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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188211255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-11
- Tag1882-11-25
- Monat1882-11
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1882
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b-lü« u, zcringc 115 bl« 150 November- >3.90 >l G utti, S mm. «d. 587.—. er 129.83. lir 196.75. Lilbvrrents . liu-ixisclie II. Orieui- . Löoixs- m. ->>,n 587.-. ic-r 12!).50. eku 376 50. 5. Disconio Dorr in. 1877 88.6". 5 40. 6", -esou 85.75. m. >5. 588.50. ol>-6rai»«tt- >sr 122.10. . VVestknhn »ui-msrnätt-r 'rior. 96.10. 70. liubol nü. .Anleihe l'icpiorreuko -uto 80.30. 1877 88.25. Xoriivvodl .4. 104.60. s L.-81.-.4. r llauilels- ««t-uu-riccller in.-Xnrüeilg )rs4it-X»ük. .-kr. 96.75. tts 130.—. >VerIc/.-LIa- lct. 498.—. bahn (I-om- >lei> 199.75, it« 10190. eü>« 54.10. r L.-8l.-.4. irx-LIIn« kn —. Dux- ). Leilin- Llükrii'el,- ;» I'r.-Obl. Iliberni-r lik-i. 51.—. ,0. Don- u - Ou>»?ii, > «kn 81.-.4. -de LVe«i- 50. Oeh- eimnr-kioin »uilvt»- mi-I eixer Dü>e.- boiluusilLor tilnuri^oi 5. Xm->ter- r-kl. 10 '4. äo. 3 51. LI. 169.40. . 8. 199.40. stünulirlen ixen 590.—. 5s 256.75. Inrieoliur^- cuk 145.—. niou 8t.-kr. me.) 3"/, 8-lcds. 9»,»errevts reut« 72'/,. . Ostwier -n 116.—. !nl-er 89'/.. keck 178'-,. sr Du-coolu Fest. st« 93.90. Domkarüeu Oalirier Ion 119.10. Dsuteclce klbstdil- »ut lierlii-, 1873 84---,,. s von 1872 lento —.—. m lose 145 r-Decemker — X, per 50 per ksst. — Liovember- Irxunff: 2. r 64240 >!. L1»tt. — ««bericht.' unr 5"/,.. «, Llni-öum xooä oräi- '<», Orlsuns t.) sLrnt« > Sillen. - k«r Import .) Dn>»tr >00 li-OI es !» fest. »: -i- 2.24. ue-Dampfer it. Dampfer intos" ven Alles" von flock" von i-flork der der Guion- cderländijL- Grseheint tätlich früh 6'-, Uhr. Hetartion und Lrvr-itio» Johannesqafi« 33. Ayrrchfinnden -rr ^e-artiou: Vormittags 10—12 Uhr. RachmMags 5—6 Udr. ßiir K« Mrs,»»» em-Oanl« viumiciiot» «acht sich »« W«»«kl>o>i »>»> v«r»l»»I»ch, Aim«tz«e »er für Sie >ächstf«I^>br Nummer bestimmten Inserate a» Wachr,»«,«, »iS 3 Nbr Rachmitta»». an S«»«. »,S Srst»a,e> früh b»s ',,S Uhr. 3n den ^iUaln, snr Ins.-^nnahme: vtt« Klemm. Nniversitälsftraße 24. 1!»UlS Lösche. Kaibarinenstraße 18, p» nur »1» 'l.3 Uhr. Anzeiger. Organ fnr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L7,SV«. Hdoniirmenisorris vierleij. 4'/, Mk., incl. Brmqerlvbn 5 Mk.. dura> die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren lür Ertrabeilnqen ahne Lostbeiörberung 39 Mk. Mit Pvstdeiörderung 48 Mk. Inlerntr Sgesvaltene P-titzeile SO Pf. Gröber« schrillen lnut unserem Prri4- verzeininiß. Tabellarrscher sap um» höherem Tarif. Leclaniri, unter Vrn ttedactionoitrich die soallzrile 50 Pf. Jmeratr sind lteis an die irzpevirian za ieadea. — Llabair wird nuvi gegeoen. Zahlung praeuum>>r!u»», oder üurcq Post, aamnanme. Sonnabend dm 25. November 1882. 76. Jahrgang. Jur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 2v. November, Vormittags nur bis IrS Uhr geöffnet. kxpoelltlon Ü68 I^vlprlxsr Amtlicher Theil. Vcl-aimliiialhung. Da0 12. Stück des diesjährigen l-zirsey^ und Verordnungs blattes für daS Zkönigreicb Sachsen iO bei unS eingegangen und wird bis zum tt. December dsS. IS. aus dem Ralh- hau-saale zur Einsichtnahme ösjenllich ausyängen. Dasselbe enthält: Nr. 70. Bekanntmachung, die Anleihe der Stadtgemeinde Pulsnitz betreffend; vom 4. October 1882. » 71. Bekannkmachimg, die Anleihe der Stadtgemeinde Hohensiein betreffend; vom 9. October 1882. » 72. Bckaiintniachiliig, eine Prioritäts-Anleihe deS Hänickener Steinkoblcnbau-Bercins betreffend; vom 10. October 1882. » 73. Bekanntmachung, die Eröffnung des Betriebes der Tbeitstrecke Kirchberg-SanperSdors der Wilkan- SanperSdorscr Secundärcisenbahn und der Tbeil- strecke Hainsberg-Schmicdcberg der HainSberg- Dippcleiswaldc ^ KipSkorscr Sccundäreiscnbahn betreffend; vom 26. October 1882. » 74. Verordnung, die am 10. Januar 1883 vorzu- nchmeiidc Viehzählung betreffend; vom 7. Novem ber 1882. » 75. Verordnung. daS Verhalten der ScbulbebSrden bei dem Auftreten ansteckender Arankbciten in den - Schulen betreffend; vom 8. November 1882. » ?S. Bekanntmachung, die Anleihe der Stadtgemeinde Grimma betreffend; vom 28. October 1882. » 77. Ausführungs-Verordnung zu der Kaiserlichen Verordnung vom 24. Februar 1882 Uber daS gewerbsmäßige Verkaufen und Feilhalten von . Petroleum; vom 4. November 1882. » 78. Verordnung, die 1'agcrung und Aufbewahrung von Mineralölen betreffend; vom 6. Novem ber 1882. Leipzig, am 22 November 1882. Der Nath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Sköß. Vekalmtmluhlm^ Es««adend. den 25. November I»d2, 3 Nhr Nachmittags, sollen im gerichtlichen Anetlonslocalc, Eingang von der kleinen Burg, gasfe, 3 Siück Pulveclsirmaschinen, ca. 200 Lläbe Gußstahl, 8 Körbe Muttern, 25 Patenlklhi enwaagen, 8 Flaschenzüge, 70,000 Blech- und Haßnietea, 100 Satz Betthaken. 2 neue Brückenwaagen, 200 Stück Mutterschlüssel und verschiedene andere Olegenstände öffentlich an den Meistbietende» gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 22. November 1882. Thierbach, Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. Diejenigen Gcschastoleule, welche Muster für die Canttnr deS 2. Bataillons 8. Inf.-Regiments Nr. 107 niederlegten, werden er- 'licht, dieselben bis spätestens den 27. ds. Mts. im Zimmer Nr. 159, »„lerne II abzuholen, da bei späterer Absonderung die Verwaltung leinerlei Veranlwortung gewährt. Förster, Major und BataillonS-kommandeur. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 25. November 1882. * Obgleich die Ausschüsse deS BundeSratheS leb haft mit der Dorbcrathung der SpecialetatS beschäftigt sind, werden doch hin und wieder auch andere Gegenstände von Bedeutung mit in Berathung gezogen. So stand vor Kurzem m einer Ausschußsitzung aus der Tagesordnung auch die PrüfltngSordnung für Aerzte, deren Erledigung sich immer noch nicht cibschcn läßt. Zu dieser Frage, welche nun- mebr seit fünf Jabrcn in der Schwebe ist, sind neuerdings wieder verschiedene Anträge nicht unwesentlicher Art von den Bundes staaten eingegcingcn, so daß sich die Bevollmächtigten genölhigt geliehen haben, hierzu von ihren Regierungen neue Instructionen zu erbitten. Danach ist an die Erfüllung der Hoffnung, die Beiordnung noch in diesem Jahre publicirt zu sehen, nicht zu denken. Indessen glaubt man »n BundeSrathe trotz der reuen Verzögerung die Prüfungsordnung doch in den ersten Monaten des kommenden Jahre» endcjüllig sestst-llen z» können. WaS die von ärztlicher Seite in diesem Sommer gestellten Anträge anbelangt, die Prüfungen der Medwiner auch aus Evecialfächer, z. B. Psychiatrie, äuSzudehnen, so scheint üiner- datd der Regierung nur wenig Neigung vorhanden zu sein, daraus einzugehen, da sonst eine Abgrenzung sich kaum noch finden lasten dürste. Derartige Anträge dürsten deshalb den Abschluß der Frage nicht mehr auszuhatten vermögen. * Die Eröffnung de« italienischen Parlament- bildet einen bedeutsamen Markstein am Wege der zeitgeschicht lichen Entwickelung. So wenig eine politische Wendung auf europäischem Boden unter Ausschluß Italien- denkbar «u, so 'cbr muß jede auf Eorrectheit Anspruch machende staatS- inännische Berechnung kommender Ereignisse, sich Italien- al» mächtigen Factors zu versichern, bestrebt sein. Der Wort laut der vom König Humbert verlesenen Thronrede scheint nun ganz geeignet, die Gönner und Beschützer de- europäischen Frieden- mit srobcn Hoffnungen zu erfüllen. E» ist gewiß kein Zufall, daß gerade in letzter Zeit die FriedenSbiirqschaslen nch häufen, und daß die in Berlin wie in Wien geübte Auslegung der politischen Lage von so verschiedenen Seiten her Anerkennung mio Zustimmung findet. Die italienische Thronrede beweist vor aller Welt, daß dir Itcberliefcrnnge» Victor Emamiel» und EavourS keinen Gegensatz zu den Voraussetzungen bilden, aus denen die heute in Europa boniinirrndc Tendenz der internationalen Politik basirt, sondern daß Italien, indem c- daS Werk der inneren Reform an die Spitze seines AclionSprogrammS stellt, sich wohl bewußt ist. seinen Interessen atS europäische Großmacht den besten Dienst zu erweisen. * Seit der neulichen Charakter istik der Finanzen Frankreich- durch Herrn Lüon Sah wollen die Ge rüchte, welche dein Ministerdasein de- Herrn Tirard nur noch wenige Tage gönnen, nicht mehr zur Ruhe kommen. Vielfach hört man die Eandidation Say's selber nominiren. Wenn nicht geleugnet werden kann, daß der von LSon Say geführte Schlag ei» ernstgemeinter war und zugegeben werden »iuß, daß dessen Wirkung die gehofften Erwartungen eher übertrofsen hat. al» hinter denselben zurückgeblieben ist. so liegt auf der Hand, daß daS Cabinct Duclerc, bezüglich deS Finanzamtes, sich mit dem Gedanken einer Neuerung wird vertraut machen müssen, um sich selbst zu salviren. Die theilwcise Krise ist vorhanden, wenn auch einstweilen noch in localem Zustande. Die Frage ist nur, ob eine parlamen tarische oder außerparlamentarische Lösung derselben den Be dingungen der augenblicklichen Lage am besten entspricht. * Man meldet der „Pol. Corr." auS London, daß sich zwei englische Generäle nach Quettab begaben, um daS Projekt der Verbindung des indischen Eisenbahnnetzes mit Betudschistan durch Fortsetzung desselben von Sibi bis Onctkah einer PrüsunA zu unterziehen. Andererseits verlautet, daß die indische Regierung beschlossen habe, die Eisenbahn von Sibi nach Quettah nicht zu vollenden, sondern an Stelle dieser Bahn eine neue Straße über den unteren Bolan-Baß zu bauen. * Die Differenz zwischen England und Spanien be züglich der Auslieferung der in Gibraltar gelandeten kuba nischen Flüchtlinge dürste nach Ansicht der „Italic" folgende Lösung finden: DaS Londoner Cabinct würde sich darauf be schränken. in freundschaftlichem Wege die Amnestirung der drei Flüchtlinge zu rectamiren. Das ckevatereske Spanien würde dieselbe gewähren, während die englischen Beamt-n. deren Leichtsinn diesen unangenehmen Borsall verursacht hat. abgesetzt würden. * Da« herrschende Regierung-sysiem in den Vereinigten Staaten hat durch die am 7. November staktgesundenen Congreß- und Slaatenwahlen einen empfindlichen Stoß bekommen tteberall regt sich der Unwille gegen die Maximen de» Präsidenten Cbestcr A. Arthur, der weniger da« Wohl des ibm anvertrauten Landes, al- die größtmöglichste Ausbeute für seine Partei der StalwartS im Auge zu haben scheint. Umsonst ist freilich der Präsident von feinem Ebre»sitz im weißen Hause herabgestiegen und hat mit seinen Freunden, den Eonkliiig und O'Brien, die Wahlen geleitet; seine Gegner haben ihn besiegt, die Partei der Demokraten bat bei vielen Wahlen gewonnen. Die Repräsentanten-Kammer wird aller Wahrscheinlichkeit nach in Zukunft 196 Demokraten und 123 Republikaner zählen, während im Senate nech 40 Republikaner gegen 36 Demokraten vorhanden sein werben. Der Staat New-?)ork vor Allem bat ein vernichtende- Urlhcil über die Arlhur'sche Politik gefällt. Die Majorität Grover Clcrcland'S, des demokratischen Candibatc», über Ehas. I. Folger beträgt 194,600 Stimmen. Der demokra tische Candldat für da» Amt deS Lieutenant-Gouverneurs. Mavor Hill von Elinira, hat seinen Gegencandibaten mit 190,000 Stimmen geschlagen, General Slocum den seinigen mit 107,000. Etwa- hinter de» übrigen Candidaten der Deniokratcn ist Richter Ruger zurückgeblieben, der seinem Mitbewerber um die Oberricbterstclle des AppellhosS, Richter Andrew-, mit etwa 73,000 Stimmen voraus ist. Daö Con stitutions-Amendement, betreffs freier Ccmalschifssahrt, ein wirksamcS'Hinderniß gegen die Uebergrisse der Eisenbahnen im Staate New-Iork, soll mit über 200,000 Stimmen angenom men worden sein und dasjenige betreffs einer Aendcrung in der Gerichtsverfassung des Staates mit ungefähr 55,000 Stimmen. Alabama, ArkansaS, Delaware. Florida, Indiana, Georgia, Kentucky, Louisiana, Maryland, Missouri, Mississippi. New- Jrrscy, Nortk-Caroling, South-Carolina, Tennessee, TexaS und Wisconsin und zum Theil Pcnnsylvanieu, Massachusetts und Connecticut haben demokratisch gewählt. California ist wahrscheinlich auch demokratisch, und diesmal hat die Cbinesen- srage keinen Theil an dep rcptzbstkayischey Niederlage. Michigan erwählte einen demokratischen Gouverneur, während die übrige» StaatSbeamlen Republikaner sind; dort war also augen scheinlich die persönliche Unpopulanlät deS republikanischen Gouverneur-Cantidatcn Schuld an seiner Niederlage. Vir ginia hat den „ReadjiisterS" eine Majorität gegeben. Ne vada ist wahrscheinlich demokratisch. Colorado, Illinois, Iowa, KansaS, Minnesota. NcbraSka, New-Hampshire und Rhode Island haben sich ihren RepublikaniSmuS gewahrt, aber die Majoritäten sind gegen frühere Wablen bedeutend verringert. Die Stimmung m der republikanischen Partei ist deSbalb ziemlich gedrückt; e- fehlt nicht an ver nichtenden republikanischen Urtheilcn über Cbester A. Arthur und manche bittere Pille gicbt ihm die „Rcw--)ork TimeS" zu kosten. Die „New-Dorker HandelSzeikung", auch ein republi kanisches Blatt, meint, daß eS noch Zeit sei für die Republi kaner, sich daS Vertrauen deS Lande- wieder zu erwerben und bei der Hauptschlacht 1884 den Sieg von Neuem zu erringen. Die Ursache der günstigen Nesultate sür d,e Demokraten ist jedenfalls neben der Artbur'schen Mißpolitik auch der Uebergang der meisten Deutschen in daS demokra tische Lager. Tie Temperenzlerei, dir unter der republikanischen Regierung immer mehr überwuchert und den Sonntag bezüglich der freien Bewegung auS dem Kalendarium auSzusckeiden drckt, ist den Deutschen schon lange verhaßt unk mögen sie mit den» Gedanken, daß es schon so schlimm sei, daß eS nickt schlimmer werden könne, ihre Stimmen den Demokraten gegeben und ihnen zu der seit 22 Jahren verlorenen Herr schaft verholten baden. Wie der Sieg der Demokraten in der äußeren Politik wirken wird, ist vorläufig nicht zu ent scheiden. Man schreibt ihnen FreihandelSprincipien zu. allein eS ist doch die Frage, ob sie gleich — natürlich wenn sie auch >884 siegen — die alten Traditionen der Republik über den Hansen werfen. I» der Opposition erscheint manche- in anderem Lickte als im Weißen Hauke. Sei dem wie ibm sei. jedenfalls hat Europa alle Ursache, die politische Entwickelung der großen Republik zu verfolgen. Aus dem preußischen Landtage wird unS vom Donnerstag geschrieben: Die Generaldebatte über den preußischen Etat ist nunmehr beendet, nnd dieselben Positionen wie srüber sind der commissarischen Berathung überwiesen worden. Im Ganzen genommen bat sic nickt den großartigen Ekaraktcr gezeigt wie die sonstigen Budget-Debatten. Zeigt schon der erste'Tag spärlich besetzte Bänke, so war die« am zweiten noch mehr der Fall, und auch da« Publicum zeigte beute einen Mangel an Interesse; die Tribünen waren nur schwach besetzt. Und doch ließ der zweite Tag einen Redner zu Worte kommen, welcher durchaus gehört zu werden verdient. Prof. Adolph Wagner zeigte sich heute gewissermaßen als da» votaot tsrribls der konservativen Partei, und ick glaube, diese wird eS sich zweimal überlegen, ehe sie denselben noch einmal al- ihren FractionSredner vorschickt. Es ist richtig, Herr Wagner will eine höhere Börscusteuer; von der jetzigen behauptet er, sie treffe da« Börsengeschäft fast gar nickt. Er fordert eine Börscnumsatzsseuer. Herr Wagner schwärmt auch sür daS Tabakinonopol, er befürwortet die Wiedereinführung der Mabl- und Scklachtsteuer, er will vor Allem eine größere Ausdehnung deS inbireclen Steuersystem-. Aber wenn schon die Forderung des Monopols ihn durchaus nicht ^uin Eon- servalwen stempelt, da über diese Frage seine ^ractions- genoffen getheilter Meinung sind, so zeigt sich Herr Wagner aus der andern Seite, indem er nickt blo- die Beibehaltung, sondern die organische Entwickelung der direkten Steuern fordert, als einen Mau», der eher ans der liberalen als aus der conseroativen Seite rangirt werden müßte. Es war denn auch nicht zu verwundern, daß Herr Wagner gegen den Schluß seiner Rede durch wiederholten Beifall von der linken Seite anSgezeichnet wurde und daß er nach Be endigung derselben hier lautere BravoS erntete als von seinen Parteigenoffen. Herr Büchtemann sprach zwar im Ganzen sachlich, doch ist er kein Redner, der zu packen versteht; er wußte da» Haus nach der bedeutenden Rede, die eS eben vernommen, nicht zu fesseln. Jin Ganzen hat der Ton der Debatte diesmal durch die Abwesenheit deS Herrn Eugen Richter gewonnen, indessen stiiiimen wir der „Kreuzzeilung" doch bei, daß die sachlichen Argumente desselben den Erörterungen größere Würze verliehen. De» Weiteren ließen sich heute drei Minister vernehmen, Herr Maybach, welcher „einige graue Scvakten", die aus den Eisenbahnetat gefalle» seien, zu verscheuchen sich bemühte, Herr Dr. Fried berg, welcher die Bcrmindcruna der Processc alS ein günstige» Zeichen deS sittlichen Wohlbefinden- der Nation pries, und Herr Dr. Lucius, um nachdrücklich die Nothweiidigkcit der Erhöhung des HolzzollcS darzulegen. Alle Drei verdienen wenigstens die Anerkennung, daß sie die Zeit deS HauscS nickt zu lange in Anspruch nahmen. Jin Uebrigcn bot die Sitzung unerwarteter Weise gegen den Schluß bin ein gewisses dramatische» Interesse durch eine persönliche Plänkelei zwischen dem Biccpräsidcnten unseres SlaatsminislcriuinS. Herr» v. Puttlanier, und dem Ab geordneten Dr. Hänel. Man muß eS Herrn v. Pultkaincr lassen, er versteht gewöhnlich, die Lacher aus seine Seite zu bringen und hat damit »icist vorweg zur Hälfte gesiegt, nicht selten freilich auf Kosten des parlamentarisch Statthafte». Heute spielte er aus die Stellung deS Herr» Hänet alS Pro fessor an und warf ihm Uiifehlbarkeitsdünket und kathcdraleS Wesen vor. Doch Herr Hänel hatte bei seiner Erwiderung zwar nickt die Lacher, aber doch den ernsten Beifall fast des ganzen HauseS sür sich, alS er die- Anspielen aus persönliche Aeußcrlichkeitcn alS unstatthaft zurückwicS und um so mehr geißelte, alS durch solchen Ton die Debatte verbittert würde. Während der Sitzung de- Abgeordnetenhauses fand auch in dem Ministerzimincr eine Cvnscrenz des StaalSniini- fteriums statt. Wie ich höre, handelte eS sich uni die Fertigstellung der Vorlage wegen Aushebung der vier untersten Stufen der Classensteuer, welche iubesse» auch heute noch nicht erfolgt ist, so daß die Vorlage erst in nächster Woche an da» HauS gelange» soll. Auch über die in Aussicht genommene Licenzsteuer haben bereits Be sprechungen innerhalb deS StaalSministcrlumS stattgesunven. Einstweilen sind mehrere Räthe mit der Ausstellung einer Scala beschäftigt, welche sür die verschiedenen Arten der Ge schäftsbetriebe je nach ihrer Ausdehnung verschiedene Stufen sestsetzen sollen, und diese sollen wiederum verschieden jem nach der Größe der One, an denen sich der Betrieb befindet. Man halte sicher geglaubt, dir heutige Tagesordnung völlig zu erledigen. Indessen ist e» schließlich wegen der octrovrten Verordnung sür Lauen bürg »och zu ziemlich hesligen Auseinandersetzungen zwilchen der Rechten und der Linken gekommen. Herr Windthorst wußte in geschickter Weise zu dalancire». um sowohl seinem GerechligkeilSgefühl Genüge zu tbun, alS auch der Regierung nicht zu oppouiren. Ver fassungsmäßige Bedenken hat er nicht, doch will er gegen daS ganze Gesetz stimmen, weil ohne Norh „historisches Recht geknickt" Worten sei. Die Debatte wird also morgen fort gesetzt. waS einer Anzahl Conservativcr ziemlich ungelegen kommt, da mit Sicherheit morgen »nd überuiorgc» die Sitzungen auSsallcn sollten und sie sich bereits zur Abreise gerüffet batten. Es ifi indessen von den Führern die Ordre auSgegeben, daß die Eonservativen morgen am Platze seien, da andernfalls zu besorgen wäre, daß gegen ihren und Herr» v. Pullkamcr's Wunsch die Vorlage einer Eommission über wiesen würde. ES ist ausgefallen, das; der EultuSmiiiister. Herr von Goßler» sowohl bei der Generaldebaltc des EtalS im Ab- georknctenhciuse, al« auch zur heutigen StaatSnunisteriali'itzung nicht erschienen ist. Wie ich höre, befindet fick derselbe seil drei Tagen unwohl und ist an da« Zimmer gefesselt. WaS die Verhandlungen mit Rom betrifft, so sind an ihn in den letzten Tagen höchst unbefriedigende Berichte gelangt. E» ist Thatsache, daß die Verhandlungen zwischen der Curie nnd unseren Gesandten, Herrn von Schloezer, sistirt sind und diese« Factum wird lediglich bestätigt durch die gewundenen AuSsübrungen der „Norddeutschen Allge meinen Zeitung", welch« in einem besonderen Artikel dar aus hinwrist. daß .Herr v. Schloezer nicht nur alS Special, gesandter nach Rom geschickt worden ist. sondern in semc, Stellung dauernd beim päpstlichen Stuhle beglaubigt ist Von Seiten Rom» wird indessen wiederum ans weitere Nach giebigkeit von Seiten der picußilchen Regierung gerechnet »nd 'o„I dem, Herrn Windtbvr't die Weisung ft,gegangen, vocläusig nicht angreisend vorzugohe». Hieran« erklärt sich sowohl sein alS Herrn v. Schorlemcr's Verhalten in der Generaldebatte und die völlige