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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-10
- Tag1883-10-03
- Monat1883-10
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1883
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Erscheint täglich früh 6-/. Uhr. Nkiacti-n and LrprdUioa JohanneSqasse 33. Aprechknndtn der NrdaMo» Bormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. klir »i» MickH-d- r,n,kl-ntlei M-iutcrcht« »u »,»»«>«» io», Ixrb»dUa. riWMr TaMM An««»«» »er f»r »te n»«ftf,I,enä« Nummer »efttmmte« Inserate «» Wochentagen »tö A Uhr Nachmittag», anSsnu-nn» Fefttagen früh »i»'/.» Uhr. 3n den Filialen für Ias.-^nnahmc: Otto Klemm, Uai>»«ksttLt«straßr 21, L»«i- Lische, Katharinenstrabe 18, o. »ar h«a ,,S vhr Organ für Politik, LocalgeMte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. ^ZL76. Mittwoch den 3. October 1883. Meß. Auslage LtannemrataPrei» viertes,. 4'/, Ml-' incl. «rmaerloh» 5 NkL. darch die Post bezöge» 6 Mk. ' Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. ^ Gebühren rür Extrabetlaae» «hue Postbeiürderung 39 ML «it Postbesörderung 48 Mt. Inserate gespaltene Petitzeile »0 Pf. »roher« Schriften laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer «. gisserasatz nach höher« Tarif. Uertlnnrn unter dem Nedattiens-rich di« Epaltzeile 50 Bf. Inserate find stet« an die SrpeäM«» ,u >eudea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneoaweranäa oder durch Post- uachuahme. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vrkauutmachnng. Nach tz. 6 der mitleist Bekanntmachung vom 1. Juli 1880 veröffentlichten Änstruction I. für die Ausführung von Wafferrohrleitungen und Wasseranlagen in Privatgrund- stücken muß da» Mindestgewicht der zu verwendenden Blei« röhren 4.85 leg bei 24 nun lichter Weite, 3.53 - » 18 » » « »nd 2 08 » » 12 » » » betragen: es hat sich jedoch bei stattgefundenen Untersuchungen herauSgrstellt, daß diese Vorschrist nicht streng veobachlct wordeu ist. Wir verweisen deshalb die betreffenden Gewerbtreibendcn wiederholt aus diese Anordnung, indem wir hinzusügen, daß wir, so oft Uebertretuugen derselben zur Anzeige gelange», wider diejenigen, welche sich solche haben zu Schulden kommen lasten, nach tz. 16 der Instruction mit Geldstrafen bi» zu 75 Vorgehen werden. Leipzig, den 28. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. L. Wegen Reinigung der Lokalitäten ist da» Armenamt Montag den 8. und DienStag den S. October a c und die BekleidunaS-Anstalt Mittwoch den LO. Oktober a. o. geschloffen. Leipzig, am 1». September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armen-Amt.) Ludwig-Wolf. A. dichter gesponnen. An diesen Kern im Herzen von Europa haben sich zwei Staaten, Serbien und Nuniänien, fester c»i- zeschlosten, offenbar geleitet von der Ueberzeugung, daß sie m Anschluß an die beiten mächtigen Ceulralstaaten am ichersten die Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse erreichen können. Spanien hat sich dieser Gruppe genähert, doch zeigt der Besuch, den König Also»- jetzt in Pari- abgestattet hat, daß nian hier vor der Hand ossiciell nicht gesonnen ist, die An näherung an Deutschland-Oesterreich als eine Drohung gegen die französische Republik auSlegen zu lasten. Es hat, wenn man so sagen darf, durch diese Reisen eine chärsere Sondirung der Interessengruppen, welche die euro päischen Staaten bilden, siatlgefunden, und inan