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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188311249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-11
- Tag1883-11-24
- Monat1883-11
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1883
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' Grschsiirl täglich früh S'/, Uhr. Ktkktt«« »ad Lrvehitto» Iohaa»e«gasje 33. SPrrchftun-nl -er Reiartrin: Bormittag» TO—13 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. tt» »T,»»r rU>,»1-»vtrr M»i>»Icrt»t» «acht ßch ök «w-cum, «ai »<ü»n>i>l»ch> »m,«tz«e tzer für stlr aichfts-l-ende Nummrr »esttmmtcn Inserat» aa Wachentaa«» -t« S Uhr Nachmittag», an Bann- un» Kesttagea früh »iS '/,S Uhr. 2« ßen Filialen für Ins.-Annahme: vtta Klemm, Universität«straße St. tont» Lüsche, Katharinenstraßr 18, p. »ur öl« '/,S Uhr MpMtr.Tagclilalt Auzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage L8,LV0. Ahoanemeatonrei» Viertels. 4'/, Mlt. tncl. Briagerloh» 5 Mk.. durch dir Post bezogen 6 M. Jrdr -inzelnr Nummer SO Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren tür Lstrabeilage» ohne Postbesörderung 39 Mk. «tt Poltbejürderung 48 Ml. Inserate Sgespaltene Petitzeile iO Pf. Größere Schriften laut unserem Prrl«- verzcichniß. tabellarischer u.Zissernjatz nach HSHerm Paris. ^- 328. TommbeuH den 24. November 1883. Reklamen nnter dem Redaktion,strich die Svaltzeile SO Pf. Iuierate sind stet« an die Hypeöttio» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruoouweruuäo oder durch Post nachnahme. 77. Jahrgang. Jur gefälligen Veachtung. Unsere Expeditton ist morgen Sonntag, den LS. November, Vormittags nur bis jzS Uhr geöffnet. Lxpeältttm ckv8 I^elprlxer l'KxsdlLttvu. Amtlicher Thetl. Vekanntmachung, de» -IrSjäHrige» Christmarkt betreffe»-. Wegen des »« L7. Deeember 188S beginnende» Christmarktes, auf weichem feilzubieten «ur hiesigen Genreiadernitgltedern gestattet ist, verordnen wir hier durch Folgende«: 1) Diejenigen, welche Stände auf dem Christmärkte zu erhalten wünschen, baden sich bis zum Sonnabend, de« 2K. dko»e«iber dieses Jahre-, bei unserem Markt» voigte (Naschmarkt I, II. Etage) zu melden. Später eingehende Anmeldungen müssen unberücksichtigt bleiben. Für die Zuweisung eine« Stande« und die Aus fertigung de» Scheines hierüber sind 25 Pfennige zu ent richten. Wird diese Gebühr nicht sofort entrichtet, so wird über den Stand anderweit verfügt. 2) Wer einen ihm angewiesenen Stand nicht spätestens am IS. Deeember besetzt hat, ist desselben verlustig, bat auch zu gewärtigen, daß ihm für spätere Ehrittmärkle Stände nicht wieder überwiesen werden, sofern er nicht einen genügenden BehinterungSgrund nachweist. 3) Der hiesige Woehenmarkt wird zuletzt DienStag, den lt. Deeember d. I.. aus dem Marktplatze, von da an aber auf dem Fleischcrplatze abgehalten, auch während der Markttage von gedachtem Tage an den hiesige« Ver käufern von Töpfer- und Steingutwaaren die Venutznng teö TöpscrPlatzeS gestattet. An deu in den Christmarkt fallenden 3 Wocbenmarkt- tagen, also am 18.. 20. unv 22. Deeember, ebenso am Mon tage de« 2äl. Deeember, an welchem Markt zu halten a«S«ahm»wetse hiermit gestattet wird, ist die Dauer de« Marktes an eine bestimmte Schlubzeit nicht gebunden. 4) Der Ausbau der Buden auf dem Christmarkte ist vom 14. Deeember ab und auch am 16. Deeember, an letzt genanntem Tage jedcck erst nach Beendigung de« Dor- mittagSgotteSdicnstcS. also nach lO'l, Uhr Vormittags ge stattet, wogegen das AuSpacken und Einräumen der Waaren nicht vor Mittag« l2 Uhr des 16. Deeember beginnen darf. 5) Der Verkauf der Waaren findet bi« zum 24. Deeember 12 Uhr Mitternachts statt, doch ist am 23. Deeember, dem in den Christmarkt fallenden vierten Avventsonntage, der öffentliche Handel in Läden, aus Straßen und Plätzen erst nach beendigtem BormittagSgotteSdienste» d. i. nach 10V» Uhr Vormittags gestattet. 6) Die Inhaber von Christmarktständen dürfen nur ihre Angehörige« «nd solche Personen als Verkäufer verwenden, welche ständig in ihre» Dienste« oder hier Wohnhaft sind und es werden alle Stände sofort eiagerogen, an denen auswärts wohnhafte selbst ständige Personen, welche nickt hiesigeGemeinvemitglieker sind, als Verkäufer betroffen werden. 7) Die Räumung sämmtlicher Buden und Stände, sowie der auf dem AugustuSplatze zum Feilhalten von Christbäumen beiiuuten Plätze ist von ven Verkäufern noch am 24. Deeember bi« Mitternacht» l2 Uhr zu bewirken. 8) ES bleibt auch diesmal gestattet, die für den Christ markt benutzten, aus dem Markte befindlichen Buden noch am 25. und 26. Deeember stehen zu lasten. E» haben aber die Miether sowohl als die Verleiher der Buden dafür zu sorgen, daß sämmtlicke Buden nach Ausräumung der dann befindlichen Waaren sofort aut geschlossen, d. h. die Klappen rugebolzt, di« Thüren verschlossen oder vernagelt, sowie die Büdenplanen nebst den dazu gehörigen Planenstangen gänzlich beseitigt werden. 9) Sämmtliche Christmarktbuden, soweit dieselben nicht mit Einwilligung der Meßbudendeputation für Besucher der NeujahrSmeste benutzt werden sollen, sind am 27. Deeember abzubrechen und muß deren Fortschasfunq noch an demselben Tage erfolgen, auch bi« AbenkS 8 Uhr beendet sein. 10) Der Verkauf von Christbäumen wird vom 17. De cember ab aus dem AugustuSplatze gegen ein Standgeld von 3 für jeden gleichmäßig groß zu bemestenden Platz ge stattet. jedoch unter ausdrücklichem Verbot de« Einschlagen« von Pfählen. 11) Wegen Ausstellung der Christbäume und sonst allent halben ist den bezüglichen Anordnungen unsere- Marktvoigte« unbedingt Folge zu leisten. Zuwiderhandlungen argen diese Vorschriften werden mit Geldstrafe bi» zu «v Mark oder entsprechender Haft strafe geahndet werden. Leipzig, am SO. Oktober 1883. Der Rath der Stadt Leipzig vr. George. Hennig Lorbweidenauttion. Montag, de» 2«. Rovewber «o. sollen von vor- mittag« 9 Uhr an im Forstreviere Connewitz ca. 1380 Bund einjährige und 200 Bund dreijährige Weide» (Bandstöcke) unter de» im Termine bekannt zu machenden Bedingungen und gegen sofortige Bezahl»«« nach dem Zuschläge an Ort »nd Stelle meistbietend verkauft werden. Znsamme« knnft: am Streitteiche. Leipzig, am 17. November 1883. De« Rath« Ao^stdepatatio». Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 24. November 1883. * Die am 20. November stattgefundene Reichstag»« ersatzwahl im Wahlkreis Marburg har, wie zu er warten gewesen, für den von den Ultramontanen unterstützten deutschconservativen Candidaten, Landtagsabgeordneten Iustiz- rath Grimm gegen den nationallibcraicn Professor Wester» camp entschieden ES waren gezählt 5028 Stimmen für ersteren, 1836 für letzteren. 40 Ortschaften fehlen noch, die daS Gesammtresultat nicht mehr ändern können. Bei den Wahlen von 1881 wurden 956t giltige Stimmen abgegeben, von denen 5749 auf den deutschconservativen Candidaten Arnold), 3639 auf Herrn Wcstercamp, 159 aus einen social- demokratischen Candidaten sielen. Es ist sonach ein erheb licher Rückgang der liberalen Stimmen zu beklagen, der wohl aus die geringen Aussichten des Siege« und die Kürze der Mandatsdauer zurückzuführen ist. Der Wahlkreis wird, wenn er gleich fast ununterbrochen konservative Vertreter gewählt hat, doch nicht aufgegeben werden dürfen. * Ueber eine der wichtigsten Fragen der Socialpolitik chreibt die .Nationalliberale Correfpondenz-; Unter den vielen Streitfragen, welche die Unfallversiche rungSangelegenheit hervorgerufen hat, ist immer eine der am lcbhastcsten verhandelten diejenige von den Organen gewesen, bei welchen die Versicherung bewirkt werden soll. Diese eine Streitfrage aber zerfällt wiederum in mehrere andere, von denen da» größte Jitteresse die Frage der Actienversicherung-gesellschaften in Anspruch nimmt. Ter Umstand, daß in Deutichland eine Anzahl derartiger Gesellschaften vorhanden ist, in welchen eine Menge von Arbeitskräften und ansehnliche Capitalien Ihüiig sind, legt allerdings der Gesetzgebung gewisse Rücksichten auf. Man kann nicht schlechtweg verfahren, als hätten wir in der Versicherung der Arbeiter gegen Betriebsunfälle tabula ras» vor uns. Jene Gesellschaften haben einem wirthschasilichen Bedürfnisse zu genügen versucht, und sie haben ln dieser Richtung eine unzweifelhaft nützliche Wirksamkeit entfaltet. Daßsie dabei ausErwerb ausgegangcn sind, Ihm nicht- zur Sache und kann ihnen nicht >um Vorwurf gemacht werden. Diese Erwerbsibätigkeit war an sich eine berechtigte, und unseres Erachtens bat der Staat die Pflicht, jede berechtigte Thätigkeit zu schützen, soweit nicht durchau- zwingende höhere Rücksichten deS Gemeinwohl- ein Andere- fordern. E< fragt sich also, ob solche Rücksichten hier vorliegen, ob namentlich gegen über dem als unerlässlich anerkannten allgemeinen Zwange zur Ver sicherung der Arbeite: gegen Betriebsunfälle die private SrwerbS- tbätigkeit aus diesem Gebiete noch fortdaucrn könne. Selbstver ständlich ist, daß, wenn der Staat Jemandem die Pflicht zu ver- ichern auierlegt, er ihm auch die Garantie geben muß, daß er eine Stelle findet, an welcher er die Versicherung bewirken kann, sowie daß diese Stelle zur Erfüllung der übernommenen Verpflichtungen jederzeit im Stande sein wird. Dem ersteren Ersorderniß würde offenbar nicht genügt werden, wenn die Errichtung von Versiche- rungS-Anstalten lediglich der privaten Initiative Vorbehalten bleiben sollte; andererseits aber ist auch kein Grund ersichtlich, au-welchem die private Initiative schlechterdings ausgeschlossen bleiben müßte. Man kann sich die Sache recht wohl so denken, daß c- dem Ver> sjcherungspflichligen sreigestellt würde, sei es, mit anderen Berufs, genossen zu einer Genossenschaft auf Gegenseitigkeit zusammen- zutretcn, sei »S, bei einer Aciiengesellschast zu versichern; nur sür Diejenigen, welche von dieser Freiheit keinen Gebrauch machen würden, hätte der Staat, gewissermaßen subsidiär, eine eigene Ver- icherungSanstalt einzurichten. Schwerer ist das zweite Ersorderniß, stc Gewähr für die stetige Leistungsfähigkeit der privaten Anstalten, zu befriedigen. Man könnte einwenken, daß der Staat dieser Ver vslichiung durch den freiwilligen Entschluß der betreffenden Unter nehmer, gerade bei diesen Anstalten zu versichern, überhobcn sei. Aber es handelt sich doch weit weniger »m die Interessen der Versichernden, der Arbeitgeber, als um diejenigen der Versicherten, der Arbeiter. Soll die in Rede stehende Socialgesetzgebung ihren Zweck über haupt erfüllen, so muß die stetige Leistungsfähigkeit jener Anstalten zweiselloS gesichert sein. Man hat vorgeschlagcn, die- durch gesetzliche Normaiivbestimmungen für die Organisation und den Geschäftsbetrieb der Anstalten zu erreichen. ES liegt in der Natur der Sache, daß sich derartige Bestimmungen viel leichter eonstruircn lassen für Genossenschaften aus Gegenseitigkeit als für EnverbSversicherungS- gesellschasten. Wa« die letzteren anlangt, könnten die Ansorderungen leicht so au-sallen, daß sich Actionaire sür ein solches Geschäft über haupt nicht mehr finden würden. Bis jetzt ist den» auch ein irgendwie plausibler concreter Vorschlag in dieser Richtung von keiner Seite gemacht worden. Und doch hängt an der Lösung diese- Pro- blemS die ganze Frage der Zulassung der Aktiengesellschaften. Die gouvernenientale Presse beschäftigt sich neuerdings eifrig mit der Auf findung von Beispielen unedler Handlungsweise, deren sich die Unfall. Versicherungsgesellschaften schuldig gemacht hoben sollen. Derartige- Material, wenn eS mit wenigerGehässigkeit und mit genauerer Angabe der Tbatsachen beigebracht würde, würde allerdings nicht ohne Interesse sein, eine entscheidende Bedeutung aber könnte ihm nicht beigelegt werden. Denn die Schattenseiten d«S bisherigen Unfallversicherung-, wesen- werden durch die künftige Organisation thrilö von selbst ver. schwinden, thetl- sollen sie eben durch jene Normativbestimmungen gehoben werden. Will man einen entscheidenden Schlag gegen die Aktiengesellschaften führen, so muß man die Unmöglichkeit bezw UnauSsührbarkeit solcher Normativbestimmungen beweisen. * Wenn auch da- Centrum in der lausenden preußi schen Landtagssession einen Antrag aus Aufhebung de« AltkatholikengesetzcS vom 4. Juli 1875 wahr scheinlich auS OpportunilälSgründen nicht stellen wird, so ist dock bestimmt ein Antrag deS CentrumS auf Streichung der im Etat sür den BischofReinkenS auSgeworfenen Summe von 48,000 zu erwarten. Ein solcher Antrag dürste aber die Zustimmung der Staatsregierung einfach deshalb nickt finden, weil die altkatholische Gemeinschaft durch da- Alt. katholikengesetz eine öffentlich rechtliche Anerkennung ge sunden hat und weil Herr ReinkenS durch königliche» Patent vom 19. September 1873 als „katholischer- Bischo anerkannt worden ist. In altkatholischen Kreisen ist man durchau« nicht besorgt, daß einmal die Dotation zurück gezogen werten könne. Bischof ReinkenS selbst hat in einer vom 30. Ccplembrr 1882 in BreSlau abgehaltenen Allkatho likenversammlung erklärt: „Da diese Dotation einmal au Grund landesherrlicher Anerkennung eingesetzt ist, so kann ich die StaatSregicrung gerichtlich zwingen, daß sie dieselbe zahlt, auch wenn die Kammer sie ablebnt. Deshalb hat auch der Minister von Goßler erklärt, daß der Etat gar nicht zu Stande käme, wenn dir Dotation abgelehnt würde". klebrigen« batten die früheren CnltuSminifter Falk und von Puttkamer nicht die ganze durch die LandeSvcrtrctung bewilligte jährliche Summe von 48,000 auSzahlen taffen, und e« lag deshalb noch in neuerer Zeit in der Absicht der altkatholischen Synodal Vertretung, den FiScuS zur nachträglichen Herausgabe der nickt gezahlten Beträge gerichtlich zu zwingen. Wahrscheinlich hat man indcß die Ausführung dieser Absicht wegen der He ringen Aussicht aus Erfolg aufgegeben. „Bedürsniß Zuschüsse", wie es im Staatshaushaltsetat heißt, brauchen ...»...... >» Sevürfniß «achgewiesen wird. ^.7 Ä-». P.°' M«-»- L? w" «» «T «>« »» m der Masse deS Volke« lebenden Vorstellungen, mögen sie nun «-L» »".dum m...m°b»>. und s" m psychologischen Augenblick mit elementarer Gewalt hervor bricht alle- Enlgeqenstebende mit sich fortreißend. e d!n Bestrebungen der Wissenschaft berichtigend klärend b^. lehrend zu wirken, gar nickt Dank genug wissen und sollte, dem Bespiele de« „Journal de St. PäterSbourg folgend, dem Inhalt de- MartenS'schen Werke«, soweit er aus bren nende TageSsragen anwendbar ist, größtmögliche Verbreitung wünschen, resp. an seinem Theil dazu beitragen. Die That- ache der zwischen den Hosen und den Cabmeten von Berlin l»d St. PeierSburg herrschenden Intimität resp. Interessen gemeinschaft wird von vielen Leuten immer noch "'ckt hin reichend gewürdigt. sonst müßle man dem Schreckgespenft der unter Rußland« Unterstützung über Europa herclnbrechenbeil lavische» Sintfluth weit seltener in Wort und Schrift unsere» wlitischen DilettantenthumS begegnen. * Der Aufstand im östlichen Serbien scheint lang- am niederaerunqen -u werden, so stellen wenigstens die anN- licken serbischen Nachrichten die Sachlage dar. Prlvatnach- rianen an- dem AusstandSgebiet liegen nickt vor, denn Tele gramme werden nickt befördert und Briese kommen mcht an. Selbst wenn Jemand durch Privatgelegenheit Bnefe au« >er Kraina nach Belgrad besorgen läßt, hütet er fick, von dem Aufruhr auch nur ein Wort zu erwähnen. Aber trotz der erhebenden Nachrichten, welche im Belgrader M>l,la,r- casino verlesen wurden, war die Stimmung der Regierung keineSweg« rosig. König Milan kam auS der Auf regung gar nickt heraus und soll sich erst in letzter Zeit einer ruhigem Auffassung zugewannt haben. ES wäre» in der Thal schwüle Tage; die Stimmung, welche m Belgrad herrschte, ist schwer zu schildern, die Leute wagten fast nicht zu sprechen au» Furcht, von irgend einem Feinde an- geschwärzt und in« Unglück gestürzt zu werden. „ES brauchen nur zwei schlechte Menschen zu behaupten, dieser oder jener hat Dies und DaS gesprochen oder gethan, und der Unschuldigste kommt hinter Schloß und Riegel!" so flüsterte man sich scheuen Blicks aus den Straßen zu. Erwartung-voll harrte jeder der Nachrichten auS der Kraina; erst als e« mit dem Aufstand niedergina, regnete es von allen Seiten ErgcbenheiiS- adreffen. Unterdessen zogen in dem GebirgSdreieck zwischen Donau, Timok und Morava seit drei bis vier Wochen die Truppen hin und Herz fast die Hälfte de« serbischen Heere- war zur Bezwingung de« Aufruhr« ausgeboten, die durch die Rauhheit de« Gelände« und die Unbilden einer vorgerückten Jahreszeit wesentlich erschwert wurde. Manche Bezirke sind fast ganz von Truppen entblößt; im Arnautenviertel, in Kurschumlia, LeSkovatz, Vranja soll fast kein Mann mehr stehen. In Belgrad selbst ist kaum so viel Cadallerie zurückgeblieben, als für da« Ehrengeleit de« König« und der Königin unumgänglich ist. AuS diesem Auf gebot an Mitteln ermißt man leicht den Ernst der Lage; eS fehlte nicht so gar viel und die Bewegung schlug der Regie rung über den Kops zusammen. Die Regierung ist über zeugt, daß die Aufrührer infolge der AuSiiahwemaßregeln sich gezwungen sahen, zu früh loSzuschlagen, und dadurch Aussichten aus Erfolg eingebüßt haben. Der Central- auöschnß der radikalen Part« war gewarnt worden; als daS Standrecht verhängt wurde, sagte ihnen ein guter Bekannter: „Leute, wenn nur da« Geringste gegen euch oewiesen werden kann, dann macht, daß ihr fortkommt." Sicher ist, daß diese He»ren da« Volk verhetzt haben; die moralische Schuld an Allem, wa« die bethörten Bauern treffen wird, kommt auf ihre Schultern; ob sie aber geradezu einen «usstand augerettelt haben, ist schwer zu beurtheilen. Jedenfalls geht die Regierung von dieser Ansicht auS. Man hat ihnen schwere Ketten angelegt, ehe sie noch verhört Ware» — eine Maßregel, die gewiß überall als barbarisch bezeichnet werden wird; man beabsichtigte anscheinend, die Verhafteten nach dem Sitz de« Ausnahmegericht« im AusstanoSgebiet zu schaffen. Aber theil« räumliche Rücksichten, theil« Bedenken polnischer Natur gaben gegen diesen Plan den Ausschlag. Man sagt sogar, daß der englische Vertreter sich sür eine mildere Behandlung der radicalen Führer verwandt habe; e« würde die» mir der rührenden Liebe, die Gladstone neulich noch für d»e Balkanvölker äußerte, in Zusammenhang stehen. Neber- lriebene Härle brachte zudem die Gefahr mit sich, die Hetzer zu Märtyrer ihrer Sache zu stempeln. Ei» Fehler war e» jedenfalls, daß man da« Ausnahmegericht zum Theil aus Männern zusammensehte. die außer ihrer Anhänglichkeit an Dynastie und Regierung nickt« sür sich ansühren konnten. k-'n-n guten Ruf aus» Spiel zu setzen hatten. Wichtiger al« die äußerliche Niederwerfung de« Aufstande« i jedenfalls die Verstopfung der Quellen desselben. Da überraschende Anschwcllen der nationalen Beweanna ist ledenfall» em bedenkliche« KrankheitSzeichen. ein Finger- All- daß zwischen den Forderungen, welche da« serbische und den thatsächlichen Zu- ständen ein Flächenabstand gäbnt. der z» revolutionairkn Zuckungen fuhrt. E» wird Aufgabe einer jeden ein- sÄtigen serbischen Regierung sein, dies« drohenden Wetter- beachten und den Cur« de» Staatsschiffes nach >kmen rlnzurichten. Einen Hauptgrund der serbischen sie beim besten Willen nickt Ä - .Serbenvolk sieht mit Ingrimm, daß Oesterreich einen Theil jener Länder besetzt hat. welche der Serbe al- die Beute der langjährigen Türkenkriege zu betrachten gewöhnt war. Eine Regierung, welche diesem nationalen Gefühle nickt Rechnung zu tragen vermag, wird immer einen Stein de» Anstöße« auf ihrem Wege finden; um o wichtiger ist eS. daß König Milan alle andern Quellen der Zeunruhigung beseitigt; die Sympathie Europa« wird ihn bei diesem mühevollen Beginnen begleiten.DennEuropa hat bei diesem Anlaß wieder einmal gesehen, wie leichte» märe, von der Balkan- Halbinsel anöeinenWellkriegzuenlzünden. Im Allgemeinen kann man bisher der serbischen Regierung die Anerkennung nickt ver- agen. daß sie der gefährlichen Bewegung gegenüber mil Krast und Umsicht vorgegangen ist; ihr Grundsatz ist: nachsichtige Milde gegen die armen Teufel, welche den Radicalen die Kastanien auS dem Feuer holen sollten, aber unerbittliche Strenge gegen die geistigen Anstifter der Erhebung, gegen ene (Herren, die Jahre lang gebetzt haben und letzt ihre 'ände in Unschuld waschen möchten. In der Belgrader Zitadelle wird noch Raum filr etliche Gäste gemacht, denen i^eleaenheit gegeben werden soll, in beschaulicher Stille über da« Verhängnis nachzudenken, daß verunglückte Revolutionen ein Verbrechen sind. * Au« Berlin wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: ..Die chinesische Note, welche in Peking den Vertretern der fremden Mächte übergeben worden, ist in sehr ent- chiedenem Tone gehalten und rechtfertigt vollkommen die von Marquis Tseng der französischen Regierung gegenüber ein- zenommene Haltung. China läßt keinen seiner Ansprüche allen und erklärt, daß, wenn Frankreich dieselben verletze, der Krieg unausbleiblich sei und die Verantwortlichkeit dafür aus Frankreich zurücksalle. Die Folgen dieser Note lassen ich noch nicht überseben, sondern hängen von den nächsten ranzbsischen Entschließungen ab. Sollte sich in Liesen nicht» ändern, so erscheinen schwere Verwickelungen unvermeidlich. Sollte Frankreich nachgiebiger werden, so wird e» so weit gehen müssen, die Chinesen zu befriedigen: denn nach dem diplomatischen Siege, den sie in diesem Fall errungen haben würden, dürste kaum zu erwarten sein, daß sie dem Feinde goldene Brücken zum Rückzug« bauen werden. Da- ist nicht ostasialifche Sitte." * Tie irischen Geheimgesellschaften in Amerika Leinen eine ganz außerordentliche Verbreitung «nd «ine Organisation zu haben, di« den Mitgliedern dieser Gesell schaften mindesten« eben so gefährlich ist, »ie dem bedrohten England selbst. Der „Standard" veröffentlicht ein Schreiben eine- dieser bedanernSwerthen Geheimbündler, da-, wenn e- sonst echt rst, die Aussagen bestätigt, dir in dieser Richtung wiederholt vor den irischen Gericht-Höfen gemacht wurden. Der Schreiber de« Briese« ist ei« ,L)ssicier" de« Geheimbunde- und bezieht eine wöchentliche Gage von 2 Lstrl. IS Sh. (55 ^e). Er bedauert unendlich, dem Bunde beigetreten zu sein, und würde „Welten darum geben", wenn er demselben nie beigetreten wäre. Einer überwacht den Andern und über Jedem schwebt die Ge fahr. jeden Augenblick ermordet zu werden oder zum Mörder werden zu müssen. Ein versiegelte« Schrecken bringt ihm den Befehl, sich dort und dorthin zu begeben und da« und daS zu thun, und wer einen solchen Befehl erkält, muß sofort, ohne Abschied von seiner Familie und seinen Freunden zu nehmen, abreisen. Er wird dabei auf Schritt und Tritt überwacht, und selbst seine Briese werden gelesen, da im Postamte Mitglieder de« Bunde» sind, welche die au--> und einlausende Correfpondenz der ihnen namhaft gemachten Persönlichkeiten zu prüfen haben. Wird ein Mitglied al« unzuverlässig oder als Verräther befunden» so ist sein Schicksal besiegelt, er wird ermordet. Die Zahl der Mitglieder m der Stadt, wo der Berichterstatter lebt (anscheinend New-Bork) beziffert er aus 12,000. „Der alte Mann" (O'Donovan Rossa) hat angeblich eine sebr stramme DiSciplin eingesührt. Unlängst schickte er wieder 30 Mann nach England, wo etwa« Besondere« im Zuge zu sein scheine. * Au« Lima wird unterm l9. d. M. gemeldet: »Hier ist Alle« ruhig, aber im Innern wird durch Indianer große Unordnung verursacht. General O-ma, der KriegSminlster, ist zum Präsecten von Arequipa ernannt worden und man erwartet, daß in Folge dessen folgende Veränderungen in dem Cabinel de» General Jglcsia« eintretcn werden: Sennor Mal- parlida, der gegenwärtige Finanzminister, wird sich zurück rieben und durch Sennvr Bryce ersetzt werden. Sennor Zaldivar wird Minister des Innern und Sennor Tudela Iustizminister; letzteren Posten bekleidete bisher Seunor Barinega, der Premier. Schießoersuche. Am 22. Oktober d. I. baden auf dem Gruson'schen Schießplatz zu Buckau-Magdeburg Sckießversuche stattgefuiiden, deren große Bekeulung in dem Wettkampf zwischen Panzer und Geschoß bisher nicht zu allgemeiner Kennlniß gekommen ist. Der Versuch fand aus Veranlassung der holländischen Regierung statt, welche einen Panzerstand sür zwei 30 5 Centim.»Kanonen bei der Firma Gruson bestellt und sich au-drücklich das Recht anS- bckungen hatte, die Platten einem Schießversuch mit der 25 Kaliber langen 30.5 Centimeter-Kanonr mit Stahlgesckoffeu zu unterziehen. Al« Ziel waren fünf Tburmplallen aus gebaut DaS Geschütz war eine der holländischen Regierung gehörige. 25 Kaliber lange, 30,5 Centim.-Kanone, lieber den Verlaus deS Versuches entnehmen wir einem eingehenden Bericht der „Deutschen HeereS-Zcitung" Folgende«: Der erste Schuß tras säst genau die Milte der Platte, da wo sie die größte Metallstörke batte. Die Ltahlgranate hatte sich mit ihrer Spitze fest in die Platte eingebohrt, so daß sie eine vollständige Verbindung mit dem Hartgußmeiall tingegangen war und nicht ent fernt werden konnte, ohne daß nicht ein Theil der Platte selbst ab- brach. Gleich dieser erste Schuß hatte einen horizontalen Riß fast an der ganzen Vordersläche der Platte selbst erzeugt, der sich an der Innenseite der Platte als feiner Haarriß markirte. Somit hatte nur dieser Schuß genügt, um die Panzerplatte in zwei Theile zu spalten, wenn sie auch vorläufig noch zusammcngehalten wurde. Da« Geschoß war natürlich in Stücke zersprungen, nachdem r- diele außerordentlich« Leistung hrrvorgebracht hatte. Außer dem aus der Innenseite der Platte entstandenen, durchgehenden Horizontalriß, der vorläufig nur al« rin seiner Haarriß erschien, war noch ein senkrechter Riß wahrnehmbar, der sich in eiwa sch räger Richtung nach der Unterkante zu erstreckte. Di« erste Ltahlgranate hatte somit vollaus ihre Schuldigkett gethan. Wa« den Auf. und Einbau des Panzerziele- anbetrifft, so hatte» auch d'ese durch die Gewalt de« Aufschläge- etwa- gelitten. Liese Thatsache erscheint insofern v»» Belang, al« durch ein s«lchr« Lockern and Verschiebe» der einzelnen Panzertbeile sehr leicht der i- i 8 r ! »I«
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