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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188312035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-03
- Monat1883-12
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1883
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«rfchet»t täglich früh S'/, Uhr. gü«r1i,» uni Lr-editio« Joham>e«safle SS. Sprecht,»»«» »er Neüartir«: vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. b« für bi, >üchfts<l,e»be N«»er 8estt»«te« Inierat« »« «.chratage» di» L Uhr Nachmittag«, «, Loa« und Krfttagrn früh bi«'/,» Uhr. 3, »en /Uialeu für 3ns.-A»ll«hme-. vtt« »lem«, Univrrsität«straße »1, L«»tt Lüsche» Kathoriueastraße 18, p. «nr hi« Uhr MiMtr Tagcblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 337. Montag dm 3. December 1883. Auflage L8,LVV. Ldonnemcatsprei» viertel,. 4'/, Mk. incl. Bringerlokn ü Mk.. durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede -inzclne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lur Lztrabeilaaeu odnr Postdeiörderung SS Mk^ «tt Postbcsördcrung 48 Mk. Inserate üqeipaltene Petitzeile SO Pf Größere schritten laut unserem Prri«- verzentmiß. Tabellarischer a.Ziffcrniatz nach HSHerm Tarif Leclamrn unter dem Nedactionsftrich die Svaltzeile üO Ps. Jaierate sind stet« a» die Expediti«« za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeiiuim-mwlu oder durch Post- nachnanme. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekannlmachung, die Bewerbung um Skath-dtrner- «ud Schutzmannüstelle« betreffend. Nachdem in letzter Zeit die Gesuche um Ucbertragung von Rathsdieuer» und SchntzmanaSftelle« sich in einer da« vorhandene Bedürsmß weit übersteigenden Weif« gehäuft. in sehr dielen Füllen aber den an sie zu stellenden Anforderungen keineswegs entsprochen habe», sehen sich der Rath und da« Polizeiamt der Stadt Leipzig veranlaßt, nachstehende Bestimmungen zur öffentlichen Kenntlich zu bringen: Gesuche um Nebertragung einer RathSdic«,rstelle sind an den Rath, Gesuche um Anstellung als Ekchntzman« dagegen an da« Polizeiamt zu richten. Ai« Bewerber können nur gediente Milttatrs, und zwar in der Regel nur solche zugelaffcn werden, welche wenigstens die UnterofficterSckarge bekleidet haben. Die Gesuche sind von den Bewerbern eigenhändig zu schreiben. Denselben sind ein vom Gesuchsteller selbst ver faßter Leben-lanf sowie die Zengniffe über die bis herige Führung. namentlich ein milttarriseheS Iiiihrungs» attest in Abschrift (zunächst nicht im Original) dei- zusitgen. Von denjenigen Gesnchstcllern, welche bei Besetzung einer bestimmten vacant werdenden Stelle in Frage kommen, wird alödann weiter »och die Beibringung der Original zcugniffe, sowie eines bezirk-- bez polizetärztiichrn Zeugtttffes über ihre Dienstlauglichkeit und überdies die Anfertigung einer Probearbeit erfordert werden. Gesuche, welche diesen Anforderungen nicht entsprechen, werden nicht angenommen, bcz. bi» zur Wiederavhotung ««berücksichtigt liegen gelassen. Leiplig. den 24. November >883. Der Rath und daS Polizeiamt -er Stadt Leipzig. vr. Gcorgi. Hcnnig. Bretfchneider. Vekanutmachu«-. Nack den Messungen de« .Herrn Geh. Rath Professor I>r. Kolbe betrug die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases im Monat November d. I. bei stündlichem Confum von ISO Liter da« 16 fache von der der NormalwachSkerze. Da« specifische Gewicht war — 0 48. Leipzig, den 1. December >883. DeS Raths Deputation zur Gasanstalt. Anctions - Vckanntmachung. Im AuctionS-Lccale deS Unterzeichneten Rothe«, Gerber stra-e Rr. 10, Hof I. Etage, sollen Donnerstag, den U. December 1882, BormittagS tt Uhr, 1 Sckreibsicretair. 2 Klodersccretaire, 2 SophaS, 1 '-under Tisch, 3 Spiegel, l Sä'neidertisch, 1 Wasch tisch, melirere Taschen- und Wanduhren, mehrere goldene Ringe, eine Partie Kleidungsstücke re. re. an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 28. November 1883. Der Rath der Stabt Leipzig. vr. Trvndlin. Renkcr. Vekanntmachsng. Erstatteter Anzeige zufolge ist da» der An«, Tel«, Gilt schin, au« Hohenheida unterm 1. Juni 1882 vom Bemeindevor stand zu Podelwitz ausgestellte Dienstbuch lu hiesiger Stadt ab handen gekommen. Wir ersuchen da« Buch im Ausstndu«g»falle anher abzulirsern. Leipzig, am SO. November 1883. Da« P«ttr«tamt her Ttadt Leipzig. Bretschneider. W. > *BonderOstseeküste wird der „Allgemeinen Zeitung* I geschrieben: Ein beträchtlicher Tbeil der von den deutschen zOstsee^äfen gerbedeten Kauffahrtei-Echiffe ist in den ' chinesischen und japanesischen Gewässern in sirter lebhafter Thätigkeit. Diese Fahrzeuge, die oft in vier bi« fünf Jahren nicht in die Heimath zurückkehren, vermitteln entweder den Handelsverkehr von China und Japan nach Europa und ordamerika oder treiben häufig nur die Küstenschifffahrt zwischen chinesischen Häfen. Unter diesen Umständen sind viele Bewohner unserer deutschen Ostfee-Häsen lebhaft bei den sitzt drohenden kriegerischen Verwicklungen zwischen China und Frankreich betheiligt und verfolgen alle daraus bezüglichen Ereignisse mit besonderer Spannung. Bei jeder Gelegenheit treffen Briese und au«führliche Berichte von deutschen Kauffahrtei-Capitainen und Steuerleuten, sowie auch von den Ossicieren der drei in den ostasiatischen Gewässern kreuzenden deutschen Kriegsschiffe hier ein. Fast aus nahmslos sprechen diese Schreiben die Ansicht au«, daß ein baldiger AuSbruch eine« Krieges zwischen China unk rankreick wegen der Tonkin - Angelegenheit mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist. Die chinesische Negierung soll zum Aeußersten entschlossen sein, den üdermütbigen An sprüchen Frankreich« einen energischen Widerstand entaegenzu- ietzcn und die Verhandlungen jetzt nur so lange hinziehen, um Zeit zu kräftigen Rüstungen zu gewinnen. Größrentheit» auf dem Wege über St. Francisco sollen viele Kriegsmaterialien jetzt schon in den chinesischen Häsen eintreffen und nord amerikanische, englische, sowie deutsche Civil-Zngenieure und junge abenteuerlustige Seeleute der Kauffahrtei-Klotlc in den chinesischen Dienst bereits eingetreten oder doch fest hierzu entschlossen sein, sobald eS wirklich zum Kriege kommen würde. China soll unter der Führung von Amerikanern und Euro Pncrn schon eine beträchtliche Flotille sehr brauchbarer Torpedo, Boete neuester Construclion, die der französischen Flotte argen Schaden zusilgen könnten, besitzen. Lieutenant Hasenclever von der deutschen Kriegsflotte, welcher schon seit längerer Zeit die Chinesen im Torpedo-Gebrauch unterrichtet, würde im Falle eines Krieges zwischen China und Frankreich uuzweiscl Haft sofort zurückbeortert werden. * Die neuerdinq» mehrfach verbreiteten Gerüchte von dem bevorstehenden Ausscheiden de« kaiserlichen Gesandten in Peking entbehren jeder Begründung. Herr v Brandt wird nach Ablauf de« ihm gewährten längeren Urlaub» aus seinen Posten zurückkehren. * Daß etwa« zur Hebung der polnisch-nationalen Bestrebungen geschehen muß. darin sind die polnischen Elemente der preußischen Monarchie einig, nur wissen sie nicht recht, wie sie eS am Besten bewerkstelligen sollen. Während von einer Seite vorgeschlagen wird, die Leitung dieser Bestrebungen an den in Thvrn bestehenden „Verein zur Förderung der moralischen Interessen der polnischen Be völkerung unter preußischer Herrschaft" zu übergeben, wird von anderer Seile die Gründung einer neuen Organisation gewünscht, welche die Aufgabe haben soll, alle etwa vor- kommenden Verletzungen vermeintlicher polnischer National- rechte zu überwachen und de» „Verletzten" bei ihren Be schwerden zur Seite zu stehen. Wahrscheinlich werden die Polen vor lauter Zwietracht auch hierin nicht zur Einigung gelangen. * Der vatikanische Berichterstatter der „Politischen Correspondenz" tritt den Gerüchten entgegen, denen zuso'ge Cardinal Hohenlohe nach einem der ErzbiSlhumer Olmütz, Köln, Gnesen oder Posen streben soll. Der Cardinal bade wiederholt erklärt, er werde deS Papste« Willen thun. Nach seiner baldigen Rückkehr nach Rom wird entschieden werden, ob er da« BiSthum Aldano faktisch verwalten oder nur Titular bleiben soll, während die Verwaltung einem Anderen übertragen wird. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 3. December 1883. * Der zur Zeit stattfindende Besuch de« Herrn v. Bötticher in Friedrich-ruhe hat, wie schon au« der Begleitung der beiden neuesten socialpolitischen Mitarbeiter, der Geh. Räthe Bödiker und Gamy, sich schließen läßt, zunächst zum Zweck die Berathung und Entscheidung über die neue Gestalt, in welcher die UnfallversicherungSvorlagr dem Reichstag wieder rugehen soll. Von welkergehenden socialpolitischen Aufgaben scheint für die nächste Setsion nicht mehr die Rete zu sein. Wie man ferner annimmt, werden sich die jetzigen Be- rathungen deS Herrn v. Bötticher mit dem Reichskanzler überhaupt aus daS gesammte Arbritvprogramm deS Reichs tag» erstrecken und e» dürste jetzt auch schon die ungefähre Zeit der Einberufung der Srssion zur Sprache kommen. E« wäre wünschenSwerly, wenn der Reichstag etwa« später als sonst üblich berufen würde. Ein Etat ist bekanntlich diesmal nicht zu erledigen und der preußische Landtag wird die Zeit bi» Mitte oder Ende Februar wohl gebrauchen können. * Bcr wenigen Tagen konnten wir melden, daß di« französische Militairverwaltung sich für Einführung de< Magazingewehre» entschieden habe, allerdings ohne damit sogleich eine» praktischen Erfolg zu erzielen. Die deutsche Dittitairverwaltung beschäftigt sich nunmehr schon 4 Jahre mit der Frage der Einführung de» RepeliraewehrS, allerdings ohne der Gefahr auSgrsetzt zu sein, daß ihr andere Rationen dabei zuvorkommen könnten. Auch jetzt steht die Entscheidung über Einführung diesi-S Gewehre», besten Gediegenheit und Brauchbarkeit die angestclltrn Versuche erwiesen haben, noch au». Man stellt nämlich augenblicklich Versuche an, da» deutsche Jnsanteriegewchr Modell 187 l in Bezug auf seine ballistischen Leistungen zu verbessern. Gelingen diese versuche, o daß eine wesentliche Aenverung der Construclion de» ehigen Gewehre» vorgenommen wird, so wird man bei Ein- übrung de» Repetirgewehre» auch mit dieser zu rechnen haoen. So wünschenSwerlh einerseits die «afsentechnische Ueberlegenheit der deutsLen über andere Nationen ist. so sieht man dock andererseits, wie lange und eingehende Erwägungen unsere Mililairverwaltung vorauSgehen läßt, ehe sie dem lande eine Mehrausgabe vorschlägt. » «u, Kbortum wird der Time-* gemeldet, daß ein I der Zeit aoßerordrnilich gelitten, die Wandmalereien sind verschwunden. dieKatastrovke im Sudan z<"«reiche Skulpturen ver„ümme„. vernichte,. aber da« Vorhandene Schelk Kern die Nachricht über die Katattropne >m ueau , ^ bered, und deu.hch gen,,-, von dem liunslsinne ver- bestättge und zwar ebenso, wie der erste -Erricht «r»utele. H ° I gangener Jahrhunderte. Giückhchcrwcnc sorgt jetzt cuie Commiisio» Pascha selbst wurde am dritten Schlachttage, nachdem seine ' » ........ v - Leute drei Tage ohne Master gewesen und die letzte Patrone abgrseuert worden war, durch einen Lanzenstich geiödtet. Oberst Coetloaon hat abermals einen Kundschafter in die Gegend, wo die Kämpfe stattaefunten haben, abgesandt, uni Näheres über da» Schicksal der übrigen Mitglieder der Expedition zu erfahren. — Von Duem werte» Zwieback und sonstig- Vorräthe nach Khartum gebracht. Die Griechen und Kopten verlassen diesen Ort. * Nachrichten au» Jamaica zufolge begannen die Re- gierung-truppen am 18. v. M Morgen« die Stadl Ierrmie zu beschießen, und dauerte da» Bombardement bis gegen ür die Erhaltung historischer Mviiuiiienle, sonst würde wodl Zc i und bellagt»«weril>e GIrichgüligkeil ihnen noch »lehr Tchaden zu- esügt bade» und noch zuiugen, als e» leider schon geschehen ist. öa« Kloster ist isst ganz zerstör! »nd die spärlichen noch vorhandene» Reste sind in ein Proviiiiial Äuieuin »m>>,wandelt, welches wenn, Bedeutende« iiiehr cnlhäli. nachdem das Gnle in dir Madrider 2animlu> z icdrachi worden ist. Nur der ttreuzgang ist i» seiner reichen vcnamenlit erhalle» und ein Muster edelster (voilnk. Kaum einige hundert Schritte von 8»n 3uun äs los It,>)---> stehe» zwe, Syna gogen, seil Verkreidung der Juden au« Spanien in katholische Kirchen verwandelt; sie zeigen den Ti>l wouriicher Moschee»; i» einer deriellen ersetzt die flache maurische Heizdecke, demalt und stellenweise vergoldet, da« Gewölbe. Hier steht noch ein olle« Ge- bekannten Frc«ken und der reiche» Ornamentik der Alhambra. * Wie der Telegraph bereit» gemeldet, hat im unga- riscklen Abgeordnclenhause die Verhandlung über die Erhöhung der allgemeinen EinkommenstruerzuschlLge begonnen. Nachrichten au» Budapest zufolge wurde der diesbezügliche Gesetzentwurf im Finanzausschuß ohne grundsätzliche Aen- dcrungen angenommen. Auch die liberale RcichSlagSpartci hat ihn gebilligt, beide Oppositionen jedoch sind grundsätzliche Gegner ,ebweber Sleuererhvhung und werden deshalb gegen den Gesetzentwurf stimmen. Der Zweck deS Letzteren ist. den aus 2.6 Millionen Gulden veranschlagten Abgang der ordent lichen Einnahmen zu decken und damit das Dcncit aus dem Ordinarium zu beseitigen. Der Finanzminister Gras Szapary hofft aus einen Erlös von ca. S Millionen aus der vor- gcschlagenen Steuererhvhuna. Diese verlheilrn sich so, daß 810.000 Gulden aus die bisher steuerfreien Parzellen der Grundbesitzer entfallen und 2, l 00,000 Gulden durch eine minimale Erhöhung sämmtlicher directen Steuern ausgebracht werden sollen. Zugleich wird aber dafür gesorgt, daß die bisher unverhältnißmäßig hoch besteuerten Objecte, sowie da» Neinr Reineinkommen b>S zu 400 Gulden entlastet werden. Zum Theil bezweckt somit daS neue Steucrgesrtz eine gerechtere Vertbeilung der Steuerlasten. Unerschwinglich ist nach den ungarischen Einschätzungen di« neue Steuer durchaus nicht. Da» wirkliche Reineinkommen ist bei einer nur halbwcg» rationellen Bewirihschaftung drei Mal bi» vier Mal so hock, al» e» eingcschätzt ist, so daß beim Grund und Boden der Steuersatz bedeutend unter den im Gesetze vorgeschriebenen ausfällt. Bei der HauSsiruer ist die« zwar weniger der Fall» aber eben deshalb ist hier die Steuer vor wiegend aus daS steuerfreie Einkommen gelegt. Die Neu bauten genießen eine Steuerfreiheit aus dreißig Jahre hinaus, e« ist deshalb nur recht und billig, daß da» au« solchen Häusern stammende Reineinkommen auch zur Be streitung der Staatskosten herangezogrn wird. WaS die Steuererhöhuna für die zur öffentlichen RcckmunaSlegung verpflichteten Unternehmen betrifft, so kann diese schon des halb begründet erscheinen, weil in Ungarn solche Unter nehmen im Vergleich zum Ausland« fast durchgängig eine sehr bohe Verzinsung de« Anlagekapital« gewähren Die Herstellung de» Gleichgewicht» im Ordinarium wird ohne Zweifel von günstigem Einfluß ans den StaatScredit und die Ereditverhällmffe Ungarn» sein. Die vorgeschlagene Steuer- erhvbung soll die letzte sein, welche der Fiiianzminister Graf Szapary verlangt. Da» Deficit de» Extraorkinarium» kann durch die natürliche Erhöhung der Staatseinkünfte und durch die sich infolge Fertigstellung de« ungarischen Eisen bahnnetze» von selbst ergebende Einschränkung der Eisenbahn- banten leicht beseitigt werden. daß da« britische Censulat den Zielpur.ct der Beschießung bildete. Kanonenkugel» umsausten e- beständig, und e« schlugen solche ans allen Seilen ein. Der letzte Zweifel über die Absichten der Artilleristen schwand jedoch, als gegen Sonnen untergang ein wohlgezielter Schuß da» ConsulatSgcbautc traf. Eine Seite des Hause« wurde weggerisscn, eine Stiege stürzte ein und daS Geschoß fiel in dem Salon deS Eonsu- lats nieder, wo eS explodirle und die Einrichtungsstücke zer trümmerte. Der britische und amerikanische Consui. Herr E. Wiener, und seine Familie wurden mit Slaub und Kalk überdeckt und von einigen Holzsplittern getroffen, ohne jedoch, glücklicherweise, ernstliche Verletzungen zn erleiden. Daß Niemand da« Leben verlor, muß geradezu al» ein Wunder betrachlet werken. Die aus dem Giebel deS Hause» wehende brilische Flagge wurde gleichfalls von einer Kugel getroffen und in Stücke gerissen. Der -rutsche Kronprinz in Spanien. A»S Spanien liegen die folgenden weiteren Mel- düngen vor: * Madrid, L8. November. (Norddeutsche MIgem. Zeitung.) Der erste Ausflug, den König Alson« mit unserem kronp:,nMicn Herrn machte, galt der Stad« Toledo; ein Sonderzug führte deibe Fürsten gestern in anderthalbstündiger Fadrt nach diesem uralten One, in welchem man stch in die Zeit des Mittelalter- Lurückverietzl glaubt. Wo» für den Deutschen etwa Nürnberg und Danzig, da« ist für den Spanier Toledo, ein Juwel, eln Museum mit einer unermeßl.chcn Fülle von Kunstschützen, an denen die Jahrhunderte gesammelt und ihre Spuren eingegraben haben. Denn Römer. Lstgotnen. Mauren und Spanier haben hier gehaust, und au« de» ephkuuulsponnentn Ruinen, die gen Himmkl ragen, blickt »»« in ergreisender Weise ein Jahrtausend der Weltgeschichte entgegen. Die Gegend ist öde und ohne besonderen Reiz; da« Malerische bilden die schroffen Felsenwände, die sich zum Tajo hcrabsenken, der in weitem Bogen und reißendem Lause die Stadt umströmt. Bom Bahnhvse au« gelangt man durch wenig Brün, aber Jahr Hunderte alten Schutt und Moder nach den alten, ver Menen Stadtmauern mit ihren pittoreekea Tkürmen; aü letzteren standen Landsknechte in mittelalterlicher Tracht, welche auslugte», wa« für ein glänzender Zug von Earoffen sich dem Thore nadrc. Auch unten sah men Hellebardiere, doch waren e« friedliche Männer, welche nicht den Eingang wehrten, sondern ihrem Könige und Herrn in soldatischer Weise huldigten. Die Toledaner bereiteten dem Könige einen festlichen Empfang; sie hatten gehört, wie der „krineips Imperial äs -llemanm* in Valencia und Madrid aus genommen war, und da durfte man nicht zurückbleibe« mit dem Ausputze» der Balcoae, mit Viva- und Hurrahruien und anderen loyalen Dewonstraiiouen. Zunächst wurde der Kirche Otirisko äs I» l,or ein Bejuch abgestattrl, einem alten, noch au« der inouriichen Zeit stammende» Bau, in welchem sich die diesem Stile eigenen Forme» noch am reinsten erhallen haben. Bon hier au« ging es nach dem Hospital de Afuere«, wo da« prachtvolle Grabdenkmal de« Cardinal« Tavrra die Theilnahme de« Kronprinzen in hohem Grade in Anspruch nahm. Eine Abwechselung brachte eia kurze« militairüche« Schauspiel, eine Besichtigung der Xlumuo, äs I» ^cuäsmi» wilitur äs Toleäo, einer eiwa öOO Mann starken Truppe, ähnlich unserem Eadeiten- corp«, nur daß die jungen Krieger nicht in zu jugendlichrm Alter in die Anstalt eintreten. ES Warden Exercitien vorgesühri und. um einen deutschen technischen Ausdruck zu gebrauchen, die BataillonS- schule durchgemacht. E« war rin stattlicher Anblick, den diese jungen Leute ln ihrer kleidsamen Uniform, in der Ruhe und Sicherheit idrer Bewegungen und zugleich in dem sichtbaren Liier, gerade heute sich au-zuzeichnen, boten. Stand doch vor ihnen ihr König, dem sie dereinst ihre Dienste und ihren Degen weihen wollen, und prüienden Auge« musterte sie der illustrc deutsch« Feldherr. Da heißt e» aul paffen und den spanischen Namen zu Ehren bringen. An der Stelle, wo die schmale Schlucht zu einer Ebene sich verbreitert, lieg« die weltberühmte Waffensabrik von Toledo, in welcher noch immer die Traditionen der alten Toledaner Schmiedekunst gepflegt werden. Jdre Ursprünge verlieren sich im Dunkel der Geschichte; jetzt eine künig- liche Anstalt, waren früher die Arbeiter zu einer Zunft vereinigt und wohnten alle ln einer Straße, welche noch heute die „villl« äs las Xrwa«" heißt. Jeder M»-stcr glaubte sich im Alleinbesitze dieser Kunst und lebte in einem Hause wie iu einer Festung, damit das Geheimniß nicht verralhen werde. Wir Modernen denken in dieser B ziehung weitherziger, allein da» „Geheimniß", diese stadlharten und doch äußerst biegsamen Klingen zu sabriciren, hat noch Niemand enthüllt. Es liegt weder im Wasser, wie man behauptet hat, noch im Eisen, wie man glauben wollte, sondern in dem sicheren Blicke der Arbeiter, welcher sich von Generation zu Generation vererbt vud eine besondere Schärfe dadurch erlangt hat. Der Toledaner sieht r« dem glühenden Stahle an, wann er au» dem Feuer zu ziehe» und iu da- Wasser zu tauche» ist; er sieht r« und fremde Arbeiter sehen e« nicht, daS ist da« große Geheimniß. König Alfon« gab in dieser Fabrik den Führer ab, nicht allein dem Kronprinzen gegenüber, sondern auch der ganzen Gesellschaft, und dem Schreiber Vieser Zeilen gab der königliche Herr eingehend Auskuust über alle Punkte. Bon Werkstatt zn Werkstatt, von Arbeitssoal zu Arbeit«, saal ging der König, überall sich als der wohlunterrichtete, kenntniß reiche Mann zeigend. I« einem Saale lag da« Album der Fabrik au«, hier zeichnete der Kronprinz srinen Namen rin, jedensall« ein det.lwürdige« Blatt; in einem anderen Raume zeigte König Also»« au einer Klinße die Biegsamkeit de« Stahle«, der sich in die Form einer 8 schmiegte, und die Härte desselben, die selbst bei einem Schlage aus Eisen sich bewährte. Neben der Waffensabrikation hat anch da« Kunstgewerbe hier eine Heimath, soweit e« sich um feinere Slahlwaarcn mit eingelegten oder bester eingeschlagenen Mustern von Silber- und Goldorabe«ken handelt. Kein Fremder ichcide« von Toledo, ohne eine Nadel, eine» R-ng, eine» Haarpseil, ciielirtc Messer «. s. w. al» Andenken mitgenommen zu habe». Die Muni- sicenz Sr. Majestät stattete alle Anwesenden mit einer freundlichen Erinnerung an dies» lehrreiche Stunde au«. Die freundliche Mahnung de« König«: „Frisch aus, Kameraden, aus« Pscrd. an!« Pferd, e« gieb« noch viel ,u sehen!" war eine wohlberechttgle, denn noch stand eine Reibe vo» Genüssen bevor. Die Kirche «nd da« Kloster von 8»u äu»n äs loa kie^s, war da« nächste Ziel: aus da« Alter diese« ehrwürdige» Baue« deuielen die noch sichtbaren Ketten an der Außenseite, an welche die Mauren die unglücklichen Gesangencn schmiedeten. Ferdmaud «ud Isabella erbauten da« Kloster 1477 und wünschten hier die ewige Ruh« zu finden, die ihnen aber in Grauada zu Theil ward. Dir Kirche hat unter den Stürmen Durch enge, winkelige, aber überaus malerische Gasse» gelangte» König und Kronprinz zur Kathedrale von Toledo, einem goihischc» Bau in den größicn Verhältnisse», sü»ischiifig, mit einem Hobe» Glockcniburm und mit zahllosen Schätzen der Kunst im Innern. M t einem erhebenden, ondächligeu Gefühle wird ein Jeder in diese» D »> treten, der wohl drr inlerestaniefte von ganz Spanien ist. Sieh! man ihn Abend« beim Soniienglanze, wenn bie goldenen Strahlen aus die farbigen Fenster fallen, die uralten schönen Töne sich auf dem Boden zeichnen und die düstere Kirche mit buntem Schein erfüllen, so ist sie prachtvoll. Während die Capellen in reicher Golhit, gleichsam daS sechste und siebente Seitenschiff, von der Mille auS gezählt, bilden, und mit Grabdenkmalen von Erz uud Marmor geschmückt sind, worunter d>e capilln mazvr und die oapilla ä« loa ltez-o- nuerv, sich anszeichnen, zeigt der Chor mit dem Lettuer in der Milte der Kirche die reichste» Skulpturen dieser reinen Gothik in Spanien. Die Wände, von Marmor, sind so sein durchbrochen gearbeitet, daß sie an ihre» Spitzen einem Metallgitter gleichen: da« punkte Holzwerk der Stühle und Orgeln ist eine bcwunderung«. würdige Arbeit. Die Strebevscäer »nd Cavitäle, ja die gesammte» Wände der Kirche sind in früheren Jahrhunderte» vergoldet gewest», und noch sind die Spuren davon sichtbar uud erhöhe» den Eindruck de« Neichihums, den die Schnitzereien und Bildhauerarbeite» Hervorrufen; über den, Hauplpvrlcile der Kirche prangen noch die Adler der Habsburger Dynastie; dieses Thor öffnet sich nur dem Ltaalsoderhauvlc Spaniens. So waren denn die prachtvollen eherne» Thore anch gestern geöffnet; drr Cardinal Morena, Primas von Spanien, empfing hier seinen Souverain »nd dessen erlauchten Gast. Für Letzteren mochte die einstündlge Wanderung durch diese Kathedrale, ein Betrachten dieser Kunsischäye ein wahrer Hochgenuß sein, eine festliche Stunde, deren Erinnerung noch lange uachllinaen wird. Den Beschluß diese« reichen Tage« bildete aladaun noch die Besichtigung der äcuäemia mililar: die Zöglinge waren in Parade ausmailchi I »nd ihre Musik begiüßte Deutschland« Thronerben mit „Heil Dir im Siegerkranz!" Auch hier wurde Alle« eingehrad be- sichtig!; die Gedanken wanderlen heimwärl« nach Lichlerseld« und Licht und Schalten wurden gegenseitig abgewogen. Die Tagrtord- nung war damit erledigt »nd mit Beginn der Dunkelheit sichren König und Kronprinz nach Madrid zurück. * Madrid, 1. December. Der König hat dem drutscheu Kron prinzen gestern den Großcordon des Mililairordcn« vom h.Ferdinand verliehen. Zu dem gestrige» Hosballe Hane der Kronprinz den Orden bereit« angelegt. Sachsen. ) Leipzig, 2. December. Mit dem Schnellzug der Dresdner Bahn gestern Abend 8 Uhr 26 Min. lrasm aus der Rückkehr von den WcrmSkorser Jagden der Groß Herzog und der Erbgroßherzog von Sachsen- Weimar mit Gefolge und Dicucrschast hier ein und fuhren um 8 Uhr KO Min. mittelst der Thüringer Bahn weiter nach Weimar. * Leipzig, 2. December. Die beiden sächsischen Cavalleriebrigaden. welche durch den Tod de« General major- von Walther und die Verabschiedung de» General majors von Eckiötlberg ihre Commanteure verloren, haben durch die soeben veröffentlichten Avancements neue Führer erhalten und zwar ist Oberst von Kirch back» mit der Führung der 23.. Oberst von Hübel mit der Führung der 24. Cavallericbrigate beauslragl worden. Ferner ist dem Major Freiherr,, v. Wangcnheiin die Führung deS 2. Husaren- regimenlS Nr. iS übertragen worden. * Leipzig, 2. December. Bekanntlich ist vom künstle rischen Standpunctc aus (wir habe» ja unlängst die bezüg liche» Gutachten mitgelheill) für daS SiegeSvenkmal die Nordseile deS Marktplatzes als der linker allen vor- gescklagenenPlatzen geeignetste erklärt und vom Rathe dem- gemäß beschlossen worden. daS Tcnkmal auch daselbst auszu- sleücn. Tie betreffende Vorlage befindet sich zur Zeit bei den Stadtverordneten, deren Oekoncmie-, Bau- und Finanzausschuß bereits in der nächsten Plenarsitzung des Collegium« Bericht erstatten wird. * Leipzig. 2. December. Da» Comitö zur Ver anstaltung der Weihn achlSbcscheerung für Kinder würdiger Armen unserer Stadt hat in der letzte» Nummer dieses BlatteS die erste Quittung über die bei ihm eingegangeiien Beiträge veröffentlicht und seine freudige Dankbarkeit ausdrücken können, daß die Gaben auf den ersten Ausruf hin so reichlich geflossen sind. Wenn aber die Beschcerung in diesem Jahre in gleichem Maße, wie in den Vorzahren, auf einen großen Krci« von armen Kindern aus gedehnt werden soll, so bedarf eS noch andauernder Fort sitzung der LiebeSlkätigkett, und wir wollen deshalb aus den erneuten Ausruf deS ComiköS im Anzeigenthette hiermit noch besonders aufmerksam machen. * Leipzig, 2. December. Eine unserer erfolgreich wirken den. humanen Zwecke» dienende» Anstalten, da» „Daheim für Arbeilerlntien" (Brauttraße Nr. 7) gedenkt auch in diesem Jahre eine Wcibnachtabescheerung zu veran stalten, die bisher stet» durch Spende» wohlgesinnter Be wohner der Stabt ermöglicht wurde. Hoffentlich finden sich auch diesmal willige Herzen und Hände und lassen recht bald Gaben sür kiesen Weihnachtstisch an eine der VorstandS- damen (deren Namen bereits aus dem Anzeigcntheil der vorigen Nummer ersichtlich geworden) gelangen. — Tie nächste Ausführung von Henzen'S „Martin Luther" im Neuen Theater findet am nächsten Donners tag statt. »r. Leipzig, 2. Dec-mber. Die Feier de» einjährigen Bestehen» der freien wissenschaftlichen Vereinigung, welche die Mitglieder derselben gestern in den unteren Räumen de» Krystallpalaste» begingen, nahm, getragen von eckt studen tischem Geiste und durchweht von begeisterter Vaterlandsliebe, einen würdigen und erbebenden Verlaus. DaS Local war
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