscl'schen Erlaß tadeln möchten. Aber mit Unrecht, wie wir glauben. Es mag schon sein, daß eS Herrn Antoine zunächst auf ein — allerdings recht wohlseilc« — persönliches Martyrium ankam — em Zweck, den er ja vollkommen erreicht hat. Indeß, bei der Herausgabe de- beabsichtigten Journal» „Metz' handelte es sich um die Verwirklichung eines Programme», de- Pro- grammcS der „Action". Weis das heißt, bedarf keiner wei teren Ausführung. Ohne Zweiset würde eine solche Be wegung, wenn man sie gewähren lassen wollte, alSbatd mit den Grundlagen dcS heutigen staatsrechtlichen Verhält nisses von Elsaß-Lothringen in Eonflict kommen müssen. Darum hat der Statthalter die Gefahr gleich im Entstellen beseitigt. Herr Antoine hat nun in einem Schreiben, dessen geistiges Niveau ihn kennzeichnet, dem Statthalter die Be rechtigung zu diesem Schritte bestritten. Seine Beweisführung ist freilich ganz unhallbar. Nach tz. 10 des Gesetzes vom 30. December >871 ist der Statthalter „bei Gefahr für die öffentliche Sicher heit" ermächtigt, „alle Maßregeln ungesäumt zu treffen, welche er zur Abwendung der Gefahr für erforderlich er achtet." Jedermann erkennt, daß, wenn irgendwo die An wendung dieses Paragraphen jedenfalls im vorliegenden Falle berechtigt war. Herr Antoine mag glauben, mit seinem Er- lcbniß einen neuen Beweis für die Verwerflichkeit deS viel berufenen tz. 10 erbracht zu haben; wir von unserem Stand- punct auS sind der Meinung, daß man seine Nothwendigkeit gar nicht schlagender hätte darthun können. Bekanntlich halten die Elsaß-Lothringer schon zu Anfang der letzten langen ReicbS- tagSscssion die Aushebung des H. lO beantragt. DaS Cen trum hat es auS Rücksicht aus seine bekannten Handelsgeschäfte zur TiScussion dieses Antrages nicht kommen lassen. Wenn in der nächsten Session Herr Windthorft diese Debatte end lich gestatten wird, dann wird eS sicherlich keinen wirk sameren Redner für die Beibehaltung des Paragraphen geben, a!S Herrn Antoine. Gelobt er doch in dem erwähnten Schreiben, ganz Deutschland sagen zu wollen, „guolles «ont nos aspi- rations, guolles sont nos rcvonüickitions!" In Erwartung dcS weltgeschichtlichen Tage-, an welchem der Abgeordnete für Metz auf der Tribüne des Reichstags erscheinen wird, freuen wir unS einstweilen der Energie, mit welcher die Ver waltung de- NcichSlandcS den geplanten Treibereien von vornherein entgcgengetreten ist, und sind überzeugt, daß die selbe im Rcickülande wie bei unseren westlichen Nachbarn eine nicht unersprießliche Klärung der Ansichten bewirken wird. * In der polnisch-klerikalen Presse ist die Frage aufgeworfen worden, ob das neue preußische kirchen politische Gesetz, welches bezüglich der Anstellung „ab berusbarer" HilsSgeistlichcn die Anzeigepflicht und daS staat liche Einspruchsrecht beseitigt, die Wirkung hat. daß die von inzwischen abgesctzten Bischöfen früher angestelltcn, wegen Mangels der Anzeige aber staatlichcrseitS vom Amte entfernten Geistlichen der genannten Kategorie, nunmehr ohne Weiteres in das ihnen damals übertragene Amt cinzutreten befugt seien. Nachdem polnische Blätter, welche für die Diöccse Posen-Gnescn die Amtsübernahme solcher Geistlichen bestimmt ankündigten, bezüglich der RcchtS- aussaffung einem sehr energischen Widerspruche von ossiciöser Seile begegnet sind, unternimmt nunmehr die „Germania" den Nachweis, daß die obige Frage zu bejahen fei. Ihre ganze Beweisführung, so geschickt sie auch ausgebant erscheint, beruht aus einer falschen Voraussetzung und ist somit hinfällig, tz. 17 de- Gesetze« vom 11. Mai 1873 lautet: „Die Ueber- tragung eines geistlichen Amte-, welche der Vorschrift deS tz. 1 (betreffend da» Indigenat, die Vorbildung und die Anzeigcpflichtj zuwiverläufl, gilt als nicht ge schehen." Diese Bcstimmuiia ist völlig klar, und man sollte meinen, daß