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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-10
- Tag1883-10-24
- Monat1883-10
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1883
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S372 rastende DerwaltungSmeschinee e zu, und in diesem unendlich ne. gliederten M-chani-imir l,erei-l>ie eine «Genauigkeit und Ord.ni»;, wrlchr sremde Beobachter, wir denken dabei an die Berichte süd deutscher ReichZtansabgcorLu.'len, mit irahrhastcr Bewunderung er- füllte. Berlin ist noch im.uer nicht die Hauptstadt Deutschlands. Sie wird e« werden, auch wenn neben einigen llonieroaliven sich Socialdemokralen unter den 126 Stadtverordneten befinden. Eine öffentliche Berwaltung ist stetZ nur durch den Mangel a» Lppositio» zu Brunde gegangen. Wo eine solche nicht vorbauden ist. da soll mau sich beeilen, sich eine zu schassen. DaS haben die Berliner jetzt nicht mehr nöthig. Um so gesicherter erscheint unS die normale Eni- Wickelung ihres bewuudern-wcrthen grofien BemcinweiciiS." * Die vielfach ausgcivorscne Frage nach der Haltung der Socialdemokraten in den Berliner communalen Slick wa Kien zwischen Fortschritt-Partei und Eonservativen scheint ihre Lösung dahin zn finden, daß dieselben allenihalben die strengste Wahlenthaltung proclamiren. Bereit« sind Resolutionen in diesem Sinne gesoßt. * Bon belbciligter Seite geht der .Nctt.-Ztg." über den geplanten Osjlciers-Eonsum-Verein «ine Milthcilung zu, der wir Folgendes entnehmen: Die vielfach auigestellle B-Hauplung, daß der Verein alle Lebens bedürfnisse urd Consuiii-Artikel den Osficiercn zu liefern beabsichtige, ist vSllig unrichtig. Der Oificier-Vercin will vielmehr seinen Mit- gliedern hauptsächlich nur Militairesficien. Uniformen und etwa noch Handschuhe, Sattelzeug nod wenig andere in die« Gebiet schlagende Artikel unter thniilichster Berücksichtigung und Heranziehung aller be stehenden Mililairesfccten-Firmen, deutschen Fabrikanten rc. beschaffen und durch die Vermittelung gleich baarer Bezahlung für beide Theile erhebliche Bariheile gegen die jetzt bestehenden Verhältnisse erwirken. Gerade in der Beschränkung ans die Beschaffung der nolhivendigsten GebralichSzegensiände für die Mitglieder dcS Vereins erblickt der selbe seine Existenzberechtigung und kann man sich wohl der Hoff nung hingebe». daß der Effecleniadrilant. der Miütairstineider, wie jeder süc Bedarssartikej des Officiers arbeitende Handweicker eiii- schcn wird, daß er in BerbinLling mit dem deutschen Osficier- verein naturgemäß dieselbe sortdauerndc Beschäftigung finden wird wie bisher, da der Verbrauch selbstredend kein geringerer wird, — nur mit dem vortheilhaslen Unlcri'chiede, dag er dann für contract- lich feststehende und keinerlei Druck unterliegende Preise gegen gleich baare Bezahlung arbeitet. Die Ausführbarkeit dieses Programms ist unklar; eS ist beispielsweise nicht abzusehcn, wie die centralislische Leitung des Verein- die jetzt in mittleren und kleinen Garnisonstädtcii für die dortigen Officierc arbeitenden Handwerker zu den Lieferungen heranzieben, ihnen „sortdauerndc Beschäftigung" geben könnte, ohne daß durch de» VerwaltungSorgamamliS de- Vereins eine außerordentliche Verschwendung an Zeit, Geld und Kräften erfolgte. — Bon anderer Seite erhält die „Nat.-Ztg." eine Zuschrift, in welcher eS heißt: „Den Ur hebern de» Planes eines OsficicrS - VcreiiiLlie.uscS soll s. Z. von einem inzwischen verstorbenen regierenden deut schen Fürsten ein sehr beträchtliches Grnnvcapital für daS Unternehme» i» Aussicht gestellt worden sein; ob der Nachfolger fick bereit gezeigt hat, diesen Gedanken seines Vor gängers sich anzncignen, ist uns nicht bekannt Die Stim mung in OfsicierSkrcise» ist dem Plane keineswegs sehr günstig. Zn dieser Beziehung darf man sich durch die erheb liche Zahl von Einzeichnnngen, mit denen ein Theil der Mitgliederlisten bedeckt worden, nicht täuschen lasten. Ter Beitritt ist vielfach lediglich eine Folge der Kamcradschast, zuweilen auch des Subordination--Verhältnisses. Wo der ReaimcntS-Eommandeur bcigetretcn ist, da erscheint eS den Officieren de- Regiment- häufig mißlich, die Belheiligung abzulehne». Zm Allgemeinen ist auch den Officiercn die Freiheit, ibre Bedarfsgegenstände nach Belieben zu beziehen, das Erwünschteste. » « « * Zn Wien soll demnächst ein sogenannter MarsckallS- rolKb stattfinden, um die Erfahrungen des ersten ZabreS der Armccreorganisation auszutauschen. OfsiciöS wird betont, daß derartige Berathungen. an denen in der Regel die EbcsS der höchsten Militairbebörden und die CorpScdmmatidaitten tbeilnehmen, durchaus nichts Außergewöhnliche- sind, wie man vielleicht annehmen könnte, da gerade in letzter Zeit kein MarschallSrath stattgefunden hat; dieselben werden vielmehr von Zeit zu Zeit abgehalten, um wichtigere administratlve Angelegenheiten zu bespreche». - * Die slaviscke Fluth steigt auch in Ungarn immer höher, trotzdem Herr von TiSza seinen Ausgleich mit de» kroatischen Abgeordneten geschlossen hat. Aus dem Neu- traer Comilale werden Vorfälle gemeldet, welche deutlich bekunde», daß unter den Slovaken, deren Stärke inSgesanimt gegen 2 Millionen beträgt, eine bedenkliche inagyarcitseindliche Strömung im Aussteigen begriffe» ist. Die magyarischen Aufschriften werden verunstaltet, die Wohnungen der als magyarcnfreundlick bekannten Beamten mit Steinen be worfen — ganz wie in Kroatien. Der ungarische Telegraph bezeichnet die Excedenten als „Panslavisten"; allein dieser Name ist nicht ganz zutreffend. ES sind da- keine Paiisla- visten in de- Wortes gewöhnlicher Bedeutung, welche ihre» Haß gegen das Ungartkum offen zur Schau tragen. Tie Leute, welche sich in Miava gegen die magyarisch gesinnten Wäbler zusammcnrotteten, sind einfach Slovaken, welche durch da- Beispiel der Ezcchen und Sloveneil zur Nach ahmung angespornt werden. Das; diese slavislbe Be wegung gerade im Neutraer Eomitate, daS an Mähren grenzt, zum Ausbruch gelangte, ist erklärlich, wenn man be denkt, daß die slavischen Aspirationen daselbst aus dem benach- barlen Mähren, wo daS Slavenlbnm seil der neue» Ber- söhnungsära so große Erfolge auszuweisen hat, einen mächtigen Ansporn erhalten. Trotzdem die »»garischcn Staatsmänner beflissen sind, die Vorgänge i» Eiölcithanicit als interne österreichische Angelegenheiten hinzustellcn, welche Ungarn nichlS angchcn, dürste sich Lockt mit der Zeit eine Solidarität zwischen der slavischen Strömung LiessettS wie jenseits der Leitha bcranSbildcn, die den Machthabern in Budap.st um so unangenehmer werde» könnte, als eS auch unter den drei Millionen Rumänen de- Lande- gewaltig gährt. Es ist scbr fraglich, ob baS gegenwärtige RegieruligSsyilem in Ungarn, da- auf völlige Eiitiialioiialiürnng der Deutschen, Serbe», Rutbene». Rumäne» und Slovaken abzielt, »och weitere zehn Jahre sich ballen kann. Jedenfalls werken die Magyarr» einst gewaltig zu ringen habe», »m sich der 9 bis >0 Mill. Nichtmagyarcn im Lande der Stephan-krone zu erwehren. * Die schmutzige» Enthüllungen, die der Lerhovay - Skandal veranlaßt, wolle» noch immer kein Ende nehmen. Immer neue Veruntreuungen werde» bekannt und eS ist nur zu verwundern, baß all diese Liederlichkeiten und Schwinde-, lcien so lange gebeim bleiben konnte». Tie Vcrüovays haben daS Sammeln für patriotische und milttbätige Zwecke in sehr an-gcdcinlker Weise betriebe». daS Abliescr» babcn sie aber meist vergessen. Auch kleinere Summen wurden dabei nicht verschmäht. Zm vorigen Jahre sammelle die Redaktion dcS „Függetlenseg" für eine arme Witlwe einen Betrag von etwa- über hundert Gulden, von denen die bedürftige Fra» bis heute noch keinen Kreuzer gesellen hat. Auch die für die Naaber Uebeisckwemmlcn gesammelten Gelder wurden ver untreut. Ludwig Dcrbovay, der i» Hast bleibt »nd gegen Len die ordentliche strasaenckttliche Uiiterinck'uii.q >m Gauge ist, bat fast AlleS eingestaiidcn. Bezüglich der Verwendung der .Einnahme»" hat er u. A. auSgeiagt, er habe einen Theil 2c« Geldes zu UnterbaltiingSzweckc» in Badacsonv veraus gabt Badacsony ist jener Badeort, wo unter dein Patronat der Gattin des Justizministers Panier, unter Mitwirkung Juli»- Bcrhovav'S daS berübinte Taiizkränzchc» zu Gunsten der Diltwe Solymossi stattsinden sollte. ZulinS Verbovay ist vorläufig noch immer durch seine Stellung als Abgeord neter gogen eine Untersuchung geschützt, doch fordern ihn die Blätter aus, sein Mandat freiwillig niederzulegcn und nickt erst den veruichlenden Beschluß abzuwarten, den sonst der Reick-tag über ibn verhängen müßte. Selbst der .Pesti Naplo". welcher oft antisemitische Allüren zeigte, erklärt, daß de« Skandals genug gewesen und daß Lerhovay nickt erst den Beschluß des Abgeordnetenhauses provociren solle. .Naplo" schließt seinen Artikel mit den Worten: .Sie. die Leute des .Fnggellcni'eg", haben die Rolle deS Sittenrichter- gespielt, sie baten zum traurigen Clasieiikamps gehetzt, sie baden die Rübe de- Lande- gestört, sie haben in nnsere össeilttichcn Verhältnisse die Brandfackel des Aiitiiemiti-mu- geschleudert und jetzt stellt sich heraus, daß diese Leute öffentliche Gelder stehlen. Welch schmachvoller Fall!" * Die Mittheiliing de- russischen Blattes „Ruffkaja Starina", »ach welcher Fürst Gorlscha koff den Berliner Vertrag als „daS dunkelste Blatt in seiner dienstliche» Lauf bahn" bezeichnet bätte. ist in die Presse ohne weiteren Com- mcnlar übergegangen. Dazu ist nun aber wobl zu bemerken, daß. wenn Fürst Gortschakofs wirklich diese Aeußernng geihan hat. er dennoch di« Verantwortung für dieses sogenannte .dunkelste Blatt seiner dienstliche»» Lausbahn" tragen muß, da die Berufung des CongreffrS lediglich aus Verlangen Rüg- landS geschah. Der Reichskanzler Fürst Bismarck war, wie man sich erinnern wird, damals eben in der Genesung von einer sehr schwere» Krankheit, die ihn Ostern 1878 befallen batte, und erklärte sich außer Stande, zu der Ver wirklichung diese- russischen Wunsches die Hand zu dielen, weil ihm die Belheiligung an den Geschäften körperlich un möglich sei. Da- wiederholte, bestimmte Verlangen Ruß lands. unterstützt durch Bezugnahme aus die persönlichen Wünsche de- Kaisers Alexander II.. welchem der Reichskanzler jederzeit dankbare Anhänglichkeit bewahrt hatte, vermochte den Fürsten Bismarck, sich im Widerspruch mit ärztlichem Nalhe Gewalt anzuthun und aus jede Gefahr hin den ihm gegenüber geltend gemachten russischen Interessen und dem Friede» seine Dienste zn widmen, soweit da- seine Gesund- beit gestaltete. Fürst Gortschakofs war damals teilender Minister der Kaiser- Alexander, und eS ist kaum möglich, daß die- dringende Verlangen nach Bernfung des Co»- gresscS ohne seine Zustimmung und Mitwirkung zun, Aus druck balle gelangen können. Da- russische Eabinet selbst übernahm eS, direct die Zustimmung England- zu dem Eongreß zu gewinnen, während die deuischc Diplomatie ver sprach. ihren Einfluß bei den übrigen Mächten sür Annahme des CongresseS geltend zu mache», sobald die Zustimmung Englands sicbergestellt wäre. Letzteres geschah mit Erfolg durch den russischen Botschafter in London im Austrage deS damaligen russischen Reichskanzlers Fürsten Gortschakofs, woraus kan» die Einladung zum Eongreß vom deulschen Eabinet an sämmtliche bethclligtcir Mächte erging. DieS ist der historische Tbalbestand. ES ist nützlich, denselben von Zeit zu Zeit wieder sestzustellcn — angesichts der Bestrebungen c>neS gewiffcn Theils der russischen Presse, den Berliner Eongreß als ein für Rußland beklagenSwertheS Ergebniß deutscher Politik zn bezeichnen, während derselbe russischen Wünschen entsprang und ausschließlich die Folge russischer Bemühungen gewesen ist. * Tie durch den Rücktritt des rumänischen Justizministers StateSco hervorgerufene partielle Minister! risis hat bis zur Stunde noch keine definitive Lösung gesunden. StateSco war ein tüchtiger Ressortminister und ais Verwalter des JustizdcvartementS scbr wohl am Platze. Dagegen war an seinen Namen die Verantwortlichkeit sür jenen von Oesterreich-Ungarn sehr übel bemerkten PaffuS der Thronrede vom >5/27. November I88t geknüpft, welcher den vorüber- gebenden Abbruch der prrsöniichen Beziehungen zwischen der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft in Bukarest und der Bukarester Regierung zur Folge hatte Denn damals fungirte Eugen StateSco als Minister des Aeußern, und ist daher bei de», gäuzlirbeil Mangel anderweitiger Grunde sür den Rück tritt StalcSco'S die LeSart nicht ganz von der Hand zu weise», daß dieser Schritt mit dem Anschlüsse Ruiiiänieil- an die mitteleuropäische FriedcnSliga und dem Ausgleiche der bisher zwischen Oesterreich - Ungarn und Rumänien schwebenden Differenzen in einem gewissen Zusammenhänge stehe. Indessen hat sich die Nachricht, daß durch den Eintritt dcS juiigeoiiservativen Parteiführer- Titus MajoreSco in da» Eabinet Bratiano's der habSburgischcn Monarchie ein neuer Beweis sür die zuverlässige Freundschaft Rumäniens erbracht werden soll, bis zur Stunde nicht besiätigt. Zwar hat eS nicht an Versuchen gefehlt, den genannten Politiker enger an daS Regierung-Interesse zu fesseln. Aber ist auch MajoreSco der Ansicht, daß der Parkeistandpuncl bei Fragen der äußeren Politik nur eine sehr untergeordnete Rolle zu spielen habe, so kann eS dock andererseits kaum Wunder nehmen, wenn ein politischer Eharaklcr vom gereifte» Urtheile eine- MajoreSco seinen Einlrikt ,n daS nalionalliberale Eabinet an Bedingungen knüpfte, welche, als der natürliche AuSdruck de- alle» ravicalen Ucberstlirzuiigen abholden, dabei aber streng constitutionellen jiiiigcviiservalivc» Parteiprogramms, ihn auch vor dem Verdachte uiSchntz nehmen, als ob cr ui» 0enPreiSelilesMiliisterpo>tcicuillcs seiner Uebcrzeugung milreu werden könnte. Wie verlautet, babcn die von MajoreSco dem Ministerpräsidenten in dieser Beziehung vorgelegten Prcgrainmpuncte im Ministcrralhe Bedenken hervorgeruscn, während andererseits von den Extremen des NationalliberaliSmuS. welche die Tbcilnakiiie an den RegierungSgeschästen als ein ausschließliches Privi legium ihrer Partei betrachten, und von den offenkundigen »ud heimlichen Ruffensreunde» dieser Partei alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um den Eintritt MajoreSco'- in daS Eabinet zu hinlertreiben. Tie Folge davon ist, daß die definitive Lösung der durch Statesco's Teiiiission hervor- gerniencn partiellen Ministerkrins erst nach Zusammentritt der Kammern erfolgen wird. Allem Anscheine nach wird es aber dann zu mchreren Veränderungen im Eabinet kommen, obne daß jedoch die bereit- in Umlaus gesetzten bezügliche» Gerüchte über die bevorstehenden Portescuille- und Personen wechsel einer ernsteren Beachtung würdig befunden werden dürsten. * Als Belgier und Niederländer vor nunmehr fünfzig Jabrc». leidenschaftlichen rvechselseitigen Hasse- voll, ibre politische Auseinandersetzung bewerkstelligten, Halle wohl Niemand zn prophezeien gewagt, daß ei» halbes Jahr- bnnkert später ein belgischer Souverain aus niederländischem Boden mit Herzlichkeit und Freude willkommen geheißen werden würde Und gleichwohl ist die- das Schauspiel, welche»» beute Europa als Zeuge beiwobnt. ES bekundet, daß die Entfremdung der ehemals so eng verbundenen Völker, als Folge ihrer vollzogenen staatsrechtlichen Trennung, keine permanente sein, sondern solchen Anschauungen und Em pfindungen Platz macken sollte, welche sich sür zwei so vielfach aus einander angewiesene Nationen naturgemäß geziemen. Belgien, nach erlangter Unabbängigkeit durch den Areopag der Mächte sür ein neutrales Land erklärt. Halle keine Ver anlassung, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, als die seine inneren Angelegenheiten niimillclbar berührten. Es widmete sich demnach ausschließlich der Förderung seine- materiellen Wohlergehens und brachte aus allen Gebieten seiner staatlichen Erisie»; einen hockst bcmerkenSwerthen Auf schwung zn Wege. WaS die Niederlande betras. so zeigte sich hier »ack der LoSlreniinng der südliche» Provinzen, daß die frühere Zniamiiienschwcißnng deS friesische» und wallonischen Elements rem Staate mehr Nachlhcile als Bortkcile gebracht kalte und tbalsäcklich ein Hemmschuh sür die Prosperität LcS Landes gewesen war. In de» Niederlanden vernarbten daher die Wunden deS belgischen Ln-ancipalionökampseS binnen kürzester Frist; man bekämpfte den wallonischen Nachbar hinfort nur noch mit Lcn friedliche» Wafse» volkSwirthschastlicker Concurrenz. Bei diesem Verfahren standen sich beide Tbeile vortrefflich. Mit der wachsenden Erkennlniß, daß die beiderseitigen Interessen einander nicht au-schließen, sonkern ergänzen, wuchs auch die Intimität de- srcundnachbarlicben VcryällniffcS und die gegenwärtigen wiederholten Begegnungen de- niederländischen »nit dem belgischen König-paarc bilden nur die formelle Sancticiiirung eine- Umschwung-, der sich in der öffentlichen Meinung vor Jahr und Tag angcbahnt hat. * I» Betreff der Frage wegen der Neutralität Nord savoyen« ist der .Bund- m der Lage, di« Nachricht der »NLp. frany", daß Frankreich 187V die Schweiz ersucht habe, da- neutralrsirte Gebiet von Nordfavoyen zu besetzen, richtig stellen zu können. Ein solches Begebren lag in osfi- cietler Form nicht vor. demnach konnte die Schwei; ibrerseu- auck nickt vir Weigerung auSsvrechen, von ibreu» Besctzuuas- reckte Gebrauch zu machen. Die Schritte wegen der Be setzung von Savoyen im Octoder 1870 gingen vom Präfecten von Savoyen aus. welcher beim BunveSeakh ansragle, ob er beabsichtige, von seinem Besetzung-recht Gebrauch zu macken. Der BuiiteSratb erwiderte, er muffe die Frage, ob und wann er von seinem Reckte Gebrauch machen wolle, seiner eigenen Anschauung Vorbehalten, er sei aber bereit, über diejenigen Puncte. welche hierbei eine Vereinbarung wünschenswerth er scheinen lassen, mit der sranzösiscken Regierung sich sofort in» Eiiivernehmen zu setzen und gewärtige darüber eine weitere Aeußerung. Eine solche erfolgte nicht. Bon einer Ablehnung der Besetzung ist also keine Rede. * In den politischen Kreisen der französischen De partements sollen lebhaste Befürchtungen hinsichtlich der inneren politischen Lage herrsche» und der Geschäftsgang dadurch große Störung erleiden. An manchen Orlen sind Gerückte von nabe bevorstehender Kammerauslösung verbreitet, und die Präseclen baden daher persönlich de» Minister de- Innern um Instructionen ersuckl, wie die Aengstlichen zu beruhigen seien. Herr Waldcck-Ronsseau soll sich in diesen Evnserenzen sehr optimistisch gezeigt und entschieden die Meinung ausgesprochen haben, daß iür die nächste Hcrbstscssion keine MinisterkrisiS bevorstehe. WaS die öffentliche Meinung in Paris anbelangl, so berrscht bei Weitem eine entgegengesetzte Aussaffung der Lage vor. Niemand zweifelt wenigstens, der „Franks. Ztg." zufolge, daran, daß daS Cabinet sich überraschend geschickt werde benehmen müffen, um eine „bonorable" Majorität in der Kammer zu ge winnen. In der Tbat stellen die Opportunisten, welche doch den Hauptbestandtheil der Regicrungsmajorität bilden sollen, bereits kategorische Bedingungen. »Räp. sraiitz." for dert heute die Annahme folgender Programmpuncte: .Die Revision der Verfassung, daS politische Listenscrutiiiinm; da- Geii'eindcgesctz, und sür Paris insbesondere rin Gemeinde« Llstenscrntinium aus breiter Grundlage, Gesetze über Fabrik- UnglückSsälle und über Arbeitcr-AlierSclassen, daß Gesetz über Genossenschaften (religiöse, sowie bürgerliche) und Syndi kate." Ebenso verlangt da- leitende Gambetta'scke Blatt „die Organisirung einer mächtigen republikanischen Admini stration". — rin Bedürfniß, daß sich immer gebieterischer fühlbar mache. Wenn sich bas Eabinet Ferry sür da- doppelte Lisienscrutininm verpflichtet, so ist e- sicher, von seinem gemäßigt republikanischen Anhänge zu verlieren; ver pflichtet cs sich aber sür nicht- Derartiges, so kann eS kaum auf alle Gambeltistcn zählen. * Sckon seit geraumer Zeit ist eine vom französischen KriegSministerinm niedergesetzte Commission mit Untersuchung der Frage beschäftigt, ob sich sür vaS französische Heer die Einsührung eine- Nepetirgewehres empfehle oder nicht. Au« denjenigen Fachkreisen, welche diese Einsührung wünschen, werden jetzt in der .Rsp. sraiitz." Klagen über die Gcheimniß- krämerei in der Commission erhoben, »nb wird aus Be schleunigung der Entscheidung gedrungen, „denn eS wäre niederschmetternd, eines schönen Morgens zu erfahren, daß eine andere Macht unS zuvorgekommen ist." * Ter päpstliche Nuntius in Madrid soll der spanischen Regierung erklärt baden, daß der Datican und die soanftcke Geistlichkeit allen Reformen, welche gegen die katho lische Kirche gerichtet seien, den lebhaftesten Widerstand ent- gegenstcllcn würden. Der Vatikan werde nicht dulden, daß mä» die bürgerliche Ehe einsühre und den öffentliche» Unter richt der Geistlichkeit entziehe. * DaS englische Eabinet wird seine erste Sitzung nach den ParlamenkSscrien am 9. November abhattcn und sich bei» .Standard" zusolge in derselben hauptsächlich mit der Frage der gänzlichen oder tbeilwetsen Räumung EgyplenS be schäftigen. An dem LordmayorS-Banket werden außer Gladstone noch folgende Mitglieder deS Ministeriums sich beibeiligen: Lord Hartington, Lord Nortbbrook. Lord Derby, Lord Carlingsord. Lord Kenniare, Mr OSborne Morgan und Mr. Eourkney, auch Herr de LessepS wirb zu den Gästen eeS Bankeis zählen. — Die Mada- gaScar-Frage dürste »och zu mancherlei Auseinander setzungen zwischen England und Frankreich führen. Dem Auswärtigen Amte ist von den Herren Proctor Brothers, einem in dem Handel mit MadagaScar sehr bedeutend enga- girlen Hanse, ein Schreiben zugcgangen, in welchem die Auf merksamkeit Lord Granville'S auf die großen Verluste hin- gelenkl wird, welche die Firma durch daS Verbot der Aus schiffung von mit dem „Taymoulh Castle" nach Tamatave gesandten Gütern und durch andere Aktionen der Franzosen in MadagaScar erlitten hat. Diese Maaren mußten in Mauritius. sür beste» Markt sie nicht geeignet waren, ver kauft werten. Die Beschwerdeführer sagen weiter aus, baß ihr Handel mit dem Jnlande von MadagaScar seil der Besetzung der HauptlandungSplätze durch die Franzosen nahezu gänzlich ausgehoben wurde. * Die traurigen Arbeit-Verhältnisse in den Bereinigten Staaten geben einer deutschen ossiciösen Stimme Gelegenheit, vor der Auswanderung nach Amerika zu warnen. Wen» wobl auch Einige- in der Schilderung der Verhältnisse übertrieben ist. so enthalt sie dock vieles Wahre und laste» wir deshalb dieselbe hier folgen: Die un befriedigende Lage der Erwerbsvcrhältnisse in den Vereinigten Staaten von Nordamerika spiegelt sich am deullichsten in dem Elende wieder, welchem die dortige Arbeilerbevölkerung der verschiedensten Branchen gleich mäßig Versalien ist. Ein von dem amerikanischen Senate zur Untersuchung der Lage der arbeitenden Elasten eingesetztes Eomilä hat seinen Bericht erstattet, an- welchem klar und deutlich bervorgeht, daß daS gelobte Land der vollständigste» politische» Freiheit und socialen Gleichheit die große Mebrzahl der Arbeiter unter einer viel schlimmeren Tyrannei deS CapitalS gefesselt hält, als eS diesseits deS Atlantic irgendwo der Fall ist. Politischer Macht, politischen Einflußes er mangelt da- arbeitende Volk in der großen transatlantischen Republik ganz und gar. Tie Elaste der Arbeitgeber beherrscht die Abstimmungen, controlirt die LeaiSlaturen und unterjocht de» Arme» mittelst unbilliger Gesetze. Gegen den Druck, der vo» den Arbeitgebern ausgcübt wird, ist der gemeine Mann völlig wehrlos. Als Individuum ohnmächtig, bat er auch daS Hilfsmittel der Association vergeben- ins Feld gesübrt. Wenn er sich den Bedingungen de» Arbeit geber- nicht ohne Weitere- unterwirft, kommt sein Name sofort in da- „schwarze Buch" der Arbeitgeber, dessen Listen unausbörlich i» der ganzen Union circuliren. DaS Miß- verbältniß zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern nimmt noch imiiiersort krassere Dimensionen an. Nach dem neiicslen CensuS stellt sich die Zakl der Arbeitnehmer auf 2'/« Millionen, gegen nicht ganz eine Viertel,»illion Arbeit geber, waS ein Derhältniß von tt zu l ergiebt. Ei» von dem SenatScomftö vernommener Experte deponirte, daß von den alljährlich erzeugten Gesammtwerthen dir Arbeitnehmer weniger an Lohn erhielten, als die Arbeitgeber an Gelvinn einstrichen, und zwar seien die Lohiiverbältnissc derart ungünstig, baß die groge Maste der Arbeiter geradezu im Stande der Verkommenbeit schmachte. In den füns auplinkustriestaaten Massachusetts, Pennsylvanien, New- ork, Illinois und Ohio variirt der TnrchschnitlSlohn pro ag zwischen 1 bis l',5 Dollar. Dabei siebt der Preis der unentbehrlichste» Lebensbedürfnisse so außerordentlich hock, daß sie sür den Arbeiter in vielen Fällen unerschwinglich sind. Die Roth zwingt dann dazu, behufs Erhöhung de» Verdienstes der Arheiterfamilien die Kinder oft schon im zartesten Alter z»m Erwerb anzuhaltrn. DaS führt also aus der einen Seite zum WachSthum de- Pauperismus, aus der andern zum Wach-thum der Unwissenheit. Ja den oben genannten fünf Staaten existiren dermalen 02.0<X> Arme. In Ebicago entbehren 47 Prccent der Kinder des Schul unterricht»; in Cincinnati sind l0 Procent der Kinder zwischen 8 und 12 Jahren mit Eigarrenniache» beschäftigt. Zn New- ?jork liegen etwa 2999 Familien, welche noch dazu in den erbärmlichsten Behausungen zusainmengepserchl sind, der gleichen Beschäftigung ob. Die Geringfügigkeit ihre« Ver dienste- gestattet Viesen Leuten keinerlei Verbesserung ihrer sanitären Lage. In allen Industriezweigen dauert die sinkende Tendenz der Löhne fort. Während der National- rrichtbuin ohne Unterlaß anwächst, verringert sich der stanäarck ok Uls de» Arbeiter-, Gewerkvereine spielen in dem wirtb- sckastlichen Leben der Union nur eine hockst untergeordnete Rolle. Man Kat Proben mit ihnen angestellt und sie haben dieselben nicht bestanden. Die amerikanische Gesellschaft steht eben jetzt im Begriff, ihre sociale» Abstufungen endgiltig u etabliren. Dabei steigen oie Arbeitgeber aus der ocialen Leiter empor, die Arbeitnehmer herunter. Letztere sangen jetzt an. einzusebrn, daß die vielgerühmte Freiheit und Gleichheit ein grober Irrwahn ist, allein sie sind absolut olmmächlig, sich auS eigener Initiative der grausamen Con- sequenzen des erbarmungslosen Kampfes umS Dasein zu er wehren. Eine humane Regierung, die sich ihrer mit organi satorischen Gesetzen annälmie. könnte viel de- Segen-reichen wirke». Für derartige Bestrebungen aber ist bekanntlich in den Vereinigten Staaten kein Raum vorhanden, da- „freie Spiel der Kräfte" darf ja um keinen Preis gehindert werben; dem Staate obliegt nur die Pflicht, in seiner Eigenschaft al- „Nachtwächter" darüber zu mache», daß der Proceß des Gehen- und Geschchenlassen» sich ungestört abwickele. So liege» dermalen die Verhältnisse in der großen tran-allantiscken Republik. Mögen unsere AuSwanterungSlustigen es sich daher zwei- und mehrmal überlegen, ehe sie der heimathlichen Scholle den Rücken kehren." vie «rllieilt über die dulhcrkiccheii - Entwürfe. Uebcr die vor Kurzem ausgestellt gewesenen Concurrenz- entwürse zu einer Lutherkircke sind in der Presse sehr ent- gegengeictzle Urtheile laut geworden, und eS ist gewiß nickt obne Interesse, noch nachträglich auf gewisse Gegensätze und Uebereinstiinmungen in diesen verschiedenen Beurtheilungen hinzuwcisen. Zunächst hatte der Schreiber dieses in seiner Obliegenheit als Berichterstatter diese« Blatte- in Nr. 28S desselben in kurzer Zusammenfassung seine Meinung über die gedachten Entwürfe ausgesprochen. Diese Besprechung wurde in einem andern hiesigen Blatte aus daS Heftigste angegriffen, mir, dem Verfasser, eine Reihe vermeintlicher grooer Jrr- lhümer vorgeworsen und, in Ermangelung besserer Gründe, meine UrtbeilSsähigkeit in solchen Dingen überhauvl in Ab rede gestellt. Nur einem gewissen Bruchlhcile de- Publicum« gegenüber hielt ich damals eine kurze Erwiveruna und Richtig stellung der Hauptpilncte für nölhig. Die beste Rechtfertigung, die ich mir wünschen konnte, ward mir aber zu Tbeil durch die in Nr. 299 diese- Blattes erfolgte Veröffentlichung deS Protokolle- über die Verhandlungen der Herren Preis richter in der Llltherkirchcnconcurrenz. Eine wesentliche Differenz zwischen dem sehr eingehenden Uriheile dieser Herren und den von mir ausgesprochenen An sichten scheint zwar darin zu liegen, daß sie den Preis einem von mir als untergeordnet bezeichneten Entwürfe zuerkannt haben. Diese« Ergebniß bat jedoch seinen Grund darin, daß die sowohl von der PrciSjury als auch von mir als die besten erkannten Projekte mit dem Motto: „Viel Kunst für wenig Geld jedem wohlgesällt", von der Concurrenz auSgeschieden worden sind, zum Theil schon vor der Bcnrtheilnng. weil sie nickt streng sür den programmmäßigen Platz entworfen waren, zum andern Theil deshalb, weil die Herren Preisrichter be hauptete». daß bei der Ausführung die programmmäßig fest gesetzte Bausumnie weit überschritten werden würde. In den Bedenken gegen gewisse constructive Momente deS Entwurf» „Biel Kunst u. s. w." stimmt übrigen« mein Bericht mit den, Urtheile der Preisjury ebenfalls überein, denn ich hatte den Thurm für etwa» zu hoch und wuchtig erklärt und die Preis jury für zu kolossal. Tie heftigsten Angriffe hatte mein Urtheil über die beiden von mir an letzter Stelle besprochenen Entwürse zu erleiden, von denen ich den einen als wunderlich, den anderen als phantastisch bezeicknete. Bor Allem gereicht es mir zur Genngthuung, daß auch die Preisjury diese beiden Entwürse nicht sehr günstig be- urthcilt.^a wegen wesentlicher Gebrechen gar nicht mit zur engeren Concurrenz gekrackt hatte. Dem ersteren von beiden batte ich. abgesehen von anderen Bedenken, constructive Fcbler vorgeworfen und daraus hingewiesen, „daß an ihm Strebesystem« zu finden feien, die den Schub offenbar nicht an richtiger Stelle ausnehmeu". Diese Behauptung wurde von meinem Gegner, so zu sagen, meiner Unwissenheit zu Gute gerechnet. Die PreiSzury sagt aber von demselben Entwürfe wörtlich: „Wichtige archt- tektonische Elemente, wie die Strebebögen, ent behren der constructiven Begründung". Ich be finde mich also in leidlicher Gescllschast. Der letzte Ent wurf. der meiner Aussage nach „einen reckt phan tastischen Eindruck machte" und dem ich „einen Wald oder auch rin Gestrüpp von Kuppelstückchen und Thürmchen" vor warf. kommt bei der Preisjury nicht eben besser weg. Sie sagt von ihm: „Die Architektur de» Aeußern zeigt «i» befremdende- Gemisch von kirchlichen und welt lichen Baumotiven und eine seltene Unruhe." Von der phantastischen Kuppel sagt da» Protokoll übrigens: „In statischer (X6. al» Druckfehler steht: statistischer) Beziehung giebt die Kuppel mitder darauf lastenden großenLalerne trotzdeSgewähltenUeber« kragungSsystemS A »laß zuernslen Bedenken", d. h., auS der Sprache der Baumcckanik in die de» gewöhnlichen Lebens übersetzt, ein Verweilen unter dieser Kuppel würde rin Beweis von seltener Tollkühnheit oder schwarzem LebenS- übcrdrusse sein. Das Vorhergehende wird übrigens wobl gezeigt haben, daß meine erste Besprechung der Lutherkirchen-Entwürse gewiß in keiner Weise Anlaß zu den Angriffen gab, di« ihr zu Theil geworden sind. Adolf Weisk«. Entscheidungen -es Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich versokgb) Die unverehelichte Emilie L. zu D. war vom Landgericht wegen Majeftätsbeleidigung verunheilt. Das Landgericht fand das Vergehen in der von der Angeklagten beim Fürstlichen Labinets- Miuisterium in D. einqereichtcn Eingabe vom 22. September INI, in welcher sie den regierenden Fürsten als ihren unehelichen Vater anspricht und daraufhin eine Icbenslänqliche Unterstützung nachsucht, »Lnilich „objektiv" die Vebauptung, daß der Durchlauchtigste Laude«. Herr al- etwa lüjShciger Prinz mit einer ans dem Schlosse dienenden Magd geschlechtlich verkehrt und ein außereheliches Kind i» der Perion der Antragstcllerin erzeugt habe, und, da „der ehrverletzende Lharakter dieser Behauptung keiner weiteren Ausführung bedarf", eine MajestütSbelcilttgung. Bezüglich de» subjcetiven Thalbeftaude» führt sodann da» Landgericht auS: „die L. sei sich des ehrvrr- letzenden Lharakter» ihrer Eingabe bewußt gewesen; ob st« an die Wahrheit jener eine Majestälsbeleidigung enthaltende» Be hauptung glaubte und „die letztere lediglich zur Au-sührnag von Rechten oder zur Wahrnehmung berechtigter Interessen" ans- sprach, sei gleichailtig, weil 8- 193. St.-G.-B., sich nicht aus 8 9b, St.-Es.-B., bezieht. L« lag auch sür die Aogeklagte eine gesetzlich« Verpflicht»»«, jene Behauptung aulzustellen, nicht vor und erscheint auch eiue ans omhelich« Vaterschaft gestützte Klage gegen den Landes- Herrn rlvilrechtlich statthalt, wie nur bei ausdrücklicher Hervorhebnng de« Klagegrunde« thatsüchlich möglich, so war doch die Ausstell»»- jeuer Behauptung in dem an da- Fürstliche Labinets-Minißeri»« gerichteten Schreiben rechtswidrig."
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