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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187209089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18720908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18720908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1872
- Monat1872-09
- Tag1872-09-08
- Monat1872-09
- Jahr1872
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1872
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Echt ßeilage M Lcip;igkr Tageblatt und Anzeiger? W 252. Sonntag den 8. September. 1872. Tagesgeschichtliche Urberficht. kor dem weltgeschichtlich» Errigniß, welch,« sich gegenwärtig tu der Hauptstadt de« Deut, scheu Reiche« vollzieht, treten selbstverständlich all» audrru Fragen auSwäniger Politik »eit iu den Hintergrund. Europa fühlt, daß e« au chum epochemachende» Moment avgelangl ist, dn sich »eit sichtbar abhebt tu der Geschichte der Völker, und da der Bürgschaft für deu Frieden der Welt srlbstredeud alle Länder thellhastig «er» deu solle», so richten sich iu diesen Tage» di« Blick« überall erwartungsvoll »ach Berlin. 3a einem Berliner Telegramm der „Köln. Ztg." »trd die Monarchen zusammen kun st ausdrücklich al« ein« vegH»u»g bezeichnet, welch« de» «»er- gischen Will« zur Aufrechlhallung de« Fri^enll nach allen Richtungen hi» zum Aulldruck bringen soll, ohne daß der Zusammenkunft, dt« «iu» per sönlich-freundschaftliche tei, trgeud «i» politischer «et zur Seit« steh«, von diesem Gefichtllpunct« au« «erdea denn auch di« Nachrichten zu wür- dtaen uud zu beurtheUen sein, welch, f«lbstv«r. fttnblich iu nächster Zeit tu großem Umfrage iu der Pr,ff« anstauch» »rrdeu. vezllglich der vielbesprochene» Mtuisterkri» si« ueigt, mau sich i» Bayern doch schon seit «tntgru Tagen immer allgemeiner der Ansicht »u, daß die Krifi« tu ein« Fehlgeburt aulllauf«» »erd«. Um de» König dabei so »euig alll »ög, lich bloßznstelle», wurde sogar iu einer Torr«, spondeuz de« „Pfälzer Kourier«" bereit« dt« »ohl- «einend« Bermuthuug aufgestellt, der König Hab« nur da« ewige Heul,» der ultramoutauen Pr,ff« über deu nahen Untergang Bayern« endlich ab- schnrid» »olle»; er Hab«, indem er Herrn vou Gaffer frei« Hand ließ, nicht« Andere« beabsichtigt, al« de» „Patrioten" »ck oeulos zu demonstrireu, daß si« nicht da« Zeug hätte», an« sich selbst «tu Ministerium, da« den ZeitverhLIlvtfsen gewachse» »Lre, zu scheffen. Bestätigt« sich die«, daun hätte di« »ltramoutane Partei a,mäßigten Bekennt niffe« ihr« Unfähigkeit, di« Zügel der Regierung zu ngretseu, glänzend bewiese», denn wenn si» »icht einmal im Stand« ist, die Winisterfiühle zu besetzen, wie kann sie daran denken, si« für längn« Zeit zu besitzen? 3st aber di« Postjet. tungllpartei hiezu unfähig, dann ist «S, uud da- rüber kann «mer vernünftigen kein Zweifel sei», »och »eit mehr di« extrem - ultramoutau« Part^. Di« Ankunft de« Trafen Taussktrcheu tu München, »elcher vor seiner Abreise au« Berliü noch «in« Besprechung mit- dem Für ßea Billmarck gchabt, dürft, »icht gerade recht geetguet sein, di« hinfiechendeu Austren- gungrn de« Herrn von Taffer neu zu belebe», vielleicht ist ,« übrigen« zu bedauern, wenn dt, parukularistisch. ultramvutane Iutrigu, in Müu che» ohne Weitere« scheitert. Daß der Tedauke überhaupt Eingang finden kouut«, und zwar ge. rade im Augenblick der Berliner Kaisrr-Zusam meukuust, in Bayern eia Ministerium au« frü Here» entschiedenen Feiudeu Preußen« zu bilden, dt« »och im Juli 1870 schwankten, oder geradezu zur „Neutralität", d. h. zu einer vorerst ver- schämten Annäherung a» Frankreich, uetgteu, au« Männer», welche spät» deu Versailler Verträge« höchst »iderwilltg eutgegeutrateu — die« bleib immer Uu Symptom, da« »icht so ohne Weiter«« veraeffeu werdeu darf. Dieser Anlauf, mag er auch nur au« augenblicklicher Lau»« entsprungen sein, hätte ein« derber« Lectiou verdient, al- ihr »trd jetzt de« Anschein Theil tverdeu »ir ähultch« „Zwischenfälle" i» Zukunft zu ver hindern.' »Sr« e« viell^cht »üuscheullwerth ge» wese», daß da« «tutstntum Taffer wirklich a» di« Arbeit gekommen uud au ihm «in Beispiel statuirt worden wäre, wohin mau heut« mit der Aufwärmung der „mittelstemtlicheu Politik" au« der Bundelltagllzeit kommt. Wir müsse» eudlick wisse«, wie nnr mit Bayer» daran find, uud di« Klarst,lluug wäre ohne Zweifel durchgreifender erfolgt, weuu de« Unfälle» de« Trollen« uud Schmolle»« da« verdirut, Schicksal i» vollem Maß« zu Theil geworde» wäre. Zur Berufung ds Geheime» Rath Hofmauu «» di« Spitz« de« hessische» Ministerium schreibt der Abgeordnete Dernburg tu der „Mai». „Lll kam» da« nur al« «tu« Haudlung de« s ti«»u« begriffe, werden, weuu Geh. Rath Hof mau, sich berftt find«» läßt, deu Vnsuch zur Neubildung einer Verwaltung in HefftU zu unter- nahmen. «r verläßt ch», Stellung, i» welcher er a» der Regierung F»e« aufsirrbenden großen Rüche« et», »hreuvolle uud einflußreich« Theil- nahm« hatte. Uud wa« findet er hier sich gegen- über? Da« öffentlich« Recht tu Verwirrung, tu deu kirchliche» Verhältnisse» «tu förmliche« Krypto« m»d Kellerrecht »ebe» de» ostensiblen Gesetze» Lin, erst, Kammer, tu welch» die Elemeut, »iutre», di« er au> de« Ministerien verdräugt hat, di« sich selbst „aull besonder»: vertrau«" dahi» beruft» haben. Zusiäud« im Laude, di« tteftr nkraukt sind, al« «au selbst aewöhnUch nimmt. Die »ltramouta», Partei tu all« um trgeud erreichbar» Orten süi «tablirt. 3m Staat«, uud Gemetudedienst di« augeftocheu» «uh augefault» Element«, wie mit vorlleb« ge hegt, d»u sie war» ja vor Allem politisch zu- verlässig. Di« Bevölkerung durch «iu« Mehr al« zwanzig,Lhrig« Mißregteruug verbittert uud v«, hetzt» geg» Alle«, wa« um der Staat«aulorität wWummhSugt, mit de» tiefst» Mißtrau» er- Bit. »elcher Geschick, welch« Mühe uud Züt wird G kost«, hte, gesund« AustLud« zu schaff»! au- ihr »och »icht feststeht, ob er aufgelöst werdeu soll, wird « erscheinen lassen, welcher, vou einigem 3ut«reff« dürften hinsichtlich der vou Frankreich in Betreff der Handelsverträge beabsichtigt» Schritt« zwei Nachrichten sein, welch« gl'ich,eilig au« London uud Triest vor- lege». Di» „Time«" publtctrt üu Pariser Tele- giamm, iu welch« »itgethellt wird, daß di« de. üglicheu Verhandlung» zwischen Frankreich uud kugland «in, sehr günstige Wendung nähmen. Die Handelllkammeru beider Länder seien einem neuen Vertrag« geneigt, uud man hoffe all, Schwierigkeit»» sehr bald beseitigt zu seh». Zu gleich wird der „3udep«uda»ce" au« Triest ge meldet, daß Herr Fouruier, der französisch« Ge- saudt» am italieuischeu Hof« beauftragt sei, Herru BBcouti - veuosta gletch »ach seiner Röck- kuuft de» Wuusch de« Herr« Thier« aullspreche», >i« Uali«tsch« Regierung der finanziellen Lag« Fraukreich« Rechuuug trag» zu sehen und i» ge- e Modificattoue» de« Handelsvertrage» zu ige». 3» d» der Regierung nahest »heudeu Kreisen herrsch, iudeß di« Meinung vor, daß 3talteu wenig geneigt seiu möchte, iu irgend welch« Modifikation de« bestehen deu Vertrage« zu willig« uud somit di« französisch» Kriegllkosteu mit ttalieutfche» Teld« zu bezahl». Di« „Nordd. All«. Ztg." sagt: Di« über da« Treib» der „3»t,r»attouale" im Haag vorliegend» Nachrichten laut» »och immer dahin, daß di« 66 männlich» und S weiblich» Bor- Münder de« europäischen Arbeitnstaade« deu Krieg unter einander ziemlich ebenso heftig führen, wie geg» da« Capital. Der Geueralrath, von »elchrm ' erhalte» bleiben oder «tuen Bericht im Druck «iuem heurigen Tele gramm »ach zu urtbetl», im Weseutllch» zu einer Apologie der Commune bestimmt zu sein scheint. Wenigst»« soll iu dem Bericht die Ver sicherung »thalt« seiu, daß seit 1848 da« Pro- letariat sich ui,mal« wieder mit solcher Eintracht um »in Banner geschaan Hab«, wie um da- der Pariser Commune. E« wird Sache der europäischen Presse sein, daran zu rrinueru, daß e« sich bet der Commune weuiger um arbeiten al« vielmehr um »ichtarbett«» haudelt«. Die Rolle, welch, der berühmt« Arbeitersold vou 1 Fr. 50 Cent, wahrend der Pariser Belagerung und iu de» Tagen der Tommnn, spielt«, ist von ganz eigen, thümlichem Gewicht in der Teuefill zener Tag«. Nachdem die blau» Republikaner dt« Mafien geg» dt, Monarchie besoldet, nahm» dies, endlich mit sehr »euig Müh« di« unverständig, Etaatllleituug selbst in die Hand uud zwar im Wesentlichen, um sich, ihr» aug,trameu uud nicht augetraute» Werveru uud wa« sonst noch in da« Rubrum „Natioualgarde" gehört«, je»» „Ehrensvld" vou 1 Fr. 50 L. noch ferner zu sichern und vor all» Dingen — am 1. April der lästigen Pflicht der «itlhllzahlung übeihob» zu sein. LS war» die« die Folg» der Belagerung von Pari« und der dadurch hervorgrrusenen Brachlegung der 3»dustrie. Di« „Eintracht", welche der General- rath so betont, hat daher ihr« sehr einfachen Ursachen. Man hatte da« Experiment mit d» NationalwerkstLtten trotz aller Erfahrungen von 1848, weuu auch i» anderer Form, wiederholt, di« Folgen mußt» dieselbe« sei». Di« Juni- schlacht von 1848 und di« Maikämpf« von 1871 find die glichen Folg» der gleichen Fehler, zu »elchem Ehrgeiz uud Leidenschaften aller Art am 24. Februar 1848 wie am 4. September 1870 da« Land fortgeriffen halt». Di« Zuckung,u iuuerhalb de« Gebiete« der römische» Kirche »ehmeu stetig immer weitere Aulldehuung au, uud di« „Augllb. Allg. Zkg/f glaubt ihr» Leser» «iu neue- Schi-ma bet d« orirutalischeu Katholiken anküudtgen zu solle«. Der römisch-katholisch« Patriarch vou Babylon, chaldäischeu Ritu«, soll beabsichtig», sich vom Latiea» zu trenn», und bereit- «tu« Protestatio» gy» da« Unfehlbarkeit«-!!)»-«» er last» Hab». C« «trd bei dieser Gelegenheit dara» «riuuert, daß Msgr. Audu, Patriarch von Babylou, sich auf de« Coucil von 1870 geg» da« »«« Dogma au«gesprochm Hab« uud iu Folge dessen vou der ultramoutan» Preff« heftig au- gegriffen wurde. Auch «uter deu katholisch» Raronttr» Syrier»« soll sich derselb» Quell« zu Folg« rin Schi«ma vorbereit«. Di« vaticauisch« lyrouik der „Gazetta d'Itafta" briugt wieder allerlei Neue« über d« Papst uud sein« Umgebung. Da« Wohlsein Sr Hei ligkeit läßt noch immer »icht viel zu wünschen übrig. Sein« Stimmung hat sich ueuerdiug« wieder gehoben, tude« er auf Fraukreich baut und auf Rußland hofft. Er ist mehr al« je »t- 3talie» jede möglich Er hat seinen störri Rathschläg« der 3«sr sch» Widerstand geg» di« Jesuit», welch« ihn vou Rom weg»bringen versuchen, aufgegebeu, seitdem sein« ZeAehuugm zu Autouelli erkaltet sind, «ameut- lich iu Folge de« Privatleben« Sr. Eminenz Lus die Römer ist der Papst fortwährmd übel Haltung bei d» letzt» für katholisch« 3»tereff» « vatica» jene geräusch vollen Ge»» aufzuführen wie früher. Pia« uimmt gar kei» Blatt vor den Mund und uenut sei», Römer Betrüger uud Etufaliöptusel, Leute, die gut sei» Demonstration» zu mach», aber »icht «tu» «»pich» Kampf mit de» Liberal» zu besteh». Mehr al« ft empfindet « dft Ah «üüüh VÜT GÜV««Ab tzßü VA» Vü zu sprechen weg» ihrer H« Wechl». Di, Sesellschafl fv getraut sich »icht »ehr t» Wesenheit seiner französischen, belgischen und hol- ändischrn Znaven, und findet endlich, daß all« 3taliener aull Einem Teig gebacken sind, nämlich "ne Muth uud Selbstoerläugnung. Die Gtsell- aft 3«s» hat einru vollständigen Triumph da vongetragen. Sir kannten die K-äfte der kleri- al» Partei ebenso gut wie die Selbsitäus lung, tu welch» Ptu« befangen war, und wollten Letzte- rem eine harte Lehr« angednhen lasten. um da« etzt« Band zu zerreißen, da« ihn an Rom knüpft. 3«tzt ist da« Maß voll, und «in Tropfen genügt, um e« überlaufen zu lasten. vir GeigeusabrikIohnF. Stratton, Gohlis-Vrw-York. „31. August. Eiu höchst interessant^, iu seiner Art »ohl einzig dastehende« Etabliffe- ment befindet sich auf ver Möckern'scheu Straß« in Sohli«. Da- Gebäude deffrlbeu wurde im Herbst 1870 erbaut uud stillt sich al« «iu drei Stock hohe« Hau« vou 130 Fuß Läng,Verstreckung mit Dampfeinrichtung durch all« Räum« dar. Di« Fabrik erfuhr am 30. v. M., wie bereit« kurz berichtet, di« Ehr« «tue« Besuche« Er. Majestät König Johann'« von Sachsen, welcher tu Begleitung de« Hofmarschall« H. L. Graf»Vitz thum v. Eckstädt, de« Geh. Hofrath« Bär, de« Oberstallmeisterll Generalmajor W. R. v. Thirlau- Rüsfiug, de« Seneraladjutauten Generalmajor- Krug vou Nidda, de» Kreilldirector« von Burg«, dorff uud de« Nmlllhauptmann« Or. Platzmaun erschteu uud da« Etabliffrmeut i» genauesten Augenschein nahm. Der Eindruck de« Ganzen uf S«. Majestät war eiu so günstiger, daß er dem Fabrtkherrn in englischer Sprach« sein« aller- höchst« Befriedig»»- aulldrückt«. Der Besitzer ist »in Amerikaner aull dem ältesten Theile dn nordamertkaaischeu Union, einem der soge nannten Neu-England-Staaten, New-Hampshire. Mr. 3ohu F. Stratton ist auch der Schöpfer de- ganzen gzwerblicheu Unternehmen«. Daffelb« hat in New. Uork eiu« groß« Filiale, wie dt« Fabrik überhaupt ausschließltch für de» Export »ach deu vermengten Staat» arbeitet. So geh» denn au« dieser großartig» Aastalt alljährlich viel, Tausend« von Geigen und zahl- reich» Mesfingblalliustrumeut, iu dt« »eit« Welt hinaus uud «füllen dieselbe vom atlantischen Ocmu bill zur Süds«« buchstäblich mit Sang und Klang aller Art. König 3ohanu konnte sich au jenem Tag« wie jeder ander« Besucher der Fabrik durch deu Augen- schitu davon überzeugen, „was durch d,e schwache Kraft entspringt", wenn fl« sich der mächtigen Hüls, de« Dampfe« versichert. Schwachi Frauenhänd« find r«, »elche di« sinnreichen Maschinen bedienen, di« der Dampf in unausgesetzter Bewegung erhält. E« ist höchst wund«bar anzusehev, wie au« dem rohen Holj-> block« Schritt für Schritt dt« Theil« de« wohl klingendsten Saiteninstrument« sich heran« ent. wickeln, wie au- den zusammeng,fügten Haupt- thrilea de« Geizenkörprr« der Boden, aull einem gleichgroßen Stück« zusammengesügtrn Bretr« di« Deck«, der Resonanzboden der künftigen Geig«, im Nu herauSgehodelt wird; wie der 3astru- mmteuhal«, da- Griffbret, der Wirbelkasten, Lauf oder Wandel, geziert mit der Schneck», ge- spenstifch rasch und dutzendweise — mau möchte sagen, sich wie vou selber erzeugen; wie daun da« 3ustrumrnt zusammengesetzt, getrocknet uud wieder getrocknet, gefärbt, wieder getrocknet uud lackirt wird, bi« e« fertig besaitet vorltegt und man auf der iuaeru Seite de« Bode»« sogar die wohlbekannten stolzen Namen „Antonio Stradivari»" oder „Giovan Paolo" heraufschauru steht! — 3u den obern Etagen befind» sich di« Räume für di« BlaSinstrumeuteufabrikation. Dort kau» mau schmuck, Trompeten amertkaut- scher Fap>u, deren charakteristische« Lußer«« Merk- mal der nach oben gerichtet« Schalltrichter ist, Tuba« aller Größen re. entsteh» seh». Di, Fabrik beschäftigt beinah, »««schließlich Arbeiters»»», nahezu auderthalb Huuderl au der Zahl. Da dies» Mädchen während der Arbeit da« strengste Schweigen an des ohl» ist, so hört mau iu der Fabrik nur da« Geräusch der Maschinen. Sonst herrscht klöstnltche Stille, unglaublich aber wahr. So ist di« Fabrik auch iu dieser Beztehuvg mnkwürdig genug. 3ed,u- fall« ist sie eiu Bewei« von den unberechenbar »erthvolleu Dieust», welche der Dampf auch auf Gebiet» der Haudiudustri», di« bi«her au«fchltetz- lich der langsam und wenig auf einmal schaffen den Arbeit de« einzelnen Kunsthandwerker« au- zugehöreu schien», zu leist» vermag, uud gewährt «in« Perspectiv« iu «in« de« Dampf, immer größer« Roll« zuthrtleud«, vielleicht nicht fern, »och großartig«« Zukunft. ' Verschiedenes. — Der Aufruf Erfurter vürgerfrau«» bezüg. lich der Preis, läudlicher Product« hat eiu» Laudwtnh in Harnisch gebracht. ,,E« steht sagt der betr. Laudwirth, „nicht in der Gew« de« Producenten, deu Prri« seiner Marktwaare» zu bestimm» Könute» wir da«, so wär» »ir glücklich, Leut«, und e« würde «her möglich seiu. unser Capital anuäherud audereu Arbeit«- und Lapiialanlageu zu vermehr». Hat man (tu der Stadt) Gelegenheit gehabt, j»e Producenttn zu beobacht», dt« ihr« mühsam »sparte» Product« zu Markte bringen, um sich dadurch Einnahmen zu verschaffen, durch dt« sit beinah« ausschließlich dt« lausevden wtrthschaftlichen Ausgaben bestreiten sollen? Hat man Gelegenheit gehabt zu beob achten, unter welchen Opfern an Zeit und durch Abspar» am eigenen Mund« die« möglich ist? Hat man Gelegenheit gesucht zu erfahren, wie hoch dt» Erzeugung dieser ländlichen Marktwaare» zu stehen kommt? Wen« z. v. jene Erfurter vürgerfrau» und mit ihnen dft anderer Städte unll Preise bestimmen wollen, so ist die« uur dadurch möglich, daß sie einer Lteblingsspeift so lauge entsag», bi« der Prei« derselbe« im Ein klang mit ihren Ansichten uud Mittel» steht; können si, da« nicht, so müsse» sie sich de« der- maligen Preis« fügen. Wir aus dem Laude müsse» so viele« entbehren, wa« wir ebe» so ger« wir dft Städter genießen «öchteu, müssen e« aber »tbehr», »eil ^ uu« »u theu» ist. Oder glaubt der Städter, daß Kaffe«, Zucker, Fletsch uud ander« Artikel, die vir au« der Stadt bezftheu, billig find? 3ch kann da« nicht behaupt,u. Oder geht man vou der Ansicht au«, der Laudmau, sei uur da, um den städtischen verkäuferu jeden ge forderten Prei« zu gewähr», sich dagegen di« Preise feiner Berkauf-arltkel beliebig von jenen bestimmen zu lassen? 3«der sucht sein Anlage- capital so hoch «t« möglich zu verwerth». Di« Erfüllung dieser Pflicht bedingt dft Wohlhaben heit der Bevölkerung uud dadurch de« Staate«. 3«d«r muß nach seinen Kräften zu schaff» such», veetuträchttgungeu der Marktfreiheit bat d««halb der Staat sorgfältig zu vberwachru und «v. e»«r- gisch zu beseitigen. Dt, Markttmuult« betreffend, finde» wir in deu meisten Fäll», daß fl» vou Elementen aullgehen, di« bet uuzureicheude» Mit teln daffelb« Wohlleben führen möchten, al« bester fitutrt, Stände uud durch Tumult« Stadt uud Land wider einander aufreizeu. Wir gönnen 3ed«m sein Verdienst, wünsch» uu« aber auch in der Ausübung unser,« Berufe« daffelb« Recht und denselben Schutz wie Andere!" — Papa Wrangel hat schon viel Verdruß mit dem Mir und Mich gehabt und hätte s. Z. beinahe kein» Frau bekommen. „Herr Baron, sagt« er zu dem Herru, best» Tochter er hetratheu wollt«, ich bin kein Freund vou Umschweife«, wollen Sie mir 3hr«uSchwiegersohn nenn»?" — Sehr gern, lieber Wrangel, aber ich denk«, Si« kenne» ja meivrn Schwiegersohn schon laug«! — Wrangel sah, daß er mißverstanden wurde und nahm üueu neuen Anlauf. E, schütftlt« lächelnd deu Kopf und fragt,: „Herr Baron, darf ich 3hn«u meinen Schwiegnvatrr »«»»»?" — Der Baron war noch mehr überrascht. Wa«, rief er, find Sie den» schon verheirathet? — Nun riß dem Werber dt, Geduld und er bat schlankweg um dft Hand der jüngsten Tochter. „Vas hat mit ihrem Singe« Die Lorelei gethan!" ES fitzt auf ihrem S'ein Dir blonde Fei im Rhein ; Sie spielt auf ihrer Harfe fein Und lullt in Schlaf dt« Rieftu «in: Di« starken Nidelunaeurecken. Dt« sich am Ufer trag, strecken. Si« träumen vou dem Hort, Wie «inst im Rhein« dort Der schlimm, Hage» Uber Bord Ihn warf mit einem bös» Wort: Dem Feind«, der dich «inst will heb», Sollst Tod du uud verderbe» geben. Si, schlafen tief und fest, Ob « drüben auch im West Sich lustig regt, im Dracheunest, Da« seiu, Jung» flattern läßt. Sie schnarchen weiter ohne Sorg», Al- wär'« noch weit — noch weit vom Morgen. Nun ist verstummt der Saug, verhallt der Saiten Maua; Da« Weib gelehnt am Felsenhang Di, Arm' um ihr« Hais, schlang: Doch all, ihre Sinne lauschen — Wohl auf de« grün» Rheine« Rausch»? O »ei»! o nein! o »ei»! St« springt empor vom Sich» Und stößt heran« ein wilde« Schrein, Da« dringt hiueia tu Mark und Bein: Waffen! ihr stolzen Nibelung«! — Hei sind di« Schläfer ausgesprnng«! um Schwert, greift dt« Kaust! »er Sturm au« Ost» saust, — Eia wilde« Lied vom Stein« braust, vor dem der Meuicheoseeft graust: Hoch ragt da« Weid gleich chu», Thurm«, Wüst wallt ihr Fen,rhaar im Sturm«. Da schreiten über Feld Di« Schnitter, Held bei Held, Und wo da« Gra« zu Boden fällt, Ein Strom vou Blut und Thrän» quellt: So hat der Fluch de« schlimmen Hag» Di, Räuber deutschen Hon« erschlag,». Ihm half dt, blond« Fei vom Stein, dft Lorelei; Dt, rief zur recht» Zeit herbei Di« deutsch» Rieft« ftank und frei: Dt« haben »uu aus« neu errungen Deu güldu» Hort der Nibelungen!
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