damit jede Discussion über jene Frage abgc- schnitten wäre. Die „Germania" bringt cS aber fertig, nahezu da» Gegenthcil dessen in diesen Sah hinein zu interpretiren, was klipp und klar darin steht. Sie benutzt dazu den tz. 2l desselben Gesetze», in welchem der Staat an d,c Verurthei- lung zur Zuchthausstrafe, die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte ». s. w. nicht den „Verlust de» geistlichen Ämteö", sondern die „Erledigung der Stelle, die Unfähigkeit zur AuS- Übung dcS geistlichen AmleS und den Verlust dcS AmtSein- kommen-" knüpfte. Hieran» will die „Germania" ent- ncbmen, daß auch nach der Auffassung der Maigesetze die Verleihung deS geistlichen Amte-, wie die Beseitigung auS dem- selben lediglich Sache der Kirche sei, und sie folgert weiter, daß >cneS „gilt als nicht geschehen" sich nicht aus die kirchliche Uebcr- tzragung deSAmteS, sondern allein auf die staatliche Anerkennung derfelben beziehe, so daß also in den in Rede stehenden Fällen die kirchliche Berufung in» Amt „och fortbestche und nur die Nichterfüllung der Anzeigepflicht bisher die Ausübung de« Amtes gehindert habe. Man sieht aus den ersten Blick, das; hier eine Trugschluß vorliegt. Zunächst ist zu beachten, daß cS sich in tz. 2l nicht wie in tz. 17 um ein politisches Hinderniß der Ausübung des geistlichen Amtes handelt und daß der Staat es der Kirche nicht verschränken mochte, gegen Geistliche, welche die bürgerlichen Ehrenrechte verloren haben oder zu Zucht hausstrafe vcrurthcilt sind, diSciplinarisch vorzngchen. Ferner aber kommt in Betracht, daß eS sich im tz. 2l um die Ent fernung eines Geistlichen handelt, dem daS Amt rits unter staatlicher Anerkennung übertragen ist. Wenn daS Iuligcsctz bestimmt hat, daß der StaatsgerichtSbos nicht mehr auf Entlastung aus einem geistlichen Amte, sondern nur auf „Unfähigkeit zur Bekleidung" desselben erkennen darf, so können hieraus rückwirkende Schlüffe nicht gezogen werden; im Uebrigen trifft aber auch hier zu. waS wir soeben Über den Unterschied zwischen Amtscntlaffnng und nachträglicher Anerkennung einer als überhaupt nicht geschehen geltenden Amtsübcrtragung ausgesührt haben. * AuS Kiel, 12. August, wird der „Vossischcn Zeitung" geschrieben: „Tie Besetzung der beiden Station-chefs stellen in Kiel und Wilhelmshaven steht zwar noch auS, aber in sonst gut unterrichteten Kreisen glaubt man nach wie vor, daß Eontreadmiral LivoniuS Direktor in der Admiralität bleiben, Eontreadmiral Graf v. Monts die Nordseestation und Eontreadmiral v. Wickede die Ostsee- siation erhalten wird. Ein hier und da austauchendes Ge rücht, daß der bisherige Chef dcS deutschen Geschwader» auf der ostastatischen Station, Eontreadmiral v. Blanc, an die Stelle de« Viceadmiral» Bätsch trete» werde, entbehrt jeden Haltes. Herr v. Blanc ist der jüngste Eontreadmiral, und er würde eine ganze Stufe der AvancementSlcider überspringen, wenn man ihn gleich zum Chef einer Stativ» machen wollte. ES ist daran offenbar gar nickt gedacht; nach den bisherigen Bestimmungen wird Herr v. Blanc nach seiner Rückkehr äuS Ostasien von Berlin nach Kiel versetzt, um als zweiter Ad miral der Station der Ostsee zugetheilt zu werden. In Wilhelmshaven dürste die Stelle eines zweiten Admiral» noch längere Zeit vacant bleiben, auS dem einfachen Grunde, weit Eontreadmiral Freiherr v. Schleinitz an der Spitze de» Hydrographischen Amte- bleiben wird und sonst kein Eontreadmiral mehr zur Verfügung steht. Wären di« Ge schäfte des zweiten Admiral- bei den Stationen von größerer Erheblichkeit, so könnte man dieselben in Ermangelung eines Admirals auch sehr gut einem Eapitain z. S. übertragen, ober nach der bestehenden Organisation ist die Wirk samkeit der zweiten Admirale auf den beiden Stationen eine beschränkte, und daS otliim cum cki^uitato überwiegt. Dies ist