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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-08
- Tag1883-08-23
- Monat1883-08
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1883
- Autor
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Sprechkonden der Ledaction: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. tztir tt« Nücka-de »m,k<,ntter M-nuIcrcht, machl , tm Ue»«cu«» nicht »erbmdlich, rlWgcr A»n«tz«e »er für die nächstfolgende -tu««»r bestimmte» Ans «rate a» Wochentilgr« bi» 8 Uhr Nachmittag«, «» S»au- u«b Festtage« srütz bt« V.S Uhr In den Filialen fiir Ins.-Ännahme: Ott« klemm, UmversitStSstraße 21, Louis Lüsche, -atharinenstrave 18, v. «ur bi» '/,S »hr Anzeiger. Auflage L8,LV0. Adonnrmrntsvrris Viertels. 4'/, Md. incl. Bringerloha 5 Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilagen - adne Poftbesörverirng 38 Mt «lt PoftbesSrderung 48 Mk. Inserate gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unserem Prei»« Verzeichnis. Tabellarischer u. Zissernsatz nach HSHerm Tarif. ^-235. Donnerstag den 23. August 1883. Lettinnen unter dem Ledartionskrich die Svaltzeile 50 Ps. Inserate sind sieis an die Fpprditlon zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pisenuinermiäu oder durch Post- Nachnahme. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Auktion. von dem Unterzeichneten Armenamte sollen im Stadthause allhier (Eingang Mühlgaffe Nr. 7) Montag, de« 27. August ». BormtttagS von S Uhr an »tue Partie getragene Kleidungsstücke, sowie einige Möbel, Hau»- und Küchengcrülhe, Belten u. s. w. meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 20. August 1833. Das Armen-Amt. , Winter. Äunghiihnel. Auktion. Am Exniittirtenhause hier, Frankfurter Straße Nr. 43 (alte Ziegelscheune), sollen DienStag, den 28. August ». Vormittags von v Uhr an alte Möbelstücke, Breter und dergl. als Brennmaterial sowie sonstiges Hcriitbe meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 20. August 1883. DaS Armenamt. Winter. Äunghtihnel. Nichtamtlicher Theil. Sismarck nach dem Kriege. ii. BiSmarck und die Soeialdemokratie. Der zweite Abschnitt dcS BuckeS „BiSmarck nach dem Kriege" ist dem BcrhSltniß Bismarck'» zur Socialdemokratie gewidmet. ES wird darin die (Ärundlosigkeil deS Bcrwurss nachgewiesen, daß BiSmarck die Svcialdemokratie groß ge zogen habe und L«»hcilb für da» Wackiüthum und >ür ihre Ausschreitungen vrnmtwortlich sei. Der Kanzler habe von jeher die Verbesserung de« Loose» der arbeitenden Classe.i angestrebt, und habe zu diesem Zwecke auch den versuch gemacht. cinePrvdnctiv-Afsociation nach Lassalle'schem Muster mit der ihm speciell dazu vom König angewiesenen Summe einzurichten, leider sei der Versuch gescheitert, weil die kausmiinnische Leitung unzureichend gewesen sei. Ta» Verhältniß Bi»marck'S zu Lastalle sei vorwiegend per sönlicher Natur gewesen und die Werthschätzung der Person Lastalle's seitens BiSmarck'S sei um so natürlicher gewesen, als Lastalle der erste gewesen, welcher BiSmarck'S Thatkrast und seine staatSmännische Größe erkannt habe zu einer Zeit, wo ibm fast überall nur Mißtrauen und unrichtige Beurlhcilung seiner Absichten entgegen trat. Die Socialdcmokralie unter Lastalle's Führung se! übrigen» grund verschieden von der späteren Richtung, welche sich unter Marx und Bebel entwickelt habe. Der allgemeine Arbeiter verein Lastalle's sei durchaus national gewesen und in dieser Gestalt habe er sehr wolil in den Rahmen deS gesammten StaatSzwcckS hineingcpaßt, noch unter Schweitzer hätten die Eocialdemokralen dem Regierungöcandidate» ihre Stimme gegeben. Die vcrhängnißvolle Wendung sei erst mit der Pariser Commune cingetrctcn. und an dem Tage, an welchem Bebel dieser im Reich-Stag daS Wort geredet, habe BiSmarck die große Gefahr, welche die Socialdcmokralie der Sicherheit des Staate« bringe, erkannt und sie mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln bekämpft. Die internationalen Berathungen zur wirksamen Ein dämmung der socialdemokratischen Bewegung hatten kein positives Ergebniß, vic Regierung war deshalb bestrebt, auf rem Wege der Gesetzgebung Wandel zu schaffen. Als eine Haupthandhabc dazu sollte daS ReichSpreßgesetz dienen, in dessen 8. 20 in dem ursprünglichen preußischen Entwürfe von l873 Angriste gegen die Familie, da» Eigcnthum, die all gemeine Wehrpflicht oder sonstige Grundlagen der staat lichen Ordnung, welche die Sittlichkeit, den Recht-sinn oder die Vaterlandsliebe zu untergrabe» geeignet sind, mit Gc- fängniß oder Festungshaft bi» zu zwei Jahren bestraft werden sollten. Der Sturm, welcher sich in der Presse gegen diesen Paragraphen erhob, veranlaßt« die Regierung, ibn schließlich fallen zu lasten. Die liberale Presse begrüßte daS im Jahre 1874 zu Stande gekommene Gesetz als den vor läufigen Abschluß eines der größten Kämpfe um die Freiheit der Meinungsäußerung und die Autorität deS Staat-, die Negierung aber sah sich in Folge de- Gebrauch-, welchen die Ultramonlanen und Socialdemokraten von den eingeränmten Freiheiten machten, veranlaßt, im Jahre 1875 einen Zusatz paragraphen zum Picßgesetz zu beantragen, welcher lautete: „Wer in einer den ösfcutlichen Frieden gefährdenden Weise verschiedene Elasten der Bevölkerung gegen einander öffentlich ausreizl. oder wer in gleicher Weise die Institute der Ebe, der Familie ober de» Eigcnthum» öffentlich durch Rede oder Schrift angrrift. wird mit Gesäugniß bestraft." Die liberale Partei lehnte bekanntlich diesen Gesetzentwurf al» gänzlich unannehmbar ab, c» knüpfte sich aber daran eine DiScüssion, welche dem Fürsten BiSmarck Gelegenheit gab, dem Abgeordneten LaSker gegen über seinen Standpuuct klar zu stellen. Er wie» zunächst die Auslastung zurück, daß der Ruf der Milde de« Straf recht- ein Märchen sei, im Lande bestehe darüber eine andere Meinung. AllervingS habe der Abgeordnete LaSker dabei in eigener Sache gesprochen, denn ihm sei ein außerordentlicher Antheil an den Milderungen de» von den Regierungen vor- aelegtcn Strafgesetzbuchs zu danken, er babe auch bei spätern Gelegenheiten da- besondere Intereste kund gelhan, daS ihm der Verbrecher und der Vcrurtbeilte einflöße, eine ungemein edle Richtung de» Geiste-, aber sie werde von allen Denen, die unter den Verbreche» zu leiden haben, vielleicht manchmal sür eine unpraktische gehalten werden. Fürst BiSmarck erkrankte bald daraus und in der zweiten Lesung vbernabm Gras Eulcnburg an seiner Statt die ver- iheidigung de« Paragrapbcn. Die Schlußworte seiner Rede, welch« damals gerechte»Anfseben machte, lauteten: „Das ganze Bild, wa» ich Ihnen entrollte, hat in mir schon seit langer Zeit die Nebcrzcugung befestigt, daß wir e» mit einem Todfeinde de- Staat« zu tbun haben, unsere» Staate» und iede» monarchischen Staats, und in dieser Ucberzeugung bin ich bestärkt durch die Berichte der Staatsanwälte, »elche Anklagen zu erheben halten, welche von Augesicht u Angesicht die Leute gesehen, ihre Acußerunaen gehört, ihre Schriftstücke gelesen' haben und die in dieser Sphäre ein Studium haben machen müssen. Diese Staats anwälte stimmen darin überein» daß in der secialistischen Organisation eine Gefahr sür den Staat liegt, die wie ein Krebsschaden svrlsrißt und der ein Halt geboten werden muß . . . Aber, meine Herren, auf welchem Felde werden wir mit diesem starken Feinde fertig werden'? Wenn wir mit dem alten Strafrecht-paragraphen und dem VereiiiSrcchtSparagraphen diese» Heer bekämpfen müssen, unter liegen wir, wenigsten- werden wir so weit zurückgedrängt, bis e» zur offenen Schlacht kommt. DaS kann aber nicht die Absicht sein, die Regierung verlangt von Ihnen Waffen, die es unnöthig mache», mit der Zeit die blanke Waffe zu brauche». Hat DaS, was ich Ihnen vorgctragen habe, irgend welchen Einvruck aus Sie gemacht, so seien Sie staatSmännisch zenug und verweigern Sie nnö die Waffen nicht, di« wir jetzt von Ihnen fordern." Bei der dritten Bcrathung betheiligte sich wiederum Fürst BiSmarck und sagte u. A.: „Die socialdemokratische Presse» die im Dunkeln wirkt, nur bei dem Licht der Blendlaterne, hat un» wesentlich geschadet; die socialpolitisch-demokratischen Umtriebe haben wesentlich mit dazu beigetragen, den geschäft liche» Truck, unter dem wir unS befinden, zu schassen; sie haben ganz gewiß die deutsche Arbeit vertheuert und ver mindert und ihr Product ist, daß der deutsche Arbeitstag nicht mehr DaS leistet, waS der französische^ und der rnglische Arbeitstag leistet; der französische Arbeiter arbeitet an einem Tage mehr al» verdeutsche, und geschickter; wir sind rurück- gekommen in der Arbeit und dadurch haben wir aufgrhvrt concurrcnzfähig zu sein, „Daß wir zurtickgekommrn sind, schieben wir wesentlich den secialistischen Umtrieben zu, welche die Leute aus unbestimmte, unrealisirbare Hoffnungen künftigen Glück» verweisen und sie dadurch von Dem, waS in dieser Well allein sie erhält und trägt und ihnen möglichst viele Gcnußmittel verschaffen kann, von regelmäßiger fleißiger Arbeit, die früher bei den Deutschen prichniörtlich und cigenthümlich war, abziehcn; und veü- wegen klage ich die Führer der Socialisten an. daß sie an der Noth, in der sich der Arbeitcrstand heutzutage befindet, wesentlich mit Schuld sind; sie baden die Leistungsfähig keit der deutschen Arbeit vermindert und unsere Eoncurrenz- sähigkeil den Fremden gegenüber herabgedrückt. Sie haben e« abgclehnt, auch dagegen Hilfe zu gewähre« , aber ich denke, Sie werken Ihrerseits nun auch darüber Nachdenken» wie sich dem etwa Abhilfe schaffen läßt, sonst gehen wir einer Abhilfe entgegen, die allerdings eine sehr schwere ist, nämlich der, laß wir bi- zu einem gewissen Maße verarmen werken, bevor Besserung eintritt. Wenn diese Zustände fortwirkcn, dann wird daö ihr Heilmittel sei», die Zuchtruthe, die Gott über die Ercesse verhängen wird. Einstweilen muffen wir de» Uebeln mit den Mitteln ent- aegentrelen, die vom Strafrichter unabhängig sind, durch offne Erörterung der Fragen, durch Verbreitung der Gegcn- gründe gegen die Trugschlüffe und unrichtigen Lehren, die im SocialiSiiiuS, wie er sich bei unS verkörpert hat, ent halte» sind, in dem Maße, daß die Mörder und Mordbrenner der Pariser Commune hier eine öffentliche Lobeserhebung vor dem Neich'Slag erhalten haben." Der Verfasser de» Buckes erinnert alödann daran, daß 2 Jahre später im Mai und Juni 1873 in Berlin die beiden Schüsse sielen, welche dem Leben Kaiser Wilhelm'» galten. Schon im Sommer >878 bei Bcrathung de» Socialistengesetzeö habe Fürst BiSmarck gesagt, daß er jede Bestrebung fördern werde, welche positiv auf Verbesserung der Lage der Arbeiter gerichtet sei, und daß er. wenn nur ein ernster Antrag vor läge, diesen der wolilwollendcn Prüfung de» Reichstag» em psehlcn würde. Schon damals wurde erklärt, daß die Ver bündeten Regierungen nicht wähnen, durch Maßregeln staat sicher Einschränkung die socialistischcn Verirrungen durchgreifend zu heilen »nd überwinden zu können, sie erblickten vielmehr in jenen Maßregeln nur eine der Bedingungen sür die Wiederbelebung de- öffentlichen Vertrauens und sür einen Aufschwung de» gewerblichen und wirlhschastlichc» Leben der Nation, und betrachtete» cS schon damals für eine ihrer höchsten Aufgaben, die positiv heilende Kraft aller dazu berufenen staatlichen, kirchlichen und bürgerlichen Kreise aus jede Weise anzurcgen, zu beleben und mit Rath und Thal zu fördern. Von hervorragendem Interesse ist eine Unterredung zwischen Grant und BiSmarck zur Zeit deS Berliner CongrcsscS, über welche der Verfasser berichtet. Der General spielte auf die Congrcßberathungen an und sprach die Hoffnung au«, daß daS Ergebniß ein friedliche- sein werde. „DaS ist eS. WaS auch ich hoffe und glaube", sagte BiSmarck. „und daS ist auch unser ausschließliches Interesse an der Sacke. Deutschland und Europa wollen den Frieden, und wir bestreben unS, zu diesem Ziele zu gelangen. Ich glaube, die ganze Situation läßt sich in folgenden Worten zusammensasien: Rußland hat mehr verschlungen, als cS zu verdauen im Stande ist, und daS Ziel der Congrcßbestrebungen muß sein, Rußland Linderung zu verschaffen." Grant wollte sich dem Kaiser vorstellen, aber dir Folgen der Verwundung machten die Ausführung dieser Ab sicht unmöglich. Fürst BiSmarck versicherte dem General, daß nur da- formelle Verbot der Nerzte den Kaiser verhinderte, ihn zu empfangen. Auf die Bemerkung de- General», er Sie willen, er ist ein Greis." „Dieser Umstand erhöht noch den Abscheu, welchen da» Verbreche» einflößt", sagte Grant. „ES ist ganz unbegreiflich und betrübend", fuhr BiSmarck sicht lich bewegt fort, „va haben Sie einen Grei», einen der besten Menschen der Erde, und dennoch trachtet man ihm nach dem Leben. Nie hat eS einen Menschen von schlichterem, groß« mütbigerem, menschlicherem Charakter gegeben, als der Kaiser ist. Er unterscheidet sich ganz und gar von den Menschen, welche in so hoher Lebensstellung geboren sind, oder zum Mindesten von vielen unter ihnen. Sie wissen, daß die Personen von seinem Range, Fürsten von Geburt, geneigt sind, sich für ganz ver schieden von allen anderen Menschen zu Hallen. Sie legen den Gefühlen und Wünschen Anderer wenig Bedeutung bei. Ihre ganze Erziehung scheint darauf gerichtet zu sein, in ihnen oie menschliche Seite ru ersticken. Ter Kaiser ist im Gcgentheil Mensch in allen Dingen. Er bat nie in seinem Leben Jemand Unrecht gelhan. Niemande« Gefühl verletzt, nie Härte empfinden lasten. Er ist einer jener Menschen, deren gütige- Naturell die Herzen gewinnt, immer beschäftigt um da» Glück und da» Wohlsein seiner Untcrthane» und seiner Umgebung.E» ist nickt möglich, sich einen schöneren.edleren.licbrnS- würdigeren und wodlthäligerenTypiiS eineSEdclinaiincS zu denken, mit allen hohen Eiaenschastcn eineö Fürsten und den Tugenden eine« Menschen. Ich glaubte, der Kaiser hätte sein Reich ohne jede Gefahr allein durchziehen können, und nun sucht man ihn zu tvdlen. „General Grant meinte, daS sei gräßlich, und erinnerte an Lincoln, einen Menschen von größter Her- jenSgütc und Milde, der dennoch von Mörderhand gefallen sei. „In gewissen Beziehungen", fuhr der Fürst halbsinnend fort, und sichtlich wie über einen Gegenstand sprechend, iiber welchen er viel nachgcdacht, „hat der Kaiser Achnlickkcit mit seinem Vorfahren Friedrich Wilhelm, dem Vater Friedrich'» deS Großen. Die Uebereinstiinmung zwischen ihnen ist folgende: Der alte König hatte dieselbe Schlichtheit dcS CbaraklcrS. lebte einfach und zurückgezogen, sübrtc ein wahre» Famisicnlcbcn; er besaß alle republikanischen Tugenden. So ist auch unser Kaiser; er ist in allen Dingen so republikanisch, daß selbst der eingefleischteste Republikaner ihn bewundern könnte, wenn sein Urtheil unparteiisch wäre." Grant stimmte init BiSmarck darin überein, daß Leute, welche ein solche» Verbrechen begangen hätten, wie Hödel und Nobiling vernichtet werken mußten, ein anderes Mittel gebe cS nickt. Die neue WirtbschastSpolitik und die socialpolitischen Vor lagen sollen die Gesundung von Handel und Verkehr und daS Wohl der arbeitenden Clasicn, welche» damit in unlös barem Zusammenhang siebt, nach jeder Richtung bin fördern und sicher stelle», da» sei da» Ziel der BiSmarck'schen Politik seit dem Jahre 1878. Leipzig, 23. August 1883. *Zur kirchenpolitischen Lage wird unS au-Berlin vom TicnStag geschrieben: „Das neueste kirchenpoli- tischc Gesetz lff am 1l. Juli vom Kaiser unterzeichnet worden und am 14., al- cs kaum im „StaatSanzciger" ver öffentlicht worden war, erließ der preußische CulluSministcr daS nunmehr durch die „Kölnische Zcilung" veröffcnllichte Rundschreiben an die Bischöfe, lieber fünf Wochen sind seitdem verflossen, und »ocl> ist keine Aulwort aus den so sehr entgegenkommenden Brief dcS Herrn v. Goßler erfolgt. Die Nachricht de» „Kurvcr Poz».", daß die Bischöfe die „unumwundene" Erklärung abgegeben hätten, sie mußten erst Instructionen vom heiligen Stuhle cinholen, entspricht, wie ich auf Grund zuverlässiger Informationen zu versichern in der Lage bin, nicht den Tbatsachen, richtig ist nur, daß einem katholischen Rath im CultuSministcrium, Herrn Stander, diese Ansicht nntcr der Hand mitgethcilt wurde, allerdings, wie sich vcn selbst versteht, zu dem Zwecke, um dem Herr» Minister hinterbracht zu werden. Dieser Zweck ist erreicht worden, uuv cS fragt sich, waS nnn? Tic Publication de» Nundschrcibenö i» der „Kölnischen Zeitung" ist aus Anordnung dcS StaatSmiiiifleriumS erfolgt, welches unter Vorsitz de» Herrn von Puttkamer am vorigen Donnerstag zu einer Sitzung zusainmengetrcten war. Es ist zu diesem Zwecke ab sichtlich nickt die „Norddeutsche" gewählt worden, damit der Curie gegenüber die Veröffentlichung nicht als ein Act der Feindseligkeit erscheine. Immerhin aber sieht cs fest, daß man in unsere» leitenden Kreisen über den neuesten Mißerfolg — und daß cS ei» solcher ist, wird keineswegs verkannt — sich in sehr gereizter Stimmung befindet und daß dieselbe Auf fassung auch vom Reichskanzler gctheill wird. Dieser befindet sich in Kisiingcn keineswegs so unwohl und von den Geschäften abgeschlossen, wie von den osficiösc» Federn auSposaunt wird sondern ist über alle la»sendeu Vorkommnisse völlig unterrichtet llndgeradc auf dieInitiative deS Kanzlers ist dicVcrösientlichung dcS RuiidschreibcnS zurückzusührcn. Fürst BiSmarck hat, seiner energische» Art entsprechend, von Herrn von Goßler Bericht darüöcr erfordert, ivelcbe und eventuell welche günstigen Folgen zur Hebung der von dem Centrnm so laut beklagten „Scetsorgenolh" die Iulinovelle gehabt habe. Die Antwort, daß der Zustand genau derselbe ist wie früher, und daß von Seiten deS ClernS wieder aus neue Unterhandlungen mit der Curie hingewiesen werde, hat in hohem Grade den Unwillen deS Fürsten erregt. E« stimmt übrigens diese» Vorgehen des preußischen Episkopat« völlig mit dem Inhalt der letzten Iacobini'schen Note, aus welche die Regierung keine directe Antwort ertheilte, überein. Auch in jener Note wurde be reit- angedeutct, daß die neueste Novelle nur wirksam werden könne, wenn eine Verständigung mit der Curie vorhergegangen sei, »nd wir können nicht umhin, in all diesen Vorgängen ein wohlgcplanteS, vorher abgekartetes Spiel zu erblicken. Vergeben» haben die Abgeordneten Gneist und von Eynern gewarnt, die Thatsacken überzeuge» leider die Negierung abermals zu spät, daß die Ansicht oer nationallibcralc» Fübrer die richliae war; daS ganze Gesetz vom 11. Juli, welches auf daS Entgegenkommen der Curie berechnet war, ist verfehlt, ist überflüssig, ist schädlich — die Regierung ist, um einen Berliner Ausdruck zu gebrauchen, abermals „bineingesallen". Diese Ueberzcugnng wird auch von der „Post" gelheilt und nur die „Kreuzzeiliing" verhält sich noch zurückhaltend. Daß aber der Eindruck, den die zweideutige Art der römischen Diplomatie in Berlin und in Kissingen hcrvorgebracht hat, auch in Rom bereits ge meldet worden ist, zeigt der Besuch de» Cardinal» Howard in Kissingen, welcher dort keineswegs zufällig oder zum bloßen Curgebranch eingetrossen ist, wie verschiedene Federn glauben machen wollen. Der Cardinal ist ein sehr czewa»dter und in Rom geschätzter Diplomat, welcher allerdings die Mission hat, „zufällig" in Kissingen ei», und mit dem Kanzler zusammenzulresien. Da» nachdrückliche Dementi der „Norddeutschen", daß Fürst BiSmarck den Prä laten empfangen habe, ist aber darum doch sehr begrüntet. Der Fürst liebt diese „Zufälligkeiten" nicht und seine Zeit ist in der Thal zu kostbar, um sie mit rein akademischen Unter haltungen zuzubringen. Der Cardinal wird sich erst eine ossicielle Beglaubigung von Rom verschaffen müssen, dann wird ihm die Pforte zum Kanzler geöffnet werden. ES würde dem Doppelspiel der Curie »ur Vorschub leisten, wenn Howard bernbigende „Erklärungen" über die Anstellung de» Wcihbischos» sür den österreichischen Theil der Diöccse BrcSIau abgäbe, wenn er Über die Iacobini'sch« Note und da» jetzige passive Verhalten der Curie „Erläuterungen" gäbe, welche man später im Vatikan als osstciell nicht an- zucrkennen nvthiq hätte. Die Curie behandelt unS jetzt „dilatorisch", und da» ist e», wa» man endlich, endlich erkannt und sich nicht länger gefallen lasten will. Mil Neckt tragt man sich auch, wozu wir einen Gesandten bc>m Vatica» haben, wenn wir die Ernennung eine- VicarS jür den Fürst bischof vr. Herzog erst au» dem „Moniteur de R.ome" er- ahren solle». — Es ist, wie man ersieht, keines weg» auS- gcschlosie», daß Fürst BiSmarck den Cardinal Howard nicht noch empsängt, und vaß eS eine neue Auflage von „Kissingcr Verhandlungen" gicbt. Daß der Cardinal eiiistweilcn bereit; mit Gras Herbert BiSmarck conserirt habe, wie der „Frän kische Curier" meldet, ist sehr wohl möglich, zumal die beiden Staatsmänner sich bereit« seit längerer Zeit von London her kennen. IcdeusallS aber haben diese Unterredungen keinen „actucllen" Wert!,. — E« wird nickt befremden, — zumal in der Saurcngurkeuzcit — das; unter diesen Umständen hier wieder allerlei sonderbare Gerüchte umbcrschwirrcn, deren Entstehung schwer zu cvntrolivc», deren Werth nicht lcickt zn taxiren ist. Immerhin halte ick eS sür meine Pflicht, davon Notiz zu nehmen. Einmal wollen sogenannte „Eingeweihte" wissen, daß der Kanzler bei aller Anerkennung deS Streben» und der persönlichen Tüchtigkeit deS Herrn von Scklözer doch mit Vöm Erfolg seiner Thätigkeit in Nom so wenig zufrieden fei, daß dieser nickt mehr nach Rom zurückkehren werde, ohne daß jedoch eine formelle Abberufung erfolgen wird. DcS Weiteren wird versickert, daß Herr von Goßler vergeblich an dem Schuldotationsgesetz, dieser Abzahlung aus daS Unterrichtsgesetz, arbeite, da er nickt mehr in die Lage kommen werde, vor dem nächsten Landtage zu erscheinen. Wenn daS Iuligesetz nickt den gewünschten Er folg habe, so beißt cS, werde der Kanzler abermals mit dem „Svstem" breche», und zur Ausrcchterhaltung deS Torso» der Falk'sckcn Gesetzgebung soll ein neuer Minister bereits iu petto sein." * Von einer festlichen Begebung de« am 26. O ctober d. I. zum fUnfundzwanzigste»'Male rvie/der- kchrenden Tage», an welchem unser Kaiser in Beranlo.siung der schweren Erkrankung Friedrich Wiflielm IV. die Regentschaft übernahm, wird bekanntlich aus Aller höchsten Befehl Abstand genommen werden. E» dürste aber in gegenwärtiger Zeit mehr denn je am Mache sein, an ver schiedene Vorgänge deS Jahre» 1858 zu erii nern. Damals boten v. Manteufsel und die „kleine aber mächtige Partei" Alle» auf, um die Regentschaft zu hinlerKreiben und den Prinzen von Preußen in der Abhängigkeit eine- einfachen Stellvertreter-, al» welcher er wiederholt, zuerst am 23. October >857 und ferner am 6. Januar, S. April und 25. Juni l 858 ernannt war, zu erhalten. Alle Bemühungen der Rückschrittler scheiterten und c- nahte der Tag, an welchem Preußen» Voll von dem schwerem Drucke einer fast zehnjährigen Reaktionszeit befreit werden sollte. Durch königlichen Erlaß vom 7. October 1858 wurde der Prinz von Preußen ersucht, er möchte „die königliche Gewalt in alleiniger Verantwortlichkeit gegen Gott nach bestem Wissen und Gewissen in deS Königs Namen als Regent ausüben und hiernach die erforderlichen weiteren An ordnungen treffen." Mit Einstimmigkeit votirtc der am 20. October 1858 zu einer außerordentlichen Sitzung zu- sammengetretcue Landtag am 25. October die Regentschaft»- Borlage, am 26. October leistete der Regent den Eid auf die Verfassung, daS Ministerium von Manteuffel gab seine Ent lastung und am 6. November wurde ein neues Ministerium eingesetzt. In der Ansprache, welche der Prinz-Regent am 8. November 1858 an die Staat-minister dielt, sprach der selbe folgende, heute ebenso wie damals sehr bcderzigcnSwerthc Wort«: „In die evangelische Kirche — wir können eS nicht leugnen — ist eine Orthodoxie eingckclirt, die mit ihren Grundanschauungen nicht verträglich ist, und die sofort Heuchler in ihrem Gefolge hat Alle Heuchelei und Scheinbeiligkeit. kurzum alle- Kirckcnwcsen al» Mittel zu egoistischen Zwecke», ist zu entlarven, wenn eS »ur möglich ist. Tie wahre Religion zeigt sich im ganzen Verhalten dcS Menschen und ist immer in- Auge zu faste» und von äußerem Gcbahren und Schaustellungen zu unterscheiden." * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt die folgende ossicielle (auA durch da« Wolsi'sche Bureau telegraphisch verbreitete) Note: „Im deutschen Reiche wird verhältnißmäßig selten und meist nur flüchtig und ober flächlich von dem rastlosen Kriege Kenniniß genommen, welchen in Frankreich die Presse aller Parteien in den mannick- saltigstcn Formen, von den verschicdenarligsten AnSgangS- punctcn wetteifernd in Heftigkeit und Rücksichtslosigkeit gegen den deutschen Nachbar führt. Die nüchterne Weltanschauung dcS Deutschen und der bisher geringe Grad feiner nationalen Empfindlichkeit vermag die Leidenschaiicn nicht reckt zu ver stehen, die in jenem Orkan von Schmähungen unv Hetzereien ihren Ausdruck suchen, und von denen, soweit wir die fran zösische Presse ciuzuseben in der Lage sind, cigentlick kein Organ, sei cS welcher Farbe immer, sich auch nur eine gewiiie Zeit lang frei zu erhalten vermag. Von Zeit zu Zeit möchte cS aber als ei» Gebot der eigenen Friedensliebe erscheinen, den Eindruck zusamuicnzusasseii. welchen diese Angriffe in ibrer stetig zunehmenden Lebhaftigkeit hcrvorzubringcn geeignet sind, und der bei allen ruhigen Beobachtern, selbst bei solche», die etwa noch >» Frankreich selbst zu finken wäre», mir dabin gipfeln kann, daß Frankreich durch die maßlose Heftigkeit seiner Nevanchcprcdiger und durch daS Echo, welche» cie- selben beim eigenen Volke und darüber hinaus bi« in die Kreise gesinnungSverwandter Agitatoren in Elsaß-Loll,ringen sinken, alS der einzige Staat sich darstcllt, welcher ben Friesen Europas dauernd bedroht. Zugleich mit dicker Erkennlniß wird die llebcrzeugung sich auiuöthigcn, daß ein solcher Zu stand nicht antauern kann, ohne da» Ziel aller crnslbaiten Politiker, den Frieden, schwer zu gefährde». Denn je böher die Fluth der Leidenschaften anschwillt, welche eine gewissen lose Agitation für ihre verschiedenartigen Zwecke anzusachen nicht ermüdet, nm so weniger laßt sich vorhersebcn, ob und wie lange dieselbe noch innerhalb der Dämme de» äußerlichen Friedens zurückgchaltcn werden kann. Mit vollem Recht gilt hier in verstärktem Maße daS Wort im VoltSmunde, baß der Teufel, den inan zu oft an die Wand gemalt, am Ende in Wirklichkeit erscheint." — Augenscheinlich bandelt e» sick hier wieder um den üWchen „kalten Wasserstrahl", der ab und zu von Berlin au» nach Paris gerichtet wird, um die französischen Chauvinisten zur Besinnung zu bringen. * Die „Post" glaubt in einem nicht eben bescheidenen Tone der nationalliberalcn Partei Rathschläge er- theilen zu dürfen, wie sie ihre Haltung bei den ReichStagSwahIcn rinznrichten habe. Wie gewöhnlich', entspricht auch hier der Mangel an Bescheidenheit dem Mangel an Selbsterkcnnlniß: sonst würde da» Blatt, welche» in d?r Blütbezcit der Stöcker und Crcmer die „Conscrvativcn aller Schatlmmgen" zum
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