Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188212118
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-12
- Tag1882-12-11
- Monat1882-12
- Jahr1882
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1882
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Erscheint täglich früh 6',. Uhr. Redaktion uni Lrordition Ioka»««,,ne ZS. LPrechltundru -er Redactrsü. vormittag« 10-12 Uhr. Nachmittag« ö—S Udr. «« n» IM«»,»» >>»««»»» n, «l»,u«»am» ,»ch« Ich tu !>«»«»»» «ch, «»»atz», »o* »ür »t» «ichsts-lgr»»« <«««rr sestimmw» Anierni» «« v»cht»l«i», di» Z Udr Nach»»«»,«, «» L,»u- uu» -eftiag,« «rü» dt«UdQ Zn ie» ckiliaien fßr 2us.-^nn>d«e: Ott« Klemm. UnwrrNtSMrah, n. Lont» Lösche. Karhorineuuri»« 18,«. uur dis Ntzr. 'ewrlgtr.Tagclilait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. ^-315. Amtttcher Tveil. SeVölbe-vemitthllv-. D«< gegenwärtig an Herrn Kaufmann Salomo« ver- »irtdet« G,»Sld« Rtr. S t» der Georgentznllr (vrüblseite) soll »«« t. J««««r 1N8S au gegen etudaldjldrlichr KiaLtguag ander wert ver»»lettzet «erben. MietbgesuLe werden aus dem Rathhause, 1. Etage. Zimmer Nr. 17 entgegengenommen. auch könne« ebendaselbst die VcrmielhungSbetlngungen und da» Invenlarium de» zu chrmielhrnden Gewölbe» emgrseben werden. Leipzig. den 1. December 1882. Der Akatb der Etadt Leipzig. vr. Georgs.Stütz. VrkauntMchullg. Dir bringen hierdurch zur Kenntuiß, daß der Herrn Ferdtaaad G»sr»ifch hier »»» dem Sckisseexpevienten Theodor Jchon (in Firma: Id. Äckou) in Bremen ertheilte Auftrag zur Abfchließung von Auswanderung«»Verträgen fstr deasrlbe» wieder zurück» genommen worden ist. Leipzig, am 8. Deccwber 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Mimtwchm-. Der Dienstlaacht ft net August vratdr oct -»«zeigt, daß ihm sei» am 12. März I8ö1 vom Gericht zu Schloß Trebseu «yd Nr. 700 aorgestrNt g«veje»e» Dienstbuch bereit» im Jahre 1870 abhanden «lammen ist. Zur Vergütung «tauigen Mitzbranch» wird dasselbe hiermit für «ngstm» erNLrt. Leipzig, am 8. December 186L. Da» Polizet-Aint der Ttadt Letpzitz. I. v.: Junck, Pol.-Rata. di. f-Il MiDnoch, Pen tS. Decemder 18»2. 11 Uhr vormittag« im Bruudslücke Seeburgftraße Nr. 4 alltzier 1 Vuch»ruckschne>pr«ff« Hmritch an den MriMatendeu gegen sofortige Vaarzahkwg ver- steiaert wrr»W Leipzig, in, 8. Dacencker 188» DHiertzach. «erichtSvollzieher. rirftrung von Lllbskülcu betr. Zu Oster, 1883 werde« für hiesige Schule 1» nnd zu Ostern M« ä«.,Stück zweisttzig« Subsellirn gebraucht. DU Lieferung der letzteren soll dem «indestfordernde», vor- tehtlrlich jedoch der «»«wähl onter denselben, übertragen «erd«,, ned bat nach einem tu hiesiger Schule zur «»ficht bereit stehende» Raster zu erfolgen. verschlossene und mit der Aufschrift „Lndsellien für Tonne» «itz" verjehrn« Offerte« find bt« zum 18. Deeemder lausende» Jahre« hier einzureichen. Connewitz, deu 9. December ILöL Der SchiUvorstnnd. Lukeustetn. NtchtamMcher Thetl. Leipzig, 11. Deeemßer 1882. * Uu» dem Reichstage wird uu» vom Sonnabend «schrieben: ..Die heutige Fortsetzung der Etatsberathunn i» NeichSlage war trotz der Abwesenheit de» Fürst«« Bitz» marck, dessen neuralgische Schmerzen ihm noch immer nicht die Theilnahme an den Sitzungen der BoltSvertretung He» statten, eine außerordentlich