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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-10
- Tag1883-10-02
- Monat1883-10
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1883
- Autor
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« dl« L, p» l. d.» «o. 0 Nllä I liebt«. > »ob« wu,t. rbdor »lock lroo »4 dt, l. per »»,», I. per ikng ! V0N sei» sehr ent- iöner n in tigen »nde chten ging recht flank ab- rden »den »den Im ende u». Kilo >r. -aff- -4. Ivlle »ern dem des. hen »er- b«n sich INS- ei«. icht mig iiät tück der i20 ch. !»- l.« i-'Ib 17» l.« l.- .«> !- >« 1— !L0 t— cLb >°0 >m LO d^I äil> « c - L0 «t «r «o »; m r- »- »- « 1. r- nc rr !k k. r r 'r n !e l- n » Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Redaktion nnd Lrpeditioa Iohanne-gasse 33. " Sprechstunden der Redactioa: V Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« S—6 Uhr. tzitr dt« »««,,», ku>,e>2Ntt»i vl-nuteecht« die ttcdocrloa nicht »erdmdltch. «an,»«« »er für die nächstfolgend« »lummer bestimmten Inserate an Wochentage» bis S Uhr Nachmittag», an Sonn- «u» Kesttagen früh bis V.» Uhr In den Filialen fiir Ins.-Ännahm; vtto Klemm, UnlverfiiätSstraße 21. Louis Läsche, Katharincnstraße 18, v «nr »«« '/,» vhr ÄMrr.TtUMM Anzeiger. Organ filr Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehrs Meß Auflage I8,SV0. Adoilnrmrntrpreis viertelj. 4'/, »ncl. Bringerloh» b Mk„ durch die Post bezogen 6 PU. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre« lür Extrabeilagen ohne PostbesSrderung 30 Mk. «1t PostbesSrderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Pelitzeile SO Pf. Größere Schriften laut unserem Preis, verzcichniß. Tabellarischer «.Ziffernsatz nach HSHerm Tarif. Reklamen «nter de« Nedactionsstrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate find fters an die Expesttt«» «U senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnlevuwerauäo oder durch Poft- nachnahme. ^-275. Dienstag dm 2. October 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. VekaimlMchrm-. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Keuntniß, daß wir die Bonlatow»kvstraße auf deren Tract von der Elsterstraße ab br» zur Ostflucht der vormaligen Canalstraße in öffentliche Unterhaltung übernommen haben. Leipzig, ven 20. September 1883. Der Rath der Stadt LetpUft. ^.Georgi. CichoruiS Vekanulmachung. I« unserer Verwahrung befindet sich ein, a»S dem offene» Hoicaume de« Grundstück- Markt Nr. 2 gestohlener Zinkeimer, dessen Ligenthümcr nicht zu ermitteln gewesen ist. Wir veraulaffen den unbekannten Eigenthümer, sich ungesäumt bei uu» zu melden, widrigensall« den Rechten gemäß über den Zinkeimer verfügt werden wird. Leipzig, am 27. September 1883. Ta» Polizei-Amt der Stabt Leipzig. Bretschneider. vr. Berger. Diebstahls - Vekilinilmachung. Gestohlen wurden allhier erstatlerer Anzeige zufolge: 1) Ein kleiner zweiarmiger Lenchter von Messing, au« dem südwestlichen Beichihauik der ThomaSkirche vom 17. bis 22. v. MtS.; 2) eine Pserdevecke von schwarzem Leder, mit dunkelblauem Filz gefüttert, au» einer Remise in Nr. 7b der Brandvormerkstraße, vom 21. bi« 23. vor. MtS.; 3) ein Regenschirm von schwarzem Alpacca, mit braunem Holz- stab und gebogenem Griff, aus der Nicolaikirche, am 23. vor. MlS.; 4) einer desgleichen von schwarzer Seide, mit schwarzem Stab und Krücke, oben am Griff mit Verzierung von Neusilber, eine Schlange darstellend, au« dem RcstaurationSlocale in Nr. 10 der Poststraße, an demselben Tage Abends: b) ein« blecherne Büchse, enthaltend ca. 4V in drei Kronen, einigen Mark- und