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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-10
- Tag1883-10-10
- Monat1883-10
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nktartiou und Lr-rdttisn JohanneSgasse 33. Ayrrchkull-kn Ser NrSactio« Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. >'Ur dt« Ritck,»di cui,r>a»ki«r VI»m>!cri»te »ach! sich »O Art«Nt«» »ich! »rr»l»«!>ch. Nn«a»»e »er für sie «Sqfts»>ae»dr Nummer trfttmmten Jttterate au Wachrntageu dt« 3 Uhr Nachmittag», au La»»-»»» Festtagen früh »is '/.»Uhr 3» Len Filialen für 3»s.-A«uahmr Ott, itle««, UniversitätSstraße 21. Laut» Lischt, Kathattnenstraße IS. p. »ur bi»'/,3 Ahr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Metz» Auslage LS^ttßo/ Lbonannrntspreis Viertels. 4'/, Mt. iucl. Brnwerloha S Mk„ durch die Post bezogen 6 Mk. gede einzelne Nummer 2V Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» Ohne Postbeförderuug 39 Ml. «tt Poftdesörderung 48 Mt. Inserate ügespaltrnr Petitzeile t0 Pf. Größere Schriften laut unserem PretS- verzeichniß. Tabellattscher u.giffernsatz nach höher« Larif. Ueclamea unter dem keLartio»,strich die Epaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet« an die ExpeSltiO« zu fenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praet>«w«rav6o oder durch Post« uachuahme. « 283. Mittwoch dm 10. Oktober 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Gemäß der Kirchenvorstandsordnung hat demnächst dir Hälfte der Mitglieder de» KirchenvorstandeS von St. Lho«ü auszuscheiden und eine Ergänzung-Wahl durch die Kirchen- gemeind« stattzufinden. Stimmberechligt zu dieser Wahl sind alle selbstständigen Männer evangelisch-luthrrischen Bekenntnisse-, welche da» 25. Lebensjahr erfüllt haben, verheirathet oder nicht, mit Au-uahme solcher, die durch Berachkung de- Wortes Gotte» oder uuehrbaren Lebenswandel öffentliches, durch nachhaltige Besserung nickt wieder gehobenes Aergrrniß gegeben haben, deS Stimmrecht« bei kirchlichen Wablen wegen Bersäumniß der kirchlichen Trauung, oder der Taufe ihrer Kinder verlustig geworden, oder von dem Stimmrecht der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind. Wer von seinem Stimmrechte Gebrauch macken will, hat aber vor Allem sick anzumelden. Solche Anmeldungen können ebensowohl schriftlich als «ündlich gemacht werden. Die persönlichen Anmeldungen zu der bevorstehenden Er- gänzungrwahl werden von Donnerstag. den 11 Oktober bi- Sonnabead, de» 43. Octover, Vormittags von 10—1 Uhr, in der Saeristei der Thomaskirche angenommen. Schriftliche Anmeldungen, bei welchen genau anzugeben ist: 1) Bor- und Zuname, 2) Stand. Gewerbe rc., 3) Ge burtstag und Jahr, 4) Wohnung, werden vom 11. Oktober bis 13. October zu jeder Tagesstunde (am 13. jedoch nur bis 1 Uhr Nachmittags in der Kirchenexpedition, ThomaS- kirchhof 23» angenommen. Noch bemerken wir. daß zur ThomaSkirche folgende Straßen und Plätze der Stadt emgrpsarrt sind: Alexanderstraße, Alter AmtShof. Beethovenstraße. DiSmarck- straße. Kleine Burggasse, Burgstraße, Centralstraße. Co- lcnnadenstraße, Davidstraße, Dorotheenstrnße. Elsterstraße, ErdmaunSftraße. Ferdinand Rbodestraße, Gottschedstraße, Grassistraße, Harkortstraße. Härtelstraße, Hauptmann- straße. Hillcrstraße, JablonowSkvstraße, Johannapark, Klostergafle. König-vlatz, Kramerslraßc, Kurprinzstraße, LeplayNcaßc, Markt (Süd» und Westseite, letztere von der PeterSstraße bis zum Barsußgäßchrn), Marschnerstraße, MendelSsohnstraße, Moritzstraßc, MoscheleSstraße. Mozart