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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188212065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-12
- Tag1882-12-06
- Monat1882-12
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1882
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Grschetnt täglich , früh SV, Uhr. Rktartssn und Llikditio» Johanue-gasse 33. APrrchltuudkll ßer Akß«cti«»: vormittag» ll>—12 Um. Nachmittag ü—4 lldr. PN tt» Raa«»»« ,i»,«1«,l,rr vttnuicrwe» »m «ch tu Re»«c»>«» inLl »«rd>»rlich. *««>»«- »er für »ie «ächstfeige,», »„««er »eftimmten Jnieraie a» »«cheuworu »>» - Utzr Nachmittag». « r»«u- un« -eittagru srütz di«U»Q Zn den /Malt« für 2«s.->«aal,mt: Vtt» Nirm«. Universität«Krake 21. Lnui« Lösche. Kathartnenüruße 1ö, p. «ur dt« ,ö Utzr. UchZM.TWMM Anzeiger. Lrga« fSr Politik, Localgrschichte, Handels- nnd GeschLftSverkehr. Auflage L7SSV. Adomltmrnl»»rriv vrenelj. 4'/, tuest Brmgrrlod» - Mk.. dura» dir Lost bezogen 6 ML Jede em»eme Rümmer Ä Ps. Seleeczrmolar 10 Bf. G-büdren »ür Extrabeilage» «due Lostbetörüerung 39 ML «tt Lostdcivrüeruag 48 ML Inserate Sqewallene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriften lam nnjerem Prrts» »erzricuaiß. Da bellartscher La- aaw höherem Laris. Lertamr« imtrr den grdacti«n»ürich die Soaltzeile SO Bf. Zmerarr Na» stets an »>« ckypetttin» zu ieaoe». — Nasan wir» nicht gegeoeu. Zahlung pruoouuiaruuuo ovcr üuroi stost- aawaaome. ^340. Amütcher Theil. VekanntmachMA« Da» Derzeickniß der bei der bevornedenden Ergänznng«- iribl der Herren Skaolverordnet« wahlberechlißt« Bürzer erleiket nachstehend« Veränderungen. Es ist nämlich nack',ntrcig«: Zu II. Unanfässige: Laus. Rr. Bor- und Zunamen Stand und Gewerbe Marx, Heinrich Moritz Dteindruckerri» desitzer Wohnung Löuigsstr. »2. Säuberlich, Paul Heiur. Otto Procurift Weststrabe SS. Thomsrn, Johann Detlef Kaufmann Brühl 6S^S6. Ferner sind in dieser Abtheiluug noch zu berichtigen: Ir. 2311 muß e< heißen: „vr. zur. und LanczerichtSrath'' statt vr. jnr. und Lmt-richtrr. » „Eurt Juli»«" statt Gustav Adolf. » „Gustav Adolf" statt Curl Auliu». » ..Schulstraße 1" statt Petersstein weg LS. » „HairS AlphonS Ferdinand" statt Han- Adolf Ferdinand. Leipzig, am 1. Tecember 18S2. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.N. , 3841 - » 3842 - d 6031 - « 10162 . Vekamilmachung. Für die nächste Borftellung zum Best« de« Theater» Prnfions-jhottdS, welche Mittwoch, de» S. Dece«ber d. I. staltsindey soU. ist dir Oper „Die Meistersinger" von Richard Wagner gewählt worden. Wir hoffen, daß gerade diese Wahl für da- geehrte Publicum ein besonderer Beweggrund ln» ivtrb, seine Theilnahme für de» gedachten Pcnsion«- Knid« dnrch recht zahlreichen Besuch da Vorstellung zu beweisen. Leipzig, den 20. November 1882 L. Der d«» r-,atcr.P?ust»»«.; Milttllmchm-. Et- kann in vielem W «nd Ei- kann in diesem Winta auf folgende» Petzen'abgeworsen werden: 1) auf dem Damme an ver rechten Gelte de« Schleußiger Wege« zwischen der Spießbrück« und dem Thorhaus«. 2) au der Böschung de- au,gelullten Platze« an der Lin» denauer Cbauffee und dem Leutzschn Wege. Leipzig, am 2. Decem der 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hemnz. Gewölbe-Vermitthung. Da« gegenwärtig an Herrn Kaufmann Salomo» der» meldete Gewölbe -kr. S i« der Ge»rge»halie sBrüdlieile) soll von» L. Ja»»ae L8SS a« ge»»» rinßelbjckhrltche KSadigung anderweit »eewtechet Werden. Methgesuch« «aden auf dem Rathhans«. 1. Etas«. Zimmer Nr. 17 entgegengenommen. auch könne» ebendaselbst du Lermiethuna-bedmgungen und da« Lnventarin« de« zi, Lnmicthenvm Gewölbe- emgeseden «erden. Leipzig, den 1. December 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Slöß. Vckanntniachllng Ja unserer Verwahrung befindet sich ein Hundertmarkschein, welch» am 3. Oktober L I. in hiesiger Stadt gesunde» nnd an uns abgsliesert worden ist. vir fordern den Liaenthümer de« Scheine« wiederhol! ans, sich wgeslamt in unseren» Lommissariat zu meldcu. Leipzig, am 4. December 1S8S. La« Polizei-Amt der Stadt Leipzig I. «.: Junck, Pol^Ratd. " «. Königliches Gymnaßum. Anmeldung zur Ol'terausaahme tzeeurr-tag de« It„ Kreits« de, 1». «ad G««»ad««» de» IS. La,««, 10-1 «ad »he. Ich bitte bei der Anmeldung da« letzt, Unterricht-zMgntß vor- ^ piipzjg, am o. December 1882. Richard Richter. Rector. Nichtamtlicher Theil. Zur Lage in Lulgarlen. Schon feit längerer Zeit gewinnt e« den Anschein, daß Im FÜrstenlhnm Bulgarien sich Einflüsse und Agitationen gellend zu machen versuche», «eiche die Absicht verfolgen, da» Land nicht zur Ruh« komme« zu lasse« »nd di« »ormele Entwickelung sewer inneren und äderen Verhältnisse — störe». Zumal hat die bulgarisch« Regierung Ursache, f zezen du wenig freundnachbarlich« Haltung Ales» Pasch«.,, ,a gegen die aeradrzu rücksicht«lose türkische Wirthschast i» vstrnmeleu zu bektagen, wo man thatfächlich nicht alle« i» ganz offener Weise die einfachsten internationale» Pflichten drrletzt. sondern völlig absichtlich di« bnlgarisch« Regierung duich die taktlosest« Kundgebungen zu beleidigen werfncht. Oder ist e« etnm keine Beleidiaui« der dalgartlcha» Aegirrnng. wn«, nM «ar ein Beispiel anzusübren. Aletv ßa'cha einen an« Sofia deftrtirten bulgarische» llntervffliier, kn üöerdir« sogar nicht ihm gehörige Gelder und Militair» efficlea mitgenommen, mit offenen Armen empfängt nnd de» sadnenflüchtizen Deserteur mit einem «och Höhere» Grad«. A " « der bulgarisch«» Armee besefi«,. in di« »strnmelische «>l>, mm,ht 7 Diese« unbegreiflich« Benehmen Al-ko Pascha» Thatsaihe, di, mit Recht di« ganz« tmgraschePreff« mAnsregnng versetzt und nnschwer schtteßeu litt, »eiche drplomatisch-wternalionale» Lactiofigkeitea von Zlvitterstaatswef« Ostrumelren« «ch Mittwoch dm 6. December 1882. 76. JahMNg. Auch da« Ergebuiß der Wahlen für da« Erecutiv-Comits in Ostrrmelien war. weil e« zu Gunsten der bulgarischen Be völkerung ausgefallen, nicht nach dem Wunsche Aleko Pascha« und seiner Rcgierung-leute. Der General-Gouverneur Ost- rumelien« faßte sofort den Entschluß» da« ihm unbequeme Execukiv-CvnntH gar nicht in Thätigkeit lrelen zu lasten und seine Auslösung in Konstanliaopel durchzusetzen. Zu diesem Zwecke wurde, wie wir schon an anderer Stelle erwäbnk haben, der ostrumelische Hosrath Crespin. einer der intim sten Rathgeber Lleto Pascha«, nach der türkischen Haupt stadt gesandt, wo erster» angeblich mächtige und cuiflußreiche Verbindungen besitzen soll. Unmöglich scheint Dies gerade nicht, weil kurz vor der Abreise CreSpin'« nach Ko.ttiantinopel di« bulgarische» Journale die jedenfalls nicht uninlerestante Entdeckung gemacht halten, daß dieser Hosralh CreSpin eine höchst mysteriöse Persönlichkeit sei. die, wie durch Zeuge» erwiesen, noch vor zehn Jahren al« Jesuit in den katholischen Kirchen Smyrna« und Konstantmopel« Messe gelesen nnd gepredigt habe! Da mag e« denn allerdings möglich sein, daß dem gegenwärtigen ostrumolischen Hofrathe noch gewisse einflußreiche Verbindungen zur Seite stehen! Lies, und ähnliche Vorgänge führten, wie unschwer z» begreifen, auch zu Conflicten zwischen Aleko Pascha und dem russischen Generalkonsul v. Krebel in Phllippopel. Aleko Pascha soll gelegentlich einer llicterrednng mit Letzterem sich jo weil vergessen baden, ihm mit einer Handbewegung nack der TdÜre zuznrusen: „l,,i«s«r»v>o1 trangullls!^ — Die An- kunft CretpinH in Konstantinovel machte sich bereit« durch einen Artikel in dem Bulgarien feindlichen „(Lastern Expreß" bemerkbar, worin die Vorgänge gelegentlich der Wahlen zu dem Execuliv- Comilä und di« Ursache« dcs ConflicteS zwischenAlekoPascha und dem russischen Generalconsul zu Gunsten de« Ersteren völlig entstellt geschildert werden. Gleichzeilig wird auS Plnlippopel gemeldet, daß dort ein Beamter der russischen Botschaft in Konstantmopel angekommen sei. besten Eintreffen in der Hauptstadt Ostrumeliens mit dem Confliete zwischen Aleko Pascha und Herrn v. Krebel in Verbindung gebracht wird, deren Beziehungen bereit« ul« überau« gespannt bezeichnet wnden. Während diese Dinge, deren ernste Natur nicht zu unter schätzen ist. in Ostrumelien Vorgehen, kommen auch au« dem Fürsten»bum Bulgarien ne«, überraschende Nachrichlen, die au» verschiedenen Gründen zu allerlei Bermuthunaen ver» anlaffuna geben, von deren Erörterung wir vorlausig hier noch adsehen wollen , — Mia nämlich schon im telegraphische« Wege bekannt ge- ward». V i» Rnchschllk plötzlich, wie ein clean er mneilio», der sogömant« „liberale" Parteiführer Zankon» aufgttauchl. um der Regiemmg gelegentlich der bevorstehenden Wahlen neue Ber- leg«nherle» zu bereiten. Wiewohl in gewissen Blättern, bi« gerade nicht durch ihr LerstLndniß der bulgarischen Verhält nisse sich bemerkbar machen, von einer „großen Aufregung" in Rustschak di« Rede ist, so hat dennoch die bulgarisch« Regieruug mit anerkennenöwerther Energie den jedenfalls unberufene» Bolkstribun und Agitator Zankow hinter Schloß »nd Riegel gesetzt, wodurch vorläufig die,er Zwischeufall seinen Abschluß gesunden hat. Es verlohnt sich indeß immerhin der Müde, auf Herrn Zankow und seinen Putschversuch iu Rustschnk «inen kritischen Blick zu richte» Vor Allem müssen wir sesii'lellen. daß da» ganz« agitato rische Wesen Zankow'«, zumal sein jüngste« Auftreten in Nust- schut mit dem wirtlichen Liberal!-mu«, der niemals die gesetz lichen Schranken durchbricht, nicht« zu thun hat. Herr Zankow ist kein vernünftiger Liberaler; er scheint vielmehr nnht übel Lust zu haben, sich für einen demagogischen Bolks tribun. für einen bulgarischen Garibaldi ausspielen zu wollen und. wie sein italienisches Vorbild e« gcthan, alle Bedingungen praktischer Politik, sowie di« Verhältnisse und Gesetze seine« Katerlcmve« völlig unbeachtet zu lasten. Da» ist auch au« de« sogMWMt» Wahlmanifeste Zankow'« zu ««tuebmen. welches, tzermsae feiner Form und seines Anhalt«, iedenfall» »ehr eine revololtvnair« Proclamation zu neuneu ist. Wie alle Nevolntionaire und sogeuaunten volttbefreier, träat auch Heer Zankow in jenem Schriftstücke ein große« Selbstbewoßtsein» ja eine politische Unfehlbarkeit zur Schau, vi« settzstnooß-ikdtich n»r darauf borechnet ist. den in polili- schen Dinge« wenig kritischen volk-maffen zu imponireul „Ach bi« überzeoat," begiunt Herr Zankow sein sogenannte« Manifest, „daß »hr mit Ungeduld meine Meinung darüber erwartet, wie rhr e«ch angeficht« der bevorstehenden Dahlen nach de« nene« Wahlgesetz« zu verhalten habt. Leider dürsten sich unter euch Viele befinden, welche euch zu bereden ver suchen werden, nach de« neuen Wahlgesetze zu wählen. Da« sinv aber nicht euer« und de« bulgarischen Volke« Freunde, sondern Feind«dervolttrechte.Lente.welche sich gegen da«Bolk verschwören, um dasselbe zu unterjochen und seiner Freiheit zu berauben. Bulga rische Patrioten, Beamte und Nichtbeamte! vor euch vollzieht sich «in Ereiguiß, welche» entweder dir Vernichtung der DolkS- recht« ober die Wiederbelebung derselben zur Folg« haben wird. Fühlt ibr denn nicht, daß etwa« schwer aus dem Volke lastet 7 Die bulgarischen Patrioten, welche die« fühlen, müsse» «« laut dem Volke verkünden, daß jene Last Bul- garien noch schwerer bedrücken wird, fall« da« Volk Alle- ruhig über sich ergehen läßt. Werdet ihr eine neuerliche Störung der Rübe «ad Sicherheit eure« Vaterland«« vor der Geschuhte verantworten können? — Wißt ihr, wa« iu ganz ähnlich«, Beziahnng der uordamerikanische Patriot Washington gesagt- A»m et» Patrwt weiß, daß er durch sein« Rath- schläg» i« wichtigen Kragen wirken kann und die« nicht thut. s« dqpht «e mU Dkrtzrrcheu." — „Wa- »ich betrifft." schließt Herr ZmRs» setz» Manifest, „so kann ich gegenwärtig mit getznnb«,«» HUchrn nicht« Andere« thun. al« diese Schrift unter euch verbreite» zu laste« und abzuwartr«. »b ihr noch Vaffekb« bwgarifch« Volk seid, welche« vor verhältnißmäßig kurze, Zeit »at», der türkische« Herrschaft ebenso schwer wie aege»»«tig fstr sein« religiösen «n« politischen Rechte ge- lute« hock." S<bo» au« diese» Stellen de« ziemlich lange» Manifest»« a^t zweifellos hervor, daß Herr Zankow die erlaubten Ngilatw»««iUel in bedenklicher Weise überschritten hat. Dazu gesellt sich »och fein plötzliche« Erscheinen in RustsLuk, welche« auch nicht oh»« Berechnung schien und wahrscheinlich in erster ?i»m a»s di« volkswasten «in« züudenbe Wtrkyig übe» sollt«. Mewohl au» einige Journale, wie bereit« erwähnt, i» Folge dieser Vorgänge von einer „großen Ausmanna" in Rustschnk gesprochen haben, so steht V«»»»ch fest, daß der ganze Putschversuch Zankow'« in kläglichster Weife »erlaufea ist. wenn di« bulgarische Reaierung gegen diese Ruhestörungen und revolutionairen Anschläge nachdrücklich eiugeschriZteu ist» so hat sie nur Da« gcthan. wa« jede andere Regierung m einem ähnlichen Falle tbun mußte. Daraus ergiebt sich von selbst, daß man in gewissen Kreisen sehr Unrecht hat. den Agitationen Zankow'« und dem. wa« damit in Verbindung stehen mag, em liberale« Mäntelchen umhängen zu wollen. Nicht minder Unrecht thut man. die bulgarische Regierung in tendenziöser Weise al« eine „rechtlose absolutistische Willkürherrschaft" zu bezeichnen. So schlimm mag e« dort schon aus dem Grund« nicht stehen, weil, wie wir inzwischen erfahren. Herr Zankow, tro« feine; bedenklichen Pronunciamento« in Ruiischuk. ans Befehl der Regierung i» Sophia, auf freien Fuß gesetzt worden ist. Leipzig, 6. December 188S. * Au« Berlin wird un» vom Montag geschrieben: „Die heutige Verhandlung de« Abaeordnetenbause« zeigte reckt deutlich, wie verfahre» unsere ParteiverhLltnifle augenblicklich sind. Der Etat de« Ministerium de« Innern stand zur Debatte und dieselben Positionen, welch« bereit« da« vorig« Mal auf der Tagesordnung gestanden und auch heut« wieder der Erledigung harrten, sind zum dritten Mal für Mittwoch anzesetzt worden. Wenn auch die Elat-- Berhanvlungen im Allgemeinen zunächst, wie der Abg. Berger neulich bemerke, in einem so beschleunigten Tempo geführt werden, wie e« seit 18 Jahren nicht der Fall g««es«a ist. so knüpfte sich merkwürdiger Weis« an «tuen Tit«l» welcher i» früheren Jahren ziemlich glatt er ledigt wurde, diesmal «ine recht langwierige und zeitweise auch recht erregte DiScussion. Er handelt sich um die Besoldung der Gendarmen. An und für sich Kielet dieser Titel in der That keinen Anlaß zu Differenzen, denn daß diese Beamten nvlkig und nützlich sind, wird ebensowenig von dem radikalsten Fortschrittler bezweifelt wie von dem reaktionärsten Laubrath. Aber eben, wie schon gesagt, die eigenthümuch« Lage unserer Parteiverhältniffe. die Ungewiß heit darüber, auf welche Fraktion die Regierung zunächst geneigt ist. sich zu stützen, brinat e« dahin, daß die Abgeordneten, welche «neu gewissen Einfluß genießen und sich »it mehr oder weniger Recht selbst eine gewisse Bedeu tung zuschreiben, di« Regierung zu klarer Meimuags- äußerung zu provocire» bemüht sind. U»v hier ist e« P»r Nitr» Herr ür. Piadt-orft, wrkcher für stch selbst und s?r sein« Härter h«r gewünschter Klarheit entbehrt und jede Gelegenheit benutzt, um die Regierung, da- heißt im «bgeorvnerenhaufe besonder« dm Vioepräsidmt«» de- Staats- Ministerium- Herrn v. Puttkamer, zu „zupfen und zu trelen". E» war aus allen Seite» de- Hause» neulich nicht unbemerkt geblieben, daß Herr v. Pnttkamer die ihm dar- gebotene Gelegen beit benutzte, um für seinen AmtSvorgänger im Eultusmiittsterillm, Herrn vr. Falk, eine Lanze zu brechen. Mit Recht wurde dieser Vorgang als ei» .Leichen ver Zeit", als ein Symptom für die krankenden Beziehungen zwischen Regierung und Eentrum gedeutet. Es ist wahr u«d klar, daß diese Beziehungen in letzter Zeit — und nicht zum Wenigsten infolge der vergeblichen Bemühungen mit der Curie in da« gewünschte Einvernehmen zu gelangen — bedeutend gelockert sind, und eS ist jetzt bekannt, daß unser Kanzler dce Grenze de» Nacboeben« bereit« gezogen hat. „Bis hierher und nicht weiter", soll er neulich iu der Unter redung mit einem hervorragenden uationalliderale» Staat«- manne gesagt haben, und die Besorgoiß des CentrumS ist ebenso begründet wie die Hoffnung der liberalen Partei, bezw. die Zuversicht auf unseren großen Kanzler, baß dieselbe Consequenz welche wir mehr «nd mehr an ihm zu bewundern Gelegenheit haben und welche neuekding« durch dce Poscbiager'schen Publi kationen in so überraschender Weise actenmäßig belegt worden ist. auch in dem Kampfe mit Rom zum Ausdruck kommen wird, und sein „nach Canossa geben w»r »icht" ist ihm hente Devise wie vor zehn Jahren. Wa« wir darum heute und immer wieder «nd wird« fordern, ff! verträum in die be währte Führung unsere« Kanzler«. — E« handelte sich also, wir schon erwähnt, heute um di« Bewilligung de« Posten« für die Gendarmerie. E« war angeregt worden, daß eine Vermehrung der Beamte» nolhwenbig wäre zur Bekämpsnng der Baaabondag«. Herr Windthorst konnte die günstige Gelegenheit nickt vorüdergehen lasten, ohne „in Culturkampf z» mack«". Di« Zunahme de« Lcuckstreicherth»»« sei vor Allem «in« Folge der Bedrückung der Religion, welcke durch die Aera Fall Herbeigefvhrt sei. An süßlicher Weife erläutert« er der conservativen Partei, daß di« protestantisch« „Gchwester- lirche" ebenso zu leiden Hab« unter d«n Maßnahmen der staat lichen Gesetzgebung wie die katholische. Und Herr Windthorst apostrophirte in diractester Weise Herrn v. Puttkamer und verlangte voa ihm einen Widerruf feiner ueulichen „chevale- retken" Lertbeidigung der Falkschea Amtsführung. Indeß aller Lieb« Müh «ar umsonst. So sehr er auch mit sammet- weichem Katzenpfötchen den Minister streichelte und für frühere Amßeruagea belobte. — Der Landgraf blieb heut« hart: Herr v. Pnttkamer hatte nicht« zurtickzunehmm. nicht« zu widerrufen. Und von der rechten Seite die Herren Strofser und Kropatschek waren ebenfalls außer Stande, Herrn Windthorst zu secundiren. so wenig wie Herr v. Rauch- Haupt. Alle« in Allem Iön»m wir «ur sagm. daß wir mit de« Verhalten der Regierung die«mal zufrieden find, und wer sich auf di« Zeichen do« Zeit versteht, muß e« «iusehen, daß der vltramontauiSma- «nd di« gefürchtete Reaktion bei un« im Niedergang« sind: der deutsche Kaazler steht auf staat-mämiischer Höh«, und so lange wir so glücklich sind, ihn ur bcfitzen. Lerden die Bäume de« Leatrum« »icht in de» Himmel wachsen." * An di« al-baldiae Auflösung de« Reich-tag«. diese« Märchen, da« nicht leben kann und »icht sterben will, glaubt eigentlich kno verständiger. Nur Herrn Richter bleibt es Vorbehalt«, da« interessante Thema in immer neuen Variation« zu behandeln. Man vergißt, wenn man die Thätigkeit de« fortschrittlich« „Führer«" sich vor Augen hält, gemeiniglich dm Umstand »tt »n Erwägung zu zieh«, daß derselbe nicht blo« «» eifriger Parlamentarier, sondern auch ein vielleicht noch fleißiger« Journalist ist. Al- solcher stallet er eine Reihe von Provinzialblättern minder« Graves mit gleichlaut«»« Bülletins an«, i» welch« sich auch zuweilen sogenannt« ..Nachricht«" Verirmn. An seiner Cvrrespoadenz nun behauptet der Abg. Gtgen Richter, steif und fest an die Absicht« und Pläne des Mrstm ViSmarck hinsichtlich der Reich«tag»auslöluug zu ulauh«. Was «»1 solcher Reizung der politisch« Nervosität i» Deutschland erreicht werden soll. ist nicht gut ersichtlich. Tiner gewissen radikalen Richtung dient e« allerding«. wenn da« leidensckasllicke Mißirauea gegen Alle«, wa« au« ver Wilhelmstroße kommt, geflissentlich wach erhalten wird. Aber Ucberlreibunaen können (die Er fahrung hat es bewies«) leicht zu einer Adflumpsung führen» die dann sich a« Denjenigen räwt. welche sie veranlaßt haben. Der Au-gang der preußisch« Landtag-wahlen dieses Jahre« wird für'sehr lange Zeile», ein warnende« Memento bleiben. * Fürst DiSmarck'«Ankunft in Berlin ist in all« politischen Kleisen mit Ansnahme de« Cenlrum« mit großer Befriedigung ausgenommen Word«. Der Fürst ist übrigens nicht (so schreibt man un«), wie in verschiedenen Blättern zu les«. „bedeutend gealtert." Allerding- trägt der Kanzler jetzt einen Volldart, welcher sein« Jahren eniiprechend weiß ist. Im llevrigen tritt er stramm und fest auf, und au« k« Augen leuchtet da« frühere jugendliche Feuer. Bekanntlich erschien der Fürst vor drei Jahren nach seinem Sommer- ausenlhalt in Barziu ebenfall« mit einem Vollbart, welcher allerding« bald daraus der Sckeere zum Opfer fiel. Fürst Bi«marck wurde bereit« DienSlag im Reichstage erwartet. Montag Nachmittag um 4 Uhr hatte der Kanzler eine ein- stllubiae Eonserenz mit dem Kaiser. Da« Publicum hatte sich sehr zahlreich ans dem Stett'uier Bahnbofe einaefundm und begrüßte den Fürsten bei seiner Ankur sl iu lebhafter Weis«. Coeuso hatten sich in der Wilhetmstraße und zumal vor dem ReichSkanzlervalai« zahlreiche Gruppen rusammm- aefimden. Der Fürst hatte zur Fahrt vom Bahnbofe sein« Privatwagen nickt bestellt, bediente sich vielmehr de« berüch tigt« Berliner Miethrfuhrwerk«. * Wie bereit« telegraphisch gemeldet, tritt der Ministen«!» Direktor im auswärtigen Amt«, Jordan, demnächst ein« mehrmonatlich« Urlaub an und wird an seiner Statt zu nächst der Geh. Lea.-Rath Gvrina den Posten interimistisch verwalt«. Ministerial-Director Jordan wird vermuthluh seine jetzige Stelle nicht wieder übernehmen und durch d« Generalconsul vo» Bojauow-ky, zur Zeit iu Lood»», ersetzt werden. * Die Vlll. Tommission hat am 2. December in einer Abendsitzuoa di« tzH. 3S »nd 40 de« Krankenver siche rn na« ge setze«, welch« von der Errichtung von gemeinsam« OrtStrankeneaffen für mehrere Gemeind« oder für eia« größer« Tommunalverband. sowie voa der Aussicht über die Ortskrankencast« handeln, erledigt. Zu K. 39 wurde ei» vo« liberaler Seit« gestellter. wes«tliche Abänderung« der Regie rungsvorlage enthaltender Antrag »it einem hierzu vo» an derer Seite gestellt« Unterantrag mit groß«, Mehrheit «» genommen. Zu tz. 40 wurde beschloss«, di« Aussicht soll, durch dir Kit«« der Landesregierungen zu bestimmend« Behörden, für Gemeind« von mehr als 2000 Einwohner» von d« Vorständen dieser Gemeinden wahrgeuommm werden. An der Sitzung vom 4. December wurd« die ßtz. 41—43, welche von der Uebenvachung der Ort« - Krankenkassen, der Bildung von Verbänden und der Auflösung der Cast« weg« verminderter Leistungsfähigkeit handeln, mit nicht sehr erheblich« Aenderung« angenommen, ebenso der auf die Au- und Abmeldung« der Arbeiter bezügliche tz. 44. Unverändert angenommen wurden die tztz. 4L und 48. durch welch« di» Verpflichtung der Arbeitgeber zur An» und Abmeldung uud zur vorschußweis« Einzahlung der Beiträge geregelt wird. Eine längere Verhandlung wurde dagegen veranlaßt durch tz. 47, welcher die Frage betrifft, welche Beiträge die Arbeit« aeker zu den Krankencafl« au« eigen« Mitteln leist« solle». Schließlich wurde ein von Abg. Buhl und Genossen gestellter Antrag mit großer Mehrheit angenomm«. Nach dem selben soll« die Arbeitgeber ohne alle Rücksicht auf die von den Krankenkassen zu übernebmenden Unfälle und vorbehaltlich besonderer Vorschriften im Unfallversicherung«» gesetze von den zu zahlenden Beiträgen ein Drittel au« eigen« Mitteln zabl«. Jedoch sollen Arbeitgeber, in der« Betrieb« Dampfkessel oder durch elementare Kraft bewegte Triebwerke nicht derwendet und niebr al« zwei dem Kranken» verf,cherung«zwange unterliegende Person« nicht beschäftigt werden, von der »n Frage stehenden Verpflichtung befreit sein, sofern in den Statuten nickt« Andere« bestimmt ist. Die tztz. 48—öl wurden unverändert angenommen. Bei der Be- rathung de« ß. L2 wurde die Verhandlung abgebrochen. Di« nächst« Sitzung findet Dienstag Abend statt. * Ein« in neuerer Zeit vielverhandelte Frage, di« der Neberbürdung der SLüler, kommt in einer dem preußischen Abgeordnekeahause seiten« der Regierung vorgelegt« Denksckriit. betreffend die Bestreitung der Aus gaben der Commissionen für die praktiscke Prüfung der Canvidatm de« höheren Lebramte«. zur Spracke. Es heißt da: „Iu der Revision der Lehrpläne säe die höheren Echulen, welche nach ersetzter Bewilligung der dazu eriorderlichen Mittel mit dein Beginn» de« gegenwärtigen Schullahre« in Geltung gesetzt ist. hat di« llaterrichiSvsrmaltung vornehmlich den Zweck vertolgt, au« der Lehreinrichtung dieser Schulen otine Beeinträchtigung der Höhe ihrer allgemeinen Pilduagsausgab«, Alle« zu beseitige», wa« zu über- mäßig« Ansprüchen an die geistig« Anstrengung unserer Jugend und dadurch zu einer Gefährdung ihrer körpert,wen und geistigen Entwickelung Anlaß geben kann. Voa der Frage der Ueberbürdung der Jugend l» den h»heren Schulen, welche gegeuivSriig in allen deutschen Staaten die lloterrichtSverwallungea beschäftigt, ist hier durch »er dl« ein, Veite getroffen; z» erheblichem Theile wird in der U«bergeugung der betheiligten »reis« der ünlaß der Ueber- bürduug dar« gesncht. daß die Lehrer in Folg« mangelhafter Methodik diejenige Arbeit, velch« sie selbst m den Umerricht«» stunde» zu leisten hält«, den Schülern für deren häusliche Be schäftigung zuweiseo. Dies« Vorwürfe Überschreiten «war durch die Stärke »nd die Allgemeinheit, in welcher sie erhoben werden, nach dem Unheile comvetentrr Beobachter bei Weitem da« Maß de» tharsächlich«, Vegründung; aber andererseits ist nicht »» verkennen, daß de« nmschra die Ablegung der wisst». q «nd die Erwerbung der Aastellnng«, «ach seiner jetzigen Einrichtung nicht die , , . di« didattilche und pädagogische Aus bildung der angehende» Lehrer gewährt. Di« UnterrichiSvrr,valrung hat daß« seit längerer Zeit im Zasammenhoaa« mit der Revision der Lehrpläne die Revision der auf di« praktisch« Bokbilduvg der Lehrer bezüglich« Einrichtungen «»gebender Erwägung unterzogen. Dt« Unterrichtevenvallung hat demgemäß diejenigen Bedingung«, durch deren Erfüll-»« Landtdat»» des höheren Lehramt« nach abgestgter »iflenschaftlicha Lehrumtsprüfting die Anstellung», sähigkeit erworben, einer eingehenden Revision unterzog« «nd ist zu dem Relulwt gekommen, die Verpflichtung zur Ablegung de« Probejahre« und die bestehende Einrichtung desselben aufrecht,» er- halt«, auf da« Probejahr aber etu Jahr kommissarischer Beschäftigungen folge» zu lassen. iu welchem der Candidat mit der selbstständigen Ertheilung einer Anzahl voa Lehrstunden gegen Remuneration b». traut wird, uud an da« End« de« Jahre« der «mmissarisch«, Beschäftigung ewr vraktisch« Lehramtsprüfung tt» letze», io daß erst
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