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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188212164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-12
- Tag1882-12-16
- Monat1882-12
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1882
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Erscheint täglich früh «'/. Uhr. Lkterti«» »»d Lr»ktUi»u I>hm>ne«dnffe 38, Aprech-»«-«» der Reßdrtid»: Bormitts,« 10—12 Utzr. Nachmttta«« L—4 Ubr. >A W» u»r si«>»»cn»i« Och Annnd», »er für »le »4ckftk»l,md« Nummer dektimm»»« Anleraie „ ttscheui«,« dld 8 lldr Nnckmtttn,«. a» r««n-»nd Fes»»«,,«srntz di«Utzr. Z« >k« /ili«lm skr Zns.-A»»«l>«e: ktt« Klem«. Universitötsürahe 21. L««i» Lösche, Katharinenkraße IS, v. nnr dt« Utzr. npMrr.TMblM Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 17,88«. Adonnnnrnisvrr,» menelj. 4'/, Mk„ tncl. Brmgerloka ü Mk.. dura, die Lost biogen 6 Mk. Jede einzelne -tuinmcr 2ö Pf. Beleg ezemoiar 10 Ls. Brbüdren >ür Lzrrabeilage» oline Loübeiöroeruug 38 Mk. «I» Loilveiöroeruag 48 Lik. Inserate üqeivalten» Petitzeile SO Pf. Größere Lchriiien lam umcrem Lreit- srrzeickniß. Tabellarischer Lu? nacv dSherrm Tarii. Lrctamrn nnter den kedactionsltru» die Loaltzeile üO Li. Imeratr sia» nerS an die chppevirts« zu ieaoea. — Rabatt wird man gegeoen. gaviaoi prTouuuieruuao »der dura, Lost- »aainamne. ck3Z0. To «nabend den 16. Deccmber 1882. 76. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 17. Deeember, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeMlon äes I.vlprlxer ^Lxelrlatte». Amtlicher Thetl. Nrtmillmchimr. Nach tz. 4 de» nachstehend« adgrvruckl« Regulativ« der Frieden-stlstung sind die Unterstützungen au« dieser Stiftung am Tage de« Frieden-schlnsseS, sonach am 2. März, zu »er« theiten und fordern wir daher Diejenigen, welche um solche Uutsrstützuugeu nachsuchen wollen, hierdurch auf. ihre Gesuch« bi« zum Ll. Januar 1SSS mit den nvthigea Bescheinigungen bei »n« einzureichen. Später« Anmeldungen würden für die«mal unberücksichtigt bleiben müssen. Im Uebrigm verweisen wir aus unsere nachstehend wieder abgedruckte Bekanntmachung vom 2l. Juni lb?5. Leipzig, am 11. Tecember lS82. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. L Bekanntmachung. Nachdem wir die Bestimmungen de« Regulativ« für die Friedensstiftung der Stadt Leipzig in einigen Punkten unter Zustimmung der Stadtverordneten abqeänvert haben, bringen wir da» abgeäudert« Regulativ nachstehend zur allgemeinen vetannlMchimg. Mola,. de« i». Tecrmder 1882 8 Ubr NacknnittaaS solle» Im Genndßdck» Serbnrgftraße Rr. 4 allhler 1 vnchdrnckerschnellpreNe. 1 Priindreffe» 1 Ltetndrnck- preß«, L Lchuetdemsschine und 2« Lt»tz««rndtziefteioe öffentlich an de» Meiftbieteadeu gegen sosorlige Baarzahlnng ver steigert «erde». Leipzig, de» IS. Tecember 1882. Thierbach, Serichttvoll-ieher. Auclion. Montag, de« 18. Teremder 1882, 10 Uhr vormittag«, srllen ans einem allhier Llsterstratze au der Brücke gelegenen Ren da« Rüstftämme, KarrenhSIzer, StreckhSkzer, Pfosten, Schotzriegel, Iklammern, Leitern. 1 üalnvind« mit Kette, 1 eiserne Bauwinde, 1 grsße« Ta«, 1 «aftenkarre, 1 Bteinbock x öffentlich a» den Meistbietende» gegen sosorlige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, de« 14. Leeemder 188L Thierbach. Gerichlsvollzieher. Vekaunlmachuvs. s 1. Der Zinsfuß be< Stistungdcapitaled au LO.aoo ' a»f » Prvemt jährlich s«-g«1stzt. Di« Linie« l«uh« »»« 1. Januar 1821 «u tz. 2t^mr Zinse« »erde« verwendet zur Unterstützung solider in Leipzig wohnhafter Invalide« «nd Angehörigen von Gefallenen oder verstorbene« Invalide» au« dem Krieg« 1870/71, die einer Hilfe dringend bedürfe«. Sin Ztegelelgruadstuck, mnnlttekbar westlich an der Stadt Grimma neben dem Reitplatz der Garnison gelten, «t» «wem Areal von ungctitzr I Hektar 68.2 Ar »der 3 Acker 1> O Ruthen. mit Wohnhaus, Brennofen und Trocken« schuppe» verseheo, mtt bedeutenden Lehmlagern, deabsichtige» wir zu veräuher». Bo» zwei Seiten sind miS bereit- je IrhOVO ^l dafür geboten worb«. Weitere Gebote »edme» wir noch 8id mit de« 8. Launar >888 a, und sind dieselben au unser Mitglied Herrn Stndtrath TadcrksM hier, Nr. 218 -rnueustrn-e, iu richten. Grimma, de» IS. Tecember 1882. Ter Klrchenvorftand. v. Grohmauu. HoljvrrkSufe SbersörScrei Loruau. I. Schutzb. Vdnertzn««, 21. Deeember er-. Morgen« 10 llhr, t» Schlage Jagen 130 am Ankerwege. Nutzst*»««: «ich«, 108 Stück mit ISS Fest«. Buch«, W Stück. Kieler, 3- Stück mit 70 Mm. ' Schelte »ad Kviipdel: stich« üSRaum». Buche» 30Lm«ma. kAeferu 21 Raum«. Äkisia 442 «wo»». II. Schutb. >NDch8««4» 22. Teöwubrr er-. Morgen« 10 Uhr, fer» «Stück. Rntz, > Raum». Kiefern 78 Raum«. Gd«i»ttch« vderfßrstrret. M^ÄchanVl > chatte «nd Ki Reisig 808 Raum». tz. S. Ueber die Gewährung der Unterstützung beschließt ine au« je S Mitgliedern de« Rath« und der Stadtveror» IhhtUUUNUßUstl, wte» zu »ildende Teputatioa. ^ ^ * «ne nete« H. 4 Die Lertheitung der Unterstützungen findet regel mäßig alljährlich am Tage de« Frieden-schlusie« statt; au«> uahm«weise können Unterstützungen auch außer dieser Zeit »ach Ermessen der Deputation gewährt werden. G. 8. Ueber Einnahmen und Ausgaben wird der Rach alljährlich Rechnung ablegen. ß. 8. Abänderungen diese« Regulativs bleiben dem über» sinstimmenden Beschlüsse de« Rath« und der Stadtverordneten porbehalten. Leipzig, am 21. Juni IS7S. Der Rath der Stadt Leidig. vr. Koch. Nachdem Herr Ferdinand Gose»ts«h die ihm ertheilte ^ Eoncefsion zur gewerbmäßigen Beförderung von Auswande rer» »ach überseeischen Häsen und Abschließung hierauf be- I züalicher Verträge im Aufträge der Niederländisch - Amerika» !»ischen Dampfschifffahrt««Gesellschaft zu Rotterdam, de« Zwanenburg in Amsterdam »ad der Herren von der Becke und Marsich. General-Passaae-Agenten der Red-Star-Line ^ in Antwerpen zu rückgegeben hat, wird diese Erlediauug der sämmtliche» Wosewifchlchen Auöwanderuug«-Agenturen hindurch zur öffentlichen Seuatniß gebracht. Leipzig, am 12. Dewmber 1882. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Uhl«««. tztkaiiwlichinr. Nach tz. 8 der ort-statutarischen Bestimmung« über den chalaalschah der Stadt Leipzig haben in letzter« jährlich S Kaadt-e Sch»l«a«aee, »ater deuea t»d,ste«S > Dteeetorea sei» «üffen, neu einzutreten ,.nd e» sind diese 4 Mitglieder von den Direktor« und sämmt- lichen ständigen Lehrern und Lehrerma« der hiesig« städti- ""eu voltsfchuleu zu erwähl«. Jade« wir hiermit die Dahl für da« Jahr 1883 aus Soaaadead, de» 16. diese« Monats, -tachiatttag« voa G bis tt Uhr, nberaumen, ersuch« wir die Herr« Direktor« «nd ständigen ithrer «ad Lehrerin»« der hiesig« städtisch« Bolk-schmen. ! Stimmzettel in der genannten Zeit t« Saale der viir-erschaie peessaitch aizugeben. Leipzig, am 8. December »882. Der Sch»la»«seh,8 der Stadt Letpzta. 