straße, Mühlgasse, Münzgasse, Obstmarkt, Orserstraße, PeterSkirchhof, PetcrSstrinweg. PeterSstraße, Plagwitzer Straße. An der Pleiße, Pleißenburg. Plcißcnstraße. Preußer- gäßchen, Promcnadenstraße, Roßblätz (vom KönigSplatz bis zur Ulrichsgasse), Rudolphstraße. Sck'illerstraße, Schloßgasse, Schrebergäßchen, Schreberstraße. Schulstraße. Sebastian Bach- Straße. Seitenstraße. Simsonstraße, Sporerqäßchen, Stern- wartenstraße, Thomasgäßcheu, Thomas,uSstraße (südlicher Theil, von der Oeser- bi» zur PoniatowSkystraße), TbomaS- kirchhof, Turnerstroße. Ulrichs gaffe, Weststraße. Wiesenstraße. Wilhelm Seyfferth-Straße, Windmüblengasse. Windmühlen straße (vom Königsplatz bis zur Turner- und Emilienstraße), Zimmerstraßc. Wir fordern hiermit die evangelisch-lutherischen Einwohner der bezeichnten Stadttbeile aus, sick innerhalb der genannten Frist und spätesten- bi- mit dem 13. October an melden zu wollen und ersuchen dieselben um zahlreiche Aus übung diese» für die Selbstverwaltung der evangelisch-luthe rischen Kirchengemeinde hochwichtigen Rechtes. Leipzig, b. October 1883. Der Kirchenvorstand zu St. Thomä. vr. F. W. Valentiner. Auktion. Kreit»«, den 13 vetaber 1883, 11 N-r vormittag» solle» i» Neuschönefeld b, Leipzig auf dem vis L vis vom Häßler »»d Bomuitz'scheu Holzdofe gelegenen Lagerplatze Schuldner» -- Etülk eiserne Träger verschiedener Größe und Stärke, < Etnck Etsenbahnschtenen, ca. 20V0 Stück Mosalkfteine und 1 «Iter »erschließbarer Sisenbahnwagen ohne Räder öffentlich a» den Meistbietende» gegen sofortige Baarzahlung ver- steigert werden. Leipzig, de» «. Oktober 1883. Thierbnch» Gerichtovollzieher. Ntchtamüicher Theil. alten ottomanischcn Reiches entstanden sind. Welcher Art die Borschläge der Türkei auch gewesen sein mögen, Deutschland mußte mit einer Abweisung antworten; da» geschah nicht allein wegen der UnauSsührbärkeit derselben oder weil die türkische Armee zu einem Angriffskriege nicht zu ver« werthen ist. sondern der eigentliche Grund der Abweisung ist ein ganz anderer und tiefer liegender. Deutschland unler- Uitzt die Eroberungspolitik Oesterreich-Ungarn« im Orient; wenn e» zu einem striege kommt, so wird die Türkei in erster Linie die Unkosten zu tragen haben. Die Okkupation Bosniens und der Herzegowina, die in demselben Augenblick erfolgte, als der Berliner Congreß tagte, um angeblich die Türkei schadlos zu halten, sollte wohl geeignet sei», den Türken über die wahren Absichten Europa- die Augen zu öffnen. Nach Bosnien und der Herzegowina mußte die Türkei ohne Kamps Chpcrn, Tunis und Egypten abtreten. Gegenwärtig handelt es sich um Albanien und Makedonien mit dem Hafen von Salonichi. I» Oesterreich spricht man allgemein davon, daß die Erwerbung der beiden letzteren nur mebr eine Zeitfrage sei. Der englische Botschafter Lord Tuffcrin ist in Konstantinopel eingelroffen, »in Unterhandlungen wegen der Abtretung Syriens und Mesopotamiens eilizuleiten. Dieselben europäischen Mächte, an welche sich gegenwärtig die Türkei mit dem Anträge, ein Bündniß abzuschlicßci,. wendet, forderten Rußland vor nicht langer Zeit auf, Armenien zu nehmen. Die Londoner ministeriellen Blätter haben iin verflossenen Frühjahr Armenien Rußland förmlich anqeboten und dieses Anerbieten hat man auch in Berlin und Wien wiederholt." „Nach diesen viele» Enttäuschungen, welche die Türkei be züglich ihrer westlichen Freunde erfahren", fährt die „Nowoje Wremja" fort, „könnte r- für sie wohl Zeit sein, endlich zur