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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-10
- Tag1883-10-14
- Monat1883-10
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1883
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SIN «ck sieb« sei»« solche» Serfaff»»««lcht befreunde» konnte , Zuflucht zu dem Ministerium Ehristic nahm. * Man schreibt der „Pol. Correspdr." au« Konstan- tiuvvel, 7. Oktober: „Der Widerstand gegen den Panslavismu« tritt, wie aus allen Gebiete» de« Orient«, so auch auf religiösem Gebiete zu Tage. Die Neuwahl de« KathoUko« von Etschmiadzin. de« Chef« der armenischen Religion» welcher bekanntlich in Rußland residirt, hat an den Tag gelegt, daß die Armenier iu der Türkei nicht unter russische Vormundschaft gerathen wollen. Zuvörderst wurden mehrere Einwendungen gegen da« jetzige Reglement der Wahl de« KatholikoS erhoben, da- ursprünglich vom Zar Niro lau« decretirt worden war. Diese Ballogenia hat zu offenbar die Absicht Rußland« verrathen. die armenische Kirche zu keiner Selbstständigkeit kommen zu lasten. Allerding» sind die Einwendungen, die von der hiesigen armenischen Ver sammlung gegen die Ballogenia erhoben wurden, nicht wesentlich. Sie beziehen sich blo» aus zwei Artikel, von denen der ein« die Wahl der Metropoliten von der Sanction de« Zaren abhängig macht, während man dieselbe dem KatholikoS selbst auvertrauen will. Der zweite Artikel verhindert, daß da« von den Mitgliedern de« Moster« hinteelastene vermögen an da» Kloster falle, sondern bestimmt, e« solle den ver wandten und fall« keine vorhanden wären, dem Staate zu fallen. Die hiesige armenische Nationalversammlung sieht auch hierin die Tendenz, da« Kloster von Etschmiadzin nicht zu mächtigem Einflüsse gelangen zu lasten. Noch bedeutsamer al« die Einwendungen gegen die Ballogenia ist der Geist, der unter den hiesigen Armeniern in Bezug a>ff die Wahl de« Eandidaten für den Posten de« KatholikoS selbst herrscht. Dieser Geist ist ganz anti-russisch, denn e« werden «ur Namen solcher Bischöfe als Eandidaten genannt» die al« gegen Ruß land gesinnt bekannt sind." * Da« großartige Resultat de« deutschen Samm lungen für Ischia wird in ganz Italien bewundernd und dankbar anerkannt. Die Blätter können sich rum Theil nicht enthalte», auf den Unterschied in der Manifestation der Wohlthätigkcit in Deutschland und in Frankreich hinzuweisen, die dort eme stille und selbstlose, hier eine etwa« geräusch volle und selbstgefällige gewesen ist. „Dir möchten", sagt der „Capitan Fracafla", au« Anlaß der erfolgten Ucbergave der dritten Rate von 200,000 ^ von Seiten de« kronprinz- lichen ConulöS, „eine Wohlthätigkeit, die mit so wenig Ge räusch, mit so spärlicher Veröffentlichung von Namen, mit einem so eingeschränkten Apparat geübt wird, „die schweigende Liebe" nennen. Hier trifft wirklich da« Bibelwort zu von der einen Hand, welche nicht weiß, wa« die andere thut. Daß man vermag, diese« erhabene Ideal der urchrifilichrn Liebe zu verwirklichen, wo Tausende von Personen haben Mitwirken müssen, und während Alle« dazu aufforderte, sich vor Gott und den Menschen au» der That ein Verdienst zu machen, ist wirklich einn eue« und außergewöhnliche» Ereigmß. Mag man e« dem nordischen Temperament oder jenem be- wundernswerthen Organismus, der selbst dem Ueberwaven de« Herzens zu gebieten weiß, mag man e« der mehr oder weuiger überlegten Absicht zugescheieden haben, ein Gegenbild zu der übermäßig pomphaften, geräuschvollen, von allerlei Zwischenfällen begleiteten Manifestation der französischen Hauptstadt zu liefern — so