Fünszigpsennigstückcu und div. kleiner Münze, out einem Comptoir in Nr. 12 am Pelcrssteinweg. vom 22. bis 24. vor. Mt«.; k) vier Stück Kleiderbürsten mit de, elngestempklten Nummern 533, LSI, b78 „nd 600, welche zur Schau an der EinggngSthür de« Grundstücks Markt b gehangen haben, am 24. vor. Mt«. Nachmittag«- 7) ein Ichwarzlederne« Portemonnaie mit Stahlbügel und einem Inhalte von 8 45 in zwei Markstücken und kleiner Münze, mittelst TascheudirbsrahlS auf dem Roßplatze zu der selben Zeit; 8) ein Lommerüberrteher von dnnkekbraimem Stoffe mit einer Reihe Knüpfen, Seitentaschen mit Patten und schwarzem Futter, aus einem BeschästSlocal in Nr. 31 der Ritterstraße, vom 22. bi« 24. vor. MtS.; 5) «in Geldbetrag von 0 ^1, iu kleiner Münze, au» einer Bodenkammer in Nr. 43 der Ritteestrahe, vom 23. bi« 21. vor. Mt«.; 10) eine silberne Eyliuderuhr mit Sekunde und geriefter Rück- feite mit Schildchen in der Mitte, nebst Mesfingkapsel und kurzer Stahlkettr, au« einem Neubau an der Garteiistraße, am 24. vor. Mts. Vormittag»; 11) ein Louimrrüberztkher von dunklem glatten Stoff, mit einer Reihe Knöpfen, verdeckter Batterie, Schooßtcstchni und schwarzem Futter, aus einem RestanrationSlocale in Nr 72 im Brühl, am gleichen Tage Mittag«; 12) acht alte grauleinene Säcke, ein defekter grauer Rock, zwei alte Jacken und ein Paar ebensolche rinds'.-dcrne Stiefeln mit langen Schäften, mittelst Einbruchs aus einer Bude am Döscner Wege, in der Nacht vom 24. zum 2b. vor. Mt«.; 13) «in alte« grobe« schwarzlederncs Portemonnaie mit Stahl- bügel, enthaltend etwa 100 >i, in einem Zw.inziamarkscheine, einer Dopvelkrone, einem Fünsmarkstücke in Gold, Thalern, Zweimark- und Markstücken, sowie zwei EisenbahnsahrdillrtS Grimma-Leipzig, mittelst TaschendtebstahlS auf dem Wege von der Katharinen- straße nach der PcterSstrahe, am 2b. vor. Mt». Vormittag«; 14) ei» Portemonnaie von dunkelblauem Leder, mit weißem Bügel, enthaltend 5 50 in einem Thaler, einem Zweimark stücke und kleiner Münze, aus gleiche Weise aus dem Fleischerplatze, zu derselben Zeit; 1b) eine silberne byliitdernhr mit Goldrand, die Rückseite mit Blumengravirung und Plättchen in der Mitte, nebst kurzer klein- gliederiger Talmikette, aus einer Schlasstub« in Nr. 10 der Gerber- straße, am gleichen Tage Abends; 16) ein Sonimcrüvcrjiehcr von bräunlichem Stoffe, mit einer Reihe Knöpfen, verdeckter Batterie, Seilcntasche» mit Patten und schwarzem Futter, — in den Taschen befanden sich zwei nensilberne Etnts zu Tabak bez. zu Eigarretten, sowie rin Paar gelbe und ein Paar blaue Glacehandschuhe —, au« einem Gastlocal« in N- 1 der Grimmaischen Straße, an demselben Abend; 17) eine Kiste, «x-n. ll. 4089 , bS Kilo schwer, K*rz»aare« enthaltend, au« einem Äüterboden der Thüringer Bahn, vom 23. bi« 26. vor. Mt«.; 18) ein Portemonnaie von schwarzem Leder, mit gelbem Schlößchen, enthaltend ungefähr ISO ^l. in einem Füusziamark. schein, zwei Zwanzigmarkscheinen, einer Doppelkrone, zwei Kronen und kleiner Münz«, au« dem Restaurationslocale Schenkendorsstrabe 22, in der Nacht vom 26. zum 27. vor. Mt«.; 19) eine lange goldene Nhrkette mit cisclirtcm Schieber, au« einem Garderobczimmer in Nr. 35/36 der Plagw tzer Straße, vom 26. bi« 27 vor. Mt«.: 20) ein schwarzer Zanella-Regeuschirm mit schwarzem Stab, weißer Glocke »nd grauem gebogenen Horngriff, an einem Schalter im Postgebäude am AugustnSplatze, am 27. vor. Ml«. Nachmittag«; 21) zwei kleine Lesebücher. „Hundert Erzählungen de« Deka- meron", bez. „Reisen von Zimmermami", sowie ein kleine« Näh kästchen. mittelst Einbruchs an« einem Bartenhüu-cheu au der Eutritzsch» Straße, am 2ö. vor. Ml«. Nachm.; 22) rin« Schoosjbccke von Zephyrwolle, ans einer Seite roth, auf der andern braun, aus einem Kutschwagen, welcher durch verschiede«» Straßen der Stadt gefahren ist, am 26. vor. Mt«. Abend«; 23) ein Sammerkberztrher von schwarzem, rothmelirtem Skoff, mit einer Reil» Knöpfen, Leitenlaschen mit Patten, schwarzem Futter, im Henkel mit dem Namen „Heinrich lirenckel, I-eigin?" — in den losch,« befanden sich ein Paar braune Glacstzauh» schuhe —. au« einem Gastlocale in Nr. 9 der Goetheftraß«, am 27. vor. Mt«. Nachm.; 24) rin ehensolchcr von dunkelbraunem Stoffe, mit einer Reihe Knöpfen, verdeckler Batterie, schwarz- und weißgestreislem Aermel« und schwarzem Schooßsutler, im Henkel mit dem Namen „X. Loav, I/eiprizs" — in den Taschen befanden sich «in Paar braune Glacöhanhschuhr und ein weiße« Taschentuch, gez. 6. u. — au» einem gleichen Locale in Nr. 16 am Markt, am 28 vor. M»« Abend«: 2ü) ein ManilSrock von grün»"und schwarzmelirtem Stoffe, ziemlich gut, mit hellgestreiftem Aermel- und schwarzem Schoch- iutler, au« einer Wohnung in Nr. 7d der Windmtthlengoffe, in der Zeit vom 23. bi« 29. vor. Mt«.; 25) rin Kranentleid von acünwollenem Stoffe, mit «oldlitze besetzt, nebst Utbrrwnrs, ein Inquet von braunem Stoffe, mit truuue» Eieiunußknövsen. «in Fraueuhut von schwarzem Atlas, «sti Iveijer lluterrock mit breiter Stickerei, ei» Hemh mit Stickerei, ein Paar hellfarbige Glnröhnnvsckiuhr, ein schwerer goldener so genannter Schlangrnring und ein Paar goldene Ohrringe, au« einer Wohnung in Nr. II der Ebcrhardtslraße, am 29. vvr. Mt». Abend«; 27) eine Kiste, fign. X. 8.1., 136 Kilo schwer, Porzellan ent- haltend, au« einem Güterboden im Thüringer Bahnhof, in der Zeit vom 23. bi« 27. vor. Mt«.; 28) ein Ballot, gez. 0. 10., enthaltend Mannfactnrwaaren, 87 Kilo an Gewicht, v»S einem gleichen Raume ebenda, in der Zeit vom 20. bi« 29. vor. Mt«.; 29) eine Grldsiiiuine von 500 ^l, in drei Hundertmarkschrlnkn, au« einer Wohnung in Nr. 44 der Nürnberger Straße vom 18. bi« 30. vor. Mt«.; 30) ein Som«rrüber;teher von dnnkelblauem Stoffe, mit einer Reihe Hornknöpsen, verdeckter Batterie, Scitentaschen mit Patten, schwarzem Zanellasuttrr, und im Henkel mit dem Namen „Lckuarck 8tcrnkel>i, 1>izvei<r" — in einer Tasche befand sich ein dunkelblau- seidene« Taschentuch —, aus dem Borsaa! einer Wohnung in Nr. 20 der Katharinenstraße, am 30. vor. Mt«. Nachmittags; 31) ein Toiiinikrübrrzirher von dnnklem weißmelirten Stoff, mit einer Reihe gerieiten Hornknöpsen, Schooßtaschen mit Patten „nd schwarzem Futter, au» dem Billardsaal in der Cenlralhalle, am nämlichen Tage Abend«. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer lt'riminal- Abtheilung zur Anzeige zu bringe». Leipzig, am 1. October 188.3. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschaeider. Kncschke. OeLlentliclw HimllelsIekranZlnIt. Xmuelckuvxen rum Liutritts in ckie Lebrliiigsadtdettiinx zveräcn von Illontag;, eien I., bla vonaorstax, ckoa 4. Vetvdor, von 11—12 hlhr Vormittags evtgMenaevommon. t.'arl IVolkrom, virector. Nichtamtlicher Theil. Englisch-russische Politik. Während sick die englische Presse bemühte, die jüngste Fahrt Vladstonc'S nach Kopenhagen al- ein bloße- Privat vergnügen de« englischen Premier« darzusicllen. welches n:.;. der Politik in gar keiner Verbindung stehe, schließen sich die' rnsstschen Journale dieser harnilcsc» Ansicht durchaus nicht an. Die Petcr-bnrgcr Blätter beschäftigen sich vielmehr noch immer mit der viel besprochene» Zusamnienkunst in FredenS- borg und legen derselbe», im Gegensätze zur englische» Presse, eine .weittragende politische Bedeutung" bei. Man höre beispielsweise nur, wie sich über den Besuch Mr. Gladstone'S in Frcden«borg die „St. Peterburgskisa Wjedomosti" äußern: „Dieser Besuch", heißt eS, „wurde überall von den wahren Freunden de« Frieden« mit großer Genugthuung aus genommen und konnte nur dort nicht gefallen, wo man wohl den Frieden auf den Lippe» trägt, iu Wirk lichkeit aber nur aus neue Eroberungen sinnt. Da« Bündniß der wahren Friedensfreunde in Fredenöborg, dem sich auch Gladstone durch seine Gegenwart angeschlossen, wird gewiß nicht verfehlen, auf die europäischen Angelegenheilen eine beruhigende Wirkung zu üben und gewissen Friedensstörern, die bald da, bald dort ihre lichtscheuen Ränke spinnen. Halt zu gebieten. Wiewohl die in FredcnSborg vertreten gewesenen Mächte untereinander nicht durch geschriebene Verträge ver bunden sind, so läßt sich doch mit Bestimmtheit behaupten, daß diese« Bündniß dem europäischen Frieden durch seine» Charakter einer geräuschlosen frenudlichen Verständigung mehr nützen wird, al« die lärmende und fortwährend drohende mitteleuropäische Allianz, durch welche sich Dcntschland gefürchtet machen will. Diese« Bündniß ist indcß nur scheinbar stark und kann durch ein große«, unvermiithete« Crcigniß sofort in die Brüche gehen. Deshalb ist auch Deutschland sorlwäbrcnd gezwimgen. sich mit Hilfe ver schiedener egoistischer Garantien, Bcrclansnlirunge», Lock speien und Versprechungen seineAlliirten zu erhalten, nur damit sie sich nicht Frankreich oder Rußland nähern." — Höchst be.nerkenS- werth ist auch, wie sich da« russische Blatt über die Muiiövcr in Homburg und die dortigen Fürstenbesuche äußert. „Die militairischen Schauspiele und Festlichkeiten", heißt e« da, „welche an den Ufern de« Rhein«, in Merseburg. Homburg und im Niederwalde stattfinden, erinnern un« an die Zeit, wo Napoleon l. um sich eine Masse seiner Verbündeten, Vasallen und Fürsten versammelte und sich zn neuen Krieg«- zügen vorbereitete. Und doch sollte e» diesen mitteleuropäischen Bündnißmachcrn bekannt sein, wie Napvleon I. endete und wer ihm da» Ende bereitet hat. Uebrrdie« war Napoleon I. auch noch ein ganz anderer Mann und Heerführer, al« die deutschen Heiden, welche 1870 Frankreich überrumpelt haben. Mit einem Worte, die Familienversammlung in FredcnSborg konnte den Glauben an die Erhaltung de« europäische» Friedens nur neuerdings bestärken." » Nun kommen die „PcterburgSkiia Wjedomosti" aus den Eindruck zu sprechen, welchen die Zu'ammenkunsl in FredenS- borg in der deutschen und österreichischen Presse hcrvor- gerusen hat. „Die Berliner und Wiener Blätter", heißt e« da, „wurden in nicht geringe Aufregung durch den Umstand versetzt, daß in Kopenhagen eine Zusammenkunft der erlauchten Häupter der Großmächte ersten Range« zu Stande gekommen ,st. Wir betonen die Bezeichnung: .Großmächte ersten Range«", weil diese England und Rußland lhatsächlich gebührt nnd mit der Wichtigkeit und Weltstellung dieser beiden wirklichen Großmächte sich keine andere Europa« vergleichen darf. Die Znsammenkunst in Kopenhagen wirkte in Berlin und Wien so Überraschender, weil zn dieser keinerlei diplomatische »n> Vorverhandlungen staltaesunden halten. Und dieser freund schaftliche. aufrichtige Charakter einer Familienversammlung ist vom Anfang bi« zu Ende beibehallen worden. Dieser Charakter verleiht aber eben der Zusammenkunft eine Be deutung, die weitaus größer ist, al« diejenige, welche man Bündnissen beilegt, die von Ministern entworfen, geschrieben und von Monarchen blo» genehmigt sind. Man dürste in nicht allzu ferner Zeit Gelegenheit haben, sich von der Rich tigkeit dtrser Behauptung an der Hand von Tbatsachen zu überzeugen". Mit diesen sonderbarm Anschauungen und Auslassungen stehen die „PeterburgSkija Wjedomosti" in der russischen Presse durchan» nicht allein; auch andere Blätter, zuinal die panslavistische „Nowoje Wremja". schließe» sich ihnen voll ständig an. Letztere wendet sich »anientlich gegen Oesterreich, va« überhaupt in dem genannten Petersburger Blatte stet« sehr schlecht wrgznkommen pflegt. E« weist mit großer Be friedigung darauf hin, daß durch die unerwartete Reise de« englischen Premier« nach Kopenhagen die Wiener Politiker in große Aufregung versetzt worden sind. „Sie kennen, heißt e« weiter, das Wort Gladstone'S, daS bald nach dem Zu- standelon>men deS Berliner Vertrage- an Oesterreich gerichtet wurde. Durch jene« von Gladstone gesprochene Wort gab er der englischen Politik eine neue Richtung. Lord Beaco»«- fielt» unterstützte die erober,ing«lustige Politik derOesicrreicher ans der Balkanhalbinsel; Gladstone dagegen trat al« Bcr- theidiger der Unabhängigkeit der Balkanvölker aus. Damals bing der Friede an einei» Haare; eS fragt sich nun. wa« hat den Leiter der englischen Politik bewogen, sich der russischen Regierung zu nähern, wo doch alle KriegSvesorgnisie verschwunden sind? — Gladstone ist al« ein langjähriger Gegner Oesterreich« und als Anhänger einer freundschaftlichen Verständigung mit Rußland nnd Frankreich bekannt; er machte auch den Versuch. Dänemark in den sünsziger Jahren gegen die deutsche Ver gewaltigung zu verthcidigen. Vielleicht ist auch in der Tbat in Kopenhagen von der Bereinigung Ostruin elienS mit Bulgarien und von einer territoriale» Entschädigung Griechenland« aus Kosten der Türkei die Rede gewesen. UebcrauS wichtig ist aber der Umstand, schließt die .Nowoje Wremja", daß die Gegner der slaviscben Unabhängigkeit sich neuerdings überzeugen konnten, daß Rußland und England bezüglich ihrer den europäischen Osten betreffenden Politik dieselbe Richtung verfolgen." Aus diese,* Aciißcrunge», die an Deutlichkeit Nicht- zu wünschen übrig lassen, ist zu ersehen, daß man sich in Ruß land von der Zusaniiiienknnft in Fredensborg große politische Erfolge verspricht. Eigcntbümlich ist nur, daß diese Aus- lasiniigen der russischen Blätter über jene Zusammenkunft mit denen der englischen im völligen Widerspruche stehen. Letztere haben nämlich bekanntlich aus daS Bestimmteste ver sichert. daß in Fredensborg daS politisch; Gebiet gar nicht berührt worden und Mr. Gladstone nur ausschließlich eine Erholungsreise nach der dänischen Küste gemacht habe. Wie komme» nun die Petersburger Journale dazu, diesen be ruhigenden Erklärungen gegenüber von einer »weittragenden politischen Bedeutung" der Familienversammlung in Kopen hagen zu sprechen? Haben zu diesen Aeuhrrungen die ..PeterbiirgSkija Wjedomosti" und die „Nowoje Wremja" vielleicht den Aujtrag erhalten? Fast scheint e« so. Welchen Charakter aber auch jene Zusammenkunft gehabt haben möge, so steht doch jedenfalls fest, daß sie nicht in der Lage sein dürste, daS mitteleuropäische Bündniß zu erschüttern und die Welt von den wohlwollenden Absichten der russisch-englischen „Friedenspolitik" zu überzeugen. Wie soll denn Jemand an diese friedlichen Versicherungen glauben, wenn die russische Presse jeden Tag jn ihren Spalten, bald gegen Deutschland, bald gegen Oesterreick, ein wüstes KriegS- geschrci erhebt? In Deutschland, und wohl auch in Oester reich, fühlt man sich aber