Besinnung zu gelangen. Sie sollte zur Erkenntnis kommen, daß e» für sie vortheilhaster ist, sich den Balkan- siirstenthümern und Rußland zu nähern, daS wohl zuweilen rauh ausgetreten ist, aber stets ehrlich und offcy gehandelt bat. Gegenwärtig, wo die Bedingungen deS diplomatischen Kampfes sich derartig gestaltet haben, baß jeder Staat er forderlichenfalls mit mehreren Gegnern zn rechnen hätte, ge wänne für un« eine Annäherung an die Türkei eine prak tische Bedeutung. Wir fordern von der Türkei keine Hilfs truppen. sondern können im Gegentheil ihr bei der Berthci- digung ihres Besitzstände? Beistand leisten. Selbst wenn da« mitteleuropäische Bündniß keine AngriffSzwecke verfolgen würde, so wirkt doch die Coucentrirung aller Kräfte in Mitteleuropa aus den Gang der politischen Angelegenheiten zum N^chlhelle der einen oder ander«! Macht, die an dem Bündnisse nicht Theil nimmt. Diese Wirkung ist bereit» in den bekannten Ereignissen auf der Balkanhalbinscl hervorgctreten, weshalb die Bermuthung nicht ausgeschlossen ist. daß die türkische Negierung vielleicht schon im nächsten Frühling die öster reichischen Gäste am Aegäischen Meere zu erwarten bal. Ruß land allein bedarf keiner Gebietserweiterung ans Kosten der Türkei; wir wünschen nur eine freie Straße auü dem Schwarzen in das Mittelländische Meer. In früherer Zeit begriffen die leitenden Politiker in Konstanlinopel den Bor theil einer Verständigung mit Rußland. Dieses wird sich aber jedenfalls, ob früher oder später, mit oder gegen de» Willen der türkischen Regierung, eine Garantie schaffen müssen, daß die Dardanellen und der Bosporus den Schissen unS feindlicher Mächte nicht zugänglich sein dürfen. DaS muß die türkische Regierung begreifen, wenn sie ihre Politik mit den Bedingungen der russischen in Einklang bringen, die Unterstützung Rußland« sich erwerben, für viele Jahre den Frieden und sich selbst die Unverletzlichkeit ihre- Besitz standes sichern will." Au« diesen Aeußerungen der „Nowoje Wremja" gehen nicht allein ganz deutlich die Absichten und Pläne Nußland- hervor, sondern e« wird auch Manche« erklärlich, waS sich bezüglich einer Annäherung Rußland« an die Türkei in letzterer Zeit noch in ei» Halbdunkel hüllte. UeberdieS kann man auch auS den hier angeführten Betrachtungen deS russischen Blatte- die Uebcrzrugung schöpfen, daß man in Petersburg den jüngst zu Unaunsten Rußland» erfolgten Umschwung auf der Balkanyalbinsel, zumal in Bulgarien, durchaus nicht unterschätzt. Auch da» Geständniß. daß da» mitteleuropäische Bündniß, mindestens vorläufig, den Plänen Rußlands Still stand gebietet, ist auS den Aeußerungen de» russischen Blatte» leicht herauSzulesen. Und da» scheint un- immerhin ein Erfolg der mitteleuropäischen Friedenspolitik, — wie sie Fürst BiSmarck mit eiserner Eonsequenz verfolgt. Leipzig, 10. October 1883. Die Misfion Mukhtar pascha's. Die russischen Blätter lassen eS sich nicht nehmen, daß Mukhtar Pascha mit seiner Mission in Deutschland und Oesterreich durchgesallen sei, welche Staaten ein Bündniß mit der Türkei schon auS dem Grunde ablchnen müßten, weil ihre inneren Verhältnisse so zerrüttet feien, daß der Werth eine» solchen Bündnisses ein völlig illusorischer sein würde. Diese Ansicht vertritt zumal die „Nowoje Wremja", welche zuerst über die „Mission" Mukhtar Pascha'S angeblich auS „zuverlässiger" Quelle geschöpfte „Enthüllungen" brachte, die auch in den anderen Petersburger Blättern die Runde machten. In einem soeben erschienenen Artikel