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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188311195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-11
- Tag1883-11-19
- Monat1883-11
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nedaclion und Lrprditioa Iohanne-gassr 33. Aprrchkundrn der Ue-arlio«: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. l>Iir dt« Rva,»d> ru,,«t»ndi«e vt-m>Icr>»«, m«cht sich »>» Ridacu»» »icht »erdultiich, Ann«t«e Der für Sie nächftsolgrude N«««er »eftimmten Anserate an W«che«ta,en bis L Nhr Nachmittag«, a» Sonn- «nb Festtagen früh bi»'/,» Uhr. Zn den /ilialen für Ins.-Lnnahme: vtt« Klemm, Universitätöstraße 21, Louis Lüsche» Kathattacnstraße 18, p. nur bis '/,S Ahr Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage I8.LVV. ^bonnemeatsorris viertel,. 4'/, Mk. incl. Bringerlodu 5 Mk.. durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede »inzelne Nummer 2V Ps. Lelegexemviar 10 Pi. Gebühren lür Extrabeilage» ahne Poslbeiöroerung 39 Mk. mu Poffdesörderung 48 Mk. Inserate Ngespaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schriften laut unterem PreiS- Verzeichnis. Tabellarischer u.Ziffcrniatz nach HSHerm Tarff Ueelamrn unter dem NrdactionaKrich die Lvaltzeile 50 Ps. Inserate sind stet« an die ErpeSMan zu ienoen. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueouiiieraniiv oder durch Post- nachnaitine. ^« 323. Montag den 19. November 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Zur Ergänzung des mit dem 2. Januar 1884 au«- scheivenden DrUttheilS der Herren Stadtverordneten, in» gleichen zur Wiederbesetzung einer davon bereit- durch Tod sowie zur Besetzung der durch Wahl al- Stadtriithe erledigten Stellen, ist dir gesetzliche Neuwahl zu veranstalten. Die deshalb angefertigte und in Druck gegebene Wahlliste liegt vom 13. bi« mit 27. November ». c. in folgenden ÄeschäflSlocalen. deren Inhaber sich der mit der Auslegung mit danken«» ls. R. Witt»a«n, Dresdner Straße 38, Gustav Achter, Sternwartrnstraße 24. « » Gustav Geistler, Windmühlenstraße 17, -- « Franz Wittich, Windmühlenstraße 51, » » Ernst Rodenburg, Windmühlenstraße 8/S. » - D. H. Lcutcmann, Windmühlenstraße 38, » » Gebrüder Epillner, Windmühlenstraße 30, » » Bruno Snaelberg, Süvplatz 2, « » August Ltüdn, Dorotheenstraße 6, » » August Thstrigen, Ranstädter Steinweg 13, » - Julius Hoffmann, PeterSsteinweg 3, » » Paul Krüger, König-Platz 7/8, » » Earl Golzseh, Gerberstraße 61, « » Gustav Juckuff, Hainstraße 18, « » E. F. Schubert Scachf., Brühl 61, » - Gustav R«s, Grimmaische Straße 16, » » Albert Ander-, Grimmaische Straße 8, » « Grnst Lamdschreiber, Petersstraße 35, - » OSkar Herbst, Süvslraße IS, au« und wird vom 13. November ab aus Verlangen nicht nur in diesen GeschästSlocalen. sondern auch im Rathhaus« l. Stock in der Rathsnuntiatur den Stimmberechtigten in je eine», Exemplare auSgehändigt. Bi« zu Ende deS stebeute» Tage« nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung. also dt» «tt Montag. de« Ist. November, Nachmittags « Uhr steht jedem Be» tbciliglen frei, gegen die Wahlliste bei dem Unterzeichneten Nalhe und zwar Stadthaus, Obstmarkt S, 1. Etage, Zimmer Nr. 80, Einspruch zu erheben, über welchen vann binnen der nächsten sieben Tage Entschließung gefaßt und dem Einsprechenden eröffnet werden wird. Nach Ablauf obiger 14 Tage wird dir Wahlliste geschlossen und ist den zu diesem Zeitpunkte etwa noch nicht erledigten Einsprüchen für die bevorstehende Wahl keine weitere Folge zu geben, auch