Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188312054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-05
- Monat1883-12
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1883
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Redaktion und Expedition Johanncsgasje 33. Aprechltuudrn der Redaktion: vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. ru« »> Ntt-,«d» ki-,riandlcr Man»tcr>»t« d>« -t«d»cu»n mchl «er»m»l>ch> I>4 N,««tz«e »er für »ie nächfisolgeudr «»»«er brfti««ten Inserate a« vochrata^n »is L U»r NachuttttaaS. «„ Laon- un» Festtagen früh bis '/,» Uhr. 3a den Filialen lnr Zns.-^nnahme: Ltta Klrmi«, Univeriitätsstraße 21, Laut» Lüsche, Kalharinenstrage 18, v. nur bis '/,L Uhr Ucip)lgcr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. 3LS. Mittwoch den 5. December 1883. Auslage L8,LV0. Adonnementsprris viertel,. 4'/, Mk. incl. Bringerlobu 5 Mk.. dar« die Post bezogen 6 Mk. Jede -mzeliie Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pt. Gebühre» ,ür Extrabeilagen ohne Postbcivrderung 30 Mk. MU Poslbeivrderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrillen laut unierem Preis- Verzeichnis!. Tabellarischer u. Zifferniatz nach höherm Tarif. Reklamen nntrr dem Redertionsstrich die Tvaltzcile 50 Pf. Inserate sind iicis an die tvxveditian zu lensen. — Rabatt wird »ichl gegeben. Zahlung prueuunn laiiii» ober durch Posl- nc.aniacime. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekannlmachung. Unter Verweisung aus nachstehende Verordnung machen wir hierdurch bekannt, tag die in tz. 3 derselben gesetzte Frist am 18. December dss. IS. abläust. Wir fordern die Inhaber von elektrische», der Genehmigung bedürseuven Leitungen hierdurch aus. ungesäumt diese Genehmigung bei uns nackzusuchen, da nach tz. 7 der Verordnung über die gedachte Frist hinau» die Leitungen ohne Genehmigung nicht fortbenutzt werden dürfen, letztere aber nicht sogleich erthciit werden kann. Denn wir haben nickt allein die Leitungen technischer Prüfung zu unterstellen, sondern auch nach tz. 5 mit der Kaiser!. Ober-Post-Direction beziehentlich mit der betreffenden Eisenbahndirection in Vernehmung zu treten, ehe über eine nachgesuchte Genehmigung Beschluß gefaßt werden kann. Leipzig, am 22. November >883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Hennig. Verordnung, »ie Sicherung Ser telegraphischen »nS telephonischen Leitungen gegen Betriebsstörung dnrch anSrrc elektrische Leitungen betreffen»; vom 13. October 1883. Zur Sicherung der im Königreiche Sachsen bestehenden telegra phischen und telephonischen Anlagen deZ Reiches, des Staates und der Eisenbahnen gegen Betriebsstörungen durch andere, darunter ins Besondere die zu dynamischen, Beleuchtung-- und ähnlichen Zwecken dienenden elektrischen Leitungen wird hiermit verordnet wie folgt: 8- 1. Die nicht zu den telegraphischen und den telephonischen Anlagen des Reiches, des Staates oder einer nicht im Besitze des Letztere» befindlichen Eisenbahn gehörige» und nicht ohnehin schon nach dem Gesetze vom 21. September 1855 an eine besonder« Er- laubniß gebundenen elektrischen Leitungen bedürfen hinsichtlich der Art und Weise ihrer Ausführung einer vorgängigeu polizeilichen Genehmigung. Hiervon ausgenommen bleiben jedoch solche Leitungen, welche ausschließlich zu dem, hochgespannte Ströme nicht erfordernden Be triebe elektrischer Läutewerke und sonstiger Sianalvorrichtuogrn be stimmt sind. g. 3. Zur Srtheilung der Genehmigung sind zuständig: ». in Städten, in welchen die Revidirte Städtcordnung vom 24. April 1873 eingesührt ist, der Stadtrath, insoweit eS sich nicht um Anlegung von elektrischen Leitungen seitens der Stadt verwaltung selbst handelt: d. in anderen Stadt- und Landgemeinden die BezirkSamtShaupt- mannschaft. Bon jeder Genehmigung einer elektrischen Leitung ist unter An> zeige ihrer Lage und Richtung und der Perlon ihre» Unternehmer- der Kreisha»ptma»njchast gleichzeitig Kenntniß zu geben. Soll in den unter a bczeichneten Städten die zu genehmigende Leitung von der städtischen Verwaltung selbst angelegt werden, so hat der Stadtrath die Genehmig»,'g dazu von der Kreishauptmann schast einzuholen. 8- 3. Besitzer bereits bestehender elektrischer Leitungen haben die nach 8- 1 erforderliche Genehmigung zum Fortbestehen der zeit- herigen Anlage binnen 4 Wochen, von der Veröffentlichung dieser Verordnung an gerechnet» bei der zuständigen Polizeibehörde nach znsuchen. 8. 4. Dem an die Polizeibehörde gerichteten Gesuche ist eine Zeichnung, aus welcher die Situation der projectirten Leitung, und eine schriftliche Erläuterung, aus welcher der Zweck der Anlage, so wie die beabsichtigte Art der Ausführung deullich ersehen werden kann, beizufügen. 8- 5. Die Polizeibehörde darf die Genehmigung nicht eher er- theilen, als bis sie der kaiserlichen Oberpostdirection, in deren Be zirke die Leitung ausgesührt werden soll, und — bei Leitungen, welche innerhalb 25 Meter Entfernung von dem zu einer Eisen bahn gehörigen Areale angelegt werden sollen — der betreffenden Eisenbahndirection durch Mittheilung des Project» nebst der dazu gehörigen Erläuterung Gelegenheit geboten hat, da« Interesse der Reichs- und beziehentlich der Eisenbahn-Telegraphen zn wahren. Zu gleichem Zwecke ist auch, wenn die zu genehmigende Leitung innerhalb der angegebenen Entfernung von einer nicht zur Staats- «isenbahnverwaltung gehörigen Leitung de« Staate- zu liegen kommen soll, das Project nebst Erläuterung der Generaldirection der Staatseisenbahnc», welche mit entsprechendem Auftrag versehen worden ist, vor Ertheilung der Genehmigung mitzutheilen. 8- k. Die nach 8 7 erforderlich« Genchinlgnng wird nur unter dem Vorbehalte, daß sie jeder Zeit und ohne Anspruch de-Besitzers der Leitung aus Emschävignng widerrufen werden kann, sowie unter der ferneren Bedingung ertheilt, daß die Leitung nicht zum Fern- sprechen oder Telegraphiren und überhaupt nicht zu anderen Zwecken gebraucht werden darf, als zu demjenigen, für welchen die Geneh migung ertheilt worden ist. Bon dem Rechte des Widerrufs wird jedoch nur dann, wenn der zuletzt erwähnten Bedingung zuwider gehandelt oder sonst der Widerruf im öffentlichen Interesse erforderlich werden sollte, Ge brauch gemacht werden. 8- 7. Wer eine elektrische Leitung der Bestimmung ln 8- 7 zu wider ohne polizeiliche Genehmigung herstellt oder benutzt, beziehen! lich, im Falle des 8- 3, über die dort bestimmte Frist sortbenutzh verfällt — insoweit er nicht nach dem Reichsstrafgesetzbuche eine höhere Strafe verwirkt hat — in eine Geldstrafe bi« zu 150 oder entsprechende Haststrase. Dresden, am 12. October 1883. Die Ministerien »e« Innern un» »er Finanzen, v. Rostitz-Wallwitz. Frh. v. Könneritz. Gebhardt. Auclions-Vkkanntmachilllg. Zm NnetioiiS-Locale des Unterzeichneten RalheS, Gerber» IraKe Rr. IV, Hof 1. Etage, sollen DonaerStag, den V. December 1883, Vormittags V Uhr, 1 Scbreibsicretair, 2 Kleidersecretaire, 2 Sophas, 1 runder Tisch, 3 Spiegel, 1 Scbneiderlisch, 1 Wasch tisch. mehrere Taschen- und Wanduhren, mehrere goldene Ringe, eine Partie Kleidungsstücke rc. re. an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 29. November 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Renker. Lo» dem »nterzeichncte» Königlichen Aintsgerichte soll der den Erben te< Kaufmanns und Rittergutsbesitzers Herrn Rudolf Gustav Gödrcke in Leipzig gehörige, an der Bismarckstraßc unter 258l de« Flurluchs, Folium 3142 des Grund- und Hypothekenbuchs für die Stadt Leipzig gelegene Billenplatz ivauplatz) aus Antrag der Erben a« IS. Deee«»er 1881 freiwillig versteigert werdrn. ES haben sich daher Diejenigen, welche diese- Grundstück erstehen gesonnen find, am gedachten Tage Vormittags vor 12 N widrigenfalls sie zum Bieten nicht zngelasscn werden, a» hiesiger Gerichtsstelle anzumelden, über ihre Zahlungsfähigkeit auszuweisen ihre Gebote zu tlnrn und zn gewärtigen, daß Mittag« 12 Uhr nach AnetionSgebrauch werde verfahren und da- Grundstück unter den im Termin zu eröffnenden Bedingungen dem Meistbietenden werde zn geschlagen werden. Leipzig, am 22. Rovember 1883. «SuigNchE ««tSgertcht »«selbst, Abt». V. von Elterlein. Klotz Mtzllch-Autlion. Montag, den IV. December dieses JabreS sollen von VormittkagS 9 Nhr an aus dem Mittclwatdschlage in Aöth. 2ka des Burgauer Forstreviers, in der Leutzscher Gvttge, am Lcuysch-Lcipziger Fahrweg 38 Eichen-, 59 Bucken-, 10 Rüstern-, 12 Aborn-, 17 Eschen-, 2 MaSholver-, 11 Linden- und 141 Ellern- Nutzklittze. sowie 45 Stück Schirrhölzer unter den im Termine öffentlich auShängenken Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meististelend Verkauft werden. Zusammenkunft: ans obigem Schlage. Leipzig, am 29. 'November 1883. DcS NathS Forstdeputation. Rönigliillts Olilittiafinm. Die Anmeldungen iür Ostern, bei welche» man die letzte Censur des Anziimeldendc» mitbringen wolle, werden entacacngenommen Donnerstag den IS , Freitag den II «nd Sonnavciiü de» 12. Januar 1884 von 10 bis 1 und von 3 bis 4 Uhr. Leipzig, am 4. December 1883. Richard Richter, Rector. Anction. Donnerstag, den «. December ». I, 10 Uhr BormittagS, oll lm AnctionSloeale des hiesigen Königlichen Amtsgericht» eine Partie Möbel, als: Schränke, Stühle, Sophas, Spiegel, ein gntgehaltener KapS'schcr Flügel u. dgl. m an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 1. Decenibcr 1883. Fischer, Gerichtsvollzieher. Hoiikursocrsaliren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des ^ Alexander Kätscher zu Wuitz wird, nachdem der in dem Her gleichStermine vom 14. November 1883 angenommene ZwangSver gleich durch rechtskräftigen Beschluß vom 14. d. Mts. bestätigt ist, hierdurch ausgeboben. Zeitz, den 29. November 1883. Königliches Amtsgericht. I. Nichtamtlicher Theil. politische Lage in Spanien. Die überaus glänzende Ausnahme, welche der deutsche Kronprinz in Spanien gefunden hat, konnte in Verbindung mit der jedenfalls hohen politischen Bedeutung seines Be suches nicht verfehlen, die Aufmerksamkeit der gelammten politischen Welt wieder einmal der pyrenäischc» Halbinsel zuzuwendcn, deren eigenartige innere und äußere Verhältnisse gerade gegenwärtig zu einer eingehenden Betrachtung Ver anlassung geben tiirile». Bevor wir mit dieser selbst beginnen, wird es sich vor Allem empfehlen, einen Blick aus die gegenwärligc spanische Monarchie, beziehungsweise aus 'das Oberhaupt derselben, Don Alsonsa, zu richte», der in diesem Augenblicke gewiß nicht weniger als die ganze polnische Lage Spanien- das allgemeine Interesse in Anspruch nimmt. Mit Reckt bemerkt in dieser Beziehung der Madrider Special-Berichterstatter der „Kölnischen Zeitung", daß der junge König schon viel sacke Proben einer ungewöhnlichen Klugheit gegeben, wie denn auch unser Kronprinz ihn wiederholt als eine» hochbegabten Monarchen bezeichnet hat. Bei aller iialiirlickcn Anlage, bei allem anerkannten Tact und aller Licbensivürvigkclt, lauter Gaben, die ein Geschenk der Natur sind, weist jene erwähnte Klugheit dock aus eine ganz besondere politische Reise ln», die so vortrefflich aus die Eigenart des spanischen Volkes berechnet ist. daß man während der ersten Ncgicrungsjabrc deS jungen Königs mit allem denkbaren Aufwand von Scharf sinn nach jenen Rathgcbern gesucht hat, die man «IS hinter Don Alsonso stehend vermutbete. Bis zu diesem Augenblick hat man sie aber nickt gesunden. Es ist behauptet worden, daß die auch persönlich ganz vortrefflich beanlagtc Königin von ihrer österreichischen Hcimath her Rathschläge empfange; andere Leute haben aus den conservativen, dem Könige persönlich allerdings sehr nahestehenden Mayordomo Herzog von Sesto, andere gar aus Morphi Inngcwiesen. Mag sich dies verhalten, wie es wolle, Do» Alsonso hat es verstanden, unter dem Getriebe der Parteien zu wählen, ab- zulchncn, zu herrschen, wie etwa ein geschulter Feldherr seine Regimenter ins Feuer schick! oder zurückzieht. Dann hat a»ck> der König bloS dnrch seine persönliche Liebenswürdigkeit eine Anzahl Leute gewonnen, die ursprünglich ganz gewiß nicht die Absicht hatte», sich der Monarchie anzulcbließcn. Trotzdem schwebt über Spanien eine von Wenigen ihrer Bedeutung nach richtig erkannte politische Wetterwolke. Wchin der Blitz einschlage» wird, daS hängt vor Allem von einer Entscheidung de» König- ab, die über kurz oder lang erfolgen muß. Belrackkcn wir nun die Lage, zumal mit Rücksicht aus das Berhällniß zu Deutschland, wiewohl dieses bei ver inneren Politik Spanien- thalsächlick sehr wenig, ja beinahe gar nicht in Frage kommt. Unter Eanovas und den Conservativen erfreute sich da- Land großer Ruhe, sein Wohlstand stieg, und namentlich wuch- die Zahl der Fremden, die sich sehr behaglich sübltcn. Aber das Unglück Spaniens ist. daß so viele Tausende von Menschen wieder nach jenen Stellen und Einnahmen verlangen, die ihnen früher einmal mit Reckt oder Unrecht genommen worden sind. Hak man doch sogar noch unter Ton Alsonso, um den leidigen Carlistenkrieg zu beenden, nicht weniger als 8000 carlisiische Ossicierc mit Haibsold aus die Liste der Staats - Pensionairc gesetzt. Aber vom Halbsold können die Lculc nickt leben. So mußten Eanovas und die Conservativen znrück- treten . weit daü Andränge» der hinter ihnen Stehenden zu mächtig wurde. Nun kam Sagasta, dessen Regierung in ihrer Art vortrefflich, aber dennoch keine einheitliche mar. Sagasta konnte, nach seiner Vergangenheit, weder zu den Eonservaliven zählen, noch allzusehr nach links schwenken. Trotzdem wäre Sagasta und sein Cabinet gewiß noch lange an» Ruder geblieben, wenn es nicht allzu sorglos gewesen wäre. Jedermann wußte, daß eine Verschwörung im Zuge sei, aber die Minister wußten nichts davon. Man wollte das gar nicht glaube», aber cs war >vi>klick so. Nach dem Pronunciameiito von Badajoz war das Ministerium Sagasta verloren. Es ist allerdings richtig, daß sowohl die Conservativen unter CanovaS, wie die Anhänger Sagasta'S Sympathie» für Deutschland hegen. Aber diese sind mehr dynastischer als nakionaler Art. Die Maste deS spanischen Volkes hat, wie seine übrigen lateinischen Slainincsgenvssen, von Deutsch land und den Deutschen nur eine sehr unklare, kiesen gerade nicht günstige Vorstellung. Die Römer habe» bekanntlich alle nicht lateinisch sprechenden Völker als Barbaren be zeichnet, und merkwürdig genug, besteht diese Auffassung noch beute unter den Masten der lateinischen «lamme. — WaS Eanovas betrifft, so ist er nicht bloS Politiker, sondern in sei nen Mußestunden auch Gelehrter. Als solcher neigt er zn Frankreich, tcstcn Sprache er, wie jeder gebildete Spanier, geläufig spricht, während ihm die „rauhen" germanischen Laute, wie jedem Lateiner. ..impo^sibil'' klinge». Romero Noblcko, ein junger ehrgeiziger Mann, einer der besten Redner Spaniens, ist CanovaS dcl Castillo'S rechte Hand. Er wird als Minister deS Innern gepriesen, aber er war auch schon Colonicn- ministcr, Finanz»,inister unk noch manches Ankere. Cr war eS, der als Präsident der Akademie der Rechtswissenschaft jene hohen Lobsprüche aus unsere» Kronprinzen und dessen erhabenen Vater ausgesprochen, die ihm seitens der republikanischen Presse vom Schlage des „Gtobo" und „Liberal" die heftigsten Angriffe zngczogcn baden. Höchst cigenthümlich ist daS Vcrhältniß zwilchen CanovaS und Martine; CampoS. welcher aiS „Königömachcr" dem Throne so nahe steht. Beide sind Conscrvativc, beide waren Freunde, aber jetzt sind sic Todseintc ans ^persönlichen Gründen. Wollte König Alsonso einen Scher; macken oder die beiden Männer versöhnen, als er ihnen, wie wir ans den spanischen Blätter» entnehmen, bei dem zu Ebrcn des Kronprinzen gegebenen Banket Plätze genau einan der gegenüber cmweisen ließ? Wir gelangen nun zn der gefährlichsten Parteigruppe, zn der sogenannten dynastische» Linken, welche aus, wenigstens äußerlich, zur Monarchie bekehrten Republikanern besteht eine Gesellschaft, die cs also mit ihren politischen Grundsätzen je nach Umständen, nicht sehr genau nimmt. Diese „dynastische Linke" hat an ihrer Spitze die schlauesten Verschwörer Spaniens, ja zu ihr zählen fast alle „lnmibros cke zu deutsch etwa Dolchmänncr, die vor keiner Gewaltthal zurück schrecke». Der Mann, der, hinter der Bühne stehend, die Fäden dieser Partei leitet, ist Marschall Scrrano, der gegen ivärtige spanische Botschafter in Paris. Scrrano ist überaus schlau, aber er hat cs zum großen eigenen Nutzen verstanden sich stets in den Mantel biederer Unschuld zn Hullen Niemals ist cs ihm übel ergangen. Trvtz der Bande, die ihn seiner Zeit an daS Herrscherhaus knüpften, hat er kein Bedenken getragen, zum Sturze Jsabella'S »litzuivirloii Serrano ist mit einem Worte inehr als jener Wohlwollendc Lebemann, für den man ihn ausgicbt. Man tränt ihn nickt den Wunsch zu, Ton Alsonso zu stürzen, tvcil dieser Wunsch. wcnigslenS, so weit man Serrano zur Zeit kennt, seinen Gefühlen undJnlcrosien nickt entsprechen würde. Unter gewisse» Umstände» lönnte aber Scrrano ein sehr gefährlicher Feind werde». Morel, der Munster deS Innern, ist Professor, höchst ehr geizig und gilt, wenigstens in lbevreliicher Hinsicht, für einen der tüchtigsten Männer Spaniens. Ala Freund sehr nützlich, als Feind höchst gefährlich ist Lopez Dominguez, der Knegs- minister. Gewandt, klug, ehrgeizig und energisch, ist er ivobl die bedeutendste Person deS Cabincts, dein der allerseits geachtete Posada Hcrrera blos den Namen gicbt. Ter Kriegsminister hat sehr viele Stelle» neu besetzt, weit »wbr atS dies sonst in Spanien bei einem Parteiweckict üblich >sl. Die „Epoca" nennt daö die „Oaulrallnnüa Militär''. Aber was kommt ans die ersten Stellen an? Die mittleren machen ja Revolution, wenigstens im heutigen Spanien. CS ist über haupt ein eigen Ding um diese Revolutioneil. Vor einigen Tagen hat man die Ausrührer von Badajoz begnadigt, k. h. die „armen verführten Soldaten", wie mail in Madrid zn sagen pflegt. Die Unlerosticierc sind erschossen worden, die Äfsiciere haben sich mit den in ihren Händen befindlichen Geldern ans dem Staube gemacht nach Gibraltar, Lissabon, kur; nach allen Richtungen. So Verliesen von je viele Prollilnciamentos. Es ist übrigens gan: logisch, daß man die Uiitcrosiieicre er schießt, denn ans Viesen beruht die MannSzucht der Soldaten. Das Ministerium hat neulich in aller Form erklärt, daß eS an dem Programm der dynastischen Linken, allgemeinem Tliminrecht und Revision der Verfassung, fenbält. Eine Einigung mit Sagasta. der die Mehrheit »i der Kammer bat, ist aber nickt zu Stande gekommen. Auch das jetzige Ministerium kann bei Neuwahlen leicht die gleiche Mehr heit erhallen, denn das gehl in Spanien so wie man eine» Anzug wechselt. Aber vorher müßte die jetzige Kammer aus gelöst werde». Wird der König sich dazu verstehen? Willigt er ein, wie soll er dann aus der Bahn abwärts nach links anhaltcn, die, wie Castclar meint, aus friedlichem Wege zur Re publik führen würde? Sagt der König „nein", so m»ß er sich de» Conservativen in die Arme werfen, aber alSrann beginn! de» Krieg mit der dynastischen Linken, dessen Ausgang gar nickt ab- znschcn ist. Die dynastische Linke, ohnedies lehr mächtig, ist erst zn kurze Zeit am Ruder, um ikrer Abwirtbschastung entgegen zn geben. Dieses kurze Regiment hat jedenfalls seine " Kraft verdoppelt. Wer die Snmpatbie» der Armee besitzt, herrscht i» Spanien. Aber ein König, der im richtigen Augenblick, am richtigen Orte, drcinzuscillagcn versteht, wird auch stets die Arinee besitzen. So ist cs von jeher gewesen, und so wird eS auch jetzt sein. Spanien muß eben ganz ander- regiert werden, als cs in de» übrigen Staate» Europas Brauch in; die Verhältnisse i» Spanien haben nämlich keinerlei Aebnlichkeit mit denen anderer Länder. — Wenn auch die Wahlen stets »ach dein Wunsche des eweiligen Ministerium« auSsallen, so giebt eS indeß auch in Spanien eine öffentliche Meinung, deren Macht schließlich nickt geringer ist als anderwärts. Aber diese öffentliche Meinung ist schwer zu ergründen, eine Ausgabe, die dem König zusällt, damit er zwischen jener und den Parteien die Vermittelung zu übernehmen vermag. Bisher hat das Ton Alsonso vortrefflich verstanden. sei es nach eigener Ueber legnng, sei es, weit er gut beratbe» war. Wird er auch jetzt, nachdem die Lage allerdings besonders schwierig ge worden, den richtigen Weg sinken? Rur die Zukunft kan» daraus Antwort geben. Wenn »tan die schöne, sonst tüchtige spanisckicArmee kennt, so kann man kaum glauben, daß in ihr, zumal für die Re publik, gewüblt werde; daS erklärt sich aber, wie erwähnt, durch die Brotlosen und Halbsolkmäinier, welche natürlich 'ehr eifrige Republikaner sind. An eure Revolution glaubt ^ur Zeit m Spanien wobt Niemand, aber dennoch ist man daraus überaus gespannt, wie Do» Alsonso sich entscheiden und wie die politische Lage sich entwickeln wird. Zwischenfälle und Uebcrraschnngen dürfen freilich nickt ganz ausgeschlossen worden, denn sonst hätte man cs nicht mit Spanien zu thnn. Leipzig, 5. December 1888. * Bekanntlich beabsichtigt daS Cent rum, in der nächsten Neickstagsscssicn die Jnnungssragc wieder auf die Tages ordnung zu bringen, indem es die wiederholt adgclchnte Be- iiinniung über das ausschließliche Reckt von Jnnungömit- glickern zur Annahme von Lehrlingen auss 'Neue zu bean tragen gedenkt. Offenbar mit dem Hinblick hieraus wird jctzi ein: Statistik über die Wirkung deS Gesetzes vom 18. Juli 1881 betreffs der Umgestaltung des Jnnungswesens ausgenommen. Es soll dadurch eine Ucversicht über den der zeitigen Stand des Jnnungswesens und die aus Grund jenes Gesetze- »eucrricbtelen oder umaestallolen Innungen gegeben werde». Voraussichtlich wird die jotzt aufznnehmende Statistik beweisen, daß jenes Gesetz zur Belebung des Jnnungswesens recht erfolgreich beigetragen hat und daß eS sonack neuer tirecter oder indireclcr Zwangsmittel nickt bedarf. Um so klarer wird eS werden, daß das Vorgehen der Ultramontancn mit ihren Anträgen aus Vermehrung der Vorrechte der Innungen lediglich einen agitatorischen Zweck und Charakter hatte. * DaS Centrum eröffnet jetzt seine kirchenpolitische Action und zwar hält es sich nickt mit Kleinigkeiten auf, sondern greift die preußische Maigesetzgedung gleich in ihrem innersten Wesen an. Die Partei hat einstimmig beschlossen, den Antrag ans Wiederherstellung der im Jahre >875 aufgehobenen kircbenpolitifchcn Berfas- sungSartikel 15, 10 und 18 zn stellen. Auch hier läßt sich wieder erkennen, wie alle bisher im Jnlcresse der Ver söhnung gebrachten Opfer nur die Ansprüche der klerikalen Partei gesicigert haben; in seinen früheren 'Anträgen war Herr Win dt borst bescheidener. Das Ccntrum glaubt wohl in der allgemeinen polilischen Situation und den schwebende» Fragen aus anderen Gebieten des SlaalölebenK Berechtigung zn haben, seine Ansprüche auss Höchste zu steigern. Tie klerikale Partei ist, wie die „Germania" auSsührt, der diplomatisirenden Acra müde, welche die Gesetze der Ver sumpfung deS Culturkampses in sich schließe. Die Halbheiten der letzten kircbc»potilischon Novellen haben sich nach ultra montaner Anschauung als ganz unzulänglich und unwirksam erwiesen: es muß wieder einmal die Forderung des katholischen Volkes nack voller Sicherung seiner RcligionSsreibrit er hoben, es muß die Hauptfrage gestellt werden. 'Auf die hohe Bedeutung dieses schroff aggressiven Vorgehens deS Centn»»« werde» wir zurUckkommon. * Boi der Nachwahl cincS Bürgervorstohcrs im Kalen- bcrger Ctraßcndistrict ist. wie auö Hannover gcmcldet wird, der Candidal der Welfcnpartci, Becker, mit 93 Stimme» gegen den iiationallibcralen Candidatcn Drape gewählt morden, welcher 75 Stimmen erhielt. * Einem Gerücht zufolge hat der Kaiser von Ruß land beschlossen, den Dienstadel, d. b. die mit Verleihung de» Wladimir Ordens, sowie mit Ernennung zum Wirklichen Staatsrath bisher verbundene Erhebung in den erblicken Adelsstand aufzuheben. Der bezügliche UkaS wird noch vor Jahresschlus; erwartet. An die Ministerien erging der Beseht, bereits jetzt die bevorstehenden Aendcrinigen zu berücksichtigen. Forlan svll der Adel nur durch einen besonder» UkaS ver lieben werden. Außerdem verlautet, daß die vierzehn (die verschiedensten Vorrechte gewährenden) Nangclasic» ausgeboben, resp. wesentlich beschränkt und anders benannt werken sollen. * In Konstantinopcl bildet gegenwärtig daS Tages gespräch ei» großer Scandalproceß, der i» Vorbereitung begriffen und gegen eine Anzabl von Mitgliedern der Polizei gerichtet ist. Daß die hauptstädtische Polizei wie die Irr Provinzen eine große Anstalt zm» Erwischen von Trink geldern, auch für Erprcssungszwccke ist, weiß Jedermann. Daß ibre Vorgesetzten sich gelegentlich direct mit Erpressung und Diebstahl befassen, kann verbürgt werde». Der vor liegende Fall zeigt aber eine Diese der Versumpfung, welche selbst i» Konstantinopel auffällt. Man berichtet über die demselben zu Grunde gelegten Thatsacben der „Kölnischen Zeilnng" folgende Einzelheiten: „Vor einigen Monate» wurden cinigo Griechen wegen Falschmünzerei belangt, und zwar auf Angabe von mehreren Geheimpolizisten. Bei einigen der Gefangenen stellte sich ihre Unschuld bald heraus, andere wurde» länger in Gewahrsam ge halten. Zuletzt aber gelang es den Angeklagten, mit einer Wahrscknmiichleit, die jetzt schon an BoweiSklarhcit grenzen soll, nachzu'.reisen, das; die Geheimpolizisten selber die Falsch münzerei betriebc», daß sie dann ihre Werkzeuge bei den Griechen versteckt, hieraus die Griechen beschuldigt und ibre Emziebniig veranlaßt batten, um von ihnen noch Befreiung«- gelder zn erpressen. Es dauerte lange, bis die höheren Organe der Polizei und Justiz davon Kenntniß nahmen, die Grieche» schlugen aber — Lärm in der Presse, die ganze Tacke wurde an die Oessentlickkeit gezogen, und so kommt sie kenn jetzt zu gerichtlichem Auslrag." * Der sranzösiscbeFmanzminister, HerrTirard. hat in der Dcpniirlcnkammcr mit mehr Glück opcrirt als in der Bndgrlccmmission. Indem er den Behauptungen der Revublik scmdlichen Parlcicn entgegentrat, daß Ackerbau, Handel und Industrie des Land a dariiicdcrlägeii, bcrics er fick ans die Ziffern der Z llstatistik, um nachznwciscn. daß in einer ganzen Reibe von Mannsacl»rartikel,i der Ervort wesentlich zu- genonimen habe. 'Namentlich führte HerrTirard die seidenen Zi .4 'z
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite