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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188309257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830925
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-09
- Tag1883-09-25
- Monat1883-09
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1883
- Autor
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Grfcketnt läßlich stich 6'/, Uhr. Nr-action und Lrprditisu Iohannesgasse 33. Sprechstunden der Urdaction: Bormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Udr. k>.r t>, NU>t,»d« »>n,ttan»tri Dianuicraite »»cht ft» »>« Kit«cl>»> »,»t Annahme der sür die nächktf»Iae«de Nummer bestimmten Juierale an Wocheutagru bl» 3 U»r Nachmittag», a» Sann- und Fcsttaarn früh »t« '/,V Uhr. In den FilialkN sür 3«l.-Annahme: Otto klomm, NnivernlätSstraße 2t, Lolli» Lissche, Katl»arinenstraße 13. v. nur bi» '/.S vhr Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Meß Auflage LSSVQ? Ationnkinentspreis viertelt. 4V, Klk. rncl. Bringerlohn b ML. durch die Post bezogen 6 Mk. Jode einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pj. Gebühren tür Tztrabeilaaea ahne PostbesSrderung 39 Mk. mit Poslbesörderung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf, Äröbere Tchristen laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer n. Ziffernsatz nach HSHrrm Tarif. Reklamen unter dem Rrdactiousstnch die Spaltzcile 50 Pf. Inserate sind stet« an die vrpeditta» zu' senden. — Rabatt wird nicht gegeben. ^ Zahlung ptitellumerniillo oder durch Post/ Nachnahme. ^-2«8. Dienstag den 25. September 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Velranntmchnng. Nachdem die Leipziger Pjerkc-Elsenbabu-Gesellschast eine neue Art englischer Pterdebahnwagcn angesckaffl hat. bringe» wir, im Anschluß an unsere Bekanntmachungen vom >2 Januar und 5. Februar dss IS., hiermit zur allgemeine» Kenntniß, daß wir betreff» der Besitzung der gedachten Wagen nachstehende Bestimmung getroffen haben: ES dürfen m denselben au Fahrgästen nur ausgenommen werden: ». bi» zu 20 Personen im Innern dcS Wagen» aus Sitz plätzen, b. » » 6 » ebendaselbst aus Stehplätzen, o. » » 5 « aus dem Vorderperron, ck. - - 4 » - » Hinterperron. Zwei Kinder unter je 14 Jahren sind hierbei für Eine Person zu rechnen. Leivzig. am 21. September 1833. Der «nd daS Polizeiamt der Ltadt Leipzig. vr. Georgi. Bretschncider. Harrwitz Wir »rtnarir liirrdnrch die Vorschriften: das; jrdcr nnkommciivr «kremvc, welcher hier übernachtet, am Tage scinrr Ankunft, n»V wenn »trsr rrst in dr» AbcnSitnilVc» erfolgt, am an- »ercn Tage Vormittag» von srincm Wirt he bei unscrem Älrldcamtc i'Abtliciliing snr FrcinSru- »rrkehr» SieichSstratzc 53 54 aiiziimrlde» ist. vir- iknigcn Fremden aber, welche länger als drei Tage hier sich anfhaltr», Anmcl Seich ein zu läse» haben, zur genauen Nachachtnng in Srinnrrnng. Vernachlässigungen derselbe» würde» mit einer Geld- buftc bi« »» 1.'» oder vcrbältniijmäijiger vaslstrase geahndet werden. Hier»» bemerken wir, dass »ic tzleschästSftundcn des Melbeamtr», Abtheilnng für Fremden-Verkehr, während der Messe» I. in den v«rw«chen der beiden Hanptmcssen und zwar in den Tagen vo» Montag bi» Sonnabend die Zeit von 7 bi» 12 Uhr Vormittags n»d S dis 7 Uhr Nachmittag», II. «u de» Sonntagen Ser beide» Hanpt«,essen «nd am Hohen Neujahr die Jett von » bl» 12 Uhr Vormittags '»mfaffe«. Leipzig, am 16. September 1883. La» Polizeiamt der Stadt