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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188211042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-11
- Tag1882-11-04
- Monat1882-11
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Letekti» u«t Lrpkiiliso JohanneSgasse S3. APrechkeii-r» der Urderti«»: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. st» M«^»« «I Nl—cl« »>»I »nd»tüch. «»«er »er str »tr »Schstkol,»»»« »esttm«»« -ns ernte a» N«»»ttt«^S. S M — W«chenr«,en »i» S Uhr N«»»itt«,s «« k««n» «n» Kes»»a-rn trüh »i» 'i,V U«r In den /ilialen skr Zus.-Lanahme: Ott« Ale««. UatverlltStsftraß» »1. r««ts Lüsche, Katharinenstroße 18,p. «ur »t« '/,» Uhr. 'chMtrTagtlilM Anzeiger. Organ str Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage L7^v«. Ld»anr»r«l,vrn, vierrelj. 4'/, Mtu, tocl. Bnngerlodn ü ML. durch die Lost bezogen Ü ÄkL Jede einzelne Kummer 2ü Ws. Seirgerenutlar 10 Ps. Gebadren tür Lptradeil«»«, «tzne Loftdeiöroeruag ZS ML »U poftbriörüerua, 48 ML Inierite «gespöttene Pelitzeile ro Pf. Orthere Lawine» lam aaierem Orttl- serzrichuitz. Tabellarischer «ap aaw dSherr» Natts kert>»en »ntrr -rn NrstiirtioitStirich die Loaltzeile 50 Ls. Zu,ernte iiad »eis an sie Eppedirt«» zu iraven. — Kaoarl wirb niw, gegeoe». Zahlaag pravuumrraiiuu oscr durch Post- aaamamne. ^ 308. Sommbeu- den 4. November 1882. 76. Jahrgang. ssss Zur gtWsen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den S. November, Bormittags nur bis 1-v Uhr geöffnet. Lxpeältlo» äes I^lp^ixvr 1'»xvdl»t1v8. Amtlicher Theil. VeltamltMchml-. Wegen Wiederaufnahme der Pfl«sterung»arbeiten auf der Kreuzung der Straße „An der Pleiße" mit der Weststraße >md dem Eingänge zu Schloß Pleißenburg wird die Straße „An der Pletsie", bez. die Westbrücke »»» Montag, de« 6. d. M.. ab a»f die Dauer einer Woche, «td wehen Baue« der östlichen Vorfluthschleuße wird die Dresdener T'rast« a«f der Strecke zwischen Lange Straste «nd Gerichtsweg bi» zar Fertigstellung der Arbeiten ebenfalls »oa Montag, den 6. d. M., ab für alle« »nbefngte« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am S. November 1882. Der Skat- der Stadt Leipzig. Harrwitz. vr. Georgi. Vekanntmachung. Degen Veränderung der Hauptsckleuße de« llka««» dllrfchenS wird dasselbe vom Montage, den «. diese» Moaat» ab auf die Dauer der Arbeiten für alle« na- befngte« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 1. November 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Geo r gi. vr. Wangemann. -rtllnntmachun-. Nach den Messungen de« Herrn Geb- Rath Prof. vr. Kolbe betrug die Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase« im Monat Oktober bei stündlichem Consum von 5 Cublkfuß da« t «sacke von dem der RonnalwachSkerze; da« specifische Gewicht war 0,47«. Leipzig den 2. November 1882. De» Rath» Deputation zur Gasanstalt. Der Preis der in der hiesigen Gasanstalt prvdocirtcn oak«, deren cornniissionSweiser Verkauf Herr» Loni» elfter übertragen ist. beträgt vo« heutigen Lage an für jeden Hektoliter loco Gasanstalt 1 10 und ein schließlich de« Fuhrlohn« bi« an da« Hau« 1 25 Leipzig, den 2. November 1882. De» Skath» Deputation znr Gasanstalt. VrennholMrkanfs-Vekanutmachuilg. Am Montag, den 6. November d. I., steht Bormittag« 10 llhr im Basthause -um ..Waldhaus" bei Bahnhof Sohlfurt Termin an znm öffeiil'ichen, meistbietenden, partienweisen Berkaus von ca. SOSO Raummeter Scheitholz — Kiefer — «»« de» Revieren der städtische» Obersörsterei Kohls»rt. Käufer werden zu diesem Termine mit dem Bemerken ttngeladen, daß die HSlzer in 2 bi« 6 Kilometer