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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188312025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-02
- Monat1883-12
- Jahr1883
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1883
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6084 daran nickt? ändern. Für England gilt e» jetzt. Egypten mit eigenen Truppen ;u behaupten oder e< ohne Schwertstreich «einem Schicksal zu überlassen. Die letztere Alternative wird kaum gewählt werden, denn in diesem Falle hätten die Eng länder besser gethan, Alexandrien nicht zu bombardireu und Arabi gewähren zu lassen. Aber die Katastrophe von El Obeid macht ihre Wirkungen auch nach einer anderen Richtung hin siihlbar. die gesammle mohamedanische Bevölkerung von Nordasrika. die Tunesen. Algerier, die Bewohner von Tripolis und Marokko fühlen sich im Geiste als Sieger mit dem Mahdi, die dumpfe Verzweif lung, in welcher sie seit der fortschreitenden Unterjochung durch die Franzosen hingelebt haben, ist plötzlich durch einen HofsnungSstradl unterbrochen worden. Seil 26 Iabren hat die Sache des Mohamevani-muS keinen gleichen Erfolg aus- , «weisen gehabt, man muß bis aus den großen Aufstand in Indien zurückgreisen, um etwas von ähnlicher Bedeutung an- zntreffe». Als die Engländer den BerzweiflungSkamps um die Ausrechthaltung ihrer Herrschaft in Indien kämpften, als Nena Sahib die Aufständischen führte und die englische Macht in Indien der Gefahr der Vernichtung nahe brachte, da triumphirte die mohamedanische Welt gleichfalls und eS hat großer Energie bedurft, um allmälig wieder die Ruhe im Orient herzustellen. Seitdem haben sich die Verhältnisse freilich zu Ungunsten der Mohamevaner verändert, aber andererseits ist ihr Haß gegen die Europäer gewachsen und das Gefühl ihrer Zusammengehörigkeit hat sich gesteigert. Auck in Indien wird der Rückschlag de» Kampfes von El Obeid verspürt werden und die Be völkerung von Inner-Afrika wird sich auch bei Weiten« kriegerischer gcberden als seit langer Zeit. Die französischen Unternehmungen am Niger und Eongo, ja bis nach Mada gaskar werben erhebliche Hindernisse finden und mit der Ab- iendung von Verstärkungen auS der afrikanischen Armee »ach Tonkin wirb es einstweilen sein Ende haben wüsten. Vor läufig lausen nur Gerüchte uin von einer in der Entwicklung begriffenen Bewegung, welche ganz Nordafrika ersaßt habe, bald werden aber auch Tbatsachen folgen, welche die ganze Aufmerksamkeit der Franzosen in Algier und Tunis beschädigen werken. WaS den Franzosen und Engländern günstig ist. daS ist der Mangel einer einheitlichen Organisation m der orien talischen Welt. Abdul Hamid hat nicht die Energie und den weiten Blick, um sich an die Spitze der Bewegung zu stellen, und außerdem sind ihm auch die Hände durch daS finanzielle Elend gebunden, in welchem die Türkei bis an den HalS fieckt, die Furcht vor einem russischen Angriff verurlbeilt ihn, ruhiger Zuschauer zu bleiben bei dem großartigen Schauspiel, welches die Mohamcdancr in Afrika gegenwärtig aussühren. Aber auch durch indirccte Begünstigung deS KriegSzugeö. welchen der Mahdi unternimmt, kann der Sultan auf die Nordasrikaner an- scuernd wirke», gerade so, wie er eS im vorigen Jahre durch Begünstigung Arabi'» gethan bat. Nun ist freilich die Tendenz deS Mahdi dem Sultan feindlich, denn da er sich selbst für den Propheten ausgiebt, so nimmt er auch die Herrschaft im Orient für sich in Anspruch, daS Ebalifat muß ihm Zufällen, wenn er Sieger bleibt. Aber bis dahin wird sich noch manche Woge durch die Dardanellen wälzen, vorläufig muß eS dem Mabdi und seinen Anhängern genüge», wenn ihm seine Glaubcnögenoffen ihre Unterstützung leihen, die Grvßherrnsrage bleibt im günstigsten Falle einer noch sehr fern liegenden Lösung Vorbehalten und mit einen« Bundesgenossen kommt man bester und leichter zu einer Vereinbarung als mit einem Feinde. In dieser Richtung bewegen sich die Hoffnungen der Mohamedaner und Arabi und seine Mitverdannten »lögen jetzt auf Ceylon lebhafte Beklemmungen empfinden; es muß dem Führer der egyptischen Nationalpartei zu lebhafter Gcnugthuung gereichen, daß die ihm so verhaßten Engländer jetzt in ernste Verlegenheit gerathen. Die nächste Folge der Vernichtung der Macht von HickS Pascha ist daS Wieder aufleben der egyptischen Frage; die Araber werden zweifellos die nächste Gelegenheit benutzen, um den Engländern Schaden zu verursachen. Die Macht, welche die Engländer gegen wärtig in Egypten stehen haben, reicht für rcgelniäßige Ver- bällnific hin. nicht für außerordentliche, wie sie jetzt mit Sicherheit zu erwarten sind. Die Engländer glaubten. Egypten wäre jetzt für sie gewonnen, sie werden vielleicht genölhigt sein, es nock einmal zu erobern, dann wird es aber voraussichtlich nicht so leicht geschehen, wie durch den Sieg bei Tel el Kebir. Leipzig, 2. Derember 1883. * Au» Berlin wird uns vom Freitag geschrieben: „AuS zuverlässiger Quelle erfahre ich. daß trotz aller Ab leugnung der Ossiciösen dem nächsten Reichstage eine NachtragSfordcrung zum Militärctat zugchen wird. ES ist allerdings richtig, daß eine Vermehrung der Artillerie nicht geplant wird, und daß in dieser Beziehung nock heute die im vorigen Jahre aus eine Anfrage des Abg. Rickert von kein früheren Kriegsminister General v. Kamele gegebene Versicherung ihre Giltigkeit hat. Aber wenn man auck» einstweilen von einer Vermehrung der Artillerie Ab stand genommen hat. so steht es dock fest, daß eine Umgestal tung der Geschütze bezüglich ihrer Treffsicherheit geplant wird. In maßgebenden Kreisen ist die Ansicht durchgedrungen, daß in Bezug auf die Treffsicherheit unsere Geschütze weit hinter v den englischen und französischen zurücküebe» und Len modernen Anforderungen an ein gutes und zuvcrlässigesMalerial keineswegs noch genügen. Graf Moltkc. General Bronsart und Gras WalVersee halten daher eine schleunige Umgestaltung der Ge schütze für nothwendig, und dürste eine ui dieser Beziehung gestellte Forderung bc« der einsichtigen Mehrheit des Reichs tags sicherlich keinem Widerspruch begegnen. — Mit dem Preußischen Statistischen Büreau war bekanntlich seit vielen Jahren ein Statistis cheS 2 eminar verbunden, welches von akademisch vorgcbildctcn Leuten der verschiedensten Berusö- zweige besucht wurde. Unter den Hörern befanden sich zahl reiche Juristen, RcgicrnngS-, Post- und Stenerbeamte. Mcdi- ciner, Journalisten und hoher stehende Kaufleutc. Die Zahl der Hörer war, so lange Geheime Rath vi. Engel an der Spitze deS Instituts stand, ziemlich bedeutend. Bekanntlich ist Herr Engel, nachdem in der Wirthschastspolitik nach dem Abgänge Delbrücks und EamphausenS ein völliger Umschwung eingetrcten war, in maßgebenden Kreisen als Anhänger deS Freihandels ziem lich mißliebig geworden, so daß er sich veranlaßt fand, seine» Ab schied zu nehmen. Sein Nachfolger ist Geh. RegierungSrath Blenck geworden. Nachdem nun bereits im vorigen Jahre daS Statistische Seminar keine Vorlesungen angekündigt hatte, verlautet nunmehr, daß man mit der Absicht umgehe, das selbe entweder überhaupt cingehen zu lasten, oder eS in der Art neu zu vrganisiren, daß nur RegierunaS-Asscssoren als Hörer zugelasien werden sollen. Ein ähnlicher Plan war bereit» früher einmal, als Gras Fritz Eulenburg I. an der Spitze deS Ministerium» deS Innern stand, aufgetancht. Damals fürchteten die Regierungs-Assessoren, daß ihnen der Besuch des Seminar» in ihren Dienstjabren nicht in Anrechnung gebracht würde, und erging ausdrücklich ein Ministerialerlaß, welcher diese» Bedenken be züglich deS DicnstalterS zerstreute, indeß wurde allerdings Her vorgeboben. daß die diätarisch angestellten Assessoren während des Besuches de» Statistischen Seminars ihre Diäten nicht iortbezieben. In dieser Beziehung müßte allerdings eine andere Anschauung Platz greisen, wenn der Besuch der jüngeren „kawrral,Nischen" Beamten stärker werden sollte, als bisher. ckwchl wäre eS sehr bedauerlich, wenn den zahlreichen .vriste« aus anceren Kreisen, welche bisher indem genannten L-m,orr e-?< t, 'emat tche Ausbildung in der Statistik ge nickt ovt dies« Möglichkeit von nun ab verschlossen bliebe. Ab» b-kruatlick» ist die Statistik bei unseren Schutz zöllnern ubekkrurt nicht sebr beliebt und e» ist ziemlich wahr scheinlich. daß rer neue Plan zur Ausführung gelangt." / * Unter dem Vorsitze de» StaatSniinisicrS v. Boct!ich-r wurde am 29. November eine Plenarsitzung VeS BundcS- raths abgchalle». Den zuständigen Ausschüssen wurden zur Vorberathung überwiesen die Entwürfe von Gesetzen für Elsaß-Lothringen, betreffend die Anlage und Unterhaltung von Feldwegen, die Approbationen für Apotheker und Aerzte, daS Aussuchen von Waareiibestellungeu und den Gewerbe betrieb ,m Umherziehen. Dem Beschlüsse de» Reichstage» vom 8. Mai d. I. über die Petitionen der Kaufmannschaft zu Tilsit und zu Memel wegen Zollbefreiung der Abfälle von Bau- und Nutzholz gab die Vertan, mlung keine Folge. Eine Eingabe, betreffend die Stewpelpslichtigkeit der durch Um tausch auSgegcbenen Actien einer DanipfschifffahrtSgesellschast. wurde zuückgewiesen. Schließlich ertheilte die Versammlung dem Entwürfe einer Verordnung, betreffend die Gebühren- sreiheit in dem Verfahre» vor dem Reichsgericht, sowie dem Entivurse eine» Gesetze-, betreffend die Feststellung deS LanbeS- hauShaltS-Etat» von Elsaß-Lothringen für da» Etatsjahr l884«85, die Zustimmung. * Der Fürstbischof von Prag. Cardinal Fürst v. Schwarzenberg, hatte den Psarrer Nitschke in RengerSdorf zum Großdcchanten und fürst-erzbischöflichen Vicar in der Grafschaft Glatz ernannt, nachdem zu dieser Ernennung die landesherrliche Genehmigung nachgesucht und die letztere unterm lS. Deeeinber 188l ertheilt worden war. Der Großdechant und sürst-erzbischöfliche Vicar in der Graf schaft Glatz ist nacb Maßgabe der bestehenden Bestimmungen zugleich Ehren-Domherr an der Domkirche zu BreSlau. DaS preußische StaatSministerium batte unterm 22. Decem- bcr 1881 gemäß Art. 4 deS Gesetze» vom 14. Juli 1880 (welcher durch Art. 1 deS Gesetze- vom 31. Mai 1882 wieder in Kraft gesetzt worden und bis zum 1. April 1884 Geltung hat) beschlossen, die Wiederaufnahme der auf Grund des Gesetze- vom 22. April 1876 eingestellten StaatS- leistuugen fiir den Umfang deS preußischen AntheilS der Erz- diöcese Prag anzuordnen, weil die Anzeige der kirchlichen Er nennung seiten- de» Staat-ministeriumS als »eine still schweigende, durch Handlungen an-gedrückte Willen-meinung, die Staatsgesetze befolgen zu wollen", angeseken worden war. Ain 23. April d. I. starb der Pfarrer Nitschke. und e» entstand nun die Frage, ob eine Wicdereinslellung der Staats» leistungcn für den Umsang deS preußischen AntheilS der Erzdiöcese Prag von selbst zu erfolgen habe. Eine Wieder- einstellunq der SlaatSleisiungen trat aber nicht ein, zumal in der Erwartung, daß im Falle der Wiederberufung eines Großdcchanten für die Grafschaft Glatz seilen» beü Fürst- Erzbischof-von Prag wiederum die landesherrliche Genehmigung »achgesucht werden würde. Letztere» ist auch geschehen, und daS Staatsministerium hat unterm 6 Octobcr d. I. zu der Ernennung de» früheren sürst-erzbischöflichen Bicariakamls- Secretairs Ernst Hossmann in Neurodc zum Großdechantcn :c. in der Grafschaft Glatz die Genehmigung ertheilt. Der Fürst- Erzbischos von Prag halte um so mehr Grund, die Anzeige der in Rede stehenden kirchlichen Ernennung noch vor dem 1. April 1,84, niit welchem Tage der Art. 4 deS Gesetzes vom 14. Juli 1880 außer Kraft treten wird, bei dem Staatsministerium zu erstatten, als im Falle einer Wicdercinstelluna der StaatS- leistungen für den Umsang de- preußischen AntheilS der Erz diöcese Prag vom 1. April 1884 ab der tz. 2 de» Sperr- gesctzeS vom 2. April 1875 Aiiwendung finden würde, wonach die eingestellten Leistlingen für den Umfang LeS SprengelS wieder ausgenommen werden, sobald der im Amte befindliche Bischof oder BiStlmmSverwcscr der SlaatSregierung gegenüber durch schriftliche Erklärung sich verpflichte^ die Gesetze deS Staates ^zu befolgen. Zu einer schriftlichen Erklärung hat sich der Fürst-Erzbischof von Prag bisher sticht bereit finden lassen, er hat vielmehr den Erlaß de» Gesetzes vom !4. Juli 1880 abgewartet, welches behufs Aushebung! der Sperre nur „eine stillschweigende, durch Handlungen ausa«rückte WillenS- nieinung, die Slaat-gesehe befolgen zu » sten". verlangt. Derselbe nahm vor erfolgter WiebereinstelluM- der StaatS- lcistungen in der Grafschaft Glatz auch Anstand, in Liesen« Tbeile seiner Diöcese eine amtliche Visitationsreise vorzunehmen, nachte«» ihm von Berlin aus angedcutcl worden, daß unter den bestehenden Verhältnissen eine solche Reise bester unterbleibe. * Die bayerische Abgeordnetenkammer erledigte am Freitag den Etat de» Innern «nit geringen Modifikationen nach dem Anträge de» Ausschusses, nahm hieraus den Etat deS königlichen Hauses fast unverändert nach dem Vorschläge der Regierung an und genehmigte schließlich den Etat des Ministerium» des Aeußeren ohne Debatte unter Streichung des Dispositionsfonds. * Ter „Staatsanzeiger für Württemberg" ver öffentlicht einen Erlaß deS König- aus San Reino. dessen Inhalt sich aus die letzthin vorgekominenen Mordansälle be zieht. Der Erlaß giebl dem Minister des Innern anheim, Maßregeln zu ergreifen behufs Wiederherstellung des Ver trauens und Beseitigung des Gefühls der Unsicherheit und Schutzlosigkeit, zu welchem Zwecke die Vermehrung deS LanL- jägercorps und die Einrichtung berittener Gendarmerie ins Auge gefaßt wird. In Folge dessen hat der Minister des Innern bereite eine Verordnung ertasten, durch welche unter Andern, eine strengere Controlc deS WafsentragenS und der Fremdcnpolizci. eine schärfere Aussicht über die Vagabunden und die Verbesterung der Ortspolizei angcordnet wird. — Der am Freitag in Stuttgart staltgefundenen feierlichen Verleihung von Säcularsahnenbändern an daS Regiment „Königin Olga" wohnte die Königin selbst bei Der Rector der Wiener Universität Professor vr Wedl hat sich jetzt zwar selbst über seinen Rücktritt aus gesprochen. ohne daß indcsten dadurch wesentliches Licht in die dunkle Sache gebracht worden wäre. Einer Deputation de» deutsch-österreichischen LescvereinS gegenüber, welche dem Rector ihre Syinpathien ausdrückte, erwiderte derselbe: „Es ist Thatsachc. daß die von mir angegebenen Gesundheitsrücksichten mit ein Motiv für den Rücktritt waren. Ich bin leider nicht in der Lage, Ihnen über die anderen Motive Aufschlüffe zu geben, aber mein Entschluß ist ein unabänderlicher, weil reif lich erwogener. Nur Eines bitte ich Sie. meine Herren, und ich sage, indem ich das mir entgegcngebrachte Vertrauen völlig erwidere: Suchen Sic mit allen Ihnen zu Gebote stehenden Mitteln die begreiflicherweise aufgeregten Gcmüther der studirenden Herren zu beruhigen. Nichts ist gefährlicher, als die Wiederholung der Demonstrationen, denn daS ist gewiß, daß im Momente, wo sich die Demonstrationen erneuern, die Schließung der Universität unbedingt erfolgt und die Herren mindejtenS ein Semester verlieren wüsten. Es wird eben von gegnerischer Seite Alles auSgebeutct, und e» wird nickt unserer, der liberalen Sache gedient, sondern jener der Finsterlinge eine Handhabe wider uns geboten." * Zu welchen Agitationsmitteln die Slowenen greifen, um die Wirksamkeit des Wiener Deutschen Schul verein« zu verhindern, davon geben mehrere Vorgänge Zeugniß. d,e au»dem krainschenStädtchenTschernembel gemeldet werden. Dort wollte man für die Kinder der an sässigen Deutschen, die zumeist aus Gewerbetreibenden und Handwerkern bestehen, eine deutsche Volksschule gründen, nach dem die Kinder in der slavischen Stadtschule bereit» Gefahr liefen, vollständig slavisirt zu werden. Der Director und die Lebrer der Stadtschule verboten den Kindern selbst außerhalb der Schule deutsch zu sprechen und der Katechet schärfte ihnen täglich ein, nur slavisch zu beten, denn da» deutsche Gebet höre Gott nicht, weil er von den Deutschen und Juden nicht» wissen wolle. Unter solchen Um ständen war e« also Hobe Zeit, an die Errichtung einer deutschen Volksschule zu denken, we-halb dazu der Wiener Deutsche Schulverein auch die nöthigen Einleitungen tras. ES gelang indeß nur unter großen Schwierigkeiten, im Hause eines deutschen Kaufmannes eia Local au-sindlg zu macken, welche- sich für den Schulzweck eignete. Kaum war eS aber in dem Städtchen bekannt geworden, daß im Hanse de» deutschen Kaufmann» die deutsche Schule errichtet werden sollte, so erhielt dieser seitens der Slowenen eine Menge Drohbriefe, ja in seinem Laden ließ sich kein einziger slowenischer Kund« mehr blicke». Der Kaufmann, um seine Geschäftsinteresse» be sorgt. weigerte sich nun, in seinem Haiise die deutsche Schule errichte» zu lassen, aber ein anderes Local war nicht aus findig zu machen. Inzwischen kam auch der deutsche Lehrer aus Graz an und nahm. in einem deutschen Gasthause TscherncmbelS seine Wohnung. Kauin war dies be kannt geworde», so rottete sich ein slowenischer Pöbel hausen zuiammen, brachte dem Lehrer eine Katzenmusik und warf mehrere Fensterscheiben de» Gasthauses ein. wa» den Wirth veranlaßte, den Lehrer zu bitten, sich eine andere Wohnung zu suchen. Al» dieser sich bei dem Bürger meister. der natürlich auch ein Slowene ist, beschwerte, erwiderte da- Stadtoberhaupt lächelnd: „Ja sehen Sie, hier in unserem slavischen Krain will Niemand etwas von den Deutschen wissen. Warum bleiben Sie nicht unter Ihren Deutschen? Hier versetzen Sie nur die Bevölkerung in Aufregung." Der deutsche Lehrer mußte so unverrichteter Dinge wieder abreisen. * Die „Politische Correspondenz" meldet au- Sculari d'Albania, 2V. November: „Am Tage nach seinem Wieder eintreffen in Scutari, den 1». d. M., nahm Hasiz Pascha die Vcrthcilung der in den Berge» geniachten Beute, die ungefähr auS 1500 Stück theil» Hornvieh, thcil» Pferden bestand, unter den Officieren vor. Bald darauf ertheilte er die ganz unerwartete Ordre, daß vier Bataillone sich zum Abmarsche nach Kossovo bereit halten sollen. Diese» Truppencontingent ist auch bereit- unter dem Befehle de« Brigade-General- Bahri Pascha dahin abgegangcn. Ein Gerücht erklärt diese plötzliche Expedition damit. daß im District von Gussinje neuerlich ein Aufstand au-gebrocke«, sei. Es heißt ferner, daß in dem genannten Districte ein Mitglied der GrenzdclimitationS-Coinmission, nach den Einen Ässim Pascha, nach den Anderen der kürzlich zum ottomaniscben Vertreter in Cctinje ernannte Ismail Pascha, verwundet ober gar getödtel worden sei. Jedenfalls dürsten in« Districte von Gussinje oder in Kossovo Symptome der Unruhe aufgetreten sein, dann, von der erwähnte» Militairexpedition abgesehen, hat auch der Commandant der Seeflottille den telegraphischen Befehl erhalte», unverzüglich einen Danipser nach Rjeka zu entsenden. Hafiz Pascha liegt an einem mit Pleuritis ver bunden Bronchial-Katarrh schwer krank darnieder, ES darf nicht unerwähnt bleiben, daß einem Gerüchte zufolge die Krankheit de» Militaircommandante» auf die Folgen einer bei der letzten Expedition erlittenen Verwundung zurückzu führen ist. In Mirikikien ist die Situation trotz der Adresse, in welcher die Reinstallirung Prenk Vib Dvda'S verlangt wurde und trotz der unermüdlichen Jntriguen der Wittwe Margella unverändert geblieben. Der RegierungSingenicur des VilajctS Scutari, Herr Briot, weilt seit einigen Tagen in Rjeka, um daselbst das Prvjcct der Trockenlegung der in der Nähe Montenegros gelegenen ungesunden Gegenden zu studiren. ES geschieht dies auf ausdrücklichen Beseht deS Sultan-, der damit einen« von« Fürsten von Montenegro ausgesprochenen Wunsche Rechnung trägt. Der genannte Ingenieur ist ferner beauftragt, ein Project zu entwerfen, durch welches die Mündung der Bojana zu einer jederzeit schiffbaren gemacht werden könnte. Die Ausführung dieser beiden Projectc wäre sehr wünschenswerth, nach den bisher gemachten Erfahrungen wäre es jedoch zu optimistisch, die- zu erwarten. In der Türkei wurden Hunderte von ähnlichen Projekten ausgearbeitet, sie sind aber immer nur Entwürfe geblieben." * AuS Christiania meldet die „Vossische Zeitung", daß da» Ende deS bekannten politischen ProcesscS gegen die Minister binnen Kurzem erivartet wird. Man nimmt an. daß der StaatSrath Selmer und seine Collegen für unfähig zur Be kleidung de- Amts als Minister werden erklärt werben, so Laß es dem König frei stände, seine Getreuen anderweit an- zustellen, etwa in Hosämter» oder in« auswärtigen diplo matischen Dienst. Für den Fall, daß die Unsähigkeitserklärung sich aus alle öffentlichen Acmter ausnahmslos erstreckt, habe!« die Evnservativen einen Fonds von 2 Millionen Kronen auf gebracht. aus dessen Zinsen die Minister ihre» dauernden Lebensunterhalt erhalten sollen. Zu dieser Summe ist von dem „Walsischsängcrkönig" Svend Foyn, einem Mann, welcher 16 Millionen Kronen in der Londonbank liegen bat, allein eine Million beigesteuert worben. Foyn ist 75 Jahre alt und kinderlos und vermag also da» gebrachte Opfer immer hin auSzuhalte». * Der Pariser „Figaro", welcher im Uebrigen keines wegs zu den Blättern gehört, die sich von chauvinistischen Hetzversuchen gegen Deutschland frei halten, veröffentlicht einen Artikel ans der Feder St. Genest'«, worin letzterer seine» LantSleuten ziemlich derb die Wahrheit sagt. Aus die Gefahr bin. daß das Pariser Blatt. daS gegenwärtig von den orleanistischen Prinzen zu Kundgebungen benutzt wird, seinen Mitarbeiter bald wieder fallen läßt, empfiehlt es sich, aus den erwähnten Ausführungen einige herauszuheben: „Wir sind gcschlagen worden", schreibt 2t. Genest, „und wir haben dasür bezahlt. Aus welchem Gebiete können wir nun zu- saininenarbeitrn, um unser Vaterland wieder zu erhöhen? Bor dem deutsch-österreichischen Bündnisse hätte Preußen ein solches Anerbieten unbedingt angenommen . . . Statt dessen hat man die ganze Zeit nur von Revanche geschwatzt, während man sich doch nur «nit Politik beschäftigte, i««a» hat „Elsaß, Elsaß!" über alle Dächer zeichnen, wädrend «»an die Armee in Unordnung brachte — und man hat Preußen hcrauSgesordert, während man sich mit den anderen Mächten überwars. Und doch halte man zwischen den beide« Wege» wählen müssen. Was uns verhinderte, den ersten einzuschlagen, das ist die politische Leidenschaft, die Liebe zum Wohlleben, oder anders gesagt, das persönliche Interesse. Denn was wir gewöhnlich in Frankreich Patriotismus ««ciinen, ist uichtS Anderes als Eitelkeit, eine kindische, sicberhaste Eitelkeit, die allein den Chauvinismus erhält. Diese Eitelkeit ist ober unglücklicherweise die hauptsächliche Quelle des Hasses, den der französische Bourgeois gegen Preußen fühl«. Der Haß gegen Preußen ist nicht das ti-jc und glühende Gefühl des Bürgers, der eine Wunde im Herzen trägt, der tüdtlich uiiter den« nationalen Unglück, für Elsaß, für Lothringen, für das Latcrland leidet. Nein, es ist der Zorn de- ungezogene» Kindes, daS trotzt, weil eS gedemttthigt worden ist ,2ie gestehen also zu", wird mir Tbauvin sage», „Tie würden sich mit Preußen versöhnt haben! So tief würden Sie gefallen sein!" Ja, allerdings, wenn ein wahr- haster Staatsmann mir gesagt hätte: „Frankreich verzichtet aus die Wicdererobcrung von Elsaß. Statt sortivährend das Wort Revanche zu wiederholen und thatsächlich zu nicht- zu kommen, wollen wir die Neuerstehung und Größe unseres Vaterlandes in einen« ernsthaslen Bündnisse mit Berlin suchen", — dann würde ich geantwortet haben: es ist hart, aber ich werde es thun sür's Vaterland!" Daß die von dem Mitarbeiter des „Figaro" entwickelten Ansichten in Frankreich viel offenen Anklanz finden werben, läßt sich kaum ounehmen. * Im französischen Kriegs- und Marine-Ministerium arbeitet man eifrig an der Zusammenstellung der Brigade, welche als Verstärkung nach Tonkin geschickt werben soll. Dieselbe wird au» zwei Marschrcgimcnlern zu je drei Bataillone«, L 800 Mann gebildet werden; eine» der Regi menter wird au» Freiwilligen, da- andere auS den entbehr lichen CavreStheilen der afrikanischen Infanterie sormirt. Nöthigensalls könnte nock ein dritte» Marschregiment gebildet werden. Im weiteren Bedarfsfälle ninimt man besondere Formationen in Aussicht. Unter keinen Umstände» sollen die für Tokin bestimmten Truppenjendungrn den MobilisirungS- plan oder die allgemeine Organisation der französischen ArmeccorpS beeinträchtigen. — Kein ernsthafter Politiker würde eS mit wirklicher Genuglbuung begrüße» können, wenn um der Tviikili-Affaire willen Frankreich mit China in kriegerische -Händel verwickelt würde. Europa hat in Ostasien zu mannigfache und wichtige Interessen aus den, Spiele stehen. alS daß e-eineBerschärsung der französisch-chinesischen Differenzen bis zur Krise wünschen könnte. Ganz anders aber denken diejenige» Parteien in Frankreich selber, welche dem berr- schenden republikanischen Regiment ihre» Lande« entweder grundsätzlich abhold sind oder dock, wie die Ultraradicalen und die Comniiiiiisten, dein gegenwärtig am Ruder z,. sindlichc» Ministerium scharfe Opposition machen. Tie. Leute, „die inneren Chinesen*. um den neueste«. Am, druck der „Gouvernementaleii" zu gebrauchen, sind c» wahren und eigentlich die allein«, en Schürer der Beun ruhigung. die bezüglich der weiteren Entwickelung der Tvnkm- Asfaire in der öffentlichen Meinung eingerissen ist. Allei«« wenn auch nicht geleugnet werden kann, daß die Leitung der ostasiatiscken Politik des EabinetS ibre Fehler beging, welche den gegnerischen Machinationen zu Stalle» kommen, so hat jetzt Clemenceau, der Führer der radicalen Opposition, einen noch größeren Fehler. von seinem Standpuncte au», be gangen, indein er den Angriff auf die Stellung Ferry'S durch Stellung seiner Interpellation sorciren wollte, uns gerade in Folge dessen dem EonseilSpräsidenten zu einen, Vertrauensvotum seitens der Deputirtenmehrheit verhals, welches der Regierungspolitik im Allgemeinen, wie nament lich ihrer csiasiatische» Politik im Besondere» nur von Nntzrn sein kann. Ferry erhielt durch daS Vorgehen Elemenceau's Gelegenheit, sehr beruhigend lautende Erklä rungen über den Stand der Beziehungen zu China abzn- geben — Erklärungen, die nicht in Frankreich allein günstig ausgenommen werden dürsten. Sic beweisen, daß daS Pariser Cabincl an dem Standpuncte sesthält, daS Frankreichs und CbinaS Interessen am Rothen Flnsse keineswegs unverträg licher Natur sind, und daß der Marsch auf Sontay und Bacninh unternommen wird, nicht um die Situation zu ver wirren. sondern um sie zu klären. Gelingt dies, so ist damit, nach Auffassung der französischen Regierung, der Erhaltung des Friedens zwischen beiden Parteien eine neue und kräftige Bürgschaft zugeführt. Landwirthschaftliche«. «— Saatenstand in Ungarn. Nach amtlichen Bcrichtea au« Budapest, 26. November, sind die Anbau-Arbeiten auch in Siebenbürgen größtentheils beendigt. Die Saaten stehen im All gemeinen gut, sprießen schön und gedeihen. Bon vielen Plätzen langen aber Klagen über durch Engerlinge und Drahtwürmer an- gerichtete Verwüstungen ein. Infolge deS fortwährenden Regens beginnen die Saaten z« vergilben. Der Rost zeigt sich bloS spora disch. Die RepSsaaten entwickeln sich bei günstiger Witterung sehr schön. Die Ackerarbeiten für den FrühjahrSanbau find größtentheils beendet. Patents Patent-Anmeldungen. Drr nachfolgend Genannte aus Sachsen hat um die Er- theilung eines Patentes für den daneben angegebenen Gegenstand nachgelucht. Die Anmeldung hat die angegebene Nummer erhalten. Der Gegenstand der Anmeldung ist einsiweilen gegen uubesuzte Benutzung geschützt. Nr. 2666. „Neuerung am Bramah-Eingerichte". — <8. Schneider in Dresden. El. 68. Nein seidene Stoffe Mk. L. SS Pf. per Meter, sowie» Mk. i. 80 Ps. und 2.20 bi« 9. 80 (farbig, gestreifte und carrirte Des'inS) versendet in einzelnen Robe» und ganzen Stücken zollfrei ins Haus das Seiden-Fabrik-Dspöt von 0. llenoederx (König!. Hoflieferant) in Zürich. 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Besorgung und Berwrrthuiig von Patenten aller Länder. Redaktion nud Expedition des „Patentverwcrthcr". I-oUiLd Rsxm, MliiMikur, Bau- »nd maschinentech». Bureau, Sophiruftratze 88, II. kateiltdiillloltUlKell Eivilitigenieur u. Patentanwalt. Reichsstr. 6/7. ^szrcksurszrsr L. Li»engle»»elel kluuwltr-l-eiprlir im«! ir»»k»n8. I ^Ivxwucksr PKLvlLvr, Deelinlevbe» 6e»ol»Lkt, Ko»»»trn8»v 18. liir Rlektrlüdi« liei«oel>tun«r»»nl»xen mittelst: »»v»a«Ivn«ei»»I1«I»t «rllldllekt), «»Iv. »l««I tili» u. tuckuntrtellv »«trled« tn )4iiniI«Iii»iiiix. <-r»»mi«t«»reii, 8^«t. ttttv „Otlw'n wen«r Tlatwr» . I>eii!ipriii»>«olitiieii»iili»ireii, QvIIimmii. rr>»iini»itnnl«iin»iil»«eii. 8^nt. 8eN«rn. VeitmavIlts-LosstkUllns der neuesten Attraprn, Lcherigegenständc, Ebrlstbaumverzir- rungc», Bilderbücher, Farbkasten, Lpirlr, Schrrid- u Poene- Aldums. Lchreibmapprii, eleg. Eartons m. Briefpap u. Eouv. 11. Ws»-Iiel»iev>1r. *""!>», RL. Meinen k. k. Kunden zur gefl. Nachricht, daß vom 1V. ». 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