interessante und theilweise recht bewegte. Sie beschenkte die Weit nach einigen kurzen und nicht eben viel bedeutenden Ausführungen de» SckahsecretairS vurchard mit einer zwar nicht kurzen, aber dafür um fo weniger bedeutenden Rede de» Herr» von Miunigerod«, dw nachher von dem nationaiiiberaleu Führer, dem Lbg. v. Bennigsen, mit hohem sittlichen Ernst und Würd» in ihrer ganzen Nichtigkeit aufgedeckt wurde. Sie brachte dann in Herrn Eugen Richt-r'S mehrstündigem Erguß eine» jener bekannteu Ragout- von Wiederholungen. Selbst»«» «errlichungeu, Bosheiten und auch sachlich zutreffende« Er» »rlerungen, und sie gipfelte, nachdem der Kinanzminister Sckolz eine Scene veranlaßt, auf di« wir später zurück» k»«»en, in einer meisterhaften Rede de» Abg. v. Bennigsen, unter deren tiefem Eindruck da» Hau» sich bi» zum Moutag vertagte. So oft Herr v. Bennigsen spricht, giebt sich der Hörer mit Behagen und Vertrauen dem Gefühl hin. daß er einer scstgeschlossenen markigen Persönlichkeit von staat»» «ännischer Klarheit. überragendem Berständniß, wohlthuender Formvollendung und vollendetstem politischem Tact gegen- nberstche. La ist keine gemachte Begeisterung, kein absichts voll verletzender, scheinbar so geistreicher und doch so billiger SarkaSmuS wie bei Richter (Hagen), kein Angriff aus Per sonen, wo allein die Sach« in Betracht kommen soll, keine Ungrrecktigkeit gegen den Gegner, von der sonst di« parla- »nuarischr Ditcussion bi» zum Ueberdruß erfüllt ist. s»a» d«ru überall eine Lauterkeit der Gesinnung. «, Adel der Worte, eine Treffsicherheit de» Ausdruck», di« über di« Zukunft de» gemäßigt« Liberalismus. de« solche Männer ihr« Tbätigkett und ihre Lebensans« g«t«» widmen, pessimistisch« Zweifler wohl beruhig« soll- >«. Herr v. Bennigsen legt« dq,. daß di« Interpretation, welch« di« verbündet« Regierungen dem Art. »9 de, Berf. geben, «m di« rechtlich« Zulässigkeit von Doppeletat« z» iw» Pme», weder bei de, Fertigstellung der Verfassung i« con« stlkuikruben d«tsch« Roich-tage (1967) «och späterhin in Map» und Wissenschaft jemal« von irgend «ine« Mitglied de» Hause« oder ver verbündet« Regierung«, oder sonstwie »» einer namhasten Persönlickknt auch nur andentnngsnms« gebraucht worden sei. daß sie d» Geist «ie dem Wortlant I» Verfassung widerspreche, und daß de, Reichstag ain» hmige GewissrnSpfiicht erfüll«, wenn er fio ablehne, den« er steh« m diesem Falle mannhaft für sein gute» Recht oin, für da« Recht d^ Volke«. Wen» jede parlamentarisch« Ver tretung schon ohnehin «in« Hobe Bedeutung im nationalen »d vtaatsteben beanspruchen könne, so sei die» umsomehr » «wem Bundesstaate wie da» deutsch« Reich der Kall. 2? ?^^>ugale. rinheitsseindlitbe Mächte wirken, und wo die Macht der Krone, di« ja zum Segen Deutschland» so fest« Auflage L7F»0. Adonnn»rnl,,rri» vienelj. 4'/, turl. Brmgerlolm ü Mk.. dura, die -oft bezöge» » Mk. Jede einzeln, Nummer Sb Ws. Beleg exemolar 10 -s. Gebüdren ,ür tkirabeil,,«, »hur Poi'tbesSrderuug ZS LU. «lt Lonoeiücoerung 48 Mk. Znstratr tzgeivaitene Petttzeile -0 Pf. »rähere Lchrinrn lam »a>«rm BreiS- verzelchaiß. Labellanscher Lop aaa, höhen» Daris. Leria»en unter trn Nri>arii»»«ttrich die Loaltzerlr üO 4s. Zmera«, ft»» »er« ,» dir Orprdrnon z» ie»»«». — Noban »rrd »ich« gigeoe». Zahllurg piaouuuienurao oder durch Wost- »aqnaome. Montag den 11. December 1882. 76. Jahrgang. gewurzelt sei, der Beihilfe eine« mit Rechten au«gestatteten Volksvertretung als eine» starken Faetor» der Einheit nicht entbehren könne. Er sei erstaunt, vom Finanzminister Scholz zu hören, daß da» Experiment der zweijährigen Etat»periode auch iu Preußen gemacht werden solle. Noch erstaunter aber sei er über den leichten Sinn, mit welchem Herr v. Minui» gerade sich über di, Rechte de» Reich-tag» hinivegsetz«. Auch die Eonservative» Kälten doch wohl dir Pflicht, nach Recht und Gewissen die Würde und den versassungogemäßigen Einfluß de» Reichstag» zu wahren. Herr v. Minuigerode aber setze da» Parlament, dem er doch selber angehöre, herab, indem er ihm zumuthe. einer Maßregel beizustimmen, die kern Minister und kein konservativer Abgeordneter irgend eine» anderen Lande» auch nur vvrzuschlagen wagen würbe. Dir» im Wesentlichen der Ein», der Rede de» Herrn v. Bennigsen. Aber e» geht damit wie auch sonst mit der Schilderung eine» starken Eindruck«, von dem man Denen, die nicht unmittelbar daran lheilgenomme». ein Bild geben will: der Duft und Reiz ist hinweg, und da» nackte Gevankcn- schema läßt den Leser nur ahuer», wa< er verloren hat. wert er »ichl zugleich Hörer gewesen. M>l Herrn Richier stimmt« der natlorialliberai« Führer in der Forderung einer alsbal digen Reform der gänzlich veralteten Rübenzuckerstever überein, indem «r von dem Fortbestehen der übermäßigen Exponboni, fieatione» und von der ungesunden Zunahme der Rüben» zuckeesabnken einen Krach gefährlichster Art besorgen zu müssen erklärt«. Dem Kinanzminister Scholz aber wie» er mrter dem lauten Beifall der Linken da- wenig Angemessene der Art und Weise nach, mit welcher dieser den ehemaligen Finanz, minister und jetzigen nationallibcralen Abg. Hobrecht al« Eide». Helfer für die zweijährige Budgelperiode citirte und au» den Protokollen emer StaatSministerialsitzung den actenmäßigen Beweis beizubringen »ersuchte. Leider war Herr Scholz nicht mehr anwesend, al« am Schluß der Sitzung der Abg. Hobrecht selber da» Wort nahm, um unter lautloser Stille de« Hause» den schwere» Vorwurf, der gegen ihn geschlendert worden, von sich abzuwälzen. Mau wird ihm wohl Recht geben dürfen, daß eS iu der Thal ueu ist. wenn Tinge, die unter dem Siegel doppelter Diskretion, der amtliche» wie der privaten, flehen, so offen und unvermuthet an» Tageslicht gezogen werden. Herr Hobrecht erklärte zur Sache, daß e« sich damals um einen gesetzlichen Vorschlag zur Einführung doppelter Etat« gehandelt, nicht aber, wie letzt, um versuch». ,bre Verfassung zu ««gehen". Ein solche» Unheil atztz svlchöm Mund« ist wohl der Aufbewahrung werth. Greisen «ir in der Debatte ein wenig zurück, so erschefflt von besonderer» Interrss« der Eiertanz, den ver Lbg. Eugen Richter zwischen der idealen liberale» Eesammtpartei (dören Bildung doch Niemand so wie er hintertreibt) uud d«r so«, aeschrittensten Demokratie. »U«, der Sonnemann'scheu VotkSparter auffllhrte. I« selben Llhrm versicherte er. alle liberalen Fraktionen ständen aus gemeinsamem Boden, und die Fortschrittspartei sei stolz auf ihren demokratischen Ursprung, sie. deren Mitbegründer Daldeck