Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188311039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-11
- Tag1883-11-03
- Monat1883-11
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.11.1883
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
tzdr «krschrtal t»-ltch > früh S'/, Uhr. Nrßürtion und Lr-e-tti,« Johanne»gasse 33. Sprechftin-kn ter Ne-«U»«: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag» b—6 Uhr. dt« x« »8«ch«s„ «M MltiaMtch. «»»«Me »er für die «Ichftfol^»»« Nummer deftt««ten Inserate a, «ochenta,«, bi» 3 Uhr N-chmtlta,«. a» So»»-«!»» Fefttagesfriit tt» V.» Uhr. Io he« /itiüiru für 2»s.-^m«hme: vtta Ulemm, Nniversttätrstraße Sl, Laut» Lösche» Kachariaenstrah« iS, p. nur »i« Uhr MWM.TMblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Gcschiiftsverkehr. 307. Sonnabend den 3. November 1883. Auflage 18,100. ^boanrmcntsprris vieneij. 4V, iuct. Unngrrioda ä Ml. durch die Post bezöge» 8 VN. Jede e,nzelne Nummer SO Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» lür Lxtrabeilaa«, »dnr Postbesörderung 3V Mi. m»t Postbesörderung »8 Mt. Inserate «gespaltene Petitzeüe R) Pf. Größere Schriften laut unsere« Vreiü- ocrzeichniß. Uadellarischer u.Zlssernsatz »ach h»herm Daris. Ueelainrn vnter dem Ket«r1i»«»strich die Lvaltzeile öO Ps. Julerate sind fteie an die Vxpköttt«» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueouw, ruixiu ober durch Post» »achnaome. 77. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 4t. November, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpvSMon Äes I-elpLlxer la^eblnttes. VtkamMachung. Künftige» «onta,. den s. d. Mts.. Bor«. 1» Uhr. solle» in dem rech« vom Eingänge von der Burgftraße au» gelegenen Theile de» Wallgraben» beim Schlosse Pleißendnrg verschiedene nllc Baumaterialien, a»; Lteinzeugrohrr, eisernevsentheile. Traht- ,i»ter. eiserne »lammern. Tadel re.» Thnrrn, Dhiirfuttcr und Verkleidungen, 1 kupferne» Wappenschild, Hat, u. dergl. gegen sssorttge Bezahlung versteigert werden. Leipzig, am 1. November 1843. Königliche Vanverwalterei daselbst. Amtlicher Theil. Einladung. Me feierliche SruMeinlegung für die Lutherkirche Wird Sonntag, de« LR. November 188S, Mittags 12 Uhr stattfinde«. Der Unterzeichnete Kirchenbauverein beehrt sich, auch hier durch, namentlich die geehrten Mitglieder de» Verein», zur Belheiligung bei den damit verbundenen Feierlichkeiten er gebenst einzuladen. Festprogramme, welche zur Thrilnahme an dem fest liche» Zuge von dem Schulhofe der Thomasschule nach dein Bauplatze berechtigen, sind für Jedermann unentgeltlich gegen Nennung de» Namen» in der Kirchenexprdition zu St. Nicolai, Nicolaikirchhos Nr. 8,'zn entnehmen. EbendaseIst -sind Karten zu den gesperrten Plätzen der für D a m e u «richteten Tribüne gegen Erlegung von 1 (zu theilwriser Deckung der Kosten de» Tribüncnvaue») zu erhalte». Leipzig, den 1. November 1883. Der Ktrchenbanvereia daselbst. I)r. FreieSIeben, Vorsitzender. vekakrttmschrurg. Der ans Sonnabend den IO. November d. I. fallende Markttag wird der Lutherseier wegen auf Freitag den 8. November d. I. hiermit verlegt. Leipzig, am t. November 1883. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. vklpachlll», rille» »erb- ». lazerplatzes. Bon der der Stadtgemeinde gehörigen, zwischen der Berliner Straße und dem GUterfahrwea nach dem Berliner Bahnhose gelegenen Parzelle Nr. 278S der Stadtstur soll der bisber an Herrn Zimmermeister MöbiuS zur Be nutzung als Werk- «nd Lagerplatz verpachtet gewesene Theil von 1SK8 Ouadratm. Flächengehalt z» gleiehem Zwecke sofort gegen vierwöchentliche Kündigung Mittwoch den 7. November ds. IS. Vormittags 11 Uhr auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17, an den Meistbietenden anderweit verpachtet werden. Ebendaselbst auf dem großen Saale können die Ver pachtung»- und BersteigerungSoedingungen schon vor dem Termine cingesehen werden. Leipzig, den 30. Oktober 1883. Der Nath der Stadt Leipzig. n. S> vr. Georgi -töß. In Gemäßheit de» tz. I der Instruction für die Ao»- sührung von Wasserrohrleitungen und Wafferanlagen in Privatgrundstllcken vom 1. Juli 1880 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Friedrich Heller hier, Earolinenstraß« 20. Söul., zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un» sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach- gewiesen hat. Leipzig, den SO. Oktober 1883. Der Nath -er Stadt Leipzig Wolfrc vr. Georgi. sram Weidenvkrpachtml-. Die zum Burgauer Reviere gehörigen Deidenanlagen hinter der früheren Lrivenroth'schen Ziegelei und der Vogel wiese, in der Nähe de» neuen Schützenhause», sollen Mittwoch, den 7. November d. 2-, Borwittag» tO Uhr pareellenweise an den Meistbietenden gegen sofortige De zahlnng verkauft werden. Zusammenkunft: an der Waldstraßenbrücke am Rosculhal. Leipzig, am 1. November 1883. De« Nath« Forst-Depntatto». Bekanntmachung. Am Nachmittage de» LS. km. ist im Rosenthale tu der Nähe de» Zöltnerdenknial» ein Mann erschoss» anfgefuoden und Polizei!»» aufgehoben worden. Da über die Perlönlichkeit de» Labien bi»h«r nicht« hat ermittelt werden kSnnen. ersuche» wir alle Diejenigen, welch« darüber Aus kunft »u geben vermögen, ungesäumt un» Mittheilang zu mache». Leipzig, am SO. Oktober 1383. Da« Polizei-Amt der Stadt Letpzi» Bretschneidrr. vr. Berger. Signalement: Alter, ca. 30 Jahre; Größe: 1 KL Meter Haare: eotbblond; Stirn: niedrig; Äugen: blau; Nase: spis Mund: gewöhnlich; Zahne: vollständig; Gesicht: lang und schma Gestalt: schuiächiig; Bart: rothdloader Boikart. Vetloidet war der Tobte mit dnnkelgranem Semmerüberzieher. schwarzem Lüstrerocke, grauer Stoffhose, grauer Weste, schwarzem 8'lzhme, weihleineacm Hemde, go». IV. de»gl. Vorhemde»»-«, gez. iV. L. «, schwarzem kdklpse, gra» und rothgestr elftem Barchmit- hemde, baumwalleuen Sttümpsea »ud L roth und geldgchreiftcn Taschentüchen,. Be, sich h„te derselbe eine lederne Geldbörse mit LI ää und eine silberne Lylinderuhr mit Goldrand an eiuer schwarz- seidenen ««tte. Nichtamtlicher Theil. Der russisch-bulgarische Streitfall. Fürst Alexander von Bulgarien hat seinen Zweck erreicht, der Uka» vom 28. Oktober hat das gute Einvernehmen fischen Sofia und Sl. PelerSdurg nicht gestört, im Gegen- best hat die energische Kraskanstrciigiing de» Fürsten nur die Wirkung gehabt, dem Kaiser Alexander die Ucberzeugung zu verschaffen, daß seine Werkzeuge in Sofia ihre Sache schlecht gemacht haben. Kaiser Alexander war so einsichtsvoll, beide Theile zu hören, er begnügle sich nicht mit dem. wa» ihm die