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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188311016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-11
- Tag1883-11-01
- Monat1883-11
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.11.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Xe-aclion unS Lr-k-Mon Johan«»gasse 33. SPrrthkao-rn der tlrtarti»»: vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag- 5—S Uhr. k«r tti M»n»tcr»»«» «M Sch »«nchh»« Der für dt» nichftfol^ndr Rn««er »esttunuten Inserate an K-chentaae« bi» S Utzr Nachmittag«, an Sann- un» Kefttagen früh bi» '/,* Uhr. In den Filialen fiir Äas.-Iinnahme: vtt» Klemm, UntversitäiSstraße 31, Lonis Lösche, Katharinenstrabe 18, p. «nr bi» '/,» vhr ttmMr.Ta-MM Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage L8,LVV. Adonnrmrats-rei» viertelt. 4'/, Mit. iacl. Briagerloh» 5 Mk.. bnrch die Post bezogen 6 ML Jede einzelae Rümmer SO Ps. Belegexemplar 10 Ps. »»bahren für Extrabeilage» ahne Postbesörderung 3V Mi. mit Poftbesörderuog 48 Mt. Iasernte Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. »rüdere Schriften laut unserem Preil- verzeichntb- Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höher» Laris. Rerlmnen unter dem Nedactianrstrich die Svaltzeile SO Pf. Inserate sind stet» an die ckrdedttt»» za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pmevumeraocko oder durch Post- »achnahme. 3«5. DonnevStag den 1. November 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachvng. 3m Hinblick aus dir am l. December diese» Jahre» in» kebeu tretende thcilwcise Umgestaltung des polizeilichen Melde wesen» macht sich schon jetzt eine andere Bezeichnung und zum Theil auch andere Abgrenzung der Polizeibezirke in hie- liger Stadt nvthig. E» tritt daher vom 15. Oktober diese» Jahre» an die au» nachstehendem Verzeichniß ersichtliche Einthei- lung gedachter Bezirke in Kraft und wird Solches mit dem Bemerken öffentlich bekannt gemacht, daß auch au» den an den Placatsöulcn sowie in sämmtlichcn Polizeiwachen aus- hängenden Anschlägen sofort zu ersehen ist, in welchen Polizei bezirk jede einzelne Straße gehört. Leipzig, den 14. October 1883. Da» Polizeianrt der Stadt Leipzig. Bretschneiber. Polizei-Bezirke der Stadt Leipzig. I. Bezirk. Hauptmacher am Naschmarkt Nr. 2. Augustusplatz Nr. 3d—6. Bahnhosstraße Nr. 15—19. Barsußgäßchen. Blücherplatz Nr. 3 u. 4. Bllicherstraßc Nr. 37. Bvlichergäßchcn. Brühl. Bürgerschule, an der I. Burgstraße. FleisLergasse, große. Flcischergasie, kleine. Gewandgäßchen. Goethestraße. Golthahngäßchen. Grimmaische Straße. Hain- straße. Hallesche Straße. Katharinenstraße. Klosteraasse. Kupsergäßchen. Magazingaffe. Markt. Naschmarkt. Ncu- kirchhos. Neumarkt. Nicolaikirchhof. Nicolaistraße. Park straß'. PeterSkirchhof. PelerSstraße. Plauen cher Platz. Plauenfche Straße. Preußergäßchen. ReichSstraße. Ritter- siraße. Salzgäßchcn. Schillcrstraße. Schloßgaffe. Sckuh- machergäßchen. Schulstraße. Sporergäßchen. Thealergasie. Theaterplatz. Thonia-gäßchen. TbomaSkirchhof. Töpferstraßc. Universitätsstraßc. H Bezirk. Wache: Lauchaer Thar. Vahnhosgäßchcn. Bahnhosstraße 7—14. Carlstraße. Egel straße. Eisendahnstraße. Fclixstraßc. Gartenstraße. Georgen straße. Jnselstraße 7—12. Lange Straße 12—37. Marien platz. Maricnstraße. Milchinsel, an der. Mittelstraße. Querstraße 13—26. RanstsckeS Gäßckcn. Reudnitzer Straße Salomonstraße 9—17. Schützenstraße, Tauchacr Straße. Wintergartcnstraße. in Bezirk. Wacher Johue »e-plutz AugustuSplatz 1—3 und 7. Antonstraße. Bahnbosstraße 1—6. Blumengaffe. Dolzftraße. Dvrrienstraße. Dresdner Slraßc. Gellertstraße. Gerichtsweg. Giimmaischer Stein weg. Hospitalstraße. Jnselstraße 1—6 und 13—21. Jo- bannc-gaffe. JohanneSplay. König»straße. Kreuzstraße. Kurze Straße. Lange Straße 1—11 und 38—48. Nürn berger Straße 1—2l und 55—63. Plalostraße. Poststraße. Querstraße 1—12 und 28—36. Rabensleinplatz. Noßplatz >5-18. Salomonstraße t—7 und 18—23. Täubchenweq. Thalstraße t—2 und 30—32. IV. Bezirk. Wache: Nürnberger Straße 88. Bauhcsstraße Nr. 9 und 10. Brüderstraße Nr. 25, 27, 29—31. Carolincnstraße. Friedrich-straße. Glockenstraße. HoSpitalthor, vor den,. Im JohanneSthal. Liebigstraßc Nr. 7—33. Lindcnstraßc. Nürnberger Straße Nr. 22—54 d Roßplatz Nr. 9—14. Roßstraße. Seeburgstraße. Stephan- straße. Sternwartenstraße. Teichstraßo. Thalstraße Nr. 3—29 b. Ulrichsgasse. Wcbergaffe. Windmüylenweg. V. Bezirk. Wache: HLeteiskraße Nr. öl. Albcrtstraßc. Bauhofstraße Nr. 1—8. Bayerscher Platz. Bayersche Straße Nr. 1 und 132—140. Becthovenstraße. Brüverstraße Nr. 1—24, 26 und 28. Burgaassc. kleine. Dösener Weg. Elisenstraße Nr. l—21. Lmilienstraßc Ferdinand Rhodestraße. Floßplatz Nr. 1—8 und 27 d—34. Grassistraße. Härtelstraße. Harkortstraße. Hobe Straße. JablonowSkystraße. KönigSplatz. Kohlenstraße Nr. 1. Kramcrstraße. Kurprinzstraße. Leplaystraße. Liebigstraßc Nr. 1—6 und 34—38. Mozartstraße. Mühlgaffe. Münz gaffe. Obstmarkt. PeterSstcinweg. Pleißensträße. Roßplatz Nr. l—8. Schletterstraße. Simsonstraßc. Turnerstraßc. Wilhelm Seyfferlh-Straße. Windmühlengaffe. Windmühlen straße. Zeitzer Straße 13d—17 und 42—48. VI. Bezirk. Wache: Alrxaadrrstraßr Nr. 28. Alexanderstraße. Alter AmlShos. Cenlralstraße. Co lonnadenstraße. Dorolheenstraße. Elsterstraßc Nr. 1—20b und 35—50. Erdmannstraße. Gottschedstraße. MendelS sohnstraße. Morihstraße. Oeserstraße. Plaawitzer Straße Nr. 1, 55 und 56. Pleiße, an der. PoniatowSkystraße Promenadenstraße. Rudolphstraßc. Seitenstraße. Thomas»,» straße Nr. 8—24. W-ststraße Nr. 1—37, 1741 L. 6. und 59—92. Wiesenstraßc. Zimmcrstraße. VII. Bezirk. Wache: frankfurter Straße Nr. 17. Auenstraße. Elsterstraßc 2l—34. Elster, an der alten Färberstrabe. Fleischcrplatz. Frankfurter Straße. Fregestraße Gustav Adolph-Straße. Jacobstraße. Leibnizstraße. Lessing- straße. Naundörfchen. Ransiädter Steinweg. Rosenthalgaffe. Nosentballhor, vor dem. Thomas,usstraße 1—7. Waldstraße Weststraßc Nr. 88—58 d. Zöllnerstraße Nr. 5. VIII. Bezirk. Mache: Sntritzschrr Straße Nr. »8. Berliner Straße. Blücberplatz 1 und 2. Bllicherstraßc Nr. 1 bi» SV. Eberharbstraße. Erlenstraße. Eutritzscher Straße. Excrcirplatz, am Gerbcrstraße. Gneiscnaustraße. Gotbische» Bad. Humboldtstraße. Keilstraße. Löhr» Platz. Löhrstraßc Lortzingstraßc. Norkstraße. Packhofstraße. Parthenstraße Pfafsendorfer Straße. Uferstraße. Norkstraße. Zöllner- straße Nr. 1—4 und 6—8. IV. Bezirk. Mache: Zeitzer Straße Nr. 28. Arndtstraße. Bayersche Straße Nr. 2—13t. Brand Vorwerkstraße. Braustraße. Dufourstrahe. Elisenstraße 23—77. Fichtestraße. Floßplatz Nr. 9—27. Kaiser Wilhelm Straße. Kochstraße. Körnerstraße. Kohlenstraße 2—1l Kronprinzstraße. LöSniger Straße. Lützowstraße. Mahl mannstraße. Moltkcstraße. Rennplatz. Schenkcndorfstraße. Schleußiaer Weg. Sibonienstraße. Sophien straße. Stein straße. Südplatz. Südstraße. Zeitzer Straße 18—41. V. Bezirk. Mache: Plagmttzer Straß« Nr. S8. BiSmarckstraßc. Davidstraße. Hauptmannstraßc. Hiller straße. Jobannapark. Marschnerstraße. MoscheleSstraße Plaawitzer Straße Nr. 2—54. Schrcbergäßche». Schreker praß«. Sebastian Bach-Straße. Festzug zur Lutherfeier betr. Unter Bezngnabinc auf da» von un» veröffentlichte Pro gramm zur Lutherfrier ersuchen wir alle diejenigen Korporationen, freien Bereinigungen und Gesell schaften, welche sich an dem für den 10. November in AllSsichl genommenen festzuge zur Enthüllung des ReformattonsdrnkmalS betheiligen wollen, und welchen eine directc Veranlassung dazu seiten» de» Unterzeichneten FestcomitLS nicht zugegangen isi, sich deshalb unter Angabe der Zahl der Thcilnehmer mit un» baldthuulichst und spätestens bi» zum S November d. I. durch die Nuntiatur deS RathhauseS in Vernehmen ctzen zu wollen. Wegen der Beschränktheit de» Festplatzc» muffen wir un» eine eventuelle Reduction der angemeldeten Thcilnebmer Vorbehalten. Leipzig, den 29. O.tober 1883. Da» Festcomttck. Dr. Georgi. Nachdem seiten de» Unterzeichneten Polizeiamt» wegen Besetzung derjenigen zehn SchntzmannSstellen, welche in Folge der Reorganisation de» Meldewesen» neu geschossen worden sind, nunmehr definitive Entschließung gefaßt worden ist, werden die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber um diese Stellen hierdurch ausgefordert, ihre dem Polizeiamt überreichten Zeugnisse wieder abzuholcn, da bei der sehr großen Anzahl der eingegangencn Gesuche eine Rücksendung der Zeugniffe an die einzelnen Gcsuchsteller durchaus un- thunlich erscheint. Leipzig, den 19. October 1883. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneiber. Bekanntmachung. Am 10. November d. I. bleibt weyen der Lutherseier die hiesige Fonds- und Productcn-Börse geschlossen. Die aus diesen Tag regulativ,,,äßiq fallende ProductendArse wird einen Tag vorher, den 9. November d. I., abgehalten. Leipzig, den 28. Oktober 1883. l. und II. Lektion de» Vörsenvorftande». Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 1. November 1883. * Au» Berlin wird un» vom Dienstag geschrieben: „Herr von Puttkam er ist nun ebenfalls nach FriedrichSruh gereist und wird mit tcni Entwurf, welcher die Einberufung des Landtage» scststcllk, in der Tasche nach Berlin zurückkchren. Es wird nicht daran ge- zweiselt, daß der Landtag am 20. November Zusammentritt. Ein Montag wird seil Jahren nicht mehr beliebt, da vordem wicverholt darüber geklagt worden war, daß die Abgeord neten, wenn sie gezwungen seien, am Sonntag zu reisen, sich die Sonntagsruhe rauben. In der Woche vorher, in welcher seit zwei Jahrzehnten der Landtag zusammenbcrufe» worden, soll eS aber diesmal auf ausdrücklichen Wunsch de» Kaiser» nicht geschehen, damit alle Kräfte und alle Zeit, die erforderlich sei, uneingeschränkt der Lutherfeier zur Verfügung bleibe. Daß Herr von Pultkamer erst nach den andere» Ministern sich zum Reichskanzler bcgiebt, ist durchaus in der Natur der Sache begründet, da einmal er als Ressortminister keinen Anlaß hatte, mit seinem fürstlichen Vetter zu conserircn, eS stehen vom Ministerium teS Innern keine grundsätzlich bedeu tenden Vorlagen für diese Saison in Aussicht, während selbstver ständlich Herr von Scholz dem Ministerpräsidenten über die gesammte Finanzlage und den ausgestellten Etat Vortrag halten mußte. Sodann aber kann doch über den Termin der Einberufung erst Beschluß gefaßt werden, wenn die Ent würfe. welche dem Landtage zugchcn solle», definitiv auch vom Kanzler genehmigt sind. Wenn an die Thalsache, daß Herr von Puttkamer erst jetzt sich nach FriedrichSruh begeben und daß Herr von Scholz vorher dort war, von einem Berliner Blatte, das sich durch feine Jagd nack sensationellen Nachrichten auSzeichnet, Andeutungen über etwaige Frictionen zwischen dem Reichskanzler und Herrn von Pultkamer geknüpft werden, so liegt für eine solche Annahme ganz und gar kein Grund vor. Eine gewisse Verstimmung war aller dings im Februar dieses Jahre» eingetreten und glaubte man eine kurze Zeit, daß Herr von Bötticher und demnächst Herr von Scholz den Minister de» Innern in der Gunst deS Kanzlers verdrängt hätten; doch ist se tdem längst wieder das alte Vertrauen LeS Fürsten BiSmarck zu Herrn von Pultkamer wiedergekehrt, und vor Allem ist e« ganz unrichtig, Herrn von Puttkamer nunmehr „legislative' Unfruchtbarkeit" vor« zuwcrsen, nachdem er die BerwaltungSgesetze unter Dach und Fach gebracht hat, diese» seiner Ansicht nach als .,monu- lnentum xoro poronnius" zu bezeichnende GesctzgcbungSwerk. ES ist bekannt, daß auch der Reichskanzler mit dieser Leistung recht zufrieden ist, und e» ist eine lhörichte Phrase, von der „stockenden VerwallungSgesehgebung" zu spreche». Es unter liegt im Uebrigcn keinem Zweifel, daß die BerwaltungSgesetze für Hannover in dieser Session vorgelegt werden, und wirb auch in unterrichteten Kreisen nicht daran gezwciiclt, daß dieser Entwurf mit geringen Acnderungen zur Annahme gelangt. Nachdem durch den Grasen Behr bei Gelegenheit der Grrifswalder Wahl der DiätenfondS der Fort schrittspartei zur Sprache gebracht worden ist, setzt sich die DiScussion über die Angelegenheit durch die Presse aller Parteien fort. Es ist völlig gerechtfertigt, die Frage gründlich zu diScutiren, welche sich schließlich dahin zuspitzl, ob cS zulässig ist, daß eine pclitische Partei die Gesetze und besonders die RrickSVcrsaffung durch dauernde Einrichtungen nicbt nur labm legen, sondern ver letzen und damit, wenn solche» Tbun ungestraft bleibt, da» schlimmste Beispiel geben darf. Art. 32 sagt: „Die Mit glieder deS Reichstag» dürfen als solche keine Besoldung oder Entschädigung beziehen," DaS ist prompt und klar, da» heißt, sie dürfen durch Niemand, weder staatliche noch kommunale Behörden, noch durcb Privatleute Geld annehmen, ivelede ibnen da» Opfer, da» sie bringen, ersetzen sollen. E» beweist einen bedauerlichen Grad von RccblSverwirrung, wenn die „VolkSzeitung" c» unternimmt, die Zuwendung der „Pauschalsumme von 500 .-k" al» gestattet zu verlbeivigen, mid es schon al» anerkennenSwerth änsieht, daß di« Leute der Fortschrittspartei dadurch nicht zu einer bestimmten Abstimmung verpflichtet werden. Wir sehen darin jedenfalls eine Selbst- Herabsetzung Desjenigen, der da» Geld annimmt. Wer nickt die Möglichkeit bat, ohne Diäten auszukommen, der mag kein Mandat annehmcn, dazu ist noch Niemand gezwun^n worden. Jedenfalls soll der Abgeordnete völlig unabhängig sem, und eine schlimmere Abhängigkeit als von dem fortschrittlichen Reptilien- sond» kann e» schwerlich geben. E» ist freilich sehr bedauerlich, daß der Artikel 32 eine, wie man in der Juristensprache sagt» lex imperkeot» ist, d. h. daß zwar die Annahme von Entschädigungen verboten, aber keine bestimmte Strafe für die Uebertreiung de» Gesetze» angeordnel ist. Hier tbäte eine Vervollständigung Noth, und es wäre nach den Erfah rungen. welche die letzten Jahre in Bezug auf die Fort schrittler und Socialdemokraten gebracht haben, wohl «»- gezeigt, wenn ein Antrag auf Ameiidirung deS Artikel 32 der Verfassung im Reichstage gestellt würbe. Bor Annahme wäre er sicher." * Die „Nationalliberale Correspondenz" schreibt zur Parteilage vom TienSlag: Mit einer gewissen Regelmäßigkeit kehrt da» Thema von der „Miltelpartei" in der öffentliche» DiScussion wieder. Bisher haoc» die kühlen Kritiker und die Lpöttrr immer Recht behalten: Die «mfgeiauchien Vorschläge, wohlgemeint, aber ohne realen Unter grund, habe» sich stet» alobald wieder verflüchtigt. Und doch beweist da- Tbaliache ihn- periodische» WiederausireienS, daß ein wirkliche- Bedärsiiiß in dieser Richtung nicht vorhanden sein muß. Wir unsererseits haben da» Bedürfniß nie bestritten, nur ist u„S der Plan der Bildung einrr eigenen Partei unter Zusammenfassung der gemäßigten Elemente von recht» und Unk» immer als sehlerhast erschienen. Das Problem, welche« man zu lösen trachtet, ist in dem jungen deutschen Reiche schon einmal, und mit gutem Ersolge, gelöst ge'oesen.in jener Zeit, da der durch die nationalliberale Partei vertretene gemäßigte Liberalismus und der gemäßigte Konservatismus mit der Re iieruiig oft erst nach langen VerständigungSversuchen zusammen- witNen Ma» mag sich drehen und wenden, wie man will, man wird auch in Zukunft eine bessere Lösung 1eS Problem« einer in nationalen Fragen zuverlässigen parlamentarischen Majorität nicht finden. Eine vollständige Verschmelzung de« „rechten Flügel« der Nationallibc- ralen" — im Uebrigcn unter den heutige» Vcrbäilnissen ganz sinn- lose Bezeichnung — mit allen gemäßigten konservativen wird sich niemils vollzielien. Der Unterschied zwischen der naiionalliberalen und den coiiservaiivrn Parteien ist kein willkürlich ersonnener, kein künstlich gemachter, er beruht auch nicht aus dloS doctrinären Diver> genzev; mindeste»« ebenso sehr ist er bedingt durch die Verschieden heit der socialen Anschauungeu und Interessen. L« ist nun einmal etuc gegebe« und überdies au«l> ganz naturgemäße Thatsache, daß h»- .?,berali»inu« vorwiegend iullöüraertbum der Städte und in dem si-'^IündH-n Steine» MrnnddesWMkWWWPat Smli-vorwiegend im Großgrundbesitz seinen Boden hat. Daran« ergiebt sich zugleich, daß die coniervative Partei nicht erwarten kann, jemals für sich allein die parla- meniarische Mehrheit zu besitzen. Und nus der andern Seite springt zwar die Möglichkeit einer liberalen Majorität in die Augen, indcß Hai die Fortschrittspartei sich bisher für die praktische Politik so »nsruchi bar erwiesen und ist namenilich in den letzten Jahren mehr und mehr in eine so extreme Richtung verfallen, daß aus eine einzige, zu einheitlichem Handeln befähigte, große liberale Partei aus ab srhbare Zeit hinaus nicht zu rechnen ist. So ergiebt sich immer von Neuem die Noihwendigkeit der Verständigung zwischen den Gemäßigiliberalen und den Gcinäßigtconstlvativen, wenn überhaupt die Entwickelung unseres nationalen Staates ernstlich weiter geführt werden soll. Man hat es aus andere Weise versucht, indem man a» die Stelle der Nationalliberalcn die uliranioniane Partei setze» wollle. Der Mißerfolg liegt zu Tage. Wen» heute in der Mitte der eonservativen Partei sich die Neberzeugung von der Unmöglichkeit eines dauernden Zusammengehens mit dem Eentrum verbreitet, so ist das ohne Zweifel sehr erfreulich; die Hauptsache aber ist, wie sich die Regierung verhalten wird. Es ist unnütz, aus den alten Streit zurückziikommen, wer an der Trennung zwilchen der Regierung und de» Naiionalliberalen die größere Schuld trägt; wenn aber die „Norddeuiiche Allgemeine Zeitung" der Ansicht ist, daß die nolionallibcralc Partei ihre frühere Größe nur dem ,,Anschlüsse" an die Regierung verdankte und hinzusügl: „Schon um ihrer Existenz willen lag e« der Partei ob, dies Vcrhällniß nicht allerircn zu lassen", — so spricht sich darin eine Aussassiing aus, welche schon für sich allein ein dauernd srcundlchaiiiiche- Ver- hältniß zwischen den Naiionalliberalen und der Regierung unmöglich gemacht hätte. Da- gouvcrncmcniale Blatt meint, die national- iibcralc Partei hätte sich aus Rücksichten der Srldsterhaltung der Regierung um jeden Preis fügen müssen. Ein Blick aus die Wahlstatistik zeigt, daß die »ationalliberale Partei jene große Zahl ihrer Sitze ganz überwiegend nicht deshalb verloren hat, weil sie der Regierung Opposition machte, sondern deshalb, weil sie nach Aiisichl der Wähler ihr nicht genug Opposition machte. Hätte sic lediglich ihr eigene« Existcnzinicresse in« Auge gefaßt, so Kälte sie nach der Weise der Fortschrittspartei verjähre» müssen. Sie hat sich indeß durch nicht- von ihrer alten Ueber- zeugung abbringen lassen, diß nur durch Verständigung mit der Regierung ein wirklicher politischer Fortschritt zu erzielen sei, und sic ist dementsprechend keinen Augenblick von ihrem gemäßigten Standpunkte abgewichen. Von diesem ou« wünscht sie selbstvcr stäiidlich »och heute da« Zusammengehen mit der Regierung, Aber sie wünscht eS aus Grund einer loyalen Verständigung, nicht einer kinseiiigen Unterwerfung. Einzig und allein darin, ob die Regierung eine Verständigung mit dem geniäßigien Liberalismus will, liegt der Angelpunkt unserer inneren Situation. » « » * Au» Belgrad, 22. October, schreibt men der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung": Der Radicali«mus in Serbien beginnt Zeichen de« Nieder gange« zu zeigen, indem er gegen da« letzige Ministerium zu kämpsen beginnt um des Kampfes willen: denn der Kamps allein war es und ist e«, der die radicalen Schnaren zusammenkält. Nach der großen Enttäuschung, welche die radicalen Führer erlebten, daß man sie trotz ihrer großen Majorität, die sic bei de» letzten Skupschtina- wahlen errangen, nicht zur Regierung beries, legten sie sich einige Reserve gegen da« neue Ministerium Ebristic aus und sanden nur den einen Fehler daran, daß es nicht nach parlameniarijchem UiuS z» Stand« kam; auch die politische Vergangenheit Lhristic'S, des Ministerpräsidenten, wurde als Angriffspunkt auScriehen, doch erst jetzt, nachdem eS notliwendig geworden, um die radicolc Partei als solche zu erhalten, sie in den Kamps zu sühren, greift man in scharfer Weise den Ministerpräsidenten al» Vertreter der Reaktion an, schildert selben als in die Neuzeit nicht passend. — lind wahrlich, die Radicalen können sich nicht beschweren über die Behandlung, welche sie vom neuen Ministerpräsidenten erfahren Jene Artikel, welche die politische Meinung deS Minister- krossnen, wenn noch so schars und seindseiig, werde» volländig ignorirt, und eine Untersuchung, welche wegen eine« gegen die Perion, da« ist den poütiichkn Charakter Ehristic'S, gerichteten Artik-lS eingeleitet wurde, ist auf dessen Befehl wiederum eingestellt worden: dagegen ist die Regierung energisch gegen jrne Agitation, sei e- in der in ländische», sei e« in der auSländiichen Presse, welche durch En! slellnng oder Verdrehung der Tbaisacheu und böswillige Verbreitung falscher Nachrichten gegen die Regierung auizureizen versucht. Dies mußten schon einige russische Journalisten erfahren. welche über „bevorstehende ernste Ereignisse", „revolutionaire Erhebung u, s. w. in Rußland Stimmung machen wollten und deshalb an« Serbien auSgewlelen wurden. — Das Verein«, und Ver'amm lungsrecht wurde nicht beschränkt, so wie e« im Gesetze vorgeschricben ist. wird r< grhandhabt; jedoch ist man strenge, daß die gesetzlich gestattete Bereit,«- und Redefreiheit nicht zu »»gesetzlichen Zwecken mißbraucht werde. Die radicale Partei versucht nun, da« streng gesetzliche Vorgehen de» Ministerium- Lhristic anzugreifea, weil sie, wie schon vorhin getagt, nur im Kampfe bestehen kann. Die« bezeuge» mehrere hoch- bedeulsame Vorfälle imInnern der radicalen Partei. Als vor einigen Woche» e» gelang, den geheim gehaltenen Enlwurs der radicalen Ver- assung durch den Präsccte» (Natschalnik) von Uichitza zu erlangen und zu veröffentlichen, indem bei einem Gastwiriye dorlseldst Haussuchung gehallc» wurde, da gelang e« den Radicale», zwei wichtige Schrisi- iücke den suchenden Beamten zu eniziehen, welch« deutlich zeigten, daß in der radicalen Partei drei vollständig verschiedene Strömungen existiren. ES Maren die« die Minorität-Voten der Localausschüsse der radicale» Partei bezüglich der Abänderung der Verfassung und da« wirthschasilichr Programm der Radicalen. In Bezug aus die Versassung äußerten sich manche LoealauSschüsse in republikanischem Sinne, wiederum andere in der Weise, daß sie nicht o weit gehen wollten al« der schließlich angenommene und veröffentlichte Entwurf. — Das wirthschafllichc Programm nähert sich sehr dem Socialismus und verstärkt das comniunale und collective Eigenthums recht. Deutlich kann ma» nun aus den Eeparaivotco in Bezug «us die Versassung ersehen, daß drei Fraktionen in der radicalen Partei initcinauder ringen, und daß eS nur eines äußeren Anstöße« dedari, »in die radicale Partei zu sprenge». Dieser Anlaß dürste au« der Budgetberaihnng oder aus Neuwahlen sür dir Skupschlina entstehen. * DaS diplomatische Vcrhällniß Frankreich» zu China nimmt nachgerade ganz eigrnlhümiiche Formen an. Den chinesischen Botschafter Marqui» Tseng scheint der Gebrauch, den Herr Challcmel-Lacour von dem Notenwechsel über die ostasiatischen Angelegenheiten zu parla mentarischen Zwecken gemacht hat. stark verdrossen zu haben, denn er bcanlworlete die Miilhcilungen de» Challemel'schen ExpoM damit, daß er dem Londoner „Standard" die zesammten aus Anam und Tonkin bezüglichen Dokumente >ebusS Veröffentlichung zugehen ließ. Kaum hatte indessen der „Standard" mit dem Abdruck deS ihm zur Verfügung gestellten Materials begönne», al« auch daS Pariser Cabinct nickt länger zögerte, sondern den gesamniten Nell der mit China gepflogenen diplomatischen Correspondenz der Ocffentlichkeit übergab. In den französischen RegierunaSkreisen ist man aus diesem Anlaß aus den chinesischen Botschafter nicht» weniger denn gut zu sprechen. Man macht stellend, daß das Verfahre» de» MarqulS Tseng den diplomatischen Gepflogen heiten nicht entspreche. Ter .DempS" bezweifelt» daß die Depeschen, welche Marquis Tseng zur Kenntniß de» euro päischen Publicum» gebracht, jemals in den Spalte« der amtlichen Zeitung von Peking Ausnahme finden werve», und folgert daraus, daß der chinesische Botßchastxr einzig dapaus abz ele, t « össeutlute Meinung Europq- Dltzen - Frankiettr einzunebmen. In neck höherem Grad« mnibmaßt der „Tcmps" dies im Hinblick aus die öffentliche Meinung de» eigenen Landes. Es scheint, daß hier der eigcnlliche Grund sür die lebhafte Gereiztheit ist. weiche in den gouvrrnemenlalen Kreisen der Republik dermale» gegen den Botschafter Cbina» zur Schau getragen wird. Herr Fern, und Herr Clialiemel-Lacour «rinncru sich plötzlich, daß mährend der parlamrnlarischen Ferien seiten» der intransigente» Blatter leidenschaftlich gesten da» tonkinesische Unternehmen poicmisirt wurde. Nun soll Marquis Tseng auch an dirsen Preßnianövern Schuld sein, und sein ganze» jetzige» Verhallen weiter nichts bezwecken, als eine Trübung des Verhältnisses zwischen dem Ministerium und der Teputirlenkammer. Sv begreift eS sich, weshalb der „TenipS" sich beeilen mnßte. den Enthüllungen deS chine sischen Diplomaten zuvorzukommen. Die Sacke steht gegen wärtig so. daß Frankreich überzeugt ist, China vor Europa in» Unrecht gesetzt zu haben, während Marqui» Tseng seine Hände in Unschuld wäscht unk sich sür den nächsten Scbach- zug der Gegenpartei vorbereitet. Derselbe wird jedenfalls militairisckcr Natur sein müsse», da auf Grund der gegen wärtigen Situation eine Ucbcreinkunst sich nickt erreichen läßt, die Schaffung einer neue» diplomatischen OperalwnS- basi» daher unabweiSlich ist. Ma» wird also wohl, wenn nur erst die signalisirtcn Verstärkungen in Tonkin eingetroffen sind, alsbald von Eröffnung der Action gegen Bac-Ninh hören. * Spanische Blätter stellen die Lage in Portugal als ziemlich rrnst dar. Nicht nur hat in Valencia do Minho ein »euer, wenn auch anscheinend nur unbedeutender Bauern- ansstanv stattgesnnbcn, sondern rS soll auch davon die Rede sein, daß der König, müde der republikanische» Agitation »l den Städten und oec säst im ganzen Lande im Gange be findlichen liberalen Bewegung überhaupt, zu Gunsten seinrS ältesten Sohnes, de» im Jahre 1863 geborene» Kronprinzen Earl, abzutanken gedenke. Die Königin soll ihren Gemahl, dein eS »amenllich schwer fallen würde, sich von seinem con- servativc» Eabinet und von Herrn Fontes zu trennen, bisher von der AuSsührung seines Entschlusses zurückgehalten haben. Die ministerielle Krise in Portugal lan» noch keineswegs als völlig beseitigt betrachtet werden, und immer sicherer tntt die Nachricht auf, daß ein liberales Cabinct unter BiaancampS ans Ruder kommen werde. * Nach Berichten ans Tanger erhielt die marokkanische Regierung von ihrem Sl 'tballer i» Draa die Nachiicbt, daß der bekannte Jnsur .ichcs Bu-Amema in cniei» Eonflicte von dem Häuplltugo cuicS KabyIcnstamineS im Streit erstochen worden ist. Universität. ResormationSsrst und -kcctorwechsel. ü. Leipzig, 3l. Oktober. Die Hochschule feierte durch Gottesdienst in der Paulinerkirche und lateinischen Redeact an derselben geweihten Stalle (stuil. tlwal. I. Nau mann über Luther'-Lohre von der christliche» Freiheit) das Andenken der Reformation. Tann begab sich der akademische Lehrkörper, geführt von Rector und Decaiic» in Aml-lracht mit ihren Ehrengäste» vom Reich-gerichl, au» den kiesigen königlichen und städtischen Behörde» re. nach der Aula de» AiigusteumS, wo der Reckorweckisel i» alter feierlicher Weise vor sich ging, eingelriket durch den Gesang der Paulincr (Franz Schubert'» herrliche Hnmne „Herr, unser Goll" lsür Toppelchor und Orchesters, an diesem Ort zum ersten Male a»fgcstibrt) und beschlossen durch Aufführung von W Tschirch's „Tie Waffen des Geiste«" sDichlung von unlerm -f M. Zille). Der abtretende Rector MagnificuS Professor Dr. HiS bestieg die große Rcdnerbühnc und trug den Bericht über daS letztc dlmisjatzr vor Wir beben hervor, daß die Hoch schule zur Zeit die auSbündige Frequenz von 3363 Hörer» erreicht bat. Er selbst, Reclor Hi», inscribirte seit Antritt srineS Amte« 1923 Slndirende (7 mehr, als sein Vorgänger); in diesem Wintersemester allein 831, genau wie im vorigen Dinier zur selbige» Zeit. Der Winlcr 1882/83 schloß mit 3314 (also 49 weniger, als der heurige bis jetzt).
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