und Ziegler ge wesen. Diese beiden wackeren und echt patriotischen Männer müßten sich im Grabe umdrehen. wenn sie solche» Lob in einem Satze vernehmen könnten. Vernicht- al« eine devote Schmeichelei nach der Seite der süddeutschen particularistischen LolkSpartei war. Aber wie kommt Herr Richter in seiner starre» Römer tugend zu dieser Diplomatie? Die Antwort ist einfach genug, und die bekannten Vorgänge im Verein „Waldeck", in den der Frankfurter particularistische Abgeordnete vr. Joseph Stern die Fackel ver Zwietracht geschlendert, geben die best« Auskunft. Herr Richter fühlt deu Boden unter sich wanken nach beide» Seiten hin. Wie die gemäßigten seiner Anhänger hier, so rüsten sich dort die Entschiedeneren zum Ausbruch au» dem «MN Einten bestimmten Fahrzeug, und da er die Hänel und Seaoffen nicht Halle» kann, klammert sich der Vertreter sü, Hagen an die Demokraten mit der flehentlichen Bitte, ihn nicht ganz zu isoliren. Inconsegurnt (die Genugkhuung muß mau ihm gewähren) ist er dabei nicht, denn seine ver- wandtschqft mit der Demokrqtie ist größer als die mit den positiven Elementen de» Liberalismus. Vielleicht erleben Wir'» noch, ihn al» Hospitanten der Grupp« zu sehen, di« sich da Führung de« Herrn Sonuewan» erfreut." * E» weint, al» ob die ReichtztaaSderhnndkunge» » dies« Woche sich noch länger hwzichen werden, al» man bisher anaeavmmen. Der Mittwoch wenigsten» wird wohl »och in Anspruch genommen werden, wenn der Börsen- steuerentwurs noch zur Verhandlung kommen soll. Indessen könnte auch leicht der Fall eintreten. daß durch Befchluß- unsähigkeit die Sitzungen eine vorzeitige Unterbrechung erfahren. Die Bänke weisen wenigst«,» sehr erheblich« Lücken auf. Ter gegenwärtige Zustand beweist wieder einmal zur Evidcuz die Nnzuträglichkell de» gleichzeitigen Tagen» der beiden parla mentarischen Körperschaften. Die Arbeiten kommen weder in dem einen, noch in dkm anderen Hause recht vom Fleck und di« Abgeordneten vergeuden Kraft und Zeit in uner sprießlicher Thätigkeit. ES kann nickt bringend genug er mahnt werden, wenigsten- für die Zeit nach Neujahr recht zeitig einen zweckmäßigen Arbeit-plan auszustellen, der die erste» Monate de» neuen Jahre» billig und verständig unter di« beiden Parlamente vertheitt. Daß e< so nicht weiter gehe« kann, wird doch allerseits zugegeben werde». * Ofsiciv» wird geschrieben: „Von Seiten der so eial- d»«»kr»tischen Abgeordneten de» Reichstag» werden Bollmar uud Grillenberger über die Denkschrift, be treffend dt« Ausführung de» So eia liste NA «setze», sprechen. Der Reichstag soll übrigen« diesmal von sociallstischrr Seite veranlaßt «erde«, ein Votum über di« Handhabung de» Ge setze» abzugeben, «a» gewissermaßen eine Probe bilden kann, wie sich die Majorität zu der Frag« der Verlängerung de« Socialistengesetze«, welche« bekanntlich a» 30. September 1884 abläuft, stellt.