bemüht sich da« russische Blatt, der erwähnten Angelegenheit noch tiefer auf den Grund zu gehen und gelangt so zu allerlei Fragen und Schlüssen, die nicht ohne allgemeine» Interesse sind. „Bor Allem wäre eS von Wichtigkeit, zu erfahren", heißt e». „welche Vorschläge Mukhtar Pascha in Friedrichsruhe gemacht habe. In dieser Hinsicht lassen sich bis jetzt nur Bermuthungen anstellen. Die türkische Negierung verlangt wohl jedenfalls Garantien für ihren gegenwärtigen Besitz stand m Europa und Asien. ES dürfte der Pforte wohl kaum eingefallen sein, an die Wiedererlangung ihrer ver lorenen Gebiete zu denken, die in administrativer Beziehung für sie früher doch nur eine Last waren. Mit den Territorial« Besitzungen verlor jedoch die Pforte auch verschiedene Ein küast« und dieser Verlust ist für sic bei dem fortwährenden Geldmangel ein überaus empfindlicher. Wahrscheinlich hat Mukhtar Pascha in der einen oder anderen Form Deutschland um «ne Geldunterstützung ersucht. E« wäre der Psortr sehr angenehm, von ihren lässigen Vasallen pünktlich den Tribut »u erhalte» und auch die Staatsschuld der Türkei, falls e» anginge, auf die Donau» und Balkan-Fürsten« * Mau schreibt un« aus Berlin vom Montag: „Wie verlautet, soll Herr von Puttkamer Ende dieser Woche nach FriedrichSruh abreisen und soll Fürst BiSmarck alsdann den Termin für die Einberufung des Land» tag« sestsetze». Der Gesundheitszustand deS Reichskanzler» ist, hierher gelangten Nachrichten zufolge, durchaus befriedigend, und widmet der Fürst täglich sechs bis acht Stunden den StaatSgeschüsten. Gras Herben BiSmarck und der Schwieger sohn de» Kanzler» Gras Kuno Ranhau weilen in der Nähe de« Fürsten. Am Freirag war Muklhar Pascha Gazhi. der außerordentliche türkische Botschafter, welcher bekanntlich der Kaiserin den vom Sultan ihr verliehenen Orden überbracht batte, zu Gaste bei dem Reichskanzler in FriedrichSruh. Der Pascha dinirte beim Fürsten und übcrnachtele aus dessen Landsitz. Er ist von der Liebenswürdigkeit de« Fürsten BiS marck ganz entzückt und deS Lobe» voll über die ihm ge wordene vorzügliche Aufnahme. — In unsere« auSwärtigcn Amte geht e» im klebrigen jetzt ziemlich still zu; auch Gras Hatz» seldt ist beurlaubt und von Berlin abwesend, di« Geschäfte werden von dem UnterstaatSlecretair vr. Busch und Geh. LegationSrath v. BojanowSki versehen, viel wird >etzl be- sonders in der handelspolitischen Abtheilung deS Auswärtigen Amt« gearbeitet, in welche dieser Tage wieder von Neuem zwei Vortragende Rathe beruse» worben sind, die Herren vr. Gerlick und Schöll, welche bisher als Consuln in St Loui» und Montevideo fungirt haben. — Mit besonderer Aufmerk samkeit werten ,n diesigen politischen Kreisen die aus Bul garien kommenden Mittbrilungen verfolgt. Au- Allen gebt klar hervor, vaß der russische StaatSralb Jonin eine ziemlich zweideutige Rolle spielt und sich keine-weg« daraus beschränkt, objektiver Beobachter zu bleiben und seiner Regierung Bericht zu erstatten. Herr Ionin ist offenkundig bestrebt, dem Fürsten Alexander und dem neuen Cabinet nach Möglichkeit Schwierig keiten zu bereiten, nicht nur die Oppositionspartei zu ermuthigeu. thümer zu verthrilen. die aus den Trümmern des I sondern durch möglichst viele Elemente zu verstärken, um schließlich die srüheren Zustände wieder herbeizuführen, dem russischen Einfluß wieder die Herrschaft zu verschaffen. Emst- weilen freilich drobt keine Gefahr, da der Fürst die Absicht merkt und auf feiner Hut ist. Bor Allem wird von der