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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188312310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831231
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831231
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Ausgabe beschädigt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-31
- Monat1883-12
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.12.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ue-«k1i«n »«ß Ervedtti-n Jodanuesgaffe 33. Ayrkchltundri, -er Urdaclio«: Bormitta-S 10—12 Uhr. Nachmittag« ö—6 Ubr. zu» dt» Ntlikt»»» eu>,n,«ur vt»»»>cri»te du «»«u»a m»l »«»uuuch, npiigerLagtblatt Aunnß«« der skr Pi« »>chfts«1>e«pe Nummer -eftimmte» Inserate a» Wochentage» bt« - Nhr Nachmittag«, nn P««n» nn» Festtagen srktz dt»'/,» Utzr. 3» den Fttigtkil s»r Ins.-Ztnnahmc Ptto Riem«, UniversttätSstraße 21» tant» Lisch«, Katharinenstraß« 18,p. nur dt» Uhr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Anflag« IS,L0«. Ad<nur»rnt»prki, viertelt. 4'/, MK. inet. Lrinaeriol» 5 HL. darch die Bon bezog«» ü ML ged» inzelur Nummer 20 Ps. Belegexrmptar 10 Hs. Gebidre, >ür Extrabetla»«» adne Postbeiörderuug 39 ML «U Poftdeiörderung «8 ML Jolerntk Saeipaltene Petitzeile tv Pf. Größere Schnkeu laut uuserem Pret-» oerzeichaiß. rabellartscher ».Meruja» aach Häher» Daris. 3K5. Montag den 31. D ember 1883. Leclame» unter de« KrdarlioagArich die Lvaltzeile 50 Vs. Inserate Pud -et< au die Gxpepitta» z» ieudeu. — Rabatt wird nicht -egedru. Zahlung piaovuweranä» oder durch " nawnalime. 77. Jahrgang. Jur gefälligen Veachlung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. LxpvdMon «les L.elpr1xer ^axtzblattes. Amtlicher Thetl. Vckanntlnachung. 2m Hinblick aus die Bestimmung«»» in tz. 44», g. 37 Ziffer 1—4 de« am 1. Januar 1834 in Kraft tretenden Reichsgesetze- vom 1. Juli 1833, die Abänderung der Ge werbeordnung betreffend, werden diejenigen Gewerbe» treibende» und Handlungsreifende«, welche d e Aus stellung einer GewerbelegttimationSkarte wünschen, hierdurch besonder« daraus aufmerksam gemacht, dag vom 1. Januar 1834 an die Ausstellung einer solche» Karle nur dann erfolgen kann, wenn der betreffende Antragsteller ») eine ärztliche Bescheinigung dahingehend, dag er nicht mit einer abschreckenden oder an steckenden Krankbeit bebaktet sei, und d) ein FührungSjeugni- ans die Dauer der letzten 3 Jahre, dasern der Betreffende diese Zeit über nicht in Leipzig selbst wohnhaft gewesen, beibringt. Leipzig, den 28. December 1883. Da- Polizeianet der Stadt Leipzig. Bretschneiver. Vrkanntmachung. Di« Expeditionözett bei der Iläetlschei» Tparcafle ist für den Monat Januar nächsten Jabre« ans die Tageszeit von 8 Uhr Morgen- bi- A Uhr Machnetttag- beschränkt Leipzig, den 29. December 1883. Der Nath der Stadt Leipzig. lii-. Georg,. Freygang. Vckanntmachung. Bei der am heutige» Tage erfolgten planmäßigen AuS- loosung Leipziger Stadtschaldschetne sind gezogen worden: von der Anleihe de- Jahre- I84V je 300 Nr. 221 293 378 44» 544 825 715 1282 1338 1367 1413 1482 >562 1618 1729 1935 2142 2153 2418 2667 2637 2749 3174 3278 3401 3564 4494 4548 4617 4766 5222 5428 5435 5841 6087 6099 6l88 6552 8650 7257 7431 7452 7793 8039 8261 8618 8736 8905 9582 9658 I6I43 10205 10361 10615 10987 11004 11256 11304 11311 Il44l 11495 I2I04 12447: von der Anleihe de- Jahre- 18VD je 1500 ^4 Nr. 65 297 320 41» 484, ,e 300 Nr. 12643 12698 12735 12363 13033 I31I2 13233 13592 13620 13882 13909 14031 14185 14452 14550 14620 14624 14829 14887 14971 15043 15079 >5211 15244 15364 15506 15799 15800 15920 16004 16047 1605» 16272 I6SI0 16342 16684 16688 16756 18828 16937 17026 >7050 17378 1743» 17594 17616 17865 >7909 18281 18420 18703 18792 18883 18892 1S9I0 18982 >9225 19245 19542 >9543 19584 19665 19836 19959 20002 20131 20230 20359 20413 20531 20632 20749 20828 20900 20926 21003 21018 21189 21220 21394 21680 21691 21724 21821 21926 22075 22120 22158* von der Anleihe -e- Jahre- 18SP (Theateranlethe) je 300 Nr. 12 85 118 146 233 401 437 594 720 7Ü» 811 821 1034 1039 1289 1337 1374 1435 1449 I52S 1664 1780 1991 2121 2157 2279 2622 2784 2843 2890 3058 »120 3160 3239 3366 3650; von der Anleihe de- Jahre- I8V8 je 1500 Nr. 18 318 382; ,e 300 Nr. 169 263 343 529 538 1106 1599 1706 1918 2001 2384 2429 2842 2993 3440 4121 4275 4485 4552 4867 5140 5302 5562 5721 5840 6086 6568 6738 7136 7172 7983 7989; von der Anleihe -e- Jahres I87V zu 5000 .«t Nr. 241, ,e 100» Nr. 56 >16 562 613 673 900 1088, je 500 Nr. >29 426 486 621 720 1745 2025 2179 2330 2683 2698 2855 3508 3623 3808 4684 5187 5196 5217 5776 5841 6138 6376 6436 «496 6567 «951 7717, je 100 Nr. 1 37 159 351 429 «98 920 1524 1632 177« 2083 2351 2434 2632 2869 2883 3218 3331 »779 410» 4347 4708 5403 572« 5902 6432 6987 6992 7000 7065 7310 7664 7839 8152 8197 8222 8432 8501 8511 ««55 8847 9631. Der Nominalbetrag dieser Schuldscheine gelangt gegen Rückgabe derselben nebst den dazu gehörenden Talon« und Coupon« vo« SV. Juni 1884 ab« mit welchem Tage die Verzinsung der Eapitatten aushvrt, bei unserer Stadtcaffe zur Auszahlung. Hiernächst werden die Inhaber der bereit« früher au«- geloosten Schuldscheine der Anleihe de- Jahre- I8SV je 300 Ser. 11. Nr. 158 160 163 164, ,« 1b» ^k Ger. il. Nr. 203 21«. Ser. 55. Nr. 1082, Ser. 9». Nr. 1860, der Anleihe de- Jahre- I8S« je 300 Nr. 1666 1676 226» 5071 5075 529« 6090 -372 8782 9001 9438 1011? 10710. von der Anleihe de- Jahre» I8V4 je 1500 Nr. 10 242 387 442. je 300 Nr. 12614 13677 13794 >382» 13970 I3S99 »4«4 l«715 1493« 15018 1518t 15203 15768 15894 15908 15921 15933 15935 16370 16678 16845 172«8 17531 17687 17770 18071 18288 18828 19635 21209 21462 21732 21857 21938, von der Anleihe de- Jahre- I8VS je 300 Nr. 189 669 734 2068 2480 3115 3433 3950 4009, von der Anleihe dr- Jahre- I8V8 je 1500 .-k Nr. 45 160. ,e 300 Nr. 64 230 976 1556 >747 2049 2174 2857 3072 4277 4756 5066 5691 5829 5992 6092 6243 6457 7070 7731, von der Anleihe de- Jahre- I87V zu 5000 ^ Nr. 281. le 1000 Nr. 102 977, ,e 500 Nr. 938 2032 217» 2875 3239 3257 8591 4091 4200 4237 4451 5114 5399 6471 6548 6814 702? 7095 7248 7574. je 100 ^ Nr. 204 218 458 833 855 1081 1442 2291 2378 2952 3174 3451 3668 3792 3793 3965 4153 4271 476« 5334 6588 6861 7730 810« 8183 8607 862« 8730 8780 9300 9356 9566 9728 9894 wiederholt ausgesordert, den Beirag dieser, fett ihre« Aüktraklung-tcrniine von der Verzinsung au-ge» schloffen«» Schuldscheine z» erbeben. Wege» der Leipziger Stabtschuldscheine der Anleihe vom 9. Avril 1864 Nr. 14034 14035 14936 15826 über je 800 unv der Anleihe vom 4. Seplenibcr 1876 Nr. 5712 über 500 ist das Aufgebot-verfahren zum Zwecke der KrastloSerklärung derselben beim Kvuigl. AiulSgericht Leipzig anhängig. Leipzig, den «. December 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. lsr. Tröiiblin. Seidemann, Stadteafsirer. Vckalilltmachllilg. Tie bei der Geinenioe Pi.igwiy cttcvi.ge Lai'sirerstelle mit einem JahreSgel,aü von 18lX) soll baldigst besetzt werde». Der Eajsirer har in guten Wertbpaplercn 50M Caulion zu stellen. Ferner ioll ein Polizei-Expedient mit einem JahrcSgehalt von 900 ^l ««gestellt werben. Gemche sind bi- 10. Januar 1884 bei dem Unterzeichneten einzureichcn. Dem Gesuche sind Zeugnisse be>- zusügen, sowie Angaben über die Vorbildung und die jetzige mar- habende Ticllung. Plagwitz, de» 27. December 1883. Ter Wemetnperath. Uhlig, S.-B. . Nichtamtlicher Thetl. Rückblicke auf Las Jahr 1883. m. Der andere Herd, von welchem die Kriegsbesürchtungen de« JabreS 1883 auSgiiigen, war Rußland. Dort batte der Tod Gambetta's die Hoffnung aus die Wiederherstellung der inoiiarchischen StaalSsorin in Frankreich erweckt und diese wurde zugleich als die Grundbedingung für ein Bündniß zwischen Rußland und Frankreich betrachtet. Kaltvff, welcher die Wünsche der russischen Kriegspaltei zur Geltung bringt, bat sich darüber wiederholt in seinem Organ, der „Moskauer Zeitung", ausgesprochen, so baß in dieser Hinsicht kein Zweifel obwalte» kann. Auch von der »»ililairisaien Befähigung deS Generals Cbancy batte man in Rußland eine hohe Meinung und man hatte cS alS selbstverständlich betrachtet, daß er seinen Degen auch der Monarchie zur Verfügung stellen werde. Aeußcriich erkennbar wurde die Sympalhic der Russe» für den General dadurch, daß der russische Botschafter Fürst Orloff bei seinem Lcichcnbcgängniß mit einer Anzahl russischer Osficiere erschien, während den Manen Gambetta's eine solche Ausnierksamkeil nicht erwiese» wurde. Die Ausstoßung der Prinzen von Orleans auS der Armee wurde in Rußland sehr übel vermerkt, so daß Kalkvf nach der Unterzeichnung der Decrete. welche den Wunsch der Mehrheit der Deputirten au-sührte, daS Ende Frankreichs voraussagte. Von seiner Reise nach dem Orient zurückgekchrt, berührte der Herzog von Chartre« aus dem Heimwege St. Petersburg und wurde dort vom Kaiser Alexander auss Freundschaftlichste begrüßt. Die Gesahr eines Krieges mit Rußland verminderte sich in dem Maße, alS sich die Republik in Frankreich wieder zu befestigen schien und so wurde eS denn möglich, daß während der Krönung in Moskau am 27. Mai daS beste Einvernehmen zwischen Rußland und den übrigen Mächten Europas bestand und der Kaiser »ahm die Gelegenheit wahr, um den Leiter der auswärtigen Politik, v. Gier«, feiner ganz besonderen Zufriedenheit zu versichern unter Verleihung de« Alexander-NcivSki-OrdenS in Brillanten. Einige Wochen nach Beendigung der KrönungSfcier erkrankte Gras Cbambord und alSbalv stieg auch die Flut der KriezSpartei in Rußland wieder, die Festungen im Königreich Polen wurden mit einer Hast und in einem Umfang betrieben, welche zu den schlimmsten Befürchtungen Anlaß gab und in den preußischen Ostprovinzen zu TruvpcndiSlocalionkii. KestungSrevisivnen und Beschleunigung der Herstellung strategischer Bahnen Anlaß gab. Anfang September trat in Bulgarien ein Ereigniß ein, welche» die Absicht Rußland« erkennen ließ, diesen türkischen Vasallenstaat in völlige Abhängigkeit von Riißland zu bringen. Ein Artikel de- halbamtlichen „Journal de St. PeterSbourg", ivrlcher an die Sendung de» russischen Abgesandten Jonin in Bulgarien anknüpste und aus die durch die russischen Generale Soboleff und Kaulbar« geschaffene Situalion anspielte, ließ über die Absichten Rußland« in Bulgarien keinen Zweifel. ES hieß darin: Rußland habe Bulgarien mit großen Opfern geschaffen und sei an dessen Erhaltung interessirt. Sollte die Aufgabe de« Fürsten Alexander mißglücken, bann wäre die Existenz Bulgarien« und der Friede im Orient, sowie die Ruhe Europa« bedroht. Der Erfolg de« Fürsten hänge von einer starken Negierung ab und von der Unterstützung desselben durch daS Volk. Dle Sendung Jonin« bezwecke die Wiederherstellung der Berbinvung zwischen Fürst unv Volk, welche durch die Suspension der Verfassung unter brochen sei. Noch deutlicher liest sich ein Brief des Fürsten OdolenSkoi, welcher zu derselben Zeit in der .Kreuzzeilung erschien, über die Ziele NußlanvS au«. In diesem Brief steht zu lesen: Auch wir Russen wünschen einen Krieg mit dem Jahrhunderte hindurch mit un« befreundeten Rußland keineswegs, denn er würde für beide Tdrile verhängnißvoll sein; allein wir können unsere LebcnSintcressen im Orient nicht auszeben. Ein Blick aus die Karte zeigt, daß Rußland, diese- cvloffale Reich, nur einen direkten Handelsweg besitzt, de» Bosporus u»d daß dieser sich in den Händen der Türkei befindet, wodurch unser Welthandel vollständig gelähmt wird. Nun srage ich Sie. würden Eie eS al« Hausbesitzer dulden, daß sich der Schlüssel zu Jbrer HauSlhür in den Händen einer andere» Person besindel?" Zu der Zeit, al« der Artikel de« „Journal de St. Peters burg" und der Briej de« Fürsten OdolenSkoi die Runde durch die europäische Presse machte», besand sich Kaiser Alexander 114. bei seinem Schwiegervater, dem König von Dänemark zum Besuch aus Schloß FredenSborg bei Kopen hagen. Dort traf am l6. September der englllche Muiister- präsident Gladftone aus seiner Bacht aus Einlabung de« Kaiser« Alexander ein. Als der Besuch schon halb vergesse» war. saßle die „Moskauer Zeitung" den vom „TempS" an gelegten Gedanken, baß in FredrnSvorg der Versuch zur Bildung eine- Balkanbunde« gemacht worden sein könne, wieder aus und erörterte alle« Ernstes den Gedanken eine« Biinde« mit Rußland an der Spitze, welcher dem mittel europäischen Frievensbuiid gegenüber geschloffen werden solle. Tbatsach« ist, daß durch England die armenische Frage, das heißt dir Herstellung einer Selbstregierung in dem der Türkei noch verbliebenen Theil de« ehemaligen Armenien-, aufge worfen und ihrer Lösung entgegeugesührt wurde. Durch die Btt'üichtuugen, welche die Türkei hinsichtlich Armeniens, Egyptens und Bulgariens hegte, war die Mission Mukkhar Pascha« »ach Homburg und Wien veranlaßt worden und wenn auch gerüchtweise verlautet, daß dies« Sendung resultatloS geblieben sei, so scheint doch sicher zu sein. Vag sie zu biploinatischcn Verhandlungen zwischen den betheiligtei» Mächten gcsiibrl hat und daß diese mit dazu beigetragen baden, die Wolken, welche sich in Rußland zusammeugczogen hatten, vorläufig wieder zu zerstreuen. Noch beim Ziisanimeiilrilt der Delegationen der Parla mente von Oesterreich-Ungarn war die Lage so gespannt, baß Gras Kalnvky ausdrücklich auf den Widerspruch hinwie», welcher zwischen der Haltung der russischen Regierung und der russischen Presse bestehe und daß die letztere ihr Heywerk ungestört betreibe, obwohl zwischen den Regierungen Oester reich-Ungarns unv Rußland« durcbau« normale oder wie er spater verbessernd hinzusetzte, gute Beziehungen beständen. Als bald darauf, am 13. November, der russische Minister von Gier» aus der Durchreise nach Montreux in Berlin rintras und sowohl vom Kaiser Wilhelm al« auch vom Fürsten BlSmanxk empfangen wurde, war di« öffent liche Meinung geneigt, diese» Begegnungen jegliche Wichtigkeit abzusprechcn und daran festzuhalten, daß die Gefahr, welche dem euroväischen Frieden von Rußland drohe, nach wie vor sortbestehe. Erst al« Kaiser Wilhelm dem Präsidium de« preußischen Abgeordnetenhauses gegenüber seiner Genuglknung darüber AuSvruck gab, daß sich die Be- riebiinge» zu Rußland aufs Beste gestattet hätten, kehrte das Lcrlrauen auf die Erhaltung de« schon so lange bedrohten Friedens zurück. Trotzdem können wir unS aber nicht ver hehlen, daß die Tbatsachen, welche Rußland zu einem FrietenS- bruch treiben können, fortbesiehen und daß die gegenwärtigen Zustände auf der Balkanhalbinsel unhaltbar sind. Rußland wird jede Gelegenheit benutzen, um Konstanlinopel zu er obern und sein Streben ist vorläufig daraus gerichtet, Bulgarien mit Ostruniclien zu vereinigen unk unter seine Botmäßigkeit zu bringen. Die Balkanstaaten Nuiiiäiiic» und Serbien wissen, was sie von Rußland zu erwarten haben, unv haben deshalb eine Annäherung an Oesterreich gesucht und gesunden. Diese neuen Beziehungen sind eS auch haupt sächlich, welche die Ausführung der russischen Pläne ver zögern. Unter den Verhältnissen, wie wir sie gestern und heule dargelegt haben, sind die Aussichten aus die Erhaltung des europäischen Friede»- für die Zukunft trotz des mittel europäische» FricdenrbundeS nicht allzu rosig. Hoffen wir indessen, daß eS gelingen wird wirkliche Gefahren zu be schwören oder aus lange Jahre hinaus zu vertagen. Leipzig, 31. December 1883. * Die Jahreswende giebt der „Nationallikeralen Corrrsvondenz" Veranlassung zu folgender Betrach tung Vvcr die innere Lage: Dle Jahreswende bedeutet selten auch einen Mendepunct in den Entwickelungen deS VölkerlebenS, und wenn der Blick sich beim Ablause eines Kalenderjahres naturgemäß ans den Verlaus desselben rückwärts wendet, so erkennt er neben Früchten, welche au- längst vordem auSgestreuter Saat sich entwickelt haben, neu ausschießend allenthalben frische Aussaat, deren Frücht« erst die Zukunft in noch ungeahnter Weise zur Reise bringen wird. Zumal in diesem Augen- blicke stehen wir mitten in Geschehnissen, deren Zusammenhang und Bedeutung unS theiliveise noch rälhselhast ist und deren Folgen Niemand vorou-zusagen vermöchte. Am nächsten liegen unserer Betrachtung dir Angel egenheiten unserer inner» StaatSentwickelung, und e« ist selbstverständlich, daß von dem höheren Standorte aus, den eine weite Umschau erheischt, die da- Parteileben bewegende» sonst groß erscheinenden Fragen erheblich zusammenschrumpsen. Am wenigsten werden wir von den größeren oder geringeren Ldancca unserer eigenen Partei unser günstige« oder ungünstige« Urthell über di« Gesammtlage abhängig machen. Diese Seite der politischen Betrachtung scheidet sür uns von »»rnherein aus, und wir können einen kritischen Rückblick aus unS unsympathische gesetzgeberische Erscheinungen de« abgelausenen Jahre» um so eher unterlallen, als wir wissen, da» da« Pendel auch wieder nach der andern Gelte schwingen wird — die Uhr bleibt darüber nicht stehen. Biel wichtiger Ist unt, daß wir unS eine« gedeihlichen Fortschritt« i» dem wirthschastliche» Wohlbefinden unsre« BolkcsSzu erfreuen haben, daß deutscher lLewerbsleiß, deutscher Geschmack und deutscher Unternehmungsgeist in der ganzen Well fortdauernd sried- lichc Eroberungen gemacht haben. Tie Freude an diesem erstaun lichen nationalen Aufschwünge aus dem gewerblichen Gebiete sollten nat Deutschen die Mißhelligkeiten der inner» Politik nicht verderben. ES wäre indessen ein verhängnißvoller Optimismus, wollte man die Kehrseite nicht beachten: die unter der Wirkung eine» traurigen Ausnahmegesetze« nur etwas mehr von der Oberfläche zurück- gedrängte gefährliche gesellschaftliche Unterströmung, welch« fort gesetzt neue Kräfte au« der gedrückten Lage der unteren Bolksclassen zieht und nicht allein in der iocialistlschen Propaganda zur Erschei nung kommt, sondern auch mit der Zunahme de« die Gesellschaft bedrohenden Vagabunden und Verbrechend»»,« in Zusammenhang steht. Die wichtige Aufgabe, welche iu dieser Beziehung der Staat zu läsen hat und welche unter den Begriff der socialen Reform ge laßt zu werden pflegt, ist im abgelausenen Jahre um den ersten praktischen Schritt der LSsuag »Lder geführt worden: durch den Er- laß dr« KrankencaffengesetzeS. Im neuen Jahre wird c» gelten, weitere und bedeutendere Schritte oui dem schwierigen Wege folgen zu lassen. Wird durch diese und ähnliche Bestrebungen den Umsturz- tendenzen »ach der materiellen Gelle hoffentlich der Boden um Einige« beschränkt werden, so läßt sich auch nicht verkennen, daß eine gesundere Anschauung ihnen auch nach der «tdisch'n Leite hin da« Terrain slrellig zu machen beginnt. Der materialistische Bodensatz einer halb oder falsch verstandenen wiffenschaft» der bi« t» die unteren Schichten hinein sich oblagerte, hat hier unverkennbar per- Verbliche Wirkungen geübt. Daß er ealsernt werde, ist ein dringende« nationale« Interesse, und wenn die StrSmung. welche ihn gegen- wärtig iu einzelnen Schichten wegzuspülen scheint, auch nicht gauz ohne alle Beziehung za den reactionairen Erscheinunren aus anderen Gebieten sein mag, so wird mau ihr auch aus liberaler Seile doch gute» Eisolg wünschen können. Nur daraus werden wir zu achten haben, daß nicht eine das Gewisse» knechtende Orthodoxie sich seft- setzt »nd durch ein unzeitgemäße« unfreie« Kirchenthum dem Uedel erst recht neue Nahrung zusührt. Dazu aber ist mau leider aus dem beste» Wege. Die consessionelle Absonderung, die Forderung strenger küchlicher Zucht und der Unterwersung der Gewissen »nter die Glaubenssatzung sahen wir Immer unverhülller hrrvor- treten. Der Staat ist den immer dreister werdenden Ansprüchen der römischen Hierarchie und der sie regierenden staatS- und reich«, feindlichen Jesuiten wiederum um einige Schritte entgegenaekomme», von der Kiichengesetzgebung wurden neue Stücke abgebräckrlt, ad« die erwarteten Zugeständmis«. ja selbst der Dank Rom« dlied an«. Der Staat ließ sich dadnrch nicht abhalten, sein« versöhnlichen Ab sichten durch die Zurückberusung eine- der abaesetztea BischSs« zu beweisen. Gegenwärtig ist die kirchenpolirische Frage in eine »rne, wie es scheint hochdedcutsame Phase getreten. DaS undurchdring liche Dunkel, welche« darüber noch gebreitet ist. läßt für Hoffnungen und Befürchtungen beim Eintritte in« neue Jahr freie« Spielraum. Wenn die Hoffnungen üdrrwiegen, daß der bedenkliche Einfluß einer römisch gesinnten Partei aus die inneren Angelegenheiten de« deulschea Reich« und de« preußischen Staates nicht lang; mehr s» entscheidend sein werde, wie in dr» letzte» Jahren, so trägt dazu nicht am wenigsten die tiefgehend« Wirkung bei, welch« da« Lutherjublltu« aus da« proiestantische Volk DeutschlanbS geübt hat, und wir wäge» nicht glauben, daß gerade da« Lutherjahr »ine Stärkung de» PapiS- mu« und de« klerikalen Einflusses in Deutschland zurücklaffen könnte. Zumal wird kein Deutscher glauben, daß der deutsche Kronprinz Friedrich Wilhelm in salchnn Sinne »or de» Adschlnffe diese« Jahre« dem Haupte der katholischen Kirche in Rom begegnete. Bei der Gestalt de» geliebten Hohenzollern ver weilt der rückschauend! Blick heute vor Allem, bei ihm, der soeben, den Glan» de« deutschen Namen« in sich vetkörperud, die Huldigung« fremder Nationen empfing und ihre Zuneigung sich selbst and de« groben FriedrnSbunde gewann und erhielt, an dessen Spitz« Deutsch land unter der bewunderungswürdigen Leitung eine« genial«» Slaatsmniine« steht. So sehen wir Deutschland mächtig «nd -e- rüstet, Frieden zu fürder» und Frieden zu gebieten, t» da- nrne Jahr hiaübergehen. gleichend dem herrlichen Bilde, welche« t« Mtz- gelausenen Jahr» aus den Hährn de« Nicdrrwalde« errichtet wwchr und uns lehrt, de- Vergangenen eingedenk, iu der Gegenwart treu die Pflicht zu erfüllen und mit zuversichtliche« Patriot ohne Zage« der Zukunft eutgegenzujehen. * Di« Meldung der „Nationalzeitnug*' tte» M» Inhalt de« Gespräche-, welche« der deutsche Kronprs») mit dem Papste gehabt haben soll, nimmt nachgerade de» Charakter der Seeschiange an. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt zur Sache: Gegenüber einem Berichte, welchen die „Nati»aol-geit»»>" von «»geblich „unterrichteter" Seite über di« Uutrrrednna de- Kronprinzen mit dem Papste bringt, macht di« „Boss. Ztg." daraus aufmerksam, daß die „National-Zeitung" in ihrer Nr. 611 vom 20. December erklärt habe: „Wie wir zuverlässig erfahren, ist in der Unterredung des Kronprinzen mit dem Papste dir kirchenpolitisch« Frage nicht berührt worden." 1er Bericht von „unterrichteter Seite" steht mit dieser »chnner- lässigen" Information in entschiedenem Widerspruch, e« mu> also entweder der „zuverlässige" ober der „unterrichtete" Gewährsmann der „National-Zeitung" geflunkert haben. Dazu bemerkt »un die „Nationalzeitung": Die „Nordd. Sllg. Ztg." äußert sich heute über deuvonun« mitgctheiltcn Bericht über die Unterredung de« Kronprinz«» mit dem Papst. Wer osficiöscS Zeitungs-Deutsch zu lesen versteht, wird nicht bezweifeln, daß er eine Bestätigung unserer Mittheilungen vor sich hat. DaS osficiöse Blatt macht eine Anleihe bei der „Boss. Ztg.", der e« nachspricht, daß unser ouSsührlicher Bericht mit einer früheren kurzen Notiz tm Widerspruch stehe — worüber wir nach unserer Erwiderung an die „Boss. Zeitung" kein Wort weiter verlieren. An die Lonstatirung deS angeblichen Widerspruchs knüpst die „Nordd. Allg. Ztg." dann in dem Jargon, welcher üblich ist, wenn man sich an irgend einer Stelle der RegierunaSkreise durch eine Veröffentlichung unangenehm berührt fühlt, die Be hauptung, daß eine unserer beide» Mittheilunge» un zutreffend sein müsse. Welche, dal wird nicht gesagt. Mit anderen Worten: man will unseren Bericht nicht bestätigen, aber man kann nicht bestreiten, daß er zutreffend ist. Letztere« wäre auch vergebliche Mühe, die Quelle unserer Mit theilung schließt jeden Zweisel an ihrer Authen- ticität au«. * ES bestätigt sich, daß die deutsche Gesanvlschast i« Madrid zum Range einer Botschaft erhoben wird. In Felge dessen mürbe die Dotation des dortigen Verirrter«, die zur Zeit 54,000 beträgt, analog den Verhältnissen der Botschaft in Rom auf 100,000 -^ erhöbt werken. Auch von der Ernennung eines deutschen GcnrralconsulS sür Teheran ist die Rede. * Mit Bezug auf die eher zu» al« abnehmende Häufigkeit von SchissScollisionen auf hoher See erhalten wir von sachkundiger Seile eine Zuschrift, in welcher cs u. A. heißt: „Ohne Frage ist eS die vornehmste Pflicht eines jede» SchifsssührerS, für die größtmögliche Sicherheit der Fahrt zu sorgen. Hinter diese« Pr,ncip sollte der Gesichtspunct der Schnelligkeit unlcr allen Umständen zuriicklrctc». Leider finket in der Regel das umgekehrte Verfahren statt. Viele Capitame betrachten es säst wie eine Ehrensache, als Führer de« schnellsten oder eines cer schnellste» Fahrzeuge zu gellen In derartiger Eigenschaft ernten sie relativ mühelose, vonMnnv zu Mund, von Zeitung zu Zeitung Wetter verbreitete Triumphe, indessen der gewissenhafte, seiner Verantwortung vollauf Rechnung tragende und eben ke-balb von Geschwindigkcitsexperimenlen aus Kosten von Schiff, Passagieren und Ladung zutückwelchendc Führer ebne Beachtung, öbne Anerkennung bleibt, ja unirr dem Regime einer vor Allem aus Reclam« erpichten GescbästS- praxi« noch obendrein sich auj Unzusiietenhcit unv Tadel des Rheder« gefaßt halten kann. ES soll nicht verkannt werden, baß manche« Unglück auch durch laxe Handhabung resp. Nichtbeachtung der allgemein giltigen Sch'ssfahrlSregeln herdeigesühkt werden mag und daß die Einführung einer kieSbezügtichen möglichst strengen Control« sehr wichtig ist. Der eigentliche wunde Punkt deS modernen maritimen Ler- kedr- aber ist unv dle,bt die rücksichtslose Eoncurrenz, da» fieberhafte Drängen und Jagen, einander den Rang ab zulausen, daher nicht sowohl der Leicht,>nn oder die Passion de» seemännischen Personal« al« vielmehr die mangelhafte geschäftliche Moral de- RbedereibelriebS sür die zahlreichen Schijsekatastropben der Jetztzeit vorzugsweise verantwortlich gemacht werden sollte." " Die Mtttheilung der .Bossischen Zeitung", daß dem Reichstag rin NachtragS-Etat für Torpedoboote zu gehen werbe, ist jetzt auch in der .Kreuzzeilung" bestäliHh
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