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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188210287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-28
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Urtarl'ion n»i> Lkvröitiia IodanneSqasie 33. SprrllilNiudru der Nrilactio». Vorniiirag« lO—>2 Uor. AoWniiliaqS ö—6 UI». «n »« >»«>-»« ,m»i»-ki-r »>«i»i>c I,l« »»chl sich t»e Vt«d«er»on »xdl verbmdüch. Annahme her tür hie näckstknlaen»« N mmrr hettimmtrn Inirrale an 26«che»laae» b>» 3 Uhr Aachniittaas. a» L»»u- nu»-e>tta«e» irühd»»',vlttzr. d» den Filialen siir Zns.-.Xnnakime: Ltta Klemm. UniverkitätSsirabe 21, Laut« Lösche. Kaikarinennrahe 18, ». nur »i« '/,S tttzr. Auflage 17^0«. Adonnr»rnl»»rn» vienelj. 4'/, Kllü, incl. Bnnqerlolm ü Mk„ h»rw die Loü bezöge» ü MI. Ieoe einzelne Nummer 2ä Ps. Vetegexemolar 10 Ps. Gebühren lür Errrabeilaqe» ahne doübeiürüerung 82 litt. «lt jioftdeivroerunq 48 litt. Insrritr Sqeivaltene Petitzeile tv PI. Größer» sannen lanr anserem Preis- verzriwnch. Labellanlcher La» »am döderem Tarif. Prltümrn unter den Nrdartionsflrich die Lvaltzeile SO Ls. Imeraie sind Her» an die iripevirtan »» «enden. — Kaolin wird nichi geqeoen. Zahlung pr»«lluu,er>»n-lu »der Surcy Post» uawaayme. AOI, Tonnaben- den 28. Oktober 1882. 76. 3(l1)IA(lNA. Mr gtDigtn Vcuchtung. Unsere Expedition ist morgen Tonntag, den 20. Oktober, Vormittags nur bis jrO Nhr aeöfjnet. ldXpeültlon ile8 I^elpTixer Vnxelrlattos. Amtlicher Theil. Arlehigt hat sich unsere den Steinmetz Franz O«ear Müller aus Aü>ba beiressende Bekanntmachung vom 21. August djs. I«. Lurch Gestellung desselben. Leipzig, am 26. Ociober 188z. . Las Polizei-Amt »er Stadt Leipzig. I B. Iunck, Pol.-Rath. Rsdr. Foldix. Nichtamtlicher Theil. Englands Politik in Cghpltn. Die Erklärungen, welche Gtadstone in der ersten Sitzung k>» Unterhauses nach der Vertagung in Bezug auf Egypieu abgegeben hat, lassen sich dahin zusainmeusasseu, dag er über Das. was er in Egypten zu lhu» gedenkt. Schweigen de» wahren will. Daß die Stellung Englands in Egypten heule eine andere und bequemere ist als vor sechs Monate», betonte keiner auödrückticheu Versicherung, ebenso, dag die Verhältnisse trotzdem sehr teticater und schwieriger Natur sind. Dadurch ^uck nur bas angekünvigte Schweigen der Regierung uiolivirt werden und sür ibrc Anhänger wicv da- auch ge nüge». Weniger leicht ist die Opposition zufrieden zu stellen und deshalb hat denn Glakstvne dem Führer derselben gesagt, tag er ilnn Gelegenheit gebe» wolle, dieRegicrung anzugreife» und zu den, Ende soll dem Hause eine Sammlung der eipivniattsche» Schrift stücke über die egyptlsche Politik vorgelegt werden, welche die Zeit vom 13. Juni biS zum 17. September uinjaßl. Ter engl.iche Premierminister hat damit die Wissbegierde Lord Rorlhcvlc'« so weil befriedigt, als er sie überhaupt zu besriedige» beab sichtigt. Aus dem diplomatischen Schrlstenivechscl erfährt die Opposition, daß die deutsche Negierung am 3l. Juli sich ge weigert hat. England und Frankreich ein IiikcrventionS- Müubat für Egypten zu ertkeilen. andererseits aber sich bereit erklärte, England ihre moralische Unterstützung zu lci>/t». Also, mit anderen Worten, nichts z» uiileruebinen, um die englische Aclion zu hindern. Fürst ViSmarck begründet seine Weigerung, das Mandat zu erkhcilen, durch den Wunsch, dem Sunt dadurch nicht