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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188309189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-09
- Tag1883-09-18
- Monat1883-09
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1883
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Ekrscheint täglich früh 6'/, Uhr. kr-attion und Lrprditiou IohanneSgasse »3. Sprechstunden der Uedacllon: Vormittags 10—13 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. gu« dt» »»«,»»« »»»tkndlrr ««imkript» «»chl »t« »tt»«eit»a nicht »ndt»»lich> ist« «nn»h«« der für dir «LchM«l,endc Nnnntter bestimmte« Inserate ai Wscheutagrn di» 8 Nhr Nachmittaq:. an Tonn- und Festtagen früh dt» V,b Nu 3n den /Ninleu fLr Ins.-Annahiu/ vtta Kiem«. UaiversitütSstrahr 31, L««i« Lösche, Natharinenstraße 18. p. «ur dt» '/,3 Uhr ^?L61: Amtlicher Theil. Vekimitmachmig. Ein cm» einer Stiftung von Heinrich Wiedertehrer, sonst Probst genannt, vom Jahre 151 l herrührcudeS Stipendium für Studirende aus hiesiger Universität, im Betrage von 3t 29 jährlich, soll von Ostern ds». I». an auf zwei Jahr« vergeben werden. Hierbei sind nacheinander zu berücksichtigen: 1) Wicderkehrer'fche Verwandte au» WillandtSheim, Jphofen oder Ochsenfurt. 2) dergleichen au» dem BiSthum Würzburg, 3) Studirende au» den Ländern, deren Angehörige die ehemalige Bayerische oder Meißnische Nation aus hiesiger Universität bildeten. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden. welche sich in einer der gedachten Eigenschaften um diese» Stipendium bewerben wollen, auf, ihre Gesuche sammt den erforderlichen Bescheinigungen bi» zum 6. Oktober ds». I». schriftlich bei un» einzureichen; später eingehende Gesuche müssen für diesmal unberücksichtigt bleiben. Leipzig, den 14. September 1883.' Der Rath der Stadt Leipzig. i. Han tip rigerTagtlilM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Dienstag den 18. September 1883. vr. Georgi. )arrwitz. Vrkaimlmchllil-. Zwei Von Adam Müller (oder Möller), Bürger zu Leipzig, 1554 gestiftete Stipendien von je 40 48 ^ jährlich sind an hiesige Studirende und zwar zunächst an Verwandte dcS Stifter», in deren Ermangelung an Merseburger Stadtkinder und wenn deren keine die hiesige Universität besuchen, beliebig auf 2 Jahre, das eine aus die Zeit von Michaelis 1883 an, da» andere auf die Zeit von Weihnachten 1883 an zu vergeben. ^ Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich m einer der angegebenen Eigenschaften um diese Stipendien bewerben wollen, hierdurch auf, ihre Gesuche mit den erfor derlichen Bescheinigungen bis zum V. October diese» Jahres schriftlich bei uns einzureichen. Spätere Gesuche können Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, am 14. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwih. vrlieinlWch««-. Bon Weihnachten ds». IS. ab ist da« Riedel von Löwen siern'sche Stipendium im Betrage von jährlich 80 94 auf 2 Jahre an einen auS Breslau oder sonst au» Schlesien gebürtigen Studirenden zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich io vorgedachter Eigenschaft um diese» Stipendium bewerben wollen, aus, ihre Gesuche schriftlich unter Beifügung der er forderlichen Zeugnisse bi» zum 8. October ds». I»! bei un» einzureichen, und bemerken, daß später eingehende Gesuche unberücksichtigt bleiben müssen. Leipzig, den 14. September 1883. Dev Rath -er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Mannlmachnnrc Die Herstellung der BlitzablettungSanlage für di Capelle und die Leichenhallen auf dem neuen Fnedhofe soll im Wege der Submission vergeben werden. Formulare de» Kostenanschlag« und die Bedingungen liegen auf unserem Rathhause (II. Etage, Stube Nr. 5) au», und sind die Offerten, verschlossen und mit der Aufschrift: „Blitzableitung für die FrirdhofS-Tapelle re." Versehen, cbenvasclb>k bis zum LS. diese» Monat», Abend» « Uhr, abzuaebcn. Leipzig, den 13. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Wiliscb, Ast. Die bei dem hiesigen Leihhause in den Monalen Sep tember, October, November und December 1882 versetzten oder erneuerten Pfänder, die weder zur Verfallzeit noch bi» jetzt eingelvst worden sind, auch nicht bi» rum 30. September a. o. eingelöst worden, sollen den 1. No» vember d. I. und folgende Lage im Parterre-Locale de» Leihhause» öffentlich versteigert werden. E« können daher die in den genannten Monaten versetzten Pfänder nach dem 30. September d. I. »ad spätesten» am 8. Oktober ». o. nur unter Mitentrichtung der AuctionSkosten von 4 Pfennigen von jeder Mark de» DarlehnS eingelöst oder nach Befinden erneuert werden; vom 6. October d. I. an, an welchem Tage der AuctionSkatalog geschlossen wird, kann lediglich die Einlösung derselben unter Mitentrichtung der AuctionSkosten von 4 Pfennigen von jeder Mark der ganzen Aordermm de« Leibhause« stattsinden, und zwar nur bis zum 27. October d. I., von welchem Tage ab AuetionSpfLnder unwiderruflich weder eiaaelöst noch prolongirt werden können. ES hat also vom 29. October d. I. an Niemand mehr da» Recht, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und können dieselben daher von den Eigenthümern nur auf dem gewöhnlichen Wege de» Ersteben« wieder erlangt werden. Dagegen nimmt da» Geschäft de» Einlvscn» und Ber setzenS anderer Pfänder während der Auction in den gewöhn lichen Localen seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, den 15. September 1883. De» Rath» Deputation für Leihhau» «nd Sparkasse. M-fi-Auflage 18,8007 AdoniikMtiltspreis viertel). 4'/, Mk. mcl. vringerlohu 5 Mk.. durch die Post bezogcu 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Ps, Belegexemplar 10 Pt. Gebühren tür Extrabeilagen ahne Postbeiördrrann 39 ML' «it PostbejSrdenmg 48 Mk. Snsenür gespaltene Petitzeile rv Ps. Größere Schriften taut unserem Preis verzeichnis. TabeLartschrr «> Ziffernsay nach HS-rrm Tarif. Reriam» unter örm Nedürti»«,strich die Spaltzeite SO Ps. Inserate find stet« an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prmvumerau-io oder durch Post- Nachnahme. 77. Jahrgang. Virbßahls-Vekaimtvmihlms. Gestabten worden allhier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Ein Unterbett und rin Kopskissen mit roth- uud weit gestreiftem Jute« und k. U. gez , aus einer Wohnung in Nr. 11 »er Kohlenstriste, inaerbalb der letzten 3 Monate: 3) neun Maschen Champagner, mittelst Nachschlüssel« au« rnwr Kellerabt Heilung in Nr. 13 der »urprtazst ratze, t» der selben Zeit: . ») ein kleiner vierrädriger Handwagen mit Lettern «nd drfecter vorderer Sperrleist«, der Flur de» Hause» Nr. 50 da Stdoniru Krasse, am 18. vor. Mts.: 4) eia dunkelgrüner Eommerüberjlrhcr, mit einer Nelhe Kuöpseu, verdeckter Battair und schwarzem Futter, sowie eine Geld summe von S ^l, in di», kleiner Münze, au» einem stlafllocale in Nr. 13 der PeterSstraße, am 30. vor. MtS. früh; 5) eine kleine braune Pappschachtel, enthaltend ca. - ^l. in einem Thaler und kleina Münze, au» einer Wohnung in sNr. 11 da Jnsclftrahe, vom 9. bis 10. dsS. MtS.; 6) rin MaiinSjaquet von brauncarrlrtem Stoffe »nd et« Paar Hosen von graucarrirtem Stoffe, defeet, serna ein Paar kalblederne Halbstieseln, ziemlich gut und ein Paar dergleichen von RindS- leder mit Absatzeise», an» einem Neubau an da vnläugertrn Köruer- strafie, am 10. dsS. MtS. Vormittag»; 7) ein gelb» und weißgemusterta Spittenfhawl, au» einer Wohnung in Nr. 37 der Arndtstrabe, im Lause da lctztvagangeur» 14 Tage; 8) ein granleinena Sack, enthaltend ein Paar Hose« von dunkelbraungestreiftcm Stoffe, mit grauem Vundsutter, drei blau leinene Mamishcmde», zwei ebensolche Schürzen und zwei Paar braunwollcne Strümpfe, sowie ein Trauschein und ein «ebnrts» schein, aus den Namen „?e»tn«r" lautend, au» einem Wagen, welcher aus dem Ranstädter Steinweg gestanden hat, am 11. ds». Mt». Vormittags: 9) drei Billardbälle von Hartgummi, zwei von weißer and einer von rother Farbe, auS einem RestauraiionSlocale in Skr. 7 der Windmüdlenstraße, am l2. d. M. Nachm.; 10) ein großes Kopskiffc» mit roth- und wcißgestreistem Inlett, nebst roth- und weihcorrirtcm Ueberzug, auS einer Schlaskammn in Nr. 41 da Ulrichsgasse, zu gleicher Zeit; 11) ein schwarzledernes Portemonnaie mit gelbem Schlößchen und einem Inhalte von 8V >l, in drei Zwanzigmark- und via Fünfmarkscheinen, sowie mit einer Rechnung und einem Postschein, ans einem äiasilocalc in Nr. 19 da Dresdner Straße, in der Nacht vom 13. zum 13. dsS. Ml-.; 12) drei weißleiuene FrauenhembNt» ein» davon I?. IV. qrz., au» eina Löohiiung in Nr. 7 da Koblenstraße, am 9. dsS. MtS.; 13) zwei Kaninchen, eins von weißer »nd eins von biangraua Farbe, mittelst Einbruchs au» einer Bude im Hofraum des Grund- stückS Nr. 17b der Lützowstraße, am 13. dsS. MtS. Abend»; 14) ein Portemonnaie von schwarzem Leder, mit Stahlbstgel und einem Inhalte von ca. 8 in einem Thaler, einem Mark stücke und kleiner Münze, sowie mit einem kleinen Schlüssel, mittelst Taschendieb,tabls im Hoiraum des Grundstücks Dorotheenstraßr 8o, am 12. ds«. MtS. Vormittags; 15) cine silberne Eylindcrnhr mit Secnnde, Goldrand, glatter Rückseite mit wappcnähnlichem Schildchen, im Deckel mit einer schadhaften Stelle nebst kurzer Ttahlkette, auS einem Neubau an La Kramerstrahe, am 15. dsS. MtS. Abend»; 16) eine Geldsumme von 34 -4, in einer Doppelkroae und Fünfzigpscnnigstücken, ans einer Wohnung in Nr. 29 da Humboldt« straße, vom 15. bis 16. ds». MtS.; 17) ein Geldtäschchen von schwarzem Leder, enhaltend ea. 12 Mark in div. Silber- uud Nickclmünze», einen kleinen Schlüssel und einen Tajchcnkaleuder, ferner ein ebensolches Geldtäschchen, enthaltend L» Mark in zwei Doppelkronen, einer Krone, einem Fünfmarkscheine und einem Zweimarkstücke, ferner vier alte Vicr- groschrnstiickc und eine» Taschrnkaleudcr, aus eina Ankleidezelle im Sophienbad, am 16. dsS. MtS. Vormittags; 18) ein schwarzer Ncurnschirm mit gebogenem Griff, daran ein neusilbcrneS Plättchen, auS ber Nicolaikirche, am nämlichen Tage Abends. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Eriminal- Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 17. September 1983. Ta» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Brrtschneider. Hohlseld. Nichtamtlicher Theil. ver Aufstand in Kroatien. Den Magyaren beginnt bereit» vor dem Ausstande in Kroatien bange zu werden. Da« Vertuschung»- und Ent-- stellungSsystem ist von den Pester Blättern anfgegcben »nd eine bedrohliche Nachricht drängt die andere. In den zuletzt unS zugegangcnen ungarischen Journalen ertönt der Alarm- rnf: „Das gcsammte ehemalige Banatgrenzgebiet befindet sich in vollem Aufstande!" Ein früherer kroatischer Ossicier, NamenS Kernitz, der sich schon gelegentlich der letzten Wahlen al- füdslavischer Agi tator bemerkbar gemacht, soll die aufständischen Gegenden be- reisen, um die Bewegung militairisch zu organisiren. Die Flecke» und DörferKralzevane, Joscvica, Jabnkowatsch, Mlinogo, Mecenccmc, Maja und die ursprüngliche deutsche Colonie Neu- marhof sind vollständig in der Gewalt der Insurgenten. Der Aufstand dehnt sich bis gegen Novi au», von wo man Abend» die Wachtfeuer der Insurgenten erblickt. Nach einem dem ofsicivscn „Ncmzet" zugegangenen Telegramm haben sich auch die Bewohner de» Kecken» Rirjewatsch an der bosnischen Grenze erhoben und bewaffnet. Man besorgt deshalb die Verbreitung de» Aufstande» nach Bosnien, wo ohnedies genug Zündstoff vorhanden ist. Als bemerkenSwerth wird hervor« gehoben, daß die Aufständischen zumeist mit Militair- gewchrcn bewaffnet sind. Als die Verwaltung de» Militair- grenzgcbieteS aufgehoben wurde, hatte man zwar die Ent waffnung der Bewohner vorgenommcn, allem e» scheint, daß viele derselben ihre Gewehre versteckten, die nun gegenwärtig wieder zum Vorschein kommen. Die In surgenten vernichten überall die ungarischen Wappen und suchen nach ungarischen Fahnen, die aber nicht vorhanden sind. Mehreren Anhängern der ungarischen Negierung ist e» bereit» sehr schlimm ergangen. Der RcgicrungScommissar Rdadarin, der mit acht Gendarmen in Mecencane die Ruhe Herstellen wollte, ist von den aufständischen Landleuten ge fangen genommen worden. AiS di« Gendarmen versuchten, ihn zu befreien, wurde aus sie geschossen, ja man drang mit Sensen und Beilen auf sie ein, waS sie znm eiligen Rückzuge nvthigte. In Maja sollte der Gemeindevorstand, Oberlieulenant Gawrilo- witsch, gefangen genommen werden; al» er sich vertheidigen wollte, streckte ihn ein Schuß lobt zu Boden. In Neumarhof fand ein förmliche» Gefecht statt, in dem e< mehrere Tobte und Verwundete gegeben haben soll. Die Insurgenten, über 1500 Manu stark, waren gerade auf dem Marktplatz- zu einer Beratbung versammelt, al» der Gendarmerie-Wachtmeister Cepetitsch mit vier Gendarmen erschien und die Leute zum Auseinandergehen aufsordertr. Man drang sofort mit wüthen- dem Geschrei aus die Gendarmen ein, die, in einem Tdorwcg in dir Enge getrieben, schließlich zu ihrer G«ldstvertheion,»na au» ihren Rrpetirgewehren sencrn mußten, wodurch, wie e« heißt, drei Bauern getödtet und mehrere verwundet wurden. Die Menge wich anfänglich zurück, ater ein Mann in seiner kroatischer Nationaltlrächt. mit Säbel und Revolver be waffnet, erinuthigte sie mit den Worten: ^veänlcl, nvcknjmo es, Iiurr» n» Lanckarmo!" („Kameraden gebt nicht nach, Hurrah, ans die Gcudarmen I") Nun stürzte der ganze Hause gegen da» Hau», in da» sich die Gendarmen zurückgezogen hatte«, denen e» jedenfalls übel ergangen wäre, fall» e» ihnen nicht geglückt hätte, vom Abenddunkel begünstigt, durch den hinter dem Hause befindlichen Garten zu entfliehen. Nun sind zwar zwei Compagnien Infanterie von WaraSdin im Anmärsche, aber die Insurgenten haben Neumarhof bereit» verlassen und durchziehen die anderen Dörfer» wo sich ihnen alle wehrfähigen Männer anschlicßen. Bezeichnend ist auch, daß au vielen Orten von den Aufständischen die herabgerisscnen «Mgarischen Wappen durch den österreichischen Adler ersetzt pttrdni. wa« so viel heißt aiS: „wir wollen, wie vorher per Zeit der Militairgrcnzgrbiet-Verwaltung, wieder zu Oesterreich, aber niemals zu Ungarn gehören." In dieser Beziehung ergehen sich selbst notorisch hochosficiöse Wiener Blätter m wenig magyarensreundlicken Bemerkungen. So sagt beispielsweise die den Wiener NegicrungSkreiscn nahe stehende alte „Presse": „Bei dieser Bewegung (im ehemaligen Militairgrenzgebiet) ist nur da» Eine überraschend, daß sie erst heute und nicht schon längst auSgebrochen ist. Die Be völkerung der Grenze stehl nun bereit» seit Jahren zagenden Fuße» vor dem Neuen, dem Unbekannten, ja man hat da» Möglichste gethan, sie gegen da» Neue mit tiefem Mißtrauen zu erfüllen. Die Bevölkerung soll Verhältnissen entsagen, ln ds, sie sich seit unvordenklichen Zeiten eingelebt hat, die ihr schon durch die Macht der Gewohnheit lieb nnd werth geworden sind. WaS aber bietet man ihr al» Ersatz? Die Vereinigung mit dem Mutterland« Kroatien! Da» wäre nun immerhin etwa» und damit könnte man sich allenfalls bes,runden, wenn e» sich nur um da» Mutterland handeln würoe. Heißt e» denn aber nicht täglich, daß diese» Land unter der Faust der Magyaren seufzt, der Magyaren, die der kroatische Grenzbewohner so gründlich haßt! Und wenn irgendwo, so ist der Haß gegen die Magyaren in dem Grenz gebiete, wenngleich nicht berechtigt, so doch erklärlich. Daß Magyaren und die Bewohner der früheren Militairgreme sich verschmelzen sollen, vermögen letztere um so weniger zu fasten, wrii ja so wenig gelhan wurde, um es ihneu begreiflich zu machen. Sei: dielen Jahren ist die Action zur Wiedervereinigung der beiden Länder im Gange; Schritt für Schritt ist vie Ver wirklichung herangerückt, aber daß ein Protest gegen sie, und die Wiedrranbringung der kaiserlichen Adler statt der unga rischen Wappen ist ein solcher, erst jetzt im Augenblick« erlegte, in dem die Vereinigung durch den Eintritt der , -»chzcchWordvetrir in den kroatischen Landtag vollzogen werden sollte, i)r nur dadurch erklärlich, daß der Bevölkerung erst im letzten Momente der volle Ernst ihrer von Grund au» veränderten Lage in greller, verletzender Weise von gewissen Agitatoren geschildert' wurde. Die Einen glauben, Vie Ur sachen de« Aufstande» in weiter Ferne suchen zu wüsten; Andere meinen, sie liegen in gewissen Kreisen Kroatien» selbst. Beide» scheint unS augenblicklich nebcnsächlich, weil e» vor Allem gilt, die Bewegung rasch zu unterdrücken, die unab sehbaren Umfang aniiehmcn nnd mindesten» ganz Kroatien in Feuer und Flammen versetzen kann". Wenn ossiciöse Blätter, wie die alte „Presse", so sprechen, so ist wohl an Vcn eigentlichen Ursachen de» Aufstande» sowie an seinem Ernste keinen Augenblick zu zweifeln. Eine ganz andere Taktik verfolgt dagegen die Pester NegicrnngSprcste. Diese versucht den Aufstand in Kroatien aus russische Einflüsse zurückzusührcn, ohne aber dafür einen Beweis zu erbringen. Wenn aber einerseits auch nicht geleugnet werden soll, daß Rußland bei manchen Dingen, zumal im slavischen Südosten, die Hand im Spiele habe, so rst e» andererseits gleichfalls Thatsache, daß die Magyaren, so oft e» im Reiche ihrer Stephanskrone drunter und drüber geht, immer den russischen PansiaviSmu» an die Wand malen, der, wie e» scheint, den ungarischen Helden gewaltigen Schreck einjagt und vielleicht znm Bor theile der Magyaren auch Andere schrecken soll. Der Pester Lloyd" ist überdies auch auf den früheren Bann», Grafen Pejatsckcwitsch sehr schlecht zu sprechen, dem der größte Theil der Schuld an den gegen wärtigen Ereignissen in Kroatien zuzuschreiben sei. „Wenn e» wirklich wahr ist", ruft entrüstet da» deutschgeschricbene Magyarcnblatt, „daß die gegenwärtig zum Ausbruche gelangte Bewegung schon seil Monaten vorbereitet war, wie kommt e». daß davon der Bonus keinerlei Kenntniß hatte?" Alsdann wird ans den „panslavistischcn Charakter" der Bewegung hingewiesen und dabei möglichst lärmend in da« Horn gestoßen. „Die Anstifter der Unruhen in Kroatien", heißt eS, „sind bewußt oder unbewußt die Pionnierc einer großen südslavifchen Bewegung, von deren allgemeinem Aus bruche unS vielleicht nur wenige Monate trennen, fall» e» nicht im letzten Augenblick gelingt, jene Minen, die seit ge raumer Zeit gegraben werden, unschädlich zu machen." „Diese Bewegung, rnst der „Pestrr Lloyd" mit Stentorstimme, „ist kcinesweg» bloS gegen Ungarn, sondern gegen die ganze österreichische Monarchie und deshalb auch gegen die habS- burgisckc Dvnastie gerichtet." „ES sollte un» nicht wundern", beißt eS schließlich, „wenn wir alsbald auch von der mon tenegrinischen Grenze allerlei Neuigkeiten za hören be kämrn, denn dort verfolgt man die Dinge in Kroatien jedenfalls mit gespannter Aufmerksamkeit. Ebenso naheliegend scheint un» auch der weitere Zweck, aus dem ganzen Grbiete der Monarchie alle Gegensätze auszurütteln, alle zersetzenden Elemente in Fluß zu bringen, nm un» durch diese Reibungen im Inneren und die Störung aller »nferer Finanzoperationen für eine Action nach außen unfähig zu machen." Mit dieser Benrtheclung der Lage hat aber der „Pester Lloyd" den Nagel durchaus nicht aus den Kops getroffen. Die anarchischen Zustände Ungarn» und der Ausstanv in Kroatien sind vielmehr nur eine Folge der ReaierungSunsähigkrit de» MagyariSmu», welcher e» thalsächlich dahin gebracht hat, sich die erbitterte Feindschaft und den offenen Widerstand aller nicht magyarischen VolkSstämme Ungarn» aus den Hal» zu laden. Leipzig, 18. September 1883. * E« ist in letzter Zeit mehrfach davon die Rede gewesen, daß die deutsche Regierung ihrrn Einfluß in Ehina aus eine friedliche Beilegung der Zerwürfnisse mit Frank reich geltend gemacht babe. Wie man von wohlinsormirter Seite erfährt, liegt dirsea Angaben allerdings die Thatsache zu Grunde, daß man dem chinesischen Gesandten in Berlin Vorstellungen darüber gemacht hat, wie ein Krieg zwischen Frankreich und Ehina unabsehbar« Verwickelungen cm Gefolge haben müßte, und wie gerade di, unbetheiligtrn Nalionen die Pflicht hätten, bei Zeiten aus die Gefahren bin- zuwrisen, welche durch eine Verständigung zwischen Kankreich und Ehina noch abgelenkt werden könnten. E« heißt, daß di« chinesische Regierung den diesseitigen Ratschlägen zugänglich gefunden worden sei. Gerüchte, welche von einer Versetzung de» chinesischen Gesandten in Barlin nach Pari» wissen wollte», werden der »Nat.-Ztg.* als völlig unzutreffend bezeichnet. » Ein Telegramm de» „Standard" enthält die sensationelle Nachricht, Deutschland sei mit Oesterreich übcrringekommcn, einen Conareß behus» allgemeiner Ab rüstung einzubcrufen. Oesterreich, Italien und Spanien hätten bereit» ihre Teilnahme zugesagt. * Die Anwesenheit derMehrzahl der österreichisch cn Kirchcnfürsten bei der Wiener Säcularfeicr hat der vfsiciösen Wiener „Politischen Corrcspondcnz" Gelegenheit geboten, an kompetentester Stelle Erkundigungen einzüziehcn über den unliebsamen Zwischenfall, welcher sich am 6. d. M. in Krakau während de» Bankette» zu Ehren der galizischcn Bischöfe abgespielt hat, und über welchen in der TagcSprcffe je nach ihrer Färbung verschiedenartige, zum Thcil einander vollständig widersprechende Meldungen aufgetaucht sind. Die Sache verhielt sich folgendermaßen: An dem genannten Tage, einem der drei zur Krönung de» MuttergotteSbilde» in Krakau bestimmten Festtage, wurde die Fcstandacht vom PrzemvSler griechisch-katbolischen Bischof Stupnicki unter großer Assistenz der griechischckatbolischenGeist- lichkeit nach diesem Nitn» in der KrönnngSkirche bei den Carme- litcrn cclcbrirt. WährenddeSFestmahlcS.welchcSdaranfzuEhren der LandeSbischöse im Convente abgebaltcn wurde, und bei welchem die griechisch-katholische' Geistlichkeit namentlich au» der PrzemySler und Lemberger Diverse in großer An- zahl vertreten war, brachte der Celcbrant de» Tage», der zriechisch-katholische Bischof von PrzcmvSl einen Toast au», m welchem er de» gastgebenden und um die Veranstaltung der KrömmgSscierlichkeiten hauptsächlich verdienten Carmelitcr- Convente». insbesondere aber des Generals desselben, in Frcund- chaft gedenkend die Eintracht und gegenseitige Achtung zwischen der römisch- und der griechisch-katholischen Kirche prieS und den Krakauer Bischof al» denjenigen Kirchcnsürsten hoch leben ließ, welcher, dem in derMehrzahl von Rulhenen bewohnten Theike Galizien» enstammend, den Ruthcnen freundlichst wsinnt, dem griechisch-katholischen Ritu» gewogen sei und, wie Xedner sich zu überzeugen reichliche Gelegenheit hatte, eine Beeinträchtigung diese» Rita» m seiner Diverse in keinem Halle zulass«, welchem im Geaentheile da» Haupkverdienst an der WicdcrherHrllnng und Erhaltung der Einigkeit »nd de» HnedcnS zwischr», den Heiden Kirchen gebühre. Den letzten Theil der Rede de» PrzemvSler griechisch-katholischen Bischof« unterbrach der diesem in hierarchischer Beziehung unmittelbar unterstehende, durch eine ganz ungewöhnliche Unverträglichkeit und wiederholte tactlose Auftritte in Krakau sattsam bekannte Pfarrverweser der Krakauer griechisch-katholischen Pfarre Czerlunczakiewicz mit einem kräftigen „Ilego". Daß die Meldung. Bischof Stnpnicki habe in seinem Toaste be merkt, die Jesuiten seien eö. welch« die brüderliche Eintracht in den galizifcheii Diöcesen zu stören trachten, eine tendenziöse Entstellung ist, geht schon au» dem Umstande hervor, daß der genannte ttirchensürst viele Missionen in gncchisch-katholijchen Pfarreien der ihm unterstehenden Diöcese durch die Priester von der Gesellschaft Jesu abhaltcn läßt, dann, daß derselbe dem Krakauer Jesuitenccmvcnte die Ehre zu Tbcil werden ließ, wahrend seines Aufenthaltes bei den Festlichkeiten in Krakau im Convente sein Absteigequartier zu nehmen. » Die südslavifchen Studenten an der Agram er Universität haben c» trotz de» dort herrschenden Vcla'gerungS- mstaiide» fertig gebracht, ein vcmonstrativcS Telegramm nach Petersburg zu richten. Nach der „Sloboda" ist nämlich anläßlich dcS TodcS T n r g e n j e w 'S der Petersburger „Nedelja" ein Telegramm seitens der Agramer Studenten zngcgangen, in dem c» unter Andcrm heißt, die Werke Turgenjew'» seien den Kroaten al» Unterpfand der großen Zukunft thcucr, welche inmitten der Culturarbeit Europa» de» Slciventhuin» harre. Da» Telegramm schließt: „Die Erinnerung an ihn erfüllt unsere Herzen mit Liebe und Dankbarkrit für die russische Nation und der Hoffnung, daß e» un» endlich gelingen werde, da» Elend und die Unter- drllcknuiz abzuschütteln, unter denen die kroatische Nation gegenwärtig schmachtet." — Weiter wird au» Agram vom l5. d. telegraphisch gemeldet: „Heute ist die gcsammte hiesige Garnison älarmirt worden, weil die Nachricht sich verbreitet, daß starke Jnsurgcntenhaufcn gegen die Stadt im Anmärsche seien. Alle Zugänge der Stadt wurden militairisch besetzt; auf den Straßen und Plätze» lagen: Jnsantcric-Abtheiliingcn. Nach Einbruch des Abendbunkcl« wurden die VvrsichtSman- regeln noch vermehrt; starke Cavalleric-Patrouillen durch streifen die Umgebung der Stadt." » Zur Beleuchtung der ungarisch-kroatischeu Ver hältnisse veröffentlicht die Wiener „Deutsche Zeilung" ein interessante» Schreiben auS fachkundiger Hand. Dasselbe lautet: „Bon Agram an» wird versichert, daß die Rücksichts losigkeit der Stencrbchördcn und die Eorrlintion der Geiiieilidc- beamten mindestens ebenso viel Schuld an den Wirren trage, al» die Wappcnsrage. Die» erscheint mir vollkommen glaublich. Wie bei den Steucrexeculioncir vorqegangcn wurde, möge solgendcr wahre Vorfall zeige». Ich kam im November 1874 in ein deutsches Dorf bei Pancscva und traf die dortige Bevölkerung in vollster Aufregung. Die Bauern dedattirten aus Ler Straße, doch wurden die Reden öfters durch da» Brüllen de» Viehes uilterbrochc». welche» in einem »mzännten Räume von Militair bewacht wurde. Ich erfuhr nun. daß fast sämmtlichcii Bauern wegen Steilerrückstände Militair i»S Hauö gelegt worden; al» die Leute nach drei Tagen noch immer keine Miene machten zu bezahlen, war das Vieh in einen geschlossenen Raum getrieben und dort ohne Nahrung und Wasser seit drei Tagen gelassen worden. Auf diese Weise sollten die Bauern, denen die Qual de» Viehe» mehr zu Herzen ging al» ihre eigene, gezwungen werden, Geld auf zutreiben. Wirklich ginge» die meisten Leute nach Paucsova und trieben dort Gcid zu den höchsten Wncherzinsen bei spe- culativen Serben und Juden aus. Zu bemerken ist hierbei aber, daß durchaus nicht böser Witte die Leute mit den Stenern nn Rückstände bleiben ließ. Seit mehreren Jahren wo reu Mißernten; Neberschwemmungen der Donau hatten auch noch den letzten Rest der Ernlc vernichtet und baare» Geld war selbst bei den so sparsamen „Schwaben" nicht mehr vorhanden. E» sind dies dieselben Gegenden, wo jetzt die CsangoS angesiedelt wurden, weil die „Schwaben", ver ewigen Vexationcn und Mißernten müde, nach Serbien au»- wanderten." ^
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