Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-08
- Tag1883-08-29
- Monat1883-08
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.08.1883
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Xetsrtisn und Erpe-iti«» Johai>»e«gasje 33. LprechstLateil der Nr-aclisn Bormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. tMMr und Tageblatt »er für »te «ichftsolgr»«» »»»er »efti«»ten Inserate an Wochentagen hi« L Uhr Nachmittag», an Tonn- nn» Kefttagen früh hi»'/,» Uhr. I» den Filialen lur 3ns.-^nnahme: Otto Klemm, U«iverfi«Lt»straße 21. Loni« Lösche, Katharincnstraß« 18. v. nur »t« «hr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschüftsverkehr. Auflage L8LO« Ädoniiemeiitspreis Viertels. 4'/, incl. Bringerlohu 5 Mk.. durch die Post bezogen k Mk. Jede einzeln» Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren lür Extrabeiloae» ohne PostbesSrderung 39 ML «»t Pojtdejörderung «8 ML Inserate 6gespaltme Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriften laut unserem Prril- verzeichniß. Tabellarischer u-Mernsatz nach höher« Tarif. 241. Mittwoch dm 2S. August 1883. Amtlicher Theil. Vrkanntmachnng. Im Anschluß an da« Borgehen anderer Behörden miissen auch wir im Interesse unsere« Aclenweseii« darauf ausmerlsam machen, daß die an unsere Expeditionen zu richtenden Eingaben aus eineu ganzen Bogen, sogenannte« Äctenformat, mit Tmle zu schreiben sind, wobei aus der ersten Seite zu beginnen ist, und vrhalten un« ausdrücklich vor. Eingaben, welche diesen Erfordernissen nicht entsprechen, als Postkarten, Zettel aller Art, Briefbogen, Bogen, auf welchen die Seiten nicht nach obiger Borschrift beschrieben sind, hektograpbiscbe Abzüge u. dergl., zur Abänderung zurückzugeten. wclchensall« die Absender solcher Eingabeu alle hieraus entstehenden Nachtheile und Weiterungen lediglich sich selbst zuzuschreiben haben. Leipzig, am 16. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Vekannlmachung. Wegen SchlcußeubaueS wird der ZufahrtSweg nach dem «euer» JohanntSsriedhofe und der Hanptweg desselben von Montag den 27. diese« Monat« ad für alle» unbefugten Fährverkehr gesperrt und haben in Folge testen Leichenwagen und andere Fuhrwerke bi« aus Weitere« ihren Weg nach dem genannten Friedhöfe durch daS Thor der HI. Abtheilung zu nehmen. Leipzig, am 25. August l883. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r Georgi.Hennig. Bekanntmachung. Di« bisher im Colonialwaarcn-Geschäft de« Herrn Loui« Apitzsch. Querstraße 1. befindlich gewesene fünfte Filiale der hiesigen städtische» Spareaffe, verbunden mit Sparnrarkeuverkanf und Sparmarren- a»«gabe, haben wir von» 21. d. M. ab unter Belastung in dem bisherige» Locale dein Kauf, «an» Herrn Julius Zink hier übertragen, aus welchen vom genannten Zcitpunctr an das Detail-Geschäft des Herrn Apitzsch übergegaugen ist. Leipzig, am 22. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Henntg. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der ExpevitionSlocale wird Donnerstag, den und Freitag, den 31. August nur Vormittag« von 8 biS 11 Uhr expcdirt Leipzig, 28. August 1883. DaS König!. Sachs. Standesamt. Burckhardt. Gesucht wird di« am 21. April 1851 zu Roda geborene ledige Christiane Bertha Riedel, welche zur Fürsorge für ihr in Armenpflege befindliche- Kind anzuhallen ist. Leipzig, den 22. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. tArmenamt.) Winter. Altm. Bekanntmachung. Die Lieferung de» Bedarfs an Steinkohle» bester Sorte bei der kaiserlichen Ober-Postdirectioa und bei den hiesigen Stadtpostanstallcn für die Zeit vom 1. Ociober 1883 bis Ende September 1884, welcher auf etwa 267,400 Kilogramm sich belaufen wird, soll im Wege de- AnbietunaSversahrcnS vergeben werden. Eine Zusammenstellung der Lieferungsbedingungen kann bei der Kanzlei der Ober-Postdircciion, sowie bei den Postämtern in Chemnitz und Zwickau (Sachsen) eingeschen, auch gegen Erstattung der Abschreibeaebühren von der hiesigen Kanzlei bezogen werden. Geeignete Unternehmer wollen ihre Angeboie bi« zum 15. September d. I. schriftlich bei der Ober-Postdirertion in Leipzig anmelden. Die Auswahl unter den Bewerbern wird ohne entscheidend« Rücksicht aus die Mindestforderung Vorbehalten. Leipzig, den 23. August 1883. Der kaiserliche Ober»Poftdirrrtor. In Vertretung: L a l a m e. Nichtamtlicher Theil. Die Aie-erlage der Fraiyosen bei Hanoi. Die SiegeSlcrichte, welche General Bouet am 23. August auS Honglong an den französischen Marineminister gerichtet, scheinen immer bedenklicher zusamnienzuschrumpfen. E« fehlt sogar nickt an Stimmen, welche diese »Siege" eine thatsäcklicke Niederlage nennen, was sich namentlich aus daS ernste Tressen bei Hanoi bezieht, über welche« die englischen Blätter bereit« aussührliche telegraphische Nachrichten bringen, au« denen die Niederlage der Franzosen zweifellos zu ent nehmen ist. Am ausführlichsten äußert ^ich über da- Tressen bei Hanoi ein fast zwei Spalten lange» Telegramm de» Sperialcorrrspondenicn de» »Standard", welche- dem Lon doner Blatte vom 17. August au- Hanoi selbst zugegangen ist. Wir entnehmen dem englischen Bericht« im Wesentlichen folgende Einzelheiten: „Am 15 August um 2'i, Uhr Morgen« verließ General Bouet mit 2000 Mann und 6 Geschützen Hanoi Der Zweck dieser Bewegung war, da» Land von der „Schwarzen Flagge" bi« Sontay zu säubern und dann diese Stadt anzügrcisen. Eine Eolonne unter Oberst Revillon rückte läng« de» Flusse« vor. aus dem fünf Kanonen boote den Angriff der Infanterie unterstützen sollten. Nach dem di« Eolonne etwa fünf Meilen zurückgelegt, stieß sie auf den wohlverschauzten Feind. Die Kanonenboote rröfsneten sofort ihr Feuer, welche« den Feind au« seiner Stellung ohne Schwierigkeit vertrieb. Luch au» einer zweiten ver schanzten Linie ward der Gegner geworfen, worauf er sich nach einem stark befcstigtrn Dorfe zurückzog. da- ring« von einer hoben, sehr widerstandsfähigen BambuSp.ilissade umgeben war. Nachdem die Kanonenboote da« Dorf heftig beschossen, rückte Oberst Revillon mit der gesummten Infanterie vor, um dasselbe zu nehmen. Die Brrtheidigung war aber da eine so energische, daß die französischen Slurmcoionnen zurück« geworfen wurden. Nun ervffneten die Kanonenboote aber» mal« ihr Feuer, da- über eine Stunde dauerte, worauf der zweite Angriff erfolgte, der aber nicht glücklicher al« der erste auSsiel. Ein dritter Sturm blieb gleichfalls erfolglos; die Franzosen vermochten, trotz der größten Anstrengungen, die Verschanzungen nicht zu nehmen. Oberst Revillon zog sich nun au« dem Bereiche des feindlichen Feuer« in der Absicht zurück, bei Tagesanbruch den Angriff zu erneuern. Inzwischen war die Mittelcolonne unter Oberst Eoronat nur aus schwachen Widerstand gestehen; der Feind zcg sich überall zurück, augenscheinlich nach einem verabredeten Plane. Nm 1 Uhr besetzten die Franzosen da« sieben Meilen von Hanoi gelegene Dorf Uenoi und erwarteten dann da« Ergebniß der Umgehung«- bewcgung, welche von der Eolonne de« linken Flügels auS- gesübrt werden sollte. Eine vorgeschickte starke RccogiiöscirungS- Abtheilung stieß aus mehrere widerstandsfähige Befestigungen, die wegen de» zu beiden Seiten der Straße überschwemmten Terrain« nicht umgangen werden konnten. Der linke Flügel, unter General Thier, rückte aus derselben Straße vor, die vor rinigrn Monaten vom Oberst RiviLre zu seiner verhängmßvollen Rccognoscirnng eingeschlagen wurde. Der äußerste linke Flügel dieser Eolonne ward durch eine Abtheilung von 400 Mann chinesischer, mit Hinter ladern bewaffneter Hilfstruppen der gelben Flagge gedeckt. Die Truppen passirten, ohne aus Widerstand zu stoßen, den Schauplatz de« früheren Tressen«, erreichten um 1 Uhr da« Dorf Voug und fanden die Llraße von einer starken Ver- schanzung beherrscht Die französische Artillerie rröfsnete zwar ihr Feuer, allein die Infanterie konnte nur unter den größten Schwierigkeiten vorrücken, weil da« ganze Terrain >m Wasser stand und selbst die Artillerie-Pferde im Schlamme stecken blieben, weSbalb die Geschütze streckenweise von den Soldaten weiter geschleppt werden mußten. Etwa 300 Meter vor den Verschanzungen ervffneten die Franzosen ihr Feuer, aus da« der Feind längere Zeit schwieg. Äl» aber die Franzosen weiter vorrückten, wurden sie plötzlich von einem furchbaren Schnellfeuer empfangen. Wiederholt« Versuche der Franzosen, sich den Berschanzungen zu nähern, wurden abgewicsen und schließlich niußtcn sie im heftigen feindlichen Feuer den Rückzug antreten. Als die« der Hemd bemerkte, machte er unter fürchterlichem Kampsgeschret mit wehenden Fahnen einen Ausfall und verfolgte die sich zurück ziehenden Franzosen sehr chrstig. Die Schwarzflaggeiv waren bedeutend stärker als die Franzosen und durchgehend« mit Gewehren bewaffnet, mit denen sie sehr gut umzugeben wußten. Starke feindliche Sckützcnschwärme bedrohten zumal beide Flügel der Franzosen, ja gegen 2 Ubr wurde die Lage derselben sehr kritisch. Die nn Rückzüge begriffene Eolonne mußte inmittlen de« feindlichen Feuer« halten und ausmar- schiren, um durch mehrere Salven den Feind am Nackdrängcn zu verhindern. Auch di« französische Artillerie erössnete wieder ihr Feuer und bewarf den Feind mit Granaten. Dennoch ließ dieser von der Verfolgung nicht ab und die Eolonne mußte unter fortwährendem Kampfe ihren Rückzug sortsetzcn, der durch da« unwegsame Terrain sehr erschwert' wurde. Die Franzosen kielten möglichst gute Ordnung und nahmen ihre Todlc» und Verwundeten mit, zwei Leichen ausgenommen, die in die Hände der Verfolger fielen. Gegen 4 Uhr stellte der Feind die Pcrsolgiing ein und zog sich allmiilig zurück. Nun setzte die Eolonne ihren Rückmarsch ohne weitere Belästigung fort und erreichte um 7 Ubr Abend« Hanoi. Ossiciere und Sol daten waren sehr erschöpft, weil sie vierzehn Stunden un unterbrochen gekämpft und dabei große Terrainschwierigkeiten zu überwinden hatten. Tie CentrumS-Colonne beobachtete bi« 5 Uhr Nachmittag« die feindliche Stellung, weil man glaubte, der linke Flügel werde diese umgehen und den Gegner zum Rückzug« nöthigen können. Plötzlich erfolgte von allen Seiten ein Angriff auf da» von den Franzosen besetzte Dorf. Da« Terrain war faber dergcstallt überschwemmt, daß die Schwarz-Flaggen sich bald zurückziehen mußten; überdies erhielten die Franzosen von Hanoi au« Verstärkung. Am nächsten Tage trafen diese, ohne weitere Kämpfe, wieder in Hanoi ein. Die rechte Flügel-Eolonne war in ihren Unternehmungen glücklicher al« die übrigen und brachte die Nacht unter Gewehr angesichts der feindlichen Berschanzungen zu. Al« der Morgen zu dämmern begann, fand man diese vom Feinde verlassen, worauf die Franzosen die Stellung sofort besetzten und sie noch bei Abgang de» Telegramm« inne hatten. Ihr Verlust soll nur 12 Tobte, darunter 2 Ossiciere und 54 Schwerverwundete betragen, ist aber offenbar viel größer; auch sind über 30 Mann der chine sischen Hils«truppen gefallen. Weitere Operationen dürsten durch da- fortwährende Steigen der Flüsse erschwert werden, welche da« ganze Delra überschwemmt haben. Viele Dörfer sind durch die Fluthen zerstört und überall herrscht der größte Notbstand."— Soweit da« Wesentliche im Berichte des Staiidard-Correspondentcn. Er ist übrigen- auch der Meinung, daß die Franzosen den Feldzug mit viel zu geringen Mitteln begonnen haben. DaS ExpeditionS-EorpS, heißt eS, müßte mindesten« au« 10—12,000 Mann bestehen; auch die vor handenen Kanonenboote seien völlig unzureichend und an schweren Geschützen sehle e« den Franzosen gänzlich, lieber da« Transport- und Verpflegung-ivesen wird gleichfalls Klage geführt. 500 Kuli«, welche den Eolonnen'al« Lastträger folgten und mit Lebensmitteln und anderen Gegenständen beladen waren, ergriffen mit diesen nach dem ersten Schliffe die Flucht. Di« Einnahme von Sontay und Bac-Nindh muß aus unbestimmte Zeit verschoben werden, weil diese Pimcte sehr stark befestigt sein sollen. Auch ist e« zweifellos, daß die Sckwarzflaggrn von der chinesischen Grenzprovinz Bunnan erheblich verstärkt worden sind und der Widerstand gegen die Franzosen überall in Zunahme begriffen ist. Unter diesen Umständen herrscht im französischen Hauptquartier zu Hanoi wenig Zuversicht, ja man glaubt, daß man vor dem Eintreffen vcdeulender Verstärkungen leine entscheidenden Erfolge erringen wird. Leipzig, 29. August 1883. * Mit einem gewissen Nachdruck tritt da« Gerücht aus, daß eine Zusammenkunft unsere« Kaiser« mit dem Kaisrr von Rußland gelegentlich de« Besuch« in Kopen hagen und zwar d>e»mal in Swinemünde in Au»sickt stehe. Einzelne Anordnungen, die getroffen worden sind, werden al« Vorbereitungen dazu gedeutet. Wir verzeichnen diese Gerüchte, ohne irgend für sie emtrelen zu können. * Der Bundesrath ist am Montag zusammengetreten Nu« seiner Tagesordnung war nickt zu «itnehn^.^^^ß der Reichstag außer dem spanische haben wird. anderen G-setzg-bung«arbeUen zu beschasl.g^ ^ Onve^Uon'den" N^ckrtag noch r«^Z'ch^'Z7n!c^v7rttage- geordnelenkrcisen hört man d »Iwifchensällc eintrcten, -- * c?« ist aewiß nicht zu bestreue», daß alle Parteien - rfKm,.»AA ZW Ed»«-" ZÄLLLÄÄÄWLHZ Nehmen wird, hängt ganz von Erklärungen ab welch die Regierung über da« von ibr cingeschlagene. yo-vst «gen kbüml che L" fahre., geben, vielleicht auch von der We. e wie st- dieselbe» geben wird. Je nachd-.n kann d,e - Seite ganz »en /rinteraruiid treten. Dagegen werden die m zahlreicher i'.cclamrn unter dem Kedaclionsstrich die Spaltzeile 50 Ps. Iulerate sind stet« an die Srpeditt«» zu ienden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenumernnäo oder durch Post- naamahme. 77. Jahrgang. 2- ,n den Hintergrund treten, ateriellen Bedenken, welche immer gegen den Inhalt de« V ertrage« "hoben werden aus jeden Fall einer der Dichtigkeit der Sache entsprechenden Prüfung unterzogen werden müssen. Bereit« ist, wie man hört, -ine Anzahl von Petitionen beim Reichstage eingegangen; e« wird doch sicherlich R i c mand v r, schlagen wollen, daß man dieselben ganz unbcrlicksickligl lasten solle? Eine genügende Untersuchung ihrer Angaben aber wird nur in einer Commisston möglich sein. Außer der bekannten Spiritu«controverse werden hier besonder« die Beschwerden der Ehocoladrfabrikanten in Envagung zu ziehen sein? Nach alledem scheint e» un« zweckmäßig. Vorschläge, nach denen der Handelsvertrag womöglich in einem emziacn Tage erledigt werden könnte, lieber bei Seite zu. lasten. Im klebrigen lugt die Unannehmlichkeit für die RcichStagSniil- alieder hauptsächlich darin, in dieser Jahreszeit und gegen all« Erwartung Überhaupt nach Berlin zu reisen; sind sie aber esst einmal dort, so kau» e« ihn« aus «neu oder zwei Tage mehr oder weniger kaum ankommen. » In riner officiösen Cerrespondenz wird in LuSsicht ge stellt. daß die Berufung de« preußischen Landtag« erst Milte Januar erfolgen werde. Besteht wirklich die,c Absicht, so würde man annehmen müssen, daß der Reichs tag bald nach Schluß seiner kurzen außerordentlichen Seffion, etwa Ende Octobcr oder Anfang November, ansS Neue ein- bciliicn werden soll. Denn c« ist dock nicht vorauSzusetzcn. daß die ganze Winter? l bi« Mitte Januar parlame:- irisch unbenutzt gelassen weroen soll, während die Regierung die Beschleunigung der socialpolitischen Gesetzgebung mit so außer gewöhnlichen Mitteln betrieben hat. Würde man die zu parlaincnlarischen Arbeiten besonder« günstigen letzten Monate de« Jahre« vollständig unauSgenutzt lasten, so würden wir, trotz der frühzeitige» Feststellung de« RcickSetat«, im Früh jahr wieder in eine außerordentlich schwierige parlamentarische Geschäftslage gcrathen. Die Erfahrungen der jüngsten Ver gangenheit' müssen frühzeitige und zweckmäßige parlamen tarische Dispositionen in diesem Jahre al« ganz besonders wünschenSweith erscheinen lasten. Am verstänki, stcn würde un« scheinen, den preußischen Landtag in diesem Jahre frühzeitig, etwa Ende October zu berufen und die ersten Monate de« neuen Jahre« für den Reichstag frei zu halten. Die Ansetzung de« Landtag« vor dem Reichstag wird die-mal durch die frühzeitige Heststelluug de« RcicbSelat« erleichtert, und i» der kirchciipolitischc» Situation erblicken wir eher ein Motiv für, al« gegen die baldige Berufung de« Abgeordnetenhauses. * Von fortschrittlicher Seite ist mit Entrüstung in Abrede gestellt worden, daß bei dem Angriff aus den Beunigsen'schen Wahlkreis aus welfische Unter stützung gerechnet werde. In verschiedenen fortschrittlichen Blättern lesen wir nun aber: ..Die Autsicbten im Bennigsen scheu Wahlkreise stehen auSgr . -chnet. Jedenfalls ist eine Stichwahl gewiß, bei der der Sieg des Fortschritt« nicht bezweifelt werden kann." Don wem ander« soll denn die erfolgreiche Hilfe bei der angeblich sicheren Slichmabl kommen, als von den Welsen? * Nationalitätenhetzen. Putsche und Aufstände sind die segensreichen Folgen, welche die Politik der „Bcust", der „Taasie" u. s. w. über die österreichisch-ungarische Monarchie herausbeschworen haben. Der neueste Schau platz de« „Ausgleichs" ist Kroatien. Al« erste« Opfer ist der Banu« gefallen. Da« ungarische Amtsblatt publicirt beute folgende- kaiserliche Handschreiben, ddo. W,cn. 24. August: Lieber Gras Pes acse dicht Ihre Demission vom Amte eines Banu« von Kroatien, Slavonien und Dalmatien habe Ich gnädigst angenomnian und erwarte zugleich, bah Sie bi« zu Meiner Ent- schließung die Agenden eine« Banu« lortsühren und die Maßregeln. ö°/ge * *>«r in den letzten Minister-Coaserrnzea sestgestrllien Beschlüsse erforderlich sind, au»sühren werden. Fra», Josef m. p. .. Koloman Ti«za w. p. Damit ist der erste bedeutsame Schritt in der so plötzlich acut gewordenen kroatischen Frage geschehen. Die Raschheit, mit welcher die Enthebung de« Banu« erfolgte, zeigt den entschiedenen Willen der ungarischen Regierung, baldmöglichst Verhältnisse zu bringen. Die Dennjsion de« Grasen Pe,arsevich wird in «gram al« rin erster Act icbarser Repression gegen die jüngsten AuslehnunqS- versuche der Nationalparte, angesehen werden. Man darf nickt vergessen, welchen Einfluß Gras Pcjacsevich in Kroatien au-ubte. und welcher Beliebtheit er sich in nationalen Kreisen "l"ute. Mitten ,n der ungarischen Ministerkrise de« Jahre« I880 wurde Gras Pcjacsevich am 2>. Februar 1880 aus "an Kroatien. Slavonien nnv Dalmatien an Stelle Mazuramc'S ernannt; ihm wurde der dritte Ausgleich mit Kroatien und die Lösung der Frage der Incorpor,rung der M,lita,rgrenze anvertraut. Sein Vorgänger Mazuranic, der seit dem 20. September 1873 an der Bildung einer unaarukreunvi-s>,„ . ,n brechen. WaS Mazuranic nicht gelungen war, daS setzten PejacseviL nnv Philippovich, unter der Pression der bosnischen Occupation zun, Theil über die Kopse der ungarischen Regie rung hinweg operirenv, in Wien durch. Am 8. März 1880 begannen die Ausgleich-Verhandlungen, an, 22 Tecember 1880 war die Grenzfrage iin kroatischen Sinne gelöst. Tic Kroaten jubelten dem Banu« zu. der, zun, kaiserlichen Com- missär ernannt, mit außerordentlichen Vollmachten zur Durch führung der Jncorporirung der Militairgrcnze auSgestattet worden war. Agram ernannte ihn zu seinem Ehrenbürger, und auf einstimmigen Beschluß de« Genicinderathcs wurde seiuBild, da sich scit Icllacic kein Bann« ähnliche Verdienste um Kroatien erworben", neben jene« de« Banu« Jellacic im großen Rathssaale ausgehängt. Wie ein Telegramm au« Agram meldet, hat der Banu« selbst seinen Rathen »likgetheilt. daß er die Beschlüsse der Ministcr-Conserenz durckzusühren nicht in der Lage sei. und daß er deshalb dcmissiomrt habe. DaS beweist, daß in den Minister - Consereiizcn die Anschauungen der ungarische» Minister siegten, und daß die Aktion TiSza'S mit der Ent hebung deS Banu« nicht geschloffen fei. Man darf daher aus die weitere Entwickelung der Dinge in Kroatien gespannt sein. E« wird ferner gemeldet, daß die beiden SectionS- EhefS Zivkovich und Voncina bisher ihre Demission noch nicht überreicht haben. — lieber den letzten Putsch meldet (wie hier im Zusammenhang wiederholt wird) da« „W. T.-B": Pest, 27. August. Gestern hat «ich im Zagoriengebirge eine Bauernrevolte stattgefunden; die Bauern rissen die Wappen herunter, weil sie die ungarische Krone nicht anerkennen wollen. Der Gcmcindenotar ia Maria-Bistritza, der dortige Gemeindevor stand und ein Gendarm wurden schwer verwundet, vier Bauern getödtet. ES geht da« Gerücht, daß die aufrührerischen Bauern den Lomitatöleiter gefangen genommen und nicht eber frei gelasien hätten, al« bi« derselbe eine An Rever« unterschrieben habe. Da eine Erneuerung der Unruhen befürchtet wird, sind Infanterie- und Eavallcrieabtheilungen sowie Gendarmerie schleunigst von Agram nach den beirefscnden Orten abgejcndet worden. Gleichzeitig wurde in den aufrührerischen Bezirken daS Standrecht proclamiN. Die in Agram anwesenden Abgeordneten der Nationalpartei treten morgen zu einer Berathung über die Unruhen im Distrikt Zagorien zusammen. * lieber die Vorgänge in FrohSdorf nach dem Tode de« Grafen Chambord wird der „N. Fr. Pr." auSsühr- lichcr gemeldet: Von einer Obduktion lm eigentlichen Sinne de« Worte» wurde auf Wunsch der Gräfin abgegangen. Nach erfolgter Ein- bolsamirung wurde die Leiche ia dem sogenannten „rothen Salon" aufgrbahrt. Durch volle acht Taqe wird die Leich« d«S Grasen in diesem Saale aasaedahrt bleibe», und der Zutritt wird d«m Jrd-"i,r- gesiattet se - lang- Frist wurde deshalb a». georoar», u-ew ma» de.. gern de« Berstorbeura in Frankreich die Mäglichkeit innen will, sich a» d« Leichr»- seicrlichkeil zu betheiligen. Allem Anscheine nach wird sich dean a. i das Leichenbegäagniß zu einer legitimistischeu Kund gebung gestalten. Die Leiche soll am Vorabend de« ^age«, der für die Bestallung in Görz scstgestellt werden wird, nach Klein WolkerSdors überführt werden. Ein Separatzug, der auch die Trauergäste ausnehmen soll, wird dort bereit stehen und den Londuct nach Gärz bringen. Die Eröffnung de« Testaments des Grasen Chambord fand vorgestern (25.) zwischen 5 und S Uhr Abends statt. Anwrs d waren außer dem ^>erl«Ur de« Oberhos- marschallamte« Gras BlacaS und den beiden OeuUl^koouue» «le «ervice, Baron de Raincourt und Comte de Monti. Der Inhalt des Testament« wird vorderhand geheim gehalten. Ein« aber wird als ganz bestimmt mitgetheilt, daß dasselbe aber auch nicht eia Wort über Politik enthält. Alle Gerüchte, welche darüber aufgetauch: waren, daß in dem Testamente Bestimmungen über die Erbfolge und über eia politische« Programm enthalten seinen, erwiesen sich als vollständig au« der Luft gegriffen. WaS die Gräfin Chambord anbelangt, so ist auch bezüglich ihre« Mittwcnsitze« keine Bestim- mung getroffen. Man vermuthet, daß sic wie bi-her den Sommer in FrohSdorf, de» Winter aber in Görz zubringen werde. In der intimsten Umgebung der Gräfin glaubt man aber, daß die selbe der schmerzlichen Erinnerungen wegen, die sich nun an da« Schloß FrohSdors knapsen, wohl auch den Entschluß fassen könnte, sich gänz lich in Görz uiederzulassen und die letzte Ruhestätte ihre» Gemahls nickt mehr zu verlassen. Im Schlosse FrohSdorf ist es nach der Aus regung des TodeStageS wieder ruhiger geworden. Todienftille herrscht in den weiten Räumen, welche uur unterbrochen wird von dem Ge räusche der Wagen, die mit Trauergästen aus nah und fern an langen. Im Schlöffe selbst haben Ausnahme gesunden au« der Familie: der Herzog von Parma, Graf und Gräfin Bardi, Don Carlo- und dessen Gemahlin, die Großherzogin Alice von Toscana, der Herzog deNa Grazia, Fürstin Maffimo nnd Gräfin Sillery. Erzherzogin Elisabeth, die Mutter der Königin von Spanien, war in Froh-dori eiiigetrofsen, kehrte aber wieder nach Wien zurück. Vom „Service 4 t'nri»" sind eingetroffen Loinle de Biesville, General Lharette und Vicomte de Puget. Hinsichtlich der Ursache de« Tode» des Grafen Chambord haben die wiffenschasllichen Autoritäten ihre Diagnose nicht nur aus ein Magengeschwür krebsartigen Charakters, sondern auch aus Atrophie der Nieren und Verhärtung der Arterien gestellt und schon vor einiger Zeit jede Hoffnung aus Genesung als vollkommen ausgeschlossen erklärt, da jede einzelne dieser Krankheiten den Tod nach sich ziehen müsse. * Die Ansichten von dem muthmaßlicben Verhalten der politischen Erben de« Grasen Ehambord haben inzwischen allseitig- Bestätigung erfahren. E« liegt nickt im FeldzugSplane der orlcanistischen Prinzen, irgend etwas zu unternehmen, wa« sie mit den bestehenden Gesetzen in Collision bringen könnte. Die sranzösischc Regierung ihrcr- seil« erklärt, nickt eher gegen die Orleans einschrciten zu wollen, biS THatsacken vorlägen, welche ein solche« Einschreiten rechtfertigen würben. Auf beiden Seiten also behutsames Zuruckkalten und Eontrolc der gegnerischen Taktik. Au« all dem erhellt, daß man selbst in den Pariser RcgierungSkreisen den OrlcaniSmu« al« einen politischen Factor im Leben der Nation wenigsten« indirect anerkennt und trotz de« für die Republik günstigen Ausfalls der GcncralrathSwable» sich keineSwcg» von Besorgnissen frei süblt. — Der Gras von Pari« ist bereit« zur Beiwohnung der Leichenfeierlich keilen nach FrohSdors abgcreist; er wird sich in Zn kunft den Familiennamen der Bourbon« beilegen. E« ist da« ein häusliche« Jntcrnum, welche« den Grafen al« nunmehrige« Familienoberhaupt de« königlichen Hause« von Frankreich kenntlich wacht, politische Bedeutung aber vorerst nickt beansprucht. Gerüchtweise Verlautbarungen, die aber viel innere Wahrscheinlichkeit für sich haben, lauen die Orleanistcn für einen Feldzug aus der Basis der Bei sassungSrcvision gewonnen sein. Bekanntlich streben auch die fortgeschrittensten republikanischen Elemente nach dem gleichen Ziel. So lange die letzteren mit ihrer revisionistischen Agi tation allein auf dem Plane standen, mochte sich die weit überwiegende Mehrheit der Republikaner, trotz aller Ab neigung per gemäßigteren Richtungen gegen die Vorherrschaft de« GambettiSmn«, bezüglich einer Revision der Verfassung im ultrademagogischen Sinne ablehnend Verhalten. Einen wesentlich anderen Charakter aber könnte die RedisionS- bewegung erlangen, wenn e« dem Orleonismu« glücken sollte,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite