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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188311126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-11
- Tag1883-11-12
- Monat1883-11
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1883
- Autor
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früh 6'/, Uhr. Ue-gclion und Lrptdilirm JohanneSgasse 33. APrechftunöen der LrdaM»«: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag» b—6 Uhr. ^ - "Ä'LLSL'W LLM -- - »««»«« »er Wr »ienächftsalga»»« R,im«er »eftt»«te« ^rserate «« Wochenta«en dt» S Udr Nachmittag, a» »««-««» Keftta,e«fr»»»t» '/.»Utzr. 3» de« Filialen für 3lls.-Ln«chme: vtt* Me««. UniversttätSstraße 31. L»»tS Ätsche, Katharinenftraßr IS, p. m>r dt« ttDigerCagMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 1S,L0«. ALennementspreis viertel,. 4'/, Mt. tnel. Bringerlohn ö Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Rümmer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen achne Postbefürderung 39 Mk. »ä Postbejörderung 48 LL Inserate Sgespaltem Petitzeile 20 Pf. Grüßere Schriften laut unserem Prei»- verzeichniß. Tabellarischer u. Zfffrrnsatz nach hohen» Tarif. Lcrlamru unter dem Ledactionsstrich di« SpaUzeile öO Pf. Juserate find stets an die Expedits»« »U seode». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xrnvoameramio oder durch Post- uachuabme. 31«. Montag den 12. November 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Wir bringe» hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß am 1. December d. I. an Stelle der jetzt bestehenden ReichS- banknebenstell« in Eottbu« ein« Reich-bankstelle daselbst er richtet werden wird, von welcher die Reich-banknebenstellen in Ainstervalde, Forst, Gabe«, Spremberg ressortiren. Der GesckästSbezirk, sowie die Namen und Unterschriften der Borstandsbeamten werden durch AuShang in dem Ge- fchSstslocal der Reichobankstelle in Cottbu» bekannt gemacht werden. Berlin den 9. November 1883. SteichSbauk-Directoriunr. v. Deckend, v. Koenen. Vtklmnlmachllng. Aus dem Bauplatze de« Museums sollen Doaaerstag, den 15. laufenden Mouat-, Vormittags 10 Uhr, circa 20 cdm alte, theilweise beschädigte Werkstücke aus Sandstein gegen sofortige Bezahlung versteigert werde». Die zur Versteigerung kommenden Stücke können vorher auf dem Bauplatze, nach vorhergegangener Meldung bei der Bauverwoltung. in Augenschein genommen werden. Leipzig, am 8. November 1883. Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. Georgi. CickoriuS. Anmeldung zur Nirchenvorstehrr-Wahl in der Nicolai-Parochie. Für dir an» dem Mcolai-Kirchen-Borstande mit Ende d. I. aus- scheibenden 7 Mitglieder soll demnächst durch die Kirchengemeiude eine Neuwahl stattfinden. Stimmberechtigt sind nach dem Gesetz alle tu der Nicolaiparochie wohnhaften, selbstständigen, »nbeicholteuea, verhnrathrten wie uuverhciratheten Männer evangelisch. lutherischen Bekenntnisses, welche da« 3b. Lebensjahr erfüll! haben und welchen nicht in Folg« von Taus- oder Trauverweiaerung. oder au« anderen Gründen die Stimmbrrechtmnng und Wählbarkeit entzogen ist. Wer sein Stimmrecht bei der bevorstehenden Wahl ausüben will, hat sich gesetzlicher Borschrist zufolge zunächst mündlich oder schriftlich daz« anzumelde». Diese Anmeldungen werden Montag tz«« 1». November, Dienstag be« 18. November and Mittwoch de» 14. November d. I. an jedem dieser Tage Vormittags von 11 bis Nachmittags 3 Uhr in ver Sakristei der Niealaittrche entgegen genommen; bei schriftlichen Anmeldungen, welch« während dieser Tage, sowie schon vorher auch in den Amtswohnungen des Pastor Pank und de- ArchibiacoauS v. Gräse abgegeben werden können. ist Bor- und Zuname, Stand oder Bewerbe, Jahr und Tag der Geburt, sowie Wohnung des sich Anmrldenden genau anzuaebrn. Wir fordern unsere Gemeinde aus. sich an der bevorstehenden Wahl, deren Tag später bekannt gemacht werden wird, zahlreich zu betheiligeu, und deshalb die Anmeldung dazu, welche i» dcr an- gegebenen Meise längstens bis zum 14. November Nachmittags 3 Uhr geichehen muß, nicht verabsäumen zu wollen. Wir bemerken noch, daß in die Rirolaiklrche der östliche nnd nördlich« Theil der Stadt und Vorstadt eingepsarrt ist, soweit er von folgenden zu shr gehörigen Straßen und Strecken begrenzt wird: Thalstraß« von Nr. 1—ü «nd von Nr. 288—32, Linden- und Roßstroßc, Nürnberger Straße 1—23 und von 52—63, Roßvlatz von Nr. 10 an, An der 1 Bürgerschule, UniversitätSstraße, Magazin- gaffe, Neumarkt, Brimmaische Straße von Nr. 1 an, Naschmarkt, Salzgäßchen, Reichsstraße, Brühl von Nr. 18—66, Parkstraße, Bahnhofstraße von 1—12, Wimergarteustraße nebst den ne», angelegten Straßen, Dolz-, Plato- und Stephaustraße (von der HoSpitalstrnßc bi- znr Sceburgstrahe). Leipzig, den 1. November 1883. Der Kirchenvarstand zu St. Niealai. Pank. Versteigerung. Mittwoch de» 14. November Bormittag« von 9 Uhr an werden im Postgebäude am AugustuSplatz (Eingang Poststraße. 2 Treppen lrnkS) verschiedene aus unbestellbaren Postsendungen herrührende, bez. in Postwagen >c. ausgesundene Gegenständ«, u. A. 12 Stück Peitschen, 1 kleiner broncener Candclaber, 1 Partie Neujahrskarten, Regenschirme, Spazicrstöcke u. s. w. gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert. Leipzig, 10. November 1883. Der Kaiserliche vverpafttzireetar. Walter. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 12. November 1883. * Das Lutherjubiläum ist überall im deutschen Reiche und weit über dessen Grenz«,» hinaus, wo immer da» evan gelisch-lutherische und da» rcformirte Bekenntniß Herz und Sion erleuchtet, als ein echt protestantische» Glau ben»fest in wahrhaft erhebender Werfe in allen Schichten unseres Lolk-thums mit eiumüthiger Begeisterung, ab« auch frei von jedem Mihton, gefeiert worden. E» liegen uns darüber auS dem In- und Auslände zahllos« briefliche und telegraphische Meldungen vor. aus deren vollständigen Abdruck wir in) essen mit Rücksicht aus den Raum unsere» Blattes leider verzech n müssen. Möge da- herrliche Fest noch lange in allen '«erzen nachllingen und uns in dem Kampfe stärken, welcher dem protestantischen Deutschland seit Begründung de» deutschen Reiche« durch die vaticauische Airchenpolitik auf gezwungen worden ist. Da« walte Gott! * Die Reise de« Kronprinzen nach Madrid wird vorläufig in Paris mit Zurückhaltung ausgenommen; die Blätter, denen die Meldung bereit« zugegangen. beschränken sich, wie z. B die „Rtpuvtique sranyaise", mit ei»sacheo> Abdruck d«i-l-e» ohne jede Bemerkung. Da« deutsche Geschwad» , welche« den Kronprinzen von Genua nach Spe nien überführen soll, wird auS den beiden Carvetten »Prinz Avalbert" nnd .Sophie" »ad dem Avis» „Loreley" bestehrn. Die beiden Corvetten find Anfang Oktober in Kiel resp. Wilhelmshaven in Dienst gestellt, .Prinz Adalbert- al« Seecadettcnschulschiss, um als Ersatz für die Corvette „Leipzig" nach Ostasien zu gehen, »Sophie" al« StatienSschifs für dä« Mittelmecr. Beide Schisse sind ganz vortreffliche Repräsen tanten der deutschen Kreuzerflotte nnd der deutschen SchiffS- baukunst. «Prinz Adalbert" ist eine gedeckte Corvette mit 12 Geschützen, 3V25 Tonnen Depl., 4800 Pferdekraft und 414 Mann Besatzung. ES hat sich auf der ersten Reise um die Welt unter Commando von Capitain z. S. Mac Lean mit dem Prinzen Heinrich an Bord in jeder Beziehung als ein vortreffliches Schiss bewährt; e« ist jetzt dazu bestimmt, den Kronprinzen in Genua aufzuiichmen und ist auch für diesen Zweck wohl geeignet, weil »Prinz Adalbert" neben der Corvette „Leipzig" die größte Corvette ist, welche die deutsche Flotte besitzt. —Die „Äopdie" ist ein ganz neue» Schiff, eine Glatlveck-corvette, zum Typ der Carolaclaffe gehörig, erheblich kleiner als „Prinz Adalbert", aber von äußerst graziöser Form und eine Freude für jede» SeemanuSauge. Die „Olga", aus welcher Prinz Heinrich jetzt Dienste als wacht habender Ossicier thut, ist ein Schwesterschiff von der „Sophie". Sie hat 10 Geschütze, 2l69 Tonnen Deplacement, Maschinen von 2100 Pserdekrästen und 247 Mann Besatzung. Gerade für eine würdige Repräsentationssahrt nach Spanien hätte man kaum etwa« Bessere« wählen können, als diese beiden Kreuzer, deren vorzüglichste Aufgabe eS ist, friedlichen Zwecken zu dienen. ES kommt noch hinzu, daß die Spanier gerade für diese SchisfSart ein: besondere Vorliebe haben. Die spanischen Corvetten selbst haben in der maritimen Welt einen guten Nus und sind wegen ihrer eleganten Linien be rühmt. Den beiden Corvetten wird die m den türkischen Gewässern stalionirte „Loreley" als Aviso beigegeben, ein Fahrzeug von der Größe der alten früheren König-yacht „Grille", aber mit schwächeren Maschinen versehen; c« sührt drei Geschütze »nd hat 57 Man» Besatzung. Da« Commando über daS Geschwader wird dem Commandanlen de« „Prinz Adalbert", Capitain Mensina I., zufallen, der beim Zusam mentritt de« Geschwaders im Hasen von Genua seine Commando- flagge als Geschwaderchef im Top hissen wird. Die Stäbe der drei Schisse sind wie folgt zusammengesetzt: .Prinz Adalbert": Capt. z. S. Mensiiig I. Commandant; Geißler, Capt.-Lieutenant alSl. Ossicier, Heßner, Rvttock, Capt.-Lts.; von der Groben, Truppe!. Cocrper, Weyer. Lts. z. S.; von Wimmer, Gerde«, Lender. Dunbar, Krause II. Uuter- lieutcnant« z. S.j Sander, StalSarzt; vr. Runkwltz, Nnler- arzt; Riemann, Maschinciiunteringenirur; DomvroivSko, Zahlmeister; Heyn, Pfarrer. ^Sophie": Corvettencapt. Stubenrauch (früher im Admiralstabc), Commandant; vouTrützschler und Falkcnstein.Capitain-Lieutenant.I Ossicier; Ihn, Capitain-Lieutenant; v. Zülow, v. Usedom, Obcnheimer, Lieutenants z. S.; Vachmann,v. Dombrowski, Unlerlieutcnanl« z. S.; Di'.Venva, Stabsarzt; Bartsch, Mascbi»enuntergenieur; Bactge, Unterzahlmeislcr. „Loreley": Capitain-Lieutenant Rittmeycr, Commandant; Frbr. v. Sohlern, Lieukn. z. S., I. Ossicier: v. Dricalski und Gras von Oriola, Uitterikeutn. z. S.; Assistenzarzt 2. Cl. vr. Schäfer, Obcrmaschinift Fritsch und Zahlmcister-A«pirant Gottscbow. Die beiden Corvetten dürsten nicht weit von Gibraltar »nd da« Geschwader bereits in der zweiten Hälfte der nächsten Woche in Genua beisammen sein. * Nach einer Meldung a„S Rom entfällt durch die Rückkehr Mancini's die beabsichtigt gewesene Reise de« deutschen Botschafter« von Kcudell nach Capodimonte. Da« Gerückt von der Ernennung de« Herrn von Keudell zum Vicekanzlcr hat in den divlomatischcn Kreisen der italienischen Hauptstadt nie Glauben gesunken. Im Gegenthcil versichert man in den genannten Kreisen, daß Fürst Bismarck Herrn v. Kendell gegenüber den Wunsch geäußert habe, daß dieser aus dem Posten in Rom, wo er so ansehnliche Dienste geleistet hätte, verbleib«. Ter durch die Ankunft Mancini's in Nom