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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830820
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830820
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-08
- Tag1883-08-20
- Monat1883-08
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Retartion und LrpkdMo« Johaanetgasje 33. -Pttchkundru drr Ukdactiou: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. gtlr »i« «acht sich A«««h«e »er für »t< «ächstsalgettste Nn««er besti««teu Inserate an Wochentage» »t» 3 Uhr Nachmittag«, au Gönn» »nd Festtagen früh »t»'/,» Uhr. 2« de« Filiale» für 2us.-^noah»e: vtt« Klemm, Universttättstraßr 21, Lonts Lösche, Kathariueustraße iS, v. nur dt« '/,S Utr Utip)igcrTagMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GrschüstSverkehr. Auflage LS,IVO. ^donnementsprei« viertelj. 4'/, incl. Briuaerlohn 5 ML. durch die Post bezogen S Mi. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbesörderung 39 UL «tt Poftbesorderuug 4S IN. Inserate «gespaltene Prtttzeile LbPf. Größerr Schriften laut unsere« Press» verzeichuiß. Tabellarischer «.Aifferusatz nach höhenn Tarif. kerlaraen unter dem Ledaetiousstrtch die SpaltzeUe SV Ps. Inserate stad stet» au die GrDetMa» »» seudeu. — Rabatt wird nicht gegebe». Zahluug prnonnwarnnäo «der durch Post- Nachnahme. 232. Montag den 20. August 188L 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. DaS 20. Stück beS diesjährigen RcichSgesehblatte« ist bei u»s eingegangen und wird bis zum 8. September dieses Jahres auf dcpi RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffent- ilch auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 1513. Uebereinkunft zwischen Deutschland und Frank reich, betreffend den Schutz an Werken der Literatur und Kunst. Dom IS. April 1883. Leipzig, den 16. August 1883. Der Rath der Stadt Letpz^. vr. Tröndlin. Bekanntmachung. Die Unsitte. Papierstücke ««d andere Gearaständr 1« de» städtische» Promenadenaalagen, auf Straße» und öffentlichen Plätze» ohne Weitere- von sich zu werfen, hat so überhand genommen, daß eS geboten erscheint, dagegen einzusckrciten. Insbesondere kann nicht ferner geduldet werden. Laß in der Umgebung der Promenadenbänkc Abgänge von Lebensrnitteln und die znm Einschlagen der letztern benutzten oft sehr unsaubern Papiere umhergestreut werden. Daher werden diejenigen, welche sich derartiger Benin reinigung schuldig machen, nach unserer Bekanntmachung vorn 1. Juli 1871, welche jedwede Straßcnverunreinigung ver bietet, unnachsichtlick um Geld bis zu 6ü ^ oder mit Hast bis zu 14 Tagen bestraft werden. Erwachsene Personen, welche mit unter ihrer Aufsicht stehenden Kindern auf Straßen, Plätzen und Promenaden Verkehren, haben bei eigener Verantwortung dafür zu sorgen, daß die Kinder obiger Vorschrift nickt zuwrderhandcln. Vorstehende« erstreckt sich auf alle öffentlichen Straßen, Plätze und Promcnadenaulagen einschließlich des RosentbalS und SckeibenbolzeS, sowie auf alle sonstige öffentliche Ver- kchrSräume, wie Borränme und Treppen der Theater oder anderer öffentlicher Gebäude und dergl. Zugleich bringen wir hierdurch in Erinnerung, daß durch unsere Bekanntmachungen vom 18. Juni 1866 und 24. Juli 1868 da- Einwerfen von Nnrath in die Flüsse bei Strafe verboten ist, und es wird in dieser Hinsicht obige Strafe hiermit ebenfalls festgesetzt, und da- Verbot aus den Schwanenteich und den Teich im Johannaparke erstreckt. Leipzig, den 14. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndliw Hennig. In Gemäßheit LeS tz. 1 der Instruction für die Ausfüh rung von Wasserrohrleitungen und Wasseranlagen in Privat- arundstücken vom 1. Juli 1886 und der tzK. 2 und 7 des Regulativs für GaSrohrleitungcn und G.'sbeleuchtungSanlagen in Privatgrundslücken vom 2. März 1863 machen wir hier durch bekannt, daß der GaSteckniter Herr Karl Hermann Weiske, hier, Moritzstraße Nr. 16 zur Uebernahme solcher Arbctten bei un« sich angemeidet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 16. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Wolfram. vr. Tröndlin. In Gemäßheit de« tz. 1 der Instruction für die Ausfüh rung von Wasserrohrleitungen und Wafferanlagen in Privat- grundstücken vom 1. Juli 1886 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klemper Herr Friedrich Schlade, hier, Lindenstraße Nr. 1, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei unS sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 18. Auguff 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Wolfram. Wegen Herstellung der Schleuß« wird der Schleußiger Weg auf der Strecke von der Spieß» bi» zur Lützowbrüeke von DienStag, den 21 ds». Mt», ab bi« zur Fertigstellung der Arbeiten für alle» «abefngtea Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 18. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Hennig. Erstatteter Anzeige zufolge hat die ledige Johanne Jda Krahl au« BolkmarSdors ihr unterm 11. April 1882 von der OrtSbehörde ^ Mutzschlena ausgestellte« Dienstbuch vor Kurzem in hiesiger Htsdl verloren. Wir bitten, da« Buch im Aufsiudung-falle bei uu» abzullefern. Leipzig, am 17. August 1883. Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Brelichneider. lisdr. Faldlx. Nichtamtlicher Theil. * Die „NationalliberaleCorrespondenz" schreibt. Di« neuerding» unverhüllt hervortretenden katholisirenden Bestrebungen der evangelischen Orthodoxie werden im ultramontanen Lager mit großem Jubel begrüßt. Am bezeichnendsten äußert sich darüber der „Westfälische Merkur". „Es ist nicht uninteressant, heißt eS darin, daß die „Allgemeine cvangelisch-lutberiscke Kirckcn- Zeitung" nicht nur evangelische Predigerseminare will, sondern m der ganzen Art der BeweiSsührung und der Sprache unverkennbare katholische Anklänae hat. Wenn ». v. gesagt wird, die Prediger sollten Verständniß dafür »«kommen, wa« e« heiße, „Diener der Kirche zu sein", wenn gefordert wird, daß sämmtliche künftigen Kirchendiener „in die geistige Machtsphäre der Kirche kommen", wenn über haupt fortwährend von ..der" Kirche und ihrem „institutionS- mäßigen" Einflüsse die Rede ist. so muß man gestehen, daß man «ine solche Sprache bisher wohl von katholischen Bischöfen «ud de, römischen Curie gewohnt war, nicht aber von protestantischer Sette." Diese« klassisch« Zeugniß einer durchaus ultramontancn Stimm« bezüglich de» katho lisirenden Charakter« der erwähnten Bestrebungen — an einer anderen Stelle wird in ähnlicher Weise über de« „Reich«- boten" „Lamento« wegen de« Subjektivismus" und über sein Verlangen nach „evangelisch-episkopalen Organisationen" gcurlheüt — macht jeden weiteren Commentär überflüssig. Wenn da« klerikale Blatt schließlich seine Gcnugthuung darüber ausspricht, daß man, nach solchen Aeußerungcn zu schließen, in lutherischen Kreisen „doch noch einige Sympathien mit verschiedenen katholischen Anschauungen und Insti tutionen habe", und wenn eS nicht ohne einen ge wissen Hohn erklärt, e« sei ihm daS besonders im „Luther jahre" sehr erfreulich, so wird sich dagegen wenig sagen lasten. In der That ist daS lamcntirende Heim weh nach Nom eine etwaö sonderbare Stimmung für eine Feier zum Gedächtnis; de« NesormatorS. Natürlich verfehlt man nickt, die so offen licrvortretenden hierarchischen Herzenswünsche der Orthodoxen sofort praktisch im kirchcnpolitiscken Interesse deS NltramontaniSmnS zu verwerthcn. „Die Liberalen, so deducirl man, können daraus erseben, daß die Forderungen der Katholiken betreffs der Freiheit der Erziehung de« CleruS kein specisisch nltraniontan- jesuitischcS Postulat ist, sondern daß ihre Bedeutung sogar von protestantischer Seite gewürdigt wird und man dort sucht in unsere Fußstapsen zu treten." Die« zu constatircn sei von großem Wertste, denn cS gehe daraus hervor, daß die katholische Kirche mit ihrer Methode der Vorbildung und Erziehung deS KleruS sich ans dem rechten Wege befinde. Dies ist allerdings ein wesentlicher Angelpuncl deS SlrcitcS zwischen Staat und Kirche, und man hgt allen Grund, sich über die BundeSgenostenschast. welche man gerate hier im gelegenen Momente findet, zu freuen. Andererseits muß denjenigen, welche ein Verständniß dafür haben, wie wichtig für den Staat Garantien gerade in Be ziehung auf die Vorbildung und hirlenamtlichc Thätigkeit deS KleruS sind, die Nolhwendigkeit cinleuchten, auch nach der orthodox-evangelischen Seite die Augen offen zu halten. Ein nickt genügend bemerkter Vorgang aus der letzten Landtag«- scssion gewinnt im Zusammenhänge mit diesen Erscheinungen eine besondere Bedeutung. Der Äbg. Stöcker erklärte, aus evangelisch-kirchlicher Seite sei man bereit, die Bestrebungen der katholischen Kirche ans Abstellung ihrer Beschwerden zu unter stützen, aber man setze voran«, daß man die gleiche Unterstützung finden werde, wenn einmal an die evangelisch« Kirche.Via Reihe gekommen sei. um ihre Freiherr zu kämpfen. Der Nbg. Windlhorst sagte diese Unterstützung zu und cS scheint ja nun fast, als sei der Zeitpunkt gar nickt mehr in so unab sehbarer Ferne, in welchem die beiden „Schwcsterkirckcn" eine gemeinsame Frontstellung gegen den Staat nehmen, um nach dem erhofften Siege die Ration in einen unversöhnlichen Kampf der Eonsesstonen zu verstricken. Man könnte daS be fürchten, wenn die Orthodoxie in der evangelischen Kirche übermächtig würde. Tic Luther-Feier, welche namentlich einen Theil der kirchlich Indifferenten ausrütteln wird, dürste indessen cinesolche Gefahr binlanhalten Helsen. Es ist gnt, daß man gerade in einem Momente, welcher daS evangelische Deutschland der von Rom drohenden Gefahren sich voller bewußt werden läßt, gemahnt wird, den Feind im eige nen Lager nicht aus dem Auge zu lassen. * Ueber die Lage in Bulgarien wird der „Politischen Correspondenz" aus Sofia vom 11. August geschrieben: Der Empfang, der dem Fürsten anläßlich seiner Rückkehr in die Residenz seitens der Bevölkerung zu Theil wurde, ilnterjchied sich von dem früheren in auffälliger Weise. Der Einzug des Fürsten, der sonst ein öffentlich.