neuen Regierung eine Verminderung veö MilitairbudgetS angestrebt, bczw. zunächst die Verminderung de- siebenden Heere», da Bulgarien keine internationale Rolle zu spielen gewillt ist. Der Fürst erfreut sich vorläufig deS Beifall- der Majorität der Kammer, und hoffentlich wird eS Herrn Jonm nickt sobald gelingen, eine größere Gruppe für sich zu ge winnen. In Berlin stehen dem Fürsten die Sympathien maßgebender Kreise zur Seite und ans indirektem Wege wird er crniuthigt, aus ver betretenen Balm auSzuharren. E» ist daher erklärlich, daß auch die Mittheilung Glauben findet, daß neuerdings eine Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm und dem Kaiser von Rußland geplant gewesen, aber durch Fürst BiSmarck selbst hintertrieben worden sei. Doch bin ich in der Lage. auS aulbentiscber Quelle diese Nachricht als völlig unbegründet zu bezeichnen." * Während der letzten Anwesenheit de« Chef- der Admi ralität. GeneralticutenaiitS v. Capri vi. in Kiel fand unter seinem Vorsitz eine Conferen; der Contre-Avmirale LivoniuS. Knorr, Gras MontS, v. Wickede und v. Blanc statt, in welcher die bei einer etwaigen schleunigen Mobilmachung der gesammlen deutschen Kriegsflotte zu treffenden Maßregeln bcrathcn wurden. ES galt, die nötyigen Bestimmungen zu treffen, damit alle zum Auslaufen bestimmten Kriegsschiffe m gleicher Frist wie daS Landbeer, also in etwa acht Tagen, vollständig kriegSgerüstet in See lausen könnten. In den großen Arsenalen ver Flotte zu Kiel und Wilhelmshaven hat jede« zum activen Dienst bestimmte Kriegsschiff sein eigenes Magazin, in dem Alle», was zu seiner See-AuSrüstung noth- wendig, vom größten Geschütz bi- zum Epuckuaps i» der OssicierScajüte, vom Torpedo bi» zum Kochlöffel in der Mannschaftsküche, in bester Beschaffenheit vollständig geordnet und numerirt aufbewahrt wird. So kann jede« Kriegsschiff, wenn der Befehl dazu kommt, binneo drei bi» vier Tagen armirt, mit Munition versehen, ausgrtakelt «tv zu« Auslaufen bereit gemacht werden. Auch Officiere und Nnterofstciere sind binnen wenigen Tagen für die Mobilmachung de» «rGßten TheilcS derKriegSschtsie berlinzuziehen. Schwierigerund th«l»«ise unmög lich ist aber die Einberufung der gesammten Flottenbemannung in gleich kurzer Frist. Ei» großer Tbeil der nach 2»/« jähriger Dienstzeit entlassenen Reservisten und dann viele Officiere und Mannschaften der Seewehr fahren al« Eapitaine, Steuer leute und Matrosen der Kauffahrteischiffe aus allen Meeren der Erde umher, und diese kann man ganz unmöglich in kurzer Zeit zum Dienst hcrbeiziehen. Durch Einstellung der seegewotuite» Arbeiter der Werften und Arsenale, wie durch srciivillige Anwerbung unbeschäftigter Kaussahrteimatrvsen kam, man aber immerbin binnen wenigen Tagen einen großen Theil der fehlenden Matrosen wenigstens nothdürstig er gänzen. und keine Flotte der Welt dürste schneller mobllisirt werden als jetzt die deutsche. * Tie commissarischen Verhandlungen über die Rhein- corrcction scheinen rasch und glatt verlaufen zu sein, wie auS dem von Herrn Vr. TbileniuS vorgeschlagene» An träge. welcher auch angenommen wurde, hervorgeht. Dieser Antrag lautet: Die Beriammlung tritt mit den von den Herren Commissaren in Aussicht gestellten Modifikationen den in Bibcrich im October 1880 geiabte» Beschlüssen bei". Die Modifikationen betreffen den Artikel 3 deS StaatSvertrageS zwilchen Preußen and Hessen, welchem eine bestimmtere Fassung gegeben werden soll, wonach der Wasser- spiegel deS RheincS und die Ausnahmesähigkeit desselben nicht ver- mindert >»erden darf. Bekanntlich waren über den Zustand des Rheines im Rheingau namentlich auch im Interesse des Wein baues lebhafte Klagen auch beim Reichstage geführt. Aus Auf forderung de» Letzteren hat der Reichskanzler >» Ausübung deS dem Reich zuskehenden Aufsichttrechtes im Herbst 1880 eine Commission, bestehend auS Vertretern de« Reichs und der Rheinuser- staole», berufen, um unter Zuziehung her Bethciligten die Beschwerden zu prüfen. Nach dem Berichte der Reichscomiiitssioii ivarcn nicht unerhebliche Aenderungen der bestehenden Siromanlage» erforderlich, um begrünoeten Beschwerden der Uferbewohner gerecht zu werde». Die betreffenden Borschläge wurde» von de» betheitigten Regierungen augcaommea, die Regulirungspläne ousgearbeitet und auch über die Brrtheituug der Kosten eine Verständigung erzielt. Vielfachen wünsche, nachaebend. hat sich die RelchSregiernng entschlossen, eh» an die praktische Durchführung de» werket gegaage» wird, die oben erwähnte Lommisfio, nochmal» an Ott und Stelle gnjammc». treten zu lasse«, und e» steht z» hoffe», daß eine bakdlge allseitig besriedigead« Lösu»g erzielt wird. * Der „Deutsche Reich-anzeiger" meldet: „Die Berichte der öffentlichen Blätter über di« Einweihung des National-DenkmalS auf dem Niederwalde lassen die Erwähnung einer Thatsache vermissen, welche Bielen zur Freude und Genugthuung gereichen wird. ES ist bekannt, daß der Erbauer deS in ungewöhnlichen Dimensionen gehal tenen Denkmals bei den Voranschlägen den erforderlichen Aufwand unterschätzt hat. so daß die ihm contractlicd zugc- sicherte Vergütung kaum hingereicht haben würde, um den Künstler vor unmittelbarem Schaden zu bewahre». Im Hinblick hieraus und in Würdigung der Größe und Bedeu tung de« Meisterwerk» hat Se. Majestät der Kaiser dem Professor vr. Johanne» Schilling in Dresden, neben der demselben verliehenen OrvenSaüSzeichnung. eine besondere Anerkennung in Gestalt einer Ehrengabe von 30,000 ^>k znz«w«nden und hiervon den Künstler am Tage der Einweihung de» Denkmal» durch ein sehr huldreiche» Allerhöchste« Handschreiben »n Kenntniß zu setzen geruht." — Dieser Act kaiserlicher Munificenz ist bereit» gestern kurz telegraphisch gemeldet worden. * Die badischen Wahlen haben bekanntlich den Con» servativen und den Ultramontanen eine schwere Nieder lage beigebracht. Letztere haben mindesten» 4, erste« 2 Sitze verloren (sie besaßen deren überhaupt nur 8. die conservative „Fraktion" besteht sonach jetzt a»S l Mitglieds. Man durste gespannt sein, wa« die Gesinnungsgenossen m Norddeutschland zu Viesen Niederlagen sagen würde», wenn sie einmal Zeit gesunden, von dem Verlust der Rationalliberalen im Bennigsen'schen Wahlkreis den Blick aus die Schicksale ihrer eigenen Partei zu lenken. Die .Kreiszeitung" findet endlich Worte über die badischen Wahlen. Sie kommt zu dem Re sultat. daß der Liberalismus unter den herrschenden günstigen Umständen eigentlich ganz andere Eroberungen hätte machen müssen. Daß er e» nur aus 4 neue Mandate gebracht hat, beweise am besten, wie wenig innere Lebenskraft hinter dem Aufschwung von 1883 stecke. Leichtfertiger kann man sich doch wirklich nicht trösten. Di« ultramontane Presse, für deren Partei die badischen Wahlen eine besonder» eindring liche Mahnung sein sollten, daß da« katholische Volk der klerikalen Hetzerei müde wird, hat bi» jetzt kaum ein Wort über daS Ercigniß gefunden. * In dem badischen Wahlkreis« St. Blasien haben am Sonnabend die