cvmplettirte Minisserrath wird ehesten« über die der Kammer vorzulegenden Gesetzentwürfe und die Reihenfolge der parlamentarischen Arbeiten beschließen. * Den Diätensond« der Fortschrittspartei unterricht in der secessionistischcn Wochenschrift „die Nation" der RcichstagSabg. Baumbach einer Besprechung nach der verfassungsrechtlichen Seite. E« werden in dem Artikel die Urtbcile einer Reihe namhafter StcratsrechlSlehrer wicder- aegebcn. Wir entnehmen daraus, daß Thudichum den Art. 32 der Rcichsversasiung al« ein absolute» Verbot von Entschädigungen, auch privaten, aufsaßt. Der Abgeordnete, welcher eine solche Entschädigung annchme. sei damit al- auf sein ReichSlaaSmandat verzichtend anzusehcn. Robert von M ohl will sogar aus die Annahme und das Anerbieten solcher Entschädigungssummen für einen NeichSboten die tztz. 332 und 333 des Strafgesetzbuchs (Beamten- bcstechung) angewendet wissen. Andere StaatSrcchiSlebrcr, wie von Martitz und Lab and, fassen zwar die fragliche Bestimmung der Reich-Verfassung al« ein Verbot auch von privaten Zuwendungen an RcickStagSabgeordnete al« solche auf; allem sie bezeichnen jenen Verfassungsparagraphen al« ein unvollständige« Gesetz, al« eine Ivx imporilectL im römisch- rechtlichen Sinne, d. h. al« eine Norm, ivelchc ein Zuwioer- handeln weder für nichtig, noch für strafbar erklärt. Die RcichSversassung verbietet nach dieser Theorie nickt nur die Gewährung von Besoldungen und Entschäbigimqen für ReickS- tag«adgeordnete al« solche au« öffentlichen Mitteln, sondern anch derartige Privatunterstützungen; ober sie hat keinen RechtSnachtbell, namentlich nickt Verlust des Mandat«, mit der Uebertrctung dieser Vorschrift verbunden, und eben darum können für den Abgeordneten keine nachtheiligen Folgen auf dem Gebiete de« öffentlichen Recht« mit der Zuwendung non Privatdiätcn an einen Reich-boten verknüpft sein. Andere Publicisten endlich, wie Rönne und Georg Meyer, er blicken in dem Geben und Nehmen solcher privater Zu wendungen an einen Reich«tag«ahaeordneten nicht» Unstatt hafte«. Nur insoweit, al« einer Person, namentlich einem Beamten, die Annahme von Geschenken überhaupt oder all ein«« bestimmten Bezirk untersagt ist. soll nach ihrer Ansicht auch einem Mitglied de» Reichstag« die Annahme solcher Honorare verboten fein. So ganz klar und unzweiselhast. wie die fortschrittliche Press« mnnte, ist demnach die Frage »och keinesiveg«. Herr Baumbach, der übrigen« zu dem Resultat kommt, daß der Vorwurf eine« versassung-bruch- ein ungerechtfertigter sei, meint: Es möchte sich fragen, ob nickt die GesckästSordniingScommission de« Reichstag« mit dieser Frage besaßt werde», und ob man nicht in dieser Angelegenheit ein Votum de« Reich-lag« selbst extrahiren sollte. « Gegen die Landtag-Wahl in Crefeld, welche be kanntlich'de» liberalen Wahlmännern wiederum eine cm sehn liche Mehrheit verschafft und die Wiederwahl de- Aba. Seyffardt gesichert hat, will die CenlrumSpartel auf« Neue Protest beim Abgeordnetenhause einlegen. Wie die „Niederrh. BolkSztg." mittheilt, hat eine zahlreich besuchte Versammlung der Centrun,«Partei „mit Begeisterung'' den einstimmigen Beschluß gefaßt, sofort Protest gegen d,e Gütig- keit dcr Wahl zu erheben. Ebc nicht eine Bcz,rkS«intbeilu»g zu Stanke gekommen ist, welche den Ultramontanen in Creseld unter alle» Umständen den Sieg sichert, werden sie dabe, stellen bleiben, daß „liberale WablkrciSgeometrie" getrieben worven ist. Es scheint zugleich nach den Bemerkungen des genannten klerikalen Blatte«, daß der Protest gegen die Crefelder Wahl vom Centrum zu einem allgemeinen Sturm laus gegen da« „elendeste aller Wahlsysteme" „mit seiner Claffeiieinlheilung, Wahlkreisgecmetrie und cornrmpircnden öffentlichen Abstimmung" erweitert werben soll. » Die „Germania" hatte neulich die Nachricht von der Entbebung de« Freiberrn vonHuene von seinem Posten al« Chef dcr'Thum und TaxiS'scken Gesammlverwaltung al« überraschend und näherer Aufklärung bedürftig bezeichnet. Diele »äbcre Aufklärung wird ihr nun in einem Briese au« Regensburg, der klar beweist, daß die Ultramontanen auf den jungen, nunmehr majorenne» Fürsten nicht denselben Einfluß zu behaupten vermögen, den sie aus seine Mutter so viele Jahre hindurch auSübtcn. Dcr Brief lautet: ..Bor Allem ist zu constatiren, daß die Abreise der Freiherrlich v. Huene'schen Familie lroy ihre» verhältnißmäßig kurzen Auscnt- Halles in unserer Stadt in den weiteste» Kreisen, namentlich aber in den mit werklhätiger Armenpflege befaßten, aus daS Tiefste beklagt wird. Ebenso wird aus beachtenswertster Sette nur eine Stimme de« Bedauerns über den Schritt laut, zu welchem der erst seit einigen Monaten zur Regierung gelangte Fürst bei bnene'S Entlassung sich bat bestimmen lassen. Denn die allseitige Äeschäststüchiigkeii. Gewandtheit und Gewissenhaftigkeit de« Barons zur Ausfüllung des von der verwittwelen Mutter de« Fürsten, der .Herzogin Helene in Bayern, ihm anvertrauten Posten» steht bei Freund und Feind außer allem Zweifel. Such soll ihm in dieser Hinsicht von Seiten de» Fürsten selbst bei seiner Enthebung vollste Anerkennung zu Theil geworden sein. Endlich hört man, daß ihm auch für die Zukunft die Verwaltung de« Privatvermögens der Matter d«S Fürste» von dieser ausdrücklich Vorbehalten worden ist. Huene hat demnach unter dem neuen Regime einfach gehen müssen, um seinem BorgLnger, dem von der Herzogin früher ent- l-ssc"M Gra-e-- Philipp Bvo«, wieder Platz zu machen. So sehr die«, nanrer„''ich auch im Interesse des fürstlichen Hauses, zu be dauern sein mag, eben so ,ehr und noch mehr freut eS uu«, daß Huene, aus diese Weise von jeder Last der Privatgeschäfte befreit, nunmehr sich wieder dem öffentlicher Lebe» widmen und seine her vorragende Geistes- und Arbeitskraft, wie zuvor, ganz und uugctheilt dem allgemeinen Besten zur Verfügung stellen kann. Die Herren vom Cenirmn werden ohne Zweifel die Bedeutung des Mannes zu schätzen und seine ungewöhnlichen Fähigkeiten zu würdigen und zn verwerthen wissen." * Wie uu« nntgctheilt wird, sieht man dem Eintreffen de« russischen Ministers de« Auswärtigen, Herrn v. GierS, in Berlin für die nächsten Tage entgegen. «- » » * Die „Moskauer Zeitung" erörtert die Frage, welche RcgierungSform seiner Zeit dem bulgarischen Volke nach seiner Befreiung am Besten zu geben gewesen wäre und sagt unter HinwciS auf Serbien und Montenegro, daS befreite Bulgarien habe Niemanden auszuweisen gehabt, der die staatliche Einheit de« Lande- in sich hätte verkörpern könne». Sei eS da nothwenbig gewesen, in Bulgarien eine armselige und werthlosc Monarchie zu schaffen? Woher sei der Mann zu nehmen gewesen, dcr in dem vasallischen und von Jedermann abhängigen Bulgarien daS monarchische Princip hätte aufrecht erhallen können ? Womit könnte ein solcher Komanovii8, ver weder die Tradition noch die Geschichte hinter sich habe, da« Vertrauen veS Volke« gewinnen und zum lebenden Symbol von dessen Einheit werden? Wenn in Bulgarien keine Bass« für die Schaffung einer würdigen Monarchie vorhanden gewesen sei, wäre e« dann nickt richtiger gewesen, daselbst statt einer traurigen und schabtonenmaßigen Con stitution eine aufrichtige und gerechte Republik zu errichten mit einem Leiter an der Spitze, der dem Lande, sowie Ruß land und Europa verantwortlich sei? Wäre eine sclsgoverne- mentale, aber civilisirte SlaatSform unter Conlrole Rußland» und im Einverständnisse mit den anderen Mächten für Bul garien nicht naturgemäßer? Wäre eine solche Organisation mit einem obersten Leiter nach Art de- Fürsten Vo- goride«, der keine Prätensionen aus königliche oder halb königliche Majestät erhebe, der stammverwandt und eine« Glauben« mit seinen Mitbürgern sei. welche aber dock nicht seine Unterthanen seien, nicht zuverlässiger und gerechter für Bulgarien? Warum sollte der General- aouvcrneur von Ostrumelien gleichzeitig nickt auck vasalliscker Leiter von Bulgarien sein können? Die Selbstständigkeit Bulgarien» würde dadurch durchaus nickt beeinträchtigt werden, der Sultan würde sich vielleicht geschmeichelt sühlen, wenn er einen Unterlba» an der Spitze eine« von ihm ab- gesallenen Lande« habe. Schließlich nochmal« die Stellung der russischen Lfficicre in Bulgarien berührend, sagt das Blatt, dieselben sollten nur ausschließlich zu militairiscken Zwecken verwendet werden und dürsten sich nainentlich nicht in die Wahlagitationen im Lande mischen, denn Rußland« Interesse bestehe darin, daß Bulgarien im Sinne seiner eigenen Interessen regiert und vor fremder Exploitiruna ge schützt werde. * Die italienische Feldartillerie wird in dem preußischen „Dklitairwochenblatt" einer eingehenden Be sprechunq unterlegen. Der Verfasser spricht sich über die Fortschritte, welche die italienische HeercSorganisation gemacht hat. in anerkennendster Weise au«. Uebcr die Rolle der italienischen Artillerie in der Krieg-sührung de« Lanve« heißt e«: Für einen vrrtheidigungSkrieg lm eigenen Land« dürft» ein« Zahl von 80 Geschützen pro Armeecorp« wohl aeuügen, und e« ist sehr fraglich, ob solch« Geschützmenaen, wie sie ein sraazSüsches Lorp« mit sich führt, bei der Beschaffen heit der in I tolien sür den Kampf größerer Trnppemnaffen überhaupt geeigneten Terrains häufig verwendbar, oder nickt vielmehr bei der durch die Eultur sehr beengten Wegbarkeit, ein Impediment für die Armee sind. Anders würde die Frage liegen, ob die Geschützausrüstung der italienischen Armee genügt für de» Fall elne- OffenNokrirge« über die LandeSgrrnzen hinaus. Ja einem günstigeren und offeneren Kampsterrain würde eine stärkere Arttllerie die Offensiv- kraft de« Armeecorp- sehr erhöhen, ja der starken Dotirung der französischen LorpS gegenüber zur absolute» Nothwendigkeit werden. Jeder Staat wird von seinem Miirten erwarte, und verlangen, daß er nicht allein feindlich« Massen ans sich zieht, sondern daß er den gemeinsamen Gegner angreife, nm möglichst rasch dessen StreitkrSsie niederzuwerscn und einen vortheilbatten Frieden zu erzwingen! Wenn die reine Berthcidigung an sich schm, kein beneidenswert!,eS Mittel ist, um den Kriegszweck zu erreichen, so gestaltet sich eine solche bei den eigenthümlichen stralegüchen Verhältnissen Italic»« und seiner Srenzconsiguration zu einer besonderen schwierigen, Kräfte verzehrenden und complicirten. Darum liegt gerade für Italien in einer energischen Offensive in Feinde- Land hinein die beste Gewähr, die einfachste und erfolg- reichste Form der Abwehr, der Defensive und damit der ÄriegSsührung überhaupt. Jeder Schritt, welcher die Armee aus ihrem ja beharr- lich durchgeführten Entwickelungsgange zur offensiven Krieg-illhuuig fähiger macht, erhöht die Macht und das Anselicn des Landcs, die Sicherheit dcS Staate». Die im Vollzüge begriffene Reorganisation ist schon eine wichtige Etappe, welche a», dem Wege zur Erreichung solchen Ziele« zurückgelegt ist, durch die Bcrinehrung der für Operationen im freien Felde verfügbar gewordenen Truppen. Da die Offensivkraft der Armee aber ohne eine Vermehrung ihrer Fcldartillerie nicht al« gewährleistet erscheint, so ist diese Vermehrung unerläßlich und einer der wichtigsten Schritte, welche jenem ersten zu folgen haben! Wenn Italien den der Zahl seiner Bevölkerung, seiner Größe, geographischen Lage und Bebeiilung cnlivrcchendcn Platz unter den «tauten einnehmen, seinen Einflnß bei allen großen internationale» Fragen gewährt sehen will, muß eS seine Strcilkräfte so orgaiiisirt haben, daß eS jederzeit in der Lage ist, selbst eine» Krieg mit offen siver Tendenz zu erklären bczw. einer fremden Kriegserklärung sofort durch offensiven Einbruch in de« Feinde« Land zu antworten. E'nem so gerüsteten Staate ist der Friede» viel sicherer, als einem anderen, von dem man nur eine passive Abwehr erwartet! Die Vermehrung der Artillerie muß eine der ersten Maßregeln sein, sobald die durch die Reorganisation jetzt sehr i» Anspruch genommenen Mittel des Landes wieder frei geworden sind. * DaS jüngsteLordmayor-Banket in der Londoner Guildhall gestaltete sich i» Fvlge der von dem französischen Botschafter Herrn Wad dington und dem englischen Premierminister Herrn Gl ad stone gehaltenen Ansprachen zu einer überaus bedeutsamen Kundgebung im Sinne der Erhaltung de« europäischen Frieden«. Herr Waddington, der sicherlich in dcr Lage ist. über die Absicht der französischen Politik genau unterrichtet zu sein, war sichtlich bemüht, alle Zweifel an dcr Fortdauer de« wesimächtlicken Einvernehmen«, sür welche« er ferne ganze Persönlichkeit einseyte, zu zerstreuen. Ans Einzelheiten scheint der genannte Diplomat sich nicht eingelassen zu habe», sondern er begnügte sich mit der generellen Versicherung. Regierung und Volk in Frankreich feien soweit al« möglich gegen jede Angriff-Politik und ernstlich bemüht, schwebende Fragen zu regeln, sobald die Ereignisse die« gestatteten. Herr Gladstone ergriff di« dargereichte FriedeuSpalme mit beiden Händen, machte dem Nachbarstaate jenseit« de« Canal« einige sckmcickelhafle Com- plimeate und ercmplificirte an den Beispielen Madagaskars und EgnpteuS auf die Loyalität und Friedfertigkeit der englischen Politik. Im weiteren Verfolg seiner Rete wandte sich dcr leitende englische Staatsmann dem Ensemble der internatio nalen Situation zu, und zwar in einer Weise, welche Eng land alS mit der herrschenden FriedenSströmung unbedingt einverstanden erscheinen läßt. E« gilt dicS ganz besonders auch im Hinblick aus die Verhältnisse der Balkan-Halbinsel, deren gegenwärtige Grundlagen durch den Berliner Vertrag geschaffen sind. Gerade auS dem Munde Gladstone's muß die Versicherung doppelt erfreulich klinge», daß die Aufrccht- crhaltung jene« Vertrages daS Hauptziel der Bestrebungen Englands bildet, denn die Stellungnahme dcr Mächte zu dem vom Berliner Eonareß s. Z. geschaffenen Werke wird als sicherster Prüfstein für die Aufrichtigkeit ihrer friedfertigen Gesinnungen betrachtet werden müsse». So hat sich denn der englische Premier um die Conselidirung der internatio nale» Situation durch seine Banketrede ein nicht hoch genug zu veranschlagende- Verdienst erworben. — Ein Telegramm giebt folgenden auSsührlichen Bericht: 'London, S. November. Bei dem heutigen Lordnmyor«- Banket in Guildhall anlwortete der französisch!' Botschafter Waddington aus einen aus die Botschafter und Gesandten der fremden Mächte ausgebrachten Toast, er habe den Botschasterposten in London über nommen, weil er stets gefühlt habe, daß e« für den Weltsriedcn keine größere Bürgschaft gebe, als die herzliche und loyale Freund- schas» England- und Frankreichs. LS gebe viele Gründe, aus welchen Frankreich und England Freunde bleiben sollten, wie sie eS drei V>ertcljahrhnnderte hindurch gewesen seien, darunter seien Gründe der heimischen und auswärtigen Politik. Was letztere angche, so stehe er nicht an, zu sagen, Frankreich und England ständen aus demselben Boden, Frankreichs Politik sei keine Politik des Druckes, daS iranzösische Volk sei ein friedliebende- Volk, seine Politik sei, zu behalten was eS behalte» könne, nämlich kein Eigenes, nicht mehr »nd nicht weniger. (Bestall.) Da» französische Volk »nd die französische Re gierung seien, so weit möglich, gegen jede Angrisssvolitik und ernst lich bemüht, schwebende Fragen zu regeln, sobald die Ereignisse dies gestatteten. Seine Mission hier sei eine FriedenSmission. Unter zwei großen Nationen seien mitunter Schwierigkeiten unvermeidlich, aber dann sei eS wichtig, daß dieselben einander im Geiste des Friedens und Wohlwollens begegneten. In diesem Geiste werde er handeln, dieser Geist beseele die französische Regierung und demselben Wunsche sei er auch bei der englischen Regierung begegnet. In Be- antworttmg de» aus das Eabinet ausgebrackten Toastes erwiderte der Premier Gladstone, er hoffe, der Botschafter Waddington werde nicht onzusriede» sein mit der Aufnahme seiner Rede. (Bestall.) Die besten Wünsche England» begleiteten Frankreich in jeder Bahn de- Friedens und der Gerechtigkeit, sowie unter >edcr ordent liche» Regierung, welche eS wühle. Nächst den Heizen der iran« jösiichen Bürger schlage Niemandes Herz wärmer oder aufrichtiger für Frankreich, als dat Herz der englischen Bürger. WaS die un längst entstandenen Schwierigkeiten bezüglich Madagaskar- angche, so glaube er, dieselben in dem von Waddington bezeichnctcn Geiste des Friedens behandelt zu habe», den auch Frankreich acceptirt Hab«. Tr sei dcr Ansicht, daß die Art und Weise, wie dieser Zwischenfall beigelegt wurde, geeignet sei, da» gute Einvernehmen der beiden Länder nicht nur nicht zu störe», sondern sogar zu be festigen, jenes Smreriiehmen, welche- sich während eine- halben Jahr hundert» vortheilhaft für die Interessen der Menschheit erwiesen habe. Sich LessepS zuwcndend, hob Gladstone hervor, er sei sich des Scharfsinnes und der Zähigkeit, mit welcher LessepS di« Interessen der Suezcanal - Gesellschaft wahre, wohl bewußt und erwarte zuversichtlich unbegrenzten und wirklich soliden Bortheil von den intimen Besprechungen, welche LessepS mit den Rheder» und Kaufleuten Englands haben werde. Der Premier ging scdann auf die egvvlstchr Frage über und erklärte, er kSnue constatiren, daß das von England ohne Selbstsucht in Ggypteu übernommene Werk Fortschritte gemacht habe. Diese Fortschritte, von denen die Fortdauer der Ocrupatton abhänge, habe die Regierung in den Stand geletzt, einen Theil der englischen Truppen zurückzu- ziehen und seien bereit» die bezüglichen Ordre« ertheilt. Diese» Zurückzieden der Truppen schließe auch die Räumung Kairo» eia, wodurch die den egyptstchen Finanzen auserlegten Lasten gemindert worden seien. England habe fo der Welt einen neuen Beweis dafür geliefert, daß die wiederholten Erklärungen seiner Regierung ernst ge wesen seien. Endlich lasse die Ränmuag eine» großen Theile« tza«
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