-« Fest für die Einwohner von Sofia bedeutete, trug dicsesmal durchau« keinen feierlichen Ebarakter. Der Fürst soll, wie e« heißt, von dieser Thatsache peinlich berührt worden sein. Diese Erscheinung darf jedoch keinesfalls als eia Symptom dafür gelten, daß der Fürst seine Popularität verloren habe, sondern ist lediglich daraus zu erklären, daß man der Bevölkerung über de» Zeitpunct der Antunst des Fürsten mit Absicht keinerlei Mittheilung gemacht hatte. Man konnte keine entsprechenden EmpfangSvor- bereitllngen treffen, da der Fürst ganz unerwarteterweise eintras. Dagegen wird die Rückkehr de« Generals Sobolew in den ihm er- gcbenen Journalen seit zwei Wochen angckündigt und di« OrtSpolizci, deren Leiter ein Letter der Gemahlin des General« ist, wirbt seither eine Volksmenge an, die dem Diktator entgegenziehen und bei seiner Ankunst in spontanen Jubel au-brechen wird. Der Unterschied, der zwischen dem vorau-sichilichen Triumphzuge de- russischen General« und dem sehr bescheidene» Einzuge deS Fürsten in die bulgarische Hauptstadt zu Tage treten dürfte, wird für jeden bulgarischen Patrioten selbst etwas Demüthigendes haben. Bon der im Land« herrschenden Stimmung konnte der Fürst sofort nach seiner Ankunft ein klares Bild gewinnen. Er wurde von Beschwerden über das Gebühren, welches den Ministern während seiner Abwesenheit beliebte, geradezu bestürmt. Bon allen Seiten drängte man sich mit Bittschriften an ihn heran, daß er diesem rüsichtSlosen Gewallregime ein Ende bereite. Der erst« Act» durch welchen der Fürst dem allgemeinen Verlangen Rechnung trug, be stand in der Entlassung des Justizministers Theocharow. Dieser Minister von Sobolcw'S Gnade» hatte während seiner kurzen FunclionSdauer nicht weniger al» sechzig Justizbeamte ihrer Stellen enthoben und siebzig Functionäre verletzt, wa« eine vollständige DtSorganisirung de- Justizwesen- im Lande zur Folge hatte. Trotz der Einwendungen und Bitten de- Generals Ka ulbars annullirie der Fürst alle von Theocharow während seiner Abweienheit voll- cogenen Regierung-acte und wie« den neuen Justizminister, Herrn Lhristo Stojanow, an, alle durch Theocharow entlassenen Beamten wieder in ihre Functionen rinznsetzen. Der Fürst schritt nun daran, mehrere von General Sobolew versügte gleich willkürliche AmtS- entsetzungen und Ernennungen auszuheben. So ordnete er die Wiedereinsetzung der von Sobolew entlassenen Präseclen »nd Soul» Präfectea und die Verabschiedung de« von dem Ministerpräsidenten ernannten Präfekten von Bratza an. Die Energie, welche der Fürst entwickelt, sichert ihm die Sonipathien der Bevölkerung und rust all gemein eine beruhigende Wirkung hervor. General Kaulbar« hat sich seit der Rückkehr deS Fürsten durch einen Act hervorgethan, der seinen Charakter wieder einmal in da« rechte Licht setzt. Der StaaiSrath hat, wie wohl telegraphisch bekannt geworden sein dürfte, an den Fürsten nach dessen Ankunst einen aursührlichen Bericht erstattet, in welchem die lange Reihe der von den Ministergeueralen während der Abwesenheit deS Fürsten begangenen Mißbräuche angeführt wurde Unter Anderm wurde in dem Berichte hervorgehoben, daß die Rechte der bulgarischen Oniciere unausgesetzt geschmälert werden, und um Abhilfe in dieser Richtung gebeten. General Kaulbar« ließ nun an« dem Berichte de« Staat«, rathe« ein angebliche- RelumS verfertigen, in welchem e« hieß, der Staattrath Hab« vom Fürsten die Entlassung aller russischen Offlciere verlangt. General Kaulbar« sorgte dafür, daß diese« Resumö in den russische» Kreisen tu Sofia die rascheste und weiteste Verbreitung gewinne. Er ließ da« Gerücht verbreiten, daß der angebliche Wunsch de« StaatSratheS auf eine Jnsviration de» Fürsten zurückzuführen sei. und berichtete über die Angelegenheit in diesem Sinne ans telegraphischem Wege an die russische Regierung. Ei» Blatt wußte sich rin Exemplar de« im Austrage de« General« Kaulbar» auSge- arbeitete» ResumS« zu verschaffen, veröffentlichte dasselbe, berech nete e< geradezu als eine dreiste Fälschung, griff den General m den heftigsten Ausdrücken a» und verlangte m der nachdrücklichsten Weise die Publikation de« volleu Wortlaute» de« vom Staattrathe eingereichteu Berichte«. E« wird von authentischer Seite versichert, daß der Bericht insbesondere gegen den Krieg-mtuifter General Kaulbar« die schwersten Aaklagea erbebe. E« wäre wohl von seiner Seite schlauer gewrseu, sich au diesem gravirenden Documente so zusagen leise vorüberzuschlcichen, al» e« — mild« gesagt —-« k"t- stellen und dadurch geradezu die Leräffentlichung dieser Anklage- schrift zu provocirea. Wird, wir r« wohl zu erwarten steht» tue letztere veröffentlicht, so wird sie für die uuheilvolle Epoche de« Tobolew-KaulbarS'schen Regime« in Bulgarien rin markante« ge schichtliche- Dokument bilden. Jedrnsall« hat aber General Kaut- bar- den angestrebten Zweck, in russischen Kreisen und namentlich unter den russi chen Osficieren Verbitterung über die ihnen angeblich drohende Unbill hcrvoczurufen, erreicht. Die in den letzteren Kreisen herrschend« Stimmung wird durch folgenden Borsall genügend ge- kennzeichnet. Bor einigen Tagen sprach sich nämlich un hlesigen Militairclnb ein russischer Oberst in so leidenschaftlicher und ungebühr. sicher Weise gegen den Fürsten au«, daß ein bulgarischer Osflcier sich wuthenibrannt auf den erster«» stürzen wollte. Sofort bildeten sich um dis beiden Officiere Gruppen au« Militair beider Rationalitäten, und man wäre sicherlich handgemein geworden, wenn der erst- erwähnte russische Osficier nicht erklärt hätte, daß er sich von seinem Eiser allzu weit habe hinreißen taffen und seinen „lapaua lebhaft bedauere. . Eine der wichtigsten Maßregeln, welche der Fürst seit seiner Rückkehr nach Sofia getroffen hat, bildet die Anordnung der Er gänzungswahlen für die Sobranje und der sofortigen Ein- beruiung der letzteren. Man darf mit Spannung erwarten, in wel- chcr Form die Nationalversammlung ihrer Stellung gegenüber den russischen Ministcrgcneralen Ausdruck geben wird. * Wie auS Paris gemeldet wird, ist der Napoleon«- tag in Frankreich ohne jede größere Demonstration voriibergeaaiigen. Die bonapartistische Gemeinde ist zu einem kleinen ocdculungSlosen Häuflein ziisainmengeschrumpst, welches völlig augcr Stande ist, den Leuten zu imponiren. Bon den wenigen, zur Zeit in Pari» sich aushallenden Mit gliedern der Partei war am NapoleonSlage ein Banket ver anstaltet worden, da« in St. Mandü vor sich ging, aber in jeder Beziehung so völlig anspruch«lo» verlies, daß der „Temps" nickt so ganz Unrecht hat, wenn er un Zweifel darüber ist, ob da« LiedeSmahl von St. Mandö statt einer politischen Veranstaltung nicht vielmehr einem Kinderfest glich. Wa« der Partei an Notabilitäteu noch ver blieben ist, hielt sich dem Bankete fern. Paul de Cassagnae war durch „Privatgeschäfte" in der Provinz zurückgehalten Herr Rouher hatte seine Ratlffchläge für den Tag versprochen, wo ein neuer Napoleon den Thron besteigen würde — und so fort. DaS Gros der Bankcttbcilnehmer bildeten die sog. „Jlingbcnapartisten", die sich seit Jahren vergeben- abmühen, von der öffentlichen Meinung ernst genommen zu werden. * Die spanisch-französischen Beziehungen sind unter dem Eindrücke deS republikanischen PronunciamientoS jcnseilS der Pvreiiäcu keine freundlicheren geworden. Frank reich betreibt die Bewachung der LandcSgrenzc gegen Spanien mit einer Lässigkeit, welche in Madrid längst den Verdacht erzeugt hat. daß die französische Politik cS gar nicht ungern gesehen haben würde, wenn die Schildcrhcbung den Herren Zorrilla und Salmeron zum Siege verhelfen hätte. Immerhin ilt eS für die Stimmung einflußreicher Pariser Kreise sympto matisch, wenn selbst Journale wie der „TempS" und die „Rep. srany." ihren Lesern Vorreden, daß die kritischen Zu stände im Nachbarstaats fortvaueru, und wenn die anerkannter maßen im Dienste der Negierung siebende „Agence HavaS" fortgesetzt Telegramme in die Welt schickt, welche mit den officicllcn Madrider Depeschen in directem Widerspruche stehen. Unter diesen Umständen ist eS sehr begreiflich, daß die fran zösischen Sympathien aus der iberischen Halbinsel im Schwinden begriffen sind, und daß der Wunsch, Spanien möchte sich enger an die Politik der mitteleuropäische» Allianz anschließen, immer weitere Kreise durchdringt. Sachsen. "Leipzig, IS. August. Vom prächtigsten Wetter be günstigt, ging heute Vormittag die Eröffnung deS neuen Tbeile« unseres Zoologischen Gartens von statten. ES hatten sich zu dem festlichen ActuS die Vertreter der königlichen und städtischen Behörden, darunter die Herren KreiShauptmann Graf Münster» Oberbürgermeister vr. Georgi, Bürgermeister vr. Tröndlin, Polizeidirector Bretschneider »nd zahlreiche andere Mitglieder de« NathS- und deS Stadtverordneten-Collegium» eingesunden. Nach dem Vertrag mehrerer Musikstücke durch die Capelle der I34er unter persönlicher Leitung de« Herrn Capellmeister Jahrow ergriff der Besitzer de« Garten«. Herr Pinkert» zu einer kurze», aber gehaltvollen Ansprache an die Festgäste da« Wort, in welcher er seine hohe Freude über daS Erscheinen so vieler Ehrengäste am heutigen Tage im Zoologischen Garlen, zugleich aber herzlichen Dank für da« wohftvöllende Entgegenkommen auSdrückte, welche« die städtische Ver waltung seinem Etablissement bekundet, und bat. daß ihm diese» Wohlwollen für die Zukunst erhalten bleiben möge. Herr Pinkert versicherte, er werde, wa» in seinen Kräften siehe, thun, um den Zoologischen Garten immer mehr zu einer unserer Stadt würdigen Sehenswürdigkeit zu gestalten. Herr Oberbürgermeister vr. Georgi brächte im Namen der Stadtgemcmde Herrn Pinkert herzliche Glückwünsche zur Vollendung de« neuen Unternehmen« dar und betonte, man habe e« hier mit einem gut aelnngenen Werke zu thun, welche« au« der Intelligenz und Thatkrast eine« unserer Mitbürger hervorgegangen sei. Die städtische Behörde sei dem Unternehmen gern entgegen gekommen und sie könne sich heute angesichts der neugesckaffenen schönen Stätte, welche der Bürgerschaft zur Erholung gereichen werde, nur von ganzem Herzen freuen Der Herr Redner schloß mit dem Wunsche, daß dem Besitzer de« Zoologischen Garten« durch recht lebhafte« Interesse der Bewohner unserer Stadt an seinem Unternehmen der wohlverdiente Lohn für die gebrachten Opfer zu Theil werden möge, und der ver- sicherung. daß die städtische Verwaltung demselben auch in Zukunft ihr Wohlwollen bethätigen werde. Damit hatte die Eröffnungsfeierlichkeit ibr Ende erreicht und e» wurde nun unter Führung deS Herrn Pinkert ein Rundganq durch den neugeschaffenen Tbeil angetreten, bei dem sich so recht Veranlassung bot. die landschaftlichen Schönheiten, welche in dieser Art in vielen anderen großen Zoologischen Gärten zu missen sind, und den reichhaltigen Bestand an schönen Tbieren zu bewundern. Ganz allgemein war der Eindruck, daß unsere Statt eine au»gezelchnete Sehenswürdig keit erlangt hat und demjenigen, durch dessen Thatkrast die« selbe hervorgebracht worden, nur volle Anerkennung z« zollen ist. Leipzig, IS. August. Die erforderlichen Lor« arbeiten für da-Luther-Denkmal, welche« bekanntlich auf den westlichen freien Theil de« Johanni-kirchplatze« zu stehen kommt, sind in der Hauptsache erledigt. ES sind bi« zu drei Meter Tiefe Petonschicbten hergestellt worden, so daß nunmehr den Arbeiten für da« eigentliche Fundament kein Hinderniß mehr enlgearnsteht. Letztere« wird, wie au« dem vorhandenen abgesteckten Raum ersichtlich, einen Gc- sammtflächengehalt von über 36 Quadratmetern repräsentiren. "Leipzig, IS. August. Um die vollständige Herstellung de, Ringstraße vom Roßplatze bi« zum Grim- maischen Steinweg und die Verbindung bezw. Eröffnung der betreffenden Pferdebahnlinien noch vor der Messe ermöglichen zu kvnnen, müssen jetzt auch die Sonntage theilweise zu Hilfe genommen werden, da sonst trotz Auf- gebot« zablreicher Arbeitskräfte die Ermöglichung de« Vor habens in Frage gestellt wird. Die Beschleunigung diese, Arbeiten ist aber auch schon im Interesse des gesummten Fährverkehrs erwünscht, welcher jetzt aus einen Theil de« AugustuSplatze« angewiesen ist und diesem gewiß nicht zum Nutzen gereicht. * Leipzig. IS. August. Montag, den 3. Sep tember wird die neue Eisenbahnstrecke Schmiede« berg«Kip«dorf, Fortsetzung der HainSberg-Schmieve« berger Secundatrvahn, für den Personenverkehr dem Betriebe übergeben. Die Züge dieser neuen Strecke schließen sich in beiden Richtungen unmittelbar an die unver ändert bleibenden Züge der bereits im Betriebe befindlichen Linie an und besteht alsdann für die Gesammtstrecke Hain«- berg-Dippoldi-walde-Schmiedeberg-KipSdorf folgender Fahr plan: ab HainSberg 8 Uhr l5 Min. Vorm., Dippoldiswalde S Uhr 28 Min., Schmiedeberg lü Uhr 2 Min., Bufchmühle 16 Uhr 1» Min., in Kivsdorf 16 Uhr 25 Min. Vorm.; ad HainSberg 2 Uhr 15 Min. Nachm.» Dippoldiswalde 3 Uhr 28 Min-, Schmiedebrrg 4 Uhr 4 Min., Bufchmühle 4 Uhr 13 Min.» in KipSdorf 4 Uhr 25 Min. Nachm.: ab Hain«- berg 7 Uhr 46 Min. Abend«, Dippoldiswalde 8 Uhr 52 Min.» Schmiedeberg S Uhr 27 Min., Buschmühle S Uhr 36 Min., in Kipsdorf S Uhr 48 Min. Abend«; ab KipSdors 5 Uhr 26 Min. früh, vnschmühle 5 Uhr 34 Mi».. Schmiedeberg 5 Uhr 45 Min., Dippoldiswalde 6 Uhr 18 Min.» in Ham«, berg 7 Ubr 25 Min. Bonn.; ab KipSdors 11 Uhr 46 Min. Bonn., Buschmühle 11 Uhr 53 Min., Schmiedebera 12 Uhr 5 Min., Dippoldiswalde 12 Uhr 41 Min., in HainSberg 1 Uhr 48 Min. Nachm.; ab Kip«dorf 4 Uhr 46 Min. Nachm.» Buschmühle 4 Uhr 53 Min., Schmiedeberg 5 Uhr 5 Min., Dippoldiswalde 5 Uhr 41 Min., in HainSberg 6 Uyr 56 Min. Abend«. * Leipzig» IS. August. Bezüglich der neuerdina« viel fach laut gewordenen Klagen, daß zum Bierschank Gläser unter '/, Liter bei dem seitherigen Bier preise verwendet werden, erfahren wir, daß jene Ver wendung von dergleichen Gläsern schwerlich die Probe bei etwaigen Revisionen bestehen werde, da da» neue Gesetz über die Bezeichnung de« Raumgehalte« der Schankgefäße wohl Maßgrößen vom Liter abwärts in Größen von Zehntbeilen zulasse, anvcrerseit» aber auch da» Vorhandensein eine« diesen Maßgrößen entsprechenden gesichten Maße« erfordere. Nun giebt e« nach der deutschen Aickordnung aber keine Drei zehntel-, Vierzehntel« und dergleichen Litergefäße, weshalb Venn auch Schankgefäße dieser Größen nicht verwendbar sein werden. — Da» von un« bereit» erwähnte 25 jährige Bühnen jubiläum der Frau Antonie Baumeister wurde seilen der Bühnenangehörigen durch eine kleine Feier im Con- versation«zimmer unsere« Stadttheater« begangen. Im Ver ein mit Herrn Director Staegemann verehrte» die College» und Colleginnen der Jubilarin eine werthvolle und geschmack volle silberne Schale zur bleibenden Erinnerung. — AuS Anlaß de« morgen sich sortsetzenden Gastspiel- Theodor Schelper'S am Krystallpalast-Theater dürfte von Interesse sein, was die „Stell. Ztg." vom 17. August über dessen dortige-Gastspiel berichtet: „Obwohl der gestrige Abend durch Gewitter und einen wolkenbruchartigcn Regen gerade nicht animirend eingeleitet wurde, hatte sich doch cine recht zahlreiche Gemeinde in den Räumen deS „Bellcvuc- TheaterS" eingesunden, um dem Gastspiele deS berühmten plattdeutschen Schauspielers Theodor Schelpcr beizuwolincn, welcher al» Schmied Snut in dem nach Rcuter'S meister haftem Werke bearbeiteten Charaklerbilde: „Hanne Nute »n de lütte Pudel" nach längerer Pause wieder austrat. Herr Schelper erwic« sich auch in dieser Rolle wiederum als ei» Interpret Reuter'S von GolteS Gnaden, der so recht berufen erscheint, dem allgemeinen Verständnisse deS in seiner Art klassischen Poeten immer weitere Bahnen zu brechen. Ter verehrte Künstler versteht eS auS dem Grunde, den ganzen Menschen hinzustellen, wie er leibt »nd lebt, und erzielt dadurch eine Wirkung» wie sie wenige seiner College» hcr- vorzurufen vermögen. Meisterhafte Behandlung deS platt deutschen Idiom», vorzügliches Spiel und treffliche Maske gehen hier Hand in Hand und kennzeichnen den genialen Schauspieler." * Leipzig, IS. August. Herr vr. Heinrich Fränkel richtet an un« die folgende Zuschrift: Leipzig, den 17. August 1883. Herrn Richard W. Kalhof, Spitzenfabrikant in Lindenau-Lelpzig, habe ich auf seine „Be- richtiaunq" Folgende« zu erwidern: 1) Loa dem, wa« Herr Kalhof au« seiner interessanten Fabrikordnung ansührt, konnte ich bei Bearbeitung der Statistik über die Arbeiter-WohllahrtSeinrichlungen durch die Schuld des Herrn Kalhof nicht- wissen. Obgleich der auSgesandte Fragebogen in fettem Druck die Worte enthielt: „Wir bitten um gefällige Mittheilung etwa vorhandener gedruckter Sta tuten, Hau»ordnnngeu u. dergl.", schickt« Herr Kalhof seine Fabrik- ordnung nicht ein. Daß der Inhalt derselben in dem Bericht nicht Berücksichtigung gesunden bat, kann genannter Herr demnach nicht mir vonrerfen. 2) Mit Ausnahme de« nur aut der Fabrikordnung Ersichtlichen sind sämmtliche voo mir über da« Kalhos'sche Etablissement gemachten Angaben durch die sageuauute „Berichtigung'^ de« Herrn Kalhos eutweder gar »icht bestritten oder sogar ausdrücklich bestätigt worden. Ich verweise einfach aus 8 16 der mir naumebr vorliegeaden Fabrik- ordnung, welcher folgenden Wortlaut hat: „In der Absicht. einen Stamm Arbeiter heranzubilben, welcher dauernd der Fabrik ange hört. wird jedem Arbeiter an den Spitzenmaschine» an jedem Lohn- tag 16'/, und jedem anderen Angestellten oder jeder Arbeiterin ö"/, de« Wochenverdienste» abgezogen (aus de» Fragebogen war im Widerlprnch hiermit S bez. 4V,angegeben. Fr!) und in rin
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