Leipzig. Vretschneider. Taegnrr, L Sitbßahls-Vtklmntmachnng. Gestohlen wurden allhicr crslatlcier Anzeige zufolge: 1) Tin Paar Veinklcider von dunkelblauem Kanimganistoff, init dunkclgraucm roihgestreisten Bundsiiltkr uud gelben knöpse», auf welchen der Name „Voict, Lciprig" aufgepreßt ist, an» dem Vorsaal einer Wohnung in Nr. 10 der Thomasiusstraßc, vom 10. bis 1ö. dss. Mts.; 2) eine grünlackirte blecherne Büchse, cnihaltend eine Summe htrld von unbestimmter HSHe (die Büchse ist nachmals erbrochen »nd de» Inhalts beraubt ausgesunden worden), vom nordwestlichen Portale der Thonieskirche, am 16. dss. Mts. Vormittags; 3) ein Paar Hosen von dunkclgrauem Stoffe, einer braun- gestreiften Weste, ein Paar kalblederne Stiefeln mit Doppelsohlen, eine neue Wichsbürste und rin großer Kamm von Horn, aus den, Neubau der 8 BezirkSIchulc, an der Südstratzc, am 16. dss. Mts.; 4) eine silberne iLhlindcrnhr mit Secunde und mit dem .'kamen Ilünrderß;, Lettin aus der Cuvette, eine kurze .weisträagige Uhrkctte von mattem Golde, ein goldenes herzförmige» Medaillon, ei» ebensolche- von runder Fa^on, mn sLwarzemail- ürtem Plättchen und einer kleinen Perle, rin» drSalrichen, viereckig, eine goldene Brille, drei silberne Thrrlöffel, ei» Ueberzirher von dnnkelblaiikin Stoff, mit zwei Reihe» Knöpfen, schwarzem Futter nnd wattirt, ein Sominerüherziehcr von dunkelblauem Lloss, alt, mit schwarzem Futter, ei» Paar Beinkleider von schwarzem Stoffe, fast neu, ein schwarzer vhlinberhnt nebst Pappschachtel, zwei weißleinene Oberhemden mit Stickerei, gez. D. ZV., und ein ichwarzer zauella-Regenschtrm. mittelst Nachschlüffel» au« einer Wohnung in Nr. 20 der Bayerischen Straße, im Lause der letzt- vergangenen 4 Wochen; 5) ein Pack gelbe Schafleder, 10 Stück haltend uud 1. 8. gez., und zwei Pack Hirschleder. 1. 8. 111. gez, aus einem Verkaufs- stand in der Georgcnhalle, vom IS. bi» 17. ds». Ml».; 6) ein Regenmantel von dunkelblauem Stoffe, enganliegende Fa;oi», mit Kragen und bläulichen Knöpfen in Hujeisensorm, — in einer Tasche befanden sich zwei Schlüssel —, au» dem Tanzjaal i» der Tonhalle, am 17. dss. Mts. Abend»; 7) ein ichwarzer Zanrlla-Negrnschirm mit schwarzem Holzstab und schwarzer Glocke, aus der Treppcnflur de» Grundstücks Klostcr- gasse 6. am 18. ds». Mt». Vormittags; 8) ein schwarzledcrnc» blridtäschchtn mit Stahlschlößchen, ent haltend ca. 15 ^l, ln einer Krone, einem Thaler und diverser kleiner Münze, au» einem Geschäflslocalc am Naschmarkt, am näm- lichen Tage Mittag«: 9) ein Lamme» Überzieher von glattem dunklen Sioff, mit einer Reihe Hornknöpfen, Seitenlnschen mii Patten und schwarzen, Woll- attassutter, aus einem Gastloeale in Nr. 17 der Grimmaischen Straße, am gleichen Tage Nachmittag»; 10) ein Bund rohe JltiSskfle, 40 Stück enthaltend, au» dem Hosraum des Grundstücks Brühl Nr. 18, an demselben Tage Abend«: 11) ein Unterbett mit grau- und blaugestreiltem Inlett, aus einer Bodenkammer in Nr. 40 der Petersstroße, vom 17. bi« 18. ds». Mi».; 12) ein kleiner Leiterwagen, hinten mit eisernem Steg, all dem Hofraum des »rundstücks Nr. 30 der Nüruberger Straße, am 20. ds». Mi». Nachmittag«; 18) ein Varia», enihaltend iech« goldene Tamen-Nemantair- Ilhre-N, mit flachem Glase, gravirtem Rande, die Rückseite mit Sravirung und schwarzer Email verziert, vergoldeter Luvette und den Nummern 5215b—60. au» einem Geschtstllocale in Nr. 8 der Halle'schen Straße, zu derselben Zeit: 14) ein grauer Ledrrbentel, enihaltend 8 ^l, in