Jgnorirung des Cutlurkampses. Tie AuScuiandersetzung zwft'chen der eonservativen Partei des Abgeordnetenhauses und den Anli« sorlschrittlern in Berlin ist gestern Abend crsolgl. Bekanntlich haben die Letztere» in Berlin die großen Minori täten biSbcr nur dadurch erzielt, daß alle Schatliruuge» der Gegner der Liberale» sich vereinigten. Unter diese» gehört der größere Theil der Gruppe Henri ci a», die inchl« weniger als conservaliv ist, und auch ei» großer Theil der Anhänger Stöcker'-; stobt nicht aus conscrvallvem Bodc», so daß der Herr Hvsprediger »och nicht gewagt hat, seiner Partei den Rainen der eonservativen zu geben, da er besürchlet, daß atSdaun die Arbeiter sich von derselben trennen würde». Daher cntsvrang der Gebaute, alle Gegner deS Fortschritts unter den« Namen der Nationalen Partei zu samiuetn. Here Cremer, welcher ursprünglich sür diesen Plan war, erltärle sich gestern NamenS des C. C. C- in einer größeren Ver- sanimlung nach einer längeren Rede des Herr» v. Rauch haupt gegen denselben, derselbe dürfte demnach in sich zer fallen. da Herr Luckhardt, der Direktor des „Deutschen Tageblatts" und unmittelbare Vorgesetzte de« Herrn Cremer, sicherlich diese,» die Erlaubniß zu seinem Auskrelcn ertheilt BemerkcnswerlbeS ist sonst aus jener Versammlung nichl zu berichten, an welcher übrigens auch Gras Lim b ur g- L l> ru w, bisher preußischer Gesandter in Weimar, Theil nahm. « Wir knüpfe» an die vorstehende Correspondenz noch den folgenden Sitzungsbericht: * Berlin, 23. November. DaS Abgeordnetenhaus setzte heute die erste EtalSberathung fort. Zunächst ergriff der Minister Maybach daö Wort, um verschiedene in der vorangegangencir Debatte geltend gem.ichie Einwendungen gegen die Renlabiliiäl der Siaalseiseildalnien zu widerlegen, sür das lausende, sowie sür künftige ErakSjayre einen sehr günstigen Geschäftsabschluß vorauszusagen und der B.-sürchtung als könne dir Finanzlage durch bas Llaalöeijelidahn- system geschädigt werde», entgegcnzutreten. Justizniinister Friedberg untecivacs seiner Kritik die Betrachtungen, welche von verschiedenen Leiten an die Mindereinnahmen aus GerichiSkosten geknüp:, worden waren; eS coacurrirten dabei maiicherlei Gründe, nicht die Höhe der Gcrichtlkosten allein, die inan nur mit maßloser Uebertreibung mit einer Verweigerung der Justiz vergleichen könne, habe die Abnahme der Processe herbeigesührt; mit einer Veränderung der Kosten berechnung werde die R.-Ich-gesetzgebung befoßl werden. Abg. Adolph Wagner eiörterte zunächst die segen-reichen Folgen der Verstaat lichung der Eisenbahnen in sinaniieller und wirthschostlicher Hinsicht, kam dann auf die Waldwirthschast zu sprechen, bezüglich deren er die Erhöhung der Holzzöllc für durchaus discutirbar erklärte, da ander« unsere besonnene Forstverwaltung nicht mit dem Raub' au deS Auslands concurriren könne, und wandie sich daun zu den schwebenden Fragen der Finanz- und Steuerpolitik. Der Eamphausen'sche» Verwaltung machte er den Vorwurf, die günstige Fiaanzlage nicht zu einer Resorm benutzt zu haben. Die Licenzabgabe aus Tabak könne er nicht alS ersten Schritt zum Tabakmonopol anerkennen, von dem er übrigen« lebhaft bedaure, daß es gefallen sei. Es sei keineswegs seine Meinung, mit dem System der dircclcii Steuer» gänzlich zu brechen, dasselbe müsse vielmehr einer organischen Nelorm unterzogen werden; daneben aber sei eine Ausdehnung der indirecten Steuern nothmendig. Ob die Steuererlasse aufrecht zu halten» sei noch sehr der DiScussion sähig. Ter Aus- bebung der vier untersten Classensteurrstusen stehe seine Partei sehr sympathisch gegenüber und wünsche auch die 5. und 6. Stuie ausgchobe»; die zur Deckung vorgeschlagcnen Licenzab- gaben Halle er sür ganz berechtigt. Die Resorm der direkten Lteuer» müsse in der Richtung vorgcnommcn werden, daß die höheren Einkonimcustufcn stärker herangczogen und da« mobile Capital besser besteuert werde; eine energische Börsensteuer und eine Reform der Stempelsteuern müßte» hinzukomnien. In unser direkte« Stcuerweien müsse ein mobiles Element kommen, wie eS England in seiner Einkommensteuer besitze. An letztere Bemerkung ankiiüpjend recia- inirtc Abg. Büchtemann die Forderung einer Oiioiisirung der Ein kommensteuer als altes liberales Princw: niit einer organischen Resorm, nicht aber mit einem ganz »iecha»ische»Ei»b>nch in daö System der direk ten Steuern lei auch die Fortschrittspartei einverstanden. Minister Lucius erörterte die Ursache- des Rückgangs bei de» Einnahmen der Forstverwaltung und empsahl eine Erhöhung d>r Holzzöllc. Hieraus wurde die Debatte geschlossen und der Antrag v. Benda betreff) der Neberweisung einzelner Theile deS EtalS an die Biidgel- eommission angenommen. Nach Erledigung einiger kleiner Vorlagen ging das Haus zur Berathung der oettoyirlen Verordnung über die Vertretung des lauciidurgischen Landcscoiiimuiial- verbandeS über. Abg. Bcrling sprach für Coiiiiiiissions- beratkung, Abg. v. Heybebrand sür sosoriige Genehmig.>ng der Vorlage. Nachdem noch verschiedene coiiscrvattve Redner, daruittcr der Minister v. PnNknmer, sür Pleoarbclalhung gesprochen und die Lovalität des Vorgehens nackznivkisc» sich bemüht hatten, mehrere libeialc Redner aber Eominissloiisberatbung emviohlen nad die Gesetzmäßigkeit de- von der Regierung eingeschlageneu Ver- sahrens in Zweisei gezogen lwie namenll ch der Abg. Hau cl), wurde die weitere Berathung aus Freitag »erlagt. Sachsen. * Leipzig, 24. November. Für die bevorstehenden Sta dtvc ror dnete nw a ßlen hat sich, gutem Bentei inei, nach, da- Allgemeine Wahl-CornilS inzwischen wieder gebildet. Dasselbe besteht auS etwa 200 aiigesehciieit Bürgern iznsercr Stadt, auS allen BerusSclassen und Partei!chaltirungen, und ist lediglich zu dem Zwecke zusammengetrelcn, sich mit Aufstellung einer Candidate»- liste zu beschäftigen. Sobald die nöihigen eiiizulkileutcn Schrille gethan sind, wirb daS ComilL die Liste zur Ver öffentlichung und zum Vorschlag an seine Milbürger bringeir. und sür die Enipsehliing seiner Candidalen mit Namcns- unterzcichnung cinlrctcn. * Leipzig, 24. November. DaS einqetretcne Thau- wetter und die anhaltenden Niederschläge der letzten Tage haben den Flüssen wiederum bekeulende Wassermassen zugesührt, so daß ein abermaliges Aiislrclcn der Wasserläuse in den Niederungen zu befürchten steht. * Leipzig, 24. November. Die verschiedenen, zur Er neuerung oder Erweiterung de- Pferdebabnnehc» vor- genommenen Arbeiten hatten durch den plötzlich eingetretencn Sckneesall einen unerwünschten Aufschub erfahren, so daß ins besondere die neue Linie Leipzia-Rcuschöneseld in ihrer letzten Strecke, d. h. an der Bahnhosfiraße entlang nickt rasch genug weitergebaut werden konnte. In den letzten Tagen ist ,edoch in Folge der milderen Temperatur mit aller Energie die Arbeit terartia gefördert worden, daß daS Gleis bereit« an die Augnstnovlatz-Linie beranreicbt, der 'Betrieb also »och im alten Jahre ausgenommen werten tiustr.
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