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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188312126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-12
- Monat1883-12
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1883
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Erscheint tätlich früh 6'/, Uhr. Kkdaction und Lrvr-itioa Johannesgasie 33. Sprtchltundru -rr Nr-aclisn: Bormiltags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—L Uhr. , >1 li, Nuck»«d, cli>,«ia»tler I!!ai«iicn»t« »»cht sch dir »ietaclion »ich! rlidinelia. «»»ahme »er für »ie nächftlalze«»» Nummer bestimmteu Inserate a« rSachrttkage» bis 3 Uhr Nachmittag«, a» Soun- uu» Festtage» früh bis'/,9 Uhr. Zn drn/ilialrn siir 3»s.-^nnahme: Otto Klruiiu, Uinveriilätsstraße 21. Louis Lösche, Katharinenftraße 18, p. nnr »iS ',,3 Uhr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auslage LSLVV. Ädonnrmnltsvrris vienel,. 4'/, Md. mcl. Briugerloba ü Mk.. durch die Po» bezogen 6 Mt. Jede -inzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pt. Gebühren lür Extrabeilage» «V»c Poilbeiöcberung 39 Mk. m»t Postbciörderung -18 Mk. Inserate ssqeipaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schritten laut unjerrm Prej«. verzcichoiß. Labellorischer u. Ziffcrniatz »ach höher« Larif. Lertamrn unter dem Nedactionaftrich die Svaltzeile SO Bf. Inserate sind stets an die Appröltio« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung proeonmernmi» oder durch Poft- nawnaime. ^ 31k. Mittwoch den 12. December 1883. 77. Zchrgang. Amtlicher Theil. Mannlmachllkg. Nachdein Vie bsseillliche Eisbahn am Scklcußiger Wege eröffnet worden ist, bringen wir die für die Benutzung der selben gellende» Bestimmungen Hiermil in Erinnerung: 1) Tie Bahn ist errichtet sür Kinder unbemittelter Eltern und darf nur von Kindern im schulpflichtige» Alter benutzt werden. 2) Erwachsenen ist das Betreten derselben nur zu dem Zwecke gestattet, ihre Kinder da« Schlittschuhlaufen zu lebre». 3) Tie Bahn darf nur zur Tageszeit benutzt werden; bei entbrechender Tnnkclheil ist dieselbe auf das vom Aufseher gegebene Zeichen sofort von allen Eisfahrern zu verlassen. 4) Ten Weisungen des von uns bestellten Aussehen-, deS FischermeistcrS Herrn Meißner, ist unweigerlich Folge zu leisten. Leipzig, den lO. Teccmber 1883. Der Rath der Ltadt Leipzig. Ör. TrSndlin. Hrnnig. Hot.i-Auction. Montag, den 17. December dieses IabreS sollen von Vormittags 0 Ubr an aus den Schlägen in Abtheilung 28 a und 3t b des Burgauer Forstreviers in der Lindenauer Gottge und dem verschlossenen Holze ca 12 Rmtr. Eichen-Rutzscheite, - 200 - Eichen-Brennschette und - 54 starke Abrauinhaufen unter den im Termine össcnltich aushangenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle ineislbiclend verkauft werden. Zusammenkunft: an der Leuhscher AllcebrÜcke in der Nahe des neuen SchützenhanscS. Leipzig, am ft. December 1883. DeS RathS Zorsidrpntation. verkrigtrung. Eine Partie au»geschir»ener Möbel, wie Sopha», Tische, Stüble. Schränke, Schreibpulte u. s. w, soll Montag »e» 17. diS Mts., Vormittag« K Uhr. im Kellergeschoß des Poft- gebiiudc« an der Hospitalstraste, östlicher Eingang, gegen sofortige Baarziiilung üffeiiilich meistbicicud versteigert werden. Leipzig de» 10. December 1883. Katserl. Telegraphen-Amt. Fuchs. Nichtamtlicher Theil. Die tage in Serbien. Tie Nachrichten aus Serbien fließen noch immer sehr spärlich. Man weiß nur so viel, daß dort vor einigen Wochen ein Aufstand ausgebrocheu war, der alsbald unter drückt wurde. Tann verkündete der ofsicielle Belgrader Telegraph den Zusammentritt deS Standgerichts, die Ber- »rNicilimg und Hinrichtung mehrerer Insurgentensührcr durch