durch diese Drohungen schon lange nicht mehr be»»r»higt, weil man vollkommen überzeugt i)t, baß alle KriegSgelüste, mögen sie von West- oder Osteuropa aiiSgehen. an dem mitteleuropäischen Bündnisse ein un- ÜbersteiglicheS Hinderniß finden. Leipzig, 2. Oktober 1883. * Der osficiöse Petersburger Correspondent der „Pol Corr." bestätigt, daß die Frage wegen einer Zusammen- ku ns l zwischen dem Kaiser Wilhelm undvem Kaiser Alexander von den beide» Hosen ernstlich erwogen worden sei. dock sei der Plan mit Rücksicht aus die Anstrengungen, denen sich der greise deutsche Kaiser in den letzten Wochen habe »nterziehen müssen, aufgegcben worden, auch in Er wägung des Umstande«, daß kein Moment vorliege, welches eine neue Manifestation der zwischen den beiden Monarchen »nd ihren Regierungen bestelzenden Herzlichkeit der Beziehungen erforderlich gemacht hätte. Der Feststellung deS Beschlüsse«, von einer Zusammenkunft abzusehen, sei ein Austausch Herz lichcr Kundgebungen zwischen beiden Kaisen« vorangegangen, als deren Vermittler sich der in Berlin den, Kaiser Wilhelm attacbirte Flügeladjutant Fürst Dolgoruki, der sowohl am deutschen als auch am russischen Kaiserhofe sich der größten Beliebtheit erfreut, von Homburg nach FredcnSborg be geben habe. * Der Sieg, den die wüste Aaitation der Fort» schrittler in vem NeichStagS-Wahlkreise Ottern, dorf zu Wege gebracht hat, hat die Blätter ihrer Partei völlig au» dem Häuschen gebracht. Schlagworte wie: „die Hochburg de« Nationalt>berali«mu» ist gefallen", diese Wahl niederlage bedeutet den Anfang vom Ende", sind zahlreichen anderen geschmacklosen Ergüssen der Fortschritt-Presse gegen über noch alS harmlos zu bezeichnen. Aber nicht nur die demokratischen Blätter schlagen diesen Ton an, sondern auch die ".Freuzzeilung" und daS „Deutsche Tageblatt", welche die Ansicht vertreten, daß cS mit dem „reinen" National- liberaliSmus, und zumal in Hannover, zu Ende gehe. An und für sich läßt e« sich ja verschmerzen; c» ist un» begegnet, wa« auch allen anderen Parteien recht oft passirt, wir haben eben eine» Wahlkreis verloren und können leicht bei nächster Gelegenbeit zwei andere dafür gewinnen. Auch die hohe Freude der Fortschrittler ist erklärlich, und ebenso die Ucber- treibung dieses Wahlsiege« in seiner Bedeutung, denn da« gehört zur fortschrittlichen Taktik und bildet einen Tbeil ihrer Agitation. Doch ist da« Frohlocken conservaliver Blätter kaum verständlich, wir vermögen wenigstens de» Standpunct schwer al« conservativ anzuerkennen, von dem auS man die Niederlage de« gemäßigten Liberalismus wünscht zu Gunsten der radikalen Demokratie, deren Herrschaft eine gedeihliche Entwickelung im Staalölcben in Frage stellt. Wahrhaft naiv nehmen sich die guten Rathschltiae der konservativen Presse auS; die National liberalen sollen danach einfach ihre Grundsätze ausgebe», zu den Rückschrittlern übergeben, dann sei die Erisienz der Partei gesichert! Wir möchten doch die .,Krcu;zc>t»»a" und da« „Deutsche Tageblatt" bitten, sich unsertwegen keine unnühc Sorge zu mache». Wir werden ihnen vielleicht früher al« ibnen lieb ist. genügende Beweise unlereS Dasein« gebe». WaS übrigens den fortschrittlichen Siegim Otterndorfschen W chllreile betrifft, so findet er seine Erklärung in verschiedenen Ursachen. Einmal darf man nach de» erwähnten Auslassungen in der konservativen Presse fast anncbmen, daß ein Tbeil der Eonser- vativen an« einer gewissen Schadenfreude für den fortschritt liche» Candidaten gestimmt hat, sodann steht eS fest, daß die Welsen sich nickt der Stimmabgabe e,»Uralten, sondern sür Cronemeher vetirt haben. Nnd schließlich dürfen wir auch nicht verkennen, daß die MandatSniederlegung Rudolf von Bennigsens einen Theil der Nalionalliberalen seines Wahl kreises cntinuthigt, einen anderen rn einer beklagrnSwerthen Tbcilnahnilosigkeit am politischen Leben geführt hat. Auch kommt hinzu, daß wieder andere die Sache nicht für so ge fährlich hielten, e« für unmöglich ansahen, daß ein Fort schrittler gewählt werben könne und von der Wahlurne fort blieben. Schließlich ist auch nicht zu übersehen, daß in, Vergleich zu der fortschrittlichen Agitation von einem energischen Betreiben der Wahl de- nationalliberalen Ean- didaten gar nicht gesprochen werden kann, daß keineSwcg« die AgilationSreben eines Richter so beantwortet worden sind, wie e« hätte sein sollen. Lernen wir aus diesen, Falle, daß wir bei künftigen Wahlen all unsere Kraft zusammen- »ehmen, und wir werden vor abermaligen Enttäuschungen bewahrt bleiben. * Vom königl. Eisenbahn-BetriebSamt Berlin-Magdeburg gehl der ..Voffischen Zeitung" folgende« Schreiben zu, auS dem wir mit Befriedigung ersehen, daß die Steglitzer Entschädig nngSsrage denn doch günstiger liegt, al« viel fach angenommen wurde: An da« von uns erlassene Antwortschreiben an die Hinter- bliebenen eine« bei dem bedauerlichen Unfälle in Steglitz verunglück ten Handwerker« Hai sich in der hiesigen Presse eine Erörterung ae- knüpii, welche darin gipfelt, daß der Staatseisenbahn-Fiscn« pnn- cipiell jede Entschädigung-Pflicht ablehne. Diese Annahme beruht wohl auf einer nick» verständlichen Auffassung untere- Bescheide«. Bei Eingang de« fraglichen Gesuch« stand un« zur veurtheilung der Sachlage nur da« Material der verwaltungrseitig geführte» unter« snchung zu Gebote; wir konnten daher auch nur unter Würdignua desselben vorläufig unsere Ansicht dahin au-sprechen, daß hiernach ein Verschulden der Verunglückten angenommen werden müsse. Wir haben jedoch ganz besonder« darauf bingewiesen, daß da« Resultat der zur Zeit noch schwebenden gerichtlichen Untersuchung abgewartrt werden müsse, che ein definitive» Urtheil über die Schuldfrag« -e- iälll werden könne. LS dürste hierau« zur Genüge hervorgeheo, daß eine Ablehnung der Haftpflicht, welche die Hinterbliebeneu z»r gerichtlichen Verfolgung ihrer Ansprüche veranlassen ttonte, ln keiner Weise vorliegt. » * » * Man schreibt un« aus Dien vom SO. v. M.: „Die jüngsten Vorgänge in Bulgarien und die gegenwärtige Hcu'ung de« Fürsten Alexander beschäftigen die hiesigen pol tisch diplomatischen Kreise in hohem Grade. E« fehlt nicht an Stimmen, welche die jüngsten Ereignisse in Sofia als einen höchst bcmerkenswerthen Erfolg de« österreichischen Einflusses über den russischen bezeichnen, woran- auch die Gereiztheit und drohende Sprache der Petertburger Blätter erklärlich werde. Eingeweihte wollen behaupten, daß Fürst Alexander schon lange seiner Abhängigkeit von Rußland müde ist, aber bisher auS gewissen KlugheitSrücksichtcn einen offenen Bruch mit Rußland vermeiden mußte. Schon während de« letzten Aufenthalts deS Fürsten in Deutschland und im Kreise seiner Famlie sei von der Unerträglichkeit der russischen Be vormundung in Bulgarien und von den Mitteln die Rede gewesen, durch welche sich Fürst Alexander dem russischen Drucke entziehe» sollte. In Petersburg, heißt e« weiter, habe man damals von dieser Stimmung de« Fürsten Alexander und den daraus bezüglichen Besprechungen auch Kenntniß erhalten und ihn mit einer ganzen Schaar russischer Lauscher und Agenten umgeben, an denen es in Deutschland, zumal an gewissen süddeutschen Höfen, noch immer nicht mangle. Diese Leute, die in der Regel keines wegs untergeordnete Stellungen einnehmen, in der sie auch nicht« erfahren würden, berichteten jede« Wort deS Fürsten Alexander und alle Rathschläge, die ihm ertheilt wurden, nach Petersburg, von wo man wieder, je nach Umständen, den russischen Generalen in Bulgarien BcrhallungSbesehle zugehcn ließ. — WaS die Nachricht betrifft, dag Fürst Alexander im strengsten Inkognito in Wien augekommen sei, so soll diese zuerst von einem Bnkarcster Blatte verbreitet worden und gleichfalls auf russischen Ursprung zurückzusühreu sein. Wiewobl diese Mitthcilung von der Anwesenheit deS Fürsten in Wien völlig unwahr, so soll eS andererseits doch nicht ganz unrichtig sein, daß der Aufenthalt des Prinzen von Hessen und bei Rhein, deS Vaters deS Fürste» Alexander, in Wie» mit Verhandlungen Uber die bulgarischen Angelegen- beiten in Verbindung stehe. Zu diesem Zwecke soll der Prinz von Hessen mit einer Vollmacht seine- Sohnes versehen sei*." * Nack Mitthcilungen. welche der „Wiener Allg. Zeitung" „von wohlinformirter Seite" zugehen, werden die in der letzten gemeinsamen Minister-Conferenz vereinbarten Re duktionen der Occupationskräfte in Bosnien und der Herzegowina ziemlich umfangreich sein und im Wesent lichen in der Weise anSgesührl werden, daß die Truppenkörper aus den weiteren FriedenSfland gesetzt werde». Diese Nediicirungcil finden zunächst aus Antrag deS ReickS-Finanz- ministers statt, welcher sich bei seiner letzten JnspectionSieile >m Vereine mit den militairischen und civilen LandeS-EhesS die Ucberzcuqung verschafft habe, daß sich die Verhältnisse in den occupirte» Ländern, was die Stimmung der Bevölkerung niibclangt, entschieden günstiger gestaltet haben. Diese Aenderling der Verhältnisse sei hauptsächlich dadurch herbei- gesnhrt worben, daß man berechtigten Beschwerden der Be völkerung rasch Rechnung getragen und anerkannte Uebelstände beseitigt hat. Hierzu kam »och. daß an den Grenze» gegen Montenegro »nttierweile eine Reihe von Befestigung«- und Schutzbaulen vollendet wurde». Der Umstand, daß sür BesestigungSbauten im kommende» Jabre bedeutend weniger Ausgabe» iiolhwendig sind, vermindere da» Ersorderniß für den OccnpationS-Crcdil, so daß dieses im Ganzen um fast eine Million niedriger ist alS daS vorjährige. * Man schreibt der „Politischen Corrcspontenz" ossteiöS au« St. Petersburg, 25. September: Der plötzliche Umschwung, der in Bulgarien eingelreten ist, bat in den poliliiche» sowie in den diploniolischrn Kreise» Rußland« eine iiese Uederraichung derdorgernscii. Mn» war aus ein solche« Ereigniß »m so weniger gcsaßi. als die FinellM.tt dcr Erklärungen, welche Fürst Alexander in seinem Maustest vom AI August abgab, et» so rasche« Te;aveu dertelden nichl erwarte» ließ. Der Fürst hat durch lein Vorgehen seine eigene politisch« Action zerstört und wird kaum de» Bestall derjenigen Mächte finden, di» seine Absichten ernst genommen »rd leinen Beschlüsse» zugestimint halte». Da« neue Manifest de- Fürsten, vom 8. September, wird hier al« ein Bcrlucki ai^esehen seine Popularität zu befestige». Mau zweifelt hier an dem Erfolge seiner Bestrebungen, indem man her- vordebt. Fürst Alexander begebe den offenbnren Jrrthuin, seine Um gebung sür die Vertreter dr« bulgarischen Volke« zu nehmen. Dieser Stand drr Linoc läßt Len Eintritt ernster Verwickelungen im Fürften- thume besorgen. In Voraussicht solcher Eventualitäten hat die russisch- Regierung Herrn Jonin, den sie behuf« Herstellung eines
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