können Bürger, welche i« der ge schloffenen Liste nicht eingetragen find, au der Wahl nicht Theil nehmen. Die Wahl selbst ist direct und hat jeder Abstimmende I I ansässige und 10 unansässige Bürger zu wählen; sie erfolgt durch Stimmzettel, welche bei der Abgabe unervffnet in ein verschlossenes Bchältniß einzulegen sind. Aus dem» selben sind die zu Wählenden so zu bezeichnen, daß über deren Person kein Zweifel übrig bleibt. Insoweit Stimm zettel dieser Vorschrift nicht entsprechen, oder Namen Nicht wählbarer enthalten, sind dieselben ungillig. Werden zu viele oder zu wenige Namen, also die Namen von meyr oder weniger Hausbesitzern und Unansässigen, als oben angegeben, aus einem Stimmzettel gesunden, so wird hierdurch zwar die Giltigkeit dcsselven nicht aufgehoben, es sind aber die überzähligen Namen als nicht vorhanden anzusehen. Die Stimmzettel sind an einem der hierzu festgesetzten zwei Wahltage Donnerstag «nd Freitag, den 2V. und SO. November in der Zeit von früh 0 Uhr ununterbrochen bt- NackmittagS O Uhr tu dem Parterresaal -er Buchhändlerbörse vor dem Wahlausschüße von den Ab- srimmenten in Person bei Verlust LcS Stimmrecht- für diese Wahl abzugcben und wäre eS im Interesse einer raschen Abfertigung sehr wünschenSwcrth 1) wenn vorzugsweise der erste Tag von allen Wählern, denen derselve irgend paßt ^ zur Stimmabgabe benutzt würde, da außerdem erfahrung-mäßig immer am letzten Tage ein allzugroßer, die Abfertigung ver zögernder Andrang zu den Stimmkästen statt findet, und 2) wenn jeder Wähler an der Urne die seinem Namen in der Wahlliste voranstehende Listennummer äuget wollte. Hierbei bitten wir noch zu beachten, daß an Urne I die Ansässigen, an Urne II, III und IV aber die Unan- sässigen und zwar an II die Buchstaben ^ bis mit 8, an UI die Buchstaben I bis mit R, an IV die Buchstaben 8 bi mst 2 abstimmen. Nach Auszählung der Stimmzettel werden die Gewählten durch den Wahlausschuß von der Wahl benachrichtigt. Leipzig, am 10. November 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Nitzsche. Bekanntmachung. Die Beitragspflichtigen unserer Gemeinde, welche mit ihrer die« jährigen Etener noch im Rückstände sind, werden hierdurch an Ent richtung derselben erinnert Leipzig, 18. November 1883. Der verstand »er Israelitischen Reltgian-gemeinSr ,« Lechzt,. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, IS. November 1883. * lieber die Reise de-Kronprinzen nach Spanien liegen die folgenden speciellen Meldungen vor: * Von der Ostseeküste,15. November. („Allg. Ztg.") Venn einige Zeitungen die Nachricht sitzt brachten, daß die Reise bet deutschen Kronprinzen nach Spanten erst in der letzten Zeit beschlossen worden sei, so befinden sie sich in einem Jrrthum Au« sicherer Quelle können wir die Mittheilung machen, daß alt bald nach der schmachvollen Beleidigung de« König« Alfonio von Spanien in Paris diese Reise de« Thronerbe» unsere« Kaiser« an den Künialhof zu Madrid festgesetzt und die oberste MarinebehSrde in Kiel davon benachrichtigt wurde, jedoch mit dem strengsten Be- ehl, da« unbedingteste Gcheimniß darüber zu bewahren. Al« die Sorbette „Prinz Adalbert" am 20. Octoder den Hasen von Kiel verließ, waren schon, loweit die« ohne Aussehen zu erregen geschehen kannte, einige Vorbereitungen für die etwaige Ausnahme de« Kron prinzen an deren Bord getroffen worden, und der Lommaudant, Lapltaln zur See Mensina, erhielt die Nachricht, daß er sehr wahrscheinlich nach Genua segeln solle, obgleich er erst später die bestimmte Weisung dazu erhalten werde. E« war aniänalich die Absicht, daß statt de« kleinen alten Avisodampfer« „Loreley" von 387 Tonnen der neue schöne große Avsiodainpsir „hohenzollern" von 1700 Tonnen, 3000 indicirten Pserdekrätten und 103 Mann Besatzung, der ganz besonder« für die Seereisen de« Kaiser« und dr« Kronprinzen erbaut und glänzend eingerichtet ist, in Kiel seesähig gemacht und nach Genua gesandt werden sollte. Der Umstand, daß die Instandsetzung de« „Hohenzollern" um diese späte Jahreszeit aber da« größte Aussehen gemacht und somit da« Gcheimniß der Reise de« Kronprinzen wahr- cheinlich verrathen haben würde, bewirkte, daß hievon abgesehen und die „Loreley" von Konstantinopel nach letzterem Hasen gesandt wurde. Die „Loreley" hatte vorher noch einige Reparaturen an idrer Schraube vorzunehmea und konnte somit erst später in Genua eintreffcn, wodurch allein die Verzögerung der Abreise d«S Krön- Prinzen aus Berlin vom 1b. bis zum 17. d. M. entstanden ist. * Berlin, 16. November. („Köln. Zig.") Heute ist die Nachricht von der Ankunst de» deutschen Kriegsschiffes „Loreley" in Genua hier eingctroffen und morgen wird der Kronprinz mit zahlreicher Begleitung dorthin adreisen. ES kann versichert werden, daß der letzte Ausschub der Reise mit der Politik nichts zu thun hatte. Dagegen bestätigt e« sich, daß — was auch die französischen Blätter »gen mögen — wirklich die spanische Regierung Bedenken dagegen geäußert bat, daß unserKronprinz in Barcelona lande. Barcelona ist die gewerbsleißigste Stadt Spaniens und in den dortigen wie in den catalonilchen Fabriken überhaupt arbeiten Tausende von Franzosen. Da die spanische Regierung Besorgnijse hegt, daß die Franzosen dort einen ähnlichen Unsug treiben könnten wie in Pari- bei Ankunft de« Königs von Spanien, so hat sie hier gebeten, der Krön- Prinz möge lieber in Valencia landen. Unter diesen Umständen blieb hiesigen Ort- nicht« übrig, al« sich dem Wunsche der spanischen Re fferung zu fügen. An sich würde drr Sieger von Wörth wohl kein Be- lenken getragen haben, durch Barcelona zu reisen, und wenn e« dort vierzehn Tage lang Franzosen geregnet Hölle. Aber er war mit Recht der Meinung, dem Ministerium Posada keine Bcrantwortlichkeit ausladen z» dürfen, die e« nicht zu tragen wünscht. Deutscherseits sucht man Alle« zu vermeiden, was dem schuldigen Gegenbesuch in Spanten eine» wlitischen Anstrich geben, und namentlich, wa« Frankreich verletzen önnte. Daß unser Kronprinz nicht den Weg durch Frankreich wählt, ist unter den bekannte» Umständen natürlich und ma» möchte sage», selbstverständlich. Im Gegentheil würde, wen» er über Bari« gereist wäre, der Vorwurf nicht auSgeblieben sei», darin liege eine Herausforderung. * Berlin, 17. November. Die Erklärung der einander wider sprechenden Meldungen über den Hasen, ln welchem der Krön» Prinz in Spanien landen wird, liegt wie der „Nat.-Zig." berichtet wird, darin, daß ursprünglich hier selbstständig Barcelona in Aursicht genommen war, während die spanische Regierung, ohne davon Kenntniß zu haben, von Ansang an Valencia al« den geeignetsten Landungshasen ansah. Bo» spanischer Seite ist also keineswegs, etwa unter Hinweis aus die in Barcelona zahl- reichen socialistischen Elemente oder ans die Pariser Hetzereien, eine ursprünglich in Madrid getroffene Disposition geändert worden; und e» war selbstverständlich, daß hier der spanische Vorschlag an genommen wurde. Der Kronprinz hat denn auch heute früh bei der Verabschiedung geäußert, daß die Landung ln Valencia er solgen werde. * Halle a/S.. 17. November. (Au«führliche Meldung.) Se. kaiserliche Hoheit der Kronprinz traf mit dem fahrplanmäßigen Berliner Schnellzuge, dem der kronprinzliche Salonwagen eingefügt «var, heute Vormittag II Uhr 37 Minuten hier ein. Zur Be- grüßung Hochdesselben hatten sich auf dem «atmhosi die Herren flegierungSpräsident v. Diest au« Mersebnrg, Oberbürgermeister Staude und der Bezirk-.Commandcur Oberst z. D. v. Marschall von hier eingefundeu. Wenigen nur war die Durchreise de« Kran- Prinzen im Lause de« Vormittag« bekannt geworden, aber freudig ertönten die Hurradrufe der aus dem Perron Anwesenden, al« der Kronprinz, der in Livilkleidung reist, am Fenster erschien. ' reundlich lächelnd erwiderte der hohe Herr die sympathische »grüßung und knüpfte darauf «ine leutselige Unterhaltung mit sämmtlichen obengenannten Herren an, im Lause deren er her vorhob, daß er am Montag Mittag in Genua eintreffen und von dort au« sodann in Valencia (also nicht in Barcelona) landen werde. Er betonte auch, daß wohl nun durch dies« Reise, die doch große Borbereitnngeu erfordert Hab«, sein Fernbleiben vom Ei«lebeuer Luthersist und von Halle zur Genüge gerechtsertiat er- schein«. Nach einem Anscuthalt von ca. 10 Minuten verließ der Aig, in welchem nunmehr auch Herr Regierungspräsident v. Diest zur Begleitung Platz genommen hatte, die Elation, abermals de- gleitet von den enthusiastischen Hurrahrnsen der Anwesenden, die der Kronprinz mit huldvoller Verneignag na» allen Seiten hin er widerte. Wie schon bemerkt, reiste sowohl drr Kronprlnz al« auch sämnttliche übrige» Herren de« Gefolge« in Sivilkleidung. * Weimar, 17. November. Er. k. Hoheit der Kronvrinz wurde bei seiner Durchreise hier aus dem Bahnhöfe vom Grvßherzog und Srbgroßherzog begrüßt. * Frankfurt a. M., 17. November, Abend«. Er. I. k. Hoheit drr Kronprinz traf heute Abend 8V« Uhr hier ein und stieg im „Frankfurter Hof" ab, wo Ihre k. k. Hoheit die Kronprinzessin zum Empfange anwesend war. Nach dem Souper setzte Se. k. k. Hoheit um 9 Uhr 50 Minuten die Reise sott. Die Frau Kronprinzessin, welche im Lause de« Nachmittag« noch den Dom und den Römer besucht hatte, begab sich um 10 Uhr mittelst Exirazugeö nach Wiesbaden zurück. * Rom, 17. November. Der Generaladjutant de« König«, Generalmajor Sarava, begiebt sich morgen nach Luino. um Se. k. Hoheit den deutschen Kronprinzen im Namen de« König« an der Grenze z« emvsangen »nd nach Genua zu geleiten. * Madrid, 17. November. Da« Geschwader» welche« Sr. k. k. Hoheit dem Kronprinzen de« deutschen Reiche« und von Preußen entgegensahren wird, besteht au- den Fregatten „Victoria", „Numancia", „Lärme" und „Lealtad" und dem Aviso „Saridad". Da« Lommando ist den Admiral Bullo übertragen worden. Da« Geschwader liegt bei Karthageno, der Ordre zum AuSlaufrn gewärtig, vor Anker. * Au< Berlin wird unS vom Sonnabend geschrieben: „Wieman hört.wird derEtat dem Abgeordaetenhause alsbald nach seiner Eröffnung zugehcn, und e« dürfte auch rathsam sein, sich obne Säumen an die Erledigung dieser Vorlage zu macken. ES darf bei den geschäftlichen Dis positionen nicht überseben werden, daß die Session ungewöhn lich spät beginnt (sind e« doch nur noch 4 Wochen bi- zu den WeihnachlSserien), daß ein außerordentlich umfangreicher ArbeitSstoff zu bewältigen ist und daß im Februar jedenfalls der Reich-tag rusammcntretcn wird. Ob eS über die Prä sidentenwahl diesmal zu einem großen Kamps kommen, ob man da- der Stärke der Parteien entsprechende Präsidium der letztvergangen-n Session (von Köllcr. von Heercman, von Benda) ohne weitere« aus» neue ernennen wird, muß dahingestellt bleiben. ES wird die erste Frage sein, mit der sich die Fraktionen zu beschäftigen haben, die auf DienStag Abend alle zu Sitzungen rinbcrusen sind." * Der Inhalt de« für die nächste preußische Land- tagSsession angekündigten Gesetzentwurf« zur Re form der Personatbesteuerung ist vorläufig nur in so allgemeinen Andeutungen bekannt, daß ein sehr zurückhal tende« Unheil gerechtfertigt und geboten ist. Diese Zurück haltung hat sich denn auch in Erwartung der Vorlage die Presse auserlegt. Nur über einen principiell und praktisch sehr wichtigen Punkt hat sich bereit« ein lebhafter Streit erhoben. Die bekannte Resolution de« Abgeordnetenhauses, welche der Regierung die einzuschlagende Richtung der Steuerreform angab, enthielt die Aufforderung, aus die höhere Besteuerung de« Einkommen- au« Capitalvermögcn, entweder im Rahmen der Ein kommensteuer oder auf andere Weise, Bedacht zu nehmen, und die „Provinzial-Eorrespondenz" bat angekündigt, daß die Regierung zu diesem Zweck eine Capitalrentensterer in Vorschlag bringen werde. Die Regierungsvorlage bat jene Resolution so aufgesaßt, daß damit eine höhere Besteuerung de- Einkommens auS mobilem Geidcapital gemeint sei und will demgemäß nur da- auS solchem entspringende Einkommen mil einer neuen Steuer belegen. Eine Anzahl liberaler Blätter hal die« dagegen für eine Unbilligkeit und Ungerechtigkeit erklärt, vie entsprechend höhere Besteuerung alle- „sunvirten", auch de- aus unbeweglichem Eapilal, auS Grundbesitz entspringenden Ein- koininens verlangt und der Resolution tcS Abgeordnetenhauses jene auf da« mobile Capital beschränkte Bedeutung ab- gcsprochen. In den bevorstehenden Verhandlungen keS Ab geordnetenhauses werken diese beiden Standpuncte, der agrarische und der kapitalistische, wie sie von den Gegnern ge nannt werden, schroff auseinanderstoßen. E« knüpft sich an sie eine Anzahl die ganze Steuer- und ein gut Theil der gelammten Wirlhschaslspoltlik in sich schließender theoretischer Principien- fraaen und praktischer AweckmäßigkeitSerwäaungen. Indessen im Abgeordnetenhause ist ohne Zweifel eine starke ..agrarische" Mehrheit vorhanden, welche der einseitigen Besteuerung de- mobilen Capital- als einer volkSwirthschastlich gebotene» und zulässigen Maßregel au-gleichender Gerechtigkeit unbe denklich zustimmen wird. Daß da« Centrum ebenso entschie den wie die Conservativen aus dem, wenn man so sagen darf, capitalscindlichen Standpunkt steht. ist nicht zu bezweifeln. Die „Germania" geht gegen da« bewegliche Capital und für dessen Belegung mit einer besonderen Einkommensteuer wo möglich noch schärfer in« Zeug at« die „Sreuzzeitung". Die Regierung wird sich gegenüber einer konservativ - klerikalen Majorität mehr gegen den Vorwurf zu vertheidigen haben. daS mobile Capital nicht lest genug angesaßt zu haben, al« sie den anveren Vorwurf zu befürchten brauchte, einer ein zeln:» Art de« Einkommen» eine ungerechte Last aufzuerlegen * In dem Vortrage, welchen, wie seinerzeit gemeldet, Erz herzog JohannSalvator in einem militairischcn Verem in Wien über daS Thema „Drill oder Erziehung" gehalten, wird bekanntlich da- preußische Ercrcierreglemcnt nicht allzu freundlich behandelt. Besagter Erzherzog zeichnet sich über haupt nicht durch große Preußensreunvllchkcit auS. Er wurde Anfang 1875 auS Wien und von der Artillerie nach TemeSvar zur Infanterie versetzt wegen einer Broschüre, die damals ungeheure« Aussehen erregte. Erst nachdem er im OccupationSfeldznge daS getrennt von der bosnischen Hauptarme« über GradiSca einrückende CorpS commandirt. kam er wird die ulln, Hamburg, die Herrichtung WienS zum Armee-Sammcl platze. Denn „trotz aller FrcunvschaflSversicherungen müsse» wir unS darüber vollkommen klar sein, daß die expansiven Be strebungen de« preußisch-deulschen Reiche- die Integrität der Monarchie gefährden, seitdem nationale Einigung und nationale Annexion zum Princip moderner Siaatenbildung erhoben sind. Der Krieg mit Deutschland muß kommen, da e» einmal unserem Nachbarn nach dem schönen Land an der Donau gelüstet und Deutschlands Grenzen auch nach Osten einer Erweiterung bedürfen. Unsere strategische Front ist «nvgiltig ausgesprochen; die Bürgschaft einer glücklichen "ukunst liegt für un» nur in einer dauernden Allianz mit ußland, die militairisch mit der Sicherung unseres Rückens gleichbedeutend ist." Diese RemmiScenz au» der Vergangenheit läßt auch erst die Hecheleien über den preußischen .Drill" in richtigem Lichte erscheinen. Ein politische» Symptom für die Richtung maßgebender Kreise ist der Bortrag aber ebenso weuig, wie vor neun Jahren die Broschüre e« war. * Die Franzosen sind unverbesserliche Phantasten. Sie redm sich ein, daß da- europäische Wohlbefinden von ihrem eigenen Wohlbefinden abhänge, und da sie an der gegen wärtigen Lage ihre- Lande- durchaus kein Gefallen ver spüren, so soll Gesamml-Europa den Kopf hängen lassen. In ihrer totalen Fassungslosigkeit über die Madrider Reise de- deutschen Kronprinzen begeht die der öffent lichen Meinung Frankreichs ibre Marschroute verschreibende Pariser Hctzpresse einen gröblichen Fehler über den anderen, indeß da» Ausland au« ihrem Gezeter über die angeblich biuterhältige Politik der deutschen Reichsregierung nur den Aerger und Ingrimm darüber heraushört, daß Spanien eine« schönen Tage- sich nicht ferner willenlos am fran zösischen Gängelband« leiten lassen könnte. Den französischen Revanckepolitlkern paßt da« zwischen den Höfen vo» Berlin und Madrid geknüpfte und sich immer mehr befestigende FreundschastSband begreiflicherweise nicht in ihren Ürain. Allein da« Unvermeidliche mit Würde zu tragen, bleibt ihnen schlechterdings versagt. Deutschland hat e» unter solchen Umständen fürwahr nicht nvthia, Frankreich vor der ganze» Welt al- continuirlicken Störenfried zu entlarven: die Pariser Hetzer besorgen die- Geschäft schon von selber, und alle auf richtigen FriedenSsreunde können sich zu dem Eifer, womit der französische Chauvinismus „für den König von Preußen arbeitet", nur beglückwünschen. Tie sactische Lage erfährt dadurch eine wesentliche Vereinfachung, zumal der Abttecber de» russischen Minister« Herrn v. Gier« nach FriedttckSruh den unanfechtbaren Bewei» erbringt, daß Rußland nach wie vor den gleichen Anschauungen zugethan bleibt, die wir an« dem Programm der deutsch-öfferreichisch-italienischen Allianz als leitende Gesichtspunkte der mitteleuropäischen Friedenspolitik kennen gelernt haben. Will man daher der Madrider Neile »»sere« Kronprin:en eine politische Tragiveile zuweisen, so darf dieselbe doch logischer Weise nicht über die Grenzen der in dem mitteleuropäischen KriedenSbunde enthaltenen Ver ständigungen ausgedehnt werden. Wer die» dennoch tbut, wie e- beispielsweise jenseit» der Vogesen alle Tage geschieht, bekundet dadurch nur, daß er lediglich unter dem Drucke eines übermächtigen äußerlichen Ziv.iiigeö Frieden hält unv Viesen Frieden in denisetben Moment brechen würde, wo er ich stark genug glaubt, den auf ihn, lastenden Zwang abzu- 'chütleln. * Anläßlich de- unlängst von der portugiesischen Regierung u, der Congosrage an die Vertreter Portugals im Auslände erlassenen Rundschreibens, worin die pvrtugie- rsche Regierung gegen „den vom völkerrechtlichen Institut auSgcdrückten Wunsch nach Neulralisirung des Congostuffes" unter Betonung der portugiesische» Besitzrechte Verwahrung einlegte, erklärt der als Fachaulorilät bekannte Professor F MartcnS, welcher Rußland in dem genannten Institut vertritt und an der Münchener Zusammenkunft, wo der qu. Wunsch ausgesprochen sei» sollie, Ihellnahm, in einer Zuschrift an daS „Journal de St. PstcrSbourg", daß die Aunahine der portugiesischen Regierung aus einem Irrtkum berube. Allerdings sei von Herrn Moynicr, Vorsitzender deS inter nationalen ComitL vom Rothen Kreuze, dem Institut ein bezügliche« Memoire unterbreilet worden, das Institut aber habe »ach Anhörung eine- CvninliisioiiSberichtS sich daraus beschränkt, den Regierungen die Ergreifung von wirksamen Maßregeln zum Schutz der freien Schifffahrt aus dem Congo- slusse anzuciiipsehlen. Der Unterschied ist augensällig. ver „nächste Krieg" in deutscher Beleuchtung. Wir theilten vor einigen Tagen da» französische Bild eines „ZukunslSkriegeS" mit. Ein deutscher Officier hat sich in der „Post" da« Vergnügen gemacht, die Phantasie de« Franzosen ein wenig zu beleuchten und eS dürste interessant für unsere Leser sein, zu erfahren, wie ander« man einem ruküiislige» Angriff Frankreich« und Rußland« in deutschen Armcekreisen entgegensieht. Nachdem der Verfasser in der „Post" einräumt, „daß Deutschland daraus gefaßt war, eS gleichzeitig mit Rußland und Frankreich zu thun zu haben und folglich seine Kräfte zu theilen", kritisirt er zuerst die politischen Momente vor dem Kriege. Er bezeichnet die Abneigung einiger russischer Kreise gegen Deutschland zwar als bestehend, dock aber nicht al« einen notdwcnbigen Grund zum Kriege. Englands Wohlwollen für Frankreich und Rußland erscheint ihin zweiselhast, ebenso baß Rumänien und Serbien mit Deutschland eine Sache machen, vielmehr würden diese wohl eine bewaffnete Neu tralität bewahren. Dagegen scheint eS ihm und wahrscheinlich jedem vernünftigen Menschen lächerlich, die Türken mit den Montenegrinern zusammen für Rußland in« Feld ziehen zu sehen, ebenso hält er nickt dafür, daß Italien und Spanien sich weiter in die Sache mischen, al- eine Deutschland wohlwollende Neutralität erheischt. Ungarn- Abfall von Oesterreich wird als ein Hirngespinnst angesehen. Der Versager recapNnlirt nun in großen Umriffen die Lage Europas beim Beginne deS Kriege« und erhält ab weichend vom französischen Autor folgende« Bild: Die Halste de« deutschen Heere« marschirt an der polnischen Grenze aus. Ihm schließen sich aus dem rechten Flügel die öfter- reichischen OperationS-Armeeu in der Stärke von 650,000 Mann und 1600 Beschützen an. Trotz der Truppenanhäufungen in Polen befindet sich ihnen gegenüber die russisch« Feldarmee bald in keiner günstigen Lage, sowohl waS die Schnelligkeit de« Aufmärsche«, als die numettsche Stärke betrifft. Die« ist selbst dann noch zutreffend, wenn ma» die russiiche Feldarmee zu 1,100,000 Mann und 2600 Geschützen in Anschlag bringt, da von dieser Zahl mindesten« 150,000 Mann aus den asiatischen Kriegsschauplatz entiallc», wo die Türkei ohne besondere Kraftanstrengung 200,000 Mann zu versammeln im Stande ist. Selbst wenn die Türkei sich nur aus Trupven- Zusammenziehen in Armenien beschränkte, würde Rußland nicht in der Lage sein, über die kaukasische Armee z» Operationen in Europa verfügen za können. Weitere 50,00 Mann würden zur Beobachtung Rumänien«, welche- in bewaffneter Neutralität verharrt, erforderlich sein. Frankreich erläßt nach dem Autor am 28. April den Mobil- machungsbesehl und hat am 2. Mai seine Mobilmachung beendet. Warum nicht schon am 29. April? Jeder, der den Mechani«m»S einer Mobilmachung mit seinen tausend Frictionen kennt, wird über die absichtliche Selbsttäuschung oder Uukeunlniß de« Franzosen die Achseln zucken. ES wird nn« nun gesagt, daß drei französische Heere bet Vesoul, Chaumont und Bar le duc ausmarschiren, hinter denen sich zwei Reserve-Armeen sammeln. Der Operation-plan der Franzosen zielt dahin, den Deutschen aus dem Höhenplaleau von Lotdringen eine Schlacht zu liefern, Metz und Straßburg zu blockiren, aus Kaisers lautern vorzugehen, den Rhein zwiichcn Straßburg und Mainz zu überschreiten und gegen Würzburg zu marschiren. Was gegen den angenommenen Einbruch der Italiener in Nizza und Savoyen stehen bleiben soll, bleibt u»S leider vorent kalten. Zur Beobachtung der Pyrenäen-Grenze findet Frankreich dagegen ohne Weitere« die Mittel in der Derritorial-Armee. Rechnen wir indessen »icht mit der unzuverlässigen Annahme eine« Eintritte« Italien« in die Aktion, sondern mit dem ungünstigste» Falle, daß Frankreich sich aus die Beobachtung der italienischen Grenze beschränken kann und sich mit einer Operation«-'inner von mehr als 800,000 Mann und 2200 Geschützen gegen Deuischtand wendet. Daun wäre die numerische Ueberlegcndeit über den zu Opera tionen im Westen diSpoiiidlc» Tbcil des deutschen Heeres allerdings eine bedeutende und wenn auch in der Führung, in der Tapferkeit und dem inneren Halt der Truppen Facloren liegen, an denen Zahlen zur Illusion werden können, so wollen wir doch den An- nahmen de« Autor» einmal wieder folgen, nach denen unser Heer nach blMigem Ringen bei Blirouvillc und Kaiierslaulern zuriick- geworse» wird und sich hinter de» Taudrr-Al schnitt zurückzieht. Die Franzosen cernirrn Metz und Straßburg und überschreiten schon am 5. Juni bei Mannheim de» Rhein, um weiter gegen Würzburg zu operire». Wohl oder übel müssen sie auch Mainz die Ekre einer Eeruirung anthun, während die kleinen Plätze Diedcn- hofrn, SaarlouiS und GermerSheim beobachtet werden. In diesem Augenblicke hat die sraiizüiiichc Armee viel von ihrer anfänglichen Furchtbarkeit eingedüßl! Wenn vor jedem der drei großen Waffenplätze drei Armee-Lorv- verbleiben, so ist dir« keines wegs zu viel, sondern könnte eher bedenklich erscheinen. Die Abgänge der Franzosen durch die bisherige» Kämpie können bei der zu nehmenden Entfernung von idrcr Lpcrationsbasis und bet dem Mangel an Eisenbahnen — die in ihrem Rücken liegenden deutschen Lohnen sind unbenutzbar gemacht — nicht so schnell ersetzt sein, auch die Besetzung der Eiappcnlinien trägt zur Schwächung ihrer Fcld-Armee bei. Von einer Detackirung gegen eine Donau aufwärts vorrückende österreichische Reserve-Armee sei ganz abgesehen. Ihnen gegenüber kann da« deutsche Heer nicht nur seine Verluste au- den Ersatz-Driippentheilen vollständig gedeckt haben, sondern e« liegt auch in der Hand der obersten Leitung, die Heranziehung aller Rkiervt-Formalionen. deren Milwirkung zu einem entscheidenden Schlage wünschenswerth ist, rechtzeitig zu veranlasse». Ter Versasser irr» deshalb, wenn er glaubt, das deutsche Herr werde in einer BctthridigungSsicllung den Angriff seiner LandSleut«
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