Erschießen. Das sind in lakonischer Kürze die Nach richten, welche in letzterer Zeit über Serbien bekannt gewor de», von wo es allerdings nicht leicht ist, zuverlässige Mit »Heilungen zu erhalten. Auswärtige Berichterstatter giebt es zur Zeit iu Belgrad nicht, und die serbischen Blätter sind der Sprache wegen der westeuropäischen Presse wobt nur wenig oder gar nickt zugänglich. Ueberdies soll gleich im Beginne der jüngsten Unruhen, wie in Ungarn erscheinende südslavijcke Jour nale versickerten, von der Belgrader Regierung rin förmliches schwarzes Eabinct organisirl worden sein, welches aus alle mißliebigen Briese und Eorrespondenzen Jagd machte und solche ohne weiteres vernichtete. In Folge der Verhängung des BelagerungSzusiandes wurden auch alle Oppositionsblätter unlcrbrückt, wodurch es der Regierung nickt schwer siel, über den zum Ausbruche gelangten Conflict nur ihre Aufsassung verbreiten zu lassen. Dabei wurden namentlich die eigent lichen Ursachen deS jüngsten Aufstande» verschwiegen oder in einer Weise dargestellt, die mit der Wahrheit und den Thal« sacken durchaus nicht im Einklänge stand, wenigstens nicht sür Solche, die, wie wir Gelegenheit gehabt, die Verhältnisse in Serbien au» eigener Selbstaiischauung kennen zu lernen. Da war und ist noch heute in den osficiellen Berichten und in gewissen Wiener Blättern, welche jene verbreiten Helsen, von einer serbiich-radicatc» Partei die Rede, welche gegen die Belgrader Regierung die gefährlichsten Absichten und Pläne verfolge, weshalb eS Pflicht der crsteren sei, gegen diese re- volukwnärc» Umtriebe n»t aller Strenge einzuschreiten. Nun ist cS aber durchaus »»richtig, daß in Serbien irgend eine „radikale" Partei besteht, wenigstens keine solche, deren Radikalismus westeuropäischen Begriffen cnl'prechcn würde TaS, waS man in Belgrad und Wien die „serbisch-radikale Partei" zu nenne» beliebt, ist einfach die Nationalpartei Serbiens, die freilich mit der Regierung und ihrer bisherigen Politik in einen scharszugespitzten Evnflick geratben ist. Die jetzt in Ackt und Bann erklärte serbische Nationalpartei versolgt aber im Grunde ganz ähnliche Ziele, wie seiner Zeit die Nationalpartei Deutschlands und Italien», deren Bestrebungen bekanntlich, gerade wie die jetzt in Serbien zu Tage tretenden, in Wien auch höchst unbequem waren. Daß übrigens die serbischen Nationalen die Mehrheit deS Volkes hinter fick haben, das ging zweifellos auS den letzten Skupicktinawahlen hervor, welche daS Eabinet Pirotschana; zum Rücktritte veranlagten. Der Ausfall jener Wahlen, welcher eine sehr starke nationale Mehrheit in die Skupschtina krackte, hätte die Belgrader Regierung jedenfalls über die wahre Stimmung im Lande aujklären sollen, aber sie nahm davon nicht allein gar keine Notiz, sondern faßte geradezu den be denklichen Entschluß, von allen verfassungsmäßigen Verpflich tungen abzulebcn und niit Anwendung von Gewaltmaßregeln der Nationalpartei den Krieg zu erklären. Al» eine solche Heraussorkerung und Kriegserklärung seitens der Belgrader Regierung mußte unbedingt die Berufung deS Ministerium- Nikolaus Ebristitsch betrachtet werken, an dessen Spitze ei» Mann siebt, der im ganzenLande nickt allein keinerlei politisches Ansehen besitzt, sondern ausschließlich nur alS ein gefügiges Werkzeug zur Ausführung der unverantwortlichsten Gewalt- maßregeln gilt, welchen bedenklichen Ruf auch die bisherigen Tbalen de» neuen Minister-Präsidenten durchaus nicht Lügen gestraft haben. NeberdieS ist Nikolaus Ehristilsch nickt ein mal Serbe von Geburt, sondern wanderle seiner Zeit aus Südungarn in Serbien ein, wo er, unbekümmert um Politik, tetS zu den eifrigsten Stellenjägern zählte. Ein solche» ewaltsames Vorgehen der Regierung gegen die aus de» Wortlaut der Verfassung sich stutzende weitaus große Mehr heit deS Landes und der Nationalvertretung (Skupschtina) hätte wohl auch in jedem anderen verfassungsmäßigen Staate wie Serbien zu schweren Conflicten mit der staatsstrcichlusttgen Regierung geführt. Unter solchen Umständen darf man sich also kaum wundern, wenn aus die offene Herausforderung und Drohung, welche die serbische Regierung an die National partei und ihren großen Anhang im Lande gerichtet bat, der Aufstand in der Timokgegend gefolgt ist. Es scheint indeß noch einigermaßen zweifelhaft, ob dieser Ausstand wirklich von der serbischen Nationalpartei hervor- gerufen und geleitet worden ist, wie dies die Belgrader Regierungsorgäne, vielleicht zur Beschönigung deS gewalt- amcn Vorgehens der R^ierung gegen die Nationalpartei. hartnäckig behaupten. Wenigstens weist eine- der hervor ragendste» Mitglieder der serbischen Nationalpartei, der nach Bulgarien gefluchtete Skupschtina - Abgeordnete Pasckilsch, jeden Zusammenhang deSAusstankeS mit der Nationalpartei und dem in Belgrad bestandene» Club der nationalen Skupschtina- Abgeordneten i» ganz entschiedener Weise zurück. Pasckitjch, der bereits in Sofia angckommen, hatte dort über die jüngsten Ereignisse in Serbien mit einen, Nedacteur des „Slawjanin" eine Unterredung, welche das bulgarische Blatt nun voll inhaltlich vcrössenllicht. Wir entnehmen daraus nur die völlige Bestätigung der Anschauungen undHinweife, welche wir, ans Grund unserer Kenntniß der serbischen Verhältnisse, an dieser Stelle schon wiederholt geäußert haben, freilich im Gegensätze zu gewissen anderen Preßsiimmen, in deren Inter esse cS zu liegen scheint, über Serbien und feine Verhältnisse ganz willkürliche und erfundene Schilderungen zu verbreiten. Paschilsch stellt im „Slawjanin" vor Allem fest, daß in Serbien schon lange wegen des mit Oesterreich abgeschlossenen Handelsvertrages und der übrigen österreicksreundlichen Politik deö abgetretenen Ministeriums Pirotschana; eine große Er bitterung berrsckc. Diese hätte den höchsten Grad erreicht, als der König nach dem Rücktritte de» Ministeriums den im ganzen Lande verhaßten, gcwaltlhätigen Absolutisten Nikolaus Ehristilsch zur Regierung berufen »»d jede Verständigung niit derTkupschtina und ihrer national gesinnlenMehrbeit hartnäckig abgelebnl habe. Das National-Co»,itö in Belgrad, behauptet Pasckilsch weiter, habe de» Aufstand im Saztscharcr Kreise weder angczettelt noch geleitet; hätte das Eomitö eine solche Absicht gehabt, so waren binnen wenigen Tagen, ohne viel Blutvergießen, alle Feinde der serbischen Nation vernichtet worden. Der Aufstand im Timokgcbietc sei nur aus locale Ursachen, auf LaS gcwaltthälige, geradezu unmenschliche Austreten der Beamten und Gendarmen (Scjmeni) znrückznsühren. Der König und natürlich auch Ekrislilsck seien gegen jede Vclsassnngvrevision gewesen, ja letz terer habe die Unruhen im Sajksckarcr Kreise geradezu begünstigt, um sie zur Vernichtung der National partei auszubenten. Paschilsch stellt in nickt allzu langer Zeit eine Wiederholung deS AusstandeS im großen Umsange in Aussicht, falls die gegenwärlige Regierung wie bisher zu handeln sortfahre. Schließlich wird aus das Be stimmteste versichert, daß eS in ganz Serbien gar leine radikale, sondern nur eine national-liberale Partei gebe, welche die wirklich freiheitliche Entwickelung »nd de» Wohlstand des Landes anstreben und sicherstellc» wolle. In der auswärtigen Politik verlange die serbisch national liberale Partei de» An schluß der nationale» Gebiete von Bosnien und der Herzegowina, welche vor dem Einbrüche der OSmanen in Osteuropa that- sächlich zum Serbischen Reiche gehört hätte». UebcrbicS trete die serbische Nationalpartei sür ein inniges Bnndniß mit Bulgarien und Montenegro ein. — Diese Ausführungen be stätigen also, wie gesagt, vollständig unsere schon früher ge äußerte Auffassung der Verhältnisse Serbien?, ja eS gewinnt wirklich immer mehr den Anschein, daß sich keinnächsl zu den übrigen, bisher ungelösten osteuropäische» Verwickelungen auch noch eine „serbische Frage" gesellen werde. Leipzig, 12. Derembcr 1883. * Die kirchenpolitischen Angelegenheiten haben vor der Hand jedes andere politische Interesse in de» Hinter grund gedrängt, nnd so sehr die öffenllick'e Meinung noch vor wenigen Tagen durch den Antrag Stern, bezw. die DiS- cussion, welche sich a» denselben geknüpft und besonders durch die Reden de» Herrn von Pilltkanier ui» den Zankapfel der Abschaffung des gebeimcn Wahlrechts im Reiche erregt worden war, augenblicklich spricht man in Berliner politischen und parlamentarische» Kressen, im Salon des Gcheimraths und am Bierlisch von nichts Anderem, als von der Reise deS Kronprinzen nach Rom. Eine „Wallfahrt" hätten sie die Ullraiiidiitanen gern genannt, doch daß sie nichts weniger ist als eine solche, ist ihnen durch die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schnell genug klar gemacht worden. Die von uns in dem gestrige» Leitartikel vertretene Auf fassung findet in de» der preußischen Regierung nahe siebenten Kreisen durchaus Anerkennung. Eü ist nur ein Besuch des Königs Humbert in Aussicht genommen gewesen. ES lag jedoch nabe, bei dieser Gelegenheit auch an ei»eZ»sanime»kui»'t mit Leo XIII. zu denken, wie es ja auch ein altes deutsches Sprichwort al nicht anfänglich bezeichnet, in Rom gewesen zu sei», „ohne den Papst gesehen zu baden". Aber überraschend ist kiese Nachricht, sowie die Meldung von der Begnadigung deS Bischof- Dr. Blum aller Welt gekommen. Die Eonscrvativen wissen sich die Thatsacken noch nicht zurecht zu legen, unk die Verlegenheit des EenlrumS zeigt sich in augensälligster Weise. Nacktem soeben der Antrag de» Abg. Reichenspergcr wegen Wiederherstellung der ausgehobene» VersasiniigSarlikel gestellt worden, kamen die beiden Nachrichten. Seitdem hat die EentrumSparlei täglich längere FractionSsttzlingen gebalten obne indeß bi» jetzt darüber scklüfsig z» werken, ob sie am Mittwoch aus die Beratbung deS Anträge» verrichten soll oder nickt. Auch die Eonservaliven komme» in Folge kesse» au» den Fractionöberalbiingcn nicht heraus, da sie ibrc Relol itio», ihre molivirle Tagesordnung, nickt ebcr beschließe» wollen und können, als bis sie wisse», daß auch der Antrag wirklich zur Beratbung kommt. Jedenfalls wird die Debatte, auch wenn der Antrag am Mittwoch zur Verhandlung gelangt, nickt eine solche Ausdehnung annehmen wie die de» vorigen „SchwerinStageS". Hockst wahrscheinlich dürste es die preußische Negierung sür angezeigt halten, unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine Discussion überhaupt abzu- tehnen. Herr Reichenspergcr und ein paar Adjutanten werden dann wohl wieder ein paar „feurige" Reden von Stapel lassen, welche zur Agitation in den Wahlkreisen der Ultramontancn brauchbar sind. Vielleicht secundirt ihnen wieder der Frankfurter Demokrat Dr. Stern und ein paar Männer deS Fortschritts, die Nationalliberalen haben schwerlich Anlaß, sich in diesen Streit zu mischen, die Frei- conservativen werden ebensowenig der DiScussivn einen be sonderen Schwung geben und auch die Ccnservativen werden sich mit einer „Anstanbsrede" begnügen, um ihren Skandpunct darzulegen. Der Zweck, Aussehen zu mache», dürste also von den Herren de» CentrumS diesmal kaum erreicht werden. DaS freilich stellen wir nicht in Abrede, daß daS Thema der Wiederherstellung der VerfassungSartiket neben dem Worte des Herrn von Puttkamer von dem „bedrohten" geheimen Wahlrecht zwei nickt zu unterschätzende Agitations mittel sür die nächsten Reichslagswahlen abgeben werben. Tie Radikalen von der Linken werden sich hier mit den Ultramonlanen die Hand reichen, und die Zecke dürste zum Schaden einer ruhigen, gesunden Entwickelung von de» Anhängern der Regierung und den gemäßigten Liberalen bezahlt werden. — Zur Sache sind noch die folgenden ossi- ciöscn Miltheilungcn zu verzeichnen: * Berlin, 9. December. (kölniicke Zeitung.) AuS Hofkreisen wird bekannt, daß man allerhöchsten OrtS dem Besuche de« Krön- Prinzen bei dem Papste nur die Bedeutung einer Höflichkeits bezeigung beilege. Eine Zusammenkunst mit dem König von Italien war bei de» sreunüimaillichen Beziehungen zwischen den beiden Fürsten in Aussicht genommen, als es jeststand, daß der Kronprinz von Genua aus zur Sec nach Spanien ressen würde, nur überden Ort der Zusammenkunst war ein Entschluß noch Vorbehalten. Für Rom hatte man sich e st i» allerletzter Zeit entschiedrn. Bon einem Beiuch des Papstes konnte also erst nach dieser Entscheidung die Rede sein. Daß ein solcher Besuch bei den durch die Correspondenz »wischen dem Kaiser und dem Parste genugsam bekannten freund, schaitlichen Beziehungen zwilchen Preußen und der Curie beliebt wurde, ist durchaus nicht auffallend, zumal da man hier nicht ent sernt daran gedacht haben will, dem Schritt eine unmittelbare politische Bedeutung beizulegen. Man dar! daraus gefaßt sein, daß > lfirisse Stimmen sich in dieser Richtung über den Besuch de- Kron- pe'mzen bei Leo Xlll. auSsprechen werden. ' Berlin, 10. December. (Magdeburgische Zeitung.) Wir erfahren, daß der Besuch des Kronprinzen tu Rom mit der preußi schen Kirchenpolitik in keinerlei Beziehung steht. Die Fahrt nach Rom gilt dem König von Italien, dem gerade in der Hauptstadt seines Landes einen Besuch zu machen, nachdem der König von Spanien in Madrid den Kronprinzen als Gast beherbergt ha!, ei» dringender Wunsch unseres Kronprinzen war. Ein etwaiger Besuch des Krvii.-rinzcn im Batiean würde nur die Befolgung der Höslich- kiiteregel sein, »ach welcher Souveräne oder Prinzen souveräner Häuser allen Svuvcräiirn ihre Aufwartung machen, deren Wohnort sie aus ihren Reisen berühren, sosern von den letzteren in der üblichen Art und Wesse zu verstehen gegeben wird, daß sie Werth aus eine solche Visite lege». — ES bestätigt sich, daß Minister Goßler beule Abend »ach Genua fährt, um den Kro» Prinzen dort zu treffen, (f) Dennoch behält die vorstehende Mit thklluug über de» Charakter des Kronpriuzenbesuches in Rom ihre Richli teil. Die llnicrrrduiig Goßler's mit Herr» v. Schlözer und dcni Kicnpriiizrn findet statt, »in aus alle Fälle vorbereitet zu sein und weil Goßler, von Fricdrichsruh kommend, die Ansichten Bis marcks mündlich vortragen soll. Ob Goßler auch nach Rom den Kioiiprinzc» bcgleüet, weiß man noch nicht mit Bestimmtheit. * Zur Lage der Kirchenpolitik in Preußen schreibt die „Kölnische Zeitung" am Schluß einer eingehenkeii Betrachtung: Wie haben kürzlich in einer Reihe eingehender Artikel, welche in der ganzen Preffc sehr beachte! worden sind, die Grundsätze sür die nach weitester Bemessung zulässigen Ansprüche der Kircheissreihcit an eine endgültige „abschließende Revision der Maigesrtze" dargclegt. Wir sehnen uns nach dem Augenblicke, da eS möglich sei» wird, das uoihwcndige Werk in Angriff zu nehmen und zu vollenden. Daß aber leider dieser Augenblick noch nichl gekommen zu sei» scheint, das beweist u»s eben die fortdauernd seindselige Haltung sowohl der römische» Curie als des CentrumS. Freilich verwerfen wir jedes förmliche Verhandeln und Pactircn mit der römischen Curie; wir verlangen eine gründliche und abschließende Revision lediglich aus der selbstständigen Gesetzgebung des Staates. Wir sind »och immer der Meinung, daß. wenn der preußische Staat die Revision gemäß den Grundsätzen, die i» unjere» jüni Artikeln dargelegt sind, zu Stande bringt, nicht bloß die Anzeigepflichl in die richtige Bah» gebracht sondern eine Lösung des „Cultnrkampses" ermöglicht sein wird, welche neben der vollen inneren Freiheit und Selbstständigkeit der Kirche zugleich die Berechtigung deS Staates zur vollen selbstständigen Feststellung seiner Rechte wahrt. Allein — möglich und rathsam ist ein solches Vorgehen doch erst dann, wenn die Curie eine versöhnliche Haltung entgegenbringt und von dem Verlange» de» Siaot zu einer ..öffentlichen Demürhigung" zu zwingen, ihn im Büßerhemd zu Canoffa ersaicinen zu sehen, endlich offen ab- steht! So lange das weile Entgegenkommen des Staates, das dieser in dem Gesetze vom 11. Juli dieses Jahres vor aller Welt bewiesen hal, in Rom nur beantwortet wird mit der feindseligen Forderung des Ceiitriims. daß die Herren LedochowSki und Melchers nach Posen und Köln zurückgesühr« werden, so lange bleibt zu fürchten, daß jedes eiisseil ge weitere Entgegenkommen des Staates die hochmütkigc Anmaßung des LentruinS und Roms nur noch steigern würde. Bis in Pose» und Köln neue Bischöfe oder min destens genehme „Coadjulorcn" die erzbischöfliche Vermattung wieder i» Gang grbrachi habe» werden, mutz der Fortgang der staatlichen Revision der Maigesctze als durch die Halsstarrigkeit der Lurie ver- hindert gelten! Schon vor mehreren Tagen wurde in einer Berliner Eorre- spondenz diese- Blatte» bemc-.k«: „Die vielbesprochenen Artikel der „Kölnischen Zeitung" wurden von coisservotiven und klerikalen Blättern mit erkünstelter Freude ausgenommen. Aber diele vergaßen, daran auimerkiam zu machen, daß jene Artikel als Grundlage ihrer Vor schläge die Zustimmung der Curie zu bestimmenden Grenzen und Präliminarien voraiiSictzien. welche Zustimmung nicht bevorsteh«." Es hat hiermit Nicht etwa anqedeulct werden sollen, daß wir ein „Lomordat" erwarten oder wünschen, sondern nur jenes versöbn- liide Entgegenkommen der Curie, ohne welches die guten Absichten des GeietzrS vom 11. Juli d. I. gar nicht allgemein ins Leben treten können Was nütz! cs. daff der Staat die Herstellung der Seelsorge, de- Messe- lesen» und des Spendcns der Sacramente frei in die Hand der Bischöfe gelegt bat, wenn die verwaisten Gemeinden in den Svrengeln von Köln und Posen, von Münster und Limburg verwaist bleiben sollen, bi« der Staat sich von der Curie willenlos hat nach Canossa schleifen lassen! Dem Staat >>l es leid, daß di« Curie jetzt jene Mitwirkung zu dem begonnenen Friedenswcrk trotzig verweigert, «eiche sie zur Beendigung der sogenannten „Kölimchen Wirren" (1837/40) noch willig geleistet hat; aber sür die Kirche ist eS doch auch nicht heilsam jeder staatlich anerkannten Handhabung der bischöflichen Amts- gemalt in diesen Sprengel» zu entbehren, wie bas ein kürzlich in dem uns benachbarten Chrenfeld vorgekommener Fall schlagend genug beweist. So lange die Curie auf diesem feindseligen Standpuncte be- harrt, kann der Siaat ein weiteres Cnlgegenkomme» gar mehl versuche» — das sollte man in Rom und im Cealru » wohl selber sich sagen können. Der bevorstehende Höflichkeitsbesuch des Kronprinzen im Vatica» wird an dieser Lage schwerlich etwas ändern, es sei denn, daß Leo Xlll. in Bezug aus Pose» und Köln sich eine- Bessern be- 'inne und dem trotzvollen llebermuthe der Jesuiten und des deutsche» Centrums den Rücken wende. Aur dem Cenirum, weiches es mit einem Anträge aus Wiederherstellung der BcriassungSartckel ll>, 16 und 18 so eilig hatte, daß dafür bereits der nächste M itwoch in Aussichi ge nommen wurde, bereilel der Besuch eine gewisse Verlegenheit, und cs teht dahin, ob es dabei bleibt. daßverAntrag die Tagesordnung des »äch ten Schwerinstages bildet. Wir halten niit der „Post" dafür: „Die That- ache, daß bei dem. was sich jetzt vollzieht, das Central» nicht mit »n Gehcimniß war, kann sich als bedeutungsvoll erweisen; einen irgend wie sicheren Anhalt sür die B urtheilung der Lage bietet sic ielbst- vciständlich nicht. Noch ist die Tragweite der heute gcineldcle» Thatsachcn selbst in Dunkel gehüllt; wir harren der weiteren Auf klärung mit dein unveränderlichen Entschluß: „Alles zu unterstütze», was den kirchlichen Frieden fördern kann, aber Alles zu bekämpfe», wo» der Wiederherstellung einer Herrschaft der Hierarchie im preußi- chen Staate Vorarbeiten könnte." * Die neueRang- und Quartierliste der kaiser- ichen Marine sür da» Jahr 1884 zeigt, daß Herr von Caprivi auch in der Organisation der kaiserlichen Admiralität wichtige Veränderungen vorgenommen hat. Die Admiralität zerfällt jetzt in die Ceutralabtheilung, Militai- rssche Nbtheilung. Marinedepartement, VerwoliungSabthcilung, be- ondere Decernate und das Hndrographiiche Amt. Der Central abtheilung, deren Borstand aus dem Capital» z. S. Schering, Capt.» Lient. v. Eürenkrook und Cerv.-Lapt. a. D. Hoffman» besteht, sind jetzt die Peisonaiien zugelcgt, welche früher in einem eigcwen De cernate (II.) der militairiichen Abtheilung bearbriiet wurden. An der Spitze dieser Abtheilung steht der Chef des Stabes der Admira lität, Contre-Admiral Knorr. Es sind zwar drei Decernate bei- behalicn, aber ihre Ausgaben sind wesentlich verändert. Da« frühere Decernal 1„ militairische Berwendung der Schiff«, zerfällt jetzt in zwei Unterabtheiluiigkii: Departement I»., Gebrauch der Flotte im Kriege und Frieden: Lapitain z S. Karcher, der als Führer der „Carola" im Herbste von der australische» Stativ» zurückkehrte, und Deeernat Id., Mobilmachung: Lorvctten - Lapitain Borandon. Dem Dercrnat II., welches früher die Personalien be- arbeitete, ist jetzt das Bildungswese» zugewiesen. Derernent ist eia junger Officier, Tapt.-Licut. Stubenrauch I., welcher an vorigen Jahre mit der „Hertha" von der ostosialischen Station zurückkrhrte und früher Adjutant bei der Kieler Station war. Derarnat III., Etats und Organisationen am Lande, verwaltet Lapt.-Lieut. Schmidt; früher waren demselben die miliiair-wisscnschastlichen Angelegenheiten zugewiesen Ganz neu errichtet ist das „Statistische Bu.ea» der Admi ralität", dessen Leitung dem Eapt.-Lieut. v. Hoven anvertraut ist; erner gehören zu der militairsschen Abtheilung der Auditeur der Admiralität und der Generalarzt der Marine, sowie das Deeernat L, Ersatz- und Jnvalidenangelegenheiten. Auch da» Marsnedepartrment, al- besten Direktor Conireadmiral Livoaius noch ausgekührt ist, Hot eine Erweiterung erfahren. Unverändert sind geblieben Deeernat IV., Ansrüstung: Üorv -Lopt. kühn, Decernat V., Torpedoangelegen- Helten: Capt. z. S. Gras Schack von Wittenau »Danckelmann, Decernat Vl„ Schiffbau: Geh. Avm.-Rath Brix und Deeernat VII-, Maschinenbau: Wirkl. Adm.-Ralh Gurlt. Da» Decernat VIII. zer- sälli jetzt in zwei Abtheilungen: Decernat VIII»., Artllleriever- waiiuiigswesen und Arilllcrienusrüstuna S. M. Schiffe und der Hasenbescstigungen: Cor»-Capt. Thomsen. und Decernat VIIIb, Conftruction de» Arttllerieniateriols: Coro.-Capt. Sack. Neu hinzu- gefügt sind der Abtheilung des Decernat X»., Werstverwaltung: Geh. Adm-Rath Krüger, und Decernat Xd., Berwaltung der Hasen- und Werstbauten, der Jnventarien und Materialien an Bord: Wirkl. Adm. - Rath I)r. Holtz. Auch da» LonstructionSbureau: W rkl. Admiralitäts-Rath Dietrich, gehört zu dieser Abtheilung. Vorstand der neu errichteten Berwaitu»gsabthe>lung ist der Wirkl. Geh. Adm-Rath Richter, der selbst da» Deeernat X.» Ctals-Aiigetegenheite», bearbeitet; zu der Abtheilung gehöre» serner: Decernat XI., Garnison- und Lazarethverwaltung, Servis und Bekleidung: W. Adm.-Rath Bcrndt, und Decernat XIl., Geld- vervslegung, Lasscnaiigelegenhcitcn, Naiurolverpslegung, Reise-, Marsch- und Transvortkosten: Gch. Adm.-Ralh Hennicke. Die Zahl der „besonderen Tecernalk" ist jetzt ziemlich zusammcngeschloffen, früher waren es S, jetzt sind es 4, die andkrrn sind dem Marine- Departement und der VerivaltungSabtheilung eingesügt. Geblieben sind Decernat lX., Hasenbau: Geh. Adm.-Ralh Wagner, Decernat IX», Hochbau, Decernat Xill., Justitiar der Admiralität, Geh. Adm.- Rath Pereis, Decernat t»„ Sanitäts-und Medicinaiwesen: General arzt Dr. Wrnzel. D e Organisation des Hydrographischen Amte-, Vorstand: Conireadmiral Freiherr von Schleinitz, ist unverändert geblieben; hiiizugeirete» ist zu dem Ressort das Chronometer- Observatorium zu Kiel unter dein Vorstände von Prosefsor Dr. Peters. Es läßt sich nickt verkennen, daß die neue Geschästs-Ei»- theilung in der Aemiralität hegen den bisherigen Zustand eine Verbesserung bedeutet; die ganze Organisation würde vorzüglich sei», wenn der AdmiralitälSratk als eine ständige Einrichtuug hinzukäme. Sie würde eine etwa» einseitige Behandlung der technischen Dmge verhindern nnd in der Verwaltung eine stetigere Entwicklung sickern. Die Marinc- liste giebt auch sonst davon Zcugniß, daß im Lause des letzten halben JabreS sehr wichtige organisatorische Aeneerunge» ei»- gelrcten sind, so z. B. bei den Matroscn-Divisione» und den Matrosen-Arlillerieabtheilnngen unk durch die Errichtung der Marine-Artillcrieittspeclion. Mit Bedauern wird man viel fach sehen, daß die Stukicncoinmissioil der Marineakademie und Sckule ganz in Wegsall gekemmc» ist. Auch in den Lehrplänen dieser Institute sind ticse>»gre>sendS Beräiiderungen vorgenoinmen. wodurch die Ansprüche fast über taS mensch liche Leistungsvermögen binauS erweitert sind. Die gute Ab sicht. eine Etile von Seeossicieren zu schaffe», ist unverkennbar — aber nickt Alle können Alles w'sscn. Unter der Ver waltung deS Herrn v. Stosch präsentirte sich die Marineliste sietS in lateinische» Tvpcn. die neue Liste ist löblicher Weise mit deutsche» Typen gedruckt. * TaS schon aus der Reise nach Australien befindliche große Kanonciiboot „Nautilus", Eommandant Eorvetten- capitain Aschenbor», von 4 Geschütze», ftuo mdiente Pscrde- krasl und 600 Tonnen Geball, hat Befehl erhalten, vom Eap der guten Hoffnung nach Shanghai zu segeln, da cs bei den dort vielleicht auSbrechende» kriegerischen Wirren sür die deutschen Iuteresien von Wichtigkeit sein kann, wenn eine hinreichende Anzahl Kriegsschiffe unter der schwarz-weiß-rvtden Flagge an der chinesische» Küste ftationict ist. Der „NautiluS" ist ein sehr schnctlsahrendes flackgehendeS Kanonenboot und ward vor Iakren »ul dem „Albatros" zusammen besonders mit zu dem Zwecke erbaut, um in den ostasiatischen Gewässern gegen die malayischcn Seeräuber zu kreuzen. Das deutsche Geschwader unter dem Beseht kr» Eontre-Admirals v. d. Goltz in den chinesischen Gewässern besteht augenblicklich aus de» großen Corveltcn „Stosch", von IK Geschützen und 2353 Tonne» Tragfähigkeit. „Leipzig", von 12 Geschützen und 2856 I Tonne» Tragfähigkeit, und 2 Kanonenbooten, .Htzänc" und I „IlliS", von je 2 Geschützen. Die Corvctte „Leipzig" wir»
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