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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188311102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-11
- Tag1883-11-10
- Monat1883-11
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1883
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» / / Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ketaction u»d Lrprditi»» Johanne-gaste 33. SPrechldlutrn der Nrdertim: Vormittag- 10—13 Uhr. Nachmittag- 5—8 Uhr. »Ur dt» Nttckßad« kt»grt<>ndter M»wU«wtr wacht sich dti ««docnoll »>cht »rrdiudtxh, »er für »te nächstfolgende Nn««er defttnnnten Inserate an »«chentage« bis 8 Uhr Nachmittag«, an «a«n-««» Festtagen früh hi«'/,» Uhr. 3» de« /ilialeu für Ins.-Lmuchmr: vtls Me««, Univcrsität-straße 21. L«nt« Lüsche, Katharinenstrabe 18, v. «nr ht« '/,S Uhr 'cwügcr.Tagtblatt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschüstsverkehr. «nsln-e 18,10«. Ab«u«e»rat«»rri, viertel). 4V, Mt.,. incl. Bringerlohn 5 Mk-, durch die Post bezogen « Mk. Jede einzeln« Nummer SO V. Beleg»emplar 10 Pf. Gedsthreu für «rtrabetlaarM «hne Postbesörderung 39 «1, «tt PostbesSrdernng 48 Mk^ Inserate «gespaltene Petitze He SO Pf. Größere Schriften laut unser PrttS- verzeichniß. rabellarischer ». Ziffern! ah m> ch höher« Daris. Lerlk»e» anter de« Lr-«tir«strich bi« Epaltzei'/e SO Ps. gn^rate sind stet« an die GypestM«« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruauamsriLiio oder durch Post- nalhaahme. ^-314. Sonnabend dm 10. November 1883. 77. Jahrgang. Im Interesse der freien Bewegung des Publicums in den Straßen, besonders am heutigen Abend wahrend der Illumination, machen wir auch unsererseits, in Übereinstimmung mit der betreffenden Bekannt machung der Behörde, darauf aufmerksam, daß es geboten erscheint, thunlichst die rechte Straßen feite einzuhalten. Also rechts gehen! Jur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Tonntag. de« 11 November» Bormittags nnr bis >,S Uhr geöffnet. Lxpvültlon ävs I^elprlxsr ^Lxebluttes. Amtlicher Theil. Lutherftier in Leidig. Zng-Ordnung. Alle vom Festcomitö persönlich eingeladenen Theilnehmer sammeln sich von II bis llV, Uhr auf dem Rathhause, um sich von da aus in den Zug einzufügen. Die beim Gesänge milwirkendcn Sängerinnen und Sänger sammeln sich in der ZohanniSkirche und begeben sich um 11'/, Uhr auf daS für sie errichtete Podium vor der Kirche hinter dem Denkmale. Die Angehörigen der Universität versammeln sich am Augusteum und ziehen durch die Petersstraße bis 11'/, Uhr aus den Marktplatz. Alle Übrigen Bctheiligten sammeln sich in ihren VereinS- localitäten oder an sonst ihnen geeignet erscheinenden Plätzen so zeitig, daß sie bis t l'i« Uhr mit den Spitzen ihrer Züge hinter den aus dem Marktplätze von der Katharinen- ^ur Grimmaischen Straße geordnete» Fähnleinträgern, da« Gesicht nach dem Rathbause gewendet. Stellung zu finden im Stande sind. Ihre Reibenfolge im Zuge ist: Capelle de« 107. Negi«. <1. Hälfst«). 1) Universitäts-Docenten und Studirendc. ». Capelle deS 107. Regt«. (2. Hälfte). 2) Geistlichkeit und Kirchenvorstänbe. 3) Reich«- und Staatsbehörden. Vertreter der Garnison. 4) Rath. Ehrenbürger, Stadtverordnete, Mitglieder städt. Ausschüsse, Handels- nnd-Gcwerbekammer, Börsenvorstand, städtische Beamte. 5) Buchhändler. 6) Conservatorium. O. Capelle de« 100. Regtm. 7) Directoren und Lehrer sämmtlicher öffentlicher nnd Privat- sckulen und Lehranstalten. v Capelle de« Herr« Musikdirektor MatthieS. 8) Bäcker-Innung. 9) Alte BöttcherÄnnung. 10) Neue Böttcher-Innung. 11) Buchbinder-Innung. 12) Bereinigte Dachdecker. 13) Fleischer-Irmnng. 14) Fischer-Innung. 15) Glaser-Innung. IS) Gelbgießer Ininmg. 17) Alte und Nene Klempner-Innung. 18) Kramer-Innung. 19) Neue Kürschner-Innung. 20) Lohgerber-Innung und Weißgerber-Immng. 21) Maler- und Lackrrer-Innung. 22) Geprüfte Maurer und Zimmerer. 23) Alte und Reue Sattler-Innung. 24) Schlosser-Innung. 25) Schmiede- und Stetlmacher-Innnng. 26) Schneider-Innung. 27) Schornsteinfeger-Innung. 28) Alte und Neue Sckuhmacher-Immng. 29) Täschner- und Tapezierer-Innung. 30) Tischler-Innung I. 31) Tischler-Innung ll. 32) Töpfer-Innung. — Uhrmacher. . «. Capelle de« 1S4. Re«. <1. Hälfte). 33) Kaufmännischer Verein. 34) Polytechnische Gesellschaft. 35) Leipziger Liedertafel. Männeraesang-Berein. Gesang- Verein Phönix. Sängerbund. Zöllnerbund. Jüngling»- Berein. 38) Bautechniker. 37) Verein ehrenvoll verabschiedeter MilitarrS. — Schützen gesellschaft. 38) BinhhandlungSgebütsrn-Verem. 39) Schrtstgießer-Berein. 40) Buchdrucker-Verein. 41) Verein für BolkSwvhl. — Gesellschaft Glocke. V'. Capelle de« ISll Re«. (2. Hälfte> 42) Allgemeiner Turnverein. — Leipziger Turnverein. 43) RettungScompagnie. Bei der Ankunft auf dem Festplatze ziehen di« Herren Studierenden außerhalb des inneren Festbezirks recht«, während die Docenten den inneren Feflbezirk betreten; die Abtheilungen 2 bis 7 deö Zuges folgen denselben. Die Abtheilungen 8 bis 4l stellen sich zunächst außerhalb des inneren Festbezirks links aus, die Abthcilungen 42 und 43 gerade vor demselben. Nachdem dann die Fahnen an da« Podium der Sänger herau-genommen sind, ist eS gestattet, so weit e« der Raiim erlaubt, au da» Denkmal heranzutreten. Da« FeffeonrttG. lulherscicr in den Volksschulen. Sonnabend, den 10. November findet in den hiesigen Volksschulen ein Schulart«« statt. Derselbe beginnt in der 1. Bürgerschule für Knaben Vormittag« 8 Uhr, in allen übrigen Volksschulen um 8 Uhr. Hierzu laden ganz ergebenst ein die Directoren der Leipziger Bolköschnle«. Vekanntmachnng. Wir bringen hierdurch zur Kcnnlniß unserer Mitbürger, daß wir unter Zustimmung der Herren Stadtverordneten beschlossen haben, der am Reformation-feste d. I. in hiesiger Stabt begründeten „Deutschen Lutherstislung" aus Anlaß der bevorstcbcnden Lutherseier einen Beitrag von Fünfzehn» tausend Mark au» städtischen Mittel» zu gewähren. Leipzig, den 9. November 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung, den Verkehr während der Lutherfcier betreffe»«. Zur Aufrechterballung der Ordnung und Regelung de« Verkehr- wäbrend der am 10. und I I. dieses Monats statt findenden Lntherfeier hat sich der Rath und da- Polizeiamt der Stadt Leipzig zur Erlassung folgender Anordnungen veranlaßt gefunden: 1) Sonnabend, den lO. November, bleiben die PeterS- straße, der Marklplatz. die Griinmaische Straße, die Fahrstraße über den Angiistusplatz, der Grimmaiscbe Steinweg und der Ivhaiinisplatz von Vormittag« 1t Uhr an so lange, bis der Fcstzua diese Straßen passirl hat, bez. bis die Feier der Denkmalsenthüllung beendet ist. für de» gesammten Fährverkehr (da« Fahren mit Handwagen inbegriffen) gesperrt. 2) Während der Illumination am Abende desselben Tages »nd zwar von tt biö '/.tt Uhr ist daS Fahre» mit Wagen jeder Art aus den Straßen und Plätzen der inneren Stadt verboten. 3) Sonntag, den 1t. November, von 11 bi« 18 Ohr Vormittag« dürfen die Wiesenstraße, die Schreber- straße, die Hillerstraße und der östliche Theil der Bismarck- und Sebastian Bach-Straße bi» zur Higer, straße nicht befahre» werden. Bekanntmachung. Die Armenspeisuug, welche die Herren Stadtverordneten in ihrer gestrigen Sitzung beschlossen haben, findet nächsten Sonntag Mittag statt. Wir werden den Herren Districtsvorsieheru die für ihre Distrikte berechneten Speisemarken (wobei aus Man» und Frau je eine und auf 2 Kinder eine Marke gerechnet sind) nach Pflegen geordnet am Sonnabend Vormittag zu stellen und ersuchen hierdurch die Herren Pfleger, die Marke« für ihre Pflegen daselbst am Sonnabend Nachmittag abholen zu wollen. Marken, welche entgegen unserer auf Grund der Proto- collbücher vorgenommenen Berechnung sich als nöthig er weisen sollten, bitten wir die Herren Vorsteher im Bedarfs fälle direct von uns eventuell durch Postkarte zu verlangen. Leipzig, den 8. November 1883. Das Armenamt. Ludwig-Wolf. Bekanntmachung. Da» 25. Stück des dieS;ährigen Reichs-Gesetzblattes ist bei unS cingegange» und wird ht« zum 28. diese« M»»»t« aus dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 1520. Bekanntmachung, betreffend die Einfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen de- Garten baues. Vom 1. November 1883. Leipzig, am 6. November 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stöß. Bekanntmachung. Auf dem Bauplatze des Museums sollen D»n»er«tMg, dcu 15. lausenden Monat«, Vormittag» 10 Uhr, cirra 20 edm Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen werde.//thcUwei'e beschädigte Werkstuck« au« Sandstein aus Grund tz. 3kO'° deS ReicksstrasgcsctzöuchS bestraft werden. Zugleich wird das Publicum in, eigenen Interesse ersucht, beim Verkehr in den Straßen während der Festtage und ins besondere am Abend des 10. November wahrend der Illumi nation thunlichst die rechte Straßenseite cinznhalten. Leipzig, den 6. November 1883. Der Rath und daS Polizciamt der Stadt Leipzig, vr. Georgi. Bretscbneider. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß bei dem am lt. ds«. Mts. Vormittags stattsindcnden Festgottcsdienst in der ThomaSkirche für die Mitglieder deS Reichs gerichtes und der Reichsanwaltschaft, sowie der Röniqlichcn Behörden und für die Herren Stadt verordneten werden, soweit thnnlich, Plätze refervirt werden. Leipzig, am 7. November 1883. Die Kircheninspeclion für Leipzig. Der Superintendent. Der Rath der StadtLeipzig. i. B.: Pank. Vr. Georgi. Bekanntmachung. Um Mißverständnissen zu begegnen, wird hiermit aus- drücktich bekanntgegeben, daß an den Sonntag, den I I. No vember, Nachmittags 3 Uhr stattsindcnden Schuliugend- GotteSdiensten, wegen Raummangels, nur bestimmte Claffe« sämmtlicker Schulen, von den betr. Herrn Lehrern begleitet »nd beaufsichtigt, theilnebmen. Für diese sind die Kirchenschiffe refervirt und planmäßig vertheilt. Allen anderen Kirchenbesuckern stehen, soweit der Raum anSreicht. die Emporen der Kirchen offen, Kindern jedoch nur in Begleitung ihrer Eltern oder anderer erwachsener Personen. Leipzig, den 8. November 1883. Die Superintendent«». i. B.: Pank. Bekanntmachung. Am Tag« der Lntherfeier Sonnabend, den 1v. November v.» sind die Expeditionen deS Königlichen Standesamt«« nur Vormittags von 8 bis Itt Uhr geöffnet. Sechzig, am 8. November 1883. Der Standesbeamte. Dir. Julius Burckhardt. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß au« Anlaß der Lutherseier hier, Sonnabend, am IO. November d. I., ffämmtliche städtische Expeditionen geschloffen sind. Leipzig, am 2. November >883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Wann vr. Georgi. öanqeinann. Bon dem Unterzeichneten Königlichen Amtsgericht sollen die der hier bevormundete» Fräulein Franziska Bertha Schmidt au- Großzschocher gehörigen, daselbst gelegenen Grundstücke, al«: i». Nr. 102 de- Brand-Kataste,-. Nr. 130, 200, 237, 412 des neuen Flurbuchs und Fol. 98 des Grund- und HypotbekenbuchS sür Groß- zschocher und b. Nr. 103 de» Brand-Kataster-. Nr. 131», 131b, 210, 217, 304, 393», 393l> de- neuen Flurbuch- und Fol. 99 des Grund- und Hypothekenbuchs sür denselben Ort aus Antrag der vetheiligten freit», ktigrr Weise unter den sowohl an hiesiger Amtsstelle als auch im „Gasthos zum Trompeter" in Aroßzschocher zum Au-Hongc gebrachten Bedingungen versteigert werden. Hierzu ist M«nta«, «er 12. November 188ll, Vormittag« ll Uhr, al« Vietungtrermin anberaumi worden und werden die Reslectante» ersucht, am gedachten läge im „Gafthof zu« Trompeter" in Grohzschochrr sich einzosiaden »nd ihre Gebote abzugebea. Leipzig, den 11. Oktober 1883. Königliche« Amtsgericht, Abthciluiig 1, Lektion 1. MaunSseld. Etz. gegen sofortige Bezahlung versteigert werden Die zur Versteigerung kommenden Stücke können vorher auf dem Bauplätze , nach vordergegangener Meldung bei der Bauverwaltung, in Augenschein genommen werden. Leipzig, am 8. November t883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. EichoriuS. Nichtamtlicher Theil. Zum Luther-Jubiläum. Heute sind cS vierhundert Jahre, daß in der Stadt Eis leben ein Mann geboren wurde, welcher die große welt bewegende Tbat der Kirchenreformation vollbrachte. Martin Luther wird, so lange es noch ein deutsches Volk giebt, ol der Befreier und Erlöser von geistiger Knechtschaft, als der Mann gefeiert werden, welcher den geistigen Aufschwung der Neuzeit erst ermöglicht hat. Er hat den Muth gehabt, der Wahrheit, soweit er sie selbst zu erkennen vermochte, die Ehre zu geben, während Alle- um ihn herum sich der Macht der Lüge beugte. Der Dank, welchen wir ihm schulden, ist un auslöschlich, und deshalb ist eS auch nur ganz selbstverständ lich, daß ganz Deutschland und zwar nicht bloS daS prote stantische Deutschland den vierhundertjährigen Geburtstag Luthcr'S al» einen hohen Festtag feiert. E» ist ein erfreu liches Zeichen für da» geistige Niveau der Gegenwart, daß sogar Nichtprotestantcn die Größe und Bedeutung Luther's für die Eulwickelung de? deutschen Volkes anerkennen, daß sie den Einfluß, welchen er aus das gesammte geistige Leben Deutschland» geübt hat, nicht in Abrede stellen und wir ent nehmen daran», wie groß die Macht der Wahrheit ist, daß ihr nicht» zu widerstehen vermag und wenn auch noch so zahlreiche Kräfte in Bewegung gesetzt werden, um ihr den Weg zu versperren. Vierhundert Jahre sind auch im Leben eine» Volke» ein bedeutender Zeitabschnitt, er reicht hin, um den Werth eines Mannes über jeden Zweifel zu erheben, das, was er gethan, frei von aller Beeinflussung im guten oder bösen Sinne zu beurtheilen, die Wucht der Thatsachen spricht eine so laute und weithin vernehmbare Sprache, daß sie nicht überhört, durch den Lärm deS TageS und die Bemühungen der Wider sacher nicht unterdrückt werden kann. Und in den vierhundert Jahren, welche seit der Geburt Marti» Luther's vergangen sind, hat jede« einzelne Jahr immer von Neuem bewiesen, daß Lnther da» Rechte erkannt und heldenmüthig verfochten bat und daß er damit auch fördernd und ausklärend in den Kreisen gewirkt hat, in welche» man an Dem festgehaltcn hat, was Luther bereits vor mehr als drei Jahrhunderten mit aller Krast bekämpfte. Die Blüthe deutscher Wissenschaft und Kunst, welche ihre Anfänge schon auS dem sechszehnten Jahrhundert nachweisbar herleitet, weist auf Luther al» auf ihren Ausgangspunkt zurück; er war cS, welcher der deutschen Sprache zu mrcm heutigen Wohllaut und ihrer Ausdruckrsä'higkeit verholsen hat: au» dem Schatz, den Luther dem deutschen Volke erschloß, haben sie Alle geschöpft, deren Namen wir heute mit Stolz nenne», von Lcidniz angesangen bi» zu Gellert, Lessing, Goethe, Schiller und ihren Epigone» und e» ist ein schöne» und bvch- willkommene» Zusammentreffen, daß wir heute an Luther's Iubeltag auch Schiller'» Geburtstag feiern, de« idealsten und volk-thümlichsten aller deutschen Dichter, dessen Dichtungen im Herzen jede» Deutschen ebenso harmonisch wicderklingen, wie daS Luther'sche Kernlied: „Ein' feste Burg ist unser Gott". Hat un» nicht Schiller in seiner Glocke ein echt deutsche- VollSleben im Lutherischen Sinne für Jeden, gleich viel weß Stande- er ist. verständlich geschildert? Die tiefe Inner lichkeit de« deutschen Wesen», ja, wir dürfen e» geradezu sagen, deutscher Religiösilät. wie sie Lutber in allem seinem Tonn, in seinem ganzen Leben empfunden und geübt hat, sie weht un» auch au» den Sckiller'schen Dichtungen entgegen, und darum sieht da- deutsche Volk zu beiden Männern mit gleicher Liebe, mit gleicher Bewunderung empor. Luther'« gewaltige Persönlichkeit tritt weit ai au» dem engen Rahmen der Confrssionalität heraus, sie umfaßt die ganze Menschheit mit ihren herzgewinnenden Gabe», nicht Haß gegen anders Gläubige athmet sie, sondern Duldung aucv dessen, wa» ihr alü- Irrthum erscheint, aber dafür wehrt sie sich auch mit Vkrem ganzen Wesen gegen einengende Schranken, die Erforschung der Wahrheit geht ihr über Alle», da» Streben nach dieser soll der Menschheit siel» offen bleiben und deshalb ist es auch da» Meuschenlhum in seiner denkbar vollkommensten Entfaltung, was Luther durch da» Christenthum, wie er e» verstand, anstrebte, und diese» Samen korn, welches er in den Boden des deutschen Volkes eingesenkt hat, trägt noch heute reiche Früchte und gewinnt immer weitere Ausdehnung durch den ihm innewohnenden Zauber der Wahrheit. Darum ist auch die politische Bedeutung der Lehre Luther'» so groß, und der Kampf, den sie schon im siebzehnten Jahr hundert entzündete, dauert noch heute in anderer Form fort. Zuerst war es der Kampf um» Dasein, den der Protestan tismus kämpfte, er endete im Jahre 1648 dem Jahre de» westfälischen Frieden» mit der vollen Anerkennung durch die Gegner, aber dieser Kampf hat seit Wiederausrichtung deS Deutschen Reich» eine Erneuerung erfahren, wenn auch die Erbitterung nur auf Seite der Angreifer eine Stätte gefunden hat. Man weiß auf der Gegenseite» daß man die Existenzberechtigung de» Protestantismus nicht in Frage stellen kann, aber inan giebt sich wenigsten» den Anschein, al» könnte man es. Diesen Versuchen gegen über haben wir nur energische Abweisung und Festigkeit be wiesen und werden sie ferner zeigen, denn daß der endliche Sieg unS gehören wird, darüber kann kein Zweifel bestehen. Aber wir verschmähen e». diesen Sieg durch andere Waffe» al» durch die Kraft der Wahrheit zu erreichen, die Zeit übt ihren unbezwingbaren Einfluß, man mag sich dagegen auch noch so sehr sträuben und wenn wiederum vier Jahrhunderte in die Ewigkeit hingesunken sind, dann wird der Name Luther's noch von vielen weiteren Millionen gefeiert Werden. Bewegungen, wie sie die Reformation erzeugt hat» find ebenso unaufhaltsam wie die, welche durch weltbewegende Entdeckungen veranlaßt werden, sie äußern ihre Wirkungen fort und fort und überall und räumen alle Hindernisse hin weg. welche sich ihnen in den Weg stellen. Die Widnffacher Galilei'« konnten ihn auf den Scheiterhaufen bringen lassen, aber sein Wort „Sie bewegt sich doch" haben sie nicht ver brennen können, es bewährt seine Kraft noch heute und wird sie stet» bewähren. Es giebt auch heute noch Leut«, welche Luther verunglimpfen und seine Größe verkleinern wollen, das sind thörichte und vergebliche Versuche, die nur aus ihre Urheber zurücksallen. Luther wird deshalb doch für alle Zeit reckt behalten mit dem glaubensstarken Worte, womit wir diese Zeilen schließen: .Ein' feste Burg ist unser Gott." Leipzig, 10. November 1883. * Wir heben auS den politischen Betrachtungen der Presse über das Luthcrfest eine Stimme hervor, die jedenfalls besondere Beachtung verdient. Die „National- liberale Correspondenz" schreibt: Unter den großen Tobten unsere« Volke-, deren Andenken wir in dankbarer Pietät feiern, verdient der Mann, besten Gedenktag heute begangen wird, einen der hervorragendsten Ehrenplätze. So nahe wie nur irgend Einer seiner großen Männer steht Luther dem Herzen de- deutschen Volke- und unserem ganzen nationalen Leben sind die Spuren seines Geiste- und seinesWirkenS bis in die fernsten Zeiten aus» Tiefste eingeprägt. Die ganze Bedeutung dieses ge waltigen Geiste- sür unser Volk, ja für die gesammte Lulturwelt auch nur in ihren Grundzüaen zu beleuchten, kann hier nicht der Ott sein. Sie steht uns Allen auch so lebendig vor der Seele, daß eS einer breiteren Ausführung besten, wo- un- der Gefeierte gewesen und wa- er vollbracht, nicht bedarf. Keiner hat da- in kurzen Worten besser und treffender ausgesprochen als unser Aron- Prinz vor einigen Wochen, da er in Wittenberg an der Stätte der Wirksamkeit des Reformator« weilte: „Möge die Feier un- in dem Entschlüsse befestigen, all« Zeit einzutreten für unser evangelisches Bekenntniß und mit ihm für Gewissensfreiheit und Duldung! Und mögen wir stets Testen eingedenk bleiben, daß dl« Krast und das Wesen des Protestantismus nicht im Buchstaben beruht und nicht in starrer Form, sondern in dem zugleich lebendigen und demüthigen Streben nach der Erkenntniß christlicher Wahrheit I" DaS ist es, was Luther das deutsche Volk kennen und üben ge- lehrt hat: MewistenSfreiheit und Duldung, zwei hohe edle Güter, von denen vor ihm die Welt kaum einen Begriff gehabt. Bildete doch das gerade Gegentheil das eigentliche Wesen der herrschende,, Papstkirche und ward von dieser zu allen Zeiten geübt: Gewissens- zwang, GeistcSknechtschaft, Unduldlamkeit. Und es war eine geistige Hcldenthat, der sich kaum eine andere in der Weltgeschichte an die Seite stellen kann, al- sür diese idealen Güter, deren vollen Werth erst die späte Nachwelt ganz zn würdigen wußte, ein einzelner schlichter armer Mann tn die Schranken trat und einer Weltmacht ohne Gleichen den Krieg ansagte, vertrauend aus Gott und de» Sieg der Wahrheit und Freiheit. Und die- Bettrauen ist nicht getäuscht worden. Der Same, den Luther gestreut, ist herrlich aufgegangen in einer religiösen, sittbchcn, geistigen und in weiterer Folge auch staatlichen Wiedergeburt unseres Volkes, das der Reformator aus tiefem Verfall erhaben. Was die römische Kirche von Gewissen«- und Glaubentsreiheit hält, hat sie noch in unlern aufgeklärten Tagen durch da- Unsehl- barkeit-dogma gezeigt, und wen» sic nicht mehr zeigen kann, wie si- di« Duldung versteht, so ist da- nicht ihr Verdienst. Und dennoch, auch die katholische Kirche verdankt dem Reformator viel, unendlich viel. Mag immer ihr innere» Wesen und Streben sich tn allem Wandel der Zeiten gleich geblieben sein, sie wnrde doch durch die Reformation gezwungen, auch ihrerseits zahlreiche Mißbräuche ab- zustellen, au« der Verweltlichung und Veräußerlichung sich wieder einigermaßen auf ihren wahren inneren Berns zu besiune«. Auch die katholische Kirche hat bi- zu einem gewissen Grad ihre Refor mation, eine Zeit der Läuterung und Reinigung durchgemacht, und die- war nur der erlösenden Thot Lutber'- zu verdanke«. Grund genug auch für die Anhänger dieser Kirche, mit Achtung »ud Ehr furcht dem protestantischen Fest znzusehen. Und selbst «er die «lanbeaseraeuerung durch die Reformation für eine segeubringeude Thal nicht anzusehen vermag, der erinnere sich doch wenigste»« der mahnenden Worte de- würdigen Töllingrr: „Vena wir ganz «an dem religiösen Reformator absehen, sind doch Luther'« Leistungen für Sprache, Literatur, Gesang, Schulwesen und Andere« graß »ud bleibend genug, um alle Deutschen zu unsterblichem Danke gagen ihn zn verpflichten." Statt besten aber verfolge« »ltramouNme Zeloten den der Mehrheit de« deutschen Volke« 1» »henrr» mit Verleumdungen und Schmähungen.
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