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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-10
- Tag1883-10-19
- Monat1883-10
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1883
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<krsche<«t tätlich stich Uhr. Nod»cti«u »4 Lrpeöiti»» Johannesgass« SS. Sprechstunden der Hr4«M«: Vormittag 10—IS llhr. «—6 Mir. Ul tl« tMger «»««»«» Per für »te »tchftf«l,r«P» N«««er Peftimmten Inserate «» W«chr»ia,r» dt« » lltzr N>ch»lt»eq«, a» Ga«»-»»« -esttapen Irütz di«'/,» Uhr. 3» Hk« Ftti»lk» für I,s..A,»ah«r vtt« Ule««. U»iv«rsitLt«ftr,be 21, La»i< Lisch», Kathaciuenstrahe 16, v. nur di« »»,» Uhr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage LS,L0O. Ldsnnea rat,preis Viertels. 4V» Mt. i»cl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Po» bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 20 Ps. - Delegerrmplor 10 Pf. Gebühren für Lxtrabeilaaea «due Postbelörderung 36 ML .' »U PostdesSrdeniog 48 Mk. Zoserale «gespaltene Petitzeile SO Pf. »r-here Schriften laut unserem Preis- verzrichnig. I «bell« rischer ». gifferasatz nach h-herm Tarif. kttimae« «nter dem ke-artidnsskrich die Spaltzeile SO Pf. Inserate sind siet« an die «rpedttta« ,n sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahl»»« praannwenunlo oder durch Post nachnahme. 292. Freitag dm 19. October 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Dir revidirt, bez. ueuausaestellte Liste derjenigen hiesigen Einwohner, welche zu dem Amte eine- Schöffen oder Ge« schworrnen gesetzlich befähigt sind, wird vom lS. bi» m»t 24. October ds». 3».. mit Ausnahme de« Sonntag«, in den Stunden von vormittag» 8—12 Uhr und Nachmittag« von 3 —« Uhr i« Meldeamt, «blheilung ll de« PolizeiamtS, Reich«stragr 58,54. t. Tlage, zu Jedermann» Einsicht öffentlich au«l!ege». Diejenigen, welche nach der unten abgedruckten Beilage ^ de« Gesetze« vom S. Mai l87S vom dem Schöffen- oder Gefchivorenenamte befreit zn werden wünschen, haben inner halb der vorstehend angegebenen Frist entweder ihre Gesuche schriftlich bei unS einzureichen oder bei dem mil der Aus legung der Liste beauftragten Beamten zu Protokoll zu erklären. Ebenso kann innerhalb derselben Frist jeder Uber 30 Jahre alte OrlSeinwohner wegen Uebrrgehuna seiner Person, dascr» er zu dem Amte eine« Schöffen oder Geschworenen fähig zu sein glaubt, sowie wegen Uebcrgchnng fähiger oder wegen er folgter Eintragung unfähiger Personen Einspruch erheben. Leipzig, am ll. October l883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Wangeniann. Beilage 41. GertchtSversaffnngSgesetz vo» 27. Januar 1877. 8 «1. Das Amt eine« Schöffen ist ein Ehrenamt. Taffelbe kann nur von einem Deutschen versehen werden. 8 «2. Unfähig zu dem Amte eine« Schöffen stad: 1) Personen, welche die Befühlguv« in Folge strafgerichtlicher Berurtheilnng verloren haben ; 2) Personen, gegen welche da» Hauptversahren wegen eine« Ver brechen« oder vergeben« eröffnet ist. da« die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte oder die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter zur Folg« haben kann; 3) Personen, welch« in Folg« gerichtlicher Anordauag tu der Versügung über ihr Vermögen beschränkt sind. 8- 2«. Hu dem Amte eine« Schöffen sollen nicht berufe» werden: 1) Personen, welche zur Zeit der Ausstellung der Urliste das dreißigste Lebensjahr noch nicht vollendet habe»; L) Personen, welche zur Feit der Aufstellung der Urliste den Wohnsitz in der Gemeinde noch nicht zwei volle Jahre haben; 8) Personen, welche für sich oder ihre Familie Armen-Nnter- stütznng au« öffentlichen Mitteln empfangen oder in den drei letzteu Jahren, vou Aufstellung der Urliste zurückgerechnet, empfangen haben; 4) Personen, welche wegen geistiger oder körperlicher Gebrechen zu dem Amte nicht geeignet find; 5) Dienstboten. 8- 81. 8" dem Amte eine« Schöffen sollen ferner nicht be rufen werden: 1) Mimster; L) Mitglieder der Senate der freien Hansestädte; 3) Reichsdeamte, welche jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden kännen; 4) Staatsbeamte, welche auf Gruud der LandeSgesepe jederzeit einstweilig in den Ruhestand verletzt werden können; bl richterliche Beamte und Beamte der Staatsanwaltschaft; 6) gerichtliche und polizeilich« Bollstreckungsbeamt«; 7) Rellgionsdirner: 8) Bolksschullehrer; 5) dem activeu Heere oder der activen Marine angehörendc Militairpersoncn. Die Landesgesetze können anher den vorbezelchneten Beamten höhere BerwalMngsbeamte bezeichnen, welche zu dem Amte eines Schöffen nicht berufen werden sollen. 8- 84. Da« Amt eine« Geschworenen ist ein Ehrenamt. Da? selbe kann nur von einem Deutschen versehen werden. 8- 88. Die Urliste für die Auswahl der Schöffen dient zugleich al» Urliste für die Auswahl der Geschworenen. ^ Die Vorschriften der 8H. 32 bis 35 über die Berufung zum Tchüffenomte finden auch aus das Geschworenenamt Anwendung Vte Bestimmungen zur -lnsführnnä des Gerichtsverfassung« Gesetzes vom 27. Janunr 1877 re. enthalten«; vom 1. März 1879. 8u 8- 24. Zu dem Amte eine- Schöffen und eine« Geschworenen sollen nicht berufen werden: 1) die AbtheilungSvorstände «nd Vortragenden Räthc in den Ministerien; 2l der Präsident deö LandeSconsistorinm«; 3) der Generaldirektor der Staattbahneri; 4) die .Greis- und AmtShauptieute; 5) die Vorstände der SichcrheiiSpollzei-Behörden der Städte, welche von der Zuständigkeit der Amtöhauptmannschaften auS geuooimen sind. rekannlmaihukg. Wir beabsichtigen im nächsten Jahre die Jeitzer Ltras,« von der Albertslrnste bi« zur Südseite der Hohen Straste umpflnstern zu lassen und ergeht deshalb c». die Besitzer der angrenzenden Grundstücke und bez. an die An wohner hierdurch die Aufforderung, etwa beabsichtigte, den bezeichnet«« Straßentract berührende Arbeiten an den Privat» Ga«» und Wasserleitungen »nb Privakschteuhea ungesäumt und jedenfalls vor der -tei»t»EaGer««8 auszusphren, da mit Rücksicht ans die Erhaltung eine« guten StraßenpflasterS dergleichen Arbeiten während eine« Zeiträume« von 5 Jahren nach beendeter Reupflastcrung in der Regel nicht mehr zugc» lasten werden. Hierbei werden die betroffenen Grundstücksbesitzer auf nufere Bekanntmachung vom lv. März 188t ansmerffam gemacht, wonach vor der Neupflasterung bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu KO ^tk oder entsprechender Haft und der sonst in der gedachten Bekanntmachung angedrrbten Nach- theile die Ableitung der Trans- und Fallrohrwäster mittelst besonderer Fallrohrschlenßcn unter oem Dtrahenkörper in die Hauplschleuße der Siraße vor deren Neupsiafiernug inner halb de« Straßenkörprr« durch unS ans Kosten der be» reffen oen Grundstücksbesitzer so zu erfolgen bat. daß vor der Ausführung letztere die veranschlagten Bauschkosteu einzuzablen «nv bez. wegen der AnSführung bei un« rechtzeitig Antrag z« stellen haken. Leipzig, am IS. Oktober 1883. Der Rath der Stabt Leipzig. vr. Lrvndli«. Eichoriu«. Srlrdlgt hat sich unsere den Handarbeiter Heinrich Mtttrnentzmet vcn hier betreffeude Bekanntmachung vom 21. Februar dsö. Jhö. Leipzig, am 16. Oktober 18V3. La« Polizei-Amt «er Eta«t Leipzig. Brrtschneider. Rfd. Faldix. Nichtamtlicher Theil. Der Ltan) -er Tonkinfrage. AnS zwei Dingen ersieht man, wie die Sachen in Tonkin stehen: aus der Abreise deö chinesischen Gesandten Marquis Tseng von Paris nach Kolkcstone und auS der Veröfscnllichurib dcS Vertrages zwischen Frankreich und Anam vom 25. August durch die französischen Blätter. Der Vertreter Chinas in Frankreich, der zugleich bei England und Russland accreditirl ist, erfreut sich in England großer Zuneigung. Bald nach seiner Ankunft in Falmoiilh hat sich der dortige Ttadtralh bewogen gesunken, ihm eine Willkvmmcnöadrcsse zu über reichen und Tseng hat diesen Anlaß benutzt, um sich über die Tonkinfrage zu äußern. Er hegt den Wunsch und die Hoffnung, kaß tie bcslchrnden Schwierigkeiten durch gegen seitiges Nachgeden ausgeglichen werben können und erkennt cS als seine Pflicht, diesen Au-aleich herbcizusühren. lehnt aber zugleich die Verantwortlichkeit für daS etwaige Schel ler» der Verhandlungen von sich ab. Gerade diese Schluß erklärung läßt wenig Hoffnung aus eine Verständigung zwi schen Frankreich und China übrig, kenn i» dem Hauplpunct, nämlich in Sache» der Oberhoheit über Anam, scheinen beide Theile unerschütterlich, China hält mit derselben Hartnäckig keit an dem von ibm beanspruchten SuzcränclälSrechl über Anam fest wie Frankreich dasselbe kraft de« Recht- des Sieger- und Eroberer« für sich fordert. Und um dieses Recht über jeden Zweifel zu erbeben, veröffentlicht die fran zösische Regierung den Wortlaut dcS Vertrages vom 25. August. Ein merkwürdigerer Vertrag ist wohl niemals von einem Herrscher geschloffen worden, denn man sucht darin vergeblich «ach Rechten, welche dem Kaiser von Anam rnstehen. Seinen Manvarinen bleibt die Führung der innere» Verwaltung unter Aufsicht französischer Residenten. Diesen liegt die Eintreibung und Verwendnna der Sleuern und Zölle ob und Frankreich bleibt eS überlasten. welchen Aulheil e» der Negierung von Anam an dem Ertrag der Einnahmen gewähren will. Ta« ist Aste», waS dem Kaiser von seiner Herrlichkeit übrig bleibt, denn Frankreich vertritt Anam dem Auslände gegenüber und bat selbstverständlich den Oberbefehl über die Slreilkräslc zu Wasser und zu Lande, auch gegen Aufstände wird Frankreich re» Kaiser von Anam schütze» und wegen der Schwarzen Flaggen braucht er sich ebenso wenig Sorge zu mache» wie wegen de» Verkehr« ans dem Rothen Fluß, der Hanplver- kehrSader deS Landes, daS wird Alle« Frankreich regeln, der Kaiser von Anam behält nicht viel mehr als den Titel, zu sagen hat er in seinem Lande nicht«. Fast noch merkwürdiger als der Inhalt diese» vertrage» ist die Art und Weise wie er zu Stande gekommen ist. Man erfährt darüber durch die Milkheilung der „Agence HavaS" jetzt Folgendes: Als am Abend veS 20. August nach den Kämpfe-, an der Mündung deS HucflnsseS die Anamite» um Emstestnng der Feindseligkeiten baten, gewährten die Franzosen großmüthig diese Bille und sandten vie beiden Bevollmächtigten Champeaur und Harmand nach Hue. Die Anamiten hatten sich aber sehr verrechnet, wenn ,>e glaubten, daß sie glimpflich behandelt werden würden, ihr An erbieten, Toiikin unter denselben Bedingungen an Frankreich wie Nieker-Cochinchina abzutreten, da» heißt, wenn Frankreich jeden Anspruch aus Hue unv da« eigentliche Anam aufgcben wellte, wurde kurzweg abgewiesen und Frankreich die Ober- boheit „nominell" übertrage» unter den bereits mitgctheilten Modalitäten und zugleich aus Wunsch der Mandarinen aus drücklich eine Clauscl m vcn Vertrag ausgenommen, daß weder Frankreich noch Anam ein Recht der Oberhoheit oder dcS Protektorats Chinas über diese» Land anerkennen. Admiral Conrbet gab in Folge dessen sogleich Befehl, daS chinesische Kriegsschiff, welche« dem Kaiser von Anam die Bestätigung übcrbriiige. sobald eS in Sicht komme, zu verfolgen und anzn- grcifen. Außerdem baten die Mandarinen, daß der Führer der Schwarzen Flaggen, Li-Biub-Phuoc, sobald er den Fra», rose» in die Hände siele, nach Hue gebracht und mit einer Anzahl seiner Soldaten hingerichtet werden solle. Diese Ab machungen wurden überhaupt nur dadurch möglich, daß der vo» Tüdüc selbst zu seinem Nachfolger bestimmte Dücvllc nach Itägiger Regierung ans Betreiben der Mutter de» verstorbenen Kaisers Tiidüc wieder abgcsctzt und die Negierung ihrem Adoptiv sohn Ba»-Lan übertragen wurde in der ausgesprochenen Absicht, die Unterhandlungen mit Frankreich zu erleichtern. Der ab gesetzte Kaiser Dücdüc ist also der Kandidat der chinesischen Partei für den Fall, da« der Einfluß CbmaS in Anani wieder die Oberhand gewinnen sollte. Diese Sachlage hat sich in zwischen noch zu Gunsten der Franzosen verändert, da die Schwarzen Flaggen Sontay geräumt und sich außer KampseS- weite zurückgezogen haben. Mit dem Dekanntwerden der französischen Erfolge hat sich in China eine große Erregtheit gegen die Europäer kund- aegedc», in Canton hal der bekannte Unfall eine- chinesischen Knaben, welcher aus der Ueberfahrt »ach einem rucopäischen Damvser ertrank, einen förmlichen Aufstand Iwrvorgerusen und der Handel leidet schwer unter der Besorgniß, daß Über den Hasen von Canton di« Bloknve verhängt werden könnte. Ans der Insel Haina» wurden Plakate angeschlagen, welche die Europäer nud die Mandarinen mit dem Tode bedrohen und in Futschau haben Unruhen stattgesunden. welche den Eingriff de« sranzöfischen ConlulS nöthig gemacht haben DaS sind Symptome eines Zustandes, welcher io seinen Folgen für den ganzen europäische» Handel in China verhängnißvoll werden kann und in diesem Sinne scheinen sich auch tie Vertreter der Stabt Falmouth dem Marqui« Tseng gegenüber geäußert zu haben. Vinnen wenigen Tagen treten die französischen Kammern zusammen und für dielen gefährlichen Zciipunct hat da« Ministern»» bereits umfassende Vorkehrungen getroffen. Um in grmäßigt republikanischen Kreise» für Ferry Stimmiing za machen, hat sich dieser mit dem Minister ver öffentlichen Arbeiten nach Reuen und Havre begeben und dort Reden für den Präsidenten Grevv und gegen die Radikale» ge halten. Die Vertreter dieser Partei haben ihm zwar mit einem Hoch auf den ehemaligen Krieg«minister Lhibaudin icantwortet, aber in Nordsrankreich baden die Intransigenten leinen Boden und deshalb war der Erfolg aus Seiten Ferry'». Er konnte den Journalisten zurusen: Telegraphircn Sie nicht nach Pari», daß wir ein reaktionäres Ministerium repräsen- tiren, sondern ein autoritäres! Unter dieser Devise wird auch die Rechtfertigung in der Tonkinangrlegenheit vor de» Kammern geführt werden. Im Senat wird Naguet daS Ministerium wegen Tvnkin interpelliren und Gras St. Ballier wird dir Unterstützung de- CabinetS übernehmen. Die Rollen sind somit zu Gunsten der Aclionspolitik in Ostasic» vcr- tbeilt. und um auch „ach anderen Seiten bin eS nicht an Vorsicht sehlrn z» lassen, ist aus Antrag des MarineininisterS Peyron ein Colonialrath von 3V Personen in Aussicht ge nommen worden, dessen Milgliederliste da« Ministerium natür lich schon fix »nd fertig in der Tasche hat. Dnrch diese Taktik hat Ferry bereits so diel erreicht, daß die öffcnllichc Meinung über die Tonkinfrage schweigt und die Entscheidung de» Kammern anheimslcllt. Nun weiß man aber unglücklicherweise, daß Grevy über die Tonkinfrage ganz anders denkt, alS Ferry und Challemel-Lacour, daß also alle die Lobeserhebungen, welche Ferry in Ronen für Grevn aus gesprochen hat, wcrthloS unv nebelhaft sind, daß sich Wolken über dem Cabinet wegen Tonkin» zusammeuziehcn, welche sich wahrscheinlich bald zu seinem Sturz enttaden werden Marquis Tseng wartet die Entwicklung der Dinge mit seinem gesannnlcn GcsandtschaftSpersonal in England ruhig ab. er weiß, daß er die öffentliche Meinung diese» Lande» und deS größten Theil» von Europa für sich hat, und daß die Sache» in Tonkin für Frankreich nur scheinbar gut stehen. Sobald die Wege wieder gangbar werden und die Kämpfe wieder beginnen, dann werden auch die Schwarzen Flaggen wieder aus dem Kampfplätze erscheinen. Der Sturz veS MinistenumS Ferry bedeutet Frieden mit China und ans dieses FriedenSzcichen wartet Marqui» Tseng voraussichtlich nicht vergeblich. 1'eipziff, IS. Oktober 1883. * Au» Berlin wird uns vom Mittwoch geschrieben: „Noch am Vorabend der Neuwahl zur Berliner Stadtverordnetenversammlung bringt die „Pro- vinzial-Corresponbenz" eine» Artikel, welcher in Uebcreinstimmung mit den Ausführungen, welche die cou- servaliven Blätter in den letzten Tagen gebracht haben, deut lich erkennen ttißt, daß Herr von Puttkamer auch bereits cnisieht, daß die Auflösung keinen potitischcn Erfolg haben wird, am wenigste» nach der Richtung, >vie ihn die Freunde deS Rückschritt» sich gewähnt und da» conservative Ccntral- Comitö im Beginne seiner Agitation erhofft hatte. Nachdem der Magistrat und baö Collegium der Skadlvcrordnetcn cin- mülhig sich gegen die Auflösung ausgesprochen haben, und nacht-m sich nunmehr hcransgestellt hat, daß alle Voraus sagungen derselben bezüglich der Agitation cingrtrvfscn sind, rechnet sich jetzt, wenigstens dein osstciösen Artikel nach zu schließen, der Minister des Innern die Auflösung sogar als ein Verdienst an. Die „Provinzial-Correspondcnz" versichert daß die StaatSregierling gar nicht daraus auSgegangen sei eine ander« zusammengesetzte Mehrheit der Stadtverordnete» Versammlung herbeiznsühren, sondern lediglich derselben „die Natur einer wirkliche» Vertretung der städtischen Eniwohiierschast" wieder verschaffen wollte, welche der Versammlung angeblich nach und nach verloren ge gangen war. Nun, die gewaltigste Agilatio» hat eben nichts erreicht, eS siebt fest, daß alle bewährten Vertreter der Stadt wicdergewähtt werden. Freilich ganz werden wir den Lärm damit noch nicht übcrwundcn haben, da eine An zahl von Candidatcn in mehreren Wahlkreisen ansgcstelll ist und jedenfalls un» noch verschiedene Stichwahlen bcvor- slehe». Die Wahl dauert drei Tage, vom l8. bis zum 20. October, indessen fungirt die gegenwärtige versanimlung noch bis zum t. Januar 1884, und werden erst zu diesem Termine die neugewäblten Stadtverordneten emgesührl werden. Noch in letzter Stunde haben die Antisemiten in hundcrttausendcn von Exemplaren ein Flugblatt vcrtbeilt, welches so charakteristisch ist, daß eS niedriger gebängt zn werden verdient. ES enthält nur drei Zeilen mit folgenden Worten: „Wäblt keinen Juden! Nur die allergrößten Kälber wäblen ihren Metzger selber." In der Thal inüffen wir dem Geh. Nath Bircbow Recht geben, wenn er sagt, daß eine Partei, deren Quiiitcffenz diese Fordernng bildet, sich kaum ein größeres ArmuthSzeugniß anSstcllcn kann. Der Erfolg wird denn auch dieser Tüchtigkeit entsprechen. Das Hauvttbeina bildet neben den Stadtverordnetcn- wahlen die Reise des EardinalS Fürsten Hohen lohe nach Deutschland. Ein hiesiges liberale« Blatt, welches allerding« wegen seiner Iaad »ach Sensationsnach richten bekannt ist, läßt sich aus Rom schreiben, daß der Cardinal lediglich durch sinanzielle Verlegenheiten veranlaßt worden sei, sie Reise nach Deutschland zu unternehme». De-Halb habe Kürst Hohenlohe vordem daS BiSthum Breslau ersehnt und wünsche jetzt an di« Spitze der reichsten öster reichischen Diöcese, Olmiitz, bcrusen zu werden. In der Thal liegen ganz andere Gründe und weil edlere Motive vor, wie auch di« Wuth lriesenden Ergüsse der ullramonlanen Bläller. vor Allein der „Germania", erkennen taffen. Carvinal Hohenlole ist ein böchst religiös gesinnter und fromm katho lischer Man», aber ebenso von inniger Liebe zn seinem deutschen Baterlanbc durchdrungen, und diesem seine Dienste zu witmcn, war von jeder sei» s.-hnlichstcr Wunsch. Daß er nun am liebsten an der Spitze der Diöcese BrcSlau gestanden balle, da in Schlesien sei» Bruder, ver Herzog von Ratibor, Präsident de« preußischen Herrenhauses, angeseffen, ist dock wohl erklärlich genug, und daß er andernfalls gern in Oesterreich suiigiren würde, ebensall», da ei» anderer Bruder von ihm Chef des kaiserlich österreichischen Hofstaate» ist. Statt besten in einein italienischen Bisldum von noch nicht 30.000 Einwohnern mit nur wenigen Pfarreien sein Leben in NichtSthu» hiuzu- bringen mid dabei sich gewissermaßen unter polizeilicher Aus sicht zu Wissen uns umgarnt von Zuknguen, tan» für den Mann von ausgesprochen deutsch-nationater Gesinuung. Ver sied eben in den besten Jahren befindet, gewiß nur schinerz- lich sein. ES genügt eben in Rom unv bei allen Ultramo»- tanen, ein Freund de» deutschen Reiche- zu sein, um sich den grimmigsten Haß derselben zuzuziehen, und Vah Fürst Bismarck ei» solche« vertrauen in den Fairsten Cardinal setzte, um ihn zum Gesandten bei der päpstlichen Curie vorzu- schlagen, hat dem Letzteren jede weitere Aussicht aus eine erwünschte Carritzre für immer abqeschnitten. — Daß übrigen« Cardinal Hohenlohe mit seinem Besuche bei dem italienischen Gesandten und