^ * Der Möglichkeit, daß die westmächtlich« „Freundschaft" an der von England erstrebten Lösung de» «zyprischen Probj,«» ,« Gründe gebe, sieht Leutschland mit großer GrmüthSnih« entgegen. Man hat sich bei nn» gewöhnt, in dm« Sambetta'schen Plan« einer englisch-französischen Allianz offenst»« Bestrebungen zu erkenn«», denn — so sagt man sich — für eia vündliiß der beide« Lanaluserstaatn, zu PertheidigungSzwecke» fehlt e« au jeder logischen so wohl al« thatsächlichpn Unterlag«. Eine Lockerung der englisch» französischen Beziehungen wird daher der Sache de» euro- päifchen Frieden» jedenfalls keinen Abbruch thun, noch auch al» Lücke in dem Ensemble der politische» Lage empfunken werden, Unter diesen Gesichtspunkten kritisirt rin osficiüser Leitartikel der „Nvrdb. AUg. Ztg." den neulichen Reinach'schen Artikel aus der Pariser ,Avvus politiqus ot Uttorniro", parallel einer älteren Arbeit de» RcichSlagSabgecrdneten Georg von Bunserr. Durch die persönliche Polemik gegen den grundsätzlichen Standpunct de» genannten „Reichs- Voten" schimmert in der ,.N. A. Z." deutlich genug da« hoch- potilischc Gepräge der in Rede siebenden Auslassung, deren springender Puncl die kategorische Vcrmabnung bildet, daß kein Deutscher, und insbesondere kein deutscher Volksvertreter vorweg die englssch-französiscke Allianz alt da- erste Postulat eurer richtigen und glücklichen europäischen Politik be trachten darf. * Etwa- sonderbar, aber dem konservativen Charakter der Ver. Staatenconstitution entsprechend, ist die Bestim mung derselben, daß die Congreßrepräseatanten in Wirklichkeit ein volles Jahr vor dem Beginn ihrer AmtS- thätigkeit erwählt werden. Der Congretz, welcher am 7 Rov. erwählt wurde, tritt erst am 4. December l833 in reget- mäßiger Sitzung zusammen und zwar in der Reihenfolge al ter 48. Congreß. Die AmlSzeit beginnt allerdings mit dem 4. März nächsten Jahre», an welchem Tage die Amk»zeir des 47. Congresses endigt, allein die regelmäßige Sitzung beginnt, wie angegeben, erst am 4- Deeemder. Einer ver aus der Hand liegenden Gründe, weshalb die Wahl schon im Herbst vorgenommen werden muß. während die Amtszeit erst im Frübjahr beginnt, ist wohl der, daß im Falle die Nothwendig- keit einer Extrasitzung nach dem 4. März eintreten sollte, der Eongreß gewählt ist und sofort zulammentreten kann, aber der Hauptgrund, welcher die Verfasser der Constitution be wog, die Amtsthätigkeit der Volksvertretung erst ein volle» Jahr nach der Wahl beginnen zu lassen war ohne Zweifel der, da« die Congreßmitglieder von der Wahlausregung und den davei maßgebenden Ursachen vollständig eruüchkcrt zu- sainmentommen solllen, um raschen Gesetzesvcränverunge» vorzudeugcn. Bei der Schnelllebigkeit, welche die heutige Zeit charakterisirt. ist eS nun allerdings möglich, daß im Lause de» Jahres ganz andere Fragen austauchen, oder die Ansichten über Fragen, die möglicherweise bei der Wahl maßgebend waren, sich ändern, so daß die Volksvertreter dann den neuest-» Volk-Wünschen schon wieder cntrückl sind. Jedenfalls ist durch diese Bestimmung der Constitution die Stabilität der Gesetz gebung eine mevr gesicherte, al« weurr der Congreß gleich nach der Wahl zusammentreten könnt«. * Uu« L-lverpool kommt die Nachricht von einem ministeriellen Wahlsiege. Nach den Triumphen der Eonservaliven in Preston. Wigan. Sali-burv uud Eambridsi« erscheint da» Liverpooler AbstimmunaSergcrniß um so aus fälliger, al» da» dortige Mandat seit Jahren in eonservaliven Händen lag. E« ist indeß zu beachten, daß in Liverpool die «rischen Arbeiter einen starken Procentsatz der Bevölkerung auSmachen nnd entsprechend stark an die Wahlurne treten. Indem sie diesmal ibr Wahlrecht, und zwar zu Gunsten de« liberalen Candidateu ausüblcn, haben sie den Kampf zu dessen Bortbcile entschieden. Da» Verbalten der irischen Wähler von Liverpool bekundet unzweiselhast ein Abwenden von der intransigenten Tactik der starren Negation, wie sie der Obstructionismus allen feinen Anhängern zur Pflicht macht — und hierin wird man da« eigentlich interessante bezeichnet« Moment de» Liverpooler Wahlacte» finden dürfen. Die Neltungsapparate -es Samariter-Vereins. E» wird wobl jedem unserer Leser noch in frischer Er innerung sein, wie lebhaft «» in der Stadt bedauert wurde, daß der im Hochfluttgraten ertrunkenen Frauensperson keine Hilfe geleistet werden konnte, da e» an geeigneten Mitteln zur Hilfeleistung mangelte (siehe Tageblatt Nr. 330 und 332 vom 26. und 28. November). In der am 28. November abaehaltenrn Vorstandssitznng des Samariter-Verein- wurde insolge dessen beschlossen, aus VereinSkoslen den 4 in der Nähe der Wasserläuse gelegenen Polizeiwachen (Frankfurter Thor. Zeiyer Tdor. Plagwitzer Straße und Eutritzscher Straße) RettungSapparate aufzustellen und ist diese Ausstellung aucy Anfang» dieser Woche erfolgt. Der vom zweiten Vorsitzenden vr. Aßmu» constnurte Apparat, welchen derselbe am Donnerstag im Samariter» Verein demonstrirt. besteht au« zwei Tbeilen. einer 4 Meter langen Stange mit Rettungshaken und einer Kegelkugel, welche mittelst einer eisernen Gabel an einer 8 Meter langen Rettungsleine befestigt ist. Man kann beide Theile einzeln oder zusammen verwenden. Die Stange ist aus Eschen Holz und darum nicht länger gewählt, weil erfahrungsgemäß längere Stangen fast nicht zu regieren sind und bei Belastung de» untern Ende», d. h. wenn lxr Ertrinkende sich daran klammert, adbrechen. AnS denselben Gründen ist der Haken ein kurzer, scharfer, um den Verunglückten an de» Kleidern anzuhaken oder ihm beim Zugreisen eine zweckmäßige Stütze z» gewähren. Auf Ver Rückseite de» Haken» befindet sich ein »)ehr für die Leine. Will man die letztere für sich allein verwenden, so schlingt man daS freie Ende derselben um die link« Hand, rollt die Leine leicht aus und nimmt sie locker aus den linken Vorder arm. woraus man mit der Rechten die au» leichtem Holz gefertigte Kugel dem Ertrinkende», allerdings mit Vorsicht, zuwirft. Dient diese Kugel bei offenem Wasser al» Wurfgeschoß, so erhält sie bei Einbruch in da» Ei» eine erhöht« Bedeutung. Hie wird wie eine gewöhnliche Kegelkugel auf dem Ei» nach dem verunglückten hingerollt und kann sich der Eingebrochene daran sesthalten. bi» anderweitige Hilfe beschafft ist. Aus dies« Weis« ist schon vielen Menschen, z. B. !n Kiel, da» Leben gerettet worden. Di« Lerne nebst Kugel kan» endlich mit der Stange vereint gebraucht werden, wobei die Leine durch da» Oehr am RettungSbaken läuft und unten lose an di« Stange an geschlungen wird, so daß sie leicht auf- nnd niedergleiten sana. Durch diese Coinbination wird die Stange gewisser maßen um 8 Meter verlängert und läßt sich di« Kugel weithin schwingen. Sie empfiehlt sich besonder», wenn man von einer Brücke oder von einem hohen User herab (z. B. an der Parth«. wo die Usermauer nebst Geländer stellenweise 4 — k» Meter koch ist) Hilfe leisten will. Dieser Apparat wird von den Leitern de» Unterricht» den Schutz- nnd Feuerwebrleute» demonstrirt. klebrigen« sei noch bemerkt, daß der Ratb der Stadl in anerkcnnenSwcrtbee Schnelligkeit in voriger Woche ebenfall« je eine Stange von 8 Meter Länge mit Rettung-Haken an die gedachten Polizeiwachen abgegeben hat. Der Samarilerverein, dessen Ehrenpräsident Oberbürger meister vr. Georgi ist. zählt gegeiiwärtta ca. ISO Mitglieder au» allen Gesellschaftskreisen, Großkauflcute, Bankdirectoren, Stabträlhe, höhere Staatsbeamte. Officiere. Schuldirektoren, Lehrer höherer und anderer Schulen. Docenken und Assistenten an der Universität, Aerzte, Apotheker u. s. w. UnIerlicdtS- curse >»it zusammen über 400 Schülern sind gegenwärtig 12 im Gange, davon 8 bei ver städtischen Schutz»,annschast. l bei der Feuerwehr uud 1 bei der freiwilligen Feurrwehr- brigade der Umgegend. Hoffentlich redet die Nützlichkeit der Sacke für sich selbst und wird wohl kaum eine» Wotteö der Verlhcibigung gegen die in neuester Zeit versucklen Angriffe bei allen Denen be dürfen. welche nicht auf sentinieulale Weise, sondern praktisch ihren Mitmenschen in Noth und Gefahr beistehen wollen. —». Der Rhapsode Neubauer. s Leipzig. lO. December. Wenn die Schnellmalrr «ns in wenig Augenblicken ein Bild, eine Landschaft oder ein Portrait vor da- Auge zaubern, so ist man überrascht und staunt über solche Dampfleistungen Ver Kunst. Freilich mit kritischem Blick Vars man sie nickt betrachten: denn sonst würde man einen lieferen Gehalt vermissen. Aehnljch ist e» mit den Improvisationen, die durch ihr schnelle» Herausspringen auS dem Geiste de» Vortragenden und durch schöne Formen den Zuhörer in Bann halten, aber an Ties« der Poesie doch zurückstehcn. Unter den Improvisatoren de« Gegenwart nimmt Herr Neubauer (Gymnasialdirector) sicherlich eine hervorragende Stelle ein. Er ist auf allen Gebieten, aus dem elastischen wie aus dem moderne», heimisch und beherrscht die Form in seltener Weise. Hat er je einen Fehler im Versmaß gemacht, so corrigirt er sich selbst in Versen. Tie Abrundung seiner Gedichte und die allseitig^ mitunter wahrhaft überraschende Beleuchtung seine» itzm da» den Zuhörern gestellten Thema» sind Vorzüge, tue alle Anerkennung verdienen. Bei seinem gestrigen Auftret« im weißen Saale der Centralhalle, welcher von eurer zahlreichen Zuhörerschaft gesüllt war. ließ er sich znttft Worte geben, über welche er daun sofort Gedichte vor'-rng. Die Worte: Spiegel, Bühne. Herz. Kranz und Stiefelknecht ivurden ihm zugerusea, nnd er besang diese Gegenständ« l» sehr gelungener Weise, wenn auch hier uud da der.Knüttel" hervorguckle, wie da» ja nicht ander» fein du«. Uu» führte er iu verschiedenen BerSmaßea (iu leichter« «ck schwierigeren) eine ganze Reih« von Imvrovisationen vo», zu welchen ihm die folgenden Themen gegeben wurde»; Wiedersehn, Sacher Masoch, Richard Wagner, Jmprovilntor, der Dichter, Coriolari, Bismarck, Gottschall, Othello, Lüfar, Tabakmonopol. Eugen Richter Sapho, Licht rc. All« diese Ausgaben löste Herr Neubauer mit einer Leichtigkeit nnd Gewandtheit, die Bewunderung verdiente. Da eine Steigerung der Ausgaben nach ihrer Schwierigkeit gleich vom Anfang an zu erkenne» war, so mußle natürlich die Krone d« Leistungen zuletzt kommen. Au- ihm genannte» R««en, wie Bier und Stier, schmatzen und kratzen. Ach und Krach u. s. w-, setzte er em Gedicht zusammen, z» welchem ihm ebenfalls der Titel gegeben wurde. Halte schon früher manche humoristische Wendung in den Strophen bei den Zuhörern da» Zivergsell erschüttert, so wurde bei den auS den gegebenen Reimen vorwärts n>ch rückwärts ausgebaulen Gedichten über: Der verstimmt» Leierkasten — Eine anSgerävcherte Goethehüfte in einer Restauration — Eine alte Jungfer ein wahrhaft homerisches Gelächter entzündet. Tie Kunst des Rhapsoden gipselte aber in den auS genannter, Reime» ge dichteten Sonetten (über Straßenjunge, Wasserfahrt »e.) und in der Vorführung der Mvsaikvichtung. Eine lcznge Reihe von Worten, die einzeln besungen wurden, verflocht er zu einem Gcsammtbilve, dessen Hauvlgedanke: Der zer rissene Telegraph, sich wie em rother Fade« durchs Ganze hindurch zog. Diese Lösung einer so schwierig« Auf gabe war eine Glanzleistung, und der stürmisch« Beifall und wiederholte Hervorruf am Schluss« war wohlverdient. Wer einmal einen interessante» Abend haben unv dabei so recht scelensroh lachen will, der muß diesen gewandten Rhapsoban hören, der sich vielleicht doch noch zu einem zweiten voUrngs erbitten läßt. Entscheidungen -es Reichsgericht». (Abdruck ohne Lnaab« der Quelle wird gerichtlich versvIßtJ Tie unverehelichte Friederike S. zu M. war vom dortige« Landgericht wegen Diebstahls au- H. 242 Str-G -B. verurlheilt, well sie am 23. Februar d. I in dem abze- grenzten Raume de« Bahnhofs, nachdem der Lohnsuhrmann H Steinkohle» au» einer Eiscnbahnlowrie aus seinen Wage» geladen und twsc» abgefahren Halle, di« bei dem Um laden hcrabgesallenen Steinkohlen, obwohl sie ihr nicht gehörten, aufgehoben und weagetragen hat. um sie ihrer Sckwester zu bringen. Tat Landgericht Kat die Verur» «Heiligung wegen Diebstahls damit begründet, daß w un auch der Fuhrmann abgefahren gewesen, doch hierdurch »och nicht von dem Eigenthümer da« Eigenthum an den herab» gefallenen Kohlen aufgegeben gewesen, namentlich Hütten sich die Kohlen immer unv so lang« sie auf dem abgegrenztr» Bahnhöfe waren, in dem Gewahrsam der Bahnver» Wallung besunden, welch« in erkennbarer Weis« nach d«e Lage der Sacken, wo diese sick vbjectir» befanden, di» versügungSqewalt Uber dieselben, di« ibrer ausschließlich«« WillensbestiniMung unterlagen, gehabt. Au» diesem Gewahr« sam habe die Angeklagte die Kohlen, die für sie fremd* Sacken waren, weg und in ihre Verfüaung-gewalt genommen; auch bade sie gewußt, daß ibr verboten war» rn de« ab« gegrenzten Raume de» Bahnhof« herabgesallene Steinkohle» aufzulescn und zn sammeln; habe sie demnach dir Kohle» weggenommcn. so habe sie mit dem Bewußtsein gebandelt daß die Sacke eine fremde fei. solche im Äewahrla» eine» Andern sich besanv und sie kein Recht Hab«; diiselb« für sick zu nehmen. La» R.-G. hat am 23. September d. I. dt« Entscheid«»! al» recht-irrig ausgehobe». den» Diebstnhl kann nur an einer fremden Sacke begangen werden und zu» Be griffe „fremd" ist es erforderlich, daß die Sache in frem dem Eigenthume, im Eigenthume eine» Anderen steb«. Tie Krage de» Elgeotbume», d. h. die Frage, ob ein»
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