Generale Soboleff und KaulbarS mittheilten, er hörte außerdem auch den Minister Balabanofs und den General Lessovoy, und die werden ihm dann freilich Wunderdinge erzählt haben über die Verwirrung, welche die Herren Nüssen in Sofia angerichtet habe». Tie ganze Sache macht den Eindruck, als hätten die Nüsse», welche de» Auftrag hatten, die Verbindung zwischen Rußland und Bulgarien aufrecht zu halte», ihre Stellung gänzlich mißverständen und »ur dazu auSacbeutet, um sich wichtig zu macken. Fürst Alexander, dem nichts mehr am Herzen lag, a>S Rußland den Willen z» tbiin »nd im Sinne de» Aaren zu handeln, scheint als eine Art von Nebelt verdächtigt worden zu sein, der nach Unabhängigkeit strebe, statt mit den Thalsachen zu rechnen und zu erwägen, mit welchen Opfern Rußland seinen Einfluß in Bulgarien erkämpft hatte, während er doch nur da» Ansehen beanspruchte, welche» mit seiner Stellung ver bunden ist und aus welche» er nicht Verzicht leisten konnte. Tie Generale Sobolefs und Kaulbar» hatten gänzlich ver« gcssen. daß der Fürst ihr Vorgesetzter war und daß sie ihm kein« Vorschriften zu machen hatten. Im Wege diplomatischer Verhandlung hätte sich über die BcrsasiungSsrage gewiß leicht eine Vereinbarung treffen lasten, ater nicht mit Gewalt. Was bei den Kurden und Kirgisen angebracht und sogar nolhwcndig ist, paßt nicht aus europäische Verhältnisse, oe- sonkcrS nicht einem deutschen Fürsten gegenüber, welcher seine militairische Ausbildung in Pol-dam al- Officier der Garde» tu Corp» erhallen hat. Wenn man diesen brü-quiren wollte, so mußte man aus solche Folgen gefaßt sein, wie sie in der Tbat eingrtreten sind. Kaiser Alexander wird herzlich gelacht bnben, al» er den wahren Sachverhalt erfahre» hat; er kennt ja den Fürsten Alexander persönlich und wird e» ganz natürlich finden, daß ihm die Geduld gerissen ist, al» man ihm so übel mitgespielt hat. Minister Baiabanoff ist glücklicherweise bi» zur Person de» Kaiser» vorgedrungen, e» ist ihm gelungen, ihm reinen Wein einzuschenkcn über die wirklichen Vorkommnisse in Sofia und über ihre Ursachen, und da konnte e» denn nicht fehlen, daß Kaiser Alexander ihn aus» Freundlichste empfing und die versöhnlichsten Erklärungen abgab. Fürst Alexander hat also da» immerhin gewagte Spiel, welche« er durch Erlaß seine» Decret» vom 28 Oktober unternabm, gewonnen, und die übermütbigen russischen Heißsporne haben da« ihrige verloren. Da» Gcsährliche an dem Uka» war, daß er in Petersburg leicht mißverstanden werden konnte, und daß man ihm dort einen Sinn unterlegte, al» ziele er gegen den Kaiser, während er doch nur gegen Soboleff und KaulbarS und gegen ihre Gesinnungsverwandten gerichtet war. Der Fürst hat gezeigt, daß er mit sich nicht Fangball spielen läßt, er hat die Achtung, welche er in einem von ihm regierten Lande bean spruche» muß, mit Entschiedenheit verlangt und sie ist ihm auch nicht versagt worden. Dadurch hak er nicht nur per sönlich bei den Bulgaren und den russischen Osficieren, endlich beim Kaiser Alexander gewonnen, sond-wn er hat auch die Beziehungen zu den auswärtigen Mächten wesentlich ver bessert. Man wird sich in Petersburg nicht verhehlen können, daß Fürst Alexander Rußland eigentlich mit seinem energischen Auftreten einen werthvollen Dienst erwiesen hat, e» sei denn, daß dort die Absicht obwaltete, einen Streit vom Zaune zu brechen und die orientali'cbe Frage wieder in Fluß zu bringen. E» ist schwer, wenn nicht unmöglich, die Jrrgängc der russischen Orientpolitik bi» in ihre Tresen zu verfolgen, und deshalb ist e» vergebliche Müde, darüber Untersuchungen anzustellen, ob nicht derartige Absichten wirklich eine Zeit lang bestanden haben. Sicher ist nach dem Emvsang, welcher dem bulgarischen Minister Balabanofs in Gakschina bereitet wurde, daß diese Ströniung gegenwärtig nicht besteht und baß man in Peter«burg zufrieden ist. wenn der Streitfall gütlich beigelegt wird. Dazu hat gewiß der Umstand mit oeigetragen, daß die ossiciöse Presse Deutschland» dem Fürsten Alexander Unrecht gegeben hat, die russische Regierung kam dadurch in die Lage, da» dem Fürsten zugrsügle Unrecht an- zuerkennen und die nvthigen Schritte zu thun, um e» wieder aut »u macken: hätte die .Nordd. Altg. Ztg." umgekehrt dem Fürsten Heisall gespendet für sein energische» Auftreten, so wäre der russische Nationalstolz verletzt worden und dann wäre ein Ausgleich nur auf Kosten der Fürstenkrone de» Battenbergcr» zu erreichen gewesen. E» war ein eigentbümliche» Zusammentreffen, daß gerade in der kritischen Zeit Gras Kalnokh sich über da» Bcrhaltnitz Oesterreich-Ungarn» zu Rußland der ungarischen Delegation gegenüber au»sprack und im Gegensatz zur öffentlichen Mei nung de» Lande« di« Begebungen z, Rußland al» normal bezeichnet«. In solchem Falle ist man geneigt, jede« Wort aus die Waagschale zu legen und deshalb kann man sick nicht wundern, daß die maßgebenden Pretzorgane da» Wort .normal" einer Kritik unterzogen. Aber gerade dadurch ist es erst offenkundig geworden, daß die Begehungen zwischen RiWlaiid un» Oesterreich gegenwärtig wirklich zufriedenstellend se« müssen, denn Graf Kalnokp beeilt» sich nach der Kritik, welch« da» Wort „normal" in der Presse gefunden hatte, sofort dasselbe durch „gut" zu übersetzen. Der Sachverhalt, welcher eia solche» Entgegenkommen gegen Rußland ermöglichte, kann noch nicht alten Datum» sein und e» liegt nahe, auf die frühere Phase der bulgarischen Angelegenheit zurückzugreisen. welche in Europa da» grögte Aufseben erregt hat und jevensall« mit dazu beigelragen hat, die Sendung Mukktar Pascha'« nach Deutschland und Oester reich zu entscheide» Wir wissen, daß der Abgesandte de» Sul tan» die bulgarischen Angelegenheiten zum Gegenstand von Bor- iellnngen in Homburg, Friedriclisrnh und Wien gemacht hat und daß dieser Pnncl auch durch den Vertreter der Pforte von London zur Sprache gekrackt worden ist. Unter solcben Umständen erschien e» der russischen Regierung wohl nickt lerathen, die Dinge in Sofia aus die Spitze zu treiben, daS >8lte dock einen gar zu gewaltsamen Eharakler getragen nnd >err v. Gier« hat dnrck seine bisherige Haltung da» Streben bekundet, da» Decorum zu bewahren. Diese Verhältnisse mögen mitbestimmend gewirkt haben, um den Fürsten Alexander zur Ausführung seine» Vorhaben« gegen die russischen Ossiciere zu veranlassen und sie scheinen auch den AnSschlag i» Petersburg gegeben zu haben, die Sacke nickt tragisch z» nclnnen, sondern der berechtigten Empfindlichkeit des Fürsten Rechnung zu tragen. Alle» in Allem genommen können Fürst Alexander und Kaiser Alexander mit dein AnSgang de« Streitfalls ebenso zusrieken sein, wie der Sultan und die verbündeten Mächte Deutschland und Ocstcrreich-Ungarn, denn der Friede aus der Balkanhalbinsel bleibt vorläufig ungestört. Leipzig, 3. November 1883. * Au? Berlin wird un» vom Donner-tag geschrieben: „Man weiß nicht recht, ob e» mebr Heiterkeit oder Wider willen errege., soll, wenn man wahrnimint, wie nunmehr, nachdem die Fortschrittler von den .Arbeitern" so gründ lich abaeserligt worden sind, die „Bürgerpartei" noch lißcre Worte und Versprechungen und Schmeicheleien an- wendet, um sich die Auneigung der Leute zu erringen, von denen e» dock notorisch ist,'daß sie, wenn sie auch unter einer anderen Firma agitiren, Socialdemokraten sind. Die „Volks- Zeitung", „Berliner Zeitung" und daS „Berliner Tageblatt" md nun, nachdem d,e Görki, Singer und Conrad ihren Parteigenossen absolute Stimmenthaltung bei den bevor- lehendcn Stichwahlen zur Stadtverordnetenversammlung zur Pflicht gemacht, ganz stumm geworden, desto eifriger besuche» die Agitatoren der Antisemiten jetzt die Arbeiterversammlungen, liberbieten sich fast in Versprechungen und sind jortwährenb ^.eniühl, uacbzuweisen, daß eigentlich zwischen ihren, Programm imd dem der „Arbeiter" fast gar kein Unterschied sei. Auch die Männer der Bürgerpartei werden ebenso wie die Fortschrittler von den Socialdemokraken mit Hohn zurückgewiescn. Aber da» Eiugeslänkiiiß der Herren Irmer und Pickenback ist dock zu wertkvoll für die Zukunft, al» daß man eS dem Gcdächtniß entschlüpfen lassen sollte. ES sind die Socialdemokraken. welche die bestehende Staatsordnung nickt als berechtigt an erkennen und lediglich von einer Revolution ihr Heil erwarten, für welche sowohl die Berliner Fortschrittler als auch die Männer ter Bürgcrpartei, welche von den Conscrvativen unterstützt werden, anstandslos cintrcten. E» zeigt da« in der That, wie nothwenrig eS i» Berlin ist. daß die zahl reiche» Anhänger der gemäßigt liberalen Richtung sich mehr organisiren. sie würden gerade jetzt den Boden besonter» geebnet sinken. Denn ein großer Tbeil der Bürger Kat sich an den Waklen nicht betheiliqt, weil ilrm die Fortschrittler weitaus zu radikal, die Männer ver Bürgcrparle, oder schon wegen ihrer antisemitischen Neigungen unsympathisch find. Auch der demagogische Ton der Letzteren, die Tyrannei der Fortschrittspartei und die ganze Art nnd Weise, wie von den Anhängern und Führern beider Richtungen die Agitation betriebe» wird, muß un bedingt jeden besonnenen Mann zum Gegner machen, der aber, wie die Verhältnisse augenblicklich liegen, gezwungen ist, sich der Stimme ganz zu enthalten, oder mit schwerem Herzen für eine der beiden Parteien, gegen deren Programm er im Einzelnen gleich viel auSzuschei, hat, sich zu entscheiden. Wir haben in Berti» eine nationalliberale Partei, waS un« dringend noth thut, ist die Organisirung derselben; sie würde sehr bald sowohl bei den kommunalen Wahlen wie bei denen znm Abgeordnctenbanse und Reichstag Erfolge ausznweisen haben, und da» Vorgehen der deutschen ReichShanptstadt würde sicherlich auch für die gemäßigt liberale Sache im Reiche von günstigstem Einfluß sein. In den letzten Tagen hat eu» hiesige» Blatt an falschen Nachrichten die früheren Leistungen fast noch Übertrossen. E» ist richtig, daß man im kiesigen Kriegsministerium den Vorgängen in Oldenburg die gebübrende AusmerksamkeN geschenkt hat, ebenso ist selbstverständlich pflichtgemäß Sr. Majestät darüber Vortrag gehalten worden. Erfunden ist aber die Meldung, daß der Minister Bronsart von SchcUen- dors sich nach Oldenburg begeben hat. Dazu lag durchaus kein Anlaß vor, die Untersuchung wegen der dortigen Vor kommnisse wird vielmehr dnrck daS Eommando ganz so ge führt. wie e» in analogen Fällen zu geschehen Pflegt. DaS steht übrigen« bereit« fest, daß da» Duell de« Major« St. mit dem Oldenburger Hauplmann durchau» mit dem „Ochsenlied«" nicht» zu thun hat. — De» Weiteren wurde gemeldet, daß der ArbcitSminister Maybach in Folge seiner schwankenden Gesundheit gezwungen sein würde, demnächst seinen Abschied zu nehmen. Diese Mittheilung können wir au» authentischer Quelle al» au» der Lust gegriffen bezeichnen. Herr Maybach befindet sich nach seinem längeren Urlaube ebenso wohl wie bei seinem Dienstantritt und widmet sich ebenso wir vordem mit allen Kräfte» feinem Amte. Ohne Unterschied der Parteistellung werde« übrigen« die Leistungen unsere» EisendahnminisierS allseitig anerkannt auch von Denen, die Gegner der privi- lrgirtcn Staat«bahnverwaltung sind, ja selbst aus fortschritt licher Seite muß man zuqeben, baß alle Zweige de» Herrn Maybach unterstellten Ressort» mit gleicher Sorgfalt von ihm «msatt werden, und auch die Agitation, welche vordem unter den Eisenbahnbeamten stellenweise betrieben wurde, ist völlig verschwunden, wäbrend im Postsache derartige Erscheinungen leider noch hin und wieder zu Tage treten, wa« sich in wiederhalt«» Petitionen an den Reichstag und in dem An- klänge gezeigt hat, den Herr Stöcker mit seinen bekannten Reden über die Sonntagsheiligung in diesen Kreisen ge sunde» hat." * Unter dem Varsitze de« GtaatSmünster« v. vaetticher wurd« am 3l. Oktober d. I. eine Plenarsitzung de» Bund««rath» abgehalten. Bon der Vorlage, betreffend den Stand der Arbeiten der zur Vorbereitung einer Reform der Zackerdesteuerung eingesetzten Enquete-Commission, nahm die Versammlung Kenatniß Der Vorsitzende machte Mit- tdeilung von der erfolgten Verpflichtung eine» neuernannten Mitgliedes der königlich preuß.scheu Hauptverwaltung der Staatsschulden. Dein Entwürfe von Aussührung»b«stim- mungen zur deutschen Gewerbeordnung eribeitte die Ver sammlung gemäß den Anträgen der Ausschüsse ihre Zustim mung; zugleich erklärte die Versammlung mehrere, aus die Ausführung de» tz. <4 der Gewerbeordnung bezügliche Ein gaben durch diese Beschlußfassung für erledigt. Der Entwurf der AuSsührungSbeslimmungen z» der Uebereiukunft mit Frankreich wegen de» Schutze» an Werken der Literatur und Kunst wurde zur nochmalige» Vorberalhung an die Ausschüsse zurückvenviesen. Eine Eingabe, betreffend die Gestattung de» Ankauf« von Menschenhaaren im Umherziehen, wurde zurück- gewiesen. Nachdem die Versammlung von zwei Eingaben, betreffend Klagen über Schäden der Gewerbesreiheit in Stadt unv Land, sowie delreffeud die Dagakondage und die Mittel zu ihrer Abhilfe, Kcuntiliß genommen halte, faßte die selbe schließlich Beschluß über die geict'äslliche Behandlung einer aus Versetzung in eine höhere Servi-classe gerichteten Eingabe. *Zur klerikal.konservativen Innung-agitation schreibt die „Natioiialliberale Correspoubciiz": Die klerikale A,Malis» beniüht sich seit einigen Wochen, die JiinnngSbewegnng isieber ln leb!,asten Bang zn bringen und mit einiger Schuciuerntieit, weil man nach den jünast-n ÄuSsühruagen der „Provinz,alcorreivondenz" sich de« Emverslandiiifsel mit der Regierung i» dieser Frage keineswegs sicher weih, secuadirt ihr die conservuiivc Presse, voran die „Kieuzzeilung". E- wird offenbar eine nene Äciio» sür die nächste Neichstagsjession und in weiterer Folge sür d e ReichStagswadlen vorbereitet. Lediglich diesen agita torischen Zweck Hai da» ganze Bvrgehen. Die Veranstalter desselben wissen nach zweimaliger Ersahrung, daß sie im Reichstag mit ihren Forderungen nicht durchdringen, zumal die Regierung jetzt denselben cnischieden ablehnender gegenüberslehl al» früher, und sie wisse» auch ganz gut, wie wenig mit diesen Forderungen, wen» sie doch einmal Ge- letz werden solllcn, den Haiidwerkerinteressc» wirklich gedient sein würde. Wenn Herr Windthorsl vor kurzem aus der Lüsscldorser Katholiken- vcrsammluna die obligaiorischen Innungen sür undurchführbar erklärt Hai, so hat er damit auch über alle Versuche, einen indirekte» JumingSjivaug einzusühren, da» Urthril gesprochen. Nicht die Erfüllung ihrer Forderungen erhoffen und wünschen die klerikalen und conservaiiven Slgilaiorcn, die sich der JnuungSbewegtmg sür ihre Parieiznxcke bedienen zn können glauben, s»»ö«r» die «i» Sicherheit voroutzusehend« «biehnnna ist ihnen aan» erwünscht, weil sie sich in den zunftlerischc» Handwerkerkreisen argen de»' Liberalilmus und eine Regierung, die sich angeblich von dem Bann desselben noch immer nicht genügend frei machen kann, „frurtificirrn" läßt. Es handelt sich in dem Lenlrum mir darum, die Hoffnungen und Auiorüche der Zünftler wachzuixilten und die eigene Partei diesen Kreisen in dem Lichte der einzig wahren Handwerkersrennd« darzustcllen, die leider nur noch nicht mächt g genug seien, ihre edlen Absicht n auszuführen. Innerlich ist die klerikale Partei so gut wie die Liberalen von der Unerreichbarkeit der eigentlichen zünstlerischea Ziele überzeugt uud würde in die größte Verlegenheit kommen, wenn die Auigabr an sic heranlrätc, ihre Vorspiegelungen wahr zu machen. Bekanntlich acht dle klerikal-conserv ilive Forderung auf diesem Gebiete zunächst dahin, den vielbesprochenen ß. 100« der Gewerbeordnung derart zu ergänzen, daß die Behörden da» Recht der Ausbildung von Lehilingen aus Innrngsmitglieder beschränken können, eine Forderung, welche die Regierung im Jahre 1881 selbst erhoben, dann aber, zu besserer Einsicht gelangt, fallen gelassen ha«. Die ablehnende Haltung gegen diese Forderung wird der Regierung znm schwere» Verwiirs gemacht, daneben w,rd aber auch noch ein anderer Vonours gegen sie erhoben. Die Gewerbeordnungs-Novelle vom Jahre 1bi81 sieht bekanntlich einige außerordentliche Bcjiigiiisse an Innungen vor, „deren Thätig- keit aus dem Gebiete de« LcnrlingSwejenS sich bewährt hat". Solchen Innungen kann die hölicre Verwaltungsbehörde da» Recht gewähren- Streitigkeiten zwischen Lehrlingen und Arbeitgebern, auch wenn ietzkere der Innung nicht angehören, zu entscheiden und B>.r- schristen über da» Lehrlingswesen zu erlassen, welche auch sür Nicht- innungSmitglieder bindend sind. Diele Vorrechte hat die Regierung bisher keiner Innung zugesprochen, sic widerstrebt also, wie die klerikalen Blätter vorwurssooll hervordeben, nicht nur einer Er- wriierung der JnnungSrechle, sondern sie macht nicht einmal von den kümmerlichen Mitteln zur Beförderung des JnnnngSwesens, welche da« Besetz gestattet, Gebrauch. WaS die Regierung bisher abgehalten hat, diese Vorre bte einzelnen Innungen zu gewähren, wissen wir nicht. Vermuihlich will sie erst längere Ersahrungrn abwirten, als sie mit einem teil erst so kurzer Zeit in Kraft stehenden Gesetz bi» letzt gewacht tvcrden konnten, zuvor den Gang der Innung»- bewegiing aus Grund de» neuen Gesetzes genauer versolgen, oder sie ist über den praktischen Nutzen der i» Rede stehenden Bestimmungen z» anderer Ansicht gelangt. Darüber wird wohl die nächste Reich», lagliession Licht bringen. Wie dem aber auch sei, r» zeigt sich wieder einmal, daß die reaellonairen Bestrebungen derjenigen Parteien, welche angeblich die Sttitze der Regierung in wirihschastSvvlitiichen Fragen bilden, weit über die Absichten und Ansichten der Regierung selbst hinau»gehen und daß sie froh Irin muß, bei den liberalen Parteien Beistand gegen die Maßlosigkeiten ihrer Freunde zu finden. * Nachdem die Wahl de» preußischen LandtagSabge- vrdneten Scyssardl-Creseld wegen tendenziöser Wahl- bezirkSeintbeilung sür ungiltig erklär! worben und eine neue Wahl ans den 7. November a»Sgeschri>ben ist, rrbeoen die Ullramonlancn auch gegen die neue WahlhezirkSeinlheilung al» parleiiscb »mV ungerecht Widerspruch unk haben sich mit ihren Beschwerden direct an den Minister des Innern ge wendet, mit dem Ersuche», den WahlteriNiii hiiiauSzuschicben unv eine neue BezirlSeiiildeilung von Negicrungswegen vor nehmen zu lassen. Sie sind damit abgewicsei» Worten und werden »uu wobt im Fall ihrer Niederlage von Neuem ihre Klagen über parteiische .liberale Wahlkreisgeomekn-'- in den Landtag bringen. Man dars die» Vorgeben der klerikalen Partei in Ereseld als ein günstige« Omen sür die Wieder wahl de» Herrn Seysfardt ansehc». Ten Ultramontanen in Creseld scheint ossendar jede Wablbezirkseinttieilung parteiisch und ungerecht, welche nicht de» Sieg ihre» Cankidaten sichert. * Am Sonntag wird da» Provinzial-Wahleomitö der »«tionalliberalen Partei in Hannover zu- sammenireten und unter Leitung des Vorsitzcnten Herrn v. Deniiigse» folgende Tagesordnung beralkon: I) Bericht über die Tdätigk'-it de« Ausschusses und über die Finanzlage (Referent: Oberlehrer Ehrlenholtz), 2) Bericht über dre nalionalliberelen Blatter (Referent: RebaclenrEhler-Reimer»), 3) Vorbereitung zu de» bevorstehenden Wahle» (Referent: Archivar Vr. Sattler). DaS Eomitä befiehl au« reichlich 80 Mitgliedern au» allen Tbeilcn ver Provinz, welch« zum große» Theil ihr Erscheinen zugesagt haben. * lieber die Vorgänge in Oldenburg geht der „National-Zeitung" von dort von »ssirietler Seit« folgende Darstellung zu: Die Ruhrftör,ingen, welche am Lk. v M. tu vlde»ö»rg statlgesuaden haben, sind in einzelnen Zeitungen in moßlosefirr Weise zu einer Bedeutung auigebausch«, welche ihnen thotsächlich
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite