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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188312298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-29
- Monat1883-12
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.12.1883
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rz v» L SG 8 3 Erscheint tätlich früh 6'/, Uhr. Ne-arti» ««- Lr,e-iti,u Johannesgaffe 33. OPrrchüuuden -er Ne-aetie» vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags ö—6 Uhr. ga» »t> «,,«<«»»« »>e >ik»»c>>«« »M! „rdlidUch, «»»atz»» tz« ftzr tzt« »ichstfal,«»-« ««»»er »estimmten Inserate «, Sochrntagen dis 3 Uhr Nachmittag«, a» S»»n- u»« Festta-e« srütz hi« '/,» Uhr. 3u -eu Filialen fiir 3us.-^u«ah»e: vtt» Klemm, Universitätsstraße 21. Laut- Lösche, Katharinenstrab« 18,». nur bis '/,S Uhr KiMger.TageblaN Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage LS,LOS. Ldmnemeatsvrn« viertel,. 4'/» i»cl. Briugerlohu ü Mk„ durch die Post bezogen S Mk. ged« einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Vs. Gebühren tür Lxtrabeilaae» ahne Postbesörderung 39 Ml. Mit Postdesörderuag «8 ML Inserate «gespaltene Petitzrile SO Pi. »rohere Schriften laut unserem Drei«. Verzeichnis. Tabellarischer ». Ziffern,»- nach hoher» <aris. «erlamen unter -n» Ne-akti»«»ßrich die Spallzeile SO Vf. Inserate find stets an die Erpetzttl»« ju senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnevawernnäo oder durch Vost- nachaa>,me. ^- 383. Sonnabend dm 29. December 1883. 77. Jahrgang. Zur gesMgen Veuchtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, das; Karte und Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. Lxpsältlo» äes I,e1p2lxvr L»xvd1»t1«8. Jur gtsWgeil Veuchtung. Unsere Expeditton ist morgen Sonntag, den SO. Deeember, Bormittags nur bis j-O Uhr geöffnet. LxpeiUtlov des I^lprlxvr ^axsdlLttss. Amtlicher Theil. Neujahrs - Briefverkehr. Zur Förderung und Erleichterung deS Neujahrs-Brief- Verkehr« ist gestattet, Briese. Postkarten und Drucksache», deren Bestellung i» Leipzig, bezw. in den Bororten von Leipzig durch die Post am L. Januar früh gewünscht wird, bereits »»« Lst. December ab zur Einli'eserung zu bringen. Der Absender hat derartige Briese rc., welche einzeln durch Postwertzeichen srankirt sein müssen, in einen Brief umschlag zu legen und diesen mit der Aufschrift zu versehen: „Hierin Kenjahr-briefe. Ätn da» Kaiserliche HoGamt I t» -- «etpztg." Solche Umschläge (Packelest mit Neujahrsbriefen können entweder an den Annahmeschaltern der Stadtpostanstalten abgegeben, oder, soweit eS der Umsang gestattet, in die Brief kästen gelegt werden. Die säminllichen ven Umschlägen :c. entnommenen Briese rc. erhalten seitens de« Postamt« 1 hier den Stempel vom 31. December 0—7 Uhr Nachmittag«. Ausdrücklich wird bemerkt, daß die Einrichtung sich lediglich aus die in Leipzig verbleiben»«,, bezw. nach ven Bororten von Leipzig bestimmten srankirten Briefe rc. erstreckt. E« wird ersucht» von dieser Einrichtung, welche ins besondere der störenden Masseneiylieferung von Gtadlbriesen am Sylvesterabend zu steuern bezweckt, aber der ordnungs mäßigen Abwickelung de« gesteigerten Briefverkehr« beim Jahres wechsel überhaupt zu Gute kommt, einen möglichst umfang reichen Gebrauch zu macken. Leipzig, 24. December 1883. Der Kaiserliche Ober - Postdtrector. Walter. Vekanntmachung. Da« 28. Stück des diesjährige» ReickSgesehblatteS ist bei un« «»gegangen und wird bi» ru« SV. Jaauar 188» auf dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen Dasselbe enthält: Nr. 1L2S. Bekanntmachung, betreffend die Veränderung de» UebergangSabgabensatzeS für braune« Bier in Württemberg. Bom 18. December 1883. Leipzig, den 27. December 1883. Der Skath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Stvß. Vekaimtmachung. Äm Hinblick auf die Bestimmungen in tz. 44», Z. 57 Ziffer 1—4 de« am 1- Januar 1884 in Kraft tretenden NeichAgesrtze« vom 1. Juli 1883, die Abänderung der Ge werbeordnung betreffend, werden diejenigen Telveeb treibende» und HandlungSretfeudea, welche die Aus stellung einer Ge»erbelegtti»»ationSkarte wünschen, hierdurch besonders daraus aufmerksam gemacht, daß vom 1. Jaouar 1884 an die Ausstellung einer solchen Karte nur bau» erfolgen kann, wenn der betreffende Antragsteller ») eine ärztlich« Bescheinigung dahingehend, daß er nicht mit einer abschreckenden oder an steckenden Krankheit behaftet sei. und b) ein Führung-zenguitz auf die Dauer der letzten > Jahre» dasern der Betreffende diese Zeit über uicht « Leipzig selbst wohnhaft gewesen, Leipzig, den 28. December 1883. Da» Voltzeianet der Stadt Leipzig. Bretschneider. Luitlung. da« Unterlasten der Zusendung von Neujahrskarten zahlten ferner an da« Armenamt: Herr vr. für. Otto Güntber 8 » vr. msck Kellmaim, Stadtrath a. D. 8 » Direetor Henscbkel 8 ut, » Hermann Mendelssohn 8 ^E» » Geheim. Ratb vr jur. Freiherr von Seckendorfs, Erccllenz 8 u». a Gnstcv Plaut 8 » 8ie-klnd - Sie-kind 8 « Geheim. Rath vr. Windschei» 8 woriltzer wir hiermit dankend quittiren. -eipziß, den 28. Dedetnker ,883. Der Math der Stadt Leipzig. («r»e».«n»t.) Ludwig-Wolf. Wegen Unterlassung der Neujahr-grawlation haben folgende Herren zum Besten de« Asyls vom hiesigen Bincentius-Berein eine Geldgabe bewilligt: I. Juhr, Pfarrer und Superior, H. Schmittmann, Kapl., Ber- nardo Salo. Kfm., I. B. Rieliche. Ksm., von Forcade, ReichSge- richtsralh. A. de. Liagre, Eonsul. Fr. Umpsenbach, Kaplan. Leipzig, den 88. December 1883. Der verstand de« Vineentius-Berei»» Nichtamtlicher Theil. «iüMlicke mf da« Jahr IM. I. Wir stehen an der Neige eines Jahres, so reich an Er eignissen wie kaum ein anderes FricdenSjabr, denn ein sclches war e« trotz der vielen und großen Gefahren, welche dem europäischen Frieden während seine« Laufes drohten. Der Schwer punkt der europäischen Gesammtentwickelung im Jahre 1883 lag aber nicht in der ruhigen und systematischen Entfaltung der Kräfte, welche die Wohlsabrt der Staaten gewähr leiste». sondern in der Gestattung der internationalen Be ziehungen, der Gestaltung der Verhältnisse von Staat zu Staat. Diese internationalen Beziehungen drängten sich mit solcher Ge walt in den Vordergrund, daß selbst die wichtigsten Fragen »er inneren Politik nicht die ihnen gebührende Geltung erlangen konnten. Beherrscht wurde die innere Politik de« deutschen Reiche« und Preuße»« durch die kirchenpolikischc rage, also wiederum einer internationalen Angelegenheit, er Briefwechsel zwischen Kaiser und Papst, welcher am December 1882 begann, teilet« die durchgreifenden Ver änderungen ein, welche sich aus kirchenpolitischem Gebiet im Laus des Jahres herausgebiltct haben, und der Besuch de« deutschen Kronprinzen beim Papste, welcher am 18. December stattsand, legte davon Zeugniß ab, Laß wir aus dem Wege des Ausgleich» zwischen Kirche und Staat ein guleS Stück vorwärts gekommen sind. Der Briefwechsel zwischen Kaiser und Papst hatte die Bedingungen zum Gegenstände, unter welchen eine Revision der Maigcsetze eintreten könne. Am 30. Januar erklärte sich der Papst bereit, die Anzeige- Pflicht in Betreff der Laienpricster anzuerkenncn, wenn die Gesetze über die Ausübung des geistlichen Amts und die Vorbildung der Geistlichen gemildert würden. Durch diese Unterhandlungen ließ sich aber das Cenlrum nickk adhalten, seine Agitationen mil ungeschwächter Energie fortznsetzen, wie da» besonder« in der Sitzung dcS Abgeordnetenhauses hervor trat, welch« der Krage über die Mischehen zwischen Pro testanten unv Katholiken gewidmet war. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" conslatirtc in Folge dessen, daß der Papst ur Versöhnung geneigt sei. wäörrnd das Eentrum, »,«-> esondere Windlhorst, da« Zustandekommen de« Friedens hindere. Endlich nach längeren vergeblichen Unterhand lungen sormulirtc die preußische Regierung ihre Vorschläge in einer Nole vom 5. Mai und als auch damit ein positives Ergcdniß nicht erreicht wurde, entschloß sie sich, die selbstständige Regelung der Angelegenheit in die Hand zu nehmen. Am 5. Juni ging dem Abgeorduetcnhause em Gesetzentwurf zu, welcher die Anzeigcpsticht der Curie für die Ucbcrtragung von Scelsorgeämtern, bereu Inhaber unbedingt abbcrusen werden tonnen, aushebt, ebenso für die Anordnung einer Stellvertretung oder Hltfsleistung in einem geistlichen Amt. Ferner verzichtet die Regierung auf die Zuständigkeit des kirchlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Berufungen gegen die EinspruckSerklärung der StaatSregierung bei Ueber- tragung eine» geistlichen Amts, bei Anstellung der Lehrer oder zur Wahrnehmung der Tisciplin bei kirchlichen Anstalten zur Vorbildung der Geistlichen, endlich bei Aus übung von bischöflichen Rechten oder Verrichtungen in erledigten katholischen BiSlhümern. Nachdem in der Commission nianinchsache Aenderungen vorgenommen waren, wurde am 22. Juni Artikel l der Vorlage mit 245 gegen 87 Stimmen angenommen. Dafür stimmten Centrum, Deutsch Conservative und Polen, die Freiconservativen mil 3 AuS nahmen und 12 Abgeordnete der Fortschrittspartei: dagegen die Nationalliberalen und Srcessionisten und 15 Mitglieder der Fortschrittspartei, darunter Birchow. Der Rest de« Gesetze« wurde in der Sitzung dom 23. Juni angenommen uud das ganze Gesetz in dritter Lesung am 25. Juni geneh migt. Die Gesammtabstimmung ergab 224 Ja und 107 Nein. Gleichzeitig mit dem Ergebniß der Abstimmung wurde bekannt, daß am 22. Juni dem Gesandten v. Scklvzer eine Note von Jacobini überreicht wurde, in welcher die Curie ihr Bedauern darüber au«spricht, daß die preußische Regie- rung selbstständig auf dem Wege der Gesetzgebung vorgegangen sei. statt durch diplomatische Verhandlungen zur Verständigung zu gelangen. Dessenungeachtet hat sich da« Berhältniß zwischen der preußischen StaatSregierung im weiteren Verlauf de« Jahre» soweit gebessert, daß dem Begnadigungsgesuch dcS Bischofs von Limburg Folge gegeben wurde und derselbe seine Functionen am 8. December wieder übernommen hat. Ein parlamentarische« Ereigniß. welche« die Stellung der in der Sommersession zu Eod« zu führen, damit die nvthige Zeit für die Durchberathung und Verwirklichung der social- politischen Reformen für die Wintersession gewönnen werde. Die Besprechung der Botschaft unterblieb, und der Versuch de« Abgeordneten v. Bennigsen, de« Rcichrkanzler« Ein- derständniß für die Verschiebung der zweiten Lesung de« Budget« für 1884 85 aus die Herbstsession zu aewmnen, scheiterte; die zweite Lesung fand am 5 Juni statt, und am 12. Juni wurde der Etat gegen» die Stimmen der Volks- Partei. der Svcialdemokraten und der Welsen in dritter Lesung angenommen. Damit war die Frage der zweijährigen Bubgrlpcrioden für da« Reich im Sinne der Regierung gelost. Der deutsch« Reichstag wurd« am 12. Juni »ach einer Sitzungsperiode von ungewöhnlich langer Dauer, sie um faßte t<>2 Sitzungen, geschloffen. Da« Ergebniß war die Annahme de« Krankencassrngesctze- und der GewerbeordnungS- novelle, einer Vorlage, von welcher di« Liberalen aller Schattirungen behaupten, daß sie durchaus nicht dringend gewesen unk vielleicht bester unterblieben wäre. In Weckselbeziedung mit den Bestrebungen der Reich« einem Schreiben an seine Parteigenoffen, wir folgt, motivirle: „In den tetztenJahren und inöbesonkere in diesem Frlibjahre >abe ich mich leider immer stärker davon überzeuge» müssen, »aß die eingetretene Entwickelung unserer inneren politischen Zu- iänke die steigende Berbittcrung der Parteien, der immer schärfer austretcnde Gegensatz zwischen der ReicbSregierung und den Parlamenten, die Spaltung unter den Liberalen in wichtigen, ,elbst entscheidenden Fragen sür mich zur Zeit eine auch nur einigermaßen nützliche und erfolgreiche Ttzätigkeit im Smne einer versöhnlichen und auSaleichenden Politik nicht mehr auS- ührbar erscheinen lassen. Nach meiner ganzen Natur und politischen Veranlagung tief davon durchdrungen, daß sür unser deutsche« Reick nicht« gefährlicher sein muß. al» da« Hervorkehren de« seit 18V7 kaum mehr empfundenen Gegen satzes zwischen der berechtigten Stellung der Monarchie und der Parlamente, ein immer stärker die Extreme zur Geltung bringender, haßerfüllter, leidenschaftlicher, mit persönlicher Bitterkeit geführter Streit der Parteien, welche doch daraus angewiesen sind, miteinander aus dem zemeinsamen Boden deS Vaterlandes zu leben, habe ich nach chwerem inneren Kampfe einer Wirksamkeit entsagt, von der ich überzeugt bin, daß sie nickt wehr ersprießlich sein kann." Der Wechsel im Kriegs- und im Marineministerium hat gezeigt, daß über tiefgehende OrganisalionSfragen in u»li- tairischen Kreisen Meinungsverschiedenheiten obwalteten, welche nur durch Personalveränderungen ausgeglichen werden konnten. Ties gilt hauptsächlich vom KnegSiuiiiistcrium. Die Enthüllung des Denkmals auf dem Niederwalde und die Lutherseier ge- »üren beite einer so nahe liegenden Bergangenheit an. daß di« Erwähnung dieser wichtigen Thatsachen an dieser Stelle genügt. Leipzig, 29. Derember 1883. * Die .Germania", da« Berliner Jesuitenblatt, kommt auf die .neuen I nstruclionen". welche Herrn v. Schlözer einer römischen Nachricht dcS CeiiirumüblattcS zufolge zu« gegangen sein sollen, mit einer Beflissenheit immer wieder zurück, welche den Wunsch erkennen läßt, etwas Bestimmtes »der die Sache herauSzubekvmmen. Offenbar ist man aus ener Seite über die Instructionen de« Herrn v. Sckilözer viel weniger unterrichtet, als man zu sei» sich den Anschein gicbt, und man hat die Mittheilung von der Absicht der preußischen Regierung, gesetzgeberische Zugeständnisse in der Frage der Erziebung dcS Klerus zu machen, wohl nur in die Wett gesetzt, um au« der Ausnahme derselben Schiüffe auf die wirklichen Absichten zu ziehen. Die ojsiciöje Preffe hüllt sich indcffen in Schweigen, und nur die .Kreuzzcitung" setzt jener Mittheilung ein ironisch gehaltene« Dementi entgegen. Es wäre müßig, über die Bedeutung des von, Kronprinzen beim Papste abgestattetcn Besuches im Zusammenhänge mit den Fragen de« kirchenpolitischen Streite« Betrachtungen anzustellcn, die sich nur auf Vermuthungen stützen können, aber eS dürfte doch wohl nicht lange mähren, bi« man in den ultramontane» Kreisen den hohen Ton, in dem man sich bislang gefiel, einigermaßen herab stimmt. Schon die pessimistische Stimmung, welche sich in der Ansprache de« Papstes beim Empfange dcS CardinalS- collegiumS auSspricht, ist bezeichnend. Sie findet ihr Gegen stück in dem soeben veröffentlichten Schreiben de« italienischen StaatSrathSpräsidenten Grafen Catorua an den Herausgeber der „Deutsche» Revue", welches sich, wie unseren Lesern be kannt, über den Besuch de« Kronprinzen beim Papste und die Auffassungen, welche darüber in den leitenden politischen Kreisen Italien« herrschen, in einer Weise auSspricht. welche geeignet ist, alle nach dieser Richtung etwa noch vorhandene Beun ruhigung zu beseitigen. * Uever den Besuch deS Kronprinzen im Vatikan bringt jetzt die .Weser-Ztg." eine römische Corresponvenz, die wir trotz ihrer wohl allzu pessimistischen Auffassung nicht unerwähnt lasten wollen. Es wird darin zunächst aus die weiselnden und besorgten Stimmen in der italienischen Preffe angewiesen, die sich jetzt, nachdem die Feste verrauscht sind, wiederum vernehmen lasten. Dann knüpft der Eorrespondent an die Worte an. die der Kronprinz an die deutsche Colonie in Nom gerichtet und nach denen der Besuch im Vatikan hoffentlich allerseits von den wohlthuendstrn Folgen sein werde. Ohne Opfer, meint der Eorrespondent, würden solche Folgen nickt erreicht, und unter den ersten sei bereits jene« zu verzeichnen, welche« der Kronprinz selbst bringen mußte, al» er sich allen Ansprüchen der Curie bezüglich der Besuch-sormcn fügte: „Die Eurie verlangte, der deutsche Kronprinz sollte al« preußischer Kronprinz im Laiican erscheinen, Herr v. Schlözer sollte persönlich nach Ankunft de« Kronprinzen im Batican dessen Eintreffen inclden und eine Audienz nachsuchcn, woraus der Papst den Lardinal Jacobini ln da« preußische Besaudtschaftshotel, Palazzo Lapranice, senden würde, um durch Herrn v. Schlözer dem Kronprinzen den Ausdruck der püpstlichen Ehrfurcht entbieten und melden zu lassen, daß Leo XIII. dem lebhaften Wunsche des Krön Prinzen nach einer Audienz zu entsprechen bereit sei. Ferner bedang sich die Eurie aus. daß der Kronprinz nicht vom Quirinal aus, sondern vom deutschen exiralerritorialen Bor- schoftskotel, Palazzo Eaffareli, seine Ausfahrt in den Equipagen der ceußischen Gesandtschaft — welche gar nicht eriftireu, weshalb die ahrt in Nirthwagru vollzogen wurde — halten solle und daß berhaupt das alte vor 1870 übliche Leremoniell — als hätten die seitdem verfloffeueu dreizehn Jahre gor nicht exlstirt — beobachtet «erd«, dem entsprecheud nur regierend« Häupter das Recht aus eiuen Gegenbesuch de« Papste- hätten, so daß der Kronprinz a» eine» solche» im voraus verzichten mußte. Ja der Ihat ist der Besuch unter diese« Umständen vor sich gegangen... Welch«schwerwiegende Gründe habe» den Kronprinzen bewogen, lämmtljche Ansprüche der Lurie ia dieser Frage zu befriedigen? Da« wird erst die Zu. kunst lehren ... Die übermüthige Sprache der päpstlichen Blätter schließt jedoch die vesorgniß jetzt schon nicht au«, daß die Geschichte den 18. December 1883 al- ein für Deutschland und sür den Lide rolismus weuig erfreuliche« Datumzu verzeichne» haben wird." Dir Umständlichkeilen und Weitläufigkeiten, auf die der Kronprinz sich bei seiner Fahrt in den vaftcan einlassen mußte, konnten gewiß keinen angenehmen Eindruck macken. Doch wird aus diese« kleinliche Ceremonienspiel in der obigen Corresponvenz ein allzu großer Wcrlh gelegt. Der Kronprinz konnte, wenn er aus den Besuch im vatican nickt überhaupt verzichten wollte, unter den obwaltenden Umständen nicht ander« handeln. * Dir „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" theilt mit. daß da« vom Bischof von Kulm gestellte Gesuch um Dis pensation zahlreicher Geistlich«, von den Ersorderntssen de« Gesetze« über die Vorbildung der Geistliche« einqegangen ist und daß auch die im Dispensationsgesuch« Bezug genommenen verzeichniffe und Nachweise sür di« groß« Mehrzahl der Tlöcesen am 20. in Berlin «ingetroffen sind: „Die Be- arbeitung der DiSpensangelegenbeit ist seiten» de« Ministers der geistlichen Angelegenheiten sofort in Angriff genommen und wird zunächst zur Erledigung derjenigen Fälle führen, welche nach den hierfür vom StaatSministerium mit königlicher Genehmigung festgestellten Grundsätzen ohne weiteren Aufent halt erledigt werden können. Sobald die Prüfung für eine einzelne Tiöcese beendet ist, wird die Ausfertigung der Dis pense erfolgen; IIS sür die Diöcese BreSlau bestimmte Dis- pensationSurkunden sind heute bereit« dem Bischof von Kulm übersandt worden." * Dem preußischen Gesandten beim Papste, vr. von Schlözer, ist ein hoher päpstlicher Orden verliehen worden, wa« um so größere Beachtung gesunden hat, al« den Zuge hörigen de« Balican« preußische Orden bei der Anwesenheit de« Kronprinzen in Rom nicht verliehen worden sind. * Die „Nationalliberale Corresponvenz" schreibt: „Unter den Gesetzentwürfen, mit denen sich da« Abgeordneten haus alsbald nach seinem Wiedrrzusammentritt zu beschäftigen haben wird, befindet sich auch die Jagdordnung, weiche hier eine wesentlich andere Beurtheilnng finden dürfte, als im Herrenhaus«. Nicht mit Unrecht hat schon der für das Gesetz mit Begeisterung eintretende Referent der Herren- hauscom Mission aus da« Vorhandensein eine« gewissen Mißtrauens hingewiefen, al« ob die Absicht bestehe, durch die Jagdordnung aus einem Umwege die früher beseitigten Jagdvorrechte der großen Grundherren wieder einzusühre». Daß da« Gesetz wenigstens in seinen objektiven Wirkungen sich durchaus in dieser Richtung bewegt, ist unbestreitbar, und e« läßt sich vermuthen, daß r» au« diesem Grunde a» Widerspruch gegen die Vorlage im Abgeordneten Hause nicht fehlen wird. Dre Erweiterung der Minimalau-dehnung der Jagdbezirke von 75 aus 100 Hektar dürste nicht allein bei der gesammten Linken, sondern auch beim Centrum nnd selbst bei einem Theile der Rechten auf di« lebhaftesten Bedenken stoßen. Wenn der Bericht der Herrenhan-commission in Uebereinstimmung mit den Motiven der Regierung«v»rlage hervorhcbt, daß ein Eingriff in wohlerworbene Rechie nicht stattfinde, da die Jagdnutzung bei kleineren Flächen nicht beschränkt werde, so wird dabei übersehe», daß das Hauptgewicht nicht auf der Nutzung, sonder» ans der Ausübung der Jagd liegt, deren Bedeutung ja von dem Be richte selbst m so lebendigen Farben geschildert wird. Anderer seits fehlt es an dem bindenden Nachweise, daß in der Thal überwiegende öffentliche Interessen eine Abänderung der arge» wärtigen Abgrenzung der Jagdbezirke zum unbestreitbaren Nacktheile zahlreicherPriratbrrecktigten zur unbedingten Noth- wendigkeit machen. Au» den bisherigen Erfahrungen wenig sten« wird dieser Nackwei» schwer zu führen sein. Selbst der landwirtbschaftliche Minister Vr. Lucius konnte nicht umhin, bei der Plenarberathung im Herrcnhaufe den gegen die neue Bestimmung geltend gemachten Bedenken ein erhebliches, wenn nickt ÄuSschlag gebende« Gewicht beizumrffen. indem er offen bekannte, daß seiner persönlichen Auffassung nach die vorgeschlagene Aenderung keine besonder« erwünschte sei. Man könne mit Recht sagen, in einem großen Theile der um einen Zustand, der sich ziemlich fest eingewurzelt habe und an dem zu rütteln Wohl Bedenken unterliegen könne, 130l GutSbezuke seien vorhanden, die sich zwischen achtzig und hundert Hektar Areal bewegen. Dem Be denken, daß darin eine Härte liegen würde, wenn die betreffenden Besitzer ihre bisherige Selbstständigkeit ver lieren, könne er sich keineswegs verschließen, und auch die im Hause gemachten Ausführungen bewiesen, daß demselben ein erhebliche» Gewicht beizumessen sei. Hiernach scheint die An nahme nicht anSgeschlossen, daß die Regierung sich bereit finden lasten würde, einer Herabsetzung de« Minimalflächen- maßcs, wenn eine solche durch das Abgeordnetenhaus be schlossen werden sollte, ihrerseit» beizutrcten. Andernfalls oder wenn da- Herrenhaus bei seinem bisherigen Beschlüsse beharren sollte, würde der gegenwärtige Versuch, eine Jagd ordnung zu vereinbaren, voraussichtlich kein bessere« Resultat haben, als seine zahlreichen Vorgänger." * Durch die am 22. d. M. geschehene Eröffnung der 51 Kilometer langen Secnndairbahn von WiSmar über Dob- beran nach Rostock, welche in einer Entfernung von dre: bi« sechs Kilometer läng« der Ostseeküste hinläust, hat das strategische Bahnnetz unserer Küstenlande eine setze wichtige Vervollständigung erhallen. Von der äußersten beul schen Grenzstadt im Norken, Hadersleben, läuft jetzt ülee Apcnrade, FlenSbura. Schleswig, Eckcensörde, Eutin. Lübeck nnd WiSmar nach Rostock eine ununterbrochene küstcnbab» in der Entfernung von zwei bis sieben Kilometer vom Meere Die ca. 74 Kilometer lange Strecke von Rostock nach Stral sund ist bisher noch ohne direcle Küstenbahn und die Bc Nutzung einer Babn zwischen beiden Städten erfordert ei»e:i Umweg von ca. 80 Kilometer über Neu-Brantenburg. Vo > Stralsund auS ist wieder eine Kültenbabn über GrcisSwalr. Stettin, Stetpe, Danzig, Königsberg, Insterburg nach Meine, an der russischen Grenze vorhanden. Um die empfindliche Lücke zwischen Rostock und Stralsund a»-zusülle». wünscht die preußische Regierung schon seit längerer Zeit de» Bau einer direkten Secundärbabn unweit der Küste über Ribnitz und Dammgarten, hat aber die Erfüllung diese- Wunsches bisher um so weniger erreichen können, ai« der mcrcantile Verkehr zwischen diesen leiten allen Hansestävtcn nur ziemlich nnbedentend ist und die Bahn schwerlich rentircn dürste. In dessen wird auch diese Bah», da die Sicherheit der deutschen Küsten gegen Landungen feindlicher Flotten von der größten Bedeutung ist. unzweifelhaft in nicht zu langer Frist gebaut werden, so baß alsdann Geschütze und Truppen vo» der russischen bi» zur jütlänkischen Grenze uiillntcrbrochen eine Beförderung läng« der Ostseeküst« erhalten können. * Bei der Ein Weihung der Webeschule in Crrfelk hat einer der ossicirllen Begleiter de« preußischen CnltnS- minister«. Geh. OberrrgierungSrath LüderS, folgenden be- merken«wertben Toast auf einen Franzosen, Herrn Natali» Rondot, auSgedracht: „Meine sebr geetrten Herren! Unter den vielen Geladenen, welche diesem Feste deiznwohnen leider verbinden gewesen sind, vermisse ich besonder« einen. Er gekört nicht unseren, Volke an, er versteht nicht einmal unsere Sprache, er ist eia Franzose nnd er lieb» sein Baterland ebenso warm und ausrichiig wie nur irgend einer inner Ihnen das «nsrige. linier bene», welche an der Wiege der Webeschnle gestanden baden, muß noch Herr Ralalis Rondot genannt werden. Ten» er bat zu ihrer Reorganisation beigcliaqen durch eine Denkschrift über den gewerblichen Ünlerrichl und indem er un« out einer Studienreise in Frankreich begleitete. Welchem Sei den sabri kanten /M
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