Liberalen gesiegt und damit dm Ultramon tanen ein weiteres Mandat entrissen. Ucbcr da« Gcsammt- resultat der badischen Wahlen schreibt daS amtliche Blatt de» (bekanntlich gemäßigt-liberalen Anschauungen hul digenden) Ministeriums, die „Karl Sr. Zeitung": Die am 4., 5. und 6. d. M. in 30 Wahlbezirken stattgefundenen Erneuerung-Wahlen zur Zweite» Kammer des badischen Landtag- Haben das Lrgebniß gehabt, daß sich unter dm 31 neugewähltr» Abgeordneten LO befinden, welch« der nationalen und liberalen Partei angehören, 7, welche auf das Programm der katholische» Volkspartei, und 4, die von der demokratischen Pattei gewählt sind. Bon den ausgetretenen Lammermitgliedrrn hatten 17 der nationalen und liberalen, 11 der katholischen Bolkspartei. 2 der coitservattvcn und 8 der demokratischen Partei angchört. Bei den Neuwahlen ho» die katholische Bolkspartei 4 und die rou- servative Partei 2 Wahlbezirke an die nationale und liberale Pattei verloren, die demokratische dieser Pattei 2 Wahlbezirke abgewonnen. Bekanntlich steht noch die LrneuerungSwahl un 52. Wahlbezirk (Be zirksämter Ederbach und Buchen) auS, weil dort in einer Gemeind« die Wählmännerwahl für ungiltig erklärt worden ist und deshalb zunächst erneuert werde« muß. Ferner ist eine Ersatzwahl im 2. Wahlbezirk (Bezirksamt Meßkirch und Gemeinden des Bezirksamt» Stockach) vorzunchmen, dessen bisheriger Vertreter sein Mandat nieder- gelegt hat. DaS Ergebniß der Wahl entspricht im Ganzen den Erwar- tuiigm, welche nach dem Ausfälle der Wahlmäunerwahlen gehegt wurde». ES hat die schon unmittelbar nach dem 14. September ausgesprochene Wahrnehniung nunmehr eine »me Bestätigung gesunden, daß die gemäßigten Elemente aller Parteien ent schlossen sind, im Einklang mit den von den Organen der öffent lichen Meinung vielfach geäußerten Wünschen, den inneren Fried», dessen sich unser Land erfreut, zu erhalten und dm ans Er- Neuerung von Prlnctpienstreittgkeitcn aus politischem und kirch lichem Gebiet gerichteten Bestrebungen entgegenzutretm. DaS durch die ErneueruugSwahleu geschaffene Stiinmenverhältntß in der der Zweiten Kammer deS Landtag» läßt mit Bestimmtheit hoff», daß e« der Volksvertretung gelingen «erde, im Emveruehmm mit der Großherzoglichrn StaatSregteruug «nd durch sachliche Behand lung der BerathuiigsgegcnstSnde daü Wohl unseres Lande- aus dm verschieden» Gebieten de- StaotSlebenS zu fördern. In diesem Sinne dürfen wir auf die mit den oben erwähnten Ausnahmen nunmehr zum Abschluß gelaugten Wohl» mit aufrichtiger Be friedigung znrückblickru. * Der Delegirtentag de» bayerischen Haadwerl«»* bnnde-, welcher von 74 Delegirtm «aß Verirrter »« 41 Vereinen besucht war, »ahm den Antrag ans GrD werblicher Sr«»» und Vyirl-verbänd« nn «uze» an. Bezüglich de- Anschlusses an den denkst-« Hl bund wurde beschlossen, daß e» den einzelnen I frei stehen solle, beizutreten. Bei Berathung de» Istrtrag«- auf Trennung der Gewerbe von der Handelskammer wurde die Einführung eine» gleichmäßigen WaylmoduS angenommen, durch welchen Handel und Gewerbe in gleicher Mitglieder zahl vertreten sein sollen. Der Antrag, ein Gesuch au da» Staatsministerium zu richten um Gewährung eine» DarlehnS zur Errichtung von BcrkausSläden der Genossenschaft wurde einstimmig angenommen. Gegen da« Projekt der Gründung von OfficierSronsumvcreinen sollen Schritte bei der StaatS- regierung, beim Landtag und beim Reichstag eingeleitet werden. Al- nächster Vorort wurde Regensburg gewählt. * Wie die Czechen gegen die neuerrichteten deutschen Schul» in Holleschowttz und Lieben bei Prag Sturm laufen, wie die Polen fast jeglichen deutschen Unterricht tu Galizien auSgemerzt haben, wie die Slovenen gegen alle deutschen Bildungsanstalten in Krain rücksichtslos Vorgehen, so werden auch die vom Staate und dem Wiener Deutsch» Schulverein in Südtirol errichteten deutschen Schul» den Italienern oder besser gesagt den Jrredeutist» unangenehm. 1879 wurde endlich für die 2000 Deulschen in Trient eine deutsche Staatsschule errichtet; wie sehr dieselbe ein Bedürf- uiß war, gehl auS der Frequenz derselben zur Genüge her vor. Gleich im ersten Jahre ihre« Bestandes (1879/80) zählte die neue Anstalt einschließlich der Zöglinge deS Kindergarten» 260 Schüler und Schülerinnen; diese Zahl vermebrte sich im Schuljahre 1880/8» aus 275, 1881/82 aus 36l. 1882/83 auf 438 Schüler. Mit Beginn deS neuen Schuljahres ist aber die Schülerzahl auf über 500 gestiegen. Achn- lich verhält eö sich mit den am Staat»-Gymnasium in Trient errichteten deutschen Parallel-Claflen. Mit Schreck» sehen die Jtalianissimi, daß die seit Jahrhunderten in Trient unterdrückten Deulschen allmälig wieder zur Gel tung kommen und an Einfluß gewinnen. Der ganze Haß der herrschenden Partei kehrt sich nun gegen die deutsche Staatsschule, weil diese dem deutschen Elemente einen festen Stützpunkt verleiht und der Verwelschung Tausender von deutschen Kindern wirksame Hindernisse bereitet. Im Ge- meinderathe von Trient stellte kürzlich l)r. v. Riccabona einen DringlichkeitSantrag gegen die deutsche StaalövolkSscbule, so wie gegen die deutsche» Parallel-Clafsen am StacilSgymnasinm; der Antrag wurde mit großer Majorität angenommen. Ein Glück nur, daß die frühere Gleichgiltigkeit der Regierung gegenüber der Verwelschung Weiler deutscher Gebiete »n Süd tirol neuerdings ganz erheblich nachgelassen bat. So wird auch der Beschluß der Gemeindevertrelung von Trient irgend welche Nachlheile für die im Aufblühen begriffenen deutschen BüdungSanstallen nicht zur Folge haben. * lieber die Vorbereitungen zur Leichenfeier Turgenjew'S schreibt man der Nat.-Ztg. auö St. Peters burg vom 5. October: Die Beisetzung des russischen NationaldichterSJwa« Turgenjew findet am Dienstag statt Seitens der anordnenden Eominisstvn zur Beerdigung Turgenjew'S ist nun durch die hiesige» Blätter der Weg, den der Trauer,ug zu nedmen Hot. veröffentlicht nwrdeu. Für Jemanden, der die Topographie St. Petersburg» nicht kennt, geht daraus hervor, daß der Zug durch circa 9 Straßen gehen »trd. Für uns Petersburger jedoch sind die meisten dieser Straße», «l» zu den schmutzigsten und schlechtesten gehörend, bekannt. ES liegen daher offenbar Gründe eigener Art vor, daß der Leich« de« be rühmtesten russischen Schriftsteller« der Gegenwatt eine so eigenthünt- lichr Behandlung zu Tderl wird. Die Leiche eine« noch so unbekannten «nd verdienstloien General«, die vom Auslaad« ankommt, wird durch die einzig zur Trauerseierlichkeit passenden Slraßenzüg« überführt, nämlich durch den Jsmoilcnv- uud WouessrnSki-Proipert, di« arvße MorSkoi und Neiv-ki-Proivect. Man sage nicht, daß dieser Weg weiter ist, denn man würde ihn schneller zurücklegen könne» »ns liefe weniger Gefahr, all aus dem grauenhaften Pflaster tu den genannten Schmutzstraßen die Räder des LeichenwageuS zu brechen. Auffallend muß e« erscheinen, daß von der hiesigen Presse Nicht« dagegen verlautet; dir» hat jedoch seinen Grund darin, daß '
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