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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188211130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-11
- Tag1882-11-13
- Monat1882-11
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nröarlion und LrvrLiNo» Jotxmne-gasse 33. APrrckltniidrii -rr sir-arliotl: Vormittags 10—12 Uvr. Nachnnliaq- 5—6 Ubr. Fit» n« NK<I>ad« rinoe'ontlrr Pi-nu>c>i»t» »-cht sich t» »>«-«>»!» »i»I »ndmttich. Annahme bn sür Sie näch»s«I«enbe Annimrr bestimmten Anierake an ^ochrulage» bis :t ttbr Nachniitra«», an Lau««- und Festtage» früh bisUhr. 2» den /il'ialni für Zns.-^nnahme: ktta stlrmm, Univerliiät-strah« 21, Lautt Lüsche. Kaibarinriiiiraßr 18, p. »»r di« ',»2 Udr. Auflage »7^0«. ^hounrmrnisprns vierrelj. 4'/, Mlu, inet. Brmgerloo» ü ML. d»ra> die Loft bezogen 8 ML Jede nnze«»e Hummer iiö Pf. Belege; emo lar 10 Ps. Gebübrea lür E;rra deilage» ahne Poftbeiärverung 33 ML «lt Lostdeivroerung 48 ML Znlrratk Sqeivattenr Prtitzeile SO Pf. Gr-Herr Lchniren lau» unjerem KrrN- »erzeimnis. Labellarsscher Luv nun, liöherrm Tarif. Krriamrn nntrr Lr» Nr>>artionalfnch die Loallzeur öO 'Ls. Imeran nad »e:j an die trypebiri«» z» iraoe». — Staoaii wir» man gegeoea. Zahlung pra«iiun>>-ru,i,o »der dura» V»i^ namnanme. 317. Montag dm 13. November 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vtklmlilmlliljung. Mit Rücksicht aus- wiederholte Dvrkoininnisse in nrnerer Zeit wirb da« Anbringen von freitragende», der nach dem Ermessen der Baupolizeibebörde erforderliche« Unter» ztützung entbehrenden Balkon- und Erker.Piatten auS Tandstein hiermit unterlagt. ^>PL>Ü. am 9 November 1342. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georg». Eickoriu». 6eo!o^l8k!i6 uiiil vollellktlNe üer ^ellvien vvn l^lprlL- Di« ö Lerer l.elsirlir, ltrnnäl-«, Xnuobot, Llobertnulii^ltr der vom lrünijel. kinnnnmioiKlsiium ksraua^sxebsiisn xeoloxieedon 8p«ci»lli»rra von 3» lies» nebst »»aklibrlicbeo ^eolozsiscden und doäsohuvlUitken krltluterunixen »md ernciusven und durcd ellmmtlicbs Liichdundlunxen, jede» kilr den krei» von 3 älerk, ru bemvben. Telprlg, den 8. November 1882. t»«r I»r«et«r der LSolxl. SRvbn. xe«Ioe>,etion l.»nckv»aoterin«dunx. I)r. Herrn. Lredoer. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 13. November 1882. Die IS. Gesetzgebungsperiode de- preußischen Land tag- beginnt unter recht unklaren und gespannten Verhält nissen. Äenßerlicb ist daS Abgeordnetenhaus, da- am Diens tag zum ersten Mal zusammentritt, von dem letzte» nicht allzu sebr verschieden; die conservativen Bestandtheile sind noch etwa- verstärkt, die liberalen etwa- geschwächt worden, indessen nickt in dem Maße, daß dadurch der Gcundcharakter der Volksvertretung ein anderer geworden wäre. Die Regierung bat jetzt wie früher die Wahl, ihre Politik ent weder danach einzurichlen. daß den gemäßigt Liberalen die Mitwirkung ermöglicht ist und eine conservativ- nationalliverale Mehrheit zu Stande konimt oder ihre Stütze beim Eenkrum zu suchen. Die abgclaufcne Gesetzgebung»- Periode zeichnete sich bekanntlich durch da» Synem der wechselnde» Majoritäten auS: reactionaire Maßregeln, namentlich in Kirche und Schute, wurden durch Conservative und Ultramontane, Reformen, namentlich die Verstaatlichung der Eisenbahnen, durch Conservative und Nationalliberale durckgcführt. Besteht der Plan auch ferner, nach diesen, Svstei», daS eine energische, klare und erfolgreiche Politik ansschließt und jeden zielbewußten, ersprießlichen Fortschritt lcibmt, zu opcriren? Das ist die Frage, die sich bei Eröffnung der neuen GesctzgebnngSpcriode Jeden, auskrängen wird, ohne daß e» zur Zeit möglich wäre, eine zuverlässige Antwort zu geben. ES ist allerdings nickt zu verkennen, daß die Position der Ultramontanen, sofern sie einen bestimmenden Einfluß aus die Regierung zu gewinnen boffcii, nickt mehr so günstig in wie die Eröffnung der letzten Gesetzgebung-Periode, ii» Jabre l879. Damals hatten sie ihre einzige große positive Leistung, den Zolltarif, unmittelbar hinter sich und der leitende Staatsmann mochte aus diese That Erwartungen gründen, die sich binterber durchaus nickt bewahrheitet haben; er mochte ferner der Hoffnung sein, durch Milderung einiger Härten des „CuIliirkaiiipseS" einen ernsten »nd ehrliche» Frieden mit der katholischen Kirche zu erreichen. Diese Hoffnung ist gründlich gelauscht worden. Mit allen Zu- gesläiidnissen und discretionären Vollmachten ist der Frie den innerlich nicht gefördert, eS sind „ur die Ansprüche und Forderungen der katholischen Hierarchie gesteigert worden, und anderen politischen Fragen gegenüber hat »ick das Ecn- trum, als gänzlich unzuverlässig, gespalten und leislung»- unsähig erwiesen. Diese Erfahrungen könnten leicht dazu beitragen, der jetzt beginnende» GcsetzgebungSperiode ein we sentlich anderes Gepräge zu geben, als eS die abgelauscne trug. Indessen wir wollen uns politischer Zeichcndeuterci und Propbetenkunst nickt hingeben. Nickt nach ein paar mehr oder minder beglaubigten ofsiciösenZeitungsartikeln bilden sich parlamentarische Mehrheiten oder richtet sich das Berhältniß der Regierung zu de» Parteien, daS geschieht nur bei der praktischen Arbeit nach der Beschaffenheit der Vvrz»lege»den gesetzgebe rischen Vorschläge, und hinsichtlich dieser sind wir am Vor abend der LanttagSeröfsiiung uock in einer Ungewißheit und Spannung, wie schwerlich jemals zuvor. Auf keine», politi schen Gebiete vermag man sich ein sicheres Urtheil über den fortan zu verfolgenden Plan und die zu erstrebenden Aele zu bilden. Man muß eben abwarten, was die nächsten Wochen bringen worden. Daß in liberale» Kreisen die Stimmung keine allzu hoffnungsreiche ist. braucht angesichts der Zu sammensetzung des neuen Abgeordnetenhauses und der ge summte,, Lage nickt versickert zu werken. U», so mehr kann man sich treuen, wenn die Tinge nickt so schlimm gehen, wie sie gehen könnten. Die Berliner „VolkSzeitung" setzt ihren Kampf gegen die kirchenpolitischc Gesetzgebung fort und kommt wie schon vslerS zu den, Ergebnis, daß der Eulturkampf auS der Welt geschafft werden müsse, koste eS was eS wolle. Wir ertenne» an, daß die „VolkSzciliittg" diesen Standpunct auch früher schon eiligenonimen hat. Wen» man srüker dieser Beweisführung weniger Werth beilegte, so geschah eS in der Annahme, daß eS eine auch in der Fortschrittspartei vereinzelte Anschauung sei. Indessen bat sich einmal die „Volk-szeitung" immer mehr zum leitenden Organ der Fortschrittspartei unter Richter'scker Führung entwickelt und sodann con- siatirt sie heute (und man wird sie darin sür wohl» msormirt halte» müssen), daß ihr Standpunct gegenwärtig der großen Mehrheit der fortschrittlichen Abgeordneten im Reichstag keineswegs so unlninpatbisch sei, wie er es der Landtaa-sraction noch in der letzten Geietzgebungsperiode war, und daß nach den Ncuwablen auch die Stellung der kanv- tagssractlvn keinensall» mehr die der früheren sei. Bei solchen Gegensätzen in einer der wichtigsten Fragen des inneren SlaatSlebenS scheint »nS eine Auseinandersetzung innerhalb der Fortschrittspartei und eine scharfe Scheidung zwischen dem diesen Anschauungen huldigenden Tbcil der Fortschrittspartei «nd anderen liberalen Parteien nicht länger zu vermeiden. Der Budgetausschuß der österreichischen Dele gation genehmigte da» außerordentliche HeerrSersorderniß von 7'/, Millionen Gulden nach den Anträge» der Regierung. Im Lause der Debatte erklärte der KriegSminjster, daß andere Staate» ibr Augenmerk aus die Einführung von Repetir- und Magazin-Gewehren richteten, dieses System jedoch noch von keinem Staate akoptirl sei. Sollten einige große Staaten dieses Gewohrsystcm einsühren, so müßten die anderen dasselbe tbnn. Die Arinirunq PolaS fei vollendet. eS werde daher ein weiterer hieraus bezüglicher Anspruch nicht erhoben werden. Bei de», Posten betreffend Befestigungen an der Grenze von Cüdlirol, Krakaus und Przeinysls giebt der Krieg-minister die nothwendigen Aufklärungen. — Schließlich wurde die Bodeckuiigspost „Zollgesälle" consorm der Regierungsvorlage mit l4,700,vü0 Gulden angenommcn. — (Wiederholt.) AuS Bukarest wird vom 8. November geschrieben: „Große- Bedauern erregt in der Hauptstadt Rumäniens nicht nur in diplomatischen Kreisen die bevorstehende Abreise des deutschen Gesandten, Grasen WeSdehlen, welcher von hier nach Stultgart versetzt worden ist. Sowohl bei de» hier lebenden Deutschen als bei den Rumänen halten Gras WeSdehlen und seine Gemahlin, eine gcbonre Gräfin Pourtaltzs, sich die allgemeine Hochachtung und Verehrung erworben. Von den Getankten der Großmächte ist außer Gras Weskehle» nur der großbritanuische Gesandte, Herr Wbite, verheirathet, dessen Hau« in Bezug aus sreunkliche Gastsreundschast mit dem der deutschen Gesanbtschast wetteifert. Glücklicherweise ist auch Baron Saurma, welchen man als Nachsolger de- Grasen Wesdchlen nennt, verheirathet, und zivar mit einer Gräfin Hatzsetdt." I», südöstlichen Livland auf dem Gute Scßwegeu befindet sich seit einigen Jahren eine russische geistliche Sckule niit Pensionat. Sie sollte Propaganda macken sür die orthodoxe Kirche, aber die livländischen Behörden witterten schon lange, daß die Scßwegen'schen russischen Lehrer mit den Petersburger Rcvolutionaircn in Verbindung ständen, und aus Grund von Beweisstücken hat der Wcndcnsche OrvenSrickter sich nach Scßwegen begeben und dort eine Anzabl Verhaf tungen vorgeno»im"n. So wird der „Krenzzeitung" au» Riga gemeldet. Die Sacke macht natürlich ein nicht ge ringe- Aussehen in den Ostseeprovinzen, wo die Gemüther ohnehin schon so in Aufregung sind durch die wilde Agitation der Letten und Esten, die davon sprechen, alle Deutschen au» dem Lande jagen zu wollen, weil sie vor 7«v Jahren de» Eingebornen da- Land widerrechtlich abgenommeil hätten. ES hat allerding» seine Richtigkeit, daß die Letten und Esten, unter dem Vorwände, sie zu Christen zu machen, zu besitzlosen Leibeigenen gemacht worden sind. Aber in 800—700 Jahren ist doch gewiß Verjährung eingetrelcn und eine gewaltsame Umwälzung kann unmöglich durch eine andere wett gemacht werden. Es ist ein schwerer Vorwurf sür die russische Regierung, oder dock sür maiiche Beamten derselben, namentlich für den Senator Masscin, der die baltischen Pro vinzen revikiren sollte, daß sie jene Umtriebe befördert oder itmen dock durch die Finger gesehen hat. Und noch jetzt läßt cü die russische Regierung, allen Verstellungen zum Trotz, an hinlänglichem mililairischen Schutze sür die deutschen Guts besitzer schien, die fortwährend die Flammen ihrer Gehöfte und ihrer im Felde stehenden Kornernten ausleuchtcn sehen. Sie müssen selbst sür ibr Leben sürchlcn und sehen sich bi» jetzt nur aus Selbsthilfe angewiesen. ZUM dreilehnten November. Obgleich wir Deutschen, wie keine andere Nation, «n» einer zweimaligen Blüthepcriode unserer Literatur zu ersreucn haben, so lassen wir uns doch damit nickt genügen. Jone glänzende Periode der mittelhochdeutschen Dichtung im zwölf ten und dreizehnten Jahrhundert, zur Zeit der Hohenstaufen, die so reich an Poesie uns eine Fülle der herrlichsten Werke kinterlasscn, wie nickt minder die klassische Zeit unserer Literatur vom letzten Dritllheil de» vorigen bi« in den An sang unseres Jahrhunderts, lasten die Schaffenskraft unserer Nation einzig in ihrer Art dastclzen. Bei all diesem Reich- thum haben wir eS aber nickt bewenden lassen, wie keine andere Nation haben wir e» auch verstanden, Fremde» uns nicht nur anzueignen, sondern auch anzuarten, daß wir meinen, e» sei Blut von unseren, Blute. Fleisch von unserem Fleische. So ist durch Lulhcr'S treffliche llebersetzung da» Buch der Bücher zu einem nationale» deutsche» Werke geworden, so können wir auch in demselben Sinne Shakespeare, Tante und viele Andere als die llnserigen bezeichnen. E» ist die- kein Raub fremden EigenthuineS. Was Du ererbt von Dein-» Vätern hast, Erwirb es, um es zu besitzen. Die großen Geister der Weltliteratur, wir haben sie un» nickt aus unehrliche Weise angeeignct, durch unsere Kraft haben wir sic cnvorbcn, wir haben ein gute- Recht an ihrem Besitz und können auf diesen Besitz stolz sein. So babcn ivir auch daS Recht Einen zu den Unseren zu zählen, der zwar nickt zu den Größen ersten Ranges gehört, der aber. unS verwandt, schon dadurch u»S nahesteyt, den wir aber ganz zu den Unseren gemacht haben: wir ineincn den schwediichc» Dichter Elaia« Tegnör. Da er nun aber einer der Unsere» geworden ist, so haben wir auch die Pflicht ibn wie den Unseren zu behandeln und seiner al» eines der Unseren zu gedenke». Heute vcr hundert Jahren, am 13. November 1782, war eS, da der Dichter, der sowohl väterlicher- wie mütterlicher seil» wenige Generationen zurück von schwedischen Bauern abstawmt, zu Kyrkerud in Wermland al- fünfter Sohn eine» Pfarrers geboren wurde. Er war nur erst neu» Jahre alt, als er den Vater verlor. Dieser starb gan) mlttello», so daß eS für die Witlwc mit ihren sechs Waisen eine große Er leichterung von drückenden Sorgen war, als sie ihren Jüngsten als Schreiber bei ciucm angesehenen Beamten unlerbringeu konnte. Sein Prinzipal, ein Steuereinnehmer und wackerer Mann, nahm den kleinen Schreiber aus seinen langen Geschäftsreisen niit, wo derselbe die malerischen Schönheiten der heimalhlichkn Gegend schon im frühen Alter kenne» lernle, die sich lies se.ncm Geniülh« einpragten und bcstinimend sür seinen Eba- raklcr, sür sei» Denken »nd Tickten wurde». Gleichzeitig la- er Poesie», Geschichtsbücher, vor Allom abcr Sage», sanv eine Sainmlniig solcher und in dicker die Sage von Fritbwf, dem Kübne». welche gegen rin Vierteljahr! widert ui seiner Phantasie rubte, cbe sie z» keimen begann. Bald wurde mau inne, daß der geistig geweckte, so vor züglich angelegte reichbegabte Knabe zu einem höheren Be rufe al» den eine» Schreiber» auöersehen sei. „Ein Gespräch — berichtet Georg Brandes in einer nach neuen Quelle» warm geschriebenen biographischen Skizze — ein Gespräch während einer Wagensahrt bei Abend, wo der junge Esse, wie er genannt wurde, die religiösen Betrachtungen seine- frommen Ebess Uber die Spuren von Gotte» Allmacht im klaren Sternhimmel aus Erklärungen der Bewegungsgrsetze beantwortete, die er an» einer populärwisicnschastlicken Schrift geschöpft hatte und über welche der attr Mann in Erstaunen gerieth, gab. eigenthümlich genug, den erste» Stoß dazu, daß Schritte gelhan wurden, Esaia» in die gelehrte Lausbakii zu bringen." Von einem älteren Bruder wurde er nun im Lateinischen, Griechischen und Französischen unterrichtet, und lernte auch so viel Englisch, daß er den Ossian, der damals gerade in der Mode stand, lesen konnte. Im Jahre 1799 bezog er die Universität Lund, wo er sich namentlich mit alle» Sprachen, Phitosopbie, Altertbumswissenschaste» und Aenhelik »eben leinen, Brodstudium, der Theologie, beschäftigte. Im Jahre 1802 wurde er nach der Sitte des Landes at» Magister der Philosophie mit Lorbeer» bekränzt. Von dieser Zeit an lebte nun der 22 Jahre Alte al» Docent an der Universität Lund, wo er im Jahre 1812 gleichzeitig zum Professor sowie zum Pfarrer einiger Kirchspiele in der Nahe der Stadt ernannt wurde. Bi» zum Jahre >825 hielt er Vorlesungen über griechische Literatur, woraus er dann 1826 die Universität verließ, nachdem er 1818 nock Mitglied der Akademie geworden war. um in ländlicher Einsamkeit zu Veriö sich al» Bischof niederzulassen, wo er denn auch am 2. November >816, noch nicht ganz 84 Jahre alt, seinen letzten Athcmzua auShauchte, nachdem bereit» im Jahre 1843 ein Schlagansall sich al- Vorbote de» Ende» angeküncigl hatte. Die schwedische Literatur der damaligen Zeit ist einig in der Verdammung de» „pscudoclassischen Gallicisniu»", welcher durch die Romantik bekämpft und siegreich überwunden wurde. Zwei Strömungen machten sich damal» geltend, di« des „Gordischen Bunde»", an dessen Spitze der bedeutende Ge- sckichlssorscher Geijer stand, und die der „PhoSpboristcn", welche da» nationale Wesen weniger scharf hervorkehrten als die „Gothen" und sich mehr in einer nebelhaften, ver schwommenen, nalurphilosophischen Mystik gefielen, wie e» auch bei den deutschen Romantikern der Fall war. Esaia» Tegnbr hielt sich nun zum „Gothischen Bunde", kessen Haupt er wurde un« wohl mit Bellmann und Runeberg der bedeutendste schwedische Dichter. Al» solcher hielt er sict» von fremder Nachahmung fern und bekämpfte namentlich die französische Richtung, wodurch er den nationalen Bestrebungen Babn brach und sowohl al» Lyriker wie Epiker Unvergäng. licheö schuf. Wenn auch Runeberg ihn an dichlcrischerPhantasie übertraf so ist dock Tegnür eine geistige Größe, der alle seine LankSlente an Tiefe der Gedanken und Wahrheit der Empsindungeu nackstehcn. Von allen seinen Dichtungen aber hat ihm die „Frithiof- sage" einen Weltruf verschafft. Zu diesem ib» verhelfe» zu haben, ist wesentlich mit da» Verdienst der Deutschen, de»» als schwedischer Dichter hatte er wenig Aussicht, es zu einer universellen Berühmtheit zu bringen. Dazu gehört eine große Enltursprache. Indem die Deutschen ihm die Gunst erwiesen, ihn in ihre Sprache zu übersetzen und ihn zu den Ihrigen zu macken, erössneten sie ihm gleichzeitig den Weg zu allen Eullurvölkern, so baß die „Flithwssagc" jetzt in allen Eultur- spracken eiklingt. Diese Nationaldicktiing de» schwedischen Volke», sie hat ihren Keim in den Kmderjahren TegnSr'S, da der junge Schreiber die ersten poetischen Eindrücke von der eigenthümlich schönen Natur seiner Hcimath und von deren Sagen erhielt. Dieser Kenn lag in seinem Innern verborgen und harrte nur de» befruchtenden Strahle», um herrlich auszuwachscn, so daß seine Landsleute in verzeihlicher ttebcrhebung ih» den „größten Dichter der germanischen Mcnschenrace" nannten. Tie altnordische Sage vom Bauernsohn Frithics und der Königstochter Jngeborg stammt au- dem 9. Jahrhundert und wurde um- Jahr 1300 aus 9-land niekcrqeschrieben. ES hieße Eulen nach Athen tragen, wollten wir hier die Er zählung die durch TegnSr'S herrliche Dichtung einen Welt- ruf erlangt bat, de» Weiteren au»einandersctze»; haben dock 18 versäiiedene deutsche Uebersctzungen dazu beigetragen, sie auu bei un-populär zu macken und ihr liier Heimathrecht ru ve.iwasfrn. Heute gilt eS für un». nur an den Mann, der so wunoerliedlich gesungen, so frisch und anmutbig, so warm und herzinnig, zu criniiern und ihm den schuldigen Tribut unserer Dankbarkeit tarzubringcn. Wie können wir dies aber besser und würdiger, heute an seinen, hundertjährigrn Geburtöfeste tbun, als daß wir un» in seine Werke versenken und uns in sie vertiefend deren Schönheiten und Phantasiereichtbum wahr und rein em- psinde», wozu unS eine literarische Festgabe in den Slanv setzt, welche die schönste Huldigung ist. welche den Manen des geschiedenen Dichters hat dargebracht werden können, aus den auch die Goelhc'schen Worte voll und ganz ihre Anwendung finden: Der nie sein Brsd mit Dhränen aß, Wer nie die kummervollen Nächte Aus seinem Bette weinend sah, Ter kennt euch nicht, ihr himmlische» Mächte! Ihr sührt ins Leben uns hinein, Ihr las» den Arme» schuldig werden, Dann überlaßt ihr ihn der Pein: Denn alle Schuld rächt sich aus Erde». War eS eine Schuld, al- die Furien de» Wahnsinn» den Geist de» Dichter» umnachleten. al» er die letzte Hand an seinen Fritlnos legte? Doch wir wollen heute mit so düsteren Fragen nicht die Erinnerung an den Sänger trüben, sondern un« freuen seiner Werke und daß er auch der Unsere geworden. Danken wollen wir abcr auch der Verlag«bandl»ng von O»kar Lein er, die heute ein so schönes, würdige- An- gebinde dem stamm- uno geistesverwandten Dichter aus den Geburtstagstisch legt. Nacktem schon früher und in zahlreichen Anflagen die Frithiosssage, wie auch die kleineren epische» Dichtungen ElaiaS Tcaiier'S i», Verlage der genannten Buchhandlung in trefflichen Uebersetzungen erschienen sind, geht sie jetzt daran, uns zilni ersten Male eine vollständige Ausgabe von Tcgnär's poetischen und prosaischen Werken in deutscher Sprache und in einer sorgsam getroste»«, Auswahl zu ver anstalte», von welcher gegenwärtig der drille und vierte Band, der lyrischen Gedichte ersten und zweiten Theil um fassend, in trefflicher Uebersetzung von dem um die Ein» dürgerung der schwedische» Literatur in Deutschland so viel» sack verdienten semsinnigcn Gottfried von Lcinburg uu» vorliegen. Außer der schwedische« besitzt bi» jetzt keine andere euro päische Nation eine GcsamnitauSgabc der Werke de» Tächter», wie sie gegenwärlig von der Verlagsbuchhandlung in deutscher Ueberlragunq geplant und geboten worden ist. Dieselbe ist mcister» hast, wie es nicht anders von Gottfried von Lcinburg zu erwarten war, der ein Deutscher, dennoch im skandinavischen Norden selbst sür eine der ersten A»'or>täten aus dem Gebiete der schwedischen Literaturgeschichte gilt. So schreibt die dänisch« „Jllustrirte Zeitung" vom 6. Mär; 1874: „Mil dein An- kignungSvcrmögen seines reichen süddenlschen Naturells hat von Lcinburg den schwedischen Dichter in sein Herz geschlossen, und ist nunmehr, nachdem er im Weg« mehrfach wiederholter Umarbeitungen seine Frithios»« sage bis zur äußersten überhaupt denkbaren sprachlichen Vollkommenheit gebracht, mit einer Ausgabe von Tegn6r'» sämmtlicken Werken in deutscher Sprache beschäf tigt. — Letztere» hält er selbst sür eine seiner wichtigsten LebeuSausgaben, und in Wabrbeit, Esaia» Tegnör und von Lcinburg sind verwandte Naturen und e» ist einer von jenen in der Wett der Literaturgeschichte mekrsach iviederkeh» renden Gedanken, die wie ein bloßer Zufall auSschen und e» bock durchaus nickt sind, daß nämlich gerade sie einander so gesunde,i haben. Die klangvollen Rhythmen de» schwrdi» schen Dichter», seine blendende Rhetorik, da» elektrisch Km« sternke, welches ein charakteristische» Hauptmerkmal seiner poeti schen Diclion ist: — daS Alle» klingt durch Gottfried von Lein» bürg'» Berebehandlung wieder zu einem Resonanzboden, den die Natur selbst aus demselben Metall geschaffen hat wir bei Tegnsr. — Darum haben aber auch von Le in bürg'» poetisch« liebertraguiigeii stets einen solchen Ausdruck von Krisch« und Originalität, daß fast alle anderen Uebersetzungen der Tegnbr'« schen Gedichte sich daneben ausnehmea, wie blasse und farb lose Schattenrisse." Nicht unterlassen wollen wir noch zu erwähnen, daß di« neue Ansgabe der Werke Esaia- TegnSr's, wie sie un» di« Verlagebnckhandlung von O-kar Leiner bietet, auch i» ihrer Au-siattung eine aan» vorzügliche und de» Gehalte» durchaus würdige ist. Dieselbe ist aus sieben Bände be rechnet. von welchen bereit» zwei vorlirgen, und wird binnen Jahre«srist vollendet sein. Ter erste Band wird die Frithios»- sage, und zwar in dreizehnter Aussage, enthalten, der zweite Baud die kleineren epischen Gedichte, al» Axel, Abend mahl-linker, Gerda, Kronbraul und Heinrich IV. Der dritt» und vierte Bond, die bereit» erschienen sind, umfaßt d» lvrisckei, Gedichte, und zwar die Jugenvgcdichte, historisch- politische und religiöse Gedichte, auch solche mehr philo sophische» Inhalt», die sich mit Natur, Welt und Leben» Kumt und Wissenschaft befassen. Der dritte Band bringt außerdem ein Portrait de» Dichter» in Stahlstich sowl» gleich dem vierten Bande Erläuterungen zu den ldrische» Gedickten. Die drei letzten Bände werden dann die Schriften in Proia enthalten, al» da sind akademische Reden. Schul» reden, kirchliche Reken, Universität-Vorlesungen, Wissenschaft liche und literarische Aussätze sowie dergleichen mebr, endlich Briese au» dem Nachlaß de» Dichter», Maximen »nb Reflexionen. Wie sehr der schwedische Dichter einer der Unsere» ««- worden ist, beweist auch die allgemeine Tbeilnahme, welch« sich zu seinem hundertjährigen Geburts-Judiläum allseitig kund thut, und die in einem von der Leipziger Schrift steller-Gesellschaft „Symposion" unler Mitwir kung hervorragender künstlerischer Kräfte angeregten solenne» Fcstact, welcher Dienstag, den 14. November, i», Saale der Theatcr-Restauralion staltsiiibeii soll, Ausdruck erhält, wi« nickt miudcr in einer auf den 28. November von dem Club der Kosmophilen angescyten nachträglichen Ge denkfeier, in welcher Herr Wilhelm Hvnorö die Getächtniß- rete ballen wird, in welcher er da» Leben und Willen de» EsaiaS Tegnör zu entrollen gedenkt. Aus Stadt und Land. * Leipzig, 12. November. Die Angelegenheit der Er richtung eine» städtischen Schlachthauses und Einsllh- rung de- Schlachtzwanges wird von Seiten der städti schen Behörden energisch gefördert. Augenblicklich steht di« Sacke so. daß da» vom Rathe beschlossene Orrrstalut sür Eiusührunq beS ScklachizwangeS in Leipzig bereits im Der- sassungs-AuSschuß des Stadlve»ordneten-EollegiumS berathea worden ist und schon in der nächsten Plenarsitzung de» letzteren den Gegenstand der Berichlerstatlung b.ldcn w d. — Ta» königl. Mmisterium des Innern hat sich in Fo.ge mancherlei irriger Auffassungen de» PublicumS veranlaßt ge sehen. daraus hinzuweisen , daß bei standesamtliche» Geburtsanzeigen eS nickt so>ort nothwenkig ist, den Vor namen dcS Kinde- mit anziigeben. sondern daß den A eigen- veii sür die Angabe der Vornamen nach tz. 22 des Eivil- standesgesetzes eine Frist von 2 Monaten vom Tage der Geburt an srcigcgelen ist. * Leipzig, l2. November. Da» gestern Abend abge haltene M art inS-Festessen de« Kau jm ännischen Verein» nahm einen i» jeder Beziehung lebbast anrcgenden und befriedigenden Verlaus, wie er allen Feillickkeilen. dl« von dieser Seite veranstaltet werden, eigen zu sein pssegt. Die Zahl der Theilnebmer war eine io große, daß der Saal de» Verein-Hauses zu deren Unterbringung knapp ausreichte. Den ersten Tr>nkspruch, den, Kaiser und dem König gewidmet, brachte, nach vorhergegangeiier Begrüßung der erschienenen Gäste und Freunde de» Vereins, in Stellvertretung des ersten Vorsitzenden der zweite Vorsteher, Herr Lindner, mit schwungvollen, von der Versammlung mit lebhafter Be geisterung ausgenoniinenen Worten aus. Herr Gott lieb, Ührrumitglirv de» Verein», trank aus das Wohl der Gäste, in deren Namen Herr Privatdoeent I)r Schulze mit einem Hoch aus den Kausmännische» Verein antworlete. Den Toast aus die Damen brachte Herr Hager au». In vortrefflicher und zündender Weise sprach einige Male Herr Hospreviger a. D. Go hran, ivelchcr die kaufmännische Jugend und bi« Dichter der in Form und Inhalt au«gezeiLnelen Festlieder bock lebe» ließ. Herr Herr mann gedachte mit warmer Anerkennung der Thätigkeit de» Verein-vorstande». Herr Lindner den „Alten" deS Vereins, welche denselbe» auf di« jetzige Höbe gebracht, wäbicnv Herr Gerhard in seinem Triiikspriich den Geist der Fröhlichkeit und deS echten Froh-
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