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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 5416-5417 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-10
- Tag1883-10-26
- Monat1883-10
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1883
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Nachmittag- 5—k Uhr. hä» »u -r»a,»d- «a,,I»n»«r SI»«Ncnv», »»<4 HO 8«» N«d»cU»i »>cht »rr»i»»1iH> Annahme »er für »ie »Schfts«lg«»tze Nummer »esttmmte« Inserate «» Wochcukagr» bi» 9 Uhr Nachmittag», an S«ua- un» Festtagen früh bi» V,9 Uhr In den Filialen inr Ins.-Ännahm: Otto Klemm, NniversitälSstraße 21, Loiti« Löscht, Katharincustraßr 18, p. nur bi» '/,S Uhr WpMkr.TllgMM Anzeige r. Lrgan siir Politik, LocalgeMte, Handels- und HefchSstSverkehr. Auflage L8,L0« ^donllkmealsvrei» vierttlj. 4'/, Ml. inel. Bringerlod» 5 ML. durch die Loft bezöge» S Mk. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» lür Extrabrilaa-g «tzne Voftbesörderung 39 Mk. »»» Postdrsörderuag »8 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 90 Pf. Größere Schritten laut unserem Preis. Verzeichnis. Tabellarischer o.Ziffcrniatz nach höher« Tarif. ilerlamru unter dem tledactisirstrich di« Svaltzeile ÜO Pf. Zuirrale sind kei« an die 8rpr»ttt»u z» sende». — Rabatt wird aicht gegebe». Zahluag prueauweraoiio oder durch Post- nachuahmc. 298. Freitag den 2b. Oktober 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Nachdem die beiden ersten Abtheilnngcn de« Johanntö- friedhost in eine öffentliche Parkanlage umgewandclt warben sind, werden die zum Schutz der Promenaden in früheren Bekanntmachungen erlassenen Bestimmungen aus Liese neue Anlage hiermit erstreckt. Diese Bestimmungen, welche im Nachstehenden zusammen« ;>.saßt sind und zu strengster Nachachlung hiermit emgcschärst werden, beziehen sich ans die Promenaden in der Umgebung der inneren Stadt, aus dal Noscnlhal, da» Scheibenholz, den Johannapark, den Rabcnsteinplatz. da- Areal de» ehemaligen KanonentcichcS, den Floßplatz, den Platz am Eingänge der Walvstraße und den Dlarienplatz Daselbst ist verboten 1) da- unbefugte Betreten der Anlagen, Wiesen, GraS- und Waldstücken außerhalb der Wege, 2) das Netten, Diehtreibca oder Fahren, ins besondere auch mit Karren oder zum Transport von Sachen bestimmten Handwagen, sowie das Tragen von «msang- reiche« Gegenständen aus den Fugweaen, 3) das Beiabren der Fußwege mit mehreren Kinder wagen oder Rollstühlen nebeneinander, <) da- Wegwerfen von Papierstkcken oder anderen Gegenständen. Erwachsene Personen, welche mit unter ihrer Aussicht stehenden Kindern öffentliche Anlagen besuchen, haben bei eigener Verantwortung dafür zu sorgen, daß die Kinder nicht die Anlagen außerhalb der Wege betreten, Blumen. Vlüthen. Blätter oder Zweige abpflücken oder sonst die Anlagen be schädigen. namentlich nicht aus den Rändern der Rasenplätze neben den Wegen gehen, «ruck die obige Vorschrift unter 4 nicht übertreten. Weiter ist verboten 5) asten Unbefugten das Fuhre« mit Lastfuhrwerk auf den Fahrwegen de» Noscnlhal». de» Schcibenholze« und deS Johannaparkes. 6) da» Befahren der mit Verbotstafeln bezeichnet«» Dammwege de- Nosenthal» mit Kinderwagen oder Rollstühlen, soweit nicht für Kranke hierzu beson dere Erlaubniß ertheilt ist. Zuwiderhandelnde werden um Geld bis z« vv Mark oder mit Haft biS za 14 Tagen gestraft werden. Wegen Beschädigung der Anlagrn wird nach Befinden aus Grund de» tz.' S04 de» Strafgesetzbuchs Antrag auf gerichtliche Bestrafung gestellt werden. Zu den vorstehenden Bestimmungen unter 2 und S wird noch Folgende« bemerkt beziehentlich hiermit verordnet: Da- Befahren der Promenadenwege mit Kinderwagen ist nur statthaft, wenn darin Kinder gefahren »erden, nicht auch, wenn sie leer sind oder lediglich zum Transport von Sachen benutzt werden. DaS Verbot deS Fahren- mit mehreren Kinderwagen niben einander suckt man vielfach dadurch zu umgehen, daß ,wei Personen, welche solche Wagen bei sich führen, neben einander geben, «ährend die eine de« Wagen vor fich herschiebt, die andere denselben nach sich zieht. Dies ist ebenso verkehrSstörend, al» da- Fahren mit mehreren nebeneinander befindlichen Kinderwagen und wird hiermit unter da» obige Verbot unter 3 gestellt. .H DaS Fahren mit DeloeiprdrS auf den Promenaden wegen wird hiermit verboten. Aus kleine, als Spielzeug zu betrachtende Lelocipede» der Kinder erstreckt sich diese» Lerbot nicht. Wer dem Vorstehenden zuwiderhandelt, verfällt in die oben geordnete Strafe. Schließlich sprechen wir wiederholt die Erwartung an», daß alle wohlgesinnten Bewohner unserer Stadt uns.: ., öffentlichen Anlagen von selbst die so nöthige Schoui: g angedeihen lasten werden. Leipzig, am 24. Oktober 1883 Der Rath der Ltadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Bekanntmachung, die städtische Einkommensteuer betreffend. Der zweite Termin der städtischen Einkommensteuer ist am 15. Oktober diese« Jahre» mit dem dreifachen Betrage de» einfache» LteaersatzeS fällig. Dir BeitragSplichtigen werden deSbalb aufgefordert, ihre Steuerbeträge spätesten« binnen drei Wochen, von dem Ter mine abgerechnet, an unsere Stadtsteucr-Einnahme, Brvbl 51, bei Vermeidung der nack Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eintr tenden gesetzlichen Maßnahmen abzui'Uhrrn. Leipzig, den IO. Oclol-er 1883. Der Rath der Ttadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Vedimitlmihiliig. Die Mitglieder des Rath« und de« Stadtvrrordneten- Eollegium» werden :n einer Mittwoch, den 7. November d. 3., AbenkS 6'/» Uhr im Saale der 1. Bürgerschule .i.zadallcnden gemeinschaftlichen öffentlichen Sitzung ein- geladen. Zweck der Sitzung ist die Vornahme der nachverzeichneten Wahlen: 1) Wahl eine« Mitgliedes in den Krei»au«schnß an Stelle de« durch Ablauf der Wahlperiode auSscheidenden Oberbürger meister« vr. Georgi. 2) Wahl der Vertrauensmänner in dcn Ausschuß zur Feststellung der Schöffe»- und Gesckwornenlisten, 3) Wahl von Mitgliedern, bez. Stellvertretern zu der Kreit-Ersatz-Commisston und 4) Wahl von Sachverständigen zur Schätzung von kand- lieferungcn. Leipzig, den 24. Oktober 1883. Der Rath der Gtadt Leipzig. Vr. Georgi. vr. Wangemann. BrkMiltnlklchilng. Wegen Reinigung der Localitätc», der sogenannten RathS- stubc bleibt dieselbe Montag, den 2V. diese« Monat«, geschloffen. Leipzig, am 24 Octeber 1383 Der Rath der Gtadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Dangemann. Scfenttichr Sitzung -er Handelskammer Monta», den 2«. Oktober 188L. N«»mtttaa» « vtr t« deren Sitzungssaal». Ncumarkt 19,1. Tagesordnung: » I) Registrandr. 1 2) Berichte de» Hand«lSgrsetzgebung».AuSschus,'eS über ». dl» Vcr- vrdnung de» Königliche«, Ministeriums des Innern, Verhütung der vernarrtntguug »er Wasserläuse betreffend; d. die Zuschrift der Handel-, und «ewerbekommer zn G«n«e»erg, die Verwendung giftiger Farben zu Lbielwaare» belreffcnd; o. de-gleiche» der Handrl-kammer zu Hannover, da- Osftcitr- VerrinSbaii» »er Armer «n» Marine betreffend. 9) Berichte de- VerkehrS-AuSschusseS über a. die Zuschrift der Handelskammer zu Leer, Abstcniprlnng der Postkarten ' «it »r« Anknuftsstempel betreffend; b. de-gleiche» der Landel-lammer » vre»«««, den Wertbdriek-Verkehr mit Nntzlan» b«tre«»» : o. den Antrag de- Herrn Orlhuer, Sin- I»»»,»,, MiWlai, Schnellzüge« »ns der tdürmisische» LAtUbah« betwffend; ck. die Eingabe der Herren Berger ch Wirt» rinfüdrnng »o» Nkckbilet« »it achttigiger Gültig kett zwischen Leipzig nnd Berlin betreffend. 4) Berilytr de» Zoll- und Ltcuer-Su-schuffe- über a. die Verordnung de- KSniglichen Ministeriums de- Innern, die Revision »e« statistisch«« MaareikverjkichiiiffeS betreffend; b. die Frage Wt»g der Briheiligten an-Anlaß der Hcradsetzmiz derl rrn M. Hpstnen ün» Korinttzku; o. di« Wichse, die Loltdrhandlung de» de» . des Herrn detrenend; 5) Bericht« de- Derfaffung». Au-schuffe- über ». den Antrag der Serretäre der sächsische» Handels« und Bewerbekommern. Ve- gründung eine« VenstONSsaadS kür »tc ständigen Beamte» der letzteren betreffend; d. Juiuahl eines Mitgliedes. Vekannlnmchnng. Die Aaliefernnq und Planirung von 810 Kubikmeter Erde zur AuSbesserung der Kluthrinne an den Schtetzftände» tn der Burg aue »ei Leipzig soll an den Mindestjordcniden vergeben werden. Reflektanten können den im Bureau der Unterzeichnete» Ber> waliung — Schloß Pieißendnrg. Tbiirmhau». Stnbe 15 — au»liegenden Kostenanschlag, sowie die Bedingungen einlehen. auch , sind daselbst die Offerte» schriftlich und versiegelt unter der Aus- 'schritt: „Submission aus Anlieferung von Erde betr." bis znm s 30. Lrtnber e. Bormittags 10 Uhr abzugeden. ^ Leipzig, am 23. Oktober 1883. ; Königliche Garnison-Vcrmaltnng. Vckanntmllltznng. die persönliche 2lnlage für die evaaaelisch- lutherischen Kirchen in Leipzig betreffend. Der auf de« IS. Oktober diese« Jahre« ausgeschriebene zweitlerminlichc Betrag der persönlichen lutherischen Kirckcnanlage ist mit vierzig Procent de« au- der Einschätzung zur staatlichen Einkommen steuer fich ergebenden einfache« städtische«Gtener- zatze« zu erheben. E« werden deshalb die Beitragspflichtigen ausgesordert, ihre Beiträge binnen drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an die Stadt - Slenereinnahme zu entrichten, rvicrigenfallS nack Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen da» BeitreibungSversahren eingeleitel werben wird. Leipzig, den tO. Oktober 1883 Der Nath der Ltadt Leipzig. Vr. Georgn Koch Seffcntliche Bekanntmachung. In dem Lonciir-verfakren über da- BermSgen des Vraner-t» nnd Mälzeretdksitzerü Alcrauver Kätscher ZN Snttz ist zur PrLsung der nachträglich angemeldelen Forderungen Termin auf den 14. November 1889. Vormittag» 19*/. Uhr» vor dem känigl Amtlgerichie Hierselbst, Zimmer Nr. 2, anberaumt. Peitz, den 20. Oktober 1883. Richter, «erichtsschreiber de« känigl. Amtsgericht«. Nichtamtlicher Theil. Mukhtar Pascha in üukarest. Au« Bukarest kommt die Kunde, daß der außerordentliche Gesandte deS Sultan«, Ghazi Mukhtar Pascha, am Dienstag der Gast deö König« Karol mar. Ein radikalerer Umschwung in den Verhältnissen der Balkanhalbinsel, al« sich in dieser Begegnung kundgiebt, ist nicht wohl zu denken. Nock vor seckS Jahren war es hauptsächlich die Widerstandskraft und die Tüchtigkeit der rumänischen Soldaten, welchen die Russen ikren endlichen Sieg über OSman Pascha, den Löwen von Plewna, zu verdanken hatte» und heute ist der Oberbefehl«- Haber der türkischen Armee im russisch-türkischen Kriege der Gast de« Königs von Rumänien. Man ersieht daraus zweierlei: ersten«, daß Rußland es nickt verstanden hat. seine Freund« zu erhalten und daß die Türkei an Svinpathien bei ihren Nachbarn wesentlich gewonnen hat. AIS Kaiser Alexander im Jahre 1877 die Donau überschritt und seine Heeressäulen den Balkan überstiegen, da stand die Türkei sebr lies in der öffentlichen Meinung, man glaubte allgemein, daß die Aus lösung deS kranken StaatSwcsenS nahe sei und war nicht wenig erstaunt zu sehen, mit welcher Zähigkeit die Türken jeden Fuß breit Landes den Russen streitig machten. Die Kämpfe am Sch'pkapaß und um Plewna haben nicht sowohl den KriegSruhm der Russen vermehrt, obgleich sie schließlich Sieger blieben, al» die Ächtung vor den soldatischen Eigen schaften der Türken aus- Neue befestigt. Der Friede von San Stefano hätte nicht in dcn Berliner Frieden umgc- wandelt werden können, wenn Rußland den Weg von der Donau bis nach Konstantinoprl schneller zurückgelrgt hätte, wenn die Türken statt den DrrziveislungSkamps zu kämpfen, sich dem Sieger widerstandslos »nterworsen hätten. Der moralische Sieg war aus Seiten der Türken trotz Sckipka und trotz Plewna und daß dem so ist, können die Russe« heute noch nicht verschmerzen. WaS ist in den fünf Jahren, welche seit der Unter zeichnung de« Berliner Frieden- vergangen sind, aus der Balkanhalbinsel Alle« geschehen! Ein Lanv nach dem andern wendet dem russischen Eroberer den Rücken. Die Serben nicht minder wie di« Rumänen und die Bulgaren sind zu der Einsicht gelangt, daß ein »euer Sieg Rußland« über die Türkei auch ihrer staatlichen Selbstständigkeit gefährlich werden muß, sie haben gesehen,mitwclcherRücksichtSlosigkeit dieRuffrn dieDienste der Serben und Rumänen vergolten haben, und e« ist daher sebr erklärlich, daß sie sich in Zukunst vor gleicher Vergeltung sicher stellen wollen. Rußland hat es nickt einmal erreichen können, daß die Bulgaren, um deren Willen doch angeblich ver Krieg von >877 hauptsächlich unternommen wurde, den Sieger al» ihren Erretter anerkennen, sie wollen von der rus sischen Freundschaft nickt« wissen und ziehen ihre Unabhängig keit dem Schutz herrschsüchtigrr und übermütbiger Freunde vor. Die Bulgaren wisse», daß Rußland ihr Land al- eine russische Provinz betrachtet und deshalb sträuben sie sich mit Händen unk Füßen gegen die russischen Liebr-zeiche». Die Bulgaren sind froh, die Herren Soboleff und Kaulbar« loS zu sein und würden e» mit Freuden begrüßen, wenn auch Herr Jonin den Staub Sofia« von seinen Füßen schütteln unk in seine russische Heimatb zurücklchren wollte. Nur widerwillig fügt sich Fürst Alexander noch theilweise den Befehlen keS russischen Proteetor«, in Wahrheit ist sein Streben dahin gerichtet, Bulgarien unabhängig zu machen durch Anlebnung an Serbien und Rumänien und durch Hin gabe an dcn österreichischen Einfluß. DaS ist der Sinn der Anwesei heit Mukhtar Pascha's in Bukarest, daß der österreichische Einfluß gegenwärtig aus der Balkanhalbiiisel der herrschende ist. nicht von Oesterreich- Begehrlichkeit hat die Türkei in Zukunst etwa« zu befürchte», sondern einzig und allein von der Herrschsucht Rußland«, und deshalb trägt der Sultan kein Bedenken, dem Gegner von 1877 die Hand zur Versöhnung entgegen zu strecken. Natürlich schäumen die Russen vor Äuth und möchten lieber heute alS morgen mit Feuer und Schwert unter die ab trünnigen Bundesgenossen der Balkanhalbinsel fahren, aber damit ist e- nicht gethan, sie verlieren trotz aller Anstrengungen von Tage zu Tage mehr Boden unter den Füßen aus der Halbinsel, die sie schon al» die ihrige ansahen und die Türkei lackt ihrer FrcundschastSversicherungen. Die Zeiten sind vorüber, da man in Konstantinoprl zitterte, wenn Gras Jgnatieff mit dem Säbel raffelte, im Geaentheil nimmt man in ?sildiz KioSk die freundschaftlichste Miene von der Welt an, wenn Herr v. Novikoff dort erscheint; wa« man von der russischen Liebenswürdigkeit am Goldneu Horn zu erwarten hat. weiß man ganz genau. Die türkische Politik hat sich seit fünf Jahren sehr zu ihrem Vorlheil verändert, der westmächttiche Einfluß rst vollständig gebrochen und der deutsch-österreichische ist der maßgebend? geworden. Dieser veränderten Politik hat e« Abdul Hamid zu verdanken, wenn Rußland zögert, dem Krieg von 1877 den zweiten Act schon heute folgen zu lasten. Wenn der Sultan überhaupt neck Zweifel hege» konnte, wer e« mit ihm am aufrichtigsten meint, so sind die letzten Wahnvorstellungen durch da« Bombardement von Alexandrien zerstört worden. Die Türkei ist sich besten bewußt, daß Rußland und England ihre schlimmsten Feinde sind und daß sie Schutz und Unterstützung nur bei Deutsch, land und Oesterreich finden kann. ES war für die Balkau- staaten nicht leicht, energische Entschlüsse zu fasten und im Gegensatz zu den bisherige» Uebcrlieserungen Rußland den Rücken zu wenden, aber ein Blick aus Bulgarien hat Serbien und Rumänien darüber belehrt, daß dem Heran- schreiten der russischen Macht nur durch Vertauschung der russische,! mit der österreichischen BunbcSgenoffenschasr ein Damm entgegengesetzt werden könne. Serbiens Annäherung a» Oesterreich hatte die gleiche Bewegung Rumänien- zur Folge und Bulgarien setzt sich in Bereitschaft, im Bunde der Dritte zu sein. Freilich wird Rußland nicht» unversucht taffen, um der immer drehender sich gestaltenden Eoalition der Balkanstaaten entgegen zu arbeiten, aber in Güte wird sich da« nicht erreichen lasten. Der Schmerzensschrei der »Nowoje Wremja" ist wirkung«- lo« verhallt, die kräftige Entgegnung der »Nordd. Allg. Ztg." bat. die russischen Fechicrkünsle ru Nickte gemacht. Albaniens, Makedonien- und SalonichiS ist die Türkei niemals so sicher gewesen alS jetzt, da e« Deutschland« und Oesterreichs Rath- schlägei: Folge leistet, die Türkei sammelt sich, sie zeigt, daß sie noch rcgencrationssähig ist. die Pforte hat eingcsebcn. baß sie durck da« fortwährende Schwanken von einer Seite zur andern zuletzt alle Sympathien verliert und bei einen, Angriff Rußland« keinen Freund haben würde, der ihr zur Seite steht. Sic bat delhalb aus ihre frühere Schaukel- und Jnttigucn- Politik Verzicht geleistet nnd sich rückhaltlos dem deuischen Schutz unterstellt. Die woblthäliaen Folgen diese« Entschlusses sind nicht auSzeblieben, die Balkanstaateu haben Vertrauen zur Türkei und zu Oesterreich gefaßt und zwar hauptsächlich veShalb, weil Deutschland dahinter stand. So bat sich in aller Stille die Scene vollständig verändert und statt emeS WackSlhum« des russischen Einflusses aus der Balkanhalbinsel hat Rußland heute den gänzlichen Verlust desselben zu ver zeichnen, au-genommen Montenegro und Gricchenland. obwohl da« letztgenannte durch seiu^grograpbische Lage gruvthigt ist, seinen Wünschen Schweigen auszuerlegen. wenn auch gegen ihren Willen, meist durch ihre außerordent- liche Ungeschicklichkeit, im hoben Grade undankbar zeigten, hat man an leitender Stelle beschlossen, derartige Informationen gar nicht mehr au-zugebrii. zun, höchsten Äerger und tiefsten Schmerze nicht nur der Oksiciösen, sondern auch anderer Herren, welche, wa» sie von einem Offlciöscn ergattert, drei: treten, um dann mit ihren „Beziehungen" zu hoch stehende,: Persönlichkeiten zu prahlen. Darum begegnet man in den „Weltblättcrn" seit längerer Zeit entweder böcbst faden Be trachtungen oder falschen, lediglich derPbantasie entsprossene» Nachrichten, welche meist sehr bald durch die Tbatsachen wider legt werden. So haben sich in den letzten Monaten beson der« zwei süddeutsche Blätter au-gczeichnct, deren Corrcspon- dcutcn daS Verzeichniß der in Berlin ankommenden Fremden mit Eifer studiren, um daran ihre Erfindungen über Ver setzungen. Beförderungen, Beurlaubungen u. dergl. zu knüpfe», womit sie allerding« oft recht vorzüglichen Unsinn zu Stande bringen. Ta- «ne läßt sich auch einen Antisemiteu- skandal depeschiren, der in einem Cast stattgefunden hat. obgleich Niemand etwa« davon weiß, oder Gras Herder: Bismarck wird von London abberusen, d. h. nur durch einen der Berliner Correspondenten de« betreffenden Blatte«; chm selber wahrscheinlich zur höchsten Ueberraschung. — Am Ganzen können wir on« freuen, daß dem so ist, daß e« so ruhig zuaeht in der Welt, doch halten wir es für unsere Pflicht, au-drücklick vor solchen „authentischen Mit- thcilungcn" zu warnen, da e« doch auch schon daaewesen ist. daß solche Correspondenze» einen unheilvollen Einfluß ans Handel und Verkehr au-übten, da man sie — eS stand ja gedruckt — für wahr hielt. — Doch daß e« so still ist i« politischen Leben, ist für unsere Skandalmacker um jeden Preis, für die Leute, lue ohne Lärm nickt leben können, recht betrübend. Dal,er erklärt e« sich, daß die Berliner Stadt verordnetenwahlen noch immer fort zu Polemiken und Leipzig, 26. Oktober 188.';. * Man schreibt un« au« Berlin vom Mittwoch: „Gestern hat eine Sitzung de« Staat«ministerium« stattgefnnden, welcher der soeben nach Berlin zurückgekehrte Herr üon Puttkamer präsidirte, indeffeu ist der Termin de« Zusammentritt« de» preußischen Landtag« noch nickt festgesetzt worden. Wie verlautet, wird Herr von Put'.kamer im Lause der nächsten Woche sich nach FriedrickSruh begeben und soll erst dann von Fürst Bi-marck der Tag der Ein berufung bestimmt werden. Daß da« LehrerdotatlonSocsey und die Entwürfe wegen weiterer Verstaatlichung von Eisen- bahnen dem Landtage zugehen werden, wie wir bereit« vor mehreren Monaten meldeten, ist da« einzig Zuverlässige, wa« außer dem Budget von Vorlagen bekannt geworven ist, aber auch über den Inhalt de« Schuldotationsgesetze« ist e« bi« letzt nicht möglich gewesen, etwa« Sichere« zu erfahren, und Alle«, wa» von einzelnen Blättern in dieser Hinsicht berichtet worden, gehört in da« Gebiet der Erfindungen. Wenn schon in der inneren und äußeren Politik nicht gerate Be sondere« zu melden ist. die Zeit ist säst noch unfruchtbarer al« im Hochsommer, so kommen unsere Eorrespondenten jetzt in doppelte Verlegenheit, da auch über die Absichten der Regierung und die in Vorbereitung befindlichen Gesetzentwürfe von berufener Stelle seit einiger Zeit schlechterdings nicht« verlautbarl wird. Bi« zu diesem Frühjahr holte sich «ne ganze Schaar von Journalisten ihre sogenannten „Infor mationen" au« den, unter Prosrffor Rößler'« Leitung stehenden literarischen Bürea», da aber diese Herren sich. werde» pcher nock einige hinzukommen. Die Fortschrittler verharren gleichwohl in ihrem Nebermutb. sie sind eben, wie wir schon deS Oestrren auSgeführt, nicht fähig, den That- sachcn gereckt zu werden; wir fürchten, daß die gemäßigt liberale Sacke überhaupt in Berlin dadurch Schaden leide» wird, da durch den Hockmuth der Radikalen nur den Interessen der antisemitischen Heißsporne Vorschub geleistrt wird." * Zur Stellung der Rationallib«,al«n schreibt die „Kölnische Zeitung": Mi» Herr» ». Bennigseu hat di« »ationallibrrale Partei unstreitig den Mann verloren, der die größte Achtuug ii. der Partei genoß. Kein anderer wird in gleicher Weise die Führung haben. Andererseits ist die innere Lage der parlamentarischen Fraktion eine bessere al- vor der Secession. Vor dieser zählt: dieselbe einige höchst talentvolle Parlamentarier von Verdienst, deren großer Fehler darin bestand, ihre Meinung für die uasehlbar richtige zu Hallen und uur dann sich dem allgemeinen Urtheil der Patte: unlerznordncn, wenn diese» sich zu dem ihrigen bequem!«. Darin lag de: Grund, weSyalb eS die nationalliberalc Partei in den allerwichtigsten Fragen e- nur bann zu einhelligen Beschlüssen brachte, wenn jenen wenigen Herren nach Möglichkeit nachgegeien wurde. Gerade diese waren zum The l auö der LonflicXzeit vor 1866 her gewohnt, sich als die eigentlichen Vertreter der constitutioncllea Grundsätze a«> zuiehen und zu leicki diese Stellung in die Erinnerung zu rnse». D e Folge war ein Mchirauen gegen die Regierung, da- wiederhol! die ganze Partei mit dem Schein der Opposilion bekleidete. Darin — inan muß die- offen anerkennen — fand Fürst Bi-marck leit 1874 den Anlaß zur Klage, daß er sich aus die Mehrheit »tch: stützen könne. Wir erinnern an die Verhandlungen über da» Mi- liiairgeletz, die Cocialiftengesetze. die Sttasgeietznovelle. Es ist «n- sraglich, daß einigen sehr einstußreichen Mitgliedern stet- viel «ehr daran lag, mit der Forischriii-partei als mit der Neich-patte: (Freiconservaiioen) zu gehen, obwohl bi» 1879 die Mehrheit den National-Liberalen mit der Reich-partei und einer Anzahl Lauser^ vativer und Wilder nie fehlte. Wenn man die Verhandlungen vor. 1874—1879 verfolgt, findet man, daß bezüglich fast aller wichtigsten Gesetze ichließlich ein Lompromiß zu Stande kam, da- Herr» von Bennigsen zu danke» war. Ein solche- Crgebniß hebt den Stachel nicht, den die vorhergehenden Debatten gehabt. Richtiger ist e- zweisel-ohne, daß eine Partei sich von vornherein über da», Wa ffe annehmcn kann, klar wird; eS bedarf dann nicht schon in der Generaldebatte der grundiätzlicheri Opposilion. um sich am Ende doch zu Compromiffen zu verstehe». Die Schuld trug stet- die Aengstlici.keit, eS zu einem Riß i» der Partei kommen zu losten Hütte inan diese Furcht schon 1874 beiseite gesetzt» eS stünde bester um die Partei. Tbaisache ist, daß Fürst Bwmarck seit 1874, fett den Berliandlungen über da« Militoirgesetz, die Ansicht hegte, er könne sich aus d:e National-Liberalen nichl v-rlaste«. Die Nöthignng für die Regierung, sich in dieser Frage aus ein Lompromiß «». zvlassen, hat die Stellung der National-Liberale» erschüttert. Mag auch hintcrher da- Lompromiß nicht geschadet haben; daß e» gerade in der Mililair icheii üardmaljrage »Stbig wurde, ist er» Hebel ge worben, krall besten man dir Stellung der Partei zu lockern »er- stand. Alle- das ist seit der Secession ander- geworden. Die Partei zählt keine Mitglieder mehr, die sich beeilen, in der General debatte ihre privaie Ansicht dergestalt zu vertreten, daß sie der Partei ausgelegt wird; da- Monopol einzelner, in jeder Frage zu reden, ist beseitigt; die Pariei ist jetzt m, Ganzen ouS gleichartigen Bestandihcilrn zusammengesetzt. Da« ist ein großer Vorzug, wrlchrr selbst den Verlust vieler Zahlen auidebt. Der national.liberalen Richtung gehört die Ankunft, darüber brauchen wir «in- keine Sorge zu machen. Da- herrliche Tenlmai nui dem Niederwald, diese- großartige äußere Wahrzeichen deuischer Einheit, Uesen den Beweis, daß da- deutsche Reich eiuc nationale und liberale Schöpfung ist und bleibt. Ja ihm »ad im beui'chen Kaiserreiche finden die Ideen de» Raüonalvereinö ihre Verlörperirng; da« glückliche vündniß mit Oesterreich hat die Wünsche erjüllt, welche die nai onal-liberale Partei stet- hegte. Ta- deutsche Volk >u seiner großen Mehrheit will nichit wissen vom Regiment« der Junker; e» ist nichi radikal, liebt keine Ueberslürzung, fleht aber nicht da» Heil de- Vaterland«» >m trögen Stillstände oder gar in der Rückkehr zu abgestorbenen Zuständen, wie nnbedingle Gedunbeulfttt von Grnud und Boden oder sonstige Einrichluiigen, welche einer wenig zahl- reiche» Llosse möglich machen, aui Kosten der anderen zu leben, ohne für die Zahlung der Schulden beiorgt sein zu muffen; e» steht da- deutiche Seien nicht in dem Kampfe gegen da» böie römische Rech:, da» die rechtliche Gleichheit der Geschlechter im Erbrechte, die recht liche Gleichheit aller kiaatsbürger, die Bei keür-sreiheit gebracht hat. Da« deuilche Volk lehnt sich nicht nach W -derkedr der Herrschaft ver Geistlichkeit in Familie, Gemeind«, Staat. Sobald die jetzt der Geistlichkeit blind folgend« Waffe zur E nstchi gelangt sei» wird, daß e» sich dem Lenttum, vor Allem den adeligen Führern deffrlden. noch um andere Dinge Handel», all die Religio, schütze«, wird e» seine wahren Freunde erkennen; da- deutsch« Volk ist religiös, aber e« ist auch gebildet grunz ei»,»sehr,. daß der Wohlstand der Völker nicht in kirchlichen Hetzereien »,d Vrkämvttnigrn ruht, Ion- der» aus der ernsten Arbeit. Da- Vürgetthum war stet« Demsch. land« Stärke; e« sieht ein. daß schlechte Zeiten »ich« besser werden durch Zwangrinftituie, welche in elu« Zeit der Eiseubahnr», Tot» grophea und der elektrischen Umwälzung«» schlecht paffe», sonder»
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