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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188212030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-12
- Tag1882-12-03
- Monat1882-12
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1882
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Fit» dt» NiX.ade «w-0»n»rrr vi-imlcm»,« «Lch» sich «» .>»»««>»» »>»l »ndmdtlch, «»ad»» »er k»r ,ie ,i»«tt»I,e«», Uu»«er defttmmie« Inirra«» «» rS«heu«a,en »>» 3 Uhr N-»«,»,-,». aa r»uu- uu» Aeitlagrn irnh»l» ',,9 Uir. ?n den /ilialrn für Ins.-^nuahme: Ott« klemm, UnwerlitätSftroße 21. ti««tA Lösche. katharinenilraßr 18, «. uur »i« '/,L Uhr. ripMtr.TagM>M Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. ^-337. Sonntag den 3. Deccmbcr 1882. Auflage L7 SQO. Adonnnnrnisvrn» oierrel,. 4'/, Mt., lncl. Brmgerlolm ü Mk.. durcn die Lost bezogen 6 M. Jede einzelne Kummer 25 Pf. Letegerenwtar 10 L>. Gebüdren >ür ixlribeilage« «dne Lostbeiörorrung 39 Mt. Mit Lostdelöroerung 48 LU. Inserate «qeivaltenr Petitzeile SO Pf. Gröbere Schritten laar »nierrm Vrn»- orrzeichnib TadellarilLer La, na« höherem Tarif. Reelaairn nntrr den krdarttoaaltrich die Loaltzeile 50 Li. Inierar» stn» »er- an die ckrprtiri«» za iraoen. — Kasan wird nicht gegen«n. Zahlung prueuuiueeLuoo aoer durch Lost» »awoaame. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. oektnlllilik Sitzung tzrr Slidiikrirdnetru Mittwoch, an, O. December >882, AbendS 8'/, Uhr, in« Laale der L Bürgerschule. Tagesordnung: I Bericht de« VersaffungSauSschussc» über Feststellung de» Stammvermögens-BerzeichnisieS. ll- Bericht veS FinanzguSschuste« über: ». Bewilligung eine, GoranNcsumme ;ur Abhaltung eine» intrrnatronalen Maschinenmarkte»; d. Herabsetzung Ve» Miethzinse« sür ein Gewölbe in Selliers Hes. UI. Bericht VeS BauauSschustes über: ». NachverwilligUng zu Pos. 52 der Bebiirsnlsie des Conto .LLasserleiluna" Pro l882: d. Fortführung de» Wosserrohrstranae» m der Gvdliser Straße bis nach Äohtls: o. Einführung eine» 2l5 mm. weilen Wasserrohrstrange» m den Dösener Weg. IV. Bericht des Bau-, Oekonomie- und FinanzauSschusteS über Entnahme der Mittel zur Negutirung teS Obst- markte» :c. und Herstellung der Hohen Straße von der Doigt'schen Grenze ab bis zum Kloßplatz. V. Bericht VeS OckonomieauSschusse» über: ». Herstellung einer Umhüllung sür daS Geliert-Denkmal; k. zwei gleisige Anlegung der Pscrdebalmlinie Leipzig-Thonberg aus dem Träcie des Grimmaischen Slcinwege» von der Post bis zur IobanniSknche. VI. Bericht des SchulauSschuffe» über: ». die Special- budgels „TbomaSschule", „Nicolaischule", „Real schule l. Ordnung", „Realschule U. Orvn.", „Höhere Schule für Mädchen" und „Gewerbeschule" des HauS- haliplaneS pro 1583; b. die NückLußerung de- RatbeS auf die Anträge beS Collegium» zur Rechnung der Gewerbeschule sür 1880. Vekanutmachilug. Im Hose der hiesigen GaSauilau iouen m» >2. Deren» der d. I., Nachmttt«g» s Uhr, ungefähr 70,000 Kilo altes Gußeisen und » 3,400 Kilo altes Schmiedeeisen incl. Blechstücke t» zwei unter sich getrennten Partien an den Meistbietenden, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licitauten, vsfentlich versteigert werden Di« LicitationSbediugttngen sind im Bureau der Gasanstalt einzuschen, auch gegen Erlegung der Gebühren daselbst in Ab'chrtst zu erhallen. Leipzig, den 28. November t882. DeS RathS Deputation zur Gasanstalt. Vckannlmachllilg. Für die nächste Borttellung zum Degen de» Theater» PeafionS-^ondS, welche Mittwoch, den S. Decrwber d. I. stattfinden soll, ist die Oper „Tic Meistersinger" von Richard Wagner gewählt worden. Wir hoffen, daß gerade diese Wahl sür daS geehrte Publicum ein besonderer Beweggrund sein wird, seine Theilnahme für den gedachten Pcnsion»- KondS durch recht zahlreichen Besuch der Vorstellung zu beweisen. Leipzig, den 29 November 1882. Der Derwalt«ng»»A »»schaß für de» Theatrr-Penston»»Fo«d». Velilmntmaihlmg. Dir baden den Zuschlag der am 1. d. Mon. zun« verkauf versteigerte» Parzellen Nr. IS4, »7tt der Alur Gohlis sür die daraus getbanen Gebote ab» »ulehuea beschlossen und entlasten in Gemäßheit der Ber- sttlgerungsbedingungen die Bieter hiermit ihrer Gebote. Leipzig, den 2. December 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. Von dem Unterzeichneten Ratbe ist heute Herr Karl Erust Christoph al» BollstreckungSbeamter für die Stadl Leipzig an und in Pflicht genommen worden. Leipzig, am l. December 1882. Der Rath der Stabt l)r. Georgi. vr. Wangemann Bekanntmachung. Montag, den 4. recember 188S, I> Uhr Vormittag», sollen ans dem Getreidespeicher IV, Luke 10, am Dresdner Bahn Hose allhier S8 Sack Haler öffentlich an de» Meistbietenden gegen sofortige vaarzahlung ver- sieigerl werden. Leipzig, den 1. December 1883. Dblerbach, Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. ugo Arndt lleckories ,ft Der unter dem 1. August 1882 wider den Oetonomea US Uemuitz w Sachsen wegen Diebstahl» erlassene »irdlgt. Rvihenburg O L., den 28. November 1882. Lßntzttche« AmtSzerichr. Butzkoli-Verkanfs-Bekanntmachnug. Am Montaß» den 11. Decemder d. -. varmttta»» !»llhr» Uhl im Gastdose zum Waldhau» bei Bahuhos Kohlfar» Termin an l>« »ffcntlichen meistbietenden Berkause von ca. -»»» Glück -»lernen und fichteiicn Bau- und Schneidthölzeru an» den Revieren ür städtischen Obersörfterei Kodlsuri. stauslustige werden zu diesem Termine mit dem Bemerke« eia» ploden, daß die Hölzer in 2 bi- ? Kilometer Entfernung von den kütionen vodlsurk. Reubammer vnb Rauschs der Niederschlestsch- Atrtilchen Eisenbahn lagern. lieber verkaus-bedingungen. Waldtaren. Ansuhr-Verhöltniste n.s.w I«t da« Bureau de« Unterzeichneten Auskunft. Kvhlfart, den 28. November 1882. Der Oberförster. gez. Target. Nichtamtlicher Theil. Egypten unter Lord vufferin. Wer schnelle und scharf in die Lugen springende Erfolge von der Thätigkeil Lord Tuffcrin'» in Kairo erwartet Halle, wird sich enttäuscht fühlen, denn, äußerlich betrachtet, ge währen die Zustände in E.^plen heute noch etwa die gleiche Erscheinung, wie vor der «enkung Dufserin's. Wenn man sevoch genauer zusiebt, so erkennt man, daß Lord Dusserin chon beute den cgyptilchen Verhältnissen eine wesentlich ver änderte Gestalt gegeben hat, und daß sich zwar nicht plötzlich, aber allmäiig grogc Wandlungen vollzogen haben. Der Um schwung kennzeichnet sich schon durch die Form, in weicher die Nachrichten über Egypten zu un» dringen. Bis zum Eintreffen Tusferin's lag der Schiverpunct der Gewalt in der eng lischen Besatzung; die Furcht vor dieser dielt die nationale» Leidenschaften nieder, die anker-wo in Egypten, wo eS an diesem Factor fehlt, in Hellen Klammen emporlodertcn. Gcneraiconsul Malet war den Schwierigkeiten der Lage nickt gewachsen und außerdem enkbcbrtc seine Stellung der autoritativen Bedeutung, welche dem Botschafter England- zur Seite steht. Lord Dusserin erweckt bei den Egyplern schon dadurch die Empfindung der Ohnmacht, weil ihm der Ruf vorangeht, daß er den Sultan nach seinem Willen geleitet hat. Hauptsächlich der Klugheit Lord Dufserin's war eS zu verdanken, daß die türkische Intervention i» Egypten unterblieben ist, und als eine weitere Folge seiner Geschicklich» keit stellt sich die Zurückweisung eine- türkischen Abgesandten dar, welcher die Thätigkeil Lord Dufserin's in Kairo beobachtet und aus dieselbe hindernd einwirkt. Dusserin beherrscht die Lage in Egypten gegenwärtig vollständig - die militairische Autorität dient ihm nur als Mittel, uni seinen Maßnahmen Nachdruck zu geben, und dcr Khedive ist an DaS gebunden, was der Vertreter der englischen Regierung ihm vorschreibt. Dieser Zweck wird aber nicht durch Gewalt, nicht durch schroffes Darcinsahren erreicht, sondern durch diplomatische Feinheit, durch glatte Formen und durch scheinbare Zurückhaltung. England hat eine lange und reiche Erfahrung in dem Verkehr mit fremden Völkern sür sich, deren friedliche Unlerwersung angcstrcbt wurde; daS Kaiscrtbum In-iea ist eia glänzende» Zeugniß sür die Geschicklichkeit der EnqlLader m der Unterwerfung feindlicher Völker und Lord Dusserin ist eia gelehriger Schüler der englischen Regenten Indien». Die Kunit derselben bestand in der sanften Form ihres Regiment», welches die nationale» Eigenthümlickikeitc» schonte und solche Einrichtungen inö Leben rief, welche den Indiern augenscheinlichen Nutzen brachten. Daß e» aus die entsprechend« Form ankommt, in welcher sich die Macht Englands dem besiegten Feinde gegenüber geilend macht, dafür ist Baker Pascha der schlagenduc Be weis. Sein ganzes Verhalten bat von vornherein den Ein druck der Unfähigkeit, des planlosen Hin- und HerscknvankenS gemacht. Er glaubte genug gctban zu haben, wenn er eine Anzahl sremker Abenteurer ainvarb und sie in die rgypliscke Arince einreihte; er vergaß aber, daß er dadurch die Egypler verletzte und sic zum Widerstande gegen die Emrichlung von Elementen in die Armee reizte, welche ihrem Wesen fremd und feindlich sind, wie die Albanesen. Andererseits aber versäumte er. sich mit den Regierungen in Ver bindung zu setzen, deren Zustimmung nöthig war, wenn Angehörige der betreffenden Skaalen in egyptiscke Dienste treten sollten, wie daS der Einspruch der Schweizer Negierung gezeigt hat. Endlich vermaß sich Baker Pascha, in wenigen Wochen l 0,000 Mann marschfertig sür die Expedition nach dem Sudan zu machen und auch damit blieb er im Rückstände, kenn die Truppen meuterten, als sie von Suez abgehen sollten, und descrlirten schaarenwrise Einen solchen Organisator der egyptischen Armee konnte England nicht brauchen und deshalb wurde er von der Regierung abgelehnt. Und dock mußte ibm ein Feld der Thätigkeil angewiesen werken, nachdem er mit so viel Geräusch al- der M>.nn, wie ihn England brauche, angepriesen worden war. Lord Dufferw fand den richtigen Bii-weg, indem er ibm die Leitung de» Gendarmeriecorp» übertrug und den Oberbefehl über die egyptische Armee einem englischen General vorbehielt. Die für diese Stellung aus ersehene Person ist noch nicht genannt worden, aber e» liegt nahe, den Commandeur der BesatzungSlruppen sür diese schwierige und verantwortliche Stellung auSzumadlen, falls er sich während der Zeit ber Occupatio» dazu als geeignet erweist. Ein zwc ter wichtiger Erfolg, welchen Lord Dusserin er reicht bat. ist die schrillweis angebahnlc Einflußnahme aus die Aburlheiluna Arabi'S. Ter Fehler, welchen General Dolseley und Malet durch Auslieferung Arabi'S an den Khcdive begangen hatten, war schwer wieder gut zu machen, denn die Rachcgeister, welche in egyptischen Regierungekrcisen erwacht waren, ließen sich schwer zum Schweigen bringen. Der Khedive und seine Umgebung hielten nach ihrer Art zu denken und zu empfinden Alle- für verloren, wenn der Kops Arabi'S dem Henker vorcnlhalten wurde; e- war also nolh- wendig, Zeit zu gewinnen, damit die aufgeregten Leidenschaften der Orientalen sich allmäiig beruhigten. Diese- Ziel scheint jetzt erreicht zu sein, denn schon feit mehreren Tagen verbreitet sich da» bl-der nicht als unwahr bezeichnet« Gerücht, daß der Prvccß gegen Arabi niedergeschlagen und der Angeklagte nach Malta geschafft werken soll. Daß diese- Ergebniß nur der Geschicklichkeit Lord Dufferin's zu verdanken ist, zeigt der ganz veränderte Verlaus de» Procesie» seil dem Tage, an welchem der Abgesandte England» in Kairo eingetroffen ist. Wir kommen jetzt zur Hauptsache und diese betrifft die Regelung des Verhältnisses Frankreich- zu Egypten. Auch in dieser heiklen Angelegenbeit ist Dusserin mit diplomatischer Vorsicht verfahren und hat einen Weg ausgeklügelt, welcher wahrscheinlich schon zum Ziele geführt hätte, wenn Frankreich eine Regierung im eigentlichen Sinne besäße. Der Stein V-» Anstoße», die Finanzcontrole, soll überhaupt beseitigt werden, e» soll weder eine Doppelcontrole noch eine einseitige Con trol« in Zukunft bestehen, sondern die Controle soll von der Staat-schuldencvminission unter dem Vorsitz Frankreich» ge führt werden, aber alle dabei betheiligten Slaalen sollen nur die Rechte ihrer Gläubiger wahrnehmen. DieS ist offenbar die beste und annehmbarste Lösung der Streit frage. denn sie berücksichtigt die Empfindlichkeit Frank, reich» und hält da» Recht de« Lieger» a»srecht. Es ist klar, daß England als Protcckor und Herrscher EgvplenS, I um die deutsche Bezeichnung zu wählen, einen sranzösischcn Mitregrnten in Egypten neben sich nicht dulden kann. Da mit jedoch der Schein gewahrt wird, al- bestehe der Einfluß Frankreich- in Egypten fort, so wird dieser Macht eine glänzende Stellung, der Borsitz in der SlaalSschuldencommission. über tragen. Duclerc möchte diesen Vorschlag gern acccpliren. denn er sieht ein, daß er größere Zugeständnisse nicht er reichen kann, aber er fltrchlel den Zorn der Kammer, welche so leichl nicht zufrieden zu stellen sein dürste, um so weniger. alS die madagassische Angelegenheit nicht nach den Wünschen Frankreich» geregelt worden ift und England an seinen Rechten aus diese Insel seslhält. Duclerc hat deshalb die Ausrede ersonnen, daß England die Garantie nennen möge, welche eS sür die Befriedigung der französischen Gläubiger in Egypten geben wolle. Dadurch ist wenigsten- die Möglichkeit von Unterhandlungen geboten, und daß Dusserin dieselben mit gleicher Geschicklichkeit zu Ende führen wird, w,e er sie an. balinte, läßt sich nach seinen bisherigen Erfolgen mit Sicher heit rrwarlt.». Leipzig, 3. December 1882. * Die Zersetzung innerhalb der Fortschritts partei macht bebeulende Fortschritte. Man ist zwar^vo» «eilen der Anhänger VeS Herrn Richter bemüht, die Sache so darzustcllen, als ob ein Streit Hänel-Richter nickt existirte und als ob nur abweichende Ansichten in Fragen untergeordneter Natur vorlägen und die ofsiciöse Presse der Parle» — denn wie sich Herr Richter so gern al- „Kanzler" ausspiclt, hat er auch mit den Mitteln der Partei sich eine ossiciöse Press« geschaffen — giebt täglich Bulletin- au-, in denen der wahre Sachverhalt alS unwahr dargestclll wird. Dock ist der Riß innerhalb ber Partei weit größer, alS bisher geahnt und irgendwo verlautbart worden »ft. In Wirklichkeit liegen die Dinge nach den besten Infor mationen iolgcnderniaßcn. Außer daß ein persönlicher Wider wille zwischen den Herren Hänel und Richter vorliegt, außer, daß bedeutende sachliche Widersprüche über die Aus- saffung und taktische Behandlung wichtiger Fragen zwischen den beiden Herren besteht, hat Herr Rickter innerhalb der Partei eine Anzahl persönlicher Feinde, welche geradezu be müht sind, seinen Austritt herbeirujühren. An ihrer Spitze steht Herr Bückiteinann; selbst eia kleiner Richter, daS heißt, was die Herrschsucht anbelangt, im Nebriaen aber an Vielseitigkeit deS Wissen- und entschiedener Begabung Herrn Richter durchaus nicht vergleichbar. Doch lechzt der Herr danach, eine größere politische Rolle zu spielen, und sicht Herrn Richter alS Hauplhindcrniß in feinem Streben an. Herr Richter hat nun geglaubt, im Reichslage sich die Stellung innerhalb seiner Fraction wieder erobern zu können, welche er im Landtage verloren hat. Indessen ist dazu auch keine Aussicht mehr, und e» entwickelte sich bereit» während der letzten Sitzung de- Abgeordnetenhauses ein dramatisches Intriguenspicl. Die Herren Parisiu» und Tiricklet aus der einen, sowie Herr Büchte mann auf der anderen Seite waren bemübl, Anhänger, wie der studentische Ausdruck lautet, zu „keilen", und e- erklärt sich hierdurch auch der eigentbümliche Umstand, daß, während sich an ber Beralhung des IustizctalS alle Parlcic» ziemlich lebhaft betheiligte», die Mitglieder der Fortschrittspartei schwiegen, weil sie eben mehr im Fover und Restaurant al» im Sitzungs saal« zu lhun Hallen. In gewissem Sinne hat also die „Fortschrittliche Correspondenz" recht. Es existtrt nicht nur die Differenz Richter-Hänel. sondern auch der Kamps Richler-Bücbtemann und außerdem halten sich noch eine Anzahl fortschrittlicher Größen — und nicht zuletzt Herr Ludwig Löwe — sür geborene „Führer". Und daran wird die Parlei, wenn man der geringen Anzahl ber Mit glieder von einer solchen überhaupt noch reden darf, schließlich zu Grunde gehen. El sind lauter „Führer", doch fehlt die Armeej alle wollen befehle». Niemand gehorchen; da» Interesse sür privaten Einfluß und ehrgeizige Gelüste überwiegen über die selbstlose Hingebung für das Vaterland und taffen die großen Ziele de» ruhigen und gemäßigten Liberalismus, die Pflichten, welche der nationale Gedanke auferlegt, völlig aus den Augen verlieren. Wir würden e» darum nur al» einen Segen sür Preußen und sür Deutschland bezeichnen können, wenn diese Zustände recht bald dahin führen, wohin sie consequenker Weise führen müssen: zur völligen Auslösung der Fortschrittspartei. Der Radikalismus hat nach den grozcn Ersolgen der letzten Kriege keinen Platz innerhalb der liberalen Partei und darf keinen Platz in ihr finden. Mögen diese der Einheit und Einigkeit der großen liberalen Partei schädlichen Elemente weiter nach links absallcn. wohin sie gehören, und dann werben wir bald wieder die große und starke liberale Partei an ihrem Platze schien, welche in Wirklichkeit den Kern des deutschen BürgerthumS vertritt, und welche die Kraft hat. einem SlaakSwanne von ber Größe VeS Fürsten BiSmarck allein zu imponiren. Wenn da- deulsche Volk erst dahin gelangt sein wirb, daß eS sich von den radicalen Schwärmereien und der OpposilionSIust eine- Eugen Richter, sowie dem wenig staalsmännischcn Doktrinarismus eine» Birchow völlig loSgesagl hat, um der weisen Führung eine» ebenso liberalen wie nalionale» Staatsmannes wie Rudolf v. Bennigsen zu folgen, dann wird da» an die Wand gemalte Gespenst der conscr- valiv-klerikalen Coalition sofort beseitigt sein und. wie wir überzeugt sind, nicht zum Mindesten zur großen Genuglhuung beS großen deutschen Kanzler-. * Daß die beiden Etat» sür 1883,84. 1884/85 dem Reichslage zu gleicher Zeit vorgelegt würden, hat bi» vor 14 Tagen kein Politiker evensowohl innerhalb der liberalen wie der conservativrn Parlei vermuthet, wenn sich auch die „Kreuzzeitung" ein gegentbeilige« Ansehen zu geben bemüht ist. ES ist allerdings richtig, daß diese» Blatt auch im vorigen Jahre die Auffassung vertreten hat. daß der Wort laut der NeichSversaffung dem nicht entgegenstehe, daß die Bcralhung de» Etal» für zwei Jahre zu gleicher Zeit erfolge. So sehr wir indessen die Unbequemlichkeiten und Schwierig keiten de« Zusammentagen» ber Einzel-Landtage mit dem Reichstage zu würdigen wissen, so wenig vermögen wir der Blatte» zu juristischen Auffassung de» konservativen folgen. E . . . .. ... . DaS Wort soll nickt blo» ein leerer Schall sein, und nicht blo» nach dem Wortlaut, sondern auch nach de« Sinn« der verfaflung-arlikel, wie ihn der gesunde Menschenverstand berau-lies» und wie der Gesetzgeber ihn in die Verfassung gelegt wissen wollte, haben wir un- zu richten; und wenn die Verfassung besagt, daß für jede« Jahr die Etat»» ausstellung zu erfolgen hat. so ist sicherlich gemeint gewesen, daß sie auch in jedem Jahre zu erfolgen habe, und wir find der festen Uebcrzeugung. daß sowohl die Milglieder de» Reichstag» al» auch die Bevollmächtigte» zum BuubeS- ralh, weiche seiner Zeit die Verfassung beschlossen baben, würden sie heute auf Ehr und Gewusen besragt, zugeben müßten, daß sie den Artikel 89 damals nicht anders interprctirt haben, al» wir e» heute lhun. E« versieht sich von selbst, daß alle Liberalen gegen die Lusainmen- berathung stimmen werben. Die Conservalive» werden durchaus nicht alle für da« Eingehen aus den Regierung». Vorschlag sein. Da- Cenlrum ist wieder unberechenbar und bürfle leider diesmal wieder den Au-schlag geben. So ein- sack, wie die „Kreuzzeitung" e» darzustellen beliebt, wird die Sache allerdings nicht werden, da da» Anleihegesetz und das Gesetz über den ganzen Etat sür beide Jahre in einem Ent würfe erscheint. Indessen werden bereits von der liberalen 'Vereinigung die nölbigen Anträge vorbereitet, um diesen Entwurf so zu amendiren, daß er nur auf ein Elat-jahr sich bezieht. An der Annabme dieser Vorschläge durch die beiden anderen liberalen Fraclionen ist nicht zu zweifeln. * Die Angelegenheit de- Bremer Zollanfchlusse» scheint aeuerblnaS, nachdem sie ungewöhnlich lange geruht, wieder in Fluß kommen zu sollen, und zwar liegt Grund zu der Annahme vor, daß eS diesmal die preußische Regierung ist. welche den ersten Anstoß zur Aufnahme der Berhand- langen gegeben. Man erinnert fick, daß die letzteren vor etwa Jahressrist unter ganz ungenügenden Vorwänden vom Finanzminisler a. D. Herrn Bitter abgebrochen worden waren, trotzdem die Vertreter Bremen», die sich damal- in Berlin befanden, ihre, durch da« warnende Beispiel Hamburg» noch gesteigerte Bereitwilligkeit kund gegeben hatten, den preußischen Wünschen möglichst entgegen zu kommen. In engeren Cirkeln freilich kennt man recht wohl die Motive, die in jenen Tagen der Vorbereitung und der Vorarbeiten für da» Tabak monopol beim Fürsten Bismarck die maßgebenden rück» sichtlich der Zollanschlußfrage waren: die Üble Behand lung. welche die Hansestädte im Monopolentwurf fanden, sollte ein CompensationSobject schaffen, aus welche» gestützt dann der Reichskanzler in der Lage gewesen wäre, Bremen schärfere Zollanschloßbedingungen unter gleichzeitigem Nach lassen der Maßregeln zu diclire», welch« den dremischen Tabakbandel (immer im Sinne der Monopolvorlaae ge sprochen) ganz 4 cklscretlou der Reich«regierung gestellt hätten. Dieser Plan ist nun zu Wasser aeworden, und es läge da nach gar kein Grund für den Fürsten Bismarck »or, die Aoll- anschlußfrage auch ferner hiuzuzögern, wenn anders er über haupt. was man doch annehmen muß, an derselben ein ernst haftes Interesse hat. In der Tbat hören wir nun a»ch, daß der Wiederbeginn der BundeSralhSscssioa den äußeren Anlaß gegeben habe, der Angelegenheit erneut näher zu treten, oder vielmehr die vor einem Jahre fallen gelassenen und nicht ab gerissenen Fäden wieder auszunehmen. In welcher specielle» Richtung sich diese Purparler» bewegen, ja ob sie über haupt bisher über unverbindliche P r i v a t Unterredungen hinau-gediehen sind, möchten wir nicht festzustellen wagen. Erinnert man sich aber, daß einer der Hauptdifferenz- puncle der früheren Verhandlungen die Frage der Ver tiefung der llnterweser und die betreffende pro rat»-Bei steuer vom Reich und von Bremen war, so liest man mit erhöhtem Interesse em ossiciöse» Entresilet. welche» aber jetzt die „N. A. Z." über diese specielle Frage bringt. Dasselbe lautet folgendermaßen: „Wie wir erfahren, ist von der Bremer Regierung ber Plan zur Eorrection de» unteren Weserlause» fertig gestellt. Nach demselben soll die Weser bi» Bremen für Kriegsschiffe fahrbar werden, mithin von der bi-herigen Tiefe von 6—7 aus IS—18 Fuß gebracht werben. Die Kosten für die Vertiefung des Flußbettes und da- Abschneider» der großen Krümmung, um die Flulhwelle zu zwingen, höber hinauszugehen, werben aus ZO.Ooü.OuO^ geschätzt, die zur Hälste von Bremen ge- Mt. zur Halste vom deutschen Reiche übernommen werden sollen. Fall« LehleieS Anstand nimmt, zu parkiciplren. so soll man i» Bremer Regierungskreisen mit der Absicht umgehen, allein daS Projekt zur Durchsührrma zu bringen." Die Notiz macht in ihrer gesuchten Kühle den Ürmbruck, oder kann ihn wenig stens machen, alS ob Alle» noch in der Schwebe sei, ja al» ob die Correclion der Unierireser mit dem Zollanschluß gar nicht» zu lhun hätte. Die elftere der beiden Möglichkeiten mag nun freilich zutrcffe», aber den Zusammenhang der vssiciv» in den Vordergrund geschobenen Frage mit derjenigen de» Zollans.bluffe« wirb wohl nur Jemand leugnen lönueu, der nicht die Kunst verstchl, zwischen den ossiclöjen Zeilen zu lesen. * DaS preußische Abgeordnetenhaus setzte am Freitag die Bccaihung des Iustizetat» sorl. Abg. Bachem griff den R,',chSlag«verhantlunge>' vor. indem er für eine Entschädigung unschuldig Verurlheiller eintral; in der wach senden Zaiil der Meineidssalle und Sillllchkeilsveibrechen erkannte der klerikale Redner eine Folge der sittenverberben» den M.iigctttzzebung. Iustizminister Fricdbcrg erklärte, er sei kein Freund einer gesetzlichen Verpflichtung zur Entschädigung unschuldig Verurlheiller. er glaube indessen, daß die Frage im Reiche >n einer seiner eigenen Ansicht widersprechenden Weise werde entschieden werden. Die Behauptung, baß ein« Zunahme der Sittlichkeit-Verbrechen stattgesnuden bade. sei unlicbtig. dieselben Kälten vielmehr abgenommen. Die Zahl ber Meineide habe sich allerdings vermehri, wozu die weniger feierliche Form der Eidesabnahmc beigetragen haben möge. Avg. Bierling sprach den Wunsch au-, den Juristen möchte da» Mililairvieustjahr bei der Aint-zeit mitgerecknet werden. Auch Abg. Wnidthorsl unterstützte diesen Wunsch und ver breitete sich über die Ursachen der Vermehrung der Meineide. Ferner tadelte er die Praxi», die jungen Richter mit Vor liebe in Gegenden zu senden, deren Sprache sie nicht kennten. Dagegen erklärte ber Iustizminister da» „juristische Autoch- tho»enthum" sür höchst bedenklich. Die ziemlich u> die Länge gehende Debatte erstreckte sich weiter aus die Krage der Wiedereinführung der Berufung, die Höbe ber Gerichtskosten. Aenderung de» juristischen PrüsungSwesenS u. A. AlSdann erstattete der Minister von Pulttamer Bericht über sei« Reise nach dem Rhein und schilderte die Ungeheuern Schäden, deren Heilung ein Zusammenwirken von Staat. Provinz, Gemeinden und Private» nötbig mache; dem Abgeordneten bause werde bald eine bezügliche Vorlage zugehen. Ohne erhebliche Debatte wurde alsdann noch der Etat de» Finanz ministerium« erledigt. Nächste Sitzung Montag (Fortsetzung der Elal»berathuag).
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