02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.08.1929
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1929-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19290806027
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1929080602
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1929
- Monat1929-08
- Tag1929-08-06
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Eröffnung -er „Haager Konferenz IM" Aocklant btgrM - Brianb imb Stresemann »Mm Drahtbcricht unseres Sonderkorrespondenten bei der Haager Konferenz Im Haag, S. Aug. Entgegen so vielen früheren Ver mutungen wird dte »Haager Konferenz lS2S", wie die Be nennung lautet, nun doch heute pünktlich eröffnet. Es zeigt die Menge der Schaulustigen und bas Zusammenströinen zahlloser Journalisten aus allen Teilen der Welt, daß hier große Dinge vor sich gehen sollen. Am stärkste» ist vor läufig die holländische Presse vertreten, die Zahl der deut schen Journalisten steht ihr nur sehr wenig nach. Erst in einigem Abstand folgen Frankreich, Amerika und England. Italien zeigt sich unter den großen europäischen Mächten am wenigsten interessiert. Schon Stunden vor Beginn der feier lichen Eröffnungssitzung herrscht fieberhaftes Treiben im ehrwürdigen Binnenhof. dem inneren Hof der alten Residenz. Alle Vorbereitungen sind getroffen. Was wird die Haager Konferenz 1828 bringen? Ter Name selbst ist ominös. Dte beiden Haager Konferen zen vor dem Weltkriege haben vermehrte Spannung statt Frieden gebracht, und der Haager Frtedenspalast wurde im Hochsommer IS 14 eröffnet. Alle- strömt zur Eröffnung in den Saal der Ersten Kam mer. Er ist verhältnismähig klein. Kaum finden die Jour nalisten Plätze und für das Publikum ist kein Raum mehr übrig. In der Mitte des Saales ein großer ovaler grün- beloaunter Tisch, a» dem sich die Delegationen allmählich nicdcrlassen. Rechts vom holländischen Außenminister Bcclacrts van Blookland, dem Vertreter beö Gastgeber landes, sitzen dte Franzosen, links die Engländer. Brianb sicht frischer als gewöhnlich aus. Ungewohnt sind die Figuren der englischen Minister. Sie werden besonders beachtet. Die vier deutschen Minister habe» erst hinter den Belgiern ihren Platz, rechts vom Holländer, während sich links die Italiener und dann die Japaner an die Engländer anschließcn. DaS andere Ende des Oval» nehmen die kleineren Mächte »nd zuletzt die drei hier vertretenen Dominien ein. Endlich drei Hammerschläge. Der holländische Außenminister sprach freundliche Bc- -riißungSworte in französischer Sprache. Er erinnert kurz an die Vorgeschichte der Konferenz, bedauert, daß alles wegen der Kürze der Zeit improvisiert werden mutzte. Holland biete eine Atmosphäre des Friedens. Hoffentlich werde es gelingen, hier den Frieden auch zu organisieren aus der Grundlage der Solidarität der Nationen. Die Rede wird ins Englische übertragen. Nun Briand: Er beginnt seiner Gewohnheit nach leicht stockend und wendet sich zunächst danken- an Blookland. Dann wird er politisch. ES gelte, ein Werk der Humanität zu voll bringen. Nichts Konkrete». Allgemeine Briandphrasen. ^Hoffentlich gelingt es, etwas Entscheidende» zu tun.* Ein Blick zu Stresemann: Wir haben die traurig« Erfahrung des Krieges hinter uns. Nun, der Haag bietet für die Schaffung des Friedens ja die günstigste Atmosphäre bei allgemeinem guten Willen. Zuletzt einige kleine Witze über dte Schwierig keiten, den Konserenzort zu sindcn. Jetzt erhebt sich Stresema n: Auch er dankt dem Holländer herzlich. Die große Bc- teuiung der Konferenz geht weit über Finanzielles hinaus. Es geht, so führt er a«S. um die Räumung, um die AuSgestal, tnug der internationalen Rechtsordnung, um »ic Organisation des Friedens. Ans den Be ratungen dcS JahreS 1SL4 in London «nd aus der Sachver« ständigcnkonferenz in Paris sei dte gegenwärtige Konferenz bervorgegangen. „Wir sind*, so fährt Stresemann fort, „uns klar, daß dieses Finanzielle nicht bas ganze Resultat sein darf. Politische Konsequenzen müssen sich ergeben. Das Fntcrcsse am Frieden ist ein allgemeines. Bor meinem geistigen Auge zeigt sich eine künftige Weltwirt» schastskonserenz, in der untersucht werden soll, ob nicht siir das wirtschaftliche Leben der Völker Erleichterungen geschaffen werden könne», eine Konferenz, die die großzügige Nationalisierung der Wirtschaften znr Anfgabe haben würde. Hoffentlich wird man auch später einmal über derartige Zustände in den europäischen Ländern mit Lächeln quittieren. Tas ist die eine Seite. Von großer Bedeutung ist aber auch die Freudigkeit der Beziehungen der Völker zu- einander Hier handelt es sich um wichtige Imponderabilien: denn gerade, wenn Leistungen verlangt werben, ist bas sehr wichtig. Auch die Wirtschaft ist von einer geistigen Einstellung abhängig. Mir hoffen, daß ein freudig anerkannter, ans die Gleichberechtigung und Beachtung der Souveränität gegründeter Frieden durch die Zusammenarbeit der Nationen hier erreicht werben kann. Möge» keine Enttäuschungen, keine Reaktionen folgen Mögen alle Widerstände beseitigt werden. Wer wirklich Führer ist. wartet nicht, bis SS Prozent seines Volkes hinter ihm stehen, sonder» führt selbst. DaS wird allgemein als Mahnung an Briand ans- Kesaßt. Völliges Stillschweigen folgte StresemannS Worten. Im Gegensatz zu dem leichte» Ton Briands und den ruhi gen, weltmännischen Ausführungen des innerlich ja unbetei ligten Holländers hat Stresemann mit pathetischem Ernst und mit steigender Stimme gesprochen. Er regung und Pathos wuchsen bei ihm immer mehr, als er die wirtschaftlichen Vcrbrüdcrungöidcen vortrug, die eine Antwort aus Briands Paneuropa barstcllcn solle». Schon werden offenbar wieder Kulisse» für die Konferenz bereit gestellt. Es gilt gerade hier besonders wachsam zu sein, damit nicht wieder wie in Locarno Stimmungen und Gesten aus schlaggebend werden. Nur so kann verhindert werden, daß wir wieder zu spät aus dem politischen Traum erwachen. Zu treffend war an sich der Hinweis aus dte Bedeutung einer freudige» Anerkennung und Zustimmung. Aber kann es sich hier im Haag darum handeln? Auch da können Jllusio- n c » erweckt werde», die nicht unbedenklich sind. Zum Schluß sprach Snowden noch ein paar verbindliche Worte, in denen er an die Krankheit des deutschen Reichskanzlers und Poincarss erinnerte. Sehr nett war schließlich seine Bemerkung, er könne die Holländer nur beglückwünschen, daß sie an dieser Konferenz nicht teilnehmen müßten. Damit war die Eröffnungssitzung zu Ende. Allgemein ist ausgefallen, daß die Ausführungen Briands, des holländische» A u ß e n m i n i st c r s und auch des englischen F i n a n z m t n i st e r ö von der Konferenz mit dem üblichen Beifall ausgenommen wurden, wäh rend dte langen und für die Arbeiten der Konferenz bet weitem bedeutungsvollsten Ausführungen Dr. StresemannS von den anwesenden Abgesandten mit Schweigen aus genommen wurden. LanbgeriidlSbircklor Bombe tot ausgesmiben Schlaganfall oder Selbstmord? Zechlin, 6. Slug. Am Dienstagvormittag wurde an einem Waldrande in der Nähe des Users des Bikow» Seesbei Zcchliner-Hütte die Leiche des seit Woche» vermißten Laudgcrichtsdirektor» Dr. Bombe von einem Rheius- berge, Fischer ansgesnnden. Neben dem Toten lagen Hut. Mantel «nd Stock. Anscheinend hatte sich Dr. Bombe hier niedergelassen, «m etwas ausznruhcn. Hierbei muß ihn ein Schlaganfall getroffen haben, der seinen Tod zur Folge hatte. Die Leiche ist schon stark in Verwesung über, gegangen, so daß der Tod bereits vor einigen Tage« eingctrcten sein dürste. Die Gendarmerie ist von dem Fund sofort in Kenntnis gesetzt worden und hat die weiteren Er mittlungen ausgenommen. Rach den Feststellungen besteht kein Zweifel an der Identität der Leiche mit dem vermißten Land- gerichtsdircktor Dr. Bombe. Da die Leiche keine äußeren Verletzungen auswcist, ver» mutet Kriminalkommissar Büsdorf, der sofort im Kraft, wagen von Wesenberg zu der Fundstelle geeilt war. daß Dr. Bombe Selbstmord verübt hat. Schmrrs BergwerttimMik in Zavan Tokio, 6. Aug. In der Kaschinai-Grube in den Hokkaido- Bergwerken ereignete sich eine >tohle»s>auberplosion, bei der 75 Arbeiter ums Leben kamen. Füns Arbeiter wurden schwer verletzt. Die Rettuuasarbciten sind noch im Gange. Vertreter des Arbeitsministeriums sind a» den Nnglücksort entsandt worden, um eine Untersuchung einzuleiten. StchS Schiffbrüchige in Aiiena gelautet Altona, 8. Aug. Gestern abend trafen mit dem Fisch dampfer „Gerda" sechs schiffbrüchige Seeleute im hiesigen Hasen ein. Die Seeleute bildeten die Besatzung des schwedi schen Fischkutters „Anna* aus Tyroe, der in der Nordsee leck gesprungen und gesunken ist. Die sechs Schweden, die sich ins Beiboot gerettet hatten, wurden später von der „Gerda" ausgenommen. Kraters»» glaubt an Meialautrtiainaag London, 8. August. Der Auftakt zur Haager Konferenz findet auch in England stärkste Beachtung. Das Ergebnis der Fühlungnahme findet einen zweifachen Niederschlag: eine ziemlich optimistische erste Erklärung des Außenministers Hcnderson zu den politischen Fragen und ein eher verstärkter Pessimismus in allen finanziellen Fragen. Außenminister Hcnderson sprach sich gegenüber einem Nentcrvertreter sehr optimistisch über die Rhein» landräumung aus. Er glaubt, daß die Konferenz be stimmt zu der Räumung des Rheinlandes sowohl durch die englischen wie die französischen «nd belgi schen Truppen führen werde. Vorsitzwechsel nach -em Alphabet Ikklgner Drahtbertcht der „Dresdner Nachrichten"! Haag, 8. August. Die große politische Haager Konferenz ist nunmehr eröffnet worden. ES haben alle zivölf im Haag versammelten Mächte daran teilgenommcn, auch die kleinen Staaten, wie Griechenland, Portugal, Rumänien, dte Tschecho slowakei, Südslaivien und Polen. Die schwierige Frage -cS Vorsitzes ist noch am Vorabend dahin entschieden worden, daß er unter den Mächten nach dem Alphabet der Länder wechseln soll. Die erste Sitzung wurde vom belgi schen Ministerpräsidenten, dem dicnstältesten Premierminister Jaspar, eröffnet. Zum Generalsekretär der Konferenz ist Sir Morris Hanckcp ernannt worden» ein Mitglied des Kabinetts des englischen Ministerpräsidenten, der diese Funktion schon auf der Londoner Daweskonfercnz auögeübt hat. Der jetzt von der Regierung der Bereinigten Staaten zum Beobachter aus der Haager Konferenz ernannte Botschaftsrat Eduard Wilson ist aus Parts auch im Haag eingctroffcn und hat dte Weisung erhalten, sich an allen wichtigen KommissionS- sitzungen, nicht aber an den dort entstehenden Debatten zu beteiligen. Auch die beiden deutschen Sachverständigen, Dr. Schacht und Geheimrat Kastl, sind im Haag etngetroffcn. Der Sachverständige Dr. Melchior wird erst am morgigen Mittwoch erwartet. Ungeheuer groß ist bas Aufgebot der Journalisten und politischen Gelegenheitssucher ans der ganzen Welt. Gnylan-s Hoffnungen auf Snotv-en London. S. Aug. „Eventng Standard* erwartet, baß die Haager Konserenz die schwierigste seit der Versailler Konferenz sein wird. Zum erstenmal werde England in der Nolle einer Nation erscheine», die Forderungen zu stellen und nicht Zugeständnisse zu machen hat. und im Führer seiner Delegation habe es einen Mann, „besten Kinn der Welt ver- kündet, daß er besser zu nehme» als zu gebe» versteht". Briand werde in Snowden einen non Chambcrlatn sehr verschiedene» Mann finde». — „Manchester Gnar- dian" schreibt, die Interessen des Landes könnten nicht in zäheren und stärkeren Händen sein als in denen Snowdenö. England unirrslüb» Rumäniens Forderung Bukarest. 8. August. Die „Lnpta" beschäftigt sich an leiten der Stelle mit der Haltung der rumänischen Abordnung auf der Haager Konserenz und meint. Rumänien habe die Krtegs- entschädigungöguote von 1'/,» v. H. nicht nur provisorisch an genommen. Diese Quote sei eine vertragliche Verpflichtung, die nur mit Einwilligung Rumäniens abgcän« dert werden könne. Der Vorschlag des AoungplaneS» die rumänische Quote herabzumindern, könne daher zu nicht» verpflichten, da Rumänien seine Zustimmung hierzu verweigern werbe. Bon dieser Voraussetzung werde auch dte Haltung der rumänischen Vertreter auf der Haager Kon ferenz bestimmt sein. Wenn die rumänischen Vorschläge nicht angenommen würden, werde Rumänien erklären, daß es den Poungplan ablehne. Das Blatt ist von maßgebender Seite ermächtigt worden, zu erklären, daß der Standpunkt der rumäntsck>cn Negierung von englischer Seite wohlwollend «»tcrstützt werde. Verschärfung »er Sage in LanMire London, 6. August. Die Lage in der Baumwollinbustrie in Lancashire hat sich am Montag weiterhin verschärft, da nach -er Ablehnung jeder Lvhnvermtuderung durch eine der beiden großen Arbeitnchmergruppen die Ausglcichsvcrhand- lungen ins Stocken geraten sind. In einzelnen Kreisen hofft man nunmehr, daß Lord Derby, der in dem Gebiet über einen großen Einfluß verfügt, aufgesordcrt werden wird, zwischen den Parteien zu vermitteln. Am Montag sind weitere 88 Betriebe mit 1308 Beschäftigten ge schlossen worden. Ford baut in Polen Warschau, 6. August. Wie der hier cingetroffene General direktor der Fordmerke in Detroit einem Pressevertreter gegenüber erklärte, ist die Frage des Baues einer Nutomobil- sabrik in Polen endgültig geklärt. Die vorbereitenden Bauarbeiten sollen bereits in nächster Zeit in Angriff genom- men werden. Dte Fabrik werde 8888 -7880 Arbeiter beschäf tigen und zunächst etwa fünfzig Wagen täglich fertig- stellen. Ford könne erst im nächsten Jahre persönlich nach Polen kommen, da er znr Zeit mit dem Bau eines neuen Wagens beschäftigt sei. Krankenhausmeuterei in Los Angeles Los Angeles, 5. August. Im hicfisiaen Sta-' ital mentertcn die Insassen und schlüge« mit improvisierten Rammwcrkzcuge« Türen „nd Fenster ein. 13 «ranke entkamen. Die Behörden nntcrdrückten den Ausstand durch eine Drohung. qrit Schrotslinten und Tränengas vorzuchen.
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