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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188211279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-11
- Tag1882-11-27
- Monat1882-11
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1882
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lttarlisn »nt Lrvetiti»» JohanneSgasse 33. Sprechknudtn irr Nrstacti«»-. vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. Gar dt» Mia,-»» «,»»i«i>»l, «acht sich «» »ikl-c»», I«ai »erdint uq. Annahme »er skr hi« »ichftf«>,e»tz« Nummer drstimmte» Inserate a» Wochentage» di« S Uhr Nachmittag«, an Leun- »n» Festtage« srkhbi»',.S Uhr. 3» trn /ttiatrn sffr Ins.-Ännahme. Otta Klemm, UniversttitSstraß« 21, Laut« Löscht, katharinenüratzr 18,». nur »t» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L7^tOQ. Abonnemrnlsvrn» vienelj. 4^/, ML, incl. Brmgerloda S ML. durw die Po,t bezogen 6 ML Jede nnzeiae Nummer SS Pf. Belegexemplar 10 Vs. vebübren tür Extrabeilage, ahne Postbeiördersng 38 ML «lt PofideiSroerung 48 ML Inserate Sgespaltene Pelitzeile tv Pf. Größere Schriften last unserem Preis, verzcichaiß. Tabellarischer La» aaa, höherem Tarif. Lertlnnen unter den Nedarlisnsärich die Soaltzrile SO Ps. Interat« sind »er« an die Eppedirba« zu leasen. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnaaamonuluo oder dürr» Past. »amnahme. ^lr33I. Amtlicher Theil. vrrmiethnng in der Vlrischhalle am plauen'schen Platze. In obiger Fleischballe soll die mielhsrei gewordene Abtbeilnllg Vcr. SV sofort gege» ei««onatlichr Kündigung Sonnabend, den 2. Decenrber d». I-., Vormittags tt Uhr auf dem Ratbbause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17, an den Meistbietende« anderweit vermieihet werden. Die VermiethuiigS- und Versteigerung-bedingungen liegen ebendaselbst aus dem großen Saale schon vor dem Trrminr zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 21. November 1882. D«r Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stoß. Rorbweidrnauction. Mittwoch, den 29. November u. e. sollen im Forstreviere Connewitz von Vormittags S Uhr an ca. 850 Bund einjährige und - 950 - zweijährige Korbweiden unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen »nd gegen sofortige Bezahlung nach dem Zuschläge an Ort und Steile meistbietend vertäust werken. Zusammenkunft am Streitkeiche bei Connewitz. Leipzig, am 20. November >882 De» Rath» Aorftdeputation. VkKlMNtlNllchllllg, Tie Ausnahme schnlpslichtiger Kinder in hte kenhler'scht Freischnle betreffend. Diejenigen Eltern und Bormünder, welche für Ostern 1883 am Ausnahme ihrer Kinder und Pflegebefohlenen in die Wendlec'sche Freiichuie »achzusuchea gesonnen sind, haben sich entweder am TicuSlag. de» 28. h. M. 2 Uür» oder am Freitag, den I. Tecember 2 Uhr in der Arcischulc, Zöllnerft atze 5. per- söniich mit den Kindern einzufindc» und zugleich Tauf, und Impf, schein de« Kinde« vvrzulegen. In die unterste Clafse der Schul können nur Kinder Ausnahme finden, welche in der Zeit vom 1. Juli >876 bi« zum 30. Juni 1877 geboren wurden. Kinder, welche schon Schulunterricht genossen habe», können nur. soweit Raum noch vor handen ist, in einer oberen Elaste der Schule ausgenommen werden. Leipzig, 19. November 1862. Das Direktorium »er Wendler'scheu Stiftung. Steckbrief. Gegen den nuten beschriebenen Schlosser Ludwig Richard Vogel aus Reudnitz, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshast wegen schweren Dieb>tal>ls verhängt. LS wird ersuch!, denselben zu verhaften oid in da« Stricht«. Gesangnib zu Altona abzuliefcrn. Altona, den 22. November 1882. Königliche Gtaatsamnaltschaf». Beschreibung. Alter: 18 Jahre. Statur: klein. Haare: schwarz. Nase: dick und groß. Ohne Bart. Kleidung: dunkelgrauer Rock, graugestreiste Hose, schwarzer runder Ftlzhut. Besondere Kennzeichen: Vogel hat O-Beine. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 27. November 1882. * Allgemein wird angenommen und e« ist in der Ge- schäsl-lage begründet, daß die a« 30. November wieder beginnende Reicb«tag«sessiou sich zunächst nur auf ganz vereinzelte Plenarsitzungen beschränkt, der Hauptsache nach aber die Monate December und Januar für die Commissionen de« Reich-tag« einerseits, da« Abgeordnetenhau« andererseits sreiläßt. ES ist zu befürchten, daß diese Aussicht auf unge nügende Beschäftigung viele Abgeordnete veranlassen wird, den Sitzungen zunächst sernzubleiben. Indessen können die Abgeordneten nicht dringend genug ermahnt werden, der allerdings nahe liegenden Versuchung zu widerstehen uud sich rechtzeitig und vollzählig rum Wiederbeginn der Sitzungen einzu» finden. ES läßt sich mitBestimmtheit gar nicht Vorhersagen, ob nicht unerwartet doch bald wichtige Entscheidungen an den Reichstag herantrclen werden, zumal wenn, wie e« heißt, der Reichskanzler in kürzester Zeit sich wieder in der Hauptstadt einfinden wird. Die Steuersrage, die Frage der doppelten Etat-, vielleicht die der Holzzölle, ganz abgesehen von unberechenbaren Zwischenfällen, können möglicherweise den Reichstag bald vor kritische Entscheidungen stellen. Al- ein Zeichen der ge- svannten Lage kann eS betrachtet werden, daß wieder Gerüchte von einer beabsichtigten ReichStagSauslösung um- laufen. Wir legen denselben augenblicklich gar keinen Werth l.s, da zur Zeit ein passender Anlaß nirgend« vorliegt und über die Zukunft-Pläne an maßgebender Stelle sicherlich Niemand unterrichtet ist. Allein als ein Anrcichen, daß ernste Entscheidungen möglicherweise nahe bevorsteheo, können auch solche Gerüchte betrachtet werden. * Da- Reichsjustizamt hat sich neuerding« mit ein» gehender Erörterung der Frage beschäftigt» ob bei zu län- geren Zuchthau«, oder Gesänanißstrasen Verurtheiltrn. welche bekanntlich, wenn sie drei Viertheile, mindesten« aber ein Jahr der ihnen auserlegten Strafe verbüßt, sich auch während dieser Zeit gut gesührt haben, mit ihrer Zustimmung vor läufig entlassen werden können, auch die aus die Strafe an- zurechnende Untersuchung-Hast mit auf die verbüßte Strafe anzurechnen sei, welche zu solcher vorläufigen Entlassung nölhig ist. In den verschiedenen deutschen Bundr«staaten Halle in dieser Beziehung eine verschieden« Auffassung ge- borrschl; da« Rrich-justizamt hat deshalb nunmehr eine ein. heillich« Auffassung Vieser Bestimmung dahia herbcigesührt, daß eine vorläufige Entlassung de< Sträfling« erst dann al« zulässig angenommen werde, wenn der Letzter« den obigen Zeitraum in der zur eigentlichen Strafverbüßung bestimmten Anstalt zugebracht hat. und sind demgemäß die sämmtlichen Biiudc-regierungen ersucht worden, die Strafvollstreckung«, bchördcu mit entsprechender Instruction zu versehen. * Das preußische Abgeordnetenhaus erledigt« in seiner Sitzung am Sonnabend zunächst in dritter Beralhung ohne Debatte den Gesetzentwurf über da« Bersabren in Ge- »emheil-theilungt- und Verkoppeluag-sachen und ging al«- Montag dm 27. dann zur zweiten Eta tSberathung über. Zur Be- rathung stand der Etat der landwirthschastlicken Verwaltung. Die Verhandlung hielt sich aus streng technisch.sachlichem Gebiet. Zur Sprache kamen u. A. die Gehälter der Lehrer an der Thierarzneischule, die Härten bei der Ausführung de« Biehscucheugesctzcs. Zu längerer Debatte gab die Forderung von 500.1,90 im Extraordinarium zur Regulirung kleiner Flußläufe Anlaß; e« wurde dabei die Vorlegung eines General- plane« der Flußregulirungen gewünscht; der Minister Luciu« sagte für die nächstenTage eine Zusammenstellung der Wasserläuse zu, deren Reguiirung in Aussicht genommen sei. D>e Forderung, deren Angemessenheit von keiner Seile bestritten wurde, fand Zu- stimmung. Beim Elat der Domänen kam die Lage der Lanbwirthschast zur Sprache. Abg. v. Meyer-Arnswaive wollte auS dem kleinen Mehrertrag der Douiänenverpach» tungen keinen Schluß aus eine günstigere Lage der Lanvmirth- scbafl zulasten; mit einziger Ausnahme de« Zuckerrübenbaues habe sich die Lage der Landwirthschasl nicbt gebessert. Bei Beralhung des ForsletalS kam wieder die Frage der Holz zölle zur Sprache. Abg. Diricklet erblickte in der Erhöhung der Holzzölle eine Schädigung der Lanowirlhschast, sand aber energischen Widerspruch an einem Regierungscommissar und dem Abg. v. Schorlemer-Alst. Hierauf wurde die Ver handlung bis Montag vertagt. * Ter Zusammentritt einer Botfchafter-Con- ferenz in London zum Behuse der Regelung der Frage der Donau-Schifffahrt wird, wic'unS gemeldet wird, nicht bioS für möglich, sondern sogar für sehr wahr scheinlich angesehen. Die „Ageiicc HavaS", welche von dieser Conserenz die erste Meldung brachte, hat jedoch den Gegen stand derselben nicht scharf' genug markirt. ES wird sich nämlich auf dieser Conserenz nicht um eine Frage der Donau- Schifffahrt im Allgemeinen, noch auch um irgend eine mit dem bekannten „Avantproject" und dem später hierfür sub- stituirtcn Barröre'schen Antrag zusammenhängende Angelegen heit bandeln, sondern in erster Reihe, ja ausschließlich um die Verlängerung der Vollmachten der europäischen Donau-Commission. Die Sache ist dringend, da diese Vollmachten schon im April nächsten JabreS zu Ende gehen. Der Berliner Vertrag hat im Artikel 54 bestimmt, baß ein Jahr vor dem Ablaufe de« Mandates der europäischen Conimission die Mächte über die Verlängerung desselben sich verständigen sollen. Tie Ver handlungen über diese» Gegenstand dürsten wohl auch schon begonnen haben; zu ihrer Beendigung wird unter allen Um ständen ein direclcS Zusammenkrelen der Vertreter der Mächte von Nöthen sein. Da nun für die Regierungen kein Grund vorhanden ist, für diese Angelegenheit besondere Bevollmäch tigte zu dcsigniren, so wird man in diesem Falle, wie man c« in ähnlichen Fällen früher schon oft gelhan, die Bot schafter an einem bestimmten Orte zur Beralhung und Be endigung dieser Affaire ermächtigen. Vorläufig ist in diesem Puncte noch nichts Endgültiges bestimmt; dock ist e- höchst wahrscheinlich, daß die Mächte dem großen Interesse, das die englische Negierung an dieser Sache nimmt, Rechnung tragen und London al« den Ort für den Zusammentritt dieser Botschaster-Conferenz designircn werden. * Tie französische Deputirtenkammer nahm in ihrer Sitzung vom Sonnabend 17 Artikel de« SriegSbuvgcts an. Ter Kriegsminister erwiderte aus eine Ausrage deS Depulirten Laisant, daß die Kosten der Okkupation von Tunis, weiche bi- jetzt in dem außerordentlichen Budget sigurirten, vom nächsten Jahre ab in de», ordentlichen Budget be kriege« erscheinen werden. — Die Gerüchte über bevor stehende Ministerveränderungen werden von der „Agence HavaS" al- unbegründet bezeichnet. Die Budget-ComMission und die Regierung hätten sich aus der Bast« de« Ver sprechen« de« Handel-ministerS verständigt, daß alle seine Bemühungen und Hilfsmittel aus die Arbeiten an ken neue», im Bau begriffenen Eisenbahnen vereinigt, die Zahl der selben nicht vermehrt, vielmehr nach Maßgabe der Fertig stellung der einzelnen Bahnen verringert werben soll. * Ohne behaupten zu wollen, daß die politische Lage Europa- gerade an idyllische Zustände gemahne, wird man gleichwohl nicht verkennen können, daß in letzter Zeit vieles und bedeutsame« geschehen ist, den Vertretern einer düsteren Lebensauffassung da» Terrain streitig zu machen. Jede» ein« eine Mitglied de« europäischen ConccrtS findet bei sich daheim o viele der Erledigung harrenden Arbeiten, daß e« seinen häus lichen Sonderintessen unbedenklich den Vorrang vor den allen gemeinschaftlichen anweist, und die Verständigung betreffs letzterer aus einen gelegenen Zeitpunct verschiebt. Das einzige Parlament, das öfter- und ernstlich über auswärtige Dinge verhandelt, ist das englische Unterhaus—und auch diesem scheint der Stoff endlich auSgehen zu wollen. WaS die Opposition auS der staat«- männischen Reserve Mr. Glabsione'S und seiner College» durch wiederholte Interpellationen herauslockon konnte, lohnt, bei Lichte besehen, kaum die Mühe des Fragesteller!«. Sir Stafsvrd Northcote ist des undankbaren Beginnens endlich Überdrüssig geworden und hat eine längere Reise angetreten — als Beweis, daß man im conservalwen Lager alle weit reichenderen Operationen vor der Hand al- aussichtslos er- kannt und darum aä ncft» gelegt hat. Kleineren parlamen tarischen Scharmützeln sind die ckii minorum gentium der Partei hinlänglich gewachsen; in der Hauptsache bat der Pre mier jetzt freie Hand und wird sie benutzen, Frankreich gegen über am Nil die Rolle de« Fabiu» Cunclator forlzuspicien. Musik. Neues Theater. Leipzig, 26. November. Beethoven'S hehrcS Werk, die Over „Fidelio", übte gestern wiederum auf diejenigen Theater besucher, welche mit der wahren Kunst ein iuuigeS Herzen«, büntniß geschlossen haben, die tiefste Wirkung au«. Eine berufene Verkünder!» seiner Geistesgröße und seiner genialen Schöpferkraft offenbarte den nicht zum stückligen Genuß, sondern zum Zwecke der Erhebung unv Erbauung im Kunst- temprl Erschienenen jenen unendlichen Reichthum der herr lichen Seele, au« welchem da« GemüthSlcben de« Einzelnen und der ganzen Nation fortgesetzt neue Starke gewinnt. AcS Vermittlerin de- mächtigen ScböpsergeitteS vor de» mit dem innersten Wesen der Bcethoven'schc» Kunst vertrauten Leipziger Künstlern und Kunstfreunden auszutreken, ist jeden, fall« nach so bedeutenden Vorgängerinnen keine leichte Aus gabe. Umsomehr ist die Tbatsache anzuerkennen, daß Krau Moran-Olden die Partie der „Leonore" den Jntcnlionen November 1882. de« großen deutschen Meister« entsprechend dnrchgrsübrt und ihre LeistungSsähigkeil während der Entwickelung des bewunderung-würdigen Charakter« zur vollen Geltung gebracht bat. Ihre Reproduction erinnerte uns lebhaft a» diejenige de« Frl. Mahlknecht, einer Sängerin, deren Interpretation der Bcethovcn'schen Leonore in Leipzig oft den größten Enthusiasmus erweckte. Wie der genannte» Leipziger Künstlerin gelang es auch der gestern kochgefeierten Frau Moran-Olden das Seelenleben der Hörer sozusagen in die dramatische Handlung hineinzuzieben, dem niederen Erdenleben zu entrücken und in die Sphäre der Kunst zu erheben. Wenn eine Vermittlerin der Leonoren- Partie den tiefen Schmerz über daS Unglück ihres Galten, die innere Qual de« Herze»«, das energische Ausrafseu aus der tiefen Kümmerniß der Seele, da- Anspannen aller Geistes kräfte gegenüber dem feigen Meuchelmörder, den Mulh zur Aufopferung de» eigenen Leben« für den Theuren so Larlegcn kann, wie die« Frau Moran-Olden gethan hat, dann ist mir Sicherheit bas Unheil auszusprechen, daß eine wirklich edle, liesempsinbeiibe Künstlerin von den Schwingen des Beel- boven'schen Genius in da« heilige Reich der Kunst getragen wurde; denn zu solch würdiger Auffassung und hoheilvoller Gestaltung gehört nicht allein die lünsilerische Fertigkeit und bewußte Kraft, sondern vor allen Dingen ein Charakter, welcher das weibliche Ideal in sich trägt. Ta- kunstwürtige Streben der Sängerin wird auch unterstützt durch ein prächtiges Stimmorgan, welches in dem Umfange vom kleinen k bis zum zweigestrichenen k" in allen Tonsckattiriingen leicht ansprichl und noch über Vie angegebene» Grenzen hinaus niit Erfolg verwenvct werben kann. Mit der Kraft deS ToncS verbindet sich eine schöne Klangfarbe, deren Reiz auch während der höchsten Erregung nicht ver loren gebt. Selbst in der ergreifenden Scene, in welcher Leonore zur Rettung für den theueren Gatten herbcicill unv sich al- Weib de« Flvrestan zu erkennen giebt, blieb die Production de- ToneS eine musikalisch noble und angenehm berührende; nur wurde die Künstlerin in Folge der Aus- regunq an der vollen Beherrschung deS AthemS gehindert. Die Stelle „Tödt' erst sein Weib!" batte eine noch gewaltigere Wirkung erzielt, wenn die Sängerin im Stande gewesen wäre, ihre herrliche Stimme auf dem zweigestrichenen d" auS- strömcn zu lassen. Bei künftigen Aufführungen wird sicherlich die Selbstbeherrschung da« Scepter sübren und die Erregung i» den künstlerischen Schranken halten. Die Wiedergabe war eine derartige, daß sich der Wunsch geltend machte, die Sängerin möchte alS Mitglied der Leip. zigee Oper gewonnen worben, während dagegen zu wünschen wäre, daß in Zukunft wieder Herr Schelper alS Pizarro vor dem Leipziger Publicum erschiene; denn Herr Grengg besitzt zwar sehr schönes Material unv agirt mit Kraft, seine Darlegung LeS Charakters zeigt aber nickt immer die wahre Natur des Pizarro, dessen Heimtücke und Feigheit nickt in der rechten Weise zur Erscheinung kamen. Auch die musikalisckc Ausdrucksweise deS Herrn Grengg kennzcichncte nicht die schwarze Seele de- Bvscwicht«, sie war vielmehr zuweilen eine polternde, der Beethovrn'schen Musik nicht angemessene. m klebrigen sind hervorzuheben: der vortreffliche Flore- stan des Herrn Lederer, die reizende Marccline des Frl. Jahn, der prächtige Nocco de- Herrn Netz und der reckt tücktige Jacquino de« Herrn Marion. Die Chöre waren sehr gut vorbereitet unv daS Orchester feierte unter der auS- gezeichnelca Leitung des Herrn Capellmcisier Niki sch große Triumphe. Die ganze Aufführung gereichte unserer Äühne und der Theaterleitung des Herr» Dircctor Staegemann zur Ehre. Oscar Paul. * Leipzig, 26. November. Frau Moran-Olden ist gestern nach der großen Arie, nach der Kcrkcrlcene unv nach Schluß der Aufführung durch viele stürmische Hervorrufe von Seiten de» eutdusiaSmirten PublicumS geehrt worden. Auch erhielt die treffliche Künstlerin Bouquel« und Kränze. Ein Lorbeerkranz wurde der gefeierten Sängerin von ihren in Leipzig studirenven Land«leutea gewidmet. Carl Claus' Begräbuiß in Petersburg. Au» der Zarenresiden; liegt un« ein Zeitungsausschnitt vom 7,/lü. d. M. vor. welcher einen Nekrolog über den am 2./14. um >/,S Uhr früh verstorbenen Carl ClauS und einen Bericht über das Freitag daraus sl7. November) erfolgte sehr feierliche Leichenbegängniß desselben entbält. „Wer heute — beginnt der Bericht — nm l Ubr Mittags die evangelische St. Katharinenkirche aus Walsilij-Osirow betrat, der mußte unwillkürlich glauben, daß daselbst die feier lich« Einsegnung der Leiche eine- bohen Würdenträger«, eines bedeutenden Staatsmannes oder hockberühmten Gelehrten be gangen werde. Die Kirche war schwarz decorirt, Lichter brannten in den Kronleuchtern, Candelabern und Wandlench- tern; alle Stühle und Bänke im Schiff und auf den Chören waren mit Leidtragenden besetzt, unter denen mehrere hock- cmaesebene Persönlichkeiten unv die Kinder der Kirckschul- anstalten sich befanden. — Auf dem Orgelchore hatte sich der Katharinengrsangverein versammelt, und vor dem Altäre war ein schwarzer mit vielen Blumen und Kränzen ge schmückter Sarg zwischen Palmen unv Zierpflanzen aufge bahrt. ES galt der Leiche deS DienStag vorher verstorbenen Organisten an der Katharinenkirche unv Direktors teS Katba- rinengesaugvereins Carl ClauS. der im Lause der sünf Jahre, während welcher er den genannten Aemiern vorstank, sich di« Lieb« und Achtung aller ibm näher Tretenden zu erwerben verstanden, dergestalt, daß Alt und Jung an seinem Begräbnißtag« in die Kirche eilte, uni von dem geliebten Tobten Abschied zu nehmen, ihn aus vem Gottesacker zum Grabe zu geleiten und ihm eine sanfte, ewige Ruhe zu wünschen. Wodurch aber Carl ClauS sich so bobe Achtung, so warme Liebe erworben hatte, DaS sagte Pastor Walter in seiner mit bemerkbarer Rührung gesprochenen Leichenrede. „Der Verstorbene war ein braver, edler Mann, ein guter Christ, ein liebevoller Gatte unv Valer. ein treuer Freund und ein bockgcachteter Musiker und Dirigent, der mit unbeug samer Willenskraft sein Ziel zu erreichen strebte. Am Ziel angelangt, sing ClauS an zu kränkeln, unv konnte man ikn besonder« in der letzteren Zeit füglich mit einem Instrumente *) Name der westlich von der Festung »nd durch die Große und Kleine Newa »mspulien Insel, de« zweiten Ltadi,heile« von Peter« bnrq, welcher der Sitz der größeren deutschen Kaufleuie, vieler Künstler und Gelehrten, der Unwerstiät, der «lademic x. ist. 76. Jahrgang. vergleichen, an dem die Saiten bi« auf eine zerrisse» waren, die nur einen schmerzlich wehmüthigen Ton von sich gab. Selbst beim Spielen seiner geliebten Orgel konnte man einen zitternden, ganz besonderen Ton bemerken, alS sühlde er seine oalbige Auslösung." *) Der Geistliche schloß mit herzlichen Trostes - und DankeS- worten für die Hiuterbliebenen, Dank auch im Namen deS Gesangvereins, und mit Gebet. — Der Katharinengesang- verein nilonirie einen Choral und nach der Einsegnung noch einen Choralgesang und da« Kirchenlied „Jesus meine Zu versicht". Unter den Klängen des Letzteren ward der Sarg nach dem Smolenskij-Friedbos geleitet, wo unter Gebet und Posannenmusik die Einsciiknng erfolgte. Ueder Claus' kurze irdische Laufbahn bringt da« Peters burger Blatt noch einige Mitlheilungen. Geboren war er am 2V. Octvbcr j7. Novembers 1838 zu Dorpat, gebildet aus dem Seminar in Walk und auf der Universität Dorpat. Tann war er zunächst mehrere Jahre als Hauslehrer aus kurlänbi« scheu Edeihöscii thälig, um sich die Mittel zu weiterem Studium zu erwerben, besuchle drei Jahre hindurch daS Leipziger Co»- servatorium, daraus ging er alS Capellmeister an daS Mainzer Siadtkheaier. Später nach Leipzig zurückgekehrt, wirkte er mehrere Jahre als Dirigent einiger namhafter Gesangvereine. Im Jakre >873 vermählte er sich hier mit einer Tochter De« f OberstticuienanlS Schmidt; fünf Jahre daraus wandte er sich nach Petersburg unv trat in jene Stellungen eiu. In folge eines Gehirnschlages verschieden, hinterläßt er «ne trauernde Willme und ein fünfjährige« Töchterchen. An seinem acht Tage vor seinem Tode fallenden letzten Geburts tage (dem 44.!) überraschte ihn der Verein durch Bekrärgung des SaaieS, festlich« Bereinigung uud eiu goldeue« Wcuhe- geschenk. *) Es gemahnen diese Worte de« Geistliche» «tgeuthstwKch an den einen au« der gerne klagenden Horato» in Schube«'« 6 ä»r- Symphonie. Der Leipziger Ms. Rudolf Falb', vortrhr. * Leipzig, 26. November. Den Ertrag sriaer tukfftz»schuft, liehen Vorlesungen über die Erdbebe» benutzte Rudolf Falb i» Jahre 1877 zu einer Forschungsreise noch Südamerika, iuSbiffouderr nach Chile, Peru und Bolivien. Eigentlich war ihm nur um wettere Forschungen aus den, Gebiete bä Bulkaut««»» »» th»a »nd Untersuchungen der Sprache lagen ihm vorerst seru. Ein Hagerer Auscitthail am Fuße des Jllimaai, de» er bestiege», ließ ich» jedoch sich mit der Sprache der Aimarä- und Kitschua-Jadiaaor dämmt machen, deren stenittniß ihn, zusammen mit seiuea Entdeckungen unweit deS Titicacasees, zu überraschenden Resultaten bezsgstch der Entstehung der Sprache und dem prähistorische» Zusammenhang der Böller sühne. Diese Entdeckung bestand io einem ststoemMhe» «il gutgearvettcien Figuren und Inschriften. Vor Allem sälli an diesem Sonnenthor-Vtonnment ei« vri»e»d« Gottheit aus und drei Zeichen, die aus de« Bauch eine« Schiffe«, daS auf der Brust der Hauptgottheit befiudÜch, emgograbea sind. Diese drei Zeichen sind zwei nebeneinander liegende rechttvinkesige Dreiecke uud darunter eiu Krei« Hier nehmen die Falb'. scheu Uittersuchuageu ihren An-gongSvuurt. Die Zeichen st»h ihm Buchstaben, und zwar die L ä für zwei sich kreuzende HLnd« sieb» stiiniri das phöiuzische -s- oder da« Mithin ist D die Urmarkr, der Urbuchstabe. Den O erklärt Falb mit dem Zeichen für die Schlange, sür alle« sich Schlängelnde und findet, indem er de» Kreis auslöst, die Wellenlinie» die Weberum. Da« Zeichen T ist indessen auch ein Bild der allen Feuerbereitunglmalchine und dies verglichen mit der Sprache der Kitschuaindianer, die wie die die Aimarä ein uralter Stamm find, und i» deren Sprache drara soviel wie Feuer bedeutet» verbleibt sür L H die Bedeutung uchna-takma, die periodisch« Wiederkehr de« Waffer« und sür «isir» die periodische Wiederkehr de« Feuer«. Falb bezeichnet nun daS bvnr» - krnra als dal Fenerworl, da« Urworr, und sucht seine Hnpoihese in scharfsinniger Weise zu be kräftigen. Er nimmt seine Beweise aus der Naturkunde der Sprach- Wissenschaft und au- den Sagen und coastruirt unter Anführung zahlreicher Beispiele, immer auf dem tivnr» fußend, seine Theorie des sprachlichen, geographischen und religiösen Zusammenhang« der Völker. Mit Recht begründet Falb seine Hnpoihese durch den Hinweis aus die außerordentliche Nützlichkeit der Feuerbereitung im Slter- thum, weiche als ein Gehenmiib bewahrt da» Mysterium de« ersten CuitiiS ist. Kein Wunder, daß die Priester, welch« gegen Tribut das Feuer adgabe», sich uiicmbchrlich zu machen wußten und im Slande Ware» das Bott zu beherrschen. Noch heute findet man Aiikiänge an jenen Euttus, dessen bedeutsamste« Monument jener Monolith ist, in bcr Beiei,nung de» Bischof« mit Stab und Mitra. Auch daS Hä,«behüten niS ein Zeichen der Frömmigkeit läßt sich auf den FeuerculiuS, aus die Eizeugung von Wärme durch Reibung zucück'iiliren. Geht man weiter aus die religiösen Gebräuche der cttien Perser ein. so findet man eine Verwandtschaft de« O «ms dem Monument am Tiiicacaiee mir dem »ow», dem Essen von rundem, süßcu Bi oie. Da das E s I e n Leben bedeutet, der krei« die Lichtwebe, da« Sein, so erscheint auch das Hostie»essen al- aus vorhistorischer Grniidlage beruhend. Aus solchen Fcuercultiis, der natürlich ganz eng mit dem BiükaiiiSiiiiis und der Lava zusammenhängt, lassen sich alle Johaiinwiiiylycn und auch die Graisage zurücksühren. Die Gral- sage ist rem arischen Ursprung« und bedeutet nach Falb, Gral den Nraler, das Blut die Lava. Parzival aus dv«cr»-r-kvala nach seiner Elniiioiogie zurnckgeführl, Lohn der Sonne, Sohn de« Licht«, Sohn-- Aiiewurs, alio Feuerauswurs, Lava. Der 1»pi« «nilia der Graisage ist nur die Lava. Ter Ausdruck: „Oheim, warum weinst Du" ist aus den Anblick de« Monde« zurückzusühreu. Wir haben im Borstebeiiden weder ein au«sührliche« Referat der Falb'iche» Boniäge. »och eine Kritik seinrr Forschungen geben wolle»; c« galt nur eine Anregung sür die jedensalls interessanten Vorträge zu geben. Wer sich mit den Studien Falb'« näher ver traut machen will, den verweisen wir ans jem bei I. I. Weber erschienenes Buch: DaS Land der Inka. Liilschei-nngen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Ai» 15. Lcicder v. I. waren dem auf einem Schleiswege in dem Licbemvalder Forstreviere gehenden Förster Fischer an« einer Schonung drei junge Leute auS Liebenwaike S.. Sch. und K. cittgcgengetretcn und bei dem Anblick« d«< Förster« sesort wieder in die Schonung zurückgelausen. Nach Verlauf von lO Minuten, während deren F.scher den jungen Leute» nachgceilt war. ebne sie zu finden und darauf seinen Weg zur Chaussee fortgesetzt batte, traf er die Drei, sehr erhitzt, wie Leute, die stark gelaufen sind, im Chauffeegraden sitzend an. Er ließ sich mit ibuen in ein Gespräch ein. bei wetchem die jungen Leute fälschlich mitthciiten, daß sie in Zehdenik zu Hause seien. Während nun bei dieser Gelegenheit der Fdrfter Fischer sich nach dem hinter ihm zurückgebliebene«
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