Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 19.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192910198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19291019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19291019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1929
- Monat1929-10
- Tag1929-10-19
- Monat1929-10
- Jahr1929
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.10.1929
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ar. <SZ Seite 4 — ,V^e»-v«r Nochricht-v".— Sonnabend, 1». vklobee 1VS Der Kreuzerstapellauf tu Wilhelmshaven «e»e »es Retchswehrm»ntft«rs tBon unserem »ach Wilhelmshaven entsandten Konderbertchtersiatkerl Wilhelmshaven. 18. Oktober. Im Lause des Festessens anläßlich der Tausc des Kreuzers „Leipzig" wandte sich Reichswehrminifler Grüner an die jungen Sühne des gefallenen Komm an. Santen der alten „Leipzig" und ermahnte sie, Persönlichkeiten, „ganze Kerle" zu werden, ihrem Pater »achzueisern. dann werde der Segen dieses Paters auf ihrem Leben ruhen. Er sprach sodann den Dank der Wehrmacht dafür aus. daß es trotz unserer Notzeit wieder gelungen sei. ein neues Schiss, wenn auch nur als Ersatzbau. unserer Marine zuzuführen. Dank dasiir gebühre vor allen Dingen den gesetzgebenden Körperschaften. Der Kamps der Geister um die Wehrmacht werde mit besseren Aussichten durchgekämpsl werden, wenn die Wehrmacht den weiten Kreisen des deutschen PoikeS mög. lichst naher trete und dem Polke zeige, was sie ist: ein Teil des Polkes. der für jedes Poik. das in der Welt gellen will, eine unabweisbare Notwendigkeit ist. Wenn mächtige Handels, schisse wie vor kurzem die „Bremen" den Namen Deutsch. landS htnaustragen in alle Meere, die Pölkcr verbinden und den Handel fördern, so gehöre» zu diesen Fahrzeugen großer Dimensionen notwendig auch Kriegsschiffe. ES ist ein gewaltiges Schiss, das heute vom Stapel gelassen ist. Aber selbst im kleinsten Schiss, das die Marine hinausschickt in die fernen Länder, liegt eine gar nicht abzuschätzende geistige Kraft. Es sind nicht immer die Kanone», es sind letzten Endes die geistigen Kräfte, die alles beherrschen aus dieser Welt, und so soll auch aus diesem kleinen Schiss, aus diesem kleinen Kreuzer eine geistige Kraft hinaussirömen und wieder zurück, strömen in unsere Heimat, in das Binnenland, die der Ent wicklung des deutschen Polkeö neuen Austrieb gibt. Auch bei diesem jüngsten Kinde unserer Marine ist ein wesentlicher Fortschritt zu verzeichnen. Pielc. viele Köpfe und Hände haben mitgemirkt, um dieses Kunstwerk zu konstruieren und zu bauen. Ihnen allen gebühre sein wärmster Dank. Er begrüßte dann besonders die Gattin und die beiden Söhne des gefallenen Fregattenkapitäns H a u n. Seinen be sonderen Dank sprach er den am Bau deS Schisses Beteiligten ans, dann aber auch den anwesenden Reichstags- und R c i ch S r a t s m i t g l i e d e r n. die die Mittel zu dem Bau des Schiffes bewilligt hatten. Er schieß mit einem Hoch auf die Patenstadt des neuen K'.euzcrS. die Stadt Leipzig. Nach dem Reichswehrminister ergriff der sächsische Ministerpräsident Dr. Bänger das Wort, der dem Reichswehrminister dankte und mit einem Hoch auf die Reichsmarine schloß. Die Festgäste blieben in lebhafter Unterhaltung noch länger beisammen. G ückwünsche des Reichspräsidenten Berlin, IN Okt. Reichwehrminister Grüner richtete soeben aus Wilhelmshaven folgende telegraphische Meldung an den Reichspräsidenten: „Kreuzer „Leipzig" in Anwesen heit der Ehrengäste, unter ihnen acht Ueberlebende der im heldenmütigen Kamps bet den Falklandinseln gefallenen allen „Leipzig"-Besatz»ng, aus Marinewerft soeben glücklich vvm Stapel gelaufen." — Der Herr Reichspräsident erwiderte daraus: „Für die Meldung vom glücklich ersolgien Stapcllaus dankend, wünsche ich dem neuen Kreuzer bl, der den Namen des im heldenmütigen Kamps bei den Falkland inseln am 8. Dezember 1914 gesunkenen Kreuzers „Leipzig" trägt lind dadurch das Gedenken an dieses tapfere Schiff und die mit ihm untergcgangencn braven Kameraden lebendig erhalten wird, allezeit glückliche Fahrt. Möge die neue „Leipzig" in treuer Pflichterfüllung der alten nachcifern. gez. v. Hindenburg, Reichspräsident." Mord «der AtMas im UnIsmamwiMß? Innsbruck, 18. Oktober. In der Nachmittagsverhandlung deS H a l S m a n n p r v z e! s e S wurde den Geschworenen eine Hauptfrage aus Mord und eine Eventnalsrage auf Tot schlag im Sinne des FakultätsgutacktenS vvrgelegt. Die Verhandlung wird morgen um IO Uhr vormittags mit den Plädoyers des Staatsanwalts und des Verteidigers beginnen. Falsche 30-Pscunigstücke. Von den Nürnberger Städtischen Straßenbahnen werden die 50-Pfennigstücke aus Alumintum- bronze nicht mehr in Verkehr genommen, da nach einer Er- klarung der Direktion der Straßenbahn ein Verlust von 10VOO Reichsmark erwachsen sei durch die Einnahme zahlreicher Falschstücke. oertliches un» Sächsisches oberst a. D. Gckkaberv »« Nähre alt Am kommenden Sonntag vollendet der in Dresden- Blafeivitz, Reaerstraße 88. wohnende Oberst a. D. Franz Adolf Schlaberg in körperlicher und geistiger Rüstigkeit sein M Lebensjahr. Er wurde am 20. Oktober 188» als Sohn des Konsistortal-ProkuratorS und ObergerichtSanwaltS Dr. iur. Schlaberg ln Hildcsheim geboren, trat 1867 als Kadett in das vor malige Kgl. Han noversche 6. Ins.- Regt. in Nienburg an der Weser ein und wurde 186» als Leutnant in das 3. Inf.-Regt. Garnison Nort- heim, versetzt. 1808 wurde er, kurz vvr demAnsmarsch zur Bundeserekntton nach Holstein, zum Premier-Leutnant befördert. Nach der Schlacht bet Langensalza und Auslösung der Hannoverschen Armee trat Schla berg im Avril 1867 in das Kgl. Sachs. Inf.-Regt. Kronprinz 102 ein und wurde im September des gleiche» Jahres zum Adjutanten der 2. Infanterie-Brigade und im März 1870 zum Haupt- mann und Kompaniechef im 7. Inf.-Regt. Prinz Georg 100 ernannt. Im Feldzug 1870 71 erhielt er das Ritterkreuz 1. Klasse des Verdienstordens mit Schwertern und das Eiserne Kreuz 2. Klasse. 1880 zum Major und bald daraus zum Kommandeur des 1. Bat. des 4. Inf.-Regt. 103 ernannt, übernahm Schlaberg 1886 das Kommando deS Landwehr- , BeztrkskvmmandoS Pirna, in welcher Stellung er Oberst leutnant und Oberst wurde. 1891 trat der verdiente Offizier aus dem Militärdienst aus und wurde Huschet der Herzogin von Schleswig-Holstein, der Mutter der deutschen Kaiserin, in deren Diensten er sieben Jahre verblieb. Bei Ausbruch des Krieges stellte der 76jährige sich zur Verfügung und wurde in Anerkennung seiner hervorragenden Eignung als Pferdcsachverständiger mehrfach als PscrdeaushebungSkommissar verwendet. In dieser Eigenschaft wurde er mit der „Silbernen Spange von 1»14 zum E-K. 1870" ausgezeichnet. Oberst Schlaberg ist dem Lebensalter nach der Zweit älteste, dem Tienstaller nach der älteste Ossizier der ehe maligen Armee. Auf I18S Drvs-ner entfällt ein Arzt Ta die Ergebnisse der letzten groben Berufszählung für die einzelnen Großstädte noch immer nicht in allen Einzel heiten vorlicgc», hat der Deutsche Städtetag die verdienstvolle Arbeit übernommen, die wesentlichsten Lücken durch Rund fragen bei den einzelnen Städten auszusüllen. Sv hat er u. a. auch eine Unlersuchung über die Zahl der in den einzelnen Städten vorhandenen Aerzte. Zahnärzte usw. angeslellt, deren Ergebnisse jetzt der Oetfentlichkeit übergeben werden. Der Erhebung sind die Verhältnisse des Jahres 1027 zugrunde ge legt. Zunächst verdient die allgemeine Feststellung Beachtung, daß sich das Heer der praktizierende» Aerzte in den ersaßten Städten keineswegs in so erschreckendem Maße vermehrt hat. wie es allgemein angenommen wird. Zwar ist die absolute Zahl der Aerzte von II »90 im Jahre 1900 auf 20804 im Jahre 1927 angestiegen, setzt man diese Steigerung aber in ein Ver hältnis zur Einwohnerzahl der Großstädte, so ergibt sich, daß 1927 aus lioi Einwohner ein Arzt entfiel, während 1909 «rst aus 1402 Personen ein Arzt kam. Relativ zur Einwohnerzahl ist also die Vermehrung deS Aerziestanbes keineswegs über mäßig groß. Wohl aber bestehen unter den einzelnen Städten in der Zahl der aus einen Arzt entfallenden Einwohner außer ordentlich große Unterschiede. Während z. B. in München schon ans 403 Personen ein Arzt kam. entfiel in Gladbeck erst aus 3206 Personen ein Arzt. Allgemein läßt sich die Be obachtung machen, daß die Zahl der Aerzte in den Industrie zentren sehr lies liegt, mährend sie in den Universitätsstädten besonders groß ist. Die Stadt Dresden nimmt, soweit die praktizierenden Aerzte in Frage kommen, eine Mittelstellung ein. In ihr wurden gezählt: Hauptamtlich angestcllte Aerzte 62 Praktizierende Aerzte 629 Zahnärzte 181 Lpezialärzte von den praktizierenden Aerzten 271 Auf eine» praktizierenden Arzt entfielen tu DreSbe» 118S Personen, während aus einen Zahnarzt <801 Personen kamen. Zur Bewertung dieser Zahlen seien zum vergleich die Berhältntsztffer» der übrigen sächsischen Groß städte herangezogen: aus einen praktizierenden Arzt «nt. sielen in Leipzig 1152 Personen, in Plauen 1232, in Lhem- nt- 187S, in Zwickau 1722, aus einen Zahnarzt in Leipzig 6036, in Chemnitz 12874. in Plauen 468» und in Zwickau 7088 Ein wohner. — Sundgebnng siir da» Volksbegehren, «m Sonntag 11,16 Uhr vormittags veranstaltet der Ortsausschuß Dresden für das deutsche Volksbegehren im Zirkus Sarrasant eine große öffentliche Kundgebung sür das Volks- begehren iRedner Dr. Everling. Berlin, M. d. N.f. Eintritt frei. Eine beschränkte Anzahl »nincrierte Plätze ist in den Verkaufsstellen zu haben. Mitwirkung: Die verstärkte Stahlhelmkapelle mit Spielmannszug. Einlaß 10 Uhr. Näheres im heutigen Anzeigenteil. — ViSmarcksugend der Deutschnationalen BolkSpartei. In der letzten MonatSversammlung der Mark Dresden sprach Dr. Rudolf Albert Uber „Von DaweS zu Aoung" Er unterzog den Dawes- wie den Poungplan einer scharfen Kritik und wies auf das Volksbegehren, um von nationaler Sette die Rettung lierbeiziiführen. Das Volksbegehren sei nur der erste Schritt aus dem Wege zur Freiheit. Im Hin blick aus den Zlvungplan sei die deutsche Jugend kulturell wie wirtschaftlich am meisten am nationalen Widerstand tntcr essicrt. Die Freiheit sct nur zu erlangen, wenn die Kriege schnldlüge gesallen wäre. Dr. Albert besprach dann die Paragraphen des „Freiheitsgeletzes". Schließlich erläuterte er, warum der ?>onngplan unerfüllbar ist. Die sogenannten Vorteile wären bloß Selbsttäuschungen, da sie mindestens durch dte Preisgabe des Währungsschnycs, durch die Kapi. talisierung der Verpflichtungen, durch Sonderbelastunge», ivie sie z. B. die Tributbank mit sich bringt usw., illusorisch gemacht würden. Eine sachliche Bilanz ergebe unbedingt, daß aus weite Sicht gesehen, der Uoungplan unsere Lage ver schlechtern würde. Dte Dorfktrche in »er sächsischen Setmat ES war ein gutes Geschick, daß man in diesem Jahre die Wahl des Tagungsortes der Bereinigung der Dorf- k i r ch e n s r e u n d e aus R o s s a u bei Mittweida fallen ließ, eine Gemeinde, die so recht geeignet ist, Dorskirchenireude zu erwecken und Dvrfkirchengedanken auszunehmen. Rossau ist eine rein bäuerliche Gemeinde, und sie verband sich mit de» Tagungsgästc» zu freudigem Geben und Nehmen. In der entzückend gelegenen Kirche hielt am Sonntag Pfarrer Straube aus Plauen i. V. die Predigt über daS Gleichnis vom Feigenbaum lTvnntagSevang., Lnk. lg. 6 bis 9>. das mil seinem Dreiklang „Enttäuschung — Arbeit — Hoffnung" ge rade einer Landgemeinde nabe steht. Nach dem Gottesdienst führte Pfarrer ArraS die Gäste und einen großen Teil der Kircbenbcsucher in die Schätze der "OOtäbrigen Rossaner Kirche ein. dte ganz seltene Schönheit und hervorragenden Kunstwcrt tragen. So bildet die Kirche schon äußerlich und kulturell de» Mittel, und Höhepunkt des Dorfes, das unter der Leitung von Pfarrer Arras in diesem Jahre sein eigenes Iahr- tausendiest veranstaltete und glücklich feiern konnte. Am Nach mittag führte Pfarrer v. Funcke, OelSnitz i. E„ „Aeußere und innere Wandlungen der Dorfkirche im tausendjährigen Sachsen" durch zahlreiche Lichtbilder vor. wobei er ans den Wert der Erhaltung der Dorskirchen und ihres Besuches am 'Wanderungen hinwies. Wieviel lebendige Heimatkunde da durch getrieben werden kann, beweisen dte von Pfarrer vvn Funcke veranstalteten „Gemeindefabrten". Später fand ei» Familienabcnd statt, an dem nach verschiedenen An sprachen der Dorskirchensrennde. vvr allem einer längeren von Pfarrer Steude, Banncmitz bei Dresden, über Sonn- tagS Heiligung, auch die Gemeinde zu Wort kam. Den Schluß bildete die Anfsübrnng deS Festsvieles. das zur Tausendjahrfeier ans der Gemeinde selbst heraus entstanden war. Am Montag fanden noch Besprechungen der Mitglieder der Vereinigung über lausende und künftige Arbcitssragen statt und die Wahl von Pfarrer Arras zum Vorsitzenden der sächsischen Landesgruppe. Hotel vellevue Sonntsgs I'SNL von 4— -7 Ukr — läßlich dlsekimittsorlee mit Krmrert — däittaß- null äbenciiasel im lerrsrsenrssl lliester-Soupers — Vornehme latelmvsik § dälttzvocki u. Sonnsdenck <Les«Il»etkr»kt»»t»en«I 8S>e kür lerlüchlceiten u. Konterenren — lei. 252SI ärztliche Propaganda von Indusiriecrzcugnisscn. zu deren Er findung oder Herstellung er nicht in Beziehung steht, seinen Namen oder NamenSzug zur Verfügung stellt oder deren Ge brauch duldet." s* Ein Maschinendrama von Nabinbranath Tagore. Ein Pariser Verlag bringt die französische Ueberietzung eines neuen Dramas von Rabindranatü Tagore aus dem Hinüustanischen heraus, das den Titel trägt „D i e Maschine". Tagore behandelt darin die ungünstigen 'Aus wirkungen des Maschincn-Atttomatismus und die Furcht, die der Orient vor dem Vordringen der Maschinen hegt. Das Werk erscheint in der französischen Ueberietzung zum ersten Male überhaupt in der Oessentlichkeii. s* Ausländische Stiftungen sür die Preußische Akademie der Wisienschasten. John Rockcseller jun. und der Rask- Oersted-Fonüs in Kopenhagen haben der Preußischen Akademie der Wissenschaften eine größere Summe sür die Fortführung des Wörterbuches der ägyp tischen Sprache zur Vertilgung gestellt Tie Akademie ist nunmehr in der Lage, dem Hauptwerke deS Wörterbuches, das nach ZOjährtger Arbeit bis zum dritten Bande vorliegt, noch eine Reihe von Ergänzungsbänden betzusügen. Tie Leitung dieses Unternehmens liegt tn den Händen der Professoren Grapoiv, Erman und Sethe. s Der Zustand des Kölner Domes. >248 wurde mit dem Bau deS Domes begonnen. Das Material lieferten die Sletn- brüche des SiebcngebirgeS. besonders der Steinbruck, des TrackienselS und aus diesem „Trackml" ist der größte Teil des Gotteshauses erbaut, die oberen Teile der Türme und dte neuen Reparaturen ausgenommen. So schön und solide aber der DrachcnfeUcr Stein aus de» ersten Blick auch anssieht. so leicht verwittert er doch an der Atmosphäre: das Gestein wird weißlich und erdig und zerfällt leicht An den ältesten Teilen des Domes sind die Gesimse und Bertikalleisten teil weise zerstört, die Prv'ile stellenweise nur noch schwer zu er kennen. Tie größten Quadersteine, die man heransgenommen hat, zersallen nach einigen Schlägen mit einem gewöhnlichen Hammer tn Brocken und die Masse zeigt sich dabet inwendig grünlich weiß und voll ganz weißer Flecken Aus dem Steine ist im Laufe der Zeit und unter dem Einfluß der Feuchtigkeit und der Kohlensäure der Luit eine Erde geworden. Daß die Verwitterung nicht nur die Oberfläche verändert Hai. sondern ties in die Blöcke cingedrungen ist. ist die bedenklichste Seite der Erscheinung. Die am stärksten verwitterten Teile der äußeren Verkleidung werden lausend durch in Farbe ähnliche Steine ersetzt. Allein wie ties in das Innere der gewaltigen Strebepfeiler hinein, wie ties in die Fundamente, welche dte gewaltige Last zu tragen haben, die Verwitterung schon ein gedrungen ist und noch eindringen wird und kann. ist. wie eS scheint, noch nicht genügend untersucht, weil man vor der Forderung der Abhilfe, die daraus erwachsen könnte, zurlick- schreckt. Die Verwitterung geschieht hauptsächlich durch dte Kohlensäure, und solche fehlt in der Bodenlukt der Fnnda- mciitalgebiete nicht. Cs ist zu erwarten, daß vvr Ablaus von kaum tausend Jahren die sich vorbereitende Katastrophe ein- tritt und das Riesenbanwerk einsttirzt. — Reich und Provinz haben stets laufende Summen zur Verfügung gestellt zur Unterhaltung und Wiederherstellung des Domes. Dte Tvm- bauhütte ist erheblich erweitert morden und soll nun auch bet dem Lantener und Aachener Dom. wo sich ebenfalls ernste Ver- wittcrungSerscheinnngcn bemerkbar machen, die Gefahren be kämpfen. V Eine Ostsee-Insel als Naturschutzgebiet erklärt. Von der estländüchen Verwaltungsbehörde ist die Insel Abrnka unweit der Insel Oescl z»m Naturschutzgebiet erklärt worden. Abrnka ist dicht mil Wald bestanden, bat einen starken Rehstand und viel Flugwild, darunter Fasanen. Es kommen aus Abruka außerdem Pslanzcnartcn vor. die sonst im Lstscegebiet nicht anzutreHen sind. Tie Filsand- kiippcn bei der Insel Tagö sind ebenfalls unter Natur schutz gestellt worden. Sie bilden eine Heim- und Brutstätte sür Tausende von Seevögeln der verschiedene» Arten. i Eine keltische Hauptstadt in Steiermark ausgegrabcn. Bei Neumarkt in Obcrstcicrmark sind vvn dem Landes- archciologcn Pros. Sckimid die Reste des alten 2t o r e a. der keltischen Hauptstadt des Königreiches 'Noricum, ausgegrabcn worden. Bisher ist eine geschlossene Sammlung von sechs Blockhäusern, unter denen man auch das Königshaus ver mutet, freigelegt wurden. f Elektrizität aus Sonnenlicht. Der Nenuvrker Photo- chemiker Wood führte kürzlich einer Anzahl von Fachleuten das Modell eines Licht-Akkumulators vor. Es handelt sich um einen Apparat, der das Licht ausspcichert und als Elektrizität weitcrgibt. Schon lange wurde versucht, die Energiemenge, die die Sonne der Erde zustrahlt, aus irgendeine Weise nutz bar zu machen. Bisher waren diele Versuche ohne nennens werten Erfolg. Jetzt ist durch den Avparai Woods, der bei der Voriührung eine Anzahl von Glühbirnen zum Leuchte» brachte, bewiese», daß die Umwandlung von Tageslicht tn Elektrizität möglich ist. 's* Amerika stiftet die chinesische Staatsbibliothek. Nach amerikanischen Pressemeldungen wird tn Peking eine große Staatsbibliothek errichtet werden, deren Erstcllungskostcn aus der EntschädiaungSsumme bestritten werden sollen, die seinerzeit sür dte Borernnruben an dte Bereinigten Staaten gezahlt und von diesen wieder zurückgegeben wurde. In dieser neuen Bibliothek sollen u. a. die Peking- und die Metropolitan-Bibliothek untergebracht werde». Dienende Geister am Theater Von Wilhelm Lichtenbcrg Wenn man einen Thcaterraum betritt, seinen Platz ein nimmt und den Theaterzettel zu leien beginnt, werden einem die sozialen Schichtungen deutlicher offenbar, als durch zehn, noch so blendend geschriebene, volkswirtschaftliche Werke. Die Kolonne der Rainen, dte von oben nach unten fiihrt. ist immer streng nach Rang und sozialer Stellung im Leben geordnet. Ganz obenauf im Persoiicnverzetchnis steht gewöhnlich ein Herr mit einem hohen, glänzenden Titel. Er nimmt sehr viel Raum ein »nd reicht säst bis an den Namen des Dar stellers heran. Tann kommt irgendein Francnname und daneben der Vermerk: Seine Frau. Es folgen: Deren Sohn, deren Tochter und alle übrigen Familienmitglieder. Je weiter man das Programm herunter liest, um so geringer werden die Titel der handelnden Personen. Unten aber -- ganz zuletzt — dort, wo man dte Namen schon gar nicht mehr liest, steht kurz: Ein Diener, eine Zofe, ein Chauffeur . . . Gewöhnlich merkt man schon aus dieser Ankündigung, wie ungern sich der Autor mit diesen dienenden Geistern abgib!: er nimmt sich nicht einmal die Mühe, ihnen einen Namen anzudichtcn und läßt sie — schon tm Programm — ein schattenhaftes, anonymes Gattungslcbcn führen, niemanden zur Freude und alle» zur Last. Seitdem ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin, ver lieren die Theaterabende sehr viel von ihrer Spannung stir mich. Mich interessieren setzt überhaupt nur mehr die dienenden Geister am Theater. Qversenke mich in ihr Leben, ich dichte sie mir selbst zu Ende, ich konstruiere mir ihre Vorgeschichte zusammen. Wen» der Vorhang anfgcht »nd daS Publikum noch da mit beschäftigt ist. zu spät zu kommen, stehen bereits diese dienenden Geister aus der Bühne. Ein Diener und eine Zofe gewöhnlich. Dichter sehen darauf, daß die Figuren, dte zu Beginn deS Personenverzeichnisse-* stehen, erst am Schlüsse des ersten Aktes erscheinen. Zu Beginn eines Aktes treibt gewöhnlich „Ein Diener". „Eine Zofe" zur Eile an. Manch mal erscheint auch „Ein Chauffeur", und sagt, Saß die Herr schaften bereits vorgesabrcn seien. In solchen Nvoenblicke» erwarte ich immer, daß es diesen Leuten vom Ende des Pcrsonenvcrzcichntsses Zi, dumm wird, nur den Tcrt ihrer Autoren zu reden: ich hoffe — und wünsche —, daß sie jetzt ihr eigenes Leben zu leben beginnen. Denn schließlich nnO! doch auch der Diener ein Schicktal haben, auch die Zofe muß irgendwie mit der Welt verbunden sein, der Chauffeur kan» doch nicht seinen einzigen Lebenszweck darin erblicken, zu
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder