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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188309233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-09
- Tag1883-09-23
- Monat1883-09
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1883
- Autor
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Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschiiftsverkehr. M-fi Auflage 18,300. Ädonnkmrntsnreig viertrlj. 4'/, Ktk. incl. Bringerlohu 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren ,ür Extrabeilagen ahne Poslbciördcruug 39 Mk. mit Pvstöesörderung 48 Mk, Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer «.Zisferusav uach höherm Tarif. '.'eclamm unter dem llrdactionostrich die Spaltzeile SO Ps. Jiiicrate sind stet- an die Expedition zu senden.. — !)!adail wird nicht gegeben. ,l'llung prseuuiuelnnäo oder durch Post- nachnahmc. 2K«. Tonntag dm 23. September 1883. SS» 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. 0effcirt!il!ie Ätzung der Stadtverordneten Mittwoch, an, 2tt. Septbr. 188>, Abends «>/, Uhr, tn, Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Wahl eine? Mitgliedes de» Wahlausschusses aus der Classc der Unanfässigen. II. Bericht deS BerfassungSauSschusseS über polizeiliche Besrinimungen wegen Ablagerung von Schutt, Kehricht, Schlamm, Asche und HanSabfällen aller Art. III. Bericht dcS VersassungS- und Finanzausschusses Uber: a. Reorganisation dcS AtcldcwcsenS beim Polizeiamte und Anstellung von 10 neuen Schutzleuten re.; b. Er höhung der Eintrittspreise siir einige Plätze im alten Theater. IV. Bericht deS Bau- und Finanzausschusses über 8er« lcgnng der Stadtsteucrciniiahine und des statistischen Bureaus in daö Stadthaus. V. Bericht de» Ban- und GaSanSschiisscS über den Bau deS DampfkcssclhanseS mit Zubehör und deS Wasser- IbilriiicS für die Gasanstalt II. VI. Bericht de» Bau« und OckonomicanSschnsseS über: a. Herstellung einer Entwässerungsanlage im Schlacht hose; d. den ParzellirungSplan siir da» Areal zwischen der Psafsendorfer«, ?)ork- und Löhrstraße, sowie dem EtacstSgymnasium; c. den Wiederaufbau der NathS- waage aus dem Blüchcrpiatze. VII. Bericht deö BanauSschusseS über Nückänßcrung deS NatheS aus die Anträge dcS Collegiums zu Conto 32 ,.Schauspielhäuser" Pos. 24 der Ausgaben deS HauS- haltplane» pro 1883. Velranntmochung. Nachdem die Leipziger Pserkc-Elscnbahn-Gcscllschasl eine neue Art englischer Pscrdcbahnwagcn nugeschasft hat, bringen wir, im Anschluß an unsere Bekanntmachungen vom 12. Januar und 5. Februar dsS. IS., hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß wir betreffs der Besetzung der gedachten Wagen nachstehende Bestimmung getroffen haben: ES dürfen in denselben an Fahrgästen nur aufgcnonumi, werden: ». bis zu 20 Personen im Innern deS Wagens ans Sitz- - Plätzen, b. » » 6 « ebendaselbst auf Stehplätzen, o. » - 5 -- aus dem Borderperrcn, 6. » » 4 » » » Hinterperron. Zwei Kinder unter je 14 Jahren sind hierbei für Eine Person zu rechnen. Leipzig, am 21. September 1883. Der Rath und daS Polizeiamt der Stabt Leipzig. vr. Georgi. Bretschocidcr. Harrwitz. VtlronnlMchung. Für den Termin Michaelis dieses JahrcS sind vier AnSstattuiigSslipendien im Betrage von 77.^8^f, 67^41 45 ^s im? zweimal 40 47 an hiesige arme, unbescholtene BürgerStöchlcr. deren Bcrheirathuiig in die Zeit von Michaelis vorigen JahrcS bis Michaelis dieses Jahres fällt, von uns zn vergeben, und sind schriftliche Gesuche darum unter Beifügung der Eheschließungs-Bescheinigung, eines von zwei diesigen Bürgern bei Bürgerpflicht ausgestellten Zeugnisses über die Unbescholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin, sowie, waö daS eine nur an ehelich Geborene zu vergebende Wicderkehrcr'schc Stipendium von 40 47 ^s anlangk, einer GebnrlSbcscheinignna biö zum 6. Oktober dieses JahreS aus dem Nathhause, I. Etage, Zimmer Skr. 15 einzureichen. Leipzig, den ll. September >883. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georg i. Harrwitz. VekalllitllllWmg. Nachdem wir beschlossen haben, sammtliche Straßen, soweit dies noch nicht geschoben, der Art umznnnmeriren, daß ans der, von dem Innern der Stadt auö gerechnet, rechten Seite die Häuser gerade Nummern, auf der linken Seite aber ungerade Nummern erhalten, diese Umnume» rirnng aber mit Anfang deS JahreS I88L begonnen werben soll, soweit nicht in einzelnen besonders dringenden Fällen sich die Umnumerirniig einzelner Straßen schon früher ncthwendig erweisen sollte, wirb dieses mit dem Bemerken zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die für diese Ncu- l>i»»erirui>g angcscrligten HauSlistcn bei unS — RathhauS, 2. Etage, Zimmer Ne. 14 — zur Einsichtnahme auSgclcgt worden sind. Die betheiliatcn Grundsinck-besitzer und Verwalter werden ausgesordcrt, die Listen bei unS während der gewöhnlichen ErpeditionSstundc cinrnsehcn und etwaige Erinnerungen gegen die Richtigkeit derselben rechtzeitig bei unS einzureichen. Leipzig, am 20. Anglist 1883^ Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs CichoriuS. Gesucht wird anderweit der am 29. Januar 1846 zu Rötha ge borene Handarbeiter Gottfried Vrnst Müller, welcher zur Erfüllung seiner Nährpslicht sür seine Familie auszu- forbern ist. Leipzig, l7. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armen-Amt.) Ludwig-Wols. Wcndt Städtische Gewerbeschule. Die Studien des Winterhalbjahres beginnen Montag, drn l. Oktober o. e.; der Tage-cnrsuS früh 8 Uhr und der AbendcnrluS um 7 Uhr. Anmeldungen zur Ausnahme in die Olrwerbeichule nach Maßgabe von ß. 7 der Schulordnung werden »iS zum 2V. kcptember ». e. schriftlich erbeten. stnr mündlichen Nu-kunsiScrtheil»ng ist der Unterzeichnete Sonntag den SO. Cevlcmbcr a. c., Vormittags von 11—12 Uhr im Schul- oeböude bereit. Leipzig, den SO. August 1863. Lrr Tirertor. l)r. Ludw. Nieper. VchlMMachmi-. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, dah sich die laut Bekanntmachung am 29. Mai d. I. erfolgte Ertherlung der Concession zur gewerbsmäßigen Beförderung von Aus wanderern nach überseeischen Häfen und Abschließung Von ScbiffScontracten im Aufträge der AuSwandercrexpcdicnte» LouiS Scharlach L Co. in Hamburg an Herrn LouiS Theodor Klaproth, in Firma: Gebrüder Gofewisch, durch Zurückziehen der Vollmacht seitens der Auftrageber erledigt hat. Leipzig, den 18. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Gcorgi. Lohse. Nichtamtlicher Theil. Gla-stone's rior-landsahrt. Die Fahrt deS englischen Premierministers nach der dänischen Küste ist daö Ereignis, mit welchem sich alle Welt beschäftigt und dessen Ursache und Bedeutung man sich zu ergrünte» bemüht. Die französische Presse war eS vor Allein, welche dahinter schlimme Dinge witterte. Der erste Gedanke der französischen Vertreter der öffentlichen Meinung war ein Eomplot zwischen England und Rußland zum Zweck der Durchkreuzung der französischen Pläne in Lstasien. der „Temps" rielh aus die Herstellung eines Balkanbundes mit der Spitze gegen Oesterreich und Dculschland, John Lcmoinne beklagt sich im „Journal deS DöbatS" über die heuchlerischen FrcuildschastSbetheueriiiigen Englands, welche täglich durch die Handlungsweise desselben i» der Suez-, Madagaskar« und Tonkinsrage Lügen gestraft würden. Auch i» Wien steckt man die Köpfe