Entfernung von den Stationen Kohlfntt, Neuhammer und Rausch« der Niederschlestsch-Märkiichen Eisenbahn stehen. Anfragen bezüglich der verkauf-bedlnaungen. Waldiaxe» und Ansuhrverhältnisse an die Stationen der Eisenbahn werden durch da« Bureau des Unterzeichneten beantwortet werden. Kohlsurt, 21. October 1862. Der Oberförster. ge». Tägrr. Gegen den Schneider Lteikbrkf. Iohann Peter, gebar« am 2» Mal 1859 zu etrin«»or». Kreis N> " leiste, welcher stlichtiq, ist die Umer- ast wegen Diebstahls verdangt. ES wird ersucht, denselben z» verhaften und in da« hiesige Gesängniß abzulieferu. Brrnburg, den 3t. October 1882. Herzogliche Anhalt. rtaat»au»attf»ast. Schiele. Horn. Nichtamtlicher Theil. Vir Folgen Ltö Ltlgrader Attentats. Der Schuß, welche» die Wittwe de« Obersten Marcovic in der Belgrader.Kirche aus König Milan abseuerte, hat ein doppelte« Echo gesunde», daS eine in Wien, da« andere in St. Petersburg. Die Wirkung in Belgrad selbst ist die Nebensache und deshalb wollen wir sie zuerst in- Auge fassen. König Milan ist beim serbischen Bolle nicht beliebt, er besitzt nicht die Eigenschaften, welche einem halbcultivirten, von derrinstiger großer Macht träumenden slaviscbcn Stamm Ach tung einflößen können. Milan ist lein KrngSheld, er ist über haupt kein Soldat, er ist ein Herrscher im modernen Sinne, welcher sich einer gewissen Zurückhaltung befleißigt. Er glaubt Alle« gclba» zu haben, als er die König-wurde an nahm und die Anerkennung dieser Rangerhöhung durch die europäischen Mächte erreichte; damals mag er auch wirklich eine Zeit lang die Sympathien der Serben genossen haben, aber bald wurden sie von Neuem inne, daß Milan nicht rer Vorstellung entspricht, welchen sich die Lettin von ihrem Staatsoberhauvte machen. Da« serbische Volk verlangt von diesem, daß er da« Großserbien der Vergangenheit wirdcr- erweckt und deshalb würde e« Milan nur dann au« voller Brnst zujauchzen, wenn er den Balkanbund unter Serbien« Führung zu Stande brächt«. Ul» die Russen im Jahre 187« Serbien vorschoben, um den Krieg gegen die Türkei vorzubrreiten. da glaubten die Serben die Zeit gekommen, um ihr« hochsahrenden Pläne zu verwirklichen. Da« Land machte Anstrengungen weit über seine Kräfte hinan«, um schließlich zu erkennen, daß e« nur dazu benutzt worden war, um die Kastanien für Rußland au« dem Feuer zu holen. Als e« nachher zur Bettheilung der Beute kam, wurde da- Gebiet, aus welche« sich die serbische Begehrlichkeit gerichtet hatte, von Oesterreich besetzt, Bosnien und die Herzegowina wurden al» Compcnsation-object für die Neutralität der benachbarten Großmacht benutzt und Serbien wurde mit dem gleißenden Titel Königreich abgrspeist. Die Serben machten ihren Fürsten oder König, wie er sich jetzt nennen läßt, für diesen Mißerfolg verantwortlich und singen an, sich zu erinnern, daß Milan au» dem Hause Obrenovic — Feinde habe, welch« für erlittene« Unrecht wohl Vergeltung fordern konnten. Marcovic. der einst mit Zumic zusammen al» indirekt an der Topolia- Affaire betheiligt, verhaftet und schuldig befunden wurde, entrann seinem traurigen Geschick nicht durch di« Gnade de« Fürsten, die Zumic zu Tdeil wurde, sondern fiel durch da« tövtlichc Blei, da» ihm da- Kriea-gericht zuerkannt hatte, obwohl sein Weib fußfällig um Gnade bat. Barsch von Milan mit ihrer Bitte abgewiesen, mußte sie e« empfinden, daß ihr Gemahl unter dem Verdachte stand, einst einen Karageorgevic gegen Milan begünstigt zu haben. Die Wittwe de« Erschossenen lebt der Uebcrzeuaung, daß Oberst Marcovic der Privatrache Milan'« zum Opfer siel, doch nicht zur Sühne einer Schuld, die ihm nur angedichket, aber nicht bewiesen war. Daß eine so schwer geprüfte Frau Sym pathie bei den Feinten Milan'« fand, wer wollte sich darüber wundern? König Milan ahnte nicht« von dem, wa« sich vorbereitete, er glaubte vielmehr seine Macht aus die sicherste Grundlage zu stellen, wenn er sich an Oesterreich anlchnte, weil er mit Hilfe dieser Macht zugleich die Opposition in seinem eigenen Lande am wirksamsten zu bekämpsen hoffte. In dieser Hoffnung hat er sich gründlich getäuscht, wie die Ereignisse der letzten Tage gelehrt haben, denn der mit Hilfe des österreichischen Einflusses gestürzte Minister Ristic, das Werkzeug Rußland«, ist heute der Herr der Lage in Serbien, er wagt e«, dem König mit der Majorität der Volksvertretung zu drohen, welche die Entscheidung der Ge schicke Serbiens in der Hand habe; eine Fusion der Liberalen und Radicalen, wie sie Milan wünscht, hat er nicht Lust in« Werk zu sctzcu, obgleich ihm das ciu Kleines wäre, wenn er nur wollte. Flir Ristic und seine Partei hatte die Anlehnung an Oesterreich«Ungarn" immer nur de» Sin«, daß Beim« und die Herzegowina än Serbien falle» müßten) daß die« geschehe, sollte Milan in Wien betreiten und wenn ihm Da« gclungen wäre, dann hätte man über seine sonstigen Fehler binweggesche»; aber c» wurde i» der kehlen Zeit klar, daß Milan diese« Ziel niemals erreichen werde, weil Oesterreich- Ungarn zwei Provinzen, die e« mit so großen Opfern sest- zuhalten bestrebt gewesen ist, gewiß niemals hcran-geben würde. Da» Echo, welche» der Pistolenschuß der Frau Oberst Marcovic in Wien erweckte, hat keinen angenehmem Klang für die österreichische Regierung, denn e« wurden dadurch Hoffnungen zerstört, auf welche sie fest gebaut hatte. Mag auch der Kaiser Franz Josef in seiner Erwiderung ans die Ansprache der Herren Smolka und Ti-za in der Ofener Hofburg der Zuversicht Au-druck gegeben haben, daß der Fried« in den nächsten Jahren keine Stör so giebt man sich doch darüber weder in einer Täuschung hin, daß die Beziehungen über jeden Zweifel an ihrem Bestände erh wahr, daß Fürst Lobanoff auf da« Herzlichste in Wien will kommen geheißen wurde und daß er den Mißklang zu beseitigen suchte, welchen da« Auftreten der Fürstin Rrkitta von Montenegro in Moskau hervoraerusen batte. Da« sind aber noch keine hinreichenden Beweise für ei« auf richtige« Freundschaft-verhältniß zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn, und daß die letztere Macht die Vorsicht für den besseren Theil de« vertrauen- zu den Absichten seine- östlichen Nachbar« hält, davon legen die Delegations-Verhandlungen in Pest beredte« Zeugnjß ab. Graf Bplandt-Rheydt, der NeichSkriegSministcr. hat m der Sitzung de« HeereSau«sckusse« der ungarischen Delegation vom 30. October stundenlange vertrauliche Mittheilungen über den Zweck der Bildung de« Territvrialsystem« gemacht, welche den Hörern die Ueberzeugung verschaffen sollten, daß dadurch die Mobilisirung erleichtert und beschleunigt werde, da da- Eisen bahnnetz noch nicht den Grad von Vollständigkeit erlangt habe, um da« Territorialsystem entbehrlich erscheinen zu lassen. E« bedarf keiner besonderen Bekräftigung, daß solche Vorberei tungen auch unter den sichersten FriedenSauSsichtcn getroffen werden müssen, um für alle Fälle gerüstet zu sein; aber e« fehlt nickt an Symptomen dafür, daß mau weder in Wien »och in Pest von der Sicherheit der Erhaltung de« Frieden- überzeugt ist. In Rußland Hit da« Attentat der Wittwe Marcodie auf König Milan genau die umgekehrte Wirkung gehabt, wie in Oesterreich. Dort erblickt man in der Bewegung, welche der Schuß entfesselt bat, lediglich die Rückkehr zu der nationalen Politik, welche Serbien zu seinem Schaden seit dem Sturze Ristic« verlassen halte. Kalkest, der Vertraute Kaiser Alexander'», urtheill über da« Attentat so: Im Hinblick aus den sehr ungünstigen Eindruck, welchen der Besuch König Milan'« in Rustschuk in Oesterreich machte, da man denselben dort al« eine versuchte Annäherung Serbien« an Rußland auffaßle, und in fernerer Berücksichtigung de« gegen Milan geplanten Minen-Atlrntat« auf der Donau bei feiner Rück kehr nach Belgrad erhalte da« Attentat der Wittwe Marcovic eine besondere Bedeutung. Katkoff will damit dem König Mita» die ernste Mahnung zuGemüthe führen, daß er fortan nicht mehr seinen Vorlheil verkennen und den RathschlägenOesterrrich-solgen möge, sondern da« Heil der Zukunft nur im engsten Anschluß an Rußland suchen müsse, nur dann werde sein Leben vor weiteren Mordanschläge» sicher sein, andernfalls »erde er früher öder später den selbstgeschaffenen Gefahren zu» Opfer fallen. Die Herzen-ergießungen Katkoff'» werfen ein grelle« Streiflicht aus die russischen Wünsche und Umtriebe aus der Balkanhalbinsel. Die Balkanstaaten, zumal Serbien, Bul gatten und Ostrumelim erfüllen ihre Bestimmung nur al« getreue Schildknappen Rußland«; wagt der eine oder andere dieser russischen Ouasi-Vasallen-Staaten seine eigene, von Rußland unabhängige Politik zu haben, so ist e« um ihn geschehen, er kann der Hand de« Verhängnisse« nicht enl- gehcn. erleiden werde, ien noch in Pest ju Rußland nicht find. Es ist Leipzig, 4. November 1882. Di« Verordnung wegen Einberufung de« preußi schen Landtag- wird jetzt officiell veröffentlicht. Sie lautet aus den l«. November, einen Dienstag. Von dem zuvor in Aussicht genommenen l3. November hat man wohl Abstand genommen, um nicht den entfernter, namentlich aus dem Lande, wohnenden Abgeordneten die Nolbwendigkeit der Reise am Sonntag auszuerleqen. Die Vorlagen, mit denen die erste Session der neuen Gesetzgebung-Periode sich zu be schäftigen habe» wird, entziehen sich mehr al« sonst der öffent lichen Kennlniß. Selbstverständlich ist nur, daß der Etat als bald dem Abgeordnelenhause zugeht, lieber der in AuSsichi stehenden steuerpolitischen Vorlage schwebt dagegen noch dichtes Dunkel; ob sie gleich im Anfang der Session eingeben wirb und welchen näheren Inhalt sie hat, ist noch nicht bekannt. Ebensowenig ist bekannt, wa« für Material etwa au« anderen Ressort« zu erwarten ist. Eugen Richter hat jetzt di« Annahme de« Abgrordneten- Mandate« für Berlin abgelehnt, und e« hat in Folge dessen der Wohlcommissar Stadtrath Fried«! den Obcrpräsidrnte» vr. Achenbach um Ansetzung eine« Termin- für die Nach wahl ersucht. Man schreibt un« au« Berlin: „Damit man auch in den Reick-landen an den westlichen Grenzmarken Deutsch land« erfahre, wa» man in Preußen unter ConstitulionaliSmu« und Verfassung-Wesen versteht, hält die amtliche „Elsaß-Lothr. Ztg." den Straßburgern eine an die Avrcsse de» „Elf. Journal»" gerichtete Vorlesung. „In Preußen", sagt sie, „muß vcr König regieren. So und nicht ander- haben die conservativen Wähler da» von ihnen ertheilte Mandat ver standen. Diese Wähler wollen, daß die conservativen Ab geordneten in alter Lehn-pflicht und Unterthanentreue ihren König treu, hold und gewärtig sein sollen, nicht daß sie ihm ihren Willen und ihre Theorien oder gar seine Nathgeber aufzwingen. Ueberdie« ist der Umstand, daß die Conservativen circa 18 Stimmen gewonnen haben, wohl ein Wahlsieg, aber nicht ein solcher, der in irgend einem Lande eine Partei, hie wenig mehr al« den vierten Theil der Kammer bildet, zu dem Anspruch ans Leitung der StaatSaeschästc berechtigen würde. Die Majorität de« neuen Abgeord- netcohause» kan» von tzff» Conservativen nur mit Hilfe dp» fLruIrrr«« oder der Mittrlparteien, d. h. der Fre,- SkfM>ati»en «ck der Nakionalliberalen, gebildet werden, und -rade in dirser'eine« oder anderen Eoalition fällt den Con- . S Conservativen hinfort zu spielen haben, scheint ganz geeignet, den Ubermittbigcn SiegcSiubel derfelben zu dämpfen und ihrem brausenden Wein etwa« Wasser belzumischen. Sie sollen thun nach de« Herrn Gebot! Da« darf die einzige Richtschnur ihre« politischen Handeln- sein!" Die Mittheilung, daß sich die StaatSpsarrer mit einer Eollcctivpclition um Wahrung ihrer Stellung und insonder heit ihrer GehaltSansprücke an den Landtag wenden wollen, wird von orientirten Persönlichkeiten zwar nickt direct be stritten, man macht invesscn daraus aufmerksam, daß jene Nachricht doch wohl einer besseren Bekräftigung bedürfe, insofern e« unerfindlich sei, weshalb die StaatSpsarrer den Verlust ihrer Aemter und Gehälter fürchten. Dieselben sind ihnen auf Grund de» Gesetzes gewährleistet und sie brauchen ewiß nicht zu besorgen, daß ihnen da« Ucbclwollen des ' lrftbisckws« Robert Herzog materiell gefährlich werden könne, ie angekündigte Petition, die also sachlich überflüssig wäre, würde politisch ein Fehler sein, da sie den Eindruck bestärken müßte, daß die Macht der katholischen Hierarchie auch über die widerstrebenden Geistlichen noch in der Hauptsache unge brochen sei. . * . In Prag hat abermal« zwischen deutschen Studenten und Czechen ein Zusammenstoß stattgcfunden. Mebrere Studenten wurden nämlich aus dem Roßplatze, weil sie deutsch sprachen, von czechilchen Arbeitern verhöhnt, was die Stu denten sich nicht gefallen ließen und den Schutz der Polizei anrusen wollten. Bevor aber diese erschien, siel der czeckiscke Pöbel über di« Studenten her und mißhandelte sie. Einer derselben wurde ziemlich schwer verwundet. Unter solchen Umständen wird es in Prag in gewissen Stadttheilen, namentlich in den Abendstunden, geradezu gefährlich, deutsch zu sprechen Die Slavisirung Oesterreich« macht von Tag zu Tag größere Fortschritte. So wird au» Laibach telegra phisch gemeldet, daß der dortige, au- lauter Slawen bestehende Stadtrath beschlossen, in seinem amtlichen Verkehre vom l. Januar 1883 ab, sich nicht mehr der deutschen, sondern aus schließlich der slowenischen Sprache zu bedienen. Nur Ein gaben in deutscher Sprache sollen „au-nahm-weise" noch deutsch erledigt werden. Au- Eattaro wird gemeldet, daß mehrere in Monte negro internirte Insurgentensührer von dort plötzlich ver schwunden seien. ES heißt, sie hätten nach der Herzegowina und Bosnien sich begeben, wo demnächst der Ausstand mit verdoppelter Heftigkeit wieder au«drechen soll. In Warschau bat der Graf August Potocki den vice- Polizeimeister, Oberst Wlasow«ki, gewaltsam aus seinem. Potocki'« Palai«, bringen lassen, wo der Oberst den Kutscher de« Grafen wegen eine« geringfügigen Streite« verhaften wollt«. In Folge diese« Auftritte« soll der Oberst dem Grasen eine Herausforderung zugeschickt haben, die aber der Graf mit den Motten ablcynte: er schlage sich nicht mit Polizeileulen. Ganz Warschau spricht von diesem Vorfälle. Da« „Journal de St. Pster«bourg" erklärt gegenüber dem an der Berliner Börse ausgetretenen Gerücht von einem Pserdeau« suhrverbot au« Rußland, e« sei nickt allein überhaupt ein solche« verbot jetzt nicht erlassen, son dern auch noch da« bi-her in Kraft gewesene Aussubrverdot au« dem Kaukasus aus den Vorschlag de» Statthalter« vom Kaukafii« aufgehoben worden. Seit einiger Zeit beschäftigen sich französische Blätter vielfach mit der deutschen Marine, wozu vielleicht die bisher wohl unverbürgten und vielfach wikrrsprcchenden Gerüchte über stattgrhabte Lanve«verralhsversuche und Der- Haftungen den »nmittelbaren Anstoß gegeben haben mögen. Die „Kerns mtlltslr« «1« I'ttrsngsr- widmet ihrem Anwachsen «neu längen, Artikel, den sie mit den Worten schließt: „Man ersieht au« dem von un« mitgetheilten ScbissSverzeickniß. daß Deutschland schon heule zu de» Seegroß»,ächten gerechnet werden ninß. Wenn es heule seine Flagge so l äufig auf de» verschiedenste» Meeren zeigt und von kleine» Slaalc». über ivelche die deutschen Consuln Klage zu führe» haben, Genua- lhuung erzwingt, so kann man sicher sein, daß seine Rolle sich nicht aus solche Nebensächlichkeiten beschranke» unk daß es im gegebenen Augenblicke kühn an der Seite der andern Seemächte, England. Frankreich und Italien, sich seine» Platz nehmen wird." ^insi «oid-lll Die revolutionairr Bewegung in Frankreich macht weitere Fortschritte. So wurden, wie auS Paris ge meldet wird, in der Nacht zum Donnerstag dasetb» zahlreiche Placate revolutionaircn Inhalt« angeschlagen, ein über dem Anschlägen von Placaten Betroffener wurde verhaftet. Auch in Marseille würbe»diePlacaleverbreitet. Man fragt sich heute mit Recht, wie die Republik sich erfolgreich der anarchinischen Gefahr erwehren will. Im Systeme der „Regir-rung de» Volke» durch da» Volk" ist der Betbätigung auloritairer Grundsätze «in sehr beschränkter Spielraum gegönnt. Als MandatSträgerin der souveraincn Menge befindet sich eiue republikanische Regierung nur zn selten in der Lage, eine nachdrückliche Ackion walten zu taffen und die Ergreifung einer Initiative in bestimmter, einseitiger Richtung verbietet sich ihr ganz von selbst. Gleichwohl aber kann sich keine aus gesetzlicher Grundlage errichtete Regierung der Verpflichtung zum Schutze der ruhigen Bürger und zur Ausrechlhattuug der öffentlichen Ordnung entziehen. Thul sie dies dennoch, so verleugnet sie ihren eigenen Ursprung und läuft, um bei dem concreten Falle zu bleiben, Gefahr, die breiten Schichten des Mittelstandes, die besitzenden Classen in Stadt und Land dem Banner der Republik abtrünnig zu machen. Angesichts der heutigen Lage kommt sowohl in Patt« al» de» Deport«» ment- vielfach da« Wort de« alten Thier« wieder z« Ehr«: rtpubllgoo «r» «nissrv«iUrv on oll» n« »or» ps».^ Wirb man versuchen, sich der in diesem Au-spruch angede» teten Consequenz zu entziehen? Und wird dieser Bettuch ge lingen? Oder wird man seine Zukunft zu halben Maßregeln nehmen? Aber wenn letztere versagen? Wenn e» an Mutb und Enlschlossenhcit fehlt, in die Bahnen konservativer Politik ttnzulenken, wa» dann ? Alle« da« sind Krage», »u welch« die neueste Phase der socialen Entwickelung de» unseren west lichen Nachbarn überreich« Stoff darbietet und welch« km««» weg« in Frankreich allein ausgeworsrn werden. Mit Rücksicht als die wenig gefestigt« Stell»»« d«s französischen Ministerium- Ducitrc verlautete vereits riger Zeit, daß Iule« Grevy sich veranlaßt fühl« bei der Neubildung de« Eabiuet« Herrn Elsmen- vor einig würde, ceau ein Portefeuille cinzuräumen, so daß dann all« republikanischen Parteigruppen mit Ausnahme der Gam- bcttlsten sich zu einer festen Regierungsmehrheit zusammen» schließen könnt«. Die für einen radicalen Parteiführer immerhin maßvolle Rede, in welcher der Depulirte de« Pariser Wahlbezirke« Montmartre am 2«. October sein« Bericht erstattete, legt denn auch Zeugniß dafür ab, daß ElLmenceau sich die Fähigkeit zutraut, in einer Verantwort lichen Stellung an der Regierung theilzunchmen. Seine Rede enthielt nicht blo« eine negative Kritik der Leistungen der früheren Ministerien, unter denen insbesondere da« „grsnck mlnistbrs" Gambelta'S mit seine» grcßen Verheißungen, die dann alle unerfüllt blieben, mit Epigramm« bedackt wurde, sondern umfaßte auch ein vollständige- Re^ie- rungsprogramm. Die Steuerreform mittelst Einführung einer progressiven Einkommensteuer, sowie die Erziehung der Kinder aus Kosten des Staates bildeten wesentliche Puncle in diesem eingehend molivirtcn Programm. Nicht minder bemerken«- Werth ist da« schroff ablehnende Vcrballen, welche- Elämenceau gegenüber den anarchistischen Bestrebungen an den Tag legte. Mit Spannung dürste man deshalb der Erwiderung Gam- berta'S entgegensetzen. Die Wahlen Hab« wohl im ganzen Königreich Italien keine so seltsame und bcsremdende Erscheinung ge» boten als in der Hauptstadt, wo die Stimmen der Wähler einem Manne die Gctängnißthüren erschlossen, der zu den widerwärtigsten Krakehlern de» Landes gehört. Er heißt Francesco Eoccaprellcr und war noch vor vier Mo naten ein durchaus unbekannter Mann. Vor sechs Wochen ungefähr wurde er eine der gefeiertsten Pcriönlichkciten Rom«. Im August verwundete er i» einer Weinstube Augelo Tongclti durch einen Revolverschuß und wurde deshalb sestgenommen. Seine Wahl ist durch keinen Wahlvcrcin betrieben, sein Name ist aus keinem Maueranschtage, in keiner Zeitung als der eines Candidaten genannt; und doch wußte in Nom lange vor der Wahl Jedermann, daß Eeccapieller gewählt werten würde. Und warum? Seit tem Juli v. I. war m Rom kein Parteiführer vor den persönlichen Aiiarisfen sicher, welche Eoccapicücr in seinem neuzcgründcten Blatte „Ezio II" gegen Alle richtete, die ihm hervorragend genug schienen, um dem Angrclfer zu der gcwüm'chicn Volks- lhümlichkeit zu verhetze». Daß ein solcher Maulheld bald zur aesürchtetsten Persönlichkeit wurde, daß er mit Processen überhäuft war und sich dadurch in den Augen dcS Hausens als Volkstribun anszuspiclen wußte, ist schließlich nickt so >ehr ;u verwundern, das kciiimt auch anderiwo vor; etwa- andere» ist eS um die Tbatsache, daß dieser Mensch mit einer über wiegenden Mehrheit gewählt wurde. Die Regierung befürchtete, wie auS Noi» gemeldet wird, eine greß.' Kundgebung der Wähler, und Halle deshalb, um Nnhestvinugen begegnen zu können, da- Militair in den Casrrnen conügnirt gehalten. Eoccapieller wurde, sobald das Wahlergebiuß sestgcstcüt war, auS dem Gesängniß entlasse». Nach einem Telegramm de« „TcmpS" an» Rom würde die neue italienische Kammer aus 320 Ministeriellen, 40 Mitgliedern der Rechten, 53 Fiisioiiislcn, 32 Dissident« und 40 Radicalen bestehen. Die Entsendung Lord Dnfferin'S nach Kaie« ist nunmehr beschlossene Sacke, und ebenso gilt e» für aus gemacht. daß sie aus Rechnung der am Nile engagirtcn eng« tischen Interefsenpolitit zu setzen ist. welch letztere, wie ver sichert wird, durchaus keinen dem Urkheil Gesammt-Europa- vorgrcisenben Zustand schassen will. In Konstanlinopel lodert da- Mißtrauen gegen England wieder in Hellen Flammen aus und wird durch die Meldung illustrirt, daß di« Psorl» ebenfalls einen Vertrauensmann nach Kairo zu delegir« ge willt sei. Da» ist leichter getagt al« gelbem, denn seit dem Tag« von Tel-el-Kebir sübrt der Weg von den, Sitzungssaal der türki schen Minister zum Palais de» Khedive durch die Gemächer de«
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