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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188311204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-11
- Tag1883-11-20
- Monat1883-11
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1883
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ktdarlion und Lrpe-ition Johannesgasse 33. Sprechstunden der Redaktion: Bormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. I «r »t« Rit<t,»d» »ui,el,ndter VI»»uIcn»t» »acht ttch »>, N«d«cl»>» mch» — Aaaah»« »er für Pie nichfts«l,r>»e Ru««er bestimmte» Inserate «« Wochrntaaen b»s 8 Uhr Nachmittag«, au Saun- un« Fefttaaen früh bis'/,» Uhr. 2n den Filialen für Ins.-^nnahme: Ott» klemm, Universitöttstratze 31, Laut« Lüsche» Kathariuenftratze 18,». nur bi« '/,8 vhr tWigcr.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auslage LS,IVO Adonnemeatspreis viertel,. 4'/, Mlt. incl. Bringerlohu 5 Ml., bar« die Bost bezogen 6 Mk. Jede »mjelne Nummer SV Ps. Belegezemplar 10 Ps. Gebühren tür Extrabeilagen ahne Posibesörderung 39 Mk. «U Postdejörderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schritten laut unjerem Preit- Verzeichnis. tabellarischer u. Zissernjah nach höher« Tarif. ^ 324. Dienstag den 20. November 1883. Reklamen unter dem Redartionrkrich die Svaltzeile 50 Pf. Inserate sind net» an die Gtzprbtttpn zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoiliaorauäo oder durch Post- nachnaume. 77. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Der VorbereitungSgoltesdicnst für den zweiten dies jährigen Bußtag findet Donnerstag den 22. d. MtS. AbendS « Uhr und zwar nur in der Tho«aSktr«he statt. Leipzig, den 14. November 1883. Die Lircheninspection fär Leipzia. Der Superintendent. Der Rath der TtavtLetpzig. Verpachtung eines Werk- und Lagerplatzes. Wir haben beschlossen, den Zuschlag des am 7. dS. Monat« zur anderweiten Verpachtung als Werk» und Lagerplatz versteigerten, zeikher an Herrn Z»n»ier- mcister MöbiuS verpacktct gewesenen Theilcs der zwischen der Berliner Straße und dem Gükersabrweg nack dem Ber liner Baknhofe gelegenen städtischen Parcelle Nr. 2788 für die daraus gclhancncn Gebote abzulehaen. In Gemäßbeir der Versieigerungsbedingungen entlasten wir daher die Bieter hiermit ihrer Gebote und sehen gleichzeitig zur sofortigen gegen vterwöchentliche Kündigung erfolgenden Verpachtung de« bezeichnelen ParcellenlbeilcS von 1968 gm Flachengehalt sernerweilen VersteigerungStermin aus Sonnabend, den 24. dS. Mou., Vormittags 1L Uhr an Rathssielle, RalhhauS I. Etage, Zimmer Nr. 17, an. Die Verpachtung-- und Versteigerungsbedingungen können schon vor dem Termine auf dem großen Saal dcS Nalh- hauses eingesehcn werden. Leipzig, den 14. November 1883. Der Rath der Ttadt Leipzig. vr. Tröndlin. Stbß. Bekanntmachung. Nach ß. 12 de« mir dem I. Januar 1884 in Kraft tretenden neuen DroschkenregnlativS haben von diesem Tage an sämmtliche Droschkenführer und zwar auch die al- svlme derzeit bereits sungirenden einen vom Unterzeichneten Polizeiame auszustellenden Fahrschein im Dienste bei sich zu führen. Behuf» Feststellung der in diese Fahrscheine aufzunehmen den Personalien werden die Droschkensübrer hierdurch ver anlaßt, sich persönlich und zwar die Führer der Droschken Nr. 1—100 am 24. November dieses IahreS, - 101—200 - 26. - - . - 201—300 - 27. . , . - 301—400 - 28. » , . . 401—500 - 29. - « . an Polizeiamtsstelle während der gewöhnlichen Geschäft»« stunden zu melden. Wegen Aushändigung der Fahrscheine selbst, sowie der Regulative, der in den Wagen anzubringenden Tarife und der in tz. 6 «ab x. gedachten Fähnchen, ivelche Gegenstände den Concessionaren das erste Mal unentgeltlich von hier aus verabfolgt werden, wird später weitere Bekanntmachung erfolgen. Die Proben für die Wagenlaternen und die Wagen» nummern liegen schon von jetzt e.b zur Ansicht bei unS äuS. Leipzig, den 17. November 1883. DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. Vretsckneider. Mühlncr. BorkweidtHlluclion. Montag, den 2«. November er. sollen von Vor mittag« 9 Ubr an im Forstreviere Connewitz ca. 1380 Bund einjährige und 200 Bund dreijährige Weiden (Bandstvcke) unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung nach dem Zuschläge an Ort und Stelle mei,tbielcnd verlaust werden. Zusammen kunft: am Streitteiche. Leipzig, am 17. November 1883. DeS RathS Forstdeputatioa. ViMMs - Bekanntmachung. Gestohlen wurden allhier erstatteter Anzeige zufolge: 1) ein fast »euer schwarzer Kilzhut mit dunkelrotdem Futter, au« einem Rcstaurationslocal in Nr. 11/12 der Petersstraße, am 9. dl«. Mt«. Abend«; 2) eine Kiste mit GlaSwaaren «ix. K. bl. 4546.57 Kilo schwer, von dem Gütecboden deS Thüringer BahnhokS, seit 10. ds«. Mt«.; 3) ein Paar wechleincne Manschetten, je mit einem silbernen, schwarzemaillirte» Maiischcttrilknopsc (einen Dserdekops darstellend) von einer Treppenflur i» Nr. 11 der Sophienstraßc, am 11. ds«. MtS. Vormittag«; 4) eine silberne Remontoir Uhr mit Goldrand und Sccunde, geriester Rückseite, in der Mitte mit wappenäbnlichem Schildchen, daraus ein „6" eingekritzelt, aus einer Wohnung in Nr. 1b der Uferstraße, am 13. dss. Mi«. Vormittags; 5) ein Wiuterüberzictzer von hellgrauem Rutins, mit schwarzem Tammetkragen, schnarzem WollailaSmtter, zwei Reihen grauen Steinnutzknüpfen, Seitentasche» mit Patten, einer äußeren und einer inneren Brusttasche, sowie Billetläichchen und Lederhenkel — in den Taschen befanden sich ein weiße« Taschentuch mit rotb- und blau gestreifter Kante, O. bV. gez., und ein Paar graue Glarsband schätze, — au« einem Garderobezimmcr in Nr. 7 der Liebigstraße. am nämlichen Tage Nachmittag«; 6) ein ebensolcher von braunem glatten Stoff mit hellgrauem wollenen Futter, einreihig mit verdeckter Batterie, einer linken äußeren und einer rechte» inneren Brusttasche, sowie Billettäschchen — in den Tasche» beianden sich zwei Paar hellgraue Giaksha»«- schutze, ein Testtr-Bnch und ein Heft mit blauem Umschlag — au« einem Gastlocale in Nr. 14 der Windmühlengasse, zu der selben Zeit; 7) eine Kiste »i«pn. l. 8. ff 10, enthaltend eine Drehorgel in gelbem Kasten, sechs Stücke suielend, au« einer Hausflur in Nr. 2 der Sidonienftraße, am 14. ds«. Mt«. Mittag«; 8) eine kleine eiserne Haubwaage (sogen. Stangenwaage) mit zwei daran befestigten eisernen Haken, von einem Handwagen, welcher in mehreren Straßen kurze Zeit unbeaussichtigt stehen gelassen worden ist, am nämlichen Tage Nachmittag«' v) ein Paar mittelgroße Stiefeletten mit Gnmmieinlätzen. Doppelsohlen und Stiftadsätzen, au« einer Bodenkammer in Nr. 7b der Berliner Straße, am l4. ds«. Mi«. Nachmittag«: 10) eine etwa Meier hohe, oval geformte Viechfirma mit der Aufschrift „Stellenvermittlung für Köche. Kellner und deral", von dem Grundstück Rr. 7 de« Böltchergäßchen«, wo dasselbe besestigl gemesen ist, in der Nacht vom 14. zum 15. ds«. Mt«.; 11) ein Geldbetrag von 82 ^l, in einem Fünfmarkschein und neun Thalern, mittelst Nachschlüssel« au« einer Bodenkammer in Nr. 35 der Dresdner Straße, in der Zeit vom 12. bi« 16. ds«. Mt«.: 12) ein Winterüber;irher von dunkelblauem geriesten Stoff mit schwarzem Schooßfutler und mit weiß und schwarzgestreiftem Aermelsutter, einreihig, mit verdeckter Batterie und schwarzem Sammelkragen, sowie ein Tpazierstock von gelbem Rohr, au« einer Wohnung in Nr. 8 der Windmühlenstraße, am 15. ds«. Mt«, früh; '13) ein Frauenkleid von blauem Batist mit weißen Spitzen, ein Paar weiße Varchrnttzosen, ein weißleinenes Tischtuch. 2. im Monogramm gez., ein etzeitsolchkS ungezeichnet, zwei weiß- leinene Handtücher, k. 8. Nr. 31 und 35, eine Tischdecke von grauem Damast und ein weißleinener Kopfklssennl»crt»g, au« einer Bodenkammer i» Nr. 71 der Eliieiistratze, am nämlichen Tage; 14) ein Wintrrnberuehrr von dunkelblauein FloconnS, mit Sammetkragen. Boiden.Emsaii'ung, schwarzem Futter und zwei Reihen übersponnenen Knopfe», von einem Haudioagen in der Fraukiurter Straße, am 15. ds«. Mt«. Abend«; 1b) zwei Lanarieuvögrl, ein gelb- und ein graugefiederter, au« einer Wohnung in Nr. 8 des KupstrgäßchenS. am 16. ds«. Mt«. Abend«; 16) ein Winterübcrzirber von dunkelbraunem, rauhem Stoff, mit Sammetkraqen. ichwarzem Futter, zwei Reihen übersponnenen Knöpfen, Dchooßtajche» in» Palte», einer inneren und einer äußeren Brustiaschc, sowie Billeitäichchen, aus einem Garderobezimmer in Nr. 20 der NnivrrsitaiSstraße, am nämlichen Tage Abend«; 17) ein Paar Hose» von dunkelgraueni weißgesprießelien Stoff, mit weißem Bunds»! an« einer Wohnung in Nr. 7b der Wind- »lüblengasse. vom 15. b « 16. di«. Ml«.; 18) ein Paar kalblederne Haldstjefel», vorgeschubt, mit Stift abiätzen, e,n Paar derglrichr» von Rinosleder, ebenjall« vorgeschuht. Mit Doppels»!»«, i.nd Stistal sätzen, a>.« einer Wohnung in Nr. 33 der Elisenstrnßr, voin 16. bis 17. ds«. Mt«.; 19) ein Wimerübrrzirher von dunkelblauem Floconns, mit Sammeikragen, braun- und wcißgestreiitcm wollene» Futter und einer Reihe schwarz übersponnenen Knöpfen — in den Taschen br anden si» ein iLigarreiietut von rothcu, Leder und eine Mund harmonika. au« einem Tanzlocale in Nr. 7 der Windmühlenstraße, am 17. ds«. Ml«. Abends; 20) eine silberne Autcruhr, in 15 Steinen gehend, mit Sekundenzeiger, Goldrand und geriester Rückseiie, in der MM» mir wappei ä nlichcin Schildchen, ferner ein Portemonnaie von braunem Leber mit zwei Schlößchen, mit 14 50 H in einer Krone, drei Markstücken uud div. kleiner Münze, einer Mitglieds karte de- Allgemeinen Turnverein« und einem Loschcukateatzer, au« einer Badezelle im Sophiciibad, in der nämlichen Zeit; 21) eine tombakne isyliiidrrvhr mit glatter Rückseite nebst kurzer Nickeikette, au« einer Schlaskommer iu Nr. 3K der Blume». >rze, gaffe, am 18. d. Mi«.; 22) ein Winterüderzietzer von dunkelblauem stockigen Stoff, mit Sauilnetkragen, schwarzem Wollatlassutier, Schootztaichen, zwei inneren Brufttaichen, Iillctiäichcden und HornknLpien, au» einem Restauration-locale in Nr. 5 der Ärimmaischcii Straße, am nämlichen Tage Nachinitteg«; 23) ein cbciisolcher von dunkelblauem gerieften Stoff, mit schwarzem WollatlaSsulker, schwarzem Saminelkragen, einer Reihe schwarzen HornkuSosen, Seiteniaschen mit Palten, einer äußere» und einer inneren Brusttasche, sowie Aillcitäschchen, au« einem Tanz- locale in Nr. 33 d r Zcitzer Straße, a» demselben Tage Abend«; 24) zwölf Stück Pser-ehalstcrn von schwarzem Leder, von einem Pserde-Eiscnbahnwage» am AugustuSplatze, am 17. ds«. Mt«. Abends. Etwaige Wahrnehmungen über den Berblieb der gestohlenen Sachen ober den Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminal- Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 19. November 1883. Ta« Voiizei-Amt der Stadt Leipzig. Br et schueider. vr. Denecke. Aufgebot. Der am 9. März 1833 zu Brc-lau geborene Friedrich Pank von Stosch, Sodn de« Lieutenants Ernst Friedrich Eduard Frei herrn von Stoich und seiner Ehefrau, Bertha Antoinette geb. von Petery, hat sich im Jakrc 1872 oder 1873 au- Deutich- 'ammer, woselbst er Theilhober der Handelsniederlaffung Hohlseld L stosch war, entsernt, ohne Nachricht von sich zu geben uud soll im Jahre 1873 in Leipzig todt ausgesunden worden sein. Aus den Antrag seiner Schwester, der verwittweten Hauptmann von Kalkstein, Emma geb. von Stosch zu BreSlau. vertreten durch die Rechts-Anwälte Pori'ch und Werner zu BreSlau, wird der oben benannte Friedrich Paul von Stoich ausgesordert, sich spätesten« im AusgebotSlermine aus den 2«. September 1884, vormittag» 11 Utzr vor dem Amtsrichter Jaeckel im Gerichtsgcbäudc, Zimmer Nr. III, zu melden, widrigenfalls er sür todt erklärt wird. Trebnitz, den 14. November 1883. Königliche» AmtS-Gertcht I. Nichtamtlicher Theil. Gerüchte über Fürstenbegegnungen. Die unS gestern zugegangenen römischen Blätter bringen eine überraschende Nachricht. Es heißt nämlich seit einigen Tagen in Rem, daß der Besach dcS Kaisers Franz Joses in Italien in Aussicht stehe. Man behauptet, die in Turin be vorstehende Ausstellung sei dem Kaiser ein willkominncr Anlaß, mit dein König Humbrrt in einer anderen italienischen Stadt als in Rom zusanimenzutressc», um dadurch dem Könige den am Wiener Hofe gemachten Besuch zu erwidern. Wie weiter ausgesührt wird, soll diese Nachricht au« dem Grunde verbreitet worden sein, um ihren Eindruck auf die össcnilichc Meinung Italiens zu prüfen. Die regierunsiS- srcnndlichen italienischen Blätter haben selbstverständlich diese Neuigkeit überaus günstig ausgenommen, ja sie füge» sogar hinzu, der Kaiser von Oesterreich und König Humbert würden i» Turin auch mit dem vo» Madrid zuri.ckkehrenden deutschen Kronprinzen und dem König von Spanien Zusammentreffen! Wir vermögen natürlich »och nicht zu entscheiden, ob diese Nachrichten richtig sind, aber zweifellos ist jedenfalls, daß sie bereits in der gesammlen italienischen Presse großes Aussehen erregen und von dieser lebhaft besprochen werden. Besonders bemerkenswerth sind die Aeußerungen der dem Vatikan nahestehenden Blätter, die in der Regel über die Vorgänge an den europäischen Höfen nicht am schlechtesten unterrichtet sind. Da heißt eS nun, daß die Ausstellung in Turin allerdings ein willkommener Anlaß sei, um dem Könige Humbert die persönliche Begegnung mit den großen konservativen Eonverainen Europa- zu erleichtern, ja da- „Journal de Rome" bemerkt sogar, daß diese Einrichtung der Zusammenkunft der italienischen Diplomatie alle Ehre macke. DaS ist in der That ein Eowplimcnt. wie eS seilen» deS VaticanS der italienischen Regierung kaum jemals gemacht worben ist. Wir werden aber gleich sehen, wie eS sich eigentlich mit diesem überraschenden vaticanischen Lob« verhält. ,ES giebt auch wirklich keine Stadt Italiens-, fährt da- .Journal de Rome- fort, .welche sich besser dazu eignen würde, dem König Humbert zu begegnen al« Turin mit seinem königlichen PalaiS, da-, voll alter Familienüberlieferungen, sich in einem Lande befindet, wo die Vorfahren deS Königs zum Heile ihres Voltes regiert haben. Dort wäre König Humbert ganz ln seiner Heimath, unter seinem Volke, ja seine Anwesenheit würde nur an eme Ehren volle, rubmreicke Vergangenheit erinnern. In Turin ist die Dynastie Savoyen im eigene» Hause und alle Mächte waren dort bereit, den legitimen Monarchen zu begrüßen. „W>r wünschen also", schließt da- valicaiiischc Organ, „daß d»e sremdeu Fürsten durck ihre Gegenwart den Glanz der Turin» Ausstellung erhöhen mögen, welche ja in einer Stadt stattstndet, die noch immer reich an ruhmvollen Erinnerungen de- savoyische» Königshauses, und ihren König mit Freuden wiedcrkebren sähe." . ..... Wahrend sich die klerikale Presse über die angebliche Zu sammenkunft in Turin in dieser Weise äußert, thun die radi- cale» Blätter ganz überrascht und glauben, es handle sich vorläufig nur um einen Versuch, die öffentliche Meinung Italiens bezüglich der beabsichtigten Fürstenzusammenkunsl i» Turin auSzusorschen. Selbstverständlich protcstiren schon gegen wärtig die radikalen Journale aller Farben gegen die ange- künbigte Zusammenkunft, welche als eine Verschwörung gegen das freie Italien auizusassen sei, da- iu die Netze der mittel europäischen Reaclion gezogen werben soll. AuS dem Um stande. daß der Kaiser von Oesterreich den König Humbert in Turin und nicht in Nom begegnen will, schließen die radikale» Blätter, man betrachte in Wien noch immer nicht Nom alS die Hauptstadt Italiens, sondern sei vielmehr ge- neigt, die Ansprüche dcS Papstlhum« aus Rom je nach Zeit und Umständen zu unterstützen. Daraus ergiebt sich von selbst, heißt es weiter, daß jeder patriotische Italiener eia Zusammengehen Italien- mit Oesterreich, seinem vielhunvert- jährigen Feinde, aus da» Entschiedenste bekämpfen mnß. Europa, führen die radikalen Blätter w«ter au«, biete gegen wärtig ein sonderbare- Schauspiel. E» sei in zwei große politische Lager zerrissen, zwischen denen es keine Versöhnung, keinen Frieden gebe. In dem «inen Lager herrschen die Ideen der Freiheit, in dem anderen drohe die Gewaltthä-" keit des bi- an die Zähne bewaffneten Despoti«»»«. könne keinen Angenblick zweifelhaft fein, in welchem dieser b«d»n Lager sich Italien befind«. Jeder Versuch. Italien von den großen, edlen Principiea der Freiheit lo«,ure,ßen und e« seinen Feinden zu überliefern, müsse nur den Entschei- -mngSkamps zwischen beide,i Lagern beschleunigen. — In diesem Tone gebt es in der radikalen Presse noch lange fort, ja e« waren von dieser wohl auch kaum andere Aeußerungen zu erwarten, Mas die osficiösen und regierungssreundlicken Blätter betrifft, so habe» diele zwar, wie schon erwähnt, die Nachricht von der Fürslenzusammenkunst in Turin mit großer Befriedigung ausgenommen, aber e« sehlt doch nicht an Stimmen, welche meinen, daß jene Begegnung nech keineswegs alS eine völlig abgemachte Sache betrachtet werden könne. Im Hinblick au die jebensalls große politische Wichtigkeit einer solchen Be- gegnung dürste» unS wohl schon die nächsten Tage die ge wünschten Ausschlüsse über die Richtigkeit der in Rom allge mein verbreiteten Nachricht bringen. Einstweilen aber ist eS geboten, diese Gerüchte zur Kennzeichnung der politischen Lage hier wiederzugeben. Leipzig, 20. November 1883. * An» Berlin wird uns vom Sonntag geschrieben Obgleich die Steuerprojecte der Regierung, welche dem Abgeordnetenhause zugehen sollen, noch nicht in ihren Einzelheiten bekannt sind, geht doch bereit- eine heftige Fehde über deren Zweckmäßigkeit und Gerechtigkeit durch d,e Presse, welche sich dabei in zwei Lager theilt. Daß die Reform der Personalsteuern fortgesetzt werden soll, findet auch den Beifall der liberalen Blätter, wenn auch entgegen den Forderungen der Resolution die dritte und vierte Stufe ganz erlassen werden soll; anders freilich verhält es sich mit der geplanten Capitalrentensteuer. Hier steht die ganze conservative Presse und auch die Eentrumsblätter. obenan die „Germania", auf dem Regierungsstandpunct, welcher unter Capital diesmal nur daS bewegliche Capital verstehen und den Grundbesitz von der Capitalsteuer ausgenommen wissen will, ES ist das die oft genug erörterte und auch widerlegte Auffassung der Agrarier, daß der Grund besitz durch die Grundsteuer schon zur Genüge belastet fei. welche sich Herr von Scholz angeeignet hat. Dagegen mit Argumenten anzukämpsen und abermals die Ungerechtigkeiten darzuleacn, welche eS zur Folge haben müßte, wenn der Ent wurf Gesetz würve, da» wird Sacke der Redner im Plenum und in der Commission sein, welcher die Vorlage ohne Frage zugewiesen werden wird. Bedauerlich aber ist eS, daß aus der Resolution, welche in Bezug ans die Steuerreforni in der vorigen Saison von der großen Mehrheit deS Abgeordneten hauses gefaßt worden ist. zwei völlig entgegengesetzte Deutungen herauSgelcsen werden. Wenige Monate nachdem der Beschluß gefaßt worden ist, streitet man sich über den Sinn desselben, daS ist doch ein trauriger Beleg für Savlgni'S Wort, daß unserer Zeit der Berus zur Gesetz gebung fehle. Die „Germania" ist völlig überzeugt, daß der Beschluß de« Abgeordnetenhauses im Februar, welcher dahin ging, die Regierung auszusordern, aus die höhere Besteuerung deS Einkommen- aus Capitalvermögen Bedacht zu nehmen, unter diesem nur da- bewegliche Capital begriffen habe, während alle liberalen Blätter ohne Unterschied der Richtung daS Oegentheil behaupten. Mindestens ist dock die Frage am Platze, wozu solche Resolutionen sind, welche der Regierung eine Richtschnur geben sollen, wenn Diejenigen, welche sie gefaßt, kurze Zeit nachher sich über deren Sin» und Trag weite nicht mehr klar sind. Und diese Refolution ist mu nahezu einstimmiger Majorität beschlossen worden? Wir bedauern, der „National-Zeilung" nicht beipflichten zu können, welche der Ansicht ist. daß Resolutionen von demselben Hause nach wenigen Monaten umgestcßen werben müssen, auch wenn sie mit Einstimmigkeit gefaßt worden sind, wenn man sich nachträglich überzeugt, daß die Resolution aus unzu reichender Erwägung der Sache beruht habe. DaS wäre in der Tba» ein unwürdiger Zustand, hier würde, um ein be« kannte- Wort anzuwenben. der Parlamentarismus sich selbst ruiniren. Wir sind vielmehr der Ansicht, daß die Abgeord neten Zeit und Gelegenheit genug haben, um, zumal wichtige Tinge in die Commissionen gehen, sich und da« Land vor übereilten Beschlüssen durch ..unzureichende Erwäguna" zu bewahren. Im Uebrigen saffen wir die Steurrvorlag« an sich nicht so tragisch auf, wie daS von verschiedenen liberalen Blättern geschieht. Daß da- bewegliche Capital höher zu belasten ist, darüber dürfte in der großen Mehrheit Ueber- einstimmung vorhanden sein; soll daneben auch, wie wir als durchaus berechtigt anerkennen, der Großgrundbesitz niehr alS bisher zu Steuerbeiträgen herangezogen werde», so wird bei der allgemeinen Einkommensteuer der Hebel anzusetzeu ein; keineswegs aber scheint eS uns ausgeschlossen, daß mau beiden Rücksichten zu gleicher Zeit Rechnung trägt." * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt anknüpfend an die Lothrrseier: Die Lutberseier mit ihre» gewaltigen Impulsen aus die gelammte protestantische Welt ist vorüber, der Augenblick also gekommen, um sür Deutichland wenigsten« die Bilanz dieser Feier eine« weit- geschichtliche» Erinneruag«tageS zu ziehen. Und mit Genugtliuung kSnne» wir eonstalireu, daß sie ein uach zwei Seite» hiu günstige« Resultat liefert. Zunächst hat die Feier den Beweis geliefert, daß der Weckruf des 10. November sein» Weg in die Herzen gesunden, die Fähigkeit de« religiSjen Empfinden« gründlich belebt und der evangelischen Kirche wieder eine einzige große Gemeinde zugesührt hat. welche in der gemeinsamen Frier ihre« Stifters die trennenden Momente siegreich überwand. Zugleich aber könne» wir constatireu. daß der Trsolg, welchen dir evangelische Kirche zu verzeichnen hat, auch sür da« sittliche Leben der Nation einen hohen Gewinn eingetragen. In dieser Beziehung können wir unsere früher schon angedeutete Auffassung, daß die Lutherfeier einen ersreulichen Beweis ebenso sür die Möglichkeit, wir für die Bereitwilligkeit zu einem friedlichen Ncbenei anderlebe» der Lonsessionen geliefert, und statt eine« der- stimmenden und aufreizenden einen versöhnenden Eindruck gemacht bade, nur wiederhole», da wir dieselbe in den Erscheinungen der Festwoche, wie iu denen, welche ihr vorausgingen, positiv uud negativ vollauf bestätigt finden. Bewie« schon der Umstand, daß die von einzelnen Heißspornen versnchte Aufreizung»» Demonstrationen» durch wrlchr die Luther seier in gehässiger Weise durchkreuzt werden sollte, von der katho lische» Bevölkerung abgelrhut wurde, wie unwürdig man e< fand, die eigene Slaabenltrenr durch Hatz und Beleidigung de« Ander»- gläubigen zu bethätige», so haben alle großartigere» Knndgedungen der Festseier diesem »»gleich humanen «ad christlichen Geisteszuge säst aller Orten in würdiger uud imponirender Wesst entsprochen, io daß jede Kränkung einer anderen Urbrrzeugnug ausgeschlossen blieb. Die Lutherfeler hat Deutschland nicht gespalten, und wie wir mit großer Genugtkunna bezeugen können: die große Preß, Deutschland« hat in würdigster Haltung Alle« vermieden, wa« zur Störung de» consesstonelleu Frieden« hätte führen könne«, und hat eben deshalb die gehässigen Provocatiouen ignorirt, welche e« daraus angelegt hatten, den Frieden z» stören. E« hat an Bersuchen solcher Art hüben und drüben nicht gefehlt, und hat namentlich die sogenannte Laplaoprrfs« et nicht unterlassen können, ihren zelotischen Elser in wegrverfroden und herantsord«rüden Redensarten zu bethätigru. Aber ohne dir verdiente Abfertigung sind auch diese Hetzereien nicht geblieben, wenngleich sie ihnen nicht von deutscher Seite gekommen ist. Die ultramontane Presse Frankreichs Kat die aufhetzeuden Tendenzen verschiedener ihrer deutschen Genossen bi« in ihre letzte Lonseqnenz versolgt und predigt, gerade an« Anlaß der Lntherfeier, die Revanche al- eia dem Ultramontauismus zustehende« Recht; die Umstürzung der Luther-Denkmäler und de« Deutschen Reiche« sei gleichbedeutend. W>r hoffen, daß die Lonseqnenz der Lerhetznng, iu so drastischer Weise vor die Augen geführt, ihre Wirkung auch auf den einseitig- stea LonsessionaliSmu« nicht verfehlen werde, und somit bleiben wir bei der Ucberzeugung stehen, daß die Lutherseier eine versöhnende Wirkung zu üben berufen sei, eine Wirkung, die selbst durch den Haß befördert wird, welcher, warnend und Abscheu erweckend, die Keime der Eintracht um so freier und freudiger emporschietzea läßt. * Nach dem von der Admiralität über die SchissS- bewegungen au«geaebenea Halbmonatsberichte war vaS Kanonenboot „Albatroß- am 3. October in Montevideo, das ort etzte Kanonenboot JltiS" auS Kanton vom 1. October. DaS Schiff „Leipzig" war am 25. September in Nagasaki, der Aviso „Loreley" am 11. November von Malta nach Genua gesegelt. daS Schiff „Marie" beabsichtigte am 10. October von Monte video nach Valparaiso zu segeln. Schiff „Olga" war am 3. November von Trinidad nach Porto Cabello gesegelt, daS Schiff „Prinz Adalbert" am 13. November nach Genua, daS Schiff..Sophie" desgleichen, da« Schiff „Stein" am 10. Nov. von Hongkong auf der Heimreise, da« Schiff „Stosch" war am 4. November in Hongkong, daS Kanonenboot „Wolf" am 4. September in Kung-kung-tau (Poststation Hongkong). * DieMischehen zwischen Katholiken und Evan gelischen haben vielfach zur Folge, daß der Mitglieder bestand der katholischen Kirche erhöht, dagegen der der evan gelischen Kirche verringert wird. Der schlagendste Beweis hierfür lst Schlesien. Dort stellte sich bei der Zählung berauS, daß auf 47 katholische Kinder 38 evangelische käme». Deutlicher noch sprechen folgende Zahlen: Im Jahre 1820 zählten die Katholiken in Schlesien 948.967 Köpfe, die Evan gelischen 1,156,833 Köpfe, so daß der evangelisch!» Kirche noch ein lleberschuß von 200.000 Köpfen verbl eb. Eckon 187 l zählten die Katholiken l,895,321 und die Evangelisch!» l,700.661 Köpfe, so daß damals schon die Katholiken ein erhebliches Ueöergewickt hatten, welche- sich heute noch der- mehrt hat. denn nach der letzten Zäblung weist Schlesien bereits ein Uebergewickt der katholischen Kirche über die evangelische von 2—300,000 Köpfen auf. In Posen und Westpreußen, wo früher eine große Zahl vo» evan gelischem Adel vorhanden war. ist dieser jetzt iast völlig auS- gestorben und hat katholischen Grundbesitzer» Platz gemacht. Möchten doch die Evangelischen nie vergessen, daß sie die heilige Pflicht haben, ihre Kinder der evangelischen Kirche zu zuführen. * Au- München, 15. November, wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: „Ern Urtheil de« dritten Straf senat» de» RcichSgericktS hat neuerdings große- Auf sehen gemacht, und in der Form, worin darüber bezüglich de» Unsed ldarkeit-dogmaS berichtet wurde, war das selbe allerdings geeignet, lebbaft« Anfechtung hervorzurufen. Tie heutige „Süddeutsche Presse" bringt nun „aus Neich-gerichtSkreisen" eine Kla rstellung de» Sach verhalts, welche keine Minute zu früh kommt, allein, wie die Schlußäußerung der Mitlheilung erkennen läßt, die Be denklichkeiten der EntfcheidungSgründe — auch nach der Meinung deS Einsender» — nickt ganz zu beben vermag. Nachdem daraus hingrwiesen worden, daß man ultramon- tancr und gegnerischerseitS da- Urtheil nicht richtig ver standen, heißt r« in der Mittheilung: 1) Der Satz der UrtbcilSgründ«: „DaS Dogma und feine Geltung al« all-
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