eine größere Ausdehnung zu geben und ihn nicht in einen Krieg zwischen Christen u»v Muhauicdanern zu verwandeln. Innerhalb dieser Begrenzung werden sich also die Ant worten bewegen, welche Gtadstone und Granville aus die Fragen Norlbcote's und Salisbury'S zu geben gesonnen sind. Eigentlich Neue- ist auch durch diese speciclle Mitlheilung über die Verhandlungen, welche zwischen der englische» und deutschen Regierung geschwebt haben, nicht bekannt geiverbcn. denn daß die Conserenzmächte sich weigerte», England und Frankreich ein Mandat zur Intervention in Egvpken zu erlhciten, hat schon Freycinet am Tage seines Rücktritt« der französischen Depulirlenkainnicr eröffnet. Neu ist nur, daß der Leiter der auswärtige» Politik Deutschlands Eng land die moralische Unterstützung dieser Macht sür ei» bewaffnetes Einschreiten in Egypten zugeiagt hat. Am 31. Juli war das Bombardement und die Pliiuveruug AtexanbrieiiS läiigst vorüber, damals handelte eS sich lediglich ui» die Be kämpfung Arabi's, und kiese hat England erst uiitcriiommc», »achtem eS sich der moralische» Unlerstützuiig der Fürsten B>S- u.arck versichert halte. Sv schmeichelhaft diese Thatsache auch sür den Einfluß ist, welchen die englische Regierung der deut schen aus ibre Entschließungen einräumt, so ist doch die Act, wie diese Thatsache zur östentlichc» Keuntniß gebracht wird, und der Zeitpunkt, », weiche», diese Mitlheiiung geschieht, offenbar so gewählt, daß dadurch die Verantwortung sür die kriegerischen Ereignisse in Egypten »ach dem 31. Juli thcil- wcise aus die deutsche Negierung gewälzt werden soll. Es ist baS eine neue und eigenthüiulichc Art, einer Großmacht sür eine Politik, deren Verantwortung ihr allein zusällt, bei einer anderen Macht Rückdcckmig zu suchen. Als Lord Seymour den Auftrag erhielt, Alexandrien zu bombarkiren, hat Lord Granville nicht beim Fürsten BiSmarck angesragt. ob er auch nicht» dagegen habe, wenn die neue» Schissskanonen probirl würden, als eS aber daraus aukam, die aus diesem Anfänge sich ergebenden Folgen zu bekämpfen, criniicrke sich England plötzlich, daß eS sür alle Fälle gut sei, sich die Unterstützung einer auswärtige» Macht zu sichern. England hat in neuester Zeit unverkennbare Zeichen der Absicht gegeben, Deutschland« Einfluß in Keiistaiiliiiopel zu brechen und die Türkei aus seine Seite hinüber zu ziehen. Zu diesen, Zweck mußte Said Pascha sein Resormprojcct dem Sultan vorlege»; zu dem gleiche» Zweck wurde den Versiche rungen deS Sultans, daß er für England unwandelbare Freundschaft hege, die weiteste Verbreitung gegeben und jetzt nimmt wiederum unter den Aktenstücken, welche dem Parla ment vorgelegt werden, der Schriftwechsel mit der deutschen Negierung über daS England zu erlheilende Mandat in Egypten die hervorragendste Stelle ein. Durch diese- Ver sanken wird die wahre Sachlage i» Egvpken verschoben, denn daS Hauptbestrebcn der deutschen Politik war von Anfang an daraus gerichtet, die bestehenden Verträge aufrecht zu er halten und die Freiheit der Benutzung de« SuezranalS siir alle seefahrenden Nationen zu sichern. Durch die Tactik der englischen Regierung wird dein Irrlbnm Vorschub geleistet, als habe Deutschland der englische» Aktion in Egypten nicht nur seine Sympathien, sondern auch seine Unterstützung zu gewandt. Es ist bekannt, daß die denlschr Regierung der türkischen Inkerventie» i» Egnvten