zwei Tbalern und einem Zweimarkstücke, ans einem Schlafloeale in Nr. 7 der Windmühlenstraße in der Nackt vom 20. zum 2l. ds». Mt».; 15) »in Sommrrüberzirhrr von schwarzem Kammgarnstoff, mit einer Reihe Knöpfen, verdeckter Ballette, Seitentaschen und schwarzem Futter, ein Paar Stiefeletten von Stoff, mit Guniinieinsatz und mit knüpfen besetzt, au» einem Schlailocale in Nr. Ü4 am Grim- maischen Steinweg. vom 1. bi« 21. ds». Mts.; 18) ein zmeirödiger Handwagen mit Lasten, langen Bünmen, ichwarzgetbeerlen Rädern, an einer Seile mit dem Namen Hemrich Wildenhain aus einem Blechschild, von einem Arbeitlplatze an der Berliner Slraße, am 21. ds». Ml». Nachmittag»; 17) ein tammernderzietzer von schwarzem Kammgarnstoff, mit einer Reihe Knöpfen, verdeckter Batterie. Senentaschen. schwarzem Futter, im Henkel mit dem Namen R-ch. Grulcknnitz, Reichen- »ach i/B., — in den Taschen befanden sich zwei GzavattkN uud ein weißleiveneS Taschentuch mit rolher kante —, au» dem Restauration-locale »n Nr. 6 der Kalbariucnstraße, zu derselben Zeit; 18) ein duiikelgrauer Lominrriiberzirhrr. mit einer Reihe Knöpien, verdeckter Batterie, Schooßlaschen mit Patten, schwarz- »nd blaiigestreiftem Aermel- «nd schwarzem Schooßsutter, aus einem gleich?» Locale in Nr. 2 der genannten Straße, zur nämlichen Zeit; 19) eine silberne Vhlin-rrnhr mit Secunde, blumenartiger Gravirmig nnd wappciiähnlichem Schildchen aus der Rückseite und im Innern deS Gehäuse» mit der Fabrikiiummer 54472 nebst kurzer zmeisträiigiger Ttahlkctte mit einem kleine» Pseischen, au» einem Neubau an der Albertstraße. am gleiche» Tage zur nämlichen Zeit; 20) ein schwnrzlcderne» Grlötissihchc» mit Siahlichlößchen und einem Inhalte von cn. 45 Mark, in einer Dvvpelkrone, zwei Kronen und süns Markstücke», an- einem Gasilecale in Nr. 8 de» Preustergäßchens, in der Nacht vom 21. zm» 22. dss. Mi».; 21) ein Frnnrnrock vo» hnlbwollencm bunicarrirten Stoff all dem Borsaal einer Wohnung in Nr. 22 der Südstraße, im Lause der letzten 14 Tage; 22) ein zinnernes Maß, '/. Liter fassend, welche» aus dem Boden de» Name» ..lbliiar«! Klomm, ZValüeiiburx" trägt, an» einem G stlocale in Nr. 12 der Universität-straße, am 21. ds». Mts. Nachmittags: 23) ein schwarzwollener, inncn blansarbigcr Regenschirm mit läbii kein Holzstab und Krücke, aus der Nicvlailirche, am 23. ds». Mts. Nachmittags; 2t) ein kleine- dreirädrige» Veloriped, reih und schwarz lackirt, mit gclblackiriem Titz, n»s der Passnge in Nr. 1 der Pcicrsstraße, nm gleichen Tage Abend»; 25) ei» Soinmcl Überzieher von schwarzqraumclirtem sein. geriesten Stoff, mit einer Reihe Knöpfen, beseele» Taschen und schwarze,!, Fnktcr, — i» den Tasche» befände» sich ein schwarz- und weißgestreisleS wollenes HalSlnch und cm rothcs Taschentuch —, nu§ einem Gasllocalc in Nr. 15 am Königsplatze, i» der Nacht vom 22. zum 23. dis. Mts.; 26) eine rolh nnd schwarzgemnstert? wollene Tischdecke mit cms- gezackl.-m Rande nnd zwei granleinenc rothbesctzte Vbrüättge, aus cineni Gatten im Genndstück Dresdner Straße Nr. 40, in der Nacht vom 14. zum lb. dss. Vlls.; 27) eine Welle von Tclnnicdeeiscn, ca. 4 Meter lang und 6 bis 7 Ccntner schwer, aus dem Hosraum in Nr. 14 der Kaiser Dilhclm- Siraße, innerhalb der letzlvergangenen 6 Monate. Aus Wiedcr- hcrbcischaffnng der Welle ist ein? Belohnung von 15-Ai au-gesrtzt. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lrimiaal- Abtlieilung zur Anzeige zn bringen. tLetvzig, am 24. Seplcinber >883. La» Polizei-Amt der Stadt ^klpzig. Vretschneider. Vr. Denecke. Ltrcklrritt. Gegen den Schleßbndcnbriilzcr Hc»i»an» (konrad ans Alslcbc» a. S-, geboren am 14. März 1850 in Pollebcn, welcher der Bestechung verdacht g und sich vcroorgcn hält, ist die Untcr- suckungshast verbängi. Ich ersuche, denselben zu verhaften nnd in daS hiesige Gefängnis, abzuliescr». Brrnburg. den 10. Sevlcmber 1883. Ter Hkrzo,jlich Anhalt. Staatsanwalt. Schiele. Nichtamtlicher Theil. Ser Umschwung in Serbien. An» dem slavischen Siidosien kommen seit einigen Tagen höchst überraschende Nachrichten. Kann, bat der Telegraph auS Sofia die sensationelle Veränderung der dortigen poli tischen Lage geineldcl, so kommt auch auS Belgrad die Mit- kheilung. daß das bisherige serbische Eabinct nicht allein erschüttert, sonder» schon so gut wie gefallen sei. Gelegentlich der gegenwärtigen Skupschkinawahlen hat nämlich die groß- serbische Oppositionspartei eine überwiegende Mehrheit erlangt, der selbstverständlich daS von den Großserbcn mit Erbitterung bekämpfte Cabinet Pirotsckanaz weichen muß. Die Wiener Blätter, welche ein besonderes Interesse haben, die serbische» Parteiverhältniffc nicht so darzustellen, wie sie sich in Wirklichkeit verhalten, sprechen von einem Wahlsiege der „radikalen" Partei, von „Fortschrittlern", „Liberalen" und „Neactionairen". aber dieft Bezeichnungen paffen gar nicht aus die Parteiverhältniffe Serbien», die von denen in einem westeuropäischen Parlamente völlig verschieden sind. Der ganze „RadicaliSmuS" der an» der Wahlurne siegreich bervorgegangcnen aroßserbischen Partei gipfelt in der An schauung. daß Serbien sich nicht zum politischen Stillstände vernrlhcilcn lasten dürfe, an welchem sich da» Eabinet Pirolschanaz auS Rücksicht aus Oesterreich-Ungarn geklammert hat. Die großserbische Partei verlangt überdies von der Negierung die Durchführung seS nationalen Programms, welches ganz nachdrücklich die Erwerbung Bosniens und der Herzegowina alS thaisächlich national-serbische GcbictSlhcile fordert, woraus schon von selbst die Gegnerschaft der Groß- scrbcn zu Oesterreich-Ungarn hertzorqcht. Diese Forderungen mögen in Wien allerdings „radikal" einig erscheinen, aber Jedermann, der Gelegenheit gehabt al, den serbischen Verbältniffen unmittelbar nabe zn stehen und die dortige öffentliche Meinung zu vernehmen, wird sich nickt verhehlt haben, daß dir großserbische Frage vorläufig n«r schlummere, aber nalurgemäß früher oder später auf der noch lange nicht erschöpften politischen Tagesordnung Ost europas erscheinen werde. Man konnte sich füglich nur wundern, daß daS conservaliv-Lsterreicksreundlichr Cabinet Pirotsckanaz so lange gedauert, welche», wenn man der Wabrbeit die Ebre geben will, der weitaus großen Mehrheit der serbischen Bevölkerung niemals sympathisch gewesen ist. Der plötzliche Umschwung in Serbien hat, wie bereit« auS dem Gesagten hervorgeht, zumal in Wien reckt unan genehm überrascht, weil die in Serbien nun zum Durchbruch« gekommene politische Strömung eine entschieden vsterrrich- scinkliche ist. Eigenthümlich ist, daß die Wiener Osficivsen meinen, daS Cabinet Pirotschanaz sei auch deSbalb gefallen, weil eS sich durch eine dreijährige AmtSdauer abgenutzt habe Dazu kam noch, heißt e» weiter, daß König Milan von der in letzterer Heit vom Minister Pirotschanaz entworfenen Ber- faffungSrevstion nicklS wissen wollte und die Hockzeitsstier deS serbischen Kronprätendenten in Cetinje hält« die Ver stimmung am Belgrader Hose neck bedenklicher vermehrt. Feinfühlende Beobachter konnten an einer Mitte August, am Geburtslage deS König-, veröffentlichten OssicierSbesvrkerung, dir sich aus ziemlich auSgesprockrne Gegner der bilberigen Regierung bezog, die ziemlich untrügliche Wahrnehmung machen, daß der König geneigt sei. in nicht allzu ferner Zeit seine nächsten Rathgeber zn wechseln, wozu ihn gerade in den letzten Monaten mancherlei Gründe bewogen haben mochten. ES keblt überdies nicht an Stimmen, welche da- über raschende Wablergebniß vom 19. September auch den rollenden Rubeln zuschreibcn, welche seiner Zeit in Serbien sowie über haupt ans der Balkanhalbinsel schon so Manche» zu Staude gebracht baben. Thatsache ist jedenfalls, daß die österreich- freundliche Politik deS Eabinclö Pirotschanaz in Petersburg da« dcnkbar größte Mißfallen erregte, weil jene die Pläne Rußlands ans der Balkanhalbinsel durchkreuzte und diesem nainentlich der österreichischen Occupatio» Bosnien» gegen über eine passive Rolle aufcrleatc. Man behauptet sogar, Herr Persiani. der Vertreter Rußland» in Belgrad, habe kurz vor de» Wahlen daS Land bereist, wo er an verschiedenen Orlen mit bekannte» Anhängern Rußlands verkehrt, die scheu zur Zeit Tschcrnajcw'S eine wichtige Nolle gespielt haben. Diese Anhänger sollen sämmtlich zur entschieden großserbische» Partei zähle» nnd wären jeden Augenblick bereit, zur Durch- slikrung ihrer Absichten und Pläne zn den gewaltsamsten Mitteln zn greisen. Der russischen StaatSknnst, dir nach Innen reactienair und nach Außen rcvolnlionair ist, waren solche Helfershelfer immer willkcnimen, und eö hat fall de» Anschein, als ob der in Belgrad erreichte Erfolg als eine Ausmuntcrung zu weiterer Thätigkeit in der viShcrigen Richtung zn betrachten sei. Rack allcdeni erscheint nnS die Lage in Serbien alS sehr ernst. Die Heimkehr deS Königs Milan dürste nun rasch erfolgen, weil eS sich nicht nur darum handelt, dem zurück- tretcnden Ministerium die Sorgen der Regentschaft abzu- nehmen, sondern auch durch kluge, aber gleichzeitig entscheidende Entschlüsse die Gefahr zu beseitigen, welche der ganze plötz liche Umschwung der inneren politischen Verhältnisse deS Landes hcransbcschwore» hat. Schon heißt eS, daß die Groß- serbrn sür den nächsten Montag eine» dreitägigen Parteitag, also »ninittclbar vor dein Zusammentritte der Sknpschlina, cinbcrusen haben, und wenn diese Nachricht sich bestätigt, so kann diese Versammlung leicht zu ganz nnabselibaren Ereignissen führen. Jeder Serbe besitzt eine Flinte nnd einen Handschar im Gürtel und schon gegenwärtig soll die Auf regung im ganzen Lande eine überaus große sein. UcberdieS weist die ganze moderne Geschichte Serbien« daraus hin, waS dort Alles binnen vierundzwanzia Stunden möglich ist. Diese Bcsrachtn ig der Lage soll kein Alarmrns sein, wir svrechen nur von Möglichkeiten, die an allen jenen Orten genau erioegen werten mögen, die an der nächsten Zukunft Ser biens ein Interesse besitzen. Würde man den gegenwärtigen Stand der Dinge unterschätzen, so könnten alsbald bittere Enttäuschungen nnd weitere Ucberraschungen folgen, welche die Lage noch mehr verwirren und ihre Lösung noch schwieriger macken würden. Augenblicklich ist eS kaum leicht, ein halbwegs zutreffendes Urthcil über die fernere Entwickelung der Dinge >n Serbien anSzusprecken. Alles hängt von dem Charakter ab, den die großserbische Bewegung besitzt oder erst