bleibt die Thatsache immer eine schöne und bedeutsame. Zur Ehre de« Menschengeschlecht muß davon Act genommen werden." * An demselben Tage» an welchem in den Hallen des PeterSdomeS zu Rom oei verschlossenen Thüren eine große klerikale Kundgebung stattsand, ging aus dem Capitol ein patriotischer und nationaler Act: die feierliche Prämiirung der au« der Wettprllsung als Sieger hervorgegangenen italienischen Abiturienten, vor sich. Während in der Kirche ein dom Alter gebeugter verehrter Grei» in glänzendem Ornate vor einer vieltausendköpfigen, theil« devoten, theil« schaulustigen Menge voll Wehmuth nach der Wiederkehr de« vergangenen rief und entrüstet den Geist der Gegenwart verdammte, redete auf dem Capitol ein anderer, gleichfalls i« hohem Alter stehender, ehrwürdiger Veteran im schwarzen Xo« zu den Vertretern aller Stände der freien Nanon und richtete an die hoffnungsvollen Jünglinge Worte der stolzen Befriedigung Uber den neuen wissenschaftlichen, patriotischen und freiheitlichen Geist, und de« Vertrauen» in eine menschenwürdige, den Idealen geweihte Zukunft. Dem allverehrten Senator und Professor Terenzio Mamiani war durch den UnterrichtS- miuister der Vorsitz in der Prüfungskommission und damit auch die Ausgabe, die Ansprache an die Prämürten zu halten, übertragen worden. Dieselbe war ein oratorische» Meister stück und verdiente mitgetheilt zu werden. Aus Rücksicht auf den Raum erwähnen wir nur einen interessanten Passus, in welchem der Veteran der italienischen Literatur Deutschlands gedachte. .Als ich. o theuerste Jünglinge", sagte er, .zum Exil verurtheilt, lange Jahre jenseit der Alpen lebte, habe ich auch die furchtbare Wahrheit erfahren, daß da« Ansehen und da« Schicksal der Sprachen nicht so sehr von ihrem inneren Werthe wie von der Größe. Macht und Autorität der Nationen, welche sie sprechen und schreiben, abhängen, und daß sie weder so trefflich noch so weit auf den Flügeln der Kunst und deS Genius wie aus denen de» Siege« fliegen, wie denn z. B. heute die deutsche Sprache ihre Ausbreitung und Einbürgerung viel weniger dem Ruhme Goethe'« und Schiller'» al« dem Schwerte Wilhelm'« und seine« triumphi- renden Heere« verdankt. Lernet also, theuerste Jünglinge, vor Allem redliche, starke, hochherzige Bürger eine» Vater landes zu werden, dessen Name und Geschichte mit der Ge schichte der menschlichen Civilisation selber zusammenfällt, und dann bemühet euch, mit goldener Feder so zu schreiben" u. s. w. Man wundert sich nicht, daß der einzige der lebenden Schriftsteller Italiens, weicher noch als Mann der Freundschaft und der Lehren Manzoni'S, d'Azegliv'S, Botta'». Colletta'S, Giordani's, Monti'S, Gioberti'S. Leopardi'S, Giusti's, Niccolini'S genossen hat, eine treffliche Rede an die Concurrenten in einer Literaturarbeit hat richten können. Aber man darf eS wohl als etwa« Außerordentliche« be zeichnen, daß der 80jährige Gelehrte einen Apostel der Sprache und Cnltur im — Schwerte erkennt. * Zur Frage der nordsavoyischen Neutralität finden sich Kundgebungen sowohl im Berner „Bund", al« im Pariser „TempS". Da» den schweizerischen Standpunct vertretende Blatt hat Veranlassung genommen, „an competentester Quelle" Informationen über den wahren Sachverhalt in dieser, wie ihm scheint, zu sehr aufgebauschten Angelegenheit zu schöpfen. Wie der „Bund" hört, kann im Ernst« keine Rede davon sein. vaß in dem durch Verträge neutralisirten Nordsavoyen wirkliche Verletzungen dieser Neu tralität durch Trnppenmanöver vorgekommen sind, und es wäre demgemäß, wa» diese Seite der Frage betrifft, für die Schweiz durchaus keine Veranlassung vorhanden, bei der französischen Regierung oder deren Organen irgend welchen Protest zu erheben. Immerhin habe e« der Bunde«. rath für «»gezeigt erachtet, sich in dieser delicatrn Frage völlige Klarheit zu verschaffen, und er Hab« deshalb tue Herren Oberst Lochmann, Waffenchef de« Genie, und Oberst divisionair Pfyffer, Chef de» eidgenössischen Generalstabs bureau», abgeordnet, um sich an Ort und Stelle von dem wahren Stand der Thatsachen zu vergewissern. DaS Resultat de« Mission der aenannten Militair« sei nun, daß an dem etwa anderthalb Stunden südlich der Genfer Grenze ge legenen Mont Buache ein auf die Höhe de« Berge« führen de« Straßenprofil durch da- Gestrüpp mit Pfählen auSaesteckt wurde. Man schließt hieraus, daß von Seiten Frankreich« beabsichtigt werde, dort eine Militairstraße anzulegen und auf diesem Höhenzug ein Fort zu erstellen. Ob diese Muth- maßung richtig ist, muß für einmal dahingestellt bleiben. Nach Kenutnlßnahme de» hier kurz angedeoteten Expertenberichte» Hab« da« eidgenössische Miiitairdepartement Anträge an da« politische Departement sormulirt, welche dem vernehmen »ach im Wesentlichen dahin lauten, von Frankreich über die Bedeutung der auf genaunte» Gebirge beabsichtigten Forti. Nationen Auskunft zu verlangen. „Wir hoffe» — bemerkt der Berner .Bund" zu vorstehenden Mittdeilungen, — daß unser mächtiger Nachbarstaat ,a der Lag« sein werde, die sreundliwe Anfrage der schweizerischen Bundesregierung zur Zufriedenheit beider Theile zu erledigen. Jedeiisall« wird, wir wir glauben, daran« kein ernstliche« Zerwürfnis erwachsen, und e« scheint un«, daß die patriotische Aengstlichkeit, welche in einem Theile der schweizerischen Presse zum Ausdruck gelangt ist, den Ausländern keinen Grund biete« sollte, sich allzu stark um die eigensten guter« essen der schweizerischen Eidgenossenschaft zu bekümmern". vom französischen Standpunkte au« beleuchtet der „Temps" den Incidenzfall in einer längeren Besprechung, in der e» u. A. heißt: .... LS wäre also diese Reutralität ei» der Schweiz zugestan- deue» Recht und ganz einfach eine von Europa Sardinien und damit Frankreich al» dem Rechtsnachfolger Sardinien« auserlegtr Ber- pflichtnng. Au« einem unanfechtbaren Dokument schweizerischen Ursprungs geht hervor, daß die« ein Jrrthum ist und daß, welches auch da- Interesse von Gens an der Lusrechterhaltung der Zone sein kSune, die Neutralisation im Geiste der Unterhändler vo» 1815 eine dem Könige von Sardinien ausoctroyirte Garantie und eine eventuelle Last für die Schweiz war, so stivulirt «egen die Lessioa eine« Territorium«, welche die Genfer vom König Victor Lmanuel l. verlangten. Di« Delegirten von Sens aus dem Wiener Eougrrß, Pictet de Rougemont und Sir Franri« d'Vvernoi«, drückten Lord Lastlereagh den Wunsch au», daß einige Schweizer Gemeinden, Enclaveu in Savoyen, niit dem cantoualea Gebiet vermittelst einer Lession von einigen Quadratmeilen seiten» de» König» von Sardinien verbunden würde». Der englisch« Bevoll mächtigte erwiderte ihnen, daß bei dem eifersüchtigen Kamps der Interessen in Wien Jeder, der etwa» verlange, bereit sei» müsse, den Gegenwerth dafür anzubieten und daß um diesen Preis allein der Wunsch von Bens in Betracht genommen werden könne. Sir Francs d'AvernoiS verfiel nunmehr aus die Reutralisiruag von Faucigny »ad LhablaiS, welche in Anbetracht der Garantien, die «e dem König von Sardinien im Falle eine- Kriege», besonder« »wische« ihm und Frankreich, darbietra würde, die gesuchte Lompeu. satioii bilden könnte für das verlangte Opfer an Territorium. I« folgenden Ausdrücken legte er die Frage in einem am 11. Februar 181ö an die Delegirten der Schweizer Consöderatioo in Wien gerichteten Briefe dar, am sie für diese Kombination zu gewinnen: „Da der Bortheil, sein Land durch die Schweiz verthridigen »u lasten, eia sehr großer für den König vo» Sardinien wäre, so würde e» aatürlich sein, daß dieser Bortheil erkaust würde durch die Lession eines kleinen GedietStheilS von 5 bi« 6000 Seelen, dessen Genf bedarf, um die Parcellen seines Herrschafts gebiete« ia Savoyen mit einander zu verbinden." Diese Depesche ist so klar als möglich. Die Neutralisation wurde erfundeu, um den König von Sardinien zu einer GebieiScesston zu bewege» und nicht im Interesse der Schweiz selbst, für die die« keinen Werth hatte, sondern speciell im Interesse von Gens. Sie hat zum au», schließlich««» Zweck gehabt, dem König einen „Bortheil" zu verschaffen. Da man nun stet» rechtlich die Befugniß hat, aus seine Bortheile zu verzichten, und da andererseits die Verträge von 1860 kurz und ein fach Frankreich in Savoyen dem Könige von Sardinien snbstituirt haben, so folgt hieran», daß am Tage, wo Frankreich glauben würde, auf da» Privilegium, welches der Preis der an Gens cedirtra Dörfer ist, verzichten zu sollen, daß an dem Tage, wo sein Interesse ihm zu sein erscheinen würde, sich selbst in der Zone zu verthridigen, anstatt diese Sorge der Schweizer Consöderation zu überlassen, e« vollkommen frei wäre, dies zu thun. Eine einfache Ratification au die Signatarmächte der Wiener Verträge würde hierzu genügen, tzui fürs »uo utitur, neminem iaeckere eeoeetnr. Dies weiß man auch ersichtlich sehr gut in Bern, und darum zweiselt man, daß der BundeSrath so actio iutervemre, wie zu thun man ihn in Gens auffordert, und selbst daß er zweien seiner Obersten die osficielle Mission ertheiU habe, von der die Blätter geredet. Auf jeden Fall würde die Antwort aus eine Reclamatiou eine sehr einfache sein. * Man schreibt uns aus Paris, den 11. Oktober: „Sobald hier—eS kommt selten genug vor — irgend ein armer Teufel, der da» Unglück (!) hat, ein Deutscher zu sein, in seiner Noth ein Spitzbube, ein Verbrecher zu werden, dann heißt e« gleich in dem Localbericht der Blätter: Schon wieder die Deutschen. Oder: Oh. die Herren Deutschen marschiren Mt. Diese und ähnliche Spitzmarken stehen am Kopse der Berichte, die dann über die Schlechtigkeit der Deutschen berichten. Däß diese letzteren — soweit sie hier leben, und nur von solchen rede ich — trotzdem recht viele von ihnen sich recht kümmerlich durchschlagen müssen, im verhältniß der Verbrecherwelt einen im Verhältniß mindesten» zehnmal geringeren Procentsatz geben, als die Franzosen, aenirt die Herren, die diese mit der Absicht, den deutschen Charakter zu discreditireu, Artikel schreiben, natürlich nicht. So bat dieser Tage die Presse, die sich sonst so wenig mit den Verhältnissen anderer Länder abgiebt, den Fall de« Journalisten Schumann in Rom breitgetreten. Die erste Ueberschrist lautete einfach: Ein deutscher Journalist. Daß aber die deutsche Presse, die deutsche Journalistik erst unter Hundert der ihrigen ein mauvais sujet auszuweisen hat. wo aus diejenige der höflichen Seinestadt mindesten» zwanzig kommen, davon schweigt die illustre Sipp schaft. Ich habe gesagt zwanzig, wo ich ohne Nebertreibung hätte SV sagen können; Venn die bei weitem größte Mehr zahl der Herren, die hier da« große Wort führen, essen au» dem Brodkorbe Anderer, lassen sich Lob oder Tadel be zahlen, was im Grunde nicht eben harmloser ist, als die Schwindeleien de» Herrn Schumann. Für Geld ist in den allermeisten Zeitungen, vom „Figaro" bi« zum „Kleinen Journal", wo jeder für etliche Hundert Franken Thoma» Grimm sein kann. Alle» zu haben. ES ließen sich hierüber die erbaulichsten Thatsachen geben. Noch in dieser Woche wurde Herrn Magnard vom »Figaro", der jähr lich seine' 200,000 Franc» .macht", vorgeworsen. die Artikel über die Ausstellung in Nizza sich für da» Blatt mit je 500 Franc» und für sich als Provision je 200 Franc» haben bezahlen zu lassen. Ein Vorwurf, der beiläufig erstaunt, wenn man weiß, daß jede Empfehlung, möge sie sein, welcher Art immer, bezahlt werden muß. Ich schweige ganz von den ungeheuren Summen, welche die Banken den Blättern zahlen. Ich erwähne nur, daß. als jüngst die Gründung eines neuen Blattes beabsichtigt wurde, die Gründer in ihrem Prospekt die Summen, welche durch den finanziellen Theil einkommen, auf 600,000 Franc- berech neten. So offen wie dieser Theil der Reclame ge macht wird, so versteckt werden andere besorgt. Ohne den geringsten Skrupel gehen etliche, um nicht zu sagen eine mze Anzahl dieser Herren so weit, für Geld und gute !orte irgend eine eitle Cocotte in ihrem Blatte anzugreisen. Wenn ich hier auSsübrlicker sein wollte, dann ließe sich eine recht trostlose Charakteristik der französischen Journalisten geben. Aber wenn ich e» auch wollte, dem deutschen Leser gegenüber würde ich eS nicht einmal in erschöpfender Weise können. Eine recht bezeichnende Gerichtsverhandlung, deren Helden zwei hiesige Journalisten waren, fand gestern hier statt. Der Eine, der früher Mitarbeiter größerer Blätter war, hatte in einem aus den Boulevard- auSge- schrieencn Sudelblatte, .Le Scandale" geheißen, einen bei der Redaction de« .Journal oficiel" eingestellten Herrn G. Treille in der üblichen höflichen Weise an gegriffen, s» daß sich der letztere veranlaßt sah, seinen Gegner, dem er Übrigen« mancherlei Wohlthaten, so u. A. die fragliche Anstellung verdankte, mit dem Knüttel durch zuprügeln. Die Verhandlung war eine recht widerliche; denn die beiden Herren überboten sich an Beschuldigungen, die mitunter geradezu obscvner Art waren. Herr Treille wurde schließlich, da verschiedene mildernde Umstände vor banden waren, nur zu 1 FrcS. Geldstrafe verurtheilt. Die Sache hatte noch ein Nachspiel, indem gegen den Gegner Treille'», einen Herrn Kublt, wegen Tragen» verbotener Waffen verhandelt wurde. Der Gerichtshof nahm den geistig etwa» dcrangirten Patron vielleicht ernster al« nöthig war und verurtheilt« ihn zu vierzehn Tagen Gefängniß. In frischem Andenken ist noch der Fall Woestyne und in nächster Zeit wird ein Proceß zwischen Kubli und anderen Journalisten, „. A. dem Chcsredacteur de» ministeriellen Journal» „Pari»", statlsinden, über den die Mehrzahl der Blätter ebenso stillschweigend hingrhen wird, wie über den oben erwähnten, während sie den Fall de« deutschen Journalisten Schumann desto behaglicher breitrr trete, werde» «Kd. N»n. a« End« kan« «s mi« jo recht sein; denn wir wissen ebenso gut, wo Wissen. Charakter. Unbescholtenheit selbstverständlich sind, al« wo sie fehlen, wo ihr Mangel eher eine Tugend al« ein Laster ist." * Zur Lage in Frankreich wird der „Kölnischen Zeitung" au« Berlin geschrieben: „Daß zur Ausfüllung der im sranzöfischen Minister iam durch Tdibaudi»'« Rücktritt entstandenen Lücke aus den General Lampeuon» da« frühere Mitglied de« großea Ministerium«, zurückgegriffea worden ist, dürste mehr politische als militairtsch« Bedeutung haben» insofern der aeue Krieg,minister zweifelsohne zwar im Innersten seine« Herzen« nicht minder Chauvinist sein wird, al« der Vorgänger im Amt«, aber doch nicht zum RadicaliSmn» neigt, und da- ist rmmerhiu schon etwa«, zumal gegenwärtig die Radikale» am lautesten und eifrigsten in Chauvinismus macheu, während sie früher so thaten, al« ob diese schöne und lohnend« Beschäftigung eine ausschließliche Domäne der Opportunisten wäre. Wa- die frühere Thitigkeit Lampenon'« als Krieg-minister betrifft, so läßt sich au» per- schiedenea Gründen über seine damaligen Leistungen eigentlich gar Nicht» sagen und deshalb ist e« auch unmöglich, hieraus Schlüsse über die zukünstige Leistungsfähigkeit diese» neuesten KriegministerS zu ziehen. Ersten» dauerte uämlich die AmtSthätigkeit Campenon'S aur 2ft, Mouale, zweiten» betrachtete sich Bambetta selbst als den eigentliche» «piritu» roctar in allen wichtigen militairischen Angele genheiten und de» Krieg-minister mehr als seinen auSsührenden Ge hilfen, drittens endlich war dem General Lampeuon ein Unterstaats, secretair — Herr Blaudin — deigegcben, so daß von einer unabhän gigen und persönlichen AmtSführuag de» damaligen Krieg-Ministers gar keine Red« sein konnte. Andererseits liegt die Annahme nahe, daß Lampeuon al» getreuer Knappe Bambetta'» die Absicht habe» könnte, da» bekannte militairische Programm seine- früheren Herrn und Meister» zur Ausführung zu bringe», und hierin würde aller- ding» eine große FriedenSaesahr liegen, weil jene- Programm die Friedensstärke de» französischen Heere» auf mindesten» 600,000 Mann bringen müßte. WaS aber das bedeutet, liegt aus der Hand. Gam- betta beabsichtigte nämlich die dreijährige Dienstzeit ohne jede Be- schränkung und ohne Ausnahme zur Durchführung zu bringen, so daß die ganze wehrfähige Mannschaft des Landes auch wirklich drei volle Jahre dienen sollte, während bei dem gegenwärtigen System immer noch zahlreich« Befreiungen stattfindeu und weiterhin die Dienstzeit eine sehr ungleiche ist, da üe zwischen 6 und 45 Monaten schwankt. Gesetzlich schwankt sie sogar zwischen 6 und 60 Monaten. Wenn wir auch zugeben wollen, daß Bambetta diesen großartigen Plan, die allgemeine Wehrpflicht ia ihren äußersten Conscquenzen zur Ausführung zu bringen, vielleicht hätte verwirklichen können, so scheint un» doch unter den jetzigen Verhältnissen eia solche» Be ginnen nicht durchführbar. Allein schon der Zustand der französischen Finanzen läßt e» unmöglich erscheinen, die ungeheuren Kosten zu decken, welche der Bambetla'sche Plan erfordert. Außerdem wollen die Franzosen keine zeitraubenden Experimente mehr mit der Armee vor- nehmen lassen. Allen französischen Politikern ohne Ausnahme schwebt bewußt oder unbewußt der Gedanke vor, daß eines schönen Tages die allgemeine Weltlage es wünschenSwerth machen könnte, die fron- zösische Armee loSzulassen, u.id für solches Beginnen ist eS nicht räthlich, ReorganisationSpläne durchzuführen, welche vielleicht aus Jahre hinaus da« Gefüge de» Heeres lockern und dasselbe weniger gebrauchsfähig machen könnten. Deshalb glauben wir auch, daß General Lampenon trotz der unausbleiblichen schönen Versprechungen und trotz der besten Vorsätze ebenso mit Wasser kochen wird, wie alle seine Vorgänger, immer vorausgesetzt, daß ihm diesmal etwa» mehr Zeit gelassen wird, eine wirkliche Thätigkeit lzu entfalten al» im Jahre 1881. Eine dauernd« und längere Amtsführung al« diejenige seiner sämmtlichen College» vor ihm dürste so wie so unwahrscheinlich sein, und so wird auch wohl da- Ministerium Lampenon nicht- al» eine Episode sein und bedeuten." * Die Petition der französischen Wasfensabri- kanten um Freigebung ihre» Gewerbebetriebes hat den ge hofften Erfolg gehabt. Ein daraus bezüglicher Gesetzentwurf ist im Pariser Kriegsministerium «»«gearbeitet und unterliegt enwärtig der Sanction deS StaatSrathS. Dieser Entwurf t alle früheren Bestimmungen auf, erklärt für „KriegS- waffen" nur diejenigen, welche den zur Zeit in dem franzö sischen Heere üblichen Modellen entsprechen und verfügt, daß Fabrikation, Lagerung und verkauf von Waffen hinfort der (ministeriellen Ermächtigung nicht mehr bedürfen. Kurz, die Waffenindustrie Frankreichs würde hiernach völlig frei werden, zum großen Wohlgefallen der Interessenten, welche darauf rechnen, diesen Industriezweig einen mächtigen Aufschwung nehmen zu sehen. Weniger erbaut von Verden französischen Wafsenfabrikanten blühenden Zukunft sind ihre belgischen Collegen, welche bi» jetzt einen sehr lohnenden Absatz nach Frankreich hatten, denselben aber in Zukunft schwerlich, und jedenfalls nicht in seinem jetzigen Umfange werden behaupten können. * Mit Bezug auf die Meldung der Petersburger „Neuen Zeit", daß die Afghanen Schignän oder Schugnan besetzt hätten, wodurch Afghanistan mit der russischen Grenze von Ferghana in Berührung gebracht worden sei. hebt die .Time»" hervor, daß die letztere Ansicht auf einem Jrrthum beruhe. Zwischen Schugnan und Ferghana, selbst wenn man vorauSsetze, daß letztgenanntes Gebiet das Khanat Karategin einschlicße, befänden sich noch die unabhängigen Staaten Roschan und Darwaz. Die »Times" erwägt sodann die Frage, mit welchem Rechte die Afghanen diese» Gebiet be> treten, besten Herrscher abgeseht und es ihren Besitzungen in Turkestan einverleibt hätten. Schugnan liege südlich vom Aksu oder Murghab, welcher den nördlichen Arm des Oxu» darstelle, und es sei schwer einzusehen, warum die Russe» über Unternehmungen südlich von diesem Flusse murrten, fall» man nickt annehme, daß die Generäle de« Emir» von Afghanistan ihnen blo» zuvorgekommen seien. Schugnan habe häufig unter der Herrschaft von Badakschan gestanden, welche» aus der entgegengesetzten Seite deS Panjah oder süd lichen Arme» de» Ämu Darja liege. AtS der Mongolenkaiser Baber einen Letter al» Herrscher von Faizabad einsetzte, iwete Schugnan einen Theil dieses Reiche». Während der Ruhestörungen, die durch die Geltendmachung asgbanischcr Oberhoheit unter Achmed Schah sowie bei dessen späterem Sturz durch verschiedene USbeghäuptlinge entstanden, wurden die Häuptlinge von Badakschan sehr geschwächt und Schugnan löste seine politische Verbindung mlt dem mächtigeren Nachbar. Abdurrahman'S Vertreter hat jetzt nur den Anspruch Ba dakschan» auf Schugnan wieder geltend gemacht. s^tprlger f ZLoiist - - von ibl«»»wck«r Oww». Demnächst gelangen zur Versteigerung und find die bezüglichen Kataloge versandt worden: A« 28. Oetaber 1888: Sammlung von Kupferstichen und Ra- dirungen, wobei schöne Blätter von Dürer, van Dyck (Ikono graphie) und Waterloo (1145 Nummern). A« 2S. Oktober: Da» Werk de» Luras van Letzbeu mit dem seltensten Blatte de» Meister» (173 Nummern). A« 88 O et« der: Auserlesene Kupserwerke, Trachtenbücher, Bücher «1t Holzschnitte» u. s. w. <580 Nummern.) Katalog« find durch alle Kunst- und Buchhandlungen zu beziehen, und werden etwaige Anfragen umgehend beantwortet durch ckck«»»nck«r in Leipzig, Brllertstraße Rr. 8. Größte Ausstellung von Artikeln oller Art zu Dekoration, Schulfeier und Fackelzüge Geschützte Muster eignen Verlag». Wieberverkanfer bei hohe« Rabatt gesucht. Plakate, woraus Berkausspreise, gratis. llll. ^plwm-lSammvw»»«, Barthel'« Hof. 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