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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-10
- Tag1883-10-04
- Monat1883-10
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1883
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Erscheint tätlich ftüh 6'/, Uhr. Lr-artiou uni» Lkprdttioa Johann^gasie »3. Sprrchkundkn der Nrdariiou. vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. uc«r1-n»ter IN»«>tcrt»t« «achl ftch >cü» ' - - k>tir kl« «UL,»»« «j »>« «»dacüo» mgt ixivmdtiä. Nunatzwe »er für die nächstfolgende Nu««rr »rstim«te« Inserate an Wachrutageu bi« S Uhr Nachmittag«, an Saun- und Festta«e» trüb dt»'/,» U»r Zn den Filialen siir Zns.-Ännahme. Otto Klemm. Universität-straße 21. Louis Lasche» Kalharineuskraße 18, v. nur di» '/,S «he cimigtr.TllgMM Anzeiger. Organ für Politik. LocalMichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Meß Anflage LSSOE. Adonuemeats»rei« Viertels. 4'/, Mk. incl. Bringerloh» 5 Mk.. dank die Post bezogen S Mt. Jede einzelne Nummer SO Pf. Bclegexemplar 10 Pf. Grbiibreu lür Exirabeslaae« ahne Poftbeförderung 39 Mk. «tt Poftdesörderang 48 Mk. Znlerate ügespaltene Petitzeile iO Pf. Größere Schriften laut uujerem Preis» verzeichniß. Tabellarischer «.Ziffernsatz oach hoher« Tarif. Neelamen »ntrr de» Nedactiansßrich die Svaltzeile öO Pf. Inserate siud stets an die SrNedttt«» »u ienden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»eauiuer»o<1o »der durch Poft- nachnabmc. 277. Donnerstag den 4. October 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Die mit Schluß der aegrnwärliae» Michaelismesse außer Gebrauch kommende, aus hiesigem 'Marktplätze ausgestellte, alb sogenannte lll. Nene Reihe bezcichncte Mcffbudenreihe soll Mtttvoch, den Lv. Oktober dieses JahreS, Vormittag« LI Uhr im Saale der .alten Waage" — Katharincnstraße 28 — gegen Baarzahlung ans den Abbruch versteigert werken. Die gedachte Mrßbudenreihe besteht au» vier großen Thcilen, von denen jeder Theil ein Ganze- für sich und je zwei sich aeaenüberstehende Theile eine mit Glaöbedachung versehene Passage bilden, und sollen sowohl alle vier Theile nebst sämmtlicher Glabbedachung im Ganzen, als je zwei sich gegeniiberstehende Theile nebst dazu gehöriger GlaSbekachung zur Versteigerung gelangen. Zuschlag und Auswahl unter den Licitanten bleibt Vor behalten. Die sonstigen BersteigerungSbedingnngen werden im Termin bekannt gegeben werden. Leipzig, den 27, September 1883, Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung, dte Bezahlung derJmmobiliarbrandcaffenbeiträge betreffend. Zufolge der in Nr. 143 der .Leipziger Zeitung" vom 27t Zum o. enthaltenen Bekanntmachung der Königlichen Brand-VcrsicherungScommission hat da» Königliche Ministerium de» Innern genehmigt, daß auch für den diesjährigen zweiten Hebctermin — I. October — an den Braubeassenbeiträgen bei der Gebäudeversicherung der Erlaß eine» halben Pfennig» von jeder BeitragSeiiihcit emtrete», mithin die Erhebung nur mit einem Pfennig von der Einheit geschehe» soll. Innerhalb der Avtheilung für freiwillige Versicherung findet eine Ermäßigung der VersicherniigS-Beilräge nicht stall, ^ E» werden demnach alle hiesigen Hausbesitzer resp. deren Stellvertreter hierdurch aufgesordert. ihre B-ilräge spätesten» binnen 8 Tagen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Stcuereinnahme, Brühl 5l, H. Stock, Zimmer Nr. 10, bei Vermeidung der sonst eintretenden ZwangSmaß regeln abzuflihren. Leipzig, am 27, September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. koch. Mannllnachung. Dem OrchesterpeusionSsondS sind neuerdings zwei Vermächtnisse zu Tbeil geworden, und zwar Eintausend Mark von rem verstorbenen Kaufmann Herrn Carl Theodor Srhäffer, i. F. Berger L Voigt hier, sowie Zweitausend Mar? von dem verstorbenen Privat mann Herrn Johann Emil Zeitz b «selbst. Nachdem die Auszahlung beider Vermächtnisse erfolgt ist, fühle» wir uns gedrungen, für diese, zur Förderung der Zwecke unseres Institut» bestimmten Gaben auch hiermit öffentlich unfern verbindlichsten Dank auszusprechen. Leipzig, den 2. October 1883. Der Verwaltung- - AnSfchuH deö Orchester pensionSfondS. Die von un» am 3. April a. e. wegen des auS dem hiesigen Georgenhause entwichenen Dachdecker» Earl LontS Wilhelm Dietrich von hier erlassene Bekanntmachung hat durch Aufgleisung Dietrich'- ihre Erledigung gefunden. Leipzig, den 28. September 1883. Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. H. sticken, und bei seinem Einfluß und seinen Beziehungen zur orlschrittlichcn Presse wäre e« ihm ein Leichte» gewesen» wenn c» ihm Ernst gewesen wäre mit der nachträglich in dem Briese vertretenen Auffassung, ihr vorher Publicität zn verschaffen und Wirksamkeit zu sichern. Der Brief ist wahrscheinlich erst zrschriel-e» worden, al» er den Fortschrittler» nicht mehr chaden konnte, d. h. nach der Wahl, »m die NalioMllibe- ralen von Neuem zu veranlassen, den Fortschrittler» zu gnmben und bei den nächsten Wahlen da» Compromiß, welch»» von dem Anhänge Eugen Richter'» soeben in ungualisiciIiarer Weise verletzt worden ist. als bewahrt anzncrkennen und für den Fortschritt zu kämpfen. Wir, denen so oft von fort- chriltlichcr Seite Unklarheit und Unbestimmtheit vor- gcworfen wirb. wo wir doch nichts weiter fordern, alS Bcrücksichtigug der thatsächlichc» Verhältnisse, wo wir doch nur reu Radikalismus abwebrc», im klebrigen aber den nationalen »nd liberalen Gedanken jederzeit gleich hoch gestellt haben, wir freuen unö vielmehr jede» Moment», daS Klarheit in die Lage bringt. Tie Fortschrittler haben dar Wort gebrochen, da» Compromiß inElbericlt-Baruirn verieagnel, uns in anderen Wahlkreisen bei ReicbSlagSwablen mit alle» er- laublen und nnerlandleii Künsten kc> Agitalion bekämpft und dabei jedcömal den Beistand der Secessioi'.istcn gesunden, sie Hoben n»S also nur zn deutlich gezeigt, daß mir lediglich ans vnS 'elbst angewiesen sind, dag wir ans eigenen Füßen zu stehen ade», und wir nehmen diese Lehre an. Wir sind von eonservativer Seite niemals in dem Grade und in solchem Tone angegrisien worden wie von den Fortschrittlern; wir tanken »un ei» für alle Mal für die Freundschaft, da wir er vorriehcn, mit einem loyalen Feinde zu kämpfen, al» un» von übelwollenden Freunden düpire» zu lasten. Und wenn unö dabei vorgcworfc» wird, daß wir die „im Bündnißvertrage zu »nS stehende» .Parteien" vor den Kops stoßen, so über lasten wir daö Urlhcil über die Loyalität getrost einer ruhigeren Zeit und geben cö dem späleren unbesangeneu Bc- »rtheiler anheim, sestznstellen, ob wir cS waren ober der neuerdings durch die Secession verstärkte Fortschritt, welcher in den letzten fünf Jahren den Einflnsz dcS gemäßigten Liberalis mus zum Schaden einer ruhige» nnv heilsamen Entwickelung der öffentlichen Angelegenheiten mehr »nd mehruntcrgrabcn hat. Wenn übrigens die „Liberale Corrckpondenz", daS Organ der Secessionisten, als Grund für den Austritt dieser Gruppe au» der Partei der Nationalliberalcn die Unuiöglichkcit an- sührt, mit eine,» Mann in derselben Partei zu sein, der drei Jahre später sich den Conservativcn zugewendel hat. so klingt diese Motivirung sehr naiv. Denn einmal hat da- doch wohl auch von den Herren der „Liberalen Vereinigung" vor drei Jahren Niemand voranSsebc» können, sodann o.hcr — wir wollen nicht ebenfalls Namen nennen — hat doch auch ein großer Theil der Sccessionistc» früher zu den Fort schrittlern gekört und ist durch die Macht der Thatsachc» und gereislere Erfahrung dazu gekommen, einen gemäßigteren politische» Parteistandpunct cinzlinchmcn, und schließlich kann und wird doch kein ernsthafter Mann eine ganze große Partei jemals für irgend ein einzelnes Mitglied verant- wortlich machen. Wenn die Sccessioniste» rn der Thal keine andere Existenzberechtigung haben, der angeführte Grund erscheint u»S fast frivol. Ein Programm hat die „Liberale Bereinigung" bis zum heutigen Tage noch nicht veröffentlicht; wie cS scheint, weil es'ihr in der Tyat au einem solchen fehlt. Da» ist aber zweifellos, daß kiese neue „Partei" seit dem Tage ihrer Geburt weder für die Enl- wickelung und Forderung der RcichSidce, noch zur Stärkung deS liberalen Gedanken», noch in irgend einer anderen Richtung da» Geringste geleistet hat. Geschadet aber hat sie mindesten» der »atioi.alliteralen Partei, von der die Secessio- nistcn ausgegangen sind. Vielleicht ist die „Liberale Corre- spondcnz" im Stande, u»S eine» Besseren zu belehren. Wir wären ihr dankbar, wenn sie un» nur nachwiest, daß ihre Hintermänner wenigsten» dir Tendenz der Schädigung de» gemäßigten Liberalismus nicht gehabt haben. OeKenMoKtz Llanttelslettravstalt. äniuslä»mrvo rum Llotritto ln La l-estrUnxnnIdtlwUuu» veräoo van Ltoutux, »an dis voonerrtnr, Sv» 4 Ootadvr, von 11—13 vdr Vormitta^a vnt^exsiwsriommell. OnrI äVoUV«», virsetor. z' Nichtamtlicher Theil. Fortschrittler und Lecesfionisten. Jetzt, nachdem im Wahlkreise Elberseld-Barmen trotz aller fortschrittlichen Agitationen und de» begangene» Wort- bruch» der Candidat der Nationalliberalcn gesiegt hat, bringen die fortschrittlichen Blätter in der geschäftigsten Weise die Meldung, Eugen Richter habe an seine Freunde in Elberfeld da» dringende Ersuchen gerichtet, der Wahl de» Vr. Gra keine Schwierigkeiten entgeaeuzuftrllrn, also entweder für ihn « stimmen oder sich der Wahl zn enthalten, da es für die Fortschrittspartei kein Interesse haben könne, sich darüber zu ereifern, ob der eine oder der andere Natioualliberale au Grund de» früheren Compromiffe« bei der Nachwahl zu wühlen ist. DaS ist bezeichnend für die fortschrittliche Takli! »znd Agitation und entspricht durchs«» ihrem Auftreten bc anderen Gelegenheiten. , Zunächst wurde vr. Graf gar nicht al» nationalliberal von de» Fortschrittlern anerkannt und ein Gegner aufgestellt uud al» »ationalliberal bezeichnet, der thalsächlich zu den Secessio» nisten gehört. In jeder Weise wnrde die Wahl Graf'» in Wort und Schrift bekämpft — und nun. da er doch gewählt worden ist, wird ein angeblicher Brief de« Herr» Richter publicirt, in welchem vr. Gras nickt nur al» nationalliberal anerkannt, sondern ausdrücklich beste» WM verlangt wird. Wäre Vr. Gras unterlegen, da»» bütte sich der Brief eben nicht voraesonden, daun hätte man vielmehr die fortschritt lich« Einsicht gepriesen und Herrn Nicht«'» Agitation in den Hinxnel «hoben, nun ab« wirb sogar behauptet, daß Eugen Nicht« die Wahl Gras'» gesvrdert und da» Compromiß mit de« Nationalliberalen anerkannt habe. Herr Rickter steht in sein« Partei, und zumal in Wahlaagelegenheiten. in solchem Ansehen, daß rin Wink von ihm genügt hätte, »« bi« Agitation gegen vr. Graf» Wahl im »keime z« er- Leipzig, 4. Oktober 1883. * Se. Majestät der Kaiser hat nach Bcendigung der großen Herbslüv'ingen de» XI. Armercorp« an den comman- direnden General Freiherrn v. Schlotheim folgende Cabi netSordre «lasten: Ich habe du Truppenthrile de» XI. Armercorp» sowohl bei der Parade wie bei den Manövern durchweg in einem Zustande gesun den, den Ich zu Meiner Freude einen vortrefflichen — bei den meisten Insanterie.RcgimenIera sogar einen hervorragend guten — nennen kann. — Ich weih, welch« Fleiß, welche Hingab« und welche Anstrengung dazu gehört, «m ein solche- Resultat zu ««eichen, und ist e« daher ein Mir an« »armem Herzen kommend« Dank, de» Ich zunächst Ihne» und sodann den iLmmillchei» Gein rale», Lomman- deurea uud Osficieren hierdurch au-spreche. — Ich ersuche Sie, indem Ich Mir di« specielle Beurtheilung über die Feldman»»« noch vor. behalte, die- unter Bekanntmachung der in den Anlagen befindlichen Bnadenbewrise und Besörderungcn zur Kcnniniß de« Anneecorp- zu bringen und auch de» Mannschaften Meine Äiierkennung ihrer Valtmig und ihrer Leistungen zu erkennen zn geben. Ihnen selbst, ln besten Hände IR die« wichtige Tommando gelegt habe, spreche Ich gern aus, daß Sie Meinem vertrauen voll und ganz ent» iprochen haben, und wünsche Ich, daß Sie einen Au-druck Meiner besonderen Zufriedenheit auch darin erkennen mögen, das Ich Ihnen hiermit da- beifolgende Sroßkreuz de» Rothen Adler. Orden- mit Eichenlaub verleihe. — Ich scheide von dem XI. Armee. Corps mit der festen Zuversicht, daß dasselbe nickt allein seinen geaeinvärtigen vorirestlicke» Ausdildung-.Zustand sesthalten, sondern daß es auch in seinem bisherigen Streben nach weiterer Vollendung mit demselben Ernst «nd mit derselben Hingabe sortsahreo wird; e- darf keinen Sliklstand für den Soldaten geben und unser Wahl» spruch ist immer „voriväriS" gewesen. Homburg v. d. H., den 36. September 1883. (gez.) Wilhelm. An den General der Cavallerie Freiherrn v. Scblotheim commandirendcn General de« XI. Armee-Corps. * AuS Berlin wird der .^kölnischen Zeitung" geschrieben „Da- Ereigniß des Tage» ist der üble Empfang, den der Pariser Pöbel dem König Also,,» von Spanien bereitet hat. Auch dir hiesige Presse ist einstimmig der Meinung, daß der spanisch« Stolz diese grobe Verletzung der dem königlichen Gast der Repuvlik gebührenden Ebrl»rcht nicht so bald verwinden wrrd«. Der Nus der französischen Höflichkeit hat schon seit der ersten Revolution viel von seinem alten Glan^ verloren. Inzwischen sind die öffent lichen Sitten durch di« Eommnne und die zurückgrrusenen Comniunarven noch mehr „eucanaillirt'' worden, wie die Franzose» sich auSdriicken. E» ist ja überhaupt eine be trübend« Erscheinung» daß ueuerding» di« Volksmenge trotz der gestiegenen Schulbildung infolge der wilden und wüsten sccialist.schcn Lehre» viel unmanierlicher und roher geworben »st. WaS den Pariser Dorsal! betrisst, so tritt hinzu, daß die französische Negierung nicht ganz frei davon zu sprechen ein wirb, ihn nicht verhindert zn Halen. Der Anlaß zu diesen Ausschreitungen war entschieden thöricht. BiSmarck und die Politik stehen der Ernennung de» König» Also«» zum Obersten eine» UlanenrcgimenlS ganz fern. Der Kaiser ölgt bei der Ernennung blo» einer altherkömmlichen Eliauelte, nnv man darf sicher anncbmen, daß bei jener Auszeichnung Niemand daran gedacht habe, die Franzosen absichtlich zn beleidige». Biel eher hätte von einer absichtlichen Beleidigung die Rede sein können, als in Frankreich der General Thibaudin, ein Mann, der den Denlichen sein Ehren wort gebrochen, znin KtiegSministcr ernannt wurde." * Die Vorfälle in Pari- gegenüber dem König Alfoii» von Spanien konnlen »r allen politischen Kreisen »ur die größte Entrüstung errege». Man darf indessen nach der „Nat -Ztg." als positiv feststehend betrachten, daß von deutscher Leite nichts geschehen wird, wa» die Lage der ranzösi scheu Negierung irgend zn erschweren geeignet wäre. * Am DienStag hat in Berlin eine Sitzung dcS StaatSininlster >»inS stattgefundcn, in welcher daS ArbcitS- material und wahrscheinlich auch der DerusungStermin de» Landtags zur Beralhung gekommen sein dürste. * Aus einen sehr fragwürdige» Punct unserer NcichSwahlordilung mng die soeben stattgchabte Wabl im l8. hanlieverschen Wahlkreise wiedeiu,» die Auf merksamkeit lenken, ans die Bestimmung nämlich, daß eine Wahl nur durch absolute, nicht durch relative Stimmen- mehrdeit z» Stande kommt, daß also, wenn eine absolute Sliiumeiimel'rbeit im ersten Mahlgang nicht erzielt wird, eine engere Wahl zwischen den beiden mit der höchsten Stimmenzahl auS der Urne hrrvorgcganaene» Candidate» statlzusinden hat. Die» ist bekanntlich bei der in Rede stehenden Wahl wiederum der Fall gewesen. Ueberhaupt drohen Stichwahlen immer mehr einzureiße». Bei den vorige» allgemeinen Wahle» bildeten sie. wenn wir uns recht er innern, schon ungefähr ein Viertel, in den seither stattgehabte» Nachwahlen bildeten sie die Mehrzahl der Fälle und dies wird so Weiler gehen, bi» schließlich die Abgeordneten, die gleich im erstcn Wahlgang dnrchkommen, die AuSnahw« bilden werl::i. Da» ist keineswegs ei» Zufall, sondern e» läßt sich darin «in systematisch fortschreitender EntwickelniiaSgang er kennen. Dem gegenüber läßt sich sebr wohl die Fraae aus« werfen, ob die Forderung einer absoluten Mehrheit wirklich einen richtigere» und getreueren Ausdruck der in einem Wahl kreise vorherrschenden politischen Gesinnung verbürgt al- die ein sacke Slimmenmchrheit. Geht derjenige Candidat, der ii» ersten Wahlgangdic relativ größte Stimmenzakl erhalten hat, auck au» der Stichwahl als Sieger hervor, so bestätigt die» Er- gebniß in höherem Grade, daß er wirklich der Vertrauens mann dcS überwiegenden Theile» der Wähler ist. In diese», Falle kann daS durch eine Stichwahl erzielte Resultat zn Bedenken nickt Anlaß geben, denn sie war im Grunde un- nöthig. Anders aber ist e», wenn derjenige Candidat, der im erstcn Wablgange die meisten Stimmen erhalten hat, bei der engere» Wahl durch da» Zusammengehen verschiedener MinorilätSparlcie» überstimmt und besiegt wird, wie«»». B in dem soeben erwähnten Fall und vielen anderen geschehen ist. Ob sich ein solcher au» einer einmaligen gelegentlichen Verbindung der vcrschierenarligsten Parteien hervorgegangencr, von einem großen Tbcit seiner Wähler nur al» kleinere» Nebel betrachteter Vertreter als einen getreueren AnSvruck der voll tischen Gesinnung seines Wahlkreise» anzusehen gerechte Ursache dal, dürste denn doch sehr erheblichen Zweifeln unterliege». DicLorschrist der absolntenMchrheit bezw. der engeren Wahlen ist denn auch keineswegs in allen Wahlgesetzen enthalten. E» Hut auch keine Partei Ursache, sich besonder- für diese Ein richtung zu intcrcssiren. Sie wirkt für keine Partei durch gängig schädlich oder vorthcilhast, sondern bringt bald dieser, bald zener Nutze» oder Schaden, der sich im Ganzen wohl au-gleichen dürfte. Zu dem Zweifel, ob wirklich aus die jetzt vorgeschrirbene Art ein getreuerer Extract der öffentlichen Meinung zu Stande kommt, gesellen sich andere Bedenken schwerwiegender und principiellcr Natur: der Wahlkampf wird ans diese Weise verlängert und unstreitig noch inehr vergiftet und verbittert. Ta« Au-einanderfallen der großen politi schen Richtungen in kleine Parteien und Gruppe» wird be fördert, wenn die näherstehrnden Elemente di« Aussicht haben, später wieder Zusammengehen und die Folgen ihrer Spaltung gut machen zu können; die Wahlkämpfe unter nahestehenden Parteien wurden vielleicht zum großen Tbeil vermieden, wenn schon die relative Stimmenmehrheit den AnSschlaa gäbe; di« immer größere Parieizersplitterung, die ein Grundschaden unseres vfsenllichen Lebens ist, empfängt au» der entgegen gesetzten Wahlvorschrist unstreitig Vorschub. Endlich aber, und das ist vielleicht die Hauptsache, trägt die Stimmen- werbung bei anderen Parteien zum Zweck kcr Bereinigung bei engeren Wahlen ganz offenkundig zur Untergrabung der politischen Moral und Würde bei. Nu» der Geschickte der neueren Wahlen ließen sich zahlreiche Belege beibringen, zu welchen unwürdigen, verwerflichen und verächtlichen Mitteln die Gunstbuhlerei bei anderen Parteien geführt hat. Wir wollen heute die» Thema nickt weiter auSspinnen. Wir möchten nur, wenn auch okne Au-sicht auf nahen praktischen Erfolg, der öffentlichen Di-cussion eine Frage unterbreitet haben, die sicher zu einer solchen Stoff genug bietet. Wenn wir uns nicht sehr täuschen, wird überhaupt unsere Reich»- Wahlordnung in nicht ferner Zeit in der öffentliche» DiScussion einen sehr breiten Raum einnehmrn. * E» ist bereit» berichtet worden, daß seiten» der Curie mit unverkennbarem Bezug auf die Reformationsseier diese» Jahre» iu Deutschland die Veröffentlichung von Actcnstiicken au» den Archiven de« Vatikan« beschlossen worden, rvelche die Geschichte der Reformation vom römischen Standpunkt au- beleuchten. Die »Ger mania" ist jetzt in den Besitz der sertiggestellten ersten IS Bogen (304 Seiten, gr. 8) der Balan'schen Sammlung gekommen, welche, bi» zu 22 Bogen vermehrt, die erste Ab- theilung bilden uud al» solche unter dem Titel „voeumeul» kartlwr»»»« in weniger al« 14 Tagen ausgegeben werken Wa< da- klerikale Blatt vorderhand vorüber mittbeilt. reicht über die Bedeutung eine« Inhaltsverzeichnisse» nicht hinan»; e» wird da berichtet: Di« un- vorliegenden 304 Seiten bringen In sehr vornehmer «usftottnna nicht weniger al« 131 aus Luiher »nd die Resormaiioa bezüglich« Documente. und »war 1« allein au« dem kurzen Zeit- raume vom 8. Juli 1b20 bi« 27. October 152l. Da- letzte Schrift- stück ist vom 10. Depiember IS23 dalirr. Sämmiliche Documente ind, mit einer Ausnahme, so weit ich sehe, dem vaticanischra Archiv entnommen, und von dem Herausgeber beinahe ohne jede erklärende N?te. Nach einer kurzen Notiz gilt da- gleich von dem erstcn mitgeiheilten Artenstück, dem Schreiben Leo'- X. ck. ck. VIII. Illlii 1b20 an den Kurfürsten Friedrich von Sachsen, da- auch in den Aii-gaben ron Luther'- Werken, aber ganz abweichend von jenem, wiedergegeben ist. S. 120 ist ein zweite- Dokument, Karl'- V. Brief an Luiher vom ll. Mürz Iö2l, miigerheilt, der wird rum nicht wenig von dem in Luther'- Werken veröffentlichten Briese sich unterscheidet. Zwei andere Aktenstücke wurden von Pall-evicini in seiner Geschichte de- lloncil- von Trient frei benutzt, während drei weitere von Lämmer in seinen Ilon. Vatie. aber nicht ganz corrcct bereit» veröffentlicht sind. Aste übrigen Documente waren bisher unqedruckt. Unter denselben finden sich zunächst 13 Schreiben von Papst Leo X. und zwar vier an Kaiser Karl V., je ein- an desien Beichtvater, an die Nuntien in Deutschland, an die Kurfürsten deS Reiche-, an den Kurfürsten von Sächsin uud denjenigen von Beandenburg, an die deutschen Fürsten, an den Markgrasin von Antwerpen, an einen Bischof und an einen Un bekannten; dergleichen von Papst Adrian VI. an den Erzherzog Ferdinand von Oesterreich; ferner fünf Briese Karl'» V., und zwar je einer an die Kurfürsten und Fürste», an den Kurfürsten von Sachsen, an den kaiserlichen Siaat-raih, an die Universität Wien und an Luiher, sodann ein Brief Heinrich'- Vlll. von England au den Erzbischof von Main», de- König» von Portugal an de» Erzbischof von Köln und de- König» Gustav von Schweden an Adrian Vl., weiterhin Informationen für die Nuntien in Deutschland, zwei Berichte über die tn Utrecht und Lüttich stattgefunde Publicattoa der Bannbulle, ein officiellcr Bericht über Luther'» Auftreten zu Worin-, die Sentenz de» Kurfürsten von Brandenburg m Betreff Luther'-, Nathschläge der Fürsten an den Kaiser u. s. w. Den Grundstock der bi» jetzt vorliegenden Documente bildet aber die officielle Torrespondenz de- damaligen Nuntius Lleander mit dem römischen Siaai-sicreiair, dem Bicekanjler Juli«» de Medici«, dem nachherigcn Papste Clemens VII. Bon Letzterem finden wir 28, vo» Alcander 43 Briese an jene» mitgcthcilt. daneben 7 «eitrre Briefe von Aleander an verschiedene hochstehende Personen in Deutschland. Indem die „Germania" ankUndiyt, daß sie demnächst mit einer Analyse der Schriftstücke beginnen werde, sagt sie über dieselben: Wer diese Documente lieft, muß, wenn er ante» Willens ist und unbefangen prüft, eine Masse von vorurtheilen anfgebe» »nd bekennen, daß die Kirche, t» der alle Gnaden, «nd Wahrheitssülle hinlerlegt ist, ihren aus ewigen, unabänderlichen Princtpie» be ruhenden Traditionen getreu zur sogenannten Reformation nicht audeeS sich hat stellen können, al» sie sich faktisch gestellt hat. Ich den Schriften der Reformatoren kommt die protestantische Anschauung über die Reformation und ihrr Thatea befttnnnt und vvllans z»r Gelüing. In Bach»'« Doenmeutensmmnlnn» st»den wir «ebr als irgendwo ander« da« «"zweideutige Arthril d« römische, Enrir, d. h. die katholische Auffassung über das Wesen »nd dir Geschichte der Slauben-spaktilng im sechzehnten Jahrhundert. Lnäintnr «t alter» parrl Man wird ja sehen, was die vaticanische Bervffentllchnng Neues bringt. Vorderhand ist daran zu erinnern, daß dte römische Curie den Standpunct, den sie ursprünglich »nr Reformation ein,,ahm, hinterher insofern aufgebru mußte, als sie sich selbst einer tiefgehenden Resor« zu unterziehen genvthigt war. * Au» dem WahlIrei«Elberfeld-varme« wird ««» zu der amDien-tag stattgehabten Wahl für da»A b geordneteu- hau» geschrieben: „Herr vr. Gras erhielt 291 Stimme», sein Geaencandidat. der von der fortschrittlichen Versammlung ausgestellte Herr Stelter, 175 Stimmen. Die national- liberale Partei kann mit Befriedigung aus diese» Resultat sehen, weniger die Fortschritt-Partei. Bon dieser haben also 175 Mitglieder ohne GewiffenSscruPel und trotz der ein dringlichsten Ermahnungen seiten» de» fortschrittliche« Ab geordneten Westerburg und de» Vorsitzenden de» Wahlvereins der Fortschritt-Partei den Wortbruch gegen die National- liberalen begangen und entgegen den festeste« Abmachungen deren Candidaten verworfen. Noch in letzter Stund« hat Herr Enge» Richter selbst den wilden Eifer seiner Anhänger zu zügeln gesucht und sie ermahnt, den politischen Fehler eint» Bruche» de» Compromiffe» nicht zu begehen. E» ist ihm ergangen, wie e» derartigen DolkStribunen noch immer gegangen ist; sie sind so lange von Einfluß, al» sie die Geschäfte de» Radikalismus betreiben. Haben sie diesen groß gezogen, so werden sie der Geister, welche sie selbst entfesselt haben, nicht mehr Herr. An die Weisungen de» Herrn Richter hat sich kein Mensch gekehrt; der Führer der Fortschritt«- Partei ist mit diesem ersten Versuch seine» Leben», Mäßigung zu predigen, nicht glücklich gewesen". * Am Grabe de» bayerischen StaatSrath» Gustav v. Schlör legte, wie bereit» gemeldet worden, nach erfolgter Einsegnung Herr Professor vr, Marquardsen Namen» der Freunde und FractionSgenvssen einen Lorbeerkranz auf da» Grab nieder und weihte dem Dahingeschiedenen eine» warmen Nachruf in ergreifender Rede. Bei der großen Be deutung deö so früh verblichene» StaatSrath» und Landkag»- abgeordnetcn geben wir dieselbe hier im Abdruck vollständig wieder: Verehrte Tranerversammlnngl Der reiche Kranz von Frennden und Leidtragenden, welche vieles Grab umgeben, ist der beste Be weis daiür, welche tiefe Lücke da» Hinscheiden unsere» ibeuren E»t> schlalenei» weil und breit gerissen hat Wie, wenn im Walde eine mächtige Eiche niedergestreckl wird, mit ihren weitverzweigten Wurzel» tauicnd anvcrc Berbinbung-säben zerrissen und Runden geschlagen werden, welche nie vernarbe», so ist e« auch mit dem Lingang eine» bedeutenden Manne». der im öffentlichen Leben seines Bolke» eine hervorragende Stelle einnahin. Und welch ein ereigniß- reiche» Leben steht an diesem Grabe stillt Nur an ein Moment gestatten Sie mir zu erinnern, w»zu der heutige Tag unmittel bar ausfordert. Heute begebt am Rhein aus dem Niederwald die deufiche Nation in Anwrsinheii de» Kaiser» und der deutschen Fürsten die Denkinalfrier ihrer staatliche» Wiedergeburt, und wir begraben den Mann, der durch da- Vertrauen seine» Königs bernsrn, im Rathc der Krone Bayern» an dem hochwichtigen Beschlüsse Antheil nahm, daß silr da- Recht Densschland» auch da« baverische Schwert siegreich geichmiingen wurde, und der in verantwortlicher Stellung an den Beraldunge» und Beschlüssen mitzuwirken hatte, wvdnrch Bayern al» woblbereckiigt»» Mied dem in Kaiser und Reich ne» ge einigten Deutschland emaelügt ward. Und dersekbe Man», der ans den Ruf de« König« lo Wichtige» mitzndeschlietzen Halle. war schon 22 Iabee vorder, säst noch «m Iü»gling«alter stehend, von seinen oberpsalzische» Lanb-leuieii au-cnüäult worden, um aus dem Franksurier Parlament an dem damaligen Versuch« des uatianalen Einigung-werte- sich zu detheitiaen. 1848, 187V und setz« 18N, w-lche bedeuilingSvvÜe eretgnißreiche gen »Nd durch Res« Zahlen bezeichnki! Und an allen wickiigern Erscheinungen derselben hat unser geschiedener Freund mehr oder minder hervorragenden Antheil genommen. Wir sehen ihn, im Beginn seiner Lausdahn als Ge- lehrt» und Jurist gebildet, sehr früh in seiner heimischen Oberpsalz als Rechtsanwalt rasch da« allgemeinste Vertrauen erwerbe» »nd
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