annehmcn wird. Ist sic eine ausschließlich serbische, nicht von Außen in daS Land getragene und vor Allem nickt eine anti-dvnastische. dann giebt eS freilich nur einen corrcetcn Ausweg: Die Berufung großferbiscbcr Parteimitglieder zur Bildung eine« Ministe riums. Wären diese extremen OppcsiticnSclcniente keine eigentliche Partei, dann würde sich ihre Ohnmacht schon bei bcr Zusammensetzung dcS CabinctS oder doch bei der prakti schen Thätigkeit inner- und außerhalb der Sknpschtina binnen wenige» Monaten zeigen und in diesem Falle würde die Unfähigkeit der Großserben zur Negierung ans lange Zeit erwiesen sein. Wäre aber die nun siegreiche Opposition wirklich regierungsfähig, dann müßte sie auch jedenfalls zur Regierung berufen werden, in welchem Falle diese nicht» wcilor als eine verfassungsmäßig ganz folgerichtig entstandene Epoche im politischen Leben Serbien« sein würde. Wollte man die Großserben zur ewigen Opposition verdamme», dann könnte diese nur zu bald zu einer Opposition um jeden Preis führen und von dieser bis zur offenen Empörung de» heißblütigen Volke- wäre nur noch ein Schritt. Wäre aber die gegenwärtige Bewegung nur auf aus wärtige Einflüsse zurückznführen und durch diese vielleicht gar die Ruhe de« Lande», die Person de» König» nnd die Dynastie bedroht, dann müßte König Milan zum Schutze seine» Throne» und zur Ausrechtcrhältuna der gesetzliche» Ordnung allerdings außerordentliche Maßregeln ergreifen. Schon die nächsten Tage dürsten über den eigentlichen Charakter der großserbische» Bewegung weitere Ausschlüsse bringen, an» denen jedenfalls zu entnehmen sein wird, ob sie die Ruhe de» Lande» zu gefährden vermag. Wen» aber auch wirklich Alle» im gesetzlichen Wege verlaufen sollte, so ist der Wahlsieg der Großserbcn und ihr Eintritt in die Negierung dennoch von ernster, weittragender Bedeutung. Sie sind nach Außen hin thatsäcblich die ActionSpartei und so wird ein großserbische» Ministerium kau», zur Befestigung der bisher friedlichen Zustände ans der Balkanhalbinsel beitragen können. Leipzig, 25. September 1883. * Man schreibt uns an» Berlin vom Sonntag: »Herr v. Bötticher wird beute Abend hier zurückerwartet, während Herr von Goßler. welcher an da» Krankenlager seine» Schwiegervaters nach Luaano geeilt ist. mit Ende der Woche nach Berlin zurttckkehrt, so »aß zu Anfang de» nächsten Monat» da» Staatsministerium wieder vollzählig hier versammelt sein wird. Mit ziemlicher Bestimmtheit nimmt man an, daß «uch Fürst Bismarck aus der Rückkehr von Gastein sich einen oder ein paar Tage in Berlin anshatten wird, bevor er sich aus sein Landgut begiebt, um einer Sitzung dr« Staat-ministeriumS ru präsidiren und mit den einzelnen Ressortministern zu conseriren. Die Vorarbeiten sür die dem Landtage zugehrnden Entwürfe sind indessen mit großem Eifer betrieben worden. Wie verlautet, ist da» Sckul- Votationsgesetz nahezu fertig gestellt, ebenso soll der Ent wurf über eine Ausbesserung der Äeamtengehälter im Finanz ministerium bereit« so weit gefördert sein, daß er bei den einzelnen Ressortches« zur Begutachtung circulirt. Die An»ard«ilung eine« Communalsteuergrsetzetsoll aus große Schwierigkeiten stoßen und dürste dir Vorlegung desselben schwerlich noch in dieser Session erfolgen. Wie in nnterrich- teten Kreisen verlautet, dürste die Zusammenbernsnng des Landtage» bereit- Ende October erfolge», und dürste» ibm sofort nach Eröffnung nicht nur der Etat, sondern auch da» SchuldotationSgefetz und der Entwurf wegen weiterer Ver staatlichung von Privatbahne» zugeben. Der Reichstag wird keinesfalls vor Mitte Januar zusammenlrctcn. Die soriakpolitische Gesetzgebung soll jedenfalls wieder aus genommen werden, doch erkennt man im ReichSamt deS Innern mehr und mehr, daß zur Vorlegung der Entwürfe da» vorige Mal nicht genügend umfassende Vorarbeiten ge macht worden waren, daß insbesonccrc die statistischen Mate rialien keineswegs auSreickten, und man ist bemüht, diese Fehler dic-mal nach Möglichkeit gut zn machen. Da rin Gesetzentwurf wegen Entschädigung unschuldig Ver- urthcilter die nächste NeichStaassession beschäftigen werde, ist durchaus nicht begründet. Der preußische Jmiizministcr l)r. Fricdberg und der Staatslccrctair im Ncichsjustizanit, vr. von Schelling, sind im Princip dem Vorschläge ab geneigt und halten beide an dem Grundsatz fest, daß im Interesse der geordneten Jnstizpslege jckcr Staatsbürger dem Rickter zur Verfügung stehen »uissc. Jrrthümcr sind bei der menschlichen Natur aller staatlichen Einrichtungen niemals anSgeschlessen; aber eine gesetzlich sestgcstellte Entschädigung nnschiildig Verurtheiltcr dürfte auch zur Herbcisührung der artiger Richtersprücke von Seiten solcher führen, welche mit Leichtigkeit eine „Entschädigung" sür sich zn erreichen hoffen. Gleichwohl ist vom Ncichsjustizanit an die Einzelstaatcn da» Ersuchen gerichtet worden, ihm die statistischen Nachweise über amtlich constatirte Fälle von Berurtheilungen »nv Straf verbüßungen Unschuldiger zugänglich zu macken, und sinv deshalb von den einzelnen Justizministerien die nöthigen An ordnungen getroffen worden. — Dagegen wird dem Reichs tage eine nmfangrcicke Novelle zn», Aclicngesetz vorgelegt werden, welche daS bestehende Gesetz in vielen wesentlichen Punkten in einschneidender Weise abändert. Ganz besonder» soll die Gründung und Constituirung der Gescllsckast mehr unter staatliche Äussicht gestellt, sowie eine größere Haftbar keit der Gründer, welche den Prospect unterzeichnen, sowie der Mitglieder deS AnssichtörakhS angcordnet sein. Die kirchcnpolitische Lage soll nach der überein» stimmenden Darstellung der Berliner und römischen Ossiciöscn nichts zu wünschen übrig lassen. Wir müssen allerdings eben falls anerkennen, daß die Nachgiebigkeit der Curie in Bezug aus die Dispensfrage einen durchaus erfreulichen Umschwung in der Auslassung der päpstlichen Kreise beweist, jedenfalls hat der Einfluß de» EardinalS LedochowSki den erwünschtesten Abbruch erlitten. Wenn daS „Journal de Rome" den Aus druck gebraucht, daß die Eurir dem Gesetze vom 11. Juli d. 9. ihre Zustimmung ertheilt hat, so braucht man sich darüber teineSw-gS so zu erciscrn, wie eS in sorlschrittlichcn Blättern geschieht, denn diese Worisassnng besagt keineswegs, daß preußische Gesetze zu ihrer Geltung und Wirkung irgendwie der Anerkennung irgend einer auswärtigen Macht bedürfen, vielmehr liegt hier ein ähnliches Verhältniß vor wie bei inter nationalen Verträgen, welche ebenfalls, um thatsächlich wirksam zu sein, der Ankennung in zwei oder mehreren Staaten bedürfen. Wenn also, wie von fortschrittlicher Seite in Aussicht gestellt wird, wegen dieser neuesten „DemÜthignng" eine Interpellation an den CnltuSminister gerichtet werden sollte, so wird Herr v. Goßler dadurch nicht in Verlegenheit gesetzt werden. Zudem ist man in den betheiligten Kreisen eifrig bemüht, die segensreichen Folgen der Verständigung nach Möglichkeit dem Lände schnell darzulegc», und bei der Berathnng deS CultuSctatS wird jedenfalls eine Nachmessung der bis dahin neu oder wieder besetzten Pfarreien dem Landtage zugeben. Don einer eigent lichen Scelsorgenoth wird kaum neck die Rede sein können; aber welche neuen Gelüste uns die Ultramontanen Vorträgen werden, bleibt abzuwartcn. Schwerlich werden die Herren sich beruhigen bei dein, was sie erreicht haben. Ueber die Punctation de» Vertrage« zwischen dem deutschen Reiche und Ocstcrrcich-Nngarn» welche von der „Gazettediplcmatigiic" veröffentlicht worden ist und der angeblich zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Kalnoky in Salzburg abgeschlossen worden ist, macht man sich hier in bohem Grade lustig. ES ist an der publicirten Form eben Alle» Erfindung. Der Wortlaut deS Neberein- kommenS zwischen den beide» Neichen dürfte sobald nicht be kannt werden. Im Ncbrigen ist die Ucbcrcinknnft nicht von diesem Jahre, bei der letzten Entrcvne ist überhaupt nichts Schriftliches vereinbart worden. Mögen die Herren ihrer Phantasie freien Lauf lassen, so lange Niemand dadurch ge schädigt wird. Wir freuen uns der niibcstreitbaren Thatsache, daß die erfreulichste Einigkeit zwischen den beiden mittel europäischen Großmächten besteht. * Nach Aufstellung de» Schatzamts betrug die zur NeichScasse gelangte Ist-Einnahme an Zöllen. Ver brauchssteuern nnd anderen Einnabmen abzüglich Vergütungen und PerwaltungSkostcn in der Zeit von Anfang April bi? Ende August ans Zöllen 76.169.>>.',8 oder 331,666 mehr als in derselben Zeit de? VorjabreS, Tabaksteuer 339,917 oder 164,57? weniger, Riibcnziickcistener 26,709.1', 1 oder 4,005,247 weniger, Salzsseuer 13.811,475 eder 181.023 mehr, Branntweinsteuer 15,511,762 oder 1,168,981 weniger, Braustcuer 6,888,943 oder 552,909 mehr; gegen dieselbe Zeit de» Vorjahres beträgt also die Mindereinnahme im Ganzen 4,270.203 ^ Der Spiellärtenstcnipcl brachte ein Mehr von 12,365, der Wockselstempcl von 61,395 nnd die Stempelabgabe sür Wcrtbpapiere. Schlußnotcn, Rechnungen nnd Lolterieloose von 1,457.600 .-ff * Die diesjährigen, soeben beendeten Flottenmanöver haben, wie man hört, die betheiligten Kreise ungemein befriedigt. Die Manöver waren ungemein romplicirt und besonders dadurch von Wichtigkeit, daß eine ganze Reihe neuer Erfahrungen und Erg.»düngen zu», ersten Mal praktisch angewendct worden sind. So manövrirten die Panzerschiffe völlig wie in krieg-mäßig-,» Ziiitaiike; ferner sanken mehrere Nachlmanöver be> elektrischem Lickte statt, wobei sich die auf jeder Fregatte befindlichen 'Apparate besonder« zu bewähren batten; ganz besonder« war man aber überrascht von den Leistungen ker Torpedoboote nnd von den verschiedenen LandmigSversiichen der SchmSmaiinschasken nnd den Manövern, welch« diese mit ihre» leichte» Schijssgeschützen auSzusnhrcn wußten. Der Cbes der Akmiralität, General v. Caprivi, welcher den Manövern beiwobnte, hat sich über dieselben lobend ausgesprochen. ' * Je mehr die Sonderbestrebungcn der Czecken, Slowenen und Polen von dem Taässe'scben Regi- niente begünstigt »nd gelörkert werke», desso stärker wird in diesen Völkerschaften da» Verlangen »ach weiteren Zugeständ nissen. Man könnte die gesammlen Wünsche der drei slavi schen Stämme in da« eine Dort „mcbr" znsammensassen. Wäbrcnd die Organe der klerikalen Altczcchrn sich in ihren nationalen Forderungen eine größere Reserve anslegen, geht
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