vr. v. Dkllinger nicht von der Absicht geleitet worden ist, irgend wie gegen den Papst eine Demonstration zu vollsnhren, ollte Jeder wissen, der den Kirchcnsiirsten nur irgendwie zu kennen die Ebre hat. Abgesehen davon, daß der Cardinal Vie höchste Verehrung gegen daS Haupt der katholischen Christenheit bei jeder Gelegenheit nnvcrhohlen äußert, ver bietet ihni auch sein feine» Gefühl und seine Erziehung jede derartige Demonstration, welche au» der Reise nach Deutsch land und den Münchener Besuchen herauSzulesen seinen analifchen Gegnern und ihrem ungezügelten Haffe Vor hallen blieb." * Die „Provinzlnlcorrespondenz" ervrtert in langen AuS- Ührungrn die InnnngSbewrgung. DaS Bemerkens- werthcste an den ziemlich nichtssagende» und verschwommenen Phrasen ist. daß weitere gesetzgeberische Maßnahmen in der Ricblung deö InnungSzwangS keine Erwähnung finden. Auch der CenlrumSantrag über die Beschränkung der Lehrlings annahme ans Innnngsmeister wird nickt berührt. Man wird daran» wohl schließen können, daß anck in RegierunqSkreiscn die Ansicht zum Durckbruck gekommen ist, daß über die in der Gewerbeordnung»,,ovellc vom 18. Juli 188l enthaltenen Bc- limnittngen zur Beförderung der JnnnngSbildung hinauS- zugchen vorläufig kein Anlaß vorliege. * Am Donnerstag begannen die Neuwahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung mit der dritten Claffe. DaS Interesse wendet sich fast ausschließlich dieser Claffe zu, da nur hier die Gegner der bisherigen liberalen Stadtvertretung ernstlich boife» können, einige Erfolge zu erzielen, darin ist schon die Sicherheit enthalten, daß auck in dem für die „Bnrgerpartri" und tie „Arbeiter partei" günstigsten Falle die fortschrittliche Mehrheit in der neuen Versammlung nickt in Frage gestellt ist. Auf die nächsten ReichStagSwahlcn in Berlin wird da» Ergebniß der Abstimmung gerade in der dritten Abtheilung einen Schluß rnlassen, wie auch die wachsende Aufregung, welche diese Wahlbewcgung in, Gefolge gehabt hat, einen Vorgeschmack von dien im nächsten Jahre bevorstehenden politischen Wahlen geben konnte. auS «u * Die „Nattonalliberale Eorrespondenz" schreibt a Berlin: „In der jetzt beendigten Agitation für die Berkin Stadtverordnetenwablen mußte e« auffallen, dich der als Arbeiterpartei aufkretcnden Socialdemokratie eine Freiheit der Bewegung gelassen wurde, wie sie seit Erlaß de» SocialistengesetzeS nirgends auch nur annähernd geduldet worden. E» genügt nicht, diese Rücksicht der Be hörden daraus zurückzilführen, daß der Kamps im Wesent lichen gegen die Fortschrittspartei gerichtet war; da» War auch be, den Rcichstnaswahlcn in Berlin der Fall, und doch bat man damals die socialdemokratischc Versammlung»- rmd Redefreiheit ans» Acußerste eingeschränkt. Die Arbeiterpartei ist auch u, der kommunalen Wahlbewcgung keineswegs in der Weise ausgetreten, wie e« in den leitenden Kreisen vielleicht gewünscht worden wäre. Sie hat eS zwar an heftigen An griffen und scharfen Worten gegen die Fortschrittspartei nicht jehlcn lassen, noch viel entschiedener und schroffer aber war ihre Absage gegen die anderen Feinde der herrschenden städtischcn Partei, die „conservative" Bürgcrpartci. Der Bruch zwischen Socialdemokraten und Conservative» ist jetzt weit schärfer zum Ausdruck gekommen, al» vor zwei Jahren bei den ReickStagSwahlen, wo vielfach aus ein Zusammengehen speculirt wurde, da» nach den jüngsten Erfahrungen kaum mqhr in Betracht wird gezogen werden können. Dagegen hat die Kluft zwischen socialer nnd bürgerlicher Deniokratie burck ein in Sacke und Form sehr weitgeliendes Entgegen kommen der Fortschrittspartei, die keine Gelegenheit vorüver- gche» ließ, die Socialdemokraten, die „anständigen Gegner" ihrer Hochachtung und der Ucdercinstimmuiia in einem großen Theil der Ziele zu versichern, durch die jüngste Wahlbewegung an Ausdehnung nicht zugenommen, eher konnte man die An sätze zur Brücke der Verständigung bemerke», während wir irgend ein anerkennendes Wort für die social-politischen Be strebungen der Regierung in dieser Aablbewegung nirgends a»S Arbeiterkreisen vernommen haben. Wenn trotzdem den socialdcmokratischen Rednern monatelang eine ebenso unbc- sckräiiktc Freiheit gewährt wurde, wie de» Agitatoren anderer Parteien, wenn den Arbeitern wieder der Genuß gegönnt wurde, die lang entbehrten Vorträge ihrer Wortführer zn vernehmen, so mußte »nw llkürlich der Gedanke anstanchen, die Regierung wolle eine praktische Probe anstelle!!, ob daS Socia- listcngesetz nachgerade entbehrt werden könne, sie ioollc durch mildere Handhabung der außerordentlichen Vollmachten den Ucbergang gewinnen, dieselbe» ganz verfallen zu taffe» oder durch anderweitige repressive Maßregeln zu ersetzen. Thatsachlich bat man diesen Schluß vicljack auS den eben erwähulcii Erscheinungen gezogen. Es läßt sich ja auch nickt leugnen oder verkenne», daß die soeialdemokratischc Agitation in jüngster Zeit eine gewisse Mäßigung nnd Vorsicht gezeigt hat. Man wirb freilich daraus nicht allzu viel halten, sich nicht zu bestimmt der Hoffnung hingcbeu dürfen, daß diese Agitation nunmehr in den Schranken der Gesetzlichkeit, der Besonnenheit und de» öffentlichen Frieren« sich halten werde. Denn es ist eben zweierlei, sich aus selbstständigem Entschluß in voller Freiheit oder nntcr der Drohung harter Neprcssiv- maßrcgeln zu mäßige», die jeden Augenblick wieder in Kraft gesetzt werden können. Ob wirklich die Ännabme gercchl- scrtigt ist. die Regierung suche alimälig einen Uevergung von den AiiSnabmc- zu regelmäßigen Zuständen zu gemiuilen und habe zur Probe eine mildere Handhabung de» Sociatisten- gesctze» beschlossen, vermögen wir nickt zu cntscheiden. Neckt glaubhast will es unS »och nicht dünken, indessen eine beachtens- wcrtbe Erscheinung war diese Stile der Berliner ccmmunalcn Bewegung aus alle Fälle." « « » * Großes Aufsehen erregt in Petersburg die Ber- urtbciliing de» DepartementSckess Ver Polt» Geheim- ralbs Pc rs >l jew, wegen Unterschlagung ,'ür d,everwundeten des letzte» Krieges bestinimtcr Gelder. Persiljcw wurde zur Dienstentlassung »nd Ersatz der unterschlagenen »och nicht ersetzten Gelder vernrlbeilt. Persiljcw gab in der Verhand lung mit unerschütterlicher und kühler Ruhe all« die gegen ilx, erhobenen Anklagen zu. keine Spur von Beweg»,,q. Sckam oder Reue ließ sich au« seinem Bcrhalten vor (Herießt entnehmen; absolut gcjchästSniäßia erledigte er die Angelegen heit, indem er einfach sich aus die Anklageakte bezog und jede» weitere Wort Verweigerte. Man war bis jetzt nur gewöbnt, übrrführte Nihilisten in dieser Weise austrrtrn z» sehe». W s-> >» 't
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