den älteren StabSofficieren. welche einen beschwer lichen Dienst auf den auswärtigen Stationen gehabt haben, wohl zu gönnen, und eS macht sich oft die Hoffnung geltend, daß das Menschenmatcrial auf der Marine über haupt in Zukunft mit etwas mehr Schonung behandelt werden möge, als eS in den letzten Jahren der Fall war. Der zu stark forcirte Dienst aus dem Meer und in den Tropen verbraucht die Menschen zu schnell und trägt auch dazu bei, die wirkliche Freudigkeit am Berufe zu vermindern. Die weitere Folge würbe ein Anschwellcn der Pensionen zu einer Höhe sein, die nicht mehr im Vcrhältniß zu der Höhe der Ausgabe für die activen Ossiciere stände. AuS allerlei Anzeichen läßt sich schließen, daß Herr v. Caprivi'S Bestreben darauf gerichtet ist, insbesondere in den Personalverhältniffcn stabile Zustände hcrbeizuführen. Diejenigen, welche in den letzten Wochen von der Eventualität eines neue,, Wechsels in der Admiralität gesprochen haben, müssen der Wirklichkeit der Dinge fern stehen. Die Ausgabe, an der Spitze der Ver waltung der Marine etwas Tüchtiges zu leisten, ist dock zu verlockend, und die Möglichkeit, sich in die neuen Dinge hinein zu arbeiten, liegt keineswegs so fern. In den technischen Dingen müssen die Techniker selbstverständlich zu Wort kommen. Den Geschwaderübungen schenkt der neue Ehcs der Admiralität seine lebhafte Thcilnahmc, und er soll bei der Besichtigung in der vorigen Woche auS seiner Befriedigung über die Leistungen kein Hehl gemacht haben. Um aber ein fach männisches Urthcil zu haben, ist der Eontreadmiral Graf v. Monts, der in der vergangenen Wockc an Bord der „Pommerania" die deutschen Küsten der Nordsee inspicirt hat. beordert, sich in die Ostsee zu dem UebungSgcschwader zu begeben, um dem Chef der Admiralität über daS Resultat der Hebungen Bericht zu erstatten. Herr v. Eaprivi felbst wird im nächsten Monat die Fahrt deS Geschwaders von Danzig nach Kiel mitmachcn." * Die Nachricht, daß Rumänien, den VermittelungS- versuchcn Englands Folge gebend, sich zu einem Einlenken der Donau frage gegenüber entschlossen habe, wird dem „Pestcr Lloyd" auS Bukarest „von compelcntesier Seite" als gegenstandslos bezeichnet. England habe seit der be kannten Antwort Rumäniens aus die im Namen der Mächte ergangene Aufforderung deS Londoner EabinelS keinen neuen Schritt gethan, um die Bukarester Regierung für den Bei tritt zu den Londoner Protokollen zu bewegen. Uebcrdies sei die Stellung Rumäniens zu den Abmachungen der Donauconferenz eben in dieser Antwortnote so klar um schrieben worden, daß eine unveränderte Annahme der Londoner Beschlüsse zur Regelung der Donaufrage ganz außer dem Bereiche der Möglichkeit liege. WaS die bevor stehende Ratification der Londoner Protokolle anbelangt, so glaube man in Bukarest, derselben keinerlei praktische Be deutung beimeffen zu sollen. Man sei nämlich der lieber- zeugung, daß die passive Opposition Rumäniens und Bul gariens den Zusammentritt der vorhcrgcschencn Oommlssion ao snrveiUnoco unmöglich machen, und daß demzufolge die Donaufrage trotz der Ratification der zu ihrer Lösung ge faßten Beschlüsse ebenso eine offene bleiben werde, wle eS die Fragen betreffs Schleifung der bulgarischen Donaufestungcn und der Ucbernahmc eines TheileS der türkischen Staats schuld durch die Kleinstaaten der Balkan-Halbinsel trotz der diesbezüglich zu Berlin getroffenen vertragsrechtlichen Be stimmungen geblieben find. * Am Sonntag vollzog sich ein Ereianiß, weiche» in de« Augen vieler Leute, die gern m europäischer Politik machen, von immenser Tragweite ist. Der Schauplatz de» großen Ereignisses ist Cettinje, die Hauptstadt der Schwarzen Berge, wo durch den Trauungssegen deS Metropoliten die beiden Häuser Njegusch und Karagcorgevic in die innigste
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