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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.10.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187210306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18721030
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- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18721030
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4038 Nichtamtlicher Theil. 254, 30. October. man sich schon gefallen lassen, wenn damit das Nämliche geleistet Würde, was ein durchs ganze Land verteilter Sortimentshandel bei angemessener Ergiebigkeit seinerThätigkeit zu leisten vermag. Allein davon ist keine Rede. Die Wirkung ist nur die, daß sich in London eine Anzahl Geschäfte, darunter wahre Mustergeschäfte gebildet haben, welche sich im Kundenrabatt Überbielen und den Bedarf in der Provinz, wie er auf der Straße liegt, vorweg befriedigen und dann dem Oouutr^-Look86ll6r mit seinen kümmerlichen Gewinns chancen es überlassen, den versteckten Bedarf aufzusuchen, was er natürlich in der Regel nicht thut. Das Bild, welches der englische Provinzialbuchhandel unter solchen Verhältnissen bietet, ist ein klägliches. Von dem, was man anständiger Weise ein Bücherlager nennen kann, scheint meistens nichts zu finden zu sein. Deutsche Fachbildung kann bei einem kauf männischen Buchhandel im Durchschnitte ohnedies nicht gesucht werden. Der englische 6ounti^-Look86lIer scheint jedoch auf einer literarischen Bildungsstufe zu stehen, daß man versucht sein könnte, den deutschen Colporteur eine Concurrenz mit ihm eingehen zu lassen. Das Londoner Fachblatt „llNoöooknellsr" erklärt es als all gemein anerkannt, daß die englischen Buchhändler von heutzutage jener Bücherkenntniß ermangeln, welche „vielen" der älteren Buch händler eigen gewesen. Die geschulten Vorfahren hätten wenig wür dige Nachfolger hinterlassen, und besonders in den Provinzen fehle es daran. Dieses Urtheil steht im Einklang mit einer Klage des Londoner literarischen Organs „^.tbeuaeum^ von vor einigen Jahren, welche speciell dem Londoner Buchhandel galt. Der,,Look- 8eIIei" bringt die gerügte Thalsache nachsichtiger Weise in Verbin dung mit der Vermehrung der Autoren und der verschiedenen Aus gaben mancher Bücher in Format und Preis. Weiter kommt der „Vookseller" auf die geschäftliche Stellung des Provinzialbuchhandels zu sprechen. Mit Wehmuth gedenkt er vergangener besserer Zeiten. Früher seien stehende ältere Artikel (olcl kooks) stark in Nachfrage gewesen, und keine Privatbücher sammlung habe als vollständig gegolten ohne eine Geschichte Eng lands, ohne einen Shakspeare und verschiedene andere Dichter und Prosaisten. Geistliche, Juristen re. hätten außerdem noch ihre Fach literatur bezogen, und sofern sie dann, meist zu vorher bestimmter Zeit, die Nachbarstadt besucht, hätten sie sich auch nach „ihrem Buch händler" umgesehen, einen oder zwei neueBände gewählt undaußer- dem sich mit frischem Vorrath an Federposen, Dinte, Papier und Oblaten versehen, nebenbei auch wohl ein antiquarisches Geschäftchen gemacht. Wohlverstanden, das war die gute alte Zeit des Landbuch handels. Seitdem hat die Concurrenz der Hauptstadt, der „Frei handel", d. i. die Concurrenz in den Bücherpreisen und die geschäft lich nicht vortheilhaft wirkende wohlfeile Literatur immer weiter um sich gegriffen, und den „fetten" Jahren sind die mageren gefolgt. In einem anderen Artikel sucht der „Booksellsr" den Unter nehmungsgeist des Provinzhandels anzusporncn. Wiederum seien eine Menge neuer Bücher erschienen oder im Erscheinen begriffen. Sie müßten verkauft werden, entweder im Wege des Buchhandels, oder unter dem Auctionshammer, oder an den Butterhändler. Der erste Weg sei der naturgemäße und empfehle sich von selbst den Autoren und Verlegern. Alles könne der ProvinzialbuchhLndler natürlich nicht verkaufen; wenn er aber in rationeller Weise vor gehe, so wäre es doch wohl möglich, jährlich 20 bis 30 Autoren (8io) geschäftlich auszunutzen. Im Berufe des Buchhändlers liege eine ungeheure Macht, man müsse nur erst dahinter kommen, sie ausüben zu lernen. An diesen Proben wird man genug haben. Wie dabei der Verlagshändler fährt, liegt auf der Hand. In Deutschland werden neue Erscheinungen mittelst des organisirten Verkehrs, des Novitäten- Versendungsfyftems und der ausgezeichneten Bibliographie so zu sagen von selbst bekannt. Der englische Verleger bedarf zu dem Ende riesiger Spesen für Prospecte, Kataloge und namentlich für das Zeitungsinserat. Schon vor vierzig Jahren wurde das kaum Glaubliche berichtet, daß eine Verlagshandlung, natürlich ein Monstergeschäft, wie sie sich unter solchen anomalen Verhältnissen bilden, jährlich über 5000 L, also gegen 35,000 Thlr. an Inseraten verausgabe. Daß die literarische und buchhändlerische Reclame damals schon bedeutende Blüthen trieb, beweist Macau- lay's Essay über Robert Montgomery. Man kann behaupten, daß ein solcher Inseraten-Aufwand noch heutzutage vom gesammten Leipziger Verlagshandel kaum erreicht und schwerlich viel über schritten wird. Nächst dem Inserat ist das Colportiren und Reisen für den Verleger in Betracht zu ziehen. Das Reisen findet in aller Regel mäßigkeit statt, so daß sogar die Zahlungstermine des Landbuch handels danach bestimmt werden. Ungebührlichkeiten, wenn nicht Schlimmeres, stellen sich überall ein, wo man zu diesen Vertriebs arten greifen muß. Aber auch bei anständigem Reisevertrieb kommt es dort vor, daß, wie selbst aus einer Stadt wie Glasgow berichtet wird, z. B. ein Edinburger Schulbücher-Verleger das Land bereist, um seinen und fremden Verlag den Instituten mit 25tzh Rabatt, halbjährigem Credit und frachtfrei Glasgow anzubieten. Ein anderer, oft bedenklicher Absatzweg ist der Partieverkauf an den Eübrarian, den Leihbibliothekar, der in England eine ganz andere Bedeutung hat, als bei uns. Daraus folgt — nebenbei bemerkt — sehr natürlich, daß in England viel mehr Bücher leih weise gelesen werden, als in Deutschland, ein Factum, welches schlecht mit den bei uns verbreiteten Vorstellungen von der Kauflust des englischen Publicums zusammenpaßt. Geht der Verleger an den Druck eines Werkes, so ist die erste Frage oft die: „'VVNI, Nr. lükrariau, i5 I p>riut, Iiovv oop>!68 will ^ou tales?" Und als wohlbekannt wird berichtet, daß die Besitzer solcher Institute von Sensationswerken mitunter Sendungen von 250 Exemplaren zum halben Preise erhalten. Seltene Ausnahmen abgerechnet, dienen diese starken Partien nur theilweise dem Leihzweck, der Rest wird sofort zu wohlfeilerein Preise ausgeboten. Diejenigen Exem plare jedoch, welche wirklich circulirten, werden später, durch einen neuen Einband zugestutzt, zu noch wohlfeilerem Preise als Geschenk bücher u. dgl. ausgeboten. Als äußerstes Mittel, seine Bücher zu Geld zu macheu, stehen dem Verleger endlich die Verlagsauctioncn (traäe-^alsk) zu Gebote. Der ,,lZonlL86ll6r" graduirt sehr richtig, wenn er nach dem Auctions hammer als allerletzten Abnehmer den Bntterhändler nennt. Die Verlagsthätigkeit, sagt das nämliche Blatt in einer Correspondenz vom I.Septbr. 1871, ist eine der wichtigsten, aber auch eine der un berechenbarsten aller Geschäftsunternehmungen; denn nachdem alle gewöhnlichen Mittel, Absatz herbeizuführen, in üblicher Weise ver braucht sind, bleibt sehr häufig noch ein starker Auflagerest übrig, für den kein anderer Weg offen steht, als die Auction, und Die jenigen, welche diese öffentlichen Verkaufsstellen frequentiren, wissen davon zu reden, welche Quantitäten roher und anderer Vorräthc zusammen mit Stereotypvorrichtungen zu Preisen, oft niedriger als Maculatur und altes Metall, dort verschleudert werden. Die Schuld für diese Kopflosigkeiten wird den Auctionatoren beigemeffen, die 'oft ohne jede buchhändlerische Vorkenntniß nicht wüßten, was sie unter den Hammer brächten, und ohnedies mehr an ihre Provision als an die Interessen ihrer Auftraggeber dächten. Hiernach mag der Abgeordnete Braun seine Meinung berich tigen, wie er sie zur Zeit im Norddeutschen Reichstage über eng lische Verlagsauctioneu als Pendant zu dem „verzopften System"
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