kann weiter behaupten, daß die Annäbening an Oesterreich-Deutschland kurzweg der Ausdruck des Wunsches ist, vatz die internationale Ordnung der Staaken, so wie sie jetzt ist, erhalten bleiben möge, weil durch sie die Möglichkeit geboten ist. die gedeih liche Entwickelung der Staaten am sicbclsien zu fördern. Und diese Gruppe verfügt augenblicklich über die größte militairischc Macht und den größten politischen Credit aus dem Continent. Wenn so die Fürstenbesuche in Deutschland und Oester reich als eine Demonstration zu Gunsten deS Friedens auf der Grundlage der bestehenden Verhältnisse aii-gelcgt werden wüsten, so bietet auch, wie wir bereit- früher auSgesührt, der Besuch, den Herr Gladstone in Kopenhagen abgesialtcl, keinen Anlaß zu irgend welche» Besorgnissen. Wir glauben, daß die Reise des englische» Ministerpräsidenten kein Moment enthält, welches dem deutsch-österreichischcn Friedensbunde feindlich wäre. Es mag sein, daß Rußland den deutsch-österreichische» Bestrebungen mit scheelem Auge gegenüber steht, zumal bei de» Eifolgen, welche dieselben aus der Balkanhatbinsel ge tragen haben. Aber England hat absolut kein Interesse daran, kriegerische» Gelüste» Rußlands Nahrung zu geben. Die Petersburger Presse würde sicher auch nicht so beredt ge- wesen sein, wie sie eS in Viesen, Augenblicke ist, wenn in der Thal in Kopenhagen oder auf de», Glavstoiic'scheii Schiffe zwischen dem Kaiser vo» Rußland und dein englischen Premier» minister politische Abmachungen getroffen wären. Dle-tmmer-, Klempner- und Lachäeckerarbetteu sowie die Vlitzablettnug-nnlOge am Ncnäa« der Petri- ktrche zu Leipzig sollen im Wege der öffentlichen Enbmission vergeben werden. Irtchnun,«» und veäingnnge« können im vanöureau Schletterplatz eingesehe» resp. von dort ötzsgeu werden. Offerte» find versiegelt bi- zum Sonnabend, den SV. Oktober d. Z.» Mittag» IS Uhr in der Expedition der Petrikirche am Peter-kirchhof cinzureichen. Leipzig, d. 1. October 1883. Oer sitrchenborstand. Tousistorialrath Prof. vr. Fricke. Nichtamtlicher Theil. Vie fürstlichen Gesuche dieses Sommers. Mit der Einweihung deS Niederwald Denkmal» haben die Festlichkeiten ein Ende genommen, z» welche» die militairische» Hebungen und die Reisen deS Kaisers durch die einzelnen Provinzen Veranlassung gegeben haben. Kurz vorher habe» Vie fürstlichen Gäste de» AuSlanveS. die im Hoslager zu Hom burg erschienen waren, sich verabschiedet. Man darf wohl sagen, daß damit auch die politische Reisezeit abgeschlossen worden, die diese» Jahr eine ungemein bewegte gewesen ist und in der Presse zu den wundersamsten Combinationen und Bermuthungen Veranlassung gegeben hat. Ist doch selbst heute noch nicht der Lärm, der über die einzelnen Reise» erhoben wurde, zum Schweigen gebracht worden. Wohl selten haben Deutschlanv und Oesterreich eine glänzendere und reichere Versammlung von Fürsten gesehen alß m diesem Jahre. Kaum hatte die Zusammenkunft zwischen dem deutschen Kaiser und dem Kaiser von Oesterreich statt- gesunden, alS auch die Könige von Rumänien, von Serbien und von Spanien erschienen, um ihre Aufwartung zu mache». Und damit war der erstaunten Welt noch nickt Stoff genug zu Bernilithungen gegeben. Den Zusammenkünften der Fürsten folgten Eonserenzen der leitenden Minister. Fürst BiSmarck und Gras Kalnoky, der auswärtige Minister für Oesterreich» Ungarn, trasen in Salzburg zusammen. Dann erschien der rumänische Ministerpräsident Bratiano zuerst in Wien und dann in Gasteiu bei dem Fürsten BiSmarck. ES war schwer, unter diesen Umständen der europäischen Welt noch eine Ueberraschuna zu bereiten. Und dennoch gelang vie« dem greisen Ministerpräsidenten vo» Großbritannien. Herrn Glad stone, als er eine Vergnügungsreise, die er auf einem Dampfer läng- der schottischen Küste unternommen, plötzlich nack Dänemark hin auSdebnIe und dort dem königlichen Hose »nd dem Kaiser von Rußland in Kopenhagen emcn Besuch abstattete. In früheren Zeiten, wo das Reisen nock etwa- beschwer lichrr und mit mehr Umständen verknüpft war als heut zu Tage, würde man diesen Vorgängen vielleicht rathlo» gegen über gestanden haben. Doch auch jetzt in unserer Zeit, wo man die FÜrstenbesuche nicht mehr zu den Seltenheiten zu zählen pflegt, hat sich überall der Eindruck geltend gemacht, daß die diesjährigen Besuche in Wien und Berlin etwas mehr a>« bloße Acte der Höflichkeit gewesen sind. Unzweifel haft steht eS in engster Verbindung mit der gegenwärtigen Weltlage, daß all die genannten Persönlichkeiten vie Höfe der beiden verbündeten Staaten in Central-Europa ausgesucht haben, und daß gleichzeitig mit diesen fürstlichen Besuchen Eonserenzen zwischen den leitenden Ministern der beiden Hauptstaaten stattaesunden haben. Die politische Bedeutsamkeit dieser Besuche springt viel leicht noch mehr in» Auge, wenn man sich vergegenwärtigt, »aß kur» vor Beginn der Reifezeit der König Georg von Griechenland, der Fürst Alexander von Bulgarien unb der Fürst NicolauS von Montenegro in Moskau perföulick den KrvnungSfeierlichkeiten beigewchnt hatten, daß kurz nach Ber- heirathung seiner Tochter Zorge mit dem serbischen Kron prätendenten Prinzen Karageorgiewilsch Fürst Nikolaus von Montenegro den, Sultan in Konstantinopel einen Besuch ab- stattet«, dessen Gast kürz vorher auch der Fürst Alexander von Bulgarien gewesen war. Deutschland und Ocsterreiö haben, soviel erhellt, die Fäden, die seit dem Jahre 187S dir beide« Reiche zu einem Bund umstricken, noch fester und Leipzig, 3. Oktober l883. * Die „Kreuzzeitung" beginnt eine Serie von Leit artikeln über den Sieg der Fortschrittler in dem rüher Bennigsen'schen NeichstagSwahlkreise. in welchem sie ihre jüngste Auffassung in mancher Beziehung wesentlich ändert und berichtigt. ES freut unS, daß dieses conservative Blatt, dessen Ton und Gesinnung wir jederzeit als durchaus anständig anerkannt haben, o schnell zu einer bessere» Einsicht kommt, ganz im Gegensatz zu dem „Deutschen Tageblatt". Da» letztgenannte Organ der Agrarier und Antisemiten vertritt die wunderbare Meinung, daß der Sieg Cronenieyer'S von große»: Portheil für die konservative Sacke sein werde. Die „Kreuz- zeitung" dagegen beklagt bereit- mit nnS den fortschrittlichen Sieg und sicht die Ursache» z»,n Theil in denselben Momenten, welche wir gestern angeführt haben Mit Recht weist auch das conservative Blatt daraus hin, daß zu de», fortschrittlichen Siege die Stimmen der Socialdcinokratcn in nickt geringe», Maße beigelragcn haben, da die Fortschrittler jede Gelegen heit benutzen, um die Versicherung abzngcben, daß sie gegen jede Verlängerung deS Sccialisteiigcsctzes stinime» werden. Das Blatt erkennt ausdrücklich an. daß die National- liberalen die eilizige wirklich nationale und reichStreue Partei in der Provinz Hannover sind und findet heute nicht mehr, daß ein verlorener Wahlkreis daö Ende des National- IiberaliSmuS bedeute, aber für vcrhängnißvoll hält sie die Niederlage gerade in der Provinz Hannover. Wir können ihr hierin zum Thcil bcistimmen. möckteo aber das Organ der Conservative» bitten, dock in dieser Hinsicht aufklärend aus seine Parteifreunde zu wirken. Bisher ist eS zum große» Schaden de» Staate- und deS Reiche- gerade de» Eon- servativen am wenigsten zum Bewußtsein gekommen, wie un heilvoll der völlige Niedergang der Mittelparkeien für unsere fernere Entwickelung wäre. Äeußcrt doch auch der „Reich», bote" unverhohlen seine Freude über die Niederlage der »ationalliberalcn Candidale» und Len Sieg der Demokraten Wir brauchen wohl nicht erst zu erwähnen, daß die »Ger mania" ebenfalls nicht im Stande ist. ihre höhnische Schadenfreude zu verbergen. Dies ist freilich erklärlich ge nug, da der NationalliberaliSmu» eben die Anerkennung der StaatSautorität in sich schließt, welche die Ultramontanen mit allen Mitteln bekämpfen. Die „Germania" sieht in der Wahl Cronemeyer'» ein Symptom de» Zusammenbruchs unserer Partei. Nun, wir glauben, unsere Partei wird noch lange in Deutschland geachtet dastehcn und segensreich wirken, wenn von der Existenz der CentruuiSpartei auch keine „Symp tome" mebr zeugen werden. * Ossicielles Resultat der im l9. hannoversche» Wahlkreise (NeuhauS, Otterndors) stattgehabteii ReicbS- tag-stichwahl. ES wurden im Ganzen abgegeben 14,700 St., hiervon erhielt Kaufmann A. B Cronemeyer in Neohan» a. Oste (Fortschr.) 7654 und Hofbesitzer I. G Hottender in Otterndors (nat.-lib.) 6987 Stimme», der Crstere ist sonach gewählt. * Wenn einmal auf kirchenpolitischcm Gebiet eine Nachricht im Umlauf ist, welche vo» eine», wirklichen Zuge stäudniß und Entgegenkommen der Curie meldet, so kann man sicher sein, daß sie in wenigen Stunden als Unwahrheit erklärt wird. So ist eS jetzt wieder mit der Nachricht von der angeblichen Verzichtleistling deS Grasen LedochowSki Der Rücktritt der abgesehen Bischöfe würde den Frieden-' schluß außerordentlich erleichtern. Eben darum aber wird man noch lange daraus «arten können. Läßt doch die ultra montane Presse keine Gelegenheit vornbergehen, der Regierung einen Vorwurf zu macken, daß die Begnadigung vo» Männern wie LedochowSkl und Melcher» noch nicht erfolgt, ist. * Die Landtagswahl in Elberfeld-Barmen ist trotz der Machinationen eine» TheilS der Fortschrittspartei zu Gunsten de» nationalliberalen Candidaten, vr. Graf, au-gcfallen. Ein Theil der fortschrittlichen Wahlmänner stimmte dem bestehenden Eompromiß enlspreck'end; immerbin aber fanden sich 175 gegen 29l Mahlmäimer. welche eine» offenbaren und durch nickt» zu beschönigenden Vertragsbruch begingen. Ob e» unter diesen Umständen in Elberfeld-Barmen noch einmal zu einem Wahlcompromiß mit der Fortschritts partei kommen. wird, muß sehr bezweifelt werden. Die dortigen Nationalliberalen können r» doch nicht daraus an- kouimen lassen, einem wie großen Theil der Fortschritt-Partei es belieben wirb, den abgeschlossenen Vertrag zu brechen bezw. zu verlangen, eine» von den Nationalliberalen aufgestellten Candidaten aus seine Genehmheil hin zu prüfen. * Aus München, 1. October, wird telegraphisch ge meldet: „Die „Allgemeine Zeitung" veröffentlicht ei» Hand- chreiben deS Königs an die Wittwe de« SlaalsrathS Schlör, in welchem der König die Hohr» Verdienste des Verstorbenen aus den verschiedenen Gebieten seiner Thätigkeit, namentlich ans dem deS vaterländischen Eisenbahnwesen- an erkennt, daö Hinschcidcn v. Schlör'S aus daS Tiefste bedauert und der Wülwc sein aufrichtiges Beileid auSdrückt. — Die „Allgemeine Zeitung" meldet die Ernennung deS srühercn Gesandte» in Petersburg, v. Rudhardt, zun, Gesandte» i» Dresden. — Wie dasselbe Blatt weiter berichtet, hat die zegenwärtig bicr tagende historische Commission bei der hie- igen Akademie der Wissenschaften heute dem Reli- ionslcbrer und Beiiesiziat an der hiesigen Dvmkircbc, vr. lftool. Specht, den Preis von 2300 sür seine „Geschickte des Unter»ichtSwescnS in Deutschland von den ältesten Zeiten bis zur Mitte deS 13. Jahrhundert»" zuerkannl und >l,n> weitere 1500 nach Vollendung seiner Arbeit i» Aussicht gestellt. Außerdem wurde dem Pater Gabriel Meier (Cin- icdcl») sür seine Arbeit über dasselbe Thema da» Accessit von 1000 zugesprochcn." » * » * Die Manöver, welche die vier feudalen Aristokraten bei der letzten ReichörathSwahl aus dem mährischen Großgrundbesitze cmsgcsührt haben, um ihrer in der Minvrilät befindlichen Partei zum Siege zu verhelfen, haben auch außerhalb Mährens die deutsch-liberalen Abgeordneten m ernstliche Erregung versetzt. Wenn daraus gerechnet werde» sollte, daß die auS dieser Wahl hervorgegangenen lbgeordnetcn eine Session hindurch oder vielleicht gar noch länger an den Bcrathungen des Parlamente- theilnehmen werden, weil die Majorität, die Alles zu können glaubt, die Verifikation ans die lange Bank zu schieben gedenk», so dürste dieser Calcul sich vielleicht doch als ein trügerischer erweisen. In der Grazer „Tagespost" liegt die folgende Meldung vor: ..Ein hervorragendes Mitglied der Bereinigten Linken wird nach der Wiedereröffnung deS ReichSratheS im Club den Antrag stellen, die Vereinigte Linke sclle die Erklärung abgeben, sie werde sich so lange nicht an den Arbeiten de« Abgeordnetenhauses betheiligen. älS nicht Uber die Verifikation der im Wege einer unglaublichen Wahlmauivulation zu Stande gekommenen letzten Wahlen de» mährischen Groß grundbesitzes ein Beschluß gefaßt sei. ES sei mit der bürger lichen Ehre der deutschen Abgeordnete» nicht vereinbar, in einer Körperschaft zu sitzen, wo so widerrechtlich erlangte Mandate ausgeübt werde» dürfen". Der „Politik" zufolge trifft in den nächsten Tage» der Statthalter Graf S ckön- born in Wien ein, um dem Minister-Präsidenten über die letzten Wahlen und über die Situation in Mähren Bericht zu erstatten. * Die kroatische Krise hat unzweifelhaft durch die Beschlüsse deS kroatischen Abgeordneten - Club», welche in den dem Minister-Präsidenlen überreichten Forderungen gipset», eine Verschärfung erfahren und zum mindesten ist der glatten AuSeinandcrsetznng zwischen der ungarischen Regie rung und den kroatischen Abgeordneten durch die Forderung »ach Revision deS ungarische» Ausgleichs eine Schmierigkeit bereitet worden. Allerdings bestätigen die Pester Meldungen die bereit- geäußerte Ansicht, daß gerade diese Forderung nicht allzu tragisch zu nehmen ist. Wenn eS sich in erster Linie wirklich nur um die Correspendenzsprache im Verkehre zwischen den ungarischen unb den kroatischen Behörden, sowie um die Wiederherstellung der kroatischen Sektionen in den ungarischen Ministerien handelt, so dürfte seitens der unga rischen Regierung kann» ein ernstlicher Widerstand geleistet werden, und Anstoß wird man in Pest nur an der diktato rischen Form nehmen, in welcher die Kroaten mit ihren Forderungen austreten. Daß trotzdem die kroatische Krise nickt unmittelbar vor ihrem Abschlüsse steht, daraus deutet wohl der Umstand, daß daS Amtsblatt die Annahme der Denilssion deS Minister- für Kroatien. Herrn v. Bedekovich publicirt. AlS dessen Nachsvlger wird Herr Emerich v. Ivsi< povich bezeichnet, ein Mitglied jener Deputation, welche dem ungarischen Minister-Präsidenten die Forderungen de» kroa tischen Abgeorvneten-ClubS übrrbrachte. * Man ist von den Parisern und ihrer Presse an allerlei Thorheiten gewöhnt und macht im Allgemeinen nickt zu hohe Ansprüche an sie. Gewöhnlich sind auch die fana tischen Ausbrüche und Hetzereien immer schnell dergessen. denn einer Eruption folgt gar zu schnell die andere. Was aber der Pariser Pöbel, ausgestachclt durch seine Journale, diesmal bei». Besuche de» König» Alson« von Spanien geleistet hat, übersteigt doch alle Erwartungen. Was soll man zunächst dazu sagen. daß eS dein Fürsten BiSmarck als eine beabsichtigte Malice gedeutet wird, daß dem spanischen Fürsten daS Straßburger Regiment verliehen worden ist Wenn auch der Reichskanzler sicherlich darum befragt worden ist, ob dem Könige ein Regiment zu verleihen sei, so ist doch sicherlich nicht ihm beigckommen, irgend eine« vorzuschlagen. Da- Ulanenregiment war aber durch den Tod deS Prinzen Karl frei geworden — aber irgend Jemand damit zu verletzen, Frankreich zu kränken durch eine Ehrenbezeigung deS Königs Also»» — da» kann eben nur chaiiviuistischen Pariser Hetzern cinfallen. Wir haben soeben bei der Niederwaldseier erst wieder unsere gemäßigte Gesinnung bewiesen, »ich* auf unsere Macht gepocht, sondern unserer Freude über den Frieden Ausdruck gegeben. Wenn wir nationale Empfindlichkeit zur Schau tragen wollte», wir könnten weit eher Lärm schlagen über die Ernennung de» General Tbibaudin zum Krieg-minister, eine- Manne», der unS notorisch da» Ehrenwort gebrochen hat. Doch wir denken, mögen sich die Franzosen unter einander tamit abfinven Aber keinensallS glauben wir. daß da» neueste Gebühren der Pariser dazu angelhan ist. ihnen Sympathien irgendwo zu erwerben oder gar zum Abschluß eines Bündnisses mit Frank reich einzuladrn. — Es liegen aus Pari» über die letzten Vorgänge noch folgende Nachrichten vor: " V-iri-, 1. October. Der Lheiredacteiir de» „Gouloi- lntervicwte heiite aus der spanischen Boischast den Herzog Sesto. welcher die gestrig« „Figaro"-Meldung bestStigte. wonach König Alsc » » den officiellen ikmvsang hier vor seiner Nell« »ach Denllch- land «ntgegenzunehmen wünschte und seinen Neiseplon n», ändert«, »eil er Grevv seinen Landausrnthalt nicht verkürze« wollte. Noch der deutschen Reise habe Runez hier angesragt, ob angesicht» der Haltung brr Presse nicht Kundgebungen »a fürchten seien, sterry antwortete, er garantire sür einen königlichen Empsang Sllsoo-, schon österreichischer und bayerischer Oberst, habe die vreußische Ernennung nicht oblehneu können; er habe ein Husaren.Regiment gewünscht» da aber keines disponibel war, Ulanen acceptirt, aber erst durch die Blätter erfahren, daß da- Sicgiment iu Straßburg liegt. Das fünjzehnte Regiment sei dem König als besondere Ehre gewidmet morden, da Prinz Karl das selbe früher commandirte. Sesto versicherte die Anhänglichkeit Alsonso's an Frankreich. Er srug vorgestern bei dem Madrider Ladinet an, ob er in Folge der «nndgebunge» abreisen solle; Sagasta antwortete gestern telegraphisch sofort: Incognito annchinen und Abends von Pari- abreiseu! Als die hiesige Regierung dies erfuhr, vereinbarte Brevy mit Ferry, daß Brevy Alsoaso bitten olle, die Einladung für gestern zum Diner anzunehmen. " Paris, 1. October. Der König ist gegen 9 Uhr mit dem planmäßigen Schnellzug abgereist, da er den angebotenen Special- »g abgclehut hat. Die Abreise erfolgte durchaus inkognito, der lönig trug einen Hellen Reiseanzug. Aus dem Wege von der Bot- chast nach dem Bahnhose ersolgtc kein Zwischenfall. Aus dem Bahnhole waren der General Pitliö, der Polizeipräfect, sowie zahl- reiche Spanier, darunter mehrere notorische Republikaner, welche alle große» Enthusiasmus bekundeten. Der Adjutant Grevy'S, Oberst Llchlensteia, begleitet den König bi» an die Grenze, was derselbe angenommen hat. Nach allen Nachrichten au- Madrid wird die Ankunft de« König- daselbst sich zu einer großartigeu nationalen Mauisestaiion gestalte». lieber den französisch-spanischen Zwischenfall wird nock ofsiciö« aus Berlin geschrieben: Die feindselige Haltung der Pariser während der Anwesenheit deS Königs von Spanien droht sür die Republik eine Quelle chlimmer Verlegenheiten zu werden. Ist es an und für sich schon lägltch genug, daß Frankreich sich mit geradezu herau-sorderuder Nonchalance über da- Gebot des einfachsten internationalen Anstandes htnwegsetzen zu können glaubt, so dürste die verletzende Pointe eine- solchen Gebühren- noch ungleich lebhafter von einer Nation empfunden werden, deren stolzes Selbstgefühl sprichwörtlich geworden ist, die bisher mit der Republik aus durchaus correctci», sreundnachbarlichem Fuße lebte und sich «uu in der Person ihres SouvcrainS aus die roheste Weise beschimpft ehcu muß. Daß die dem Könige Also«- jugesügten In- ulten in Wahrbeil nur ei« Ausfluß zügellosesten Deutschenhasses der Pariser Populäre waren, kann sür de» spanischen Beurtheiler höchstens als rrschwerrude- Moment in» Gewicht sollen. Da» Wolss'sch« Telegraphcnburea«, welche» sich bei diesem ganzen Jncideuz- all der diSeretesten Berichterstattung befleißigt, kann gleichwohl nicht umhin, von der tiefen Bewegung Act zu nehmen, die sich jensett» ver Pyrenäen aller Gemüther ohne Unterschied der politische» Richtung beinächiiat hat. Heute ist nicht mehr die Rede von Republikaneru, Zöderalisteu, Demokraten, Liberalen oder Louservativen, sondern «me von Spanier», die sich angesicht» de- dem Oberhaupt« der Nation in Paris angethanen Empfanges solidarisch beleidigt fühlen und nach eklatanter Genuglhuung rufen. ES wird den Männern au der Spitze der französischen Republik ganz außerordentlich schwer falle», die Verantwortung für die AuSsLreituuaeu de- Pariser Pöbel» von ich abzuwälzen, zumal wenn e- sich bestätigen sollte, daß die aus übenden Organe der öffentlichen Ordnung durch ihr passive- 8er- halten die Tumultuanten geradezu ermuthigt haben. Jedenfalls ist dem bisherigen Einvernehmen zwischen Spanien und Frankreich ei» tiefer Riß zugefügt worde», der leicht de» Lharaktrr da»er»der E»t- remdung gewinne» könnte. * Der ebenso taktlose al« unkluge WuthauSbruch der ranzösischen Presse über die Ernennung de» König» von Spanien zum Chef des in Straßburg garnisonireuden Ulanen-RegimentS wird, wie die ganze jüngste Haltung der Pariser Zeltungen, von der englische» Presse sehr ab« ällig beurthcill. Die ministerielle „Pall Mall Gazette" oaar tadelt die Haltung der Pariser als ebenso unzritig wie geschmacklos. „Wenn König Alsonö", schreibt sie, „dre Absicht begte oder vielleicht schon verwirklicht hätte, sich mit Deutsch land zu verbünden, so könnte den Franzosen ihre Heftigkeit keinen Nutzen bringen. Wenn er aber zu Deutschland nur hinneigt, waS ist dann besser geeignet, seinen Entschluß, sich mit Deutschland zu verbünden, schneller zur Reise zu bringen, als die scindscligc Stimmung, die man in Frankreich gegen ihn zur Schau trägt? Es ist die» ebenso unpolitisch, wie eS die Freude eines Theil» der französischen Presse war, welcher über den letzte» Ausstand in Spanien in Jubel cinSbrach und dadurch die spanische Regierung gegen Deutschland hin drängte. So schädlich aber diese beleidigenden Aeußernngen der franzö sischen Organe der öffentlichen Meinung sür die Beziehungen zwischen Frankreich und Spanien auch fein mögen, weit schädlicher sind sie noch dem guten Ruse Frankreichs in Europa. Die beste Waffe, welche der deutschen Regierung in die Hand gegeben ist, um die europäische» Mächte um sich zu schaarrn und ihren Erbfeind zu isoliren, ist die franzö sische Streitsucht, und die französische Presse thut in diesem Augenblick alle» Mögliche, um den Glauben an diese Streit sucht zu befestigen." Wir bezweifeln, daß die Franzosen sich diesen Wink zu Nutze machen werden. ES ist immerhin cr- srcutich zu sehen, daß ihre Heftigkeit dem ministeriellen Blatte höchst unbequem ist. Im Augenblick ist sie vieS freilich den Ministeriellen um so mehr, als Glatstonc'S Reise ihm den bittersten Hob» des ganzen Lcmdes eingetragen hat. Welcher vernünftige Engländer dächte auch daran, sich niit Leuten zu ver bünde», oie eine so knabenhafte Haltung cinnebme», wie die Pariser Herren, und welcher gute britische Kausmann begriffe nickt, wa« an einem russisch-englischen Bündnisse zu verlieren ist! Daher Venn allseitig den Franzosen rundweg erklärt wird, daß England etwaige Abkartungen deS Premiers verleugnen werde, weil e» in Dentschlanv die sicherste Bürgschaft deS Frieden- erblicke. Selbst die „Time»", welche schließlich ihrem valerlantölosen Pariser Berichterstatter zu Liebe nicht ganz und gar aus die Sympathien ihrer Landsleute verzichten möchte, sucht au» der Sackgasse, in welche sie sich durch die systematischen Hetzereien ihre» nacbgrave doch in weitesten Kreisen verdächtig gewordenen Vertreters verrannt hat, dcrauSzukommen und spricht anläßlich der Einweihung de» Niederwatodcnknial» ihre Genugthnung über die Einigung Deutschland» au«. Ein starke« Deutschland, schreibt sie, gewähre die beste Bürgschaft de- Frieden» in Europa, indessen bedinge ein starke; Deutschland nicht «in schwache» Frankreich. Eine geniale Wendung, der sich würdig die fernere Versicherung der guten „Time»" anscblicßt, daß Deuischland jetzt so stark sei. daß e» die gelegentlichen Reizungen seiten« seiner Nachbar« ertragen könne. * AuS den Bereinigten Staaten wird geschrieben: „Die „Präsidentea-M ackere»" ist jetzt im vollen Gcmge. Namentlich die demokratischen Zeitungen sind fortwährend bemüht, dem Publicum „verwendbare Candidaten" vorzureiten. So brachte die „Sun" dieser Tage eine Liste von zehn pro minenten Eandidaten. Auffallend darin ist nur die Auslassung de» Namen» deS Gouverneur- Cleveland von New-Bork, den I man ansang« al« den Bannerträger der Reform-Bewegung
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