zusammen und die Herren von der Presse strengen ihre» Scharfsinn a». um da» Dunkel zu durch« dringen, welches die abenteuerliche Fahrt Gladstone'S nmgwbt. Ter Wiener Corresponbent der „Franksurtcr Zeitung" will auS bester Quelle in Erfahrung gebracht haben, daß Gladstone'S Fahrt »ach Kopenhagen auf Ein ladung dcS russische» Kaiser» erfolgte, deren Beförderung der Prinz von Wales besorgt habe. DaS Alle» ist kreilick geeignet, die öffentliche Aufmerksamkeit aus die rätbselho-fte Reise zu richten, aber klarer wird der Zweck derselben da durch nicht. Die englische Presse rückt den, Gcheimniß schon näher ans den Leib, sie sagt uns wenigsten», was zwischen Glad- stone und Alexander III. nicht verhandelt worden ist. Die „Times- erklärt eS sür lhöricht, zu glauben, daß in Kopen hagen der Versuch zu einem Balkanbunde gemacht worden sei, der „Standard" verspottet die Franzosen, daß sie angesichts der Lage der Dinge in Egyplcn, Südafrika und Oslasien dem englischen Premierminister weitreichende Pläne zulrautcn, und erklärt rund Hera»?, daß eS geradezu lächerlich sei, daran zu denken, ein englischer Staatsmann werde eS wagen, Bündnisse zu schließe», die gegen Oesterreich und Dculschland gerichtet wären, dazu habe er erstens kein Recht und dann stehe England auf Seilen de» Friedensstifter», nicht aus der Frankreichs, welche» einen Krieg unternahm, um Deutschland zu zerstückeln. Zum Ucberfluß erfährt noch die „Pall Mall Gazelle", daS Organ Gladstone'S, daß die vielbesprochene Reise mit den Fragen der internationalen Politik nicht» zu schaffen habe, alle darüber angesielltcn Bcr- muthniigen entbehren der Grundlage. Damit könnte man sich also füglich zufrieden geben, wenn die „Pall Mall Gazette" nur so freundlich gewesen wäre, hinzuzusügcn, weshalb denn Gladstone eigentlich seinen Cur» nach Dänemark genommen habe, aber darüber spricht sich daS Blatt nicht an», wir sind also, trotz ihrer Mitthcilung, daß dir Reise keine politische Bedeutung habe, so klug wie zuvor, ganz abgesehen von der be kannten „WahrhcitSlichc" de» englischen Staatsmann», welche während der ParlaweiitSvcrhandlnngcii zur Zeit der cgypli- schen Expedition in so eklatanter Weise hcrvorgetrcten ist. Bei dieser Sachlage bleibt unS nicht» übrig, als zur Selbsthilfe z» greifen und un« einfach an die Thatsachcn zu halten; au» diesen ergiebt sich regelmäßig mit Sicherheit, waS möglich und waS unmöglich ist. Für unmöglich erklären wir, daß England sich mit Rußland zum Schaden Frankreich» vereinigen könnte. Rußland ist vielmehr der natürliche Feind Englands in Asien und eS ist eine von Niemandem be zweifelte Wahrheit, daß beide Rivalen früher oder später um die Oberherrschaft in Asien mit einander in Kamps gcrathen müssen. Daß Rußland unter solchen Umständen Frankreich in Ausführung seiner Pläne in Anam nicht hindern wird, ist mn so selbstverständlicher, als Rußland durch die Eifersucht England» und Frankreich» in Colonialangelegenbriten nur in der Durchführung seiner eigenen Absichten iii Asien gefördert werden kann. Daß Gladstone so thöricht sein sollte, die Orientpolitik Rußlands in Europa zn unterstützen und England» Beistand in irgend welcher Beziehung in Aussicht zu stellen sür den Fall eine» russisch-türkischen Kriege», ist ihm bei aller von ihm bisher an den Tag gelegten Wandelbarkeit doch kaum zuzutraucn, denn um diese» Spiel mit Erfolg zu Ende zn führen. bedürfte er doch einer Majorität im Parlament. Und diese fehlt ibm sür eine deutschfeindliche Politik nn- bedingt, wie die Einmülbigkeit der einflußreichen englische» Preßörgane noch in kiesen Tagen gezeigt hat, kein einzige» größere» Blatt in England hat sich gesunden, welche» den Gedanken einer antideutschen und antivsterreichischen Politik England» als anncbmbar und unterstützungSsahig anerkannt hätte. Tie beiden Eombinationen, welche sür ein Bündniß zwischen England und Rußland überhaupt nur in Frage kommen können, ermangeln also, wie wir anSeinandcrgcseht haben, der vernünftigen Grundlage, sie sind einfach unmöglich. WaS bleibt also, da ver Besuch Gladstone'S i» Dänemark doch irgend einen Zweck gehabt haben muß, übrig'/ Eine bloße Laune dcS crholungSbcdürsligcn Staatsmannes, rin eigenartiges Vergnügen, da» einen übersättigte», verwöhnten Menschen reizen könnte, wäre al» Ursache der Fahrt zwar nicht undenkbar, aber doch immerhin sehr ungewöhnlich, wir sind de-kalb durchaus nicht abgeneigt, dem Wiener Eorre- spondenten der „Frankfurter Zeitung" Glauben zu schenken und sür richtig anznnchmc», daß Gladstone der Einladung teS Kaisers Aloranber und de» Prinzen von Wale- Folge leistete, als er den Bcsebi gab, .Pcmbroke Castle" ge» Dänemark zu steuern. Dasjenige, waS dem Kaiser Alexander ganz bc sonder» am Herzen liegen muß, ist. daß er endlich Ruhe vor nihilistischen Anschlägen findet. Bekanntlich hat England durch die irischen Anarchisten, eine den Nihilisten geistesver wandte Gesellschaft, in neuerer Zeit gleichfalls viel zu leiden gehabt; die Dynamit-Attentate in London, Liverpool, Birmingham. Glasgow u. s. w. haben der englischen Regie rung viel zu thun gegeben, aber ihre Bemühungen sind nicht fruchtlos geblieben, die Herren Fenier haben Achtung vor der englischen Regierung bekommen und seit der Bcrur- theilung der Angeklagten in England und Irland, besonders eit der Hinrichtung der Vcrurthcilten a»S dem Phönirpark- woccß hat man von Tynamitverichwörungen in England und Irland nichts mehr gehört. Ob inan in Rußland durch die angewendele Strenge gleiche Ergebnisse erreicht hat. kann bei der Natur der russische» Preßvcrhältniffc nicht alö feststehend angesehen werden, der Fall mit dem Kammcrherrn der Kaiserin, der bei Niederlegung einer nihilistischen Proklamation aus Len Schreibtisch der Kai>erin ertapp! wurde und der sich in Folge dessen eine Kugel durch den Kops schoß, giebt zu denken, »nd da Kaiser Alexander sich während seiner ganzen RcgierungSzeit noch nicht so sicher gefühlt haben n.ag alö aus Schloß FredenSborg bei Kopenhagen, so liegt für ihn der Wunsch sehr nahe, daß er in Gatscknna sich einer gleichen Sicherheit und Sorglosigkeit erfreuen möge. Wie der Leidende einen Arzt consullirt, der bereits glückliche Euren bei LeidenS- zenosscn ausznwcisen hat, so könnte Alerander III. wohl die c'ust verspürt haben, einmal den englischen Premierminister über die Euren zu höre», welche cr gegen die Fenier gebraucht hat, um sie, wenn nicht unschädlich, so doch um Viele» ungefährlicher zn machen. Man wird zugestehcn inüsscii, daß ein derartiger Zweck de» Besticke», welchen Gjadslone n Dänemark gemacht hat, wenigsten» in den Grenzen der Möglichkeit liegt. Leipzig, 23. September 188.3. * Wir haben vor Kurzem unseren Lesern unsere Ansichten über die Zukunst der nationatliberalen Partei, über unsere Hoffnungen und da» Verhältniß der einzelnen Parteien unter einander dargelegt. Unsere Hoffnungen beruhen vor allen Dingen aus der Geschichte der Pirlei, aus der Zuversicht, daß die unbestreitbaren großen Verdienste, welche sie sich um den Ausbau deS deulschen Reiches unk seiner Verfassung erworben, von jedem Manne, je größerer politischer Resse er sich erfreut. Mit um so mehr Enischieven« heit anerkannt werden müssen. Wir sind ferner davon durch drungen, daß die Grundsätze der nationalliberalen Partei so unanfechtbar sind, daß sie vertreten werden müssen, und so lange eS ein deutsche» Reick geben wird, auch ihre Ver tretung finden werden. Es handelt sich um die Hoch- haltuug de» nationale» Gedankens, welcher die deutschen Stämme zusammengesührl hat und der sie immer zusammen halten soll trotz allen PartcigezänkS, da» der Tag mit sich bringen mag. Die Partei hat ferner stets als ihre Ausgabe angesehen, die staatlichen Einrichtungen in lfberalem Sinne, aber wie in stetiger, so doch immer ruhiger und beson nener Weise, weiter auSznbauen, der Ueberstürzung zu wehren und den Radikalismus von rechts und von links zu bekämpfen. Daß wir heute auf dem Puncte stehen, wo wir unS befinden, kann sich die nationalliberale Partei ohne Uebcrhcbung zum Verdienst anrechnen, und das größte Unheil würde dem Reiche und den Einzelstaaten widerfahren, wenn eS keine nationalliberale Partei gäbe. Die schlimmsten Er schütterungen wären un« alsdann gewiß, denn wenn im deutschen Parlamente die E r zconscrvativen am Ruder wären, wäre e» ebenso schlimm, als wenn die Fortschrittspartei mit ihren Anhängseln, wie Volkspartci u. dergl., da» Hest in der Hand hätten. Es bleibt sehr zn beklagen, daß dies von conscrvativcr Seite nicht eingcschcn wird. Die „Kreuz zeitung" zerbricht fick den Kops darüber, wer nach Herrn v. Bennigsen'» Rücktritt die Führung der Nationatliberalen übernehmen soll, und mit einer gewissen Schadenfreude kommt da» Blatt zu dem Ergcbniß, daß die nalionalliberale Partei nicht im Stande wäre, in unserem parlamentarischen und politischen Leben noch ferner eine Stellung, einzunehnien. WaS die Führerschaft anbelangt, so mag die .Kreuzzeitnng" außer Sorge sein. Wenn wir unS auch keiner Capacität L I» Minmgcrode erfreue», bedeutende und von ollen Seiten als bedente»o anerkannte Kräfte hat gerade die nationalliberale Partei in einer Zahl, wie keine andere Partei. DaS ist erklärlich, da die Partei eben im großen Ganzen da» gebildet« Bürgcrthnm, die Intelligenz der Nation in Wissenschaft, Handel und Ge werbe umfaßt. Und waS die Stellung der Partei im politischen und parlamentarischen Leben betrisst, so scheint die „Kreuzzcitung" doch ein allzu kurzes Gedäcktmß zu haben, sonst müßte ihr erinnerlich sein, daß selbst während der eben abgeschlossenen kurzen außerordentlichen Session deö Reichs tags die »ationalliberale Partei bei den» JndcmnitälSgcsctz eine maßgebende Rolle gespielt bat. Und auch in der Zu kunft hoffe» wir zum Nutzen de» Vaterlandes unsere» Gegnern von rechlS und link» noch recht oft nnd mit Nachdruck den Beweis zu erbringen, nicht nur daß wir cxistiren, sondern daß wir auch bedeutend genug sind, daß die „Kreuzzeitung" mit unS rechnen muß Hinzusügen könne» wir freilich beute auch, daß wir un» stark genug suhlen, nicht nur gegen das Ecntrum und die Conscrvativcn, sondern auch gegen die Fortschrittler den Kamps mit noch größerer Energie al» bisher aiisziinebmen, da u»S die Ereignisse der letzte» Zeit neck mehr darüber belehrt haben, daß Rücksichten irgend welcher Art einer Partei gegenüber Übel angebracht sind, welche, jedes positiven politischen Gedankens bar, nur in der Agitation und Kritik ihr Heil sucht. * In dem Angriff aus den 19. hannoverschen Wahl kreis fehlt der Fortschrittspartei natürlich auch die Unterstützung der secessionistischcn Presse nicht. Ans da? leikenschaslliche Eintreten der „Weser-Zeitung" für den fortschrittlichen Eantidate» haben wir schon wiederholt b!n- acwicsen; jetzt fühlt fick auch daS mit der secessionistischc» Parteileitung in engster Fühlung siebende „Deutsche Reick» blatl" veranlaßt, vor der Stichwahl noch einmal daS Wort zu ergreife», selbstverständlich um zu dein Resultat zu kommen, daß in dem Kamps zwischen dem Nalional- libernlen und dem ForlschriltSmann der Lcl'tere den Vorzug verdiene und daß ein liberaler Mann Herrn Holtendorf seine Stimme nickt geben dürfe. Wir babcn scilenS der sccesstenisli'chen Presse schon viel zn viel Freundschaftsbeweise erfahren; wir wissen viel zn gut, daß diese Partei sich vo» dem Fortschritt sachlich gar nicht mehr unterscheidet und daß sie völlig von der Gnade Engen Richter'» abhängig ist, als daß wir u»S über diese Haltung gegenüber dem Otterndorser Wahlkampf irgend verwundern sollte». Wir müssen nur die auch in der fortschrittlichen Presse geübte Alimaßnug zurück- weisen, einem von den nationallibcralen Wählern cinsiimmig ausgestellten, von dem aiierkanntcn Parteiführer »nd Vor gänger im Mandat empfohlenen Manne liberalen Charakter abzusprecken, weil cr vielleicht nicht in allen Slcnersragcn derselben Ansicht ist wie die Herren Richter oder Rickrrt oder weil er sür landwirthschastlichc Bedürf nisse und Beschwerden mehr Vcrständniß hat als die fort schrittlichen Agitatoren in Hamburg und Berlin. Die Be streitung deö liberalen Charakter? ist ein ganz unwürdiger Kniff, um die Feindseligkeit gegen eine gemäßigte Vertretung de» liberalen PrincipS überhaupt zu beschönigen. Wen» die nationalliberalcn Candidaten erst der fortschrittlich-secessio- »istischen Approbation bedürfen, um siir liberal anerkannt zu werden, kann mögen nur lieber die fortschrittlichen und secessionistiscke» WahlcomitLS auch die Auswahl und Aus stellung nationalliberaler Candidaturen gleich selbst über nehmen. Ein Verhältniß. wie das unserer Partei zuge- nmthete, würde auf einen Pact etwa folgenden Inhalts hinauskommen: In der großen einigen liberalen Partei werden die Nationalliberalen al» gleichberechtigtes Glied anerkannt; über den Begriff nationalliberal entscheidet die fortschrittliche Centralleitung in Berlin. Im klebrigen ist eS allen National liberalcn. auch denen von zweifelhaftem liberalen Charakter gestattet, fortschrittlichen und scccsfionistischen Candidalurrn gegen die reaktionären Parteien rn Hilfe zu kommen, z. B. m Wiesbaden, Kiel. Torgan, GreisSwald u. s. w. Wir werden nach unseren Kräften dafür sorgen, daß dieser naiven Wahlpolitik de» „entschiedenen Liberalismus" ein Ende gemacht wird. * Die ultramontane Partei und Presse ist Über daS Ergcbniß der badischen Landtag-Wahlen voll ständig rathloS nnd verblüfft. „Nach dem langsamen stetigen Wachstbum, welches die katholische Volkspartei vom kleinsten Anfang an belhätigte", sagt der „Badische Beobachter", „nach dem fröhlichen Aufschwung, den sie bei den letzten LandlagSwahlcn gewonnen, hatte man einen solchen Rück schlag nicht erwartet, selbst die Gegner nicht. Daß Baden nicht sür unsere Partei zu gewinnen sei, war bekannt, aber man dachte doch nicht, daß eS so rasch und so vollständig wieder der nationalen Partei zusallen werde." Die Nieder lagen. constatirt das leitende Blatt deS badischen Nltra- inöntaniSmu» mit besonderem Schmerz, sind in Bezirke» mit fast ganz katholischer Bevölkerung erlitten worden. „Im ganzen deutsche» Reick giebt e» keinen einzigen Wahlbezirk mit ganz katholischer Bevölkerung, der einen »ationalliberalen Abgeordneten wählte, als in Baden. WaS müssen die Katholiken in Preußen, in Bayern, in Württemberg von un» denken?" So jammert der „Badische Beobachter" und fragt händeringend: Wie war das möglich? Al» Antwort aus diese Frage weiß die ultramontanc Presse natürlich nur aus Bcamtendruck und Wablbecinflnssung oder höchsten» aus mangelhaften AgitationSeiscr in, eigenen Lager hinznweisen Wir wollen der ultramontanc» Presse den wahren Grund sür die schwere Niederlage ihrer Partei sagen, und darum sind wir ans diese Schmerzen»- und ZorncSanöbrüchc näher cingcgangcn. Der Grund ist: die ullramvntane Agitation verfängt nicht mehr im Volke; dasselbe glaubt nicht mehr an vie verbrauchten Scblagwörler von der Kirchenverfolgung und dem GlanbenSdruck; eS sieht alle billigen Anforderungen der Kirche erfüllt und will Frieden haben; eS erblickt nicht« mehr vom Culturkamps »nd ist eS müde, sich unaufhörlich gegen den Staat nnd die Negierung in eine feindselige Oppo sition hineinhetzc» zu lassen, die in Wahrheit durch die Interessen der Religio» nnd der Kirche nicht mehr begründet werden kann. Ta» ist die Lehre au» den Wahlen. In Baben geht der „Culturkamps" au» Mangel an Nahrung seinem Ende entgegen und damit ist auch da» Schicksal der nltramontanen Partei besiegelt Sic verliert mehr nnd mehr den Boden im Volke und wird auf einige Kreise von Fanatikern und berusSmäßigen Hetzern beschränkt. So wird cö mit der Zeit auch in Preußen gehen. Baden ist in diesen kirchen politischen Kämpfen voranczegangen. eS geht jetzt auch darin voran, daß eS daö Schauspiel bietet, wie daS Feuer de» „CutturkampseS" wehr und mehr verlöscht, weil e» soliden Brennstoff nicht mehr fi ^ct und von dem leeren Stroh der klerikalen Agitation nicht lange leben kann, und wie in dem selben Maße die ultramontane Partei znrückgcht und den Boden verliert. * ES verdient Anerkennung, daß auch die „Kreuz- zeitung" das Erkenntuiß de» preußischen Enltusministerö v. Goßler in Sachen deö DiakonuS Lühr als juristisch correct anerkannt nnd sich osfe» gegen den „offenen Brics" dcS Pastor» Bocker auSspricht. Wäbrond der „Ncichsbotc", daS Organ Stöcker'», sich die Begründung dieser Strcitschrisl aneignclc nnd sür den orthodoxen Heißlpor» gegen Herrn von Goßler Partei ergriff, weist die „iircnzzcitung" mit scharfe» Worten den Ton dcS Herrn Becker al» »npasscnv zurück und rügt Form und Inhalt der Schrift. Ebenso wirk c» al» durchaus nnangenicsscii bezeichnet, daß die Person Le» Kaiser» in diese» Streit bineiiigczoge» wird. Es ist in der Thal im höchste» Grade bedauerlich, daß berrschsüchtigc und unduldsame Priester sich einer solchen Sprache »ngestrasl er- drcisten dürfen. Dabei ist nickst zu überleben, daß die luthe rischen Orlbodoren in Schleswig-Holstein, ebenso wie die in Hannover in politischer Beziehung stch bisher gleich nnznvcrläisig erwiesen haben, so wenig liberale, ebenso wenig nalionale Gesinnung haben diese Pastoren bisher ge zeigt. und wir meinen, wenn man von den katholischen Geist lichen den Nachivcnz eines Bildungsgänge» fordert, welcher wenigsten» eine gewisse Garantie gegen undcnlsche Gesinnung gewahrt, so wäre e» auch angczeigt. wenigstens bei der Be setzung staatlicher Pfarren, sich auch hier »ach Möglichkeit vorzukehc». DiakonuS Lühr wird in Eckernsörde nur noch eine Alschicdspredigt Hallen nnd sodann die ibm angetragcne Stellung in Gotha annchnie». Die Freunde wahrer reli giöser Gesinnung sehen den in theologischer Wissenschaft und vebre bock bedeutende» Mann mit ticscm Schmerze an< dem Dienst der Kirche Preußen» sch-iden. An solchen Männern gerade hat man dort kcincn Ucberstuß. * Für die preußischen Diöcesen mit staatlich anerkannter bischöflicher Verwaltung ist durch den Entschluß der Curie, die Nacksuchung der Dispensation zu gestatten, die Möglichkeit geschaffen. eine große Reihe erledigter Pricstcrstellen, wenn auch nur anShütscwcise z» besetzen nnd der Ccclsorgcrnolh ein Ende zu machen.
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