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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-10
- Tag1883-10-07
- Monat1883-10
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1883
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Erscheint täglich früh 6',. Uhr. lfüutiou >md Lrprhttich» IohaaursM'e 33. -prechNva-kn drr Le-ertioll. Bormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. s«r dt» MlH«d» m>»«t»»d«n M---Xri»t» ^ch» gch Tagelilalt »er f», »t« «tchUfal^ipe «»»»er »rftimmtr« Inserate an rSocheutageu »t» S Uhr Rnchmittag« an La»»- m»« Arsttage« srnh Pi« '/.»Uhr Z« »o /Uieln, für I»s.-A»„hmt VN» Me««. Universitättstraße 21. L«ü» Lösche. Uatharinenstrahe 18, p, »ur tt« Uhr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Meß-Auflage 1SLVV Ldonaentratsneria vierleli. 4'/, incl. Vimgerlohu b Btt., har» dir Post bezöge» 6 SRk. Jede einzelne Nummer SO Ps. Belegezeniplar 10 Pf. Gebühren tür Extrabeilage» ahne Poslt-eiSrdrrung 3S Dkl. «tt Postbesörderuag 48 Btt. Inserate 6gespaltme Petitzeile SO Pf. Größere Schritlen lani oujere« Vreis« orrykichniß. L^bellarischer». Ziffer»!«- nach höher« Tarif. tlkklamen nntrr dem tledactiangArich dir Spaltzeile bO Pf. Inserat» sind iiei» an dir Expediti«» »u jeide». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuuiemncku oder durch Post- aachuaiMe. ^- 280. To««tag den 7. Oktober 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. SeffeMche Sitzu«- -er Lla-tiersr-uelen Mitt»»ch, m» Lv. Oclbr. »88». Ave»dS »»/, UH,, t« G»ale -er » Bürgerschale. Tagesordnung: I. Bericht de« Vau-, Oekon«mie» and FinanzauSschnsse» über den Tausch de« der englisch-amerikanischen Ge meinde zur Disposition gestellten Bauplatz«» gegen de» dem stirchenbanverein zugedachten Platz. II. Bericht de» Finanzausschüsse« über: a. Gewährung eine» Betriebsfond an« der städtischen BetriebScasse an den Lagerhof; d. Erhöhung der Pos. 4L der Aus gaben de» Conto l de» HauSbaltplaue» pro 1883; «. Erhöhung der Pos. 63 der Ausgaben de» Conto 2 de» diesjährigen HauShaltptanr»; ck. Lerwikligung eine» Berechnung«gelde» wegen der Vorarbeiten zur Au»sübrung de« Kraukencassengesetze». III. Bericht de» OekonomieauSschusseS über: ». Uebernahme ^ der Straße „An der Milchinsel"; b Uebernahme eine» weiteren Tracte» der Reitzenhainer Chaussee; o. Pflasterung der Ringstraße von der Centralbrücke bi» zum alten Amt»hos. »V. Bericht de« Löschausschuss«« über Erhöhung der Pos. 3« der Ausgaben de« Lont» 11 de» Hauthaltplane» st, 188». stekttnlmch»«-. Wir machen hierdurch öffentlich bekannt, 1) daß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern , 1882 und Ostern 1883 au» einer der hiesigen Volks schule» entlassen worden oder von einer höheren Schule abgegangen sind, ohne im letzteren Falle da» 15. Lebensjahr vollendet und die Claffe erreicht zu haben, welche diesem Alter nach dem Plane der Schule entspricht, zu dem Besuche der stzortbiltzrmg» schule für Kunden verpflichtet sind; 2) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirk der I. Fortbildungsschule wohnhaft sind, bei Herrn Direktor Püschmanu, dafern sie sich aber im Bezirk de« II. Fortbildungsschule aushakten, bei Herrn Direktor De. Stoerl »» erfolge» hat; ») »«O «uch dtefeutge« Knaben auzu»eldeu flud, »elche a«S Ir«-«» eine« Gruube »»» de« Besuche der flädtischrn Aortbildung»- schule entbunden za sein glauben: 4) daß hier einziehende Knaben, welche Ostern 188l, 1882 und 1883 au« einer auswärtigen Volksschule entlassen worden sind, ebenfalls zum Besuch der Fort bildungsschule verpflichtet und sofort, spültestend aber binnen drei Tagen nach dem Eiuzuge bei dem Direktor der Fortbildungsschule ihre» Bezirks anzumelden sind; 5) daß Eltern, Lehrherren, Dienstherrschaften und Arbeit- geber bei Vermeidung einer Geldstrafe bi» zu 30 ^t. die im Falle der Nichterlegung in Haft umzuwandeln ist. die schalpsiichtigea Knaben zu dieser An- «eldnng anzuhalten oder letztere selbst »or- znnehmen haben. Leipzig, am 4. Oktober 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Lehuert. Vekanntmlichnng, die staatliche Einkommensteuer betreffend. 3n Gemäßheit de» Finanzgesetzes vom 1. März vorigen Jahre» und der Au«sührung«verordnung dazu von demselben Tage ist der dritte Termin der diesjährigen staatlichen Ein kommensteuer am »0. September diese« Jahre« »it der Hälfte de« Normalsteuersatze« fällig. Die hierorts Steuerpflichtigen werden deshalb ausgrforvert, ihre Stenerbeträge ungesäumt und spätesten» biunen drei B»oche«, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt» Etenereinnahmr, Brühl ül, bei Vermeidung der nach Ablaus dieser Frist gegen dir Säumigen cintretenden gesetzlichen Maß nahmen abzuführen. Leipzig, am 26. September 1883. Drr Ratb der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Der am 29, Juni diese« Jahre» hier verstorben« Privat mann Herr Eduard Koch-Teubuer hat in seinem am 27. Februar ds». 2HS. errichteten Testamente folgende Ber mäcktnisse auSgesetzl: Dreitausend Mark für eine von »n« zu verwaltend« Stiftung, wrlche den Namen „Amalien Stiftung" führen soll, und deren Zinsen zunächst einer vom Erblasser be stimmten Empfängerin vermacht, nach deren Ableben aber zur Belohnung solcher Personen zu verwenden sind, welche alt Dierstboten oder in höherer häuslicher Stellung durch mindesten» fünf Jabre lang ununterbrochen in einer und derselben Fa,»ilie erfolgte treue Pflichterfüllung sich aus gezeichnet haben; Birrtauseud Mark zur Verwindung für eine »nter unserer Aussicht stehende Wohlthätigkeit» - Anstalt nach unserer Wahl; Drettansend Mark mit der Bestimmung, daß zunächst »on einem Theile viese« Cnpitale« di« Grabstätte de» Erb- lasser» mit einer Marmerplatte versehen und sodann von den Zinsen der hiernach verbleibenden Summe die Grab stätte erhalten und geschmückt werden soll; wogegen diese Summe selbst, wenn der Platz der Grabstelle drranst ander weiter Bestimmung verfällt, der Stndtgrmeiud« zur freien Verwendung zufließt Nachdem wir diese Legat« anzunehmen und de». dl« ver waltanq der obrngedachlen Amalien-Stistung zu übernehmen beschlossen baden, so bringen wir die« zur öffentlichen Kenntniß und rufen dem Entschlafene» für seine Zuwendungen den herzlichsten Dank nach. Leipzig, den 2. Oktober 1883, Der Rath ber Stabt Leipzig. vr. Georgi. Henmg. Vebnmitmchmii. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß in der Nacht vom l8. zum l4. lausenden Monat» die Reinigung de» Hochreservoir» der städtischen Wasserleitung, sowie am t5., 16. und 17. October die Spülung der Hauptrkhren, sowie vom 18. Oktober ab die Spülung der Zweigrvhren durch die Zweigposten am Tage stattfinden wird, Leipzig, am l. October >883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr, Georgi. ichoriu». Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß wir die Beseitigung der Rathswaage unter der ehemaligen eisernen Bude an der Packhosstraße beschlossen haben und deshalb von Montag, den 8. laus, Mon. ab bi» aus Weitere» die Waage in unserer Gasanstalt I an der Eutritzsch« Straße unter den üblichen Bedingungen der Benutzung de» Publicum» überlassen wird. Leipzig, den 5, October 1883. Der Rath der Stadt Leipikch. i. Cichortu». Vr. Georgi. Stg-lbibliotkitk. Ausstellung von Origiualdrucke« L«t--r'fch»r Schriften, Bildnissen Luther'» und sonstigen Luther- erinnerungkn. Bon Sonntag den 7. bi» Sonntag de« 21. October täglich geöffnet von 10 bi« 3 Uhr. vr. Wust mann. Vir SlSdlische Arbel1snschmisll«Mkßil1t Ml- -eren Malen -etresen-. Durch da» freundliche Entgegenkommen der Herren Kaufleute: E. Hohlfeld, Ranstädter Steinweg 11, H. Unruh, Wesistraße 17, Äuliust Bar-Mann, Ritterstraße 27. Gebrüder Sptlkner, Windmühlenstraße 80, Loni« Apttzsch, Ecke de» Grimmaischeu Steinweg» und der Querstraße, K. O. Reichert, Neumarkt 42, Hedr. Kretschmar, Südplatz 11, und M. E. Harder, Rordstraße 65, sind wir seit Februar 188l in den Stand gesetzt worden, neben der Mühlaaff« Rr. 7 i« Hofe befindlichen Eentralstrlle unserer ArbeitönacbweisungSanstalt an den genannten Orten Annahmestellen für Arbeitsangebote zu er- richten und haben fick die genannten Herren der damit der- bundenen Müh« und Arbeit bisher dankcnSwerkh unterzogen An unsere Mitbürger richten wir aber wiederum die dringende Bitte, nn» durch recht au»giebige Benutzung der von un» getroffenen Einrichtung in den Stand zu setzen, unsere schon früher ausgesprochene Ansicht, daß c» besser ist, dem Armen Arbeit, als Almosen zu geben, zur Thalsacke zu machen. Leipzig, dm 6, Oktober 1883, Da« Armendirectorinn». Ludwig-Wolf. Zschau. Vtkanillmllihnng. Der Detinlrte de« hiesigen Georgeiihauie« ^ , Pdiltpp Heinrich Daniel Stumpf, am 16. Juni 1828 zu Hirschberg geboren, ist von einem ihm am 25. vor. Ml«, erstatteten S„«gange nicht in die Anstalt zurückgekrhrt und treibt sich vernmthlich vagabnndirend umher. Wir ersuchrn, de» rc. Stumps im Betretungsfalle zu verhaften und unvarweilt Nachricht anher zu geben. Leipzig, am 3. October 1883. D«« Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Wogier, Rsdr. Da« der Anna Hnlda L«n ans Wudni- unter dem S. MLr» 1880 »om tpemrindevorflande zu Dösitz ausgestellte Dicustbuch ist vor «intgea Wochen in hiesiger Stadt verloren gegangen. Dasselbe ist im Auifinduiia-falle anher abzulicsern. Leipzig, am 3. October 1883. Da» Polizei-Amt »aselßft. Bretschnrider. Bon dem Unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte sollen aus Antrag des ZustandSvorniundS der geisteskranken vr. weä. Julius Eduard Kiibn und der Ehefrau d«S letzteren die demselben gehörigen drei Otrundstüeke, nämlich: a. da« auf dem Folium 444 de» Eirund- und Hhpnthekenbuch« für die Stadt Leipzig eingetragene, zu Leipzig am Neukirch- Hof unter Nr, L8 brlegeue Hantgrundstück, ivetchr« eine Fläche von 95 Quadratmetern mit 8lO Steuereinheiten enthält und am 16. Mai 1883 ohne Berücksichtigung der Oblafteu aus 28,000 gewürdert worden ist, d. das aus dem Folium 329 de- Grund- und HypothekenbachS siir Gohlis eingetragene, daselbst an der Schmiedestraße unter Rr, st delegene HauSgrnndstüä, wrtche« eine Fläche von 9,7 Ar mit 392,98 Steuereinheiten enthält und am 21. Mai 1883 ohne Berücksichtigung der Oblastrn ans 15,000 ^l gewärdert worden ist und «. da« aas dem Folium 280 de« Gnmd« und Hvvothekenbuch« für Gohli« eingetragene, daselbst an der Möckern'jchen Straß« »nter Nr, 37 belegen« Bcllengrundstück, welche» eine Fläche von 17.6Ar mit 485.83 Stenereinheiien enthält und am 22. Mai 1883 ohne Verücksichtigong der Oblastrn ans 72,000 ^ ge- würdert worden ist, sreiwiüiger weis« »ffenklich meistbietend »ersteigert werdrn. und zwar anter den sowohl an hiesiger Amwstelle, al« auch a» Gemrmde- burkauftelle zu Gohli« zum Sashange gebrachten vediuauugon. Dir Versteigerung de» »ä u gedachten Grundstück« fiudrt um >8. Ortodrr 1885, vormittag» II lltzr, a» nntrrietchneter Amt«kiele, parterre, Zimmer Nr. 80, di« Versteigerung der aä d oud a bemerkten beide» «ohliser Graud- stück, dagegen findet am »5 veto»«r 188». V«r»tt»og« 11 Uhr, in de« unter o gedachte« vtlrngrnnpstücke i» G«tlt» au der Möckeru'Ichen Straße uutrr Nr. 37 statt, Di« Versteigerung der «ä d und o erwähnten Gruudstiickr wird unter Annahme doppetter Gebote, »ämlich einmal ans jede« dieser Grundstücke einzeln, sodann «uf beide Grundstücke zusammen bewert- stellt«« »erde». Seimig, am 26. September 1883. Bnigttche» Amt«geeicht Posrlbst. Abttzeilung 7, Tertia« 1. Manasfel». Zum sofortigen Antriti wird hier ein Toptft gesucht. Gehalt: Ochst jährlich. Berücksichtigung finden nur solche Bewerber, welch« bereits bei einer Behörde »der einem Rechtanwalt gearbeitet habe». Gohlis de, 5.October 1883. Der Gemetupe-Nuttz. Vrkannlinachnils. Diegimmer». Klempner- und Dach deckerarstetten sowie die viitz«hleituug»«nlage am Neuha» der Prtri- klrche zu Leipzig sollen im Wege drr öffentlichen Tubmissto« ver«den werde». »rtchnnngen and vedingangr« könne, im vanöarea« Echietterptaq eingesehe« rrsp. von dort bezogen wrrden. Offerten sind «erflegelt bi« zum Tannahend, Pen rv. vctaber P. Mittag» 15 kkhr tu der Expeditian drr Petrikirche am PetcrSkirchhas cinzureiche». Leipzig, d. 1. October 1883. Der Ktrchenvorstanp. Tousistorialrath Pros. Vr. Fricke. Logis-Vermletlrung. Gngrtretrner Brrhültnlsse halber ist in dem Grundstücke Nni- »ersttöt»straßr Rr. 17, Hintergebäude 2 Treppen, eine Vohnnng, bestehend aus Borsual, drei Stuben, drei Kammern, Küche und sonstigem Zubehör, sosort, nach Befinden vom 1. Januar 1834 an, aus drei Jahre meistbietend, jedoch vorbehiltlich der «»«wähl unter de» Licitantao, anderweit zu vermietheu. Miethliebdaber «erde» ersucht, sich Tannahen» de» IS. Oktober 188S. vor«ttt«g» II Uhr, tm UniversitklS-Rentamte, i» welchem schon vorher die LicitcitionS« bedingungen eingesehen wrrden können, einzufinden und ihre Gebote adzugebcn. Leipzig, am 6. October 1883. U»«versttStü-Re»ta«t. Graf. Nichtamtlicher Theil. Thibandin's Rücktritt. Die Gründe, welche da» Ausscheiden de» Kriegsminister» Thibaudin au» dem Ministerium Ferry herbeigesührt haben, sind zwar noch nicht amtlich zur öffentlichen Kenntniß gebracht, e» scheint jedoch unzwelfelhast, daß die Haltung, welche er während de» Besuch» de» Königs Atson» in Paris beobachtet bat. den Ausschlag gegeben hat. Da» Tichtleiden, von welchem er angeblich am Tage vor der Ankunft de» König» befallen wurde, war zu offenkundig für diese Gelegen heit in Bereitschaft gehalten, al» daß man über dir Natur de» Leiden» in Ungewißheit fein konnte. Und gerade da« Fernbleiben de» Krieg-minister» vom Empfang de» König» mag nicht wenig deigetragen habe», um die Schreier und Standalmacher in ihrem Treiben zu bestärken, sie mochten darin eine indirekte Aufforderung erblicken, e» so bunt wie möglich zu machen, denn Unterdrückung feindseliger Kund gebungen gegen den König mit Waffengewalt waren bei der bekannten Gesinnung teS KrirgSministerS und der Schwäche des Präsidenten nicht zu befürchten, und die übrigen Minister waren nickt in der Lage, Befehle an die Truppen zu erkheilcn. Dcc Mitglieder de» Ministerium» Ferry haben jetzt die Folgen für Da» zu tragen, was sic gegen die Prinzen von Orlean» vcr- schnlvet habe». Ei» KriegSmiiüsicr, welcher mit leichtem Herzen die Dccrete zum Zweck der Ausstoßung der Prinzen von Orleans aus der Armee Unterzeichnete, trug natürlich auch kein Be denken. den König von Spanien der öffentlichen Beschimpfung auSzusetzeu, für ihn genügte eS. daß die allgemeine Stimmung durch die Verleihung eines deutschen Ulanrnregimcnts an den König gegen diesen aufgeregt war, um diesem König mit Nichtachtung zu begegnen, die öffentliche Meinung ist die einzige Macht, welche er über sich anerkennt, und im Bunde mit dieser glaubte er gegen seine Amtsgenossen ebenso mit Erfolg seine persönliche Politik durchsetzen zu können, wie gegen den Präsidenten der Republik. Das ist ihm freilich vorläufig nicht gelungen, er hat sich zum Rücktritt genvtbigl gesehen, aber eS fragt sich, ob er nicht gerade durch seine Ver drängung auS dem Ministerium in eine qünstigere Lage ge bracht worden ist, als wenn er bis zum Stllcktntt drr übrigen Minister an seinem Platze geblieben wäre. In wenigen Wochen, «im 23. October. treten die fran zösischen Kammern zusammen und dann wird daS Ministerium Ferry, wenn nicht ganz unerwartete Dinge eintreten, der aanzen Energie und Klugheit seiner Mitglieder bedürfen, um sich am Ruder zu erhalten, daS Wahrscheinliche ist. daß die Majorität der Kammer da» Ministerium gleichfalls zum Rücktritt zwingen wird Für diese kurze Zwischenzeit einen Ersatz für Thibaudin zu finden, dürfte sehr schwer halten, denn jeder neue KriegSminister würde in den Sturz de» Ministerium» mit verwickelt werden, und e» fragt sich, ob e« ihm gelingen würde, in dem neuen Ministerium wieder Aus nahme zu finden. Man spricht zwar für den Fall von Ferry'» Rücktritt von einem Ministerium Freycinet, aber bei der großen Unsicherheit aller französischen Ministercombina- tionen könnten die Thalsachcn leicht ein andere» Ministerium an» Räder bringen und dann würden den Nachfolger Thibaudin'» auch Abmachungen mit Freycinet nicht vor der Noibwcndigkeit de» Rücktritt» schützen. Dagegen sind die Aussichten Tbibaudin'» aus Reaclivirung nctch dem Sturz de» Ministerium» Ferry weit besser, denn Thibaudin hat die radicale Partei hinter sich und «in Ministerium Clemenceau könnte sich gar keinen passenderen Krieg-minister wünschen. Thibaudin erkennt die DolkSsvuvcrainetät als die höchste und alleinige Mcndt in Frankreich an und diese würde mit Cle« mrnceau zur Geltung gelangen. Aus ein paar Jnconscquenzen kommt e» m solchem Fall nicht an und Clemenceau würde wohl als Minister bald in die Lage kommen, mit seinen am St. October 1882 im Cirque Fernando entwickelten Grund sätzen io Widerspruch zu gerathen. Er hat damal» seine entschiedene Abneigung gegen den Krieg nicht nur. sondern auch gegen siebende Heere kund gegeben, di« Hauptkrast de« Volk« muß sich nach seiner Ueoerzeugung dem UnterrichtS- wesen zuwenden. Und nun vergleiche man damit die Hetz artikel, welche Clemenceau in seinem Blatte „Justier" gegen den NIanenoberst Alson» veröffentlicht hat! Wer den Völker- frieden will, darf nicht zum Kriege Hetzen, da» hätte Herr Clinenceau nicht vergessen sollen; aber wer heutzutage in Frankreich Popularität erringen will, muß sich al» Feind drr Deutschen bewährt haben, sonst kann er e» niemals zum Minister bringen. Ader auch wenn di« Radikalen ihren Zweck nicht erreichen, konnte Thibaudin keinen günstigeren Zeitpunkt für seinen Rücktritt wählen, da leine Rolle mit. dem Sturz de« Mini sterium Ferry auSgespielt gewesen wäre, wenn Ferry dem Einflluß der Monarchisten weichen mutz. In aller Stille bereiten sich in Frankreich wichtige Ereignisse vor. E« wird jetzt von notorisch unterrichteter Seite bestätigt, daß zwischen Grrvv und Ferry über da» Lerhältm'ß gesprochen worden ist, in welchem Wilson, der Schwiegersohn Grevy's. zu diesem steht Grevy hat bei diesem Anlaß erklärt, baß Wilson in seine» Eigenschaft al» Abgeordneter ein Rech; habe, sich um die öffentlichen Angelegenheilen zu küminern und daß die Kammer darüber entscheiden möge, ob er im Interesse de» Staate» verpflichtet sei, sich von seinem Scdwiegersch», also auch von seiner Tochter zu trennen. Entscheid« die Kammer gegen ihn, so werde er sich in» Privatleben zurtickziehen. Die Kammer wird sich die Gelegenheit zu einem so „amüsanten" Skandal, wie ihn die Erörterung de» Verhältnisse- von Wilson zu Grevy und zur Regierung in sich schließt, gewiß nicht entgehen tasten, und wie die Entscheidung aussallen wird, kann nach Lage der Sache auch kaum jiveifelhast sein, den» e» gicdt in der Kammer zu virle Leute, welche ein Interesse daran haben, die Dinge auf die Spitze zu treiben, also wird der Rückzug Grevy'« in» Privatleben kaum zu vermeiden sein. Dann wird e» sich aber zeigen, wie ontrrwühlt da» ganzr französische StaalSwescn ist, dann wird da» Chao» über Frankreich Hereinbrechen, e» sei denn, daß sich ein Mann findet, der die nölhige Energie besitzt, um sich zum Herrn der Lage zu machen. Tbibaudin fühlt etwa» davon in siH, da» hat sein rücksichtslose» Aiislreten in der Prinzenangelegenheit und bei der Anwesenbeit de» Königs Alsons gereizt. Thibaudin wird sich erinnern, daß schon Gambett« eine Art von Staats streich plante und daß dieser sich de« General Campeno« für seine ehrgeizigen Absichten bedienen wollte. Gambetta ist todt, und ein Mann, der gleich günstige Antecedentien sür sich geltend machen könnte, ist nickt vorhanden, also liegt kür einen ehrgeizigen General, wie Thibaudin, der außerdem di« Radikalen hinter sich bat, der Gedanke sehr nahe, die Rollen von Gambetta und Campenon in seiner Person zu vereinigen und sich selbst mit List und wenn e» fern muß mit Gewalt an» Ruder zu bringen. Wer will ihu daran hindern, wenn der Präsidentenstuhl erledigt ist? Die größte Gefahr für die Republik würde ein Interim bringen, wenn e» nicht gelingt, den erledigten Präsidentcnstuht sofort einem Nachfolger i übergeben. Bekommt Briflon die unbestrittene Majoritä so mag Thibaudin seine Hoffnungen al» eitel und unerfüll bar betrachten, denn dann werden auch die Mitglieder kür ein neue» Ministerium bald gesunden sein, wenn aber di« Meinungen der Republikaner über die Person de» Nachfolger» auSeinandergehrn, wrnn die Orleanisten eine» Lhail der Republikaner sür sich gewinnen, dieser Partei dann aber doch im entscheidenden Augenblick der Math, zu handeln, fehlt, dann mag Thibaudin den Zeitpunkt sür günstig erachtest» st» selbst dt, Zügel der Regierung zu ergreif ' Leipzig, 7. October 1883. * Während da» gemeine Betragen de« franztzsischest'x Pöbel» dem Kvnrg von Spanien gegenüber in der europäischen Presse durchweg verurtheilt wird, finden die Blätter der französischen Intransigenten Beistand und Beifall in den Journalen der Petersburger Pan» slavisten und Chauvinisten. Die russische „Peters burger Zeitung" und die .Nov. Wremja" zeigen auch bei dieser Gelcgenhät in ungeschminklcr Weise, wie verhaßt ihn« alle» Deutsche ist. und eutblöveu sich nickt, sür da» ekelhaste Gebühren drr französischen Scbreier die Deutschen verant wortlich zu machen und die Schuld dafür ihnen und dem König Alson» aufzubürden. E» fehlte nicht viel, so würden die genannten russischen Organe da» Verhalten der Pariser lobeii-werth finden, jedenfalls bezeichnen sie e» al» natürlich und derzeiblich, ja sie gehen so weit, e» offen auszusprechen» baß aus dem Continenl die Feindschaft der Völker in beständigem Wachsen sei und e» daher jedensall« früher oder später zu gewalt samen Ausbrüchen kommen müsse. An und sür sich ist da- nicht zuzugeben, aber vor der Thaisackc dürfen wir Deutsch« di« Bugen nicht verschließen, daß sich die Presse in unser» Zeit mehr al» je vorher als Großmacht bewährt, und daß besonder« die russische Presse seit langer Zeit all ihren Einfluß ausbietet, nach allen Seiten hin verhetzend und ver stimmend zu wirken. Wir können nicht umhin, der Zügel losigkeit der französischen Presse gegenüber, gegen welch« nach dem Eingeständniß de» Präsidenten Grevy die französischen Landesgesetze machtlos sind, und der gegenüber eine Besserung durch die Sitte bei dem französischen Nationalcharakler nicht zu erwarten stebt, den maßvollen Tact der spanischen Presse ausdrücklich anzuerkennen, aber ebenso müßt« auch die vor zügliche Haltung, welche die deutsche Presse den WuthauS- bruchrn der Franzosen gegenüber in der letzten Zeit gezeigt bat. bei den Russen Beifall ernten, wenn diese überhaupt Neigung hätten, gerecht zu urlheilen. Wir wiederholen auch beute wieder allen Provokationen gegenüber, daß wir den Frieden wollen und mit aller Kraft bestrebt bleiben werden, ihn ausreckt zu erhalten. Doch wir kennen die Wahrheit de« Worte«: »Es kann der Beste nickt in Frieden leben, wenn e» dem bösen Nachbar nicht gefällt". Wenn man unS zwingt, so werden wir auch bereit sein zu zeigen, daß wir seit dem Jahre 187 l nicht aus unseren Lorbeeren geruht baden; den früher verspvttetrn teiilsckcn Michel wird man nicht mrhr miedeisinken; La wir den Frieden wollen, sind wir für den Krieg geiüsiet, und baß die« den östlichen und westlichen Hetzern nicht unbekannt ist, ist noch sür lange Zeit unser bester und sicherster Schntz gegen jede kriegerische Verwickelung. Nothwendig aber ist eS, daß man sich der Nothwenbigkeit, die schwere Rüstung zu tragen, auch im ganzen Reich« bewußt ist, besonders nothwendig daran zu erinnern, den sorlschrittlichcn Deklamationen gegenüber, welche sich, je näher die ParlaineulSsaisou rückt, um so lauter bereit» vernehmen lassen. * Man schreibt un» au« Berlin: „Wiederholt ist von consrrvaliver Seite versichert worden, daß die Auf lösung drr Berliner Stadtverordnetenversamm lung kein« politische Maßregel sei. und mit Nachdruck hat die» auch der Minister de» Innern, Herr von Puttlamrr, im Abgeordnetenhaus« Hervorgeboben. Dem graenüber nimmt e» sich eigenthümlich au», daß nicht nur da» „Deutsche Teige blatt", sondern auch die „Krcuzzeitung" sich in einem Lert- ariikel ausdrücklich von einem conicrvativen Manne loSsagrn und erklären, rr gehöre nicht zu den Conservaliven. weit er e» gewagt hat. für die bi»herige Stadtverwaltung, und zwar gerade vom conservaliven Standpnnete an-, einzutreten. Es ist der frühere Staatsanwalt, jetzige Director der Charitö, Geh. Regirrungsrath Spincla, rin Mann von streng konservativer Gesinnung, weicher jederzeit conservativ
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