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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188311093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-11
- Tag1883-11-09
- Monat1883-11
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1883
- Autor
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Bringerlolm ä Mk.. durch die Bost bezogen 6 M. Jede einzelne Nummer SO Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gedüliren lür Extrabeilage» ahne Bostbeiörderung 3V Ml. «tt Poirbefärderung -8 Ml 2n straft «gespaltene Petitzrile SO Pf. Gröbere Schriften laut imjrrrm Prei«- ver»e»dnib. Tabellarischer u. Zisiernsatz nach höherm Tarif. Kerlamkn nntrr -rm Nkdartionsürich die Svalizerle 50 BI. Inserate sind ftei- an die fiz;z>e»tti«» zu senden. — Rabatt wird »ichl gegeben. Zadiung prneoumE iniiäo oder durch Bost- naqiiaome. 313. Freitag den 9. November 1883. 77. Jahrgang. Wegen der Lntherfeier ist unsere Erpedition morgen Sonnabend nur bis » Uhr Bormittags geöffnet. Lxpoältlon ävs I^elprlxvr ^axtzdlLtt«8. Amtlicher Theil. Einladung. die feierliche Srund-einlegung flr die Intherkirche »trd Sonntag, den LI. November 1888, Mittag« 12 Uhr stattfinden. Der Unterzeichnete Kirchenbauverein beehrt sich, auch hier- durch, namentlich die geehrten Mitglieder deS Vereins, zur Betheiligung bei den damit verbundenen Feierlichkeiten er gebenst einzuladen. Festprogramme, welche zur Tbeilnabme an dem fest lichen Zuge von dem Schulhofe der Thomaüschule nach dem Bauplatze berechtigen, sind für Jedermann unentgeltlich gegen N - deS Namenst in der Kirchenexpedition zu St. Nicolai, Nic^>- chhcf Nr. 8, zu entnehmen. Ebendaselbst sind Karten zu den gesperrten Plätzen der für Damen errichteten Tribüne gegen Erlegung von 1 .E (zu thcilweiser Deckung der Kosten deS Tribünenbaueö) zu erhalten. Leipzig, den 1. November 1883. Der Kirchcnbanveretn daselbst. vr. Freies leben. Vorsitzender. Vekanntmchuug. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kcimlniß, daß bei de», am ll. dsS. MtS. Vormittags stattsindenden Festgoltcsdienst in der ThomaSkirche für die Mitglieder dcS Reichs gerichtes und der Reichsanwaltschaft, sowie der Königlichen Behörden und für die Herren Stadt verordneten werbe», soweit thunlich, Plätze rescrvirt werden. Leipzig, am 7. November 1883. Die Lircheninspecliou für Leipzig. Der Superintendent. Der Rath der StadtLeiprig. i. V.: Pank. vr. Georgi. Veklmiltmachung. Am nächsten Sonntag, den 11. November, werden die Taufen in sämintlichen evangelisch - lutherischen Kirchen wegen der um 3 Uhr stattsindenden Gottesdienste für die Schuljugend um I Uhr vollzogen werden. Bei den Schuljngend-Gotte-diensten selber werden die Emporen für die Gemeinde zur Verfügung stehen, während das Schiff der Kirchen den Kindern Vorbehalten bleiben muß. Leipzig, den 8. November 1883. Die Supertntendeutur. i. B.: Pank. Vekanntumchung, de« Verkehr wahrend der Lutherseier betreffend. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Regelung des Verkehr- während der am 10. und ll. dieses Monats statt- finvendcn Lutherfeier bat sich der Rath und das Polizeiamt der Stadt Leipzig zur Erlassung folgender Anordnungen veranlaßt gesunden: 1) Sonnabend, den 10. November, bleiben diePcterS- straßc, der Marktplatz, die Grimmaische Straße, die Fahrstraße über den AugustuSplatz, der Grimmaische Steinweg und der JohanniSplatz von Vormittag- II Uhr an so lange, bis der Festzug diese Straßen passirt hat, bez. bis die Feier der DenkmalScntbüllung beendet ist, für den grsammtcn Fährverkehr (das Fahren mit Handwagen inbegriffen) gesperrt. 2) Während der Illumination am Abende desselben Tages und zwar von tt b«S '/,0 Uhr ist daS Fahren mit Wagen jeder Art aus den Straßen und Plätzen der inneren Stadt verboten. 3) Sonntag, den ll. November, von II biS12Uhr Vormittags dürfen die Wiesenstraße. die Schreber- straße, die Hillerstraßc und der östliche Theil der Bismarck- und Sebastian Bach-Straße bis zur Hiller- straße nicht befahren werde». Zuwiderhandlungen gegen vorstcbenke Bestimmungen werden auf Grund tz. 303'" deS ReichSstrasgcsetzbuchS bestraft werden. Zugleich wird daS Publicum im eigenen Interesse ersucht, beim Verkehr in den Straßen während der Festtage und ins besondere am Abend dcS tO. November während der Illumi nation thunlichst die rechte Straßenseite einzuhalten. Leipzig, den 6. November 1883. Der Rath und das Polizeiamt der Stadt Leipzig, vr. Georgi. Bretschneiber. Bekanntmachung. Wegen der am Sonnabend den l». d. M. stattsindenden Lutherseier ist daS Kehren der Straßen nicht an diesem Tage, sondern bereits am Tage vorder, also am Freitag den O. d. M., in der geordneten Zeit vor- zunehmr». Leipzig, am ?. November l883. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Am Tage der Lurhcrfeier Sonnabend, den Itt. November «?., sind die Expeditionen des Königlichen StandeSamteS nur Vormittags von 8 biS 10 Uhr geöffnet. Leipzig, am 8. November 1883. Der Standesbeamte. Dir. JuiiuS Burckhardt. Bekanntmachung. Die Armenspeifuirg, welche die Herren Stadtverordneten in ihrer gestrigen Sitzung beschlossen haben, findet nächsten Sonntag Mittag statt. Wir werden den Herren DistrictSvorneycrn die für ihre Districte berechnete» Speisemarken (wobei aus Man» und Fran je eine und aus 2 Kinder eine Marke gerechnet sind) nach Pflegen geordnet am Sonnabend Vormittag zu- stellcn und ersuchen hierdurch die Herren Pfleger, die Marken für ihre Pflegen daselbst am Sonnabend Nachmittag abholen zu wollen. Marken, welche entgegen unserer aus Grund der Proto- collbücher vorgenommenen Berechnung sich als nöthig er weisen sollten, bitteil wir die Herren Vorsteher im Bedarfs fälle direct von uns eventuell durch Postkarte zu verlangen. Leipzig, den 8. November 1883. Das Armenamt. Ludwig-Wolf. Brthcilignng an der rntherkier. Ilm den im Handels- und Gewerbebetrieb beschäftigten Aa- ftlstelllcn und Arbeiter» Gelegenheit zur Bctheilignng an der Lutycrseier am 10. November zu geben, fordern wie die hiesige» Handelsfirmen und Gewcrblreibcuden hierdurch auf ihre GcschästSlornle an dem genannten Tage geschlossen zu halte«. Leipzig, de» 3. November 1833. Tie Handelskammer. Tie ssöewcrbrkammcr. vr. Kachsmuth. Bors. Wrlh. Häckel. Vors. vr. Gensel, S. Herzog, S. Dlt!lerfcikr der L!ismasslt,n!e. Zu dem Eonnab nd, den 10. November, früh 0 Uhr statt- fiiidciiden FestaciuS beehre ich mich inerdurch ergebenst emznladen. Leipzig, am 8. November 1883 l)r. Jung»»»»». NicelaiylMtairiim. In dem am 10. November Vormittag- v Ubr siaiifindenden Actu- (Festredner: Herr 0>ruä. tkeol. Ka hnis) ladet hicrdinch ganz ergebenst ei» Leipzig, den 7. November 1883. vr. Th. Vogel. Nealschnle II. Brdnnng zu Bcuduitz. Sonnabend, den 10. November 1883, Vormittag- 10 Uhr, wird in Veranlassung der 400jährigen Jubelfeier de'Geburts tags Luther'- in den, Fcstiaale der Realschule eine ossrntliche Echiilfeirrlichkeit abgehaltcn (Festredner: Oberlehrer Or. Grüner). Hierzu ladet die Angehörigen unserer Schüler, sowie alle Freunde und Gönner unserer Realschule zugleich im Nnnrcn des Lehrer kollegium- ergebenst ein die Direct«»»: Or. I. Heubncr. Ncudnitz, den 8. November 1883. Bekanntmachung. Aus dem Hofe de- Postgrunostücks am Augustu-platze hicrselbst werden Freitag, den 9. November, Vormittags 10 Uhr verschiedene bei dem Umbau gewonnene Fensterrahmen. Fensterflügel mit Ver glasung, alte Dachrinnen, Eisen- und Mcssingtheile u. s. w. unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung an die Meistbietenden verkauft. Leipzig, 7. November 1883. Ter kaiserliche Lber-Postdirertor. Walter. Bekanntmachung. Zufolge Lersügung vom 1. d. Rite-, ist heute in unser Firmen- Regisicr eingetragen unter Nr. 2öS die Firma H. Lrlschig mit dem Sitz zu Torgau und der Wiliwc Auguste Anna Telschig geb. Niese daselbst als Inhaberin und unter Nr. 256 die Firma Rax knhne mit dem Sitz zu Torgau und dem Apothekenbesitzer Theodor Max kühne daselbst als Inhaber. Torgau, den 1. November 1883. königliches Amtsgericht. Nichtamtlicher Theil. Was wir vom Lentrnm lernen können. So lange daS deutsche Reich besteht, haben wir auch eine Ccntrumspartei; eS sollte durch die Gründung dieser Fraktion dem neuen Reiche, de», evangelische» Kaisertbum der Fehde handschuh hingcworsen werde», und in der Tbat haben wir, nachdem wir de» äußeren Feind glorreich überwunden, in dem NltraniontaniSmnS einen Gegner gewonnen, welcher dem jungen StaatSorganiSinuS, der zu seiner gedeihlichen Ent wickelung der Anspannung aller Kräfte bedarf, in tief empfind licher Äeise Schaden zugesügt hat. Wenn ein Geschichtsschreiber später einmal zu untersuchen haben wird, was die eiuzelncn Parteien unserem Baterlanve genützt haben, welche Leitrungen von Werlh und Dauer auf daS Eonto der einzelnen Fraclirncn zu buchen sind, dann wird constalirt werde» müssen, daß da- Eentrum nicht allein Nicht- für daS deutsche Reich Methan bat. sondern vielmehr nach Kräften bestrebt gewesen ist, die Grundpfeiler desselben zu untergraben. Daß diese Mühe von so geringem Erfolg gewesen, ist vornehmlich der teste» Stellung zu verdanken, welche die nationallibcralc Partei viele Jahre hindurch eingenommen bat, in welcher sie mit bewußter Klarheit und Entschiedenheit allen reich-feindlichen Versuchen der Ultramontanen ent gegentrat. Fürst BiSmarck, der anerkannt bedeutendste Staatsmann deS Jahrhundert-, bat von sich einmal behauptet, daß er der .bestgehaßte Mann" Europas sei. Wir glauben nicht aus Widerspruch zu stoßen mit unserer Behauptung, daß der Reichskanzler, in Deutschland wenigstens, außer bei den Socialdcmokratcn und Ultramontanen, sicherlich im ganzen Volke die Gesinnungen tiefster Dankbarkeit vorauSsetzen darf, welche ihm die ganze Nation in so hohen, Grade schuldet, und daß z» jeder Zeit die nationallibcralc Partei von diesen. >u- -»b-, Acht hochverdienten Manne schuldige mna,>e»> gelassen hat. welchen der Kanzler für In dem wellh'storischeu Kampfe, ^ Deutschlands Größe k>e anmav Römlinge unternommen, er Z» " ^ ^ Nalional- unv Überzeugtere Bundesgenossen ge^dt^, ^ ^ramon- liberalea, welche gern und willig die gemäßigt tanen aus fick genommen Partei sind, soweit der Liberalen sicherlich auck die .bestg-hal-te pari« ,.ne. , Einfluß der Ullramonlanen den Partei- Heit noch ruqenommen bat. / Zründen d.eser betrübende» E.sche.nm.g nachzn orschen Wir vermögen nn-S t,c angefuhrle Th^sache ans deppe Weise zu erklären. Einmal M eine grvgc Zahl von . nachdem sie Jahre hindurch der Neuerung gegen ^ Ultramontancn gelämpsl. durch ^ völlig vreuüiichen Regierung »ach dem Rücktritt dcS Iw. F 3 irre g-w7rden^ an den Absichten der Reg.erung ,a manch scaar sind in Zweifel qeratben über die Berechtigung 'hrcS StandvüncteS. e7n Theil ist auch miß.nutb.g. Diese haben nu - mehr sich überhaupt zurückgezogen oder ,i»d gar, da sie den Gegnern oie Eonseguenz anerkennen und g anbei,, dasi dt Regierung auf deren Vekämpsnng keinen Lertt, lege, Z» w" überqegangen. ES kann in dieser Hinsicht nicht bcsicr w^rkc > ehe nickt die preußische Regierung wieder Lurch bestmimle, wie eS in der Junstensprache heißt, .concludcntc" Handlungen erkennen läßt, daß sie — wovon wir durchaus uberzeugt sind — nach wie vor auf dem ,ruberen Slandpunclc steht daß sie in erster Linie die SlaakSaulvr.Iät zu wabren aeionnen ist. gleichviel woher die Angriffe kommen, daß sic die siaatssemdlichen Agitationen und Ansprüche m gleich nrengcr Weise abmeisen will, selbstverständlich immer auf dem Boden de« Gesetze-, ob sic nun von den Socialdcmokratcn auSgehen oder von ^en Ultramontancn. Ein ' Moment, /welche« die Kraft de« Centrums bedingt, ko?leine vrrzügM'e DiScipli» über die einzelne» Mitglieder. Wenn sich diese auch zum Theil'aus der nitter- geordneten Stellung erklären läßt, welche die niedere katho lische Geistlichkeit gegenüber dem höhere» KleruS einnimml und auS dem unbcdliigte» Gehorsam, zu welchem jene diesem verpflichtet ist. so füge» sich dock, auch alle weltlichen Mit glieder anstandrloS den Anordnungen der anerkannlen Führer und besonder- dcS schlaue» TactikcrS Windlhvrst. ES ist daö erst in den letzten Tage» wiederum bei inehrcrcn Gelegen- beiten zu Tage getreten zunächst aus dem Düsseldorfer Kal ho likentagc, sodann zeigt eS sich jetzt auch darin, daß sofort, als der Freiherr von Hoiningcn vom Fürste» von Tburn und Daris aus seiner Stellung entlasse» worden, für Jenen durch Verzicht emcS Anderen ein Abgcortnckcnmandat frei gemacht wird. Und schließlich zeigt sich diese DiSciplin auch i» der Presse. AuS der „Schlesischen BolkSzeitung" wurde der Converlit Itr. Hager entfernt, weil er nicht prompt gehorchen wollte, an seine Stelle ward Vr. GarthauS gestellt, welcher vorher die ParlaincntScorresponvcnz dcS CenlrumS in Berlin gelcitcl hatte, und der frühere Redacteur der „Schlesischen VolkS- zcitung", der nachher der Berliner „Germania" Vorstand, Herr vr. Frau;, ward als Kanonikus nach BrcSlau berufen und muß zugleich die politische Haltung deS schlesische» Blattes leiten und überwache». Vr. Franz ist gelegentlich im preußi schen Abgeordnetenhaus,: vo» dem früheren CulluSministcr Vr. Falk als der schlesische O'Coiinel bezeichnet worden, und in der That ist seiner Zeit seine Wirksamkeit auf die Mafien eine ähnliche gewesen wie die deS irischen Agitators. ES ist dringend nolbwenkig, daß alle Parteien, denen die Erhaltung und der Ausbau deS Reiches am Herzen liegt, sich aus sich selbst besinnen und in Bezug aus die DiSciplin vom Gegner lernen. Besonders die Nationalliberalcn haben in dieser Hinsicht, waS wir nickt bemänteln wollen, schwer ge sündigt. Will die nationallibcralePartei wieder den Einfluß gewinnen, den sie halte, und daS ist zum Heile dcS Vater landes curckauS »olbwendig, so muß sie siw fügen lernen, so muß sie sicb untcrortnen dem Worte ihrer Fübrcr und »»aus- gesetzt dafür Ibälig sein, daß die Parleidisciptin ihre Mit glieder fest und sicher zusammen hält. Die zweite Auflage des Klinilterinm /erry. Am 30. resp. 3l. Ociobcr ist der sättige Wechsel für das Mininerium Kcrrn aus unbestimmte Zeit prolongirt worden, zwei Drittel der Depntirtenkaimncr haben die Bürgschaft sür Begleichung deS DeficilS übernommen und das übrige Drittel sieht sich mit seinen Forderungen aus die Zukunft vertröstet. Am 7. November sind dann »och die beiden Anträge abgelehnt worden, welche den Slurr de» EabinctS zur Voraussetzung hatten: Laroche-Jouberl hatte beanlragt. daS Ministerium in Anklagczustand zu versetzen und ein anderer Antragsteller wünschte die Einsetzung einer Commission zur Prüfung der -zonkmangelegeuheit. Damit ist die seit Juli ausgesummlc Rechnung der Firma Fcrry-ChaUemel-Lacour durchgcsinchc» und da« Colon,algeschäst en xro» Neue beginnen Da» ist eine so verblüffende Wendung der Dinge, wie sie nur in Frankreich möglich ist. Prämissen und Schluß siebe» mit einander in unlösbarem Widerspruch, wer folgerichtig zu denken und zu nribc.lcn gewöhnt ist. versteht daS einsack! ^entsteht, ob denn irgend etwa» geschehen G'Sentheil verändern konnte, die Antwort daraus ist aber nicht zu finden, die Sachlage ist noch beute genau dieselbe wie vor vier Wochen. DaS Ministerium Tonkinangelegenhcit den unverantwortlichsten bewiesen, e.nen großen Krieg begonnen n„t zweisel- Cb n7 entsprechende Vorbereilungen. Sb,na stebl aus dem P.mcte, i„ Tonkin einzumarschircn Baeninb ,st von Chinese» besetzt, soll aber trotzdem nächsten« angegr,/en werbe» und wen» da« geschieht, so ist ter Kriea L.KL s?-. »r ;l>.« « L »7.-^, k,°«, ü" S^ - lie dem Ministerin,,' ihr volle« Lertraucn auS unv räumt alle Schwierigkeiten hinweg, die ihm Hindernisse bereiten könnten. Vergleicht man damit die Lage vor l5 Monaten, als Freycinel die Kleinigkeit von 4'/, Millionen Francs verlangte, um die Kosten für eine etwaige Aclion der französischen Flotte in Egypten z» decken, so ergicbk sich daS Unbegreifliche, daß eine große Majorität e,m Sttirz des Cabinels hcrbeisührte mit dem Erfolg, daß England in EgYPlen freie Hand erhielt und die sianzösssche Flotte den Euezcanal verließ. DaS lhal die Kammer in der erklärten Absicht, fick nicht ans ein gefährliches und weit- auSsehendeS Abenteuer emzulassen, und beule? Man möcblc säst glauben, daß die Franzose» Tonkin als Revanche für EgYPlen betrachten und deshalb sich mit Allem einverstanden erkläre», blvs um — England zu ärgern. In ter Tbat eine ausgezeichnete Politik, welcher Europa seine Bewunderung nicht versagen wird! Tie Folgen saugen bereits a», hervorzntreten. AlS der Tod Riviärc'S bekannt ivurde, bewilligte die Kammer 5 Millionen, jetzt werden weitere IO Millionen verlangt. Natürlich herrscht vollste Ucbcreinslinimulig in der Kaniiner darüber, daß mit diesen Bagatellen auch noch nicht der zehnte Theil der Kosten be zahlt ist, eS ist aber >,»» einmal hergebrachte Praxis in Frank reich, daß der größte Theil der Ausgaben auf Umwegen ge deckt wird; sind bedeutende Summen nölhig, so greift man zur Anleihe. Dabei läßt sich etwas verdienen und deSbalb werden sie bewilligt. Derselbe Finanzminister Tirard, dessen Rücktritt bereits enlschieden zu sei» schien, machte der Budaet- commissson am 7. November die Mitthciluiig, daß die Re gierung im März eine Anleihe von 320 Millionen Francs rreiprocenliger amorlisirbarcr Rente sür ein außerordent liches Budget aufzunehmen beabsichtige. In diesem Budget werden vorauösichklich die Summen unter anderen Namen siguriren, welche die Tonkinexpetilion wirklich gekostet hat. PiS zum März hilft man sich mit den vorhandenen Be ständen und das klebrige findet sich dann. Bekanntlich be liefen sich die Kosten der mexikanischen Expedition aus mehrere Milliarde», also ist mit Sicherheit zu erwarten, daß auch diese 320 Millionen nur ein kleiner Anfang dessen sind, was die Franzosen für ihren KriegSruhm zu bezaüle» haben werden. DaS ist aber ganz glcichgittig, wenn nur den Engländern dadurch Schaden zugesügt wird. Bon der Wiederherstellung der Monarchie ist e« uaterdeß wieder still geworden, auch von den Zwistigkeiten, welche zwischen dem Präsidenten Grcvy und dem Muilslerpräfidcnte» ^erry ausgebrochcn waren, hört man n'chtö mehr, dagegen empfängt Grcvv die Besuche russischer Großfürsten und die selben Gäste verkehren auch beim Herzog von Aumale. DaS sind nalkrlich rein« Privatangelegenheiten, die mit Politik nicht» zu thun haben, aber zuin Nachdenken rege» sie dennoch an. Frankreichs Hoffnungen sind nach wie vor auf Rußland gerichtet, daS tritt bei jeder Gelegenheit hervor. Wenn irgend ein russischer General eine Taktlosigkeit begeht, wie neulich General Draaomiioff in Dijon, dann geräth ganz Frankreich in Berznckung und sieht seine Regimenter sihon alS Sieger in Berlin cinziehen, und wenn eS an wirklichen derartigen Tbalsachen fehlt, nun — so erfindet man etwas. daS die EinbitdungSkrast beschäftigt, wie den Toast beim Abschiedöscst sür den Admiral JaurüS in Petersburg mit obligater Marscillaisenbegleitung. Mil welchen Hoffnungen Halle General Thibaudin der Wicdcröfsnuiig ter Kamnierscssioii entgegen gesehen! Die Intransigenten machten seine Sache zu der ihrigen und der Einfluß dcS Elysec schien ihm sicher, um den gestürzten KriegS- miiuster wieder auf te» Schild zu heben. Statt dessen ist er heute eine gefallene „Größe", um die sich kaum noch seine Freunde von gestern bekümmern und sei» Nachfolger Campe- non sitzt bereits so fest im Sattel, als ob er seit dem Januar 1882 das Portefeuille de- Krieges gar »icht aus der Hand gegeben hätte. DaS find alles Dinge, welche man nicht ver stehen kann, wenn man die Vorgänge, die sich hinter de» Conlisse» abspielc», nicht kennt. In Frankreich ist die finanzielle Seite einer Frage die jenige, welche in erster Linie entscheidet und nächstdem die persönliche Seite. Wer die Börse aus seiner Seite hat, dessen Politik triumpbirt. DaS wußte schon Gainbclta und danach handelte er, durch die Presse wirkte er auf die Börse und durch beide aus die Polttik. Fcrry ist mit augenscheinlich »och größeren« Erfolg in seine Fiißsiapfen getreten, er hat die sinanziellen Kreise für die Tonkinexpediiion zu interessircn gewiißt unv dadurch eine unschätzbare Stütze gewonnen. Vor Kurzem ging die Mittbeilung durch die Blätter, daß die Orleanisien 100 Millionen znfamineiibnngen und damit die Monarchie wieder beriicllcn wollte». Mag daS nun Erfindung oder Wahrbcit gewesen scm, man erkennt daraus, wie solche Tinge in Frankleich gehandbabl werten. ScbUrßlich ist e» den Franzoien gleichgiltig, ob Vas Land Cgvpten oder Tvnkni beißt, Congo oder 'Madagaskar, wenn nur iür die Geldieute etwas dabei beranSkomint und die Firma R publik hat auch nur so lange Conrs, als ne sich für die Soerulaliv» verwerlhcn läßt. Scheint die Monarchie mebr Cbanee» z» bieten, so wirst man sich ibr in die Anne. Was die Chauvinisten und die Intransigenten zu lbiin belieben, ist im Ganzen ibr Privatvergnügen, ma» läßt sie so lange gewähre» und be dient sich ihrer, »in dadurch eine Hausse oder eine Baisse zu pousfircn, sonstige Gefahren, welche dadurch hcranfbeschworen werden könnlcn, kommen erst in zweiter Linie in Betracht. Da« ift die einzige Erklärung für daS, was sonst unerklärlich bliebe. r.'cipzisi, S. November 1883. * Die „Provinzialcorrcspondcnz" erörtert heute in einem lange» Artikel den Diäte»fonbS der Fortschritts partei. Neue GeiichtSpuncte bietet die Besprechung gerade nicht. Vo» Interesse scheint u»S nur die Bemerkung, eS könne zweiselliasl sein, ob die »ioralische Unzulässigkeit der Einrichlung zugleich eine rechtliche sei, beziehentlich ob die Annalime einer Enlschädigung sür die RcichSlagSthätigkeil ohne Weiteres alS Verzicht aus das Mandat angesehen wer den müsse; ein hervorragender SlaalSrechtSlcbrcr Hab« sich schon vor Jahren in diesem Sinne ausgesprochen. Vielleicht veranlaßt, um die Streitfrage endgiltig znm AuStrag zu bringen, Jemand im Reichstag eine Prüfung der MandatS- giltigkcit nach dieser Richtung hin? — Der Artikel de- halb amtlichen Blatte« lautet wörtlich: Tie vo» der Fortschrittspartei begründete Tasse zur Gewährung von Tagegeldern an ihre dem Reichstage angehörigen, nicht in Bcr- lin lebenden Fractionsgenosien bat in letzter Zeit den Gegenstand zahlreicher publicistischer Eröriernngen gebildet. DaS Ergebnis der- selben ist gewesen, das; die Organe aller Parleien (Ine betheiligte Parle, natürlich ausgenommen) diese- fortschrittliche Institut sür dem
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