daS 'Wort geredet bat. »nb erst als der Sultan sich weigerte, die Ordnung in Egvpten wieder herzustellen, gab Fürst Bismarck durch den deutschen Bot schafter in London die Erklärung ab, daß die Bemühungen Englands, die Ordnung in Egypten wieder ciuszurichlen. der deutsche» Zustimmung sicher seien. ES kommt also sür diese wichtige Thatsache daraus c»>, festzu'ielleii. zu welcher Zei diese Erklärung abgegeben wurde und ferner, was voran gegangen war. Diele beiden sehr wesentlichen Moment werken durch die telegraphische Mitlheilung über die Er össniliigSsitzungrn deS englischen Parlament- und durch den Auszug auS dem tiplomalischen Material verwischt, und ec bleibt als Gesammteinkruck »ur übrig, baß die Verantwortung lür den englischen Feldzug in Egyplen aus Teulscbland sälli dl chls kann falscher sein als dies. England allein hat die Vcra»tworlu»g snr DaS zu trage», was in Egypten seit de»! I I. Juli geschehen ist. Deutschland ist daran in keiner Wc. betheiligt. Gladsione legt ja selbst de» Nachdruck daraus, daß Eng land die Entscheidung über die Znkunst Egvvtcuö jetzt we>> mehr in der Hand habe als vor sechs Mvnalc», als es »och in extremer Weise durch Verpflichtungen ges.sselt ge- geweseii sei Diese Beipflichtungen hat es aber nicht gegen Deutschland gehabt, sondern gegen k'e Türkei und gegen Frankreich; allerdings befindet sich Enz!and heute diese» beide» Machten gegenüber >» einer weit günstigeren Lage als vor dem 2!l. Juli. Bis zu diesem Tage war England noch auf die Mitwirkung Frankreichs bei seiner Ackivn gegen EgVVtc» angew ise»; nahm die Tepulirtenkammer die Regie rungsvorlage, welche einen Credit für den Schutz rer Franzosen im Suezcanal verlangte, an, dann waren England die Hände gebunden, eS konnle z. B. nicht, wie geschehen, am 20. August vom Suezcanal und allen an seinen Usern irgend in Be tracht kommende» Punclen Besitz ergreifen. Ais der fran zösische Admiral Conrad mit der Flotte nach Port Said abgegaiiacn war, da hatten Wolseley und Seymour freies Fahrwasser, um de» kühnen Coup vom 20. August auszustihren und daran reihten sich kann die übrige» »lililanischc» Vorbeiciiungen zu Lande, deren Ziel de Eroberung EgNplen» nach Besiegung Arabi's war. Zur Erkeuiilniß dieser Thalsachen ist eS nöthig, sich den Sach verhalt klar vor Augen zu halten, um de» Vcrtuiikluugs- versuchen aegeniiber gerüstet zu bleiben. Daß England» Pellt,! in Egvpkc» »oct> heute nicht vo» jeder Furcht vor der Kritik brsreit ist, beweist daS Berhalte» Gladstonc'S in der Unterbaussitzung vom 24. Oktober. das bezeugt vor alle» Dingen die Auswahl der Schriftstücke der kiplomatiichc» Correspondenz an- der entscheidenden Zeit deS egvvlischeu Feldzuges. — „Die bestehenden Beziehungen sind allerdings sehr kciicater und schwieriger Nalur und deshalb kann ich e,»c» systematischen Plan vor Ab.aus der Seinen nicht ver legen" — mit Vieser Schlußerklärung deS Ministers Gtadstone ist hmrcichrud Vargctha», wie die Sachen Ziehe» Leipzig, 28 Oktober 1882. In den neuerdings vo», „Württemberg «scheu Staatsanzeiger" gemachte» Veröffentlichungen über die dortigen Verhandlungen wegen der B riesm a rken frage ist von Interesse, daß einer der dabei in Frage stehende» Mißstände riiiniat einen zahlenmäßige» AuSkruck erlangt. Ii» teylen Rccb»»ngsjahre wurden in Württemberg 830 Post karten »nt Ncichsmarken und 77 mit bairischen Marken aus- gegeben und, da derartige Karten als nicht sraiikirt betrachtet werden, gemäß der Postordnung nicht befördert. Man wirk aniiehmen dürfen, daß die m dem größeren und vo» Be wohner» des ReichSinarkengebiets, namentlich zur Sommerszeit »ech mehr berei >e» Baiern vorkonimeubc» Fälle nicht allein absolut, sonder» auch relativ noch weil zahlreicher sind Nürn berg und Baireuth werden auS dein letzte» Sommer wohl einen recht ansehnliche» Posten derartiger Maculalur aujzu- weisefi haben. Da sollte man sich dock hüte», zu behaupte», wie das in bairischen und wurttembergischen Blättern häufig geschieht, daß die Bedeutung deS UrbelstantcS übertriebe» werde! Es ist einfach eine Ungeheuerlichkeit, ein wahrhaft unerträglicher Zafiand, daß in Deuischlcmd alljährlich Tausende von brieflichen M,tthcilungen vo» der Post ab- sichtlich nicht befördert werden. Tag es sich dabei nur ni» „Karten" handelt, ändert nickt« an der Sacke. Der Reisende vertraut der Karte sehr häufig die wichtigsten Ding« a». weil ihn die Zeit drängt und anderes Material ihm unterwegs nicht zu Gebote steht. Tie Strafe für gco- graphische und staatsrechtliche Unwissenheit, welche in der Nichibcsörderung der Postkarten liegt, ist sür den Neichsbürger hart, sür den Ausländer geladezu grausam. Wir »icine», nachdem diese Angelegenheit einmal ernstlich angeregt ist, ist eine schleunige Abhilfe schlechterdings unumgänglich. Würt temberg ist ja denn auch dazu geneigt, und daü Reich wirk, sbweit eine Abänderung der Postordnung crsordkrlicb ist. sicherlich keine Schwierigkeilen machen. Daß Württemberg auch im Puncte der einheuliche» Briefmarke oder der Freizügig keit der verschiedene» PosliverthZeichen jetzt schon zuCcncessionc» bereit sein würde, konnte freilich Niemand, der die dortige Stimmung kennt, erwarten. Herr v. Mittnacbt fürchtet sür die finanzielle Selbstständigkeit der württrinbergüchen Post- Verwaltung. Wir unsererseits bleiben bei der Behauptung, daß die Befürchtung in kcr Sache selbst uiibegrüiidet ist. DaS tiefere Motiv wird wohl rein politisck-particularistischrr Natur sein. Es ist zwecklos, darüber zu streite». Ein Rückblick aus die Ber- gangenhcil aber könnte Herrn v. Mittnachl belehren, wie es aus die Dauer unmöglich ist. wirklichen Bedürfnissen des BerkehrS die Befriedigung vorzucnthalten. Er selbst ist de»» auch, wie e» lchemt. wokl nickt abgeneigt, wenigstens den gegen- eitigen Umtausch der Marken bei den Postämtern zuzulassen, o daß also die Ausgleichung kleinerer Geldsorderungen ver mittelst Briefmarken durch ganz Deutschland möglich wäre. Ader überaus charakteristisch find die E»iwcnkungcn. welche der Generaldirecior der wurttembergischen Postverwaltung, Herr v. Hofackrr, dagegen machte. Ec besürcktet eine zu große Belästigung der Postämter und ein« zu starke Bcr- suchung der Beamte» zu Unlerschlagniige»! Die Württem- berger werken aus diese eigenihümliche Selbstkritik ihrer Post schwerlich stelz sein. Im Uebrigen meinen wir, wen» man keine durchschlagenderen Bedenken bat. so wird auch diese Umtauschsrage wohl zu einer befriedigenden Lösung gebracht werben können. Ter Herzog von Brciiinscbmkig ist leider in reckt geschwächtem Zustande nach Brannkchweig zurückgekrbrt. Die t eigenlliche Krankheit, die Herzog Wilhelm benel, ist zwar alS I gehoben z» b. lrachkc». allem sic bat eine Eutkrä>!»»g zuriick- I gelassen, welche bei dem nunmehr 76zährigcn Fürsten recht l bedenklich erscheint und die Erbsolgesrage immer wieder in ! den Vordergrund treten läßt. Von der von einigen Zeilunge» » gebrachte» Nachricht, daß der Herzeg vo» Cumberland durch 'einen Schwiegervater, den König von Dänemark, beeinflußt, ein Plane, sich durch Verzicht aus die Erbfolge in Hannover e» braunschweigischen Thron zu sichern, jetzk mehr zuneige, i>S jemals vorher, ist m maßgebenden Kreisen nicht daS Mindeste bekannt. » * » Die Ansprache de- Präsidenten der österreichischen Delegation, Smolka. keim Empsange durch den Kaiser Fra»; Joses, gab der uiiwandelbaren Treue. Aiibänglicdkeil und Ergebenheit sür den Kaiser und daS kaiserliche HauS, sowie der Bereitwilligkeit AuSdruck, den unabweislichen An- sorderi ngen zur Wahrung einer achtiinggebieleiidcn Stellung der Monarchie, zur Schaffung der sichersten Gewähr sür die Eihaltung eines daucrhasien Friedens durch Instanthallnng und Steigerung der Wehrfähigkeit und Scbtagsertigkeil der 'apseren Armre, welche durch die Wiederherstellung der Staatsautorilät an der Südgrenze ein Anrecht ans die unverzügliche Dankbarkeit tcS Reiche- erworben habe, iuzugestehen. Die Delegation Hesse, die Interessen der Steuerträger de- Reiche- hiermit in gerechten Ein klang bringen zu könne» und damit den Hochherzigen Inten tionen des Kaiser« zu entsprechen. Ludwig TiSza. Präsident der ungarischen Delegation, sprach das Vertrauen aus, die Regierung werde verhindern, daß die weitere Ent wickelung der Wellercignisze eine sür die Monarchie ungünstige, schädliche Richtung nehme; daß sie auch fernerhin de» Friede» bewahre» werden, dessen die Mo>ia,ct»e bedürfe, uni km ge» steigerten Ansciderungen an den Culturstaat zu entsprechen »nd daü Gleichgewicht im Staatshaushalte ohne größere Belastung der Steuerträger berzustellen. wa« außer der wachsamen Fürsorge sür die Monarchie da- eigentliche Ziel sür die Legislative und die Regierung bilde. TiSza betonte »iit warme» Worten die Tieue der Ungarn, welche zu den weit- gelikndstrn Lpsern bereit seien, wenn die Bertheidigung de« Tlirone« und de« Vaterlandes die« erheischen sollte. Der Kaiser bob in seiner Antwort aus diese ErgebenheitS- anspraclien mit lebhafter Befriedigung hervor, daß die aus wärtig n Verhältnisse der Monarchie durchaus erfreuliche leiei«. Die erfolgreiche Pflege der sreuntschasllichen Beziehungen zu allen curopäckche» Machten im Sinne der Erhaltung und Sicherung de» Friedens bilde die wesentliche Ausgabe seiner Regierung. In der rgyriischen Frage, welche in jüngster Zeit die Aufmerksamkeit der Mächte andauernd beschäftigt habe, sei die Negierung bemüht gewesen, die Versuche einer gegen seitigen Berständigung zu fördern und im Verein mit den beireuiidrlcn Eabineten die gemeinsamen europäische» Interesse», in denen auch die Interessen Oesterreich-Ungarns eingeichloileii seien, zur Geltung zu bringen. Daß eS der Weisheit und Mäßigung aller betheiligten Regierungen bisher iiiöglich ge- w.rden sei. die Einigkeit Europas vor jeder Gefährdung zu beioalnen. dürfe alS eine ivrrtkvollc Bürgschaft sür die befrie digende Regelung eine» enkgiltigen Abschlusses der egvptijcheii Frage betrachtet werden. Es liege im Geiste de» von ten Delegationen gebilligten VerlheitigungsfysteniS. wenn nunmehr zur Steigerung der KriegSbereitschast deS Heeres dir weitere Entwickelung der bestehenden H ereosormation i», Sinne einer möglichst territoriale» CorpSbildnng durcbgesührt werde. Zur Bestreitung der betreffenden Auslagen sei eine »ur verbättiiißmäßig geringe Summe erforderlich. Die Noth- wcnkigkeit einer Erhöhung de- ordentlichen HeereSersorder- nisscS sei nickt eingelretc» Die Unruhen in Bosnien und in der Herzegowina, sowie in Dalmatien seien durch da» ener gische Eingreisen der Truppen bewältigt, zur Sickerung der össentticben Ordnung sei jedoch noch während einiger Zeit die Anwesenheit einer größere» Druppenzaht erserderlick. Mit der Unterdrückung des Aufstande- sei zwar die Pacistcation neck nicht vollendet, zu ihrer vollständigen Durchführung seien jedoch nicht die geeigneten administrativen Maßregeln an gebahnt. Testen ungeachtet nehme die Verwaltung Bosnien« und der Herzegowina auch dieses Mal die Finanzen der Monarchie nickt in Anspruch. Der Kaiser betonte schließlich, wie er hoffe, baß die Delegationen die Vorlagen gewistcnhasl prüfe» und bemüht sei» würden, ebenso wie die Regierung, die Rücksichten ans die Finanzlage mit den Ansprüchen aus die Machtstellung der Monarchie in Einklang zu bringen; er rechne mit Zuversicht aus die patriotische Unterstützung der Regierung durch die Delegationen. DaS den Delegationen vorgelegke Budget über die bosnische Civilverwaltung sür 1883 weist ei» Ersorderniß von 7.039,800 fl. und eine Bedeckung desselben mit 7,217,819 fl. auf, so daß sich ein Ueberschuß von 178,010 fl. ergiebl. DaS Ersordcrniß der Ccntralleitunq beträgt l.80,700 fl., da« der inneren Verwaltung 2.778,81 l fl. (wo runter sich 239.500 fl. sür da« Straßenwesen, 162.503 fl. iür den Eultu«. 91,889 fl. sür den Unterricht, 251,034 fl. sür da» Militairwesen und 1,114,475 fl. sür die Gendarmerie befinden), darjenige der Finanzverwaltung 3.488,948 fl. und kaSje»i>ie endlich der Justizverwaltung 621,350 st. DieEinnabmen find folgendermaßen veransck'lagk: an Zehent 2,250,600 fl., an Einkommen» und HanSziiiSsteuer 600.000 fl., an Klrin- viebsleucr 247,000 fl., an AuSschankfieuer 50,000 fl., an Zell 702,000 fl., an Tabaksteuer l,896.000 fl., an Salzstrucr 867,135 fl., an VerzekiungSsteuer 43.000 fl, an Stempeln und Gebühren 300,000 st. an Einnahmen an« dem Mon- lanwesen 7366 fl., an Packt von SlaakSgruntstücken 4168 fl., an Mautbgebühren 23,000 fl. an Einnahmen der Landes druckerei 47,400 fl., an Einnahmen endlich au- dem Pulver verkauf 350 fl., zusammen 7,037,419 fl. Hierzu kommen an eigenen Einnahmen der inneren Verwaltung 180,400 fl. Wie au« Caktaro gemeldet wird, hat e« den Anschein, daß in der Herzegowina, während LeS Winter«, der Aus stand abermals ausbrecken soll. Die verweaenen Bandensübrer, zumal der Serbe Wnko Iowanatsch, der Mebamedaner Omer Liittctntsch und der Herzegowiner Klijakitsch lasten bereit« von fick hören. Letzterer, d r verwegenste vo» allen, übersiel jüngst, unfern der montenegrinische» Grenze, eine österreichische Strris- abtbeilung, welche gegen die ihr an Zahl überlegenen In surgenten einen surcbibaren Kamps, »Heils mit blanken Waffen, zu bestehen batte. Sech- österreichische Soldaten wurden ge- »ödtet. während die Insurgenten zwei Tobte und fünf Ver wundete zählten. — Die Aufständischen sind zumeist mik vor züglichen Martini-Gewehren bewaffnet und reichlich mit der dazu gehörigen Munilio» versehen. Zn Belgrad, sowie im Innern Serbiens haben in Folge de« Akten ta« neue Verhaftungen stattgesunden, welche jeden falls beweisen, daß man eS nickt mit einer bloßen Privat- rache zu thu» habe. Diese neuen Verhaftungen beziehe» sich in Belgrad auf Herrn Nikotilsch, Redacteur tcS groß serbischen Oppositionsblatle« „Borba", Prosestor Werko- witsch sammt Frau und den Kaufmann Mohatsck,a»in. In Kragujewaz und Jagodin sind die früheren Skupschtlna- Abgeordneten Bog lisch und Pawlowilsch, beide der radikalen Partei angehörig, verbastet worben. — lieber Helene Markowitsch und daö Attentat werden noch immer weitere Einzelheiten bekannt. Erstere ist, durch die Familie Waitsch, mit dem serbischen König-Hanse ciitsernt verwandt. Sie schoß in der Kirche aus die geringe Entsernung vo» nur drei Schritten aus den König. Der Schuß ging jedeiisalls blv» au- dem Grunde seht, weil der Abdruck de« Revolver» sür eine Frau einige Krastanstrengung erforderte, wodurch selbst verständlich die Ricdtung de« Geschosse« eine ungewisse werden mußte. In der Wohnung der Allentäterin wurde Munition und zumal viel Schießbaumwolle gesunden. Sie hat zwei Tage vor der Ausführung de« Verbrechen« dem radicaten Agitator, Kosia Tanschanowitsch, 2000 Ducaten zu Partei- Zwecken übergeben. — Nach dem Attentate befand sich die ganze Garnison Belgrad« in den Kasernen in Bereitschaft. Eine theilweise Bereitschaft besteht noch gegenwärtig. — Ein Schreiben au» Belgrad, welche» über die serbischen Ber- hältniste gut unterrichtet ist. behauptet, der Altentat-proeeß werde, fall« er öffentlich geführt wird, jedenfalls der sensa tionellste sein, der seit langer Zeit Europa in Erstaunen versetzte. Selbst die besonneneren französischen Blätter können sich nicht mehr der Besorgniß erwehren, daß die tum ul tu arischen Vorgänge, die sich gegenwärtig in zahlreichen Arbeltcrcentren vellzieben, wenn auch nicht unmittelbar die herrschenden republikanischen Institutionen gefährden, so doch da« Vertrauen de- ruhigen Theite« der Bevölkerung er schüttern müssen. Die Maßlosigkeit der Sprache, welche in den anarchistischen Versammlungen geführt wird, in Ber- bindung mit den Ereignissen m Montceau-les-Mine«, in Lyon, in Saint - Etienne und anderwärt« erhärtet, daß die Regierung auf ihrer Hut sein muß, wenn ander ste nickt durch eine Katastrophe überrascht werden will. Die Meldung de« gambettiftifchrn Journal« „Pari-", die Regierung sei im Besitze aller Fäden einer großen revolutionäre» Organisation, welche durch Bezirk-Verbände über ganz Frankreich verbreitet sei. und deren leitende- ComitL in Gens seinen Sitz habe, läßt andererseits darauf schließen, daß da« Gouvernement die drohende Gefahr nicht unterschätzt. Freilich darf auch nicht außer Betracht bleiben, daß wie die Monarchisten auch die Gambettisten ein gewisses Interesse daran haben, die ohnehin düstere Situation noch bedenklicher erscheinen zu lassen; die Einen um den „Roh", die Andern, um Gambetta als den einzigen Gesellschastsretter der Zukunft darzustellen. Ter Pariser „TempS" meldet die Demission Floquet'S als Scine-Piäscktcn mit dem Hinzusügen, daß sie Demission von der Regierung aiigenomncii sei. Der Mmisterrath billigte daS Verfahren der richterlichen Behörde in ChalonS. welche de» Proceß der Angcschultigtcn in der Angelegenheit von Montceau-leS-mineS vertagte. Der Proceß wird vor einem anderen Schwurgericht-Hose beschleunigt ver handelt werden, damit die Hast der Angeschuldigtcn nicht verlängert werde. — Ter „TSlegraphc" glaubt, daß DeSmicbclS zum Botschafter i» Rom, Tiby zum Botschafter in Madrid ernannt sei. — DaS Synkical der Wcchselagenten in Lyon erhielt ein Schreiben, in welchem gedroht wird, die Börse in die Lust zu sprengen. (Wiederholt.) Der französische Correspondent der „TimeS", Herr Oppcrt auS Blowih, ist vor einigen Tagen mit der sensatio nellen Nachricht hervorgetretcn, vaß die französische Re gierung mit dem Bey von Tunis einen geheimen Vertrag abgeschlossen habe, durch welchen kcr Republik daS Proleclorat über Tunis übertragen wird. Herr Oppcrt hat nun schon seil de», Berliner Cvngreß oftmals die europäische Presse mit so sonderbare» „Eiilhüllungei," bedacht, welche sich später zumeist al» pure Erfindungen erwiese», daß man seine» An gaben längst keinen Glauben mehr schenkte. AuS diesem Grunde konnten beispielsweise die tendenziöse» Aeußerungen, welche der Pariser „Times"-Cvrrespo»denl lürzlicb dem Fürsten BiSmarck bezüglich tcS SuezcanalS in den Mund l-gte, unbe achtet bleiben. Diese Mitlbeiluiigen trugen vo» vornherein den Stempel der Unwahrscheinlichkeit an der Stirn und erfuhren dann auch durch die „Nerbd. Allg. Ztg." ein energische- Dementi. Anker- stellt eS dagegen, wie eS scheint, mit Opperl's jüngster Nachricht über den Gebeimvcrlrag mit Tunis. Auch von anderer Seite wird bestätigt, daß am l4. Juli zwischen der französischen Negierung und dem Bey ein Abkommen getroste» wurde, wedurch sich die erstere Tunesien ganz in der Stille aneignete »uv damit die früheren feierlichen Versicherungen brach Dieses Vergebe» Frank reichs hat natürlich im AuSlande keinen günstige» Eindruck gemacht. Am meisten erbittert wirb man i» Italien sein, während man in England auS dem Vorfall Capital schlagen möchte, uni bei Ordnung der egvvtischen Ver hältnisse jede Rückfickt aus Frankreich bei Seite schieben zu können. AuS diesem Grunde werden in Pari- An- Nrenguiiaen gemacht, die Eutbüllungen der „DiincS" da durch aozuschwächen, daß die Einzelheiten derselbe» essiciöS alS ungenau bezeichnet werden. Auzerdei» aber protestiren die französischen Blätter, soweit sie sich »nt dieser Angelegenheit bereits befasse», lebhaft dagegen, daß England ein Vorgehen Frankreichs in Tunis alS einen Präcedeiizsall z» Gunsten seiner eigenen Prätentionen i» Eavple» aussafien niechte. So meint z. B. die „Libertä", Enilaiik wage sich damit aus ein gefährliche- Gebiet, keim betreffs Tunis könne Frankreich auf Cvpern Hinweisen Der „National" äußert, wen» auch Frank reich sich in Tunis solider srstsetze, so merke eS darum nicht weniger energisch in Kairo sprechen. „Pari-" entwickelt sogar, daß Frankreich ein absolutes, iliibefire lbare« Reckt babe, die Capikulalionen sowie die Finanzconiniisüon in Tunis abzu- schassen, okne Ieinanden in Europa ui» Erlaubnis z» fragen, »nd Frankreich werde weder „naiv noch träge genug" sein, um seinen legitimen Emsluß in Egypten damit in Verbindung bringen zu lasten. Am TennerStag fand eine Sitzung de« englischen Unter bau se» statt. UiiterstaatSsecretair Dille antwortet auf mcbrere Anträge», eS sei keine Convention, betreff nd die Kosten der LccnvarieiiSarinee. abgeschlossen. Diese Frage »erde aber gegenwärtig erwogen. Bezüglich de» französi'ch-tunesischeo
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