1^. Panitz. Schnert. SrßektUche Ilemr-LItmi» »er Herdelrlienner Tie«d1ck,. de, 18. Teennder 1888, 7ld«d« 4 >hch t« der« Sitz»n,«s«aie. Ne««ertt 1s, X , „ Ta-edord»»»>: AkßtkrmchG. Blicht »der de» TI. r«tsch« s«,d«1dt»» ^ . swgl über dl. Teimirtrn^onscren, in «erliu. da« Projekt rinrr »roe«««!« Bdrsenstruer betreffend. Düuderuu, »er -eich*p«»rd««,^ ^ de« Ha«d»ait»ian«» der La»d«Idra»«er u«d »« >tzu»ü«f«d«. Eine /rage des Strafvollzugs. Denn wir von einem verscholl««, der un« Interesse ««flößt. Nachricht erhalt«, so ist un« diese Nachricht an sich willkommen, gleichviel ob sie eine angenehme oder unange nehme ist, weil sie un« die Sicherheit gewährt, daß Ler Todl- geglaubtr überhaupt noch eMirt. So erging e« vielen von iw«, al« in dies« Tagen die Nachricht über eine Bestimmung de« in Vorbereitung begriffenen SrafvoUzugSgeseyeS durch die Zeitungen lief. Wenig« hatten sich noch der Hoffnung hingegeb«, daß mau iu Rrglerung«kreiscn au diese uothwendige Ergänzung der deutscheu Iustizgeseygedung denke, denn die Nachricht, daß die Vorarbeiten zu einem deutschen Strasvoll- r nachgerade ES aai> nicht . g Vieser Nach richt und der nachfolgend» Dementirung durch die Thalsachen ihre Genugthuuiig darüber nicht verbergen konnten, daß ein so wichtige«, ans di« Zukunft unsere« Recht«leben» so einfluß reiche« Gesetz nicht m der rückschrittlichen Aera, in der wir gegenwärtig leb«, zu Stande komme, weil e» sonst nothwen- kigcr Weise d» Stempel dieser Epoche dauernd an der Stirn trag« müsse. Da fe» rin Aufschub bi« zur Wiederkehr einer besser» Zett. ein«, liberalen Aera de« baldig« Erlaß de« hwendigen Gesetze« vorzuziehen. Wir können dieser Ansicht ein« Berechtigung nicht ab sprech«, halt« aber dafür, daß an« diese Sachlage nicht abhalten kann und darf, einzelne Fragen au« der wichtigen «nd umfassend« Materie de- Strafvollzüge« schon jetzt zu di»kutir«, namentlich wenn dazu Miltbeilungen über Be stimmungen de« Entwnrfe« den Anlaß groen, damit zur Zeit de« Erlasse« di« Meinung« über diese streitigen Punkte hill- länalich gekUrt sind. Die wtzt voa der Presse mttgetheilte Bestimmung, welch« in de» »ntwurse de« Strafvollzug-gefetze« Aufnahme finden soll, dahin gehend, daß Gefangene, welche mit dem Ver lust der bürgerlich« Ehrenrechte bestraft find, im Di«ciplinar» weg« »it prügeln bestraft werden können, gewinnt in diese« Augenblick ein« erhöht« Bedeutung, wo im preußischen Abgeordnetenhaus« ei« Interpellation eingrbracht worden ist, welche über dl« Stellung der Regierung zu der Handlungs weise eine« schlestsch« Guilbesitzer« und AmtSvorsteherS. de« Baron von Rotenhan. An«kunft verlangt, der von Amti iect« zur Anwendung kommt, so würden wir unbedenklich für die Anwendung derselben in solchen Fällen eintreten. Es aiebt eine ganze Reihe körperlich kräftiger und widerstands fähiger Gefangener, die wegen BrutalilLtsverbrechen ihre Strafe verbüßen, die in der Freiheit gegen ihre Mitmenschen in jedem Augenblick mit Messer und Knüppel operiren, welche» t< ganz heilsam wäre, wenn sie einmal am eigenen Leibe fühlen müßten, wie wehe derartige Mißhandlungen tbun. Sonst vermögen wir aber in der Peitsche ein vernünftige», zweckmäßiges und gerechte« Strafmittel nickt zu erkennen. Daß der Stock de- Büttels ein Universalheilmiltcl gegen die sitt lichen Schäden der Gesellschaft nickt ist. daS beweisen klar die Zeiten, welche hinter un» liegen, und in denen dieseo Skrasmi'tel eine umfangreiche Anwendung fand, ohne daß dadurch die Zahl der Verbrechen und Vergehen irgendwie geringer gewesen wäre. Im Gegentbeil hat die crimiua- listiscke Ersahrnng scstgestellt, daß die Rohheit der Verbreche» in gleichem Lerhältniß steht zu der Rohheit und der drakoni schen Natur der Strafen. Bon den Zwecke», welche die Wissenschaft für die Strafe überhaupt aumellt, der Abschreckung und Besserung des Ver brechers und der dadurch lxrbcigesuhrlen Sickerung der Ge sellschaft, würde die Prügelstrafe doch nur dem Abschreckung«, zwecke dienen. Bon einer Besserung könnte dabei keine Rete sein. Dir haben schon oben gesagt, daß wir unter gewisse» Umständen auch einmal eine rein abschieckende Strafe durch aus am Platze halten, aber in der Regel wird die bloße Abschreckung die erhoffte Wirkung nicht üben, sondern der locialpolitische Zweck der Strafe wird am sichersten durch bessernde Strafmittel zu erreichen sein. Hierzu kommt, daß ein Hauptersorderniß deS Strafmittel« di« Gleichartigkeit der Wirkung aus alle vcn ihm betroffenen Verbrecher sein sollte. TaS begangene Verbrechen erfordert bei allen Derurtbeilten gleiche Sühne. Es dürste also nickt eine Strafe zur Anwendung kommen, die in ikrer mechanisch gleichen Art den Einen viel härter trifft als den Andern, obwohl Jener nickt« Schwerere« begangen hat als ! ieser. Das würde aber m-chr wie bei allen ankeren Strafmitteln bei der Prügel strafe der Fall sein. Der Schwächere würde durch dieselbe viel Härter getroffen werden al« der Kräftigere; der Mensch, der-pie Röthe d« Scham noch nickt ganz abgelegt hat, viel schwerer alt der schamlose, robe Patron. Bei allen andern Straf« hat wenigsten« der Strafende die Rcgulirnng der Strafe vollständig in der Hand, bei der Prügelstrafe nicht. "Man kann eine Freiheitsstrafe härter und leichter gestalten, aber die Härte der Prügelstrafe hängt lediglich von der Armeskrast de- vollziehenden Büttel« ad. Diese Erörterung von der relativ verschieden« Wirkung der verschiedenen Strafmittel auf die verschiedenen Individuen und von der Nothwcndigkeit einer gleichartigen Wirkung führt un« auf einen Wunsch, den alle Wohlmeinenden in Bezug auf unser neue« Strasvollzugsgesetz hegen müssen, nämlich den einer größeren Indivivualisirung. damit der Richter nach Anhörung de« Arztes die Strafe mehr nach der Individualität de« Verurtheilten ab messen und scststcllcii kann. Heute, wo die Gesängniß- strase an Allen gleich vollzogen wird, büßt beispielsweise der wegen Preßvcrgehen verurlheilte Redackeur sein leichtes Ver leit de« Socialistengesetze«. E» ist kaum möglich, den Interessen der verführten Arbeiter mehr zu schaben, als es heute und gestern die beiden Socialdemokrakcn gethan, die sick io gern alS die berusencn Führer der Arbeiter ausspielen. Die Erklärung deS sächsischen Ministers v. Nostitz-Wallwil. daß e« unter seiner Würde sei, mit Revolutionairen sich ni eine Debatte cinzulassen. erntete denn auch Len vollen Beifall deS HauseS. Alle« in Allem können die staalöerl>alle»doli Parteien mit dem Ausfall der heutigen Sitzung wohl zu frieden sein." * Die Abstimmung über dm von dm Socialdemo kraten und der VolkSparlei gestellten Antrag, welcher ausspricht, daß die dem Reichstag vorgelegten Denkschriften eine genügende Rechtfertigung zur Verhängung de« „kleinen Belagerungszustandes" nicht enthalten, hat eine unmittelbar praktische Bedeutung nicht, da dem Reichstag ein Widerspruch gegen diese dom Bundesrath beschlossene Maßregel so wenig zusteht, wie die Genehmigung derselben. Indessen läßt das Resultat der Abstimmung einen ziemlich sickern Schluß aus die Slellung des gegenwärtigen Reichstag» ^ur Frage einer Verlängerung der Gültigkeit keS Eecialislengesetze« zu. und insofern ist die Abstimmung von sehr großer Wichtigkeit. Da« Gesetz läuft bekanntlich am 30. September 1884 ab und sonach wird im nächsten Jahr oder spätesten« im Frühjahr lbS4 der Reichstag vor die Frage der Erneuerung gestellt werden. E« haben sich zwar verschiedene Redner dagegen verwahrt, al- ob die Ab stimmung der Stellung zur Frage der Erneuerung des Socialistengesetze« präjubicire, allein die Thatsache, daß sowohl da» Ccntrum al« die liberale Bereinigung gegen dcn Antrag Blo« stimmten, eröffnet doch ziemlich sichere Aus sicht, daß diese Parteien auch einer Ver längerung de« Gesetze« zur gegebenen Zeit zustimmen werden; wenigstens habm sie l>ch sehr gehütet, sich in gegentheiligcm Sinne zu engagiren. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" unterzieht sich, ol scheinend im höheren Auftrag, heutedcrMüheHrn.W indtho - ob seiner Taktik den Pelz zu waschen. Da« „freiwilliH-go verncmentale" Blatt schreibt: „Der Abgeordnete Wind) Horst sagt, der Reichskanzler hätte sich in die Lage set" können, die von dm Interpellanten begehrten Gründe an geben. Wir wollen über die faktische Möglichkeit davon nicht streiten, obwohl sie streitig ist; aber wir würden von dem Herrn Abgeordneten gern eine gutachtliche Aeußerun z darüber sehm. wie der Präsident de« Reichstag« e« etwa an- zusangcn hätte, auf eine Interpellation einiger BundeSrathS- mitglieder die Gründe amtlich zu constatirm, au« welchen eine Majorität de« Reichstage« dem letzteren vorgelegte Be schlüsse des BundeSrakbe« einfach zurückgewiesen habe. In dem Verkennen der verfassungsmäßigen Gleichberechtigung^» BundeSratheS mit dem Reich-tage. al« nach Mehrheit ab- ttimmciider gesetzgebender Körper, liegt eine Mißachtung der verfassungsmäßigen Rechte de« BunveSrath«, welche in selt samem Eonlrasie steht mit der Geflissentlichkcit, die gerade die Eenlrunispartei in anderen Fällen so oft zur Sckaü getragen hat. um den BundeSvath gegen Ucbcrgriffe unitarischer Ge lüste de« Reichstag« in Schutz zu nehmen. Ganz ver gehen unendlich schwerer al» der rohe Pakron sein Verbrechen, ^ da der letzter- nickt selten im Gesch.gniß d.e gleiche, wenn ° ^l''?^ , 2 ° nicht noch -ine bessere Lebensweise hat, alS in der greibeit. '"-""scr T.Scus,.°n auf,d>e angeblich gr^c Majorität - Die Gerechtigkeit gebietet, daß auch in der Strafe nicht Jedem da« Gleiche, sondern Jedem da« Seine gegeben werde. ein vierzehnjährige«, de« Häu«viebstähl- verdächtige« o^>er überführt«« Mädchen i« Ltdeiplinarwege «it Prügeln be- straft hat. D»»it ist di« Wiedereinführung der Prüaelftraf, ans di« Man kann nicht eint ra-advrdnnng gestellt. einwendm. e« bandle sich hier nickt um ei» richterliche« Straswittel. sende« nur um eine Di«eiplinar- strase. Der Gtrafvvllzng bildet «inen wichtigen vcstandtheil der richterlichen Strafgewalt. E« kommt bei der Feststellung de« Strafmaße« nicht nnr auf die Höhe, sondern auch aus die Art «nd Waise der Strafe an. Mit der Aberkennung der bürgerlich« Ehrenrechte würde also der Richter bv- dingungdweise auch dir Prügelstrafe im Wege de« Stras- izo«d über den vernrtheilten verhängen. Ja e« wäre vielleicht »utrr Umstände» »eniger bedenklich, dem «nab- hängia« Richter direkt eine derartige Brsugniß zu geben, al« sie in die Hände abhängiger Venvaltungsbeamteu zu leae», di« dnrch d« täglich« nicht gerade angenebinen Der- kehr «it de» Gesang«« leicht jene Ruh« «,b Objektivität de« Nrtheils verlier«, di« znr Strafabmessnag erforderlich ist. Vir -eh« nicht ans jene» krankhaft human« Standpunkt, daß nnter all«« Umständen und für jedes Individuum eine Tracht Prügel «i» verwerfliche« Strafmittel ist. und wenn mau di« richtißt«^ klare» Vorschriften zu sinden wüßte, nach den» dias« Straf« nur bei dafür burchau» geeignet« Sud- Leipzig, 16. Deeember 1882. *Au« dem Reichstage wird un« vom Donnerstag geschrieben: „Zur heutigen Sitzung de« Reichstages waren neun Nummern aus die Tagesordnung gesetzt, wovon indessen nur eioe ihre Erledigung fand, obwohl die Sitzung über fünf Stunden währte. Es war die gestern vertagte Berathung der Denkschrift über die Ausführung deS Socialistengesetze«. Da« Hau- war in der ersten Zeit nur schwach besetzt, während die Tribünen überfüllt waren. Dieselben boten einen eigenthümlichen Anblick. Einerseits be fanden sich aus denselben sehr viele Socialdemokratcn, welche gekommen warm, um ihre Apostel sich wieder einmal recht auStoben zu sehm, andererseil« warm recht viele Börsen- leute vertreten, welche geglaubt hatten, daß der Antrag V. Wedell-Malckow über die procentuale Börsensteucr noch zur Verhandlung kommen würde. Wenn diese letzteren Besucher der Tribünen sich auch hierin getäuscht sahen, so wurden sie doch andererseil» durch dm hochdrama tischen Eindruck der Sitzung entschädigt. Schon vor dem Eintritt in die Tagesordnung entspann sich in Folge der Erklärung de« bähe rischen Gesandt« Grasen v. Lercken- seld eine kurze TiScussion. Derselbe erklärte, daß er keinen Auftrag habe, da« Volum Bayern« in Bezug aus den Antrag de« Reick«tage« weg« Aufhebung de« EppatriirungSgesetzes, bezw dessen Begründung mitzutheilen. Diese Erklärung be sagt einerseits Nicht«, andererseits doch sehr viel, und Beide« wurde von den Herren Windthorst und Hänel constalirt. In der Fortsetzung der Socialistendebatte be gründete Herr Hänel den Standpunkt der Fortschrittspartei. Aber auch heute zeigte sich, wie verworren die Ver hältnisse innerhalb dieser Partei sind. Während die nationalliberale Partei e« gar nickt für erforderlich hielt, überhaupt ihre ablehnende Stellung gegenüber dem socialdemokratischm Anträge zu mokiviren, sprachen von de» Fortschrittlern drei Redner. Der preußische Minister v. Puttkamer hob mit Reckt hervor, daß die Ausführungen »e« Herrn Hänel nickt erkennen ließen, wi rr sich zu dem socialdemokratischm Anträge stelle. Daraus nahm der fortschrittliche vr. Wen dt au» Hamburg das Wert, um sich al« Republikaner zu bekennen und überhaupt «kennen zu lass«, daß er nicht sehr fern stehe von den An schauungen der Socialdemokraten. Und schließlich ließ cS auch Herrn Richter keine Ruhe, er mußte zeig«, daß auch er, nicht blo« Herr Hänel ein „Führer" der Fortschrittler sei. Er sühllc sich aber auch be- wogen. Her« Wmdt von sich abzuschüttrln, der in der Tliak ein «oknnt tsrridlo der Partei zu sein scheint. Herr Stöcker zeigte beute eine noch größere Ideenarmnth al» sonst, so daß selbst seine politischen Freunde sich de« Gähnens nicht erwehr« könnt«. Da- den Vertreter der Eocial- demokratm. den Abg. Grillenberger, betrifft, so sprach er zwar mit vielen, Feuer und Erregung, nahm e« aber mit den Tbatsacken nickt sehr genau und führte durck jeiaeRebc den besten Beweis für di« Nothweuvig- 233 gegen I2L, also jedenfalls nickt zwei Drittel — genom men hat. Wo beginnt denn im Reichstage die MajorilätS« zisfer. — vielleicht bei zwei Drittel —, welcher der Bunbes- rath sick ohne Widerspruch zu fügen oder bei der er im Falle seiner Aichtuntcrwersung unter die Beschlüsse deS Reichstags sich vor dem Forum deS letzteren über seine Motive zu rechr- scrligen hätte? Dergleichen Angriffe aus die Grundlage» unserer mit Mühe zu Stande gebrachten Verfassung haben kein andere- praktisches Ziel, al« daS der Alleinherrschaft der jedesmaligen ReichStagSmajorität. Daß dieses Ziel gerade von der EentrumSparlei erstrebt wirv, ist ein Novum, und eS kann sehr leicht bei veränderten RegicrungStendenzen der Fall eintreten. daß die EentrumSparlei gegen MajoritälSbc schlüsse keS Reichstage« die Nemedur deS BundeSraths ein mal anruft und ihrerseits einer NcichStagsmajorilät gegen über steht, welche dann auch vom BunveSrath Rechenschaft über die Motive seiner Mehrheitsbeschlüsse fordern wird. Die verbündeten Regierungen stehen in ibrer Gesaminkheit für km Schutz der versaffungSmäßigm Gleichberechtigung deS BundeSraths ein und werden diesen Schutz um so vorsichtiger und um so genauer zu üben haben, je mehr Verbreitung unter dcn verschiedenen Partei« die Tendenz gewinnen sollte, die Autorität de« BundeSraths herabzudrücken." — Wir wollen abwarten, ob dieser Drohung der „Norbb. Allg. Zkg." ent sprechende Schritte der Regierung folgen werken. Jedenfalls bereitet Herr Windthorst dem Reichskanzler von Tag zu Tag mehr Verlegenheit«. * Die Commission de« Reichstage« für die social politischen Gesetzentwürfe Halle, al- sie in die B-- rathung der KrankenvcrsicherungSvorla ge eintrat, sich die Entscheidung darüber Vorbehalten, ob sie nach der ersten Lesung derselben sosort in die Berathung de« Unsallver- sicherungSenlwurf« eintreten oder erst die Krankenver sicherung auch in zweiter Lesung erlekigm wolle. Da beide Vorlagen durch die Bestimmung, daß die Unterstützung auch der durch Unfall Verletzten bi« zur Dauer von l3 Wochen aus die Kraiikcncaffe übernommen wervm soll, in oraanischcr Verbindung mit einander stehen, so schien der erster« Weg der logisch richtigere. Im Verlaufe ihrer Arbeiten hat die Evm - milston indeß au« der KrankenversicherungSvorlaze alle Be ziehungen aus da« Unsallgcsctz vorläufig entfernt, so daß die Möglichkeit gegeben war. dieselbe für sich allein zu Slande zu bringen. Nunmehr hat sie sich, nachdem am Dienstag die erste Lesung deS KrankenversichcrungsgesetzeS bcciidel war, in der Thal dahin schlüssig gemacht, zunächst in die zweite Lesung desselben einzutreten und den Unsallentwurs hinaus» zuschicden. Die die Dinge liegen, kann man diesen Beschluß mir mit Befriedigung begrüßen. Durch die Eröffnung der Berathung de« Uiisallgescye« >m gegenwärtigen Augenblicke wäre daS ganze Werk inS Unabsehbare binauSgezogen worden, während jetzt gegründete Aussicht vorhanden !st, daß wenig sten« daS Krankcncassengrsctz nock in dieser Session rum end gültigen Abschluß gelangt. Wir würden freilich sehr bedauern, wenn die Unfallversicherung-Vorlage nicht mindesten« eine gründliche Co»i»iissio»rberalbung erführe und hoffen auch neck, daß dieselbe wirklich erfolgen wird. Indeß. wenn die« Gesetz einstweilen noch nicht zur Voll endung lommt, so kann da» der AuSrcisung dieser
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