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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.08.1929
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1929-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19290807029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1929080702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1929080702
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- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1929
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«ittwv». 7. August isrs Mon antwortet aut Gnowdens Vorstoß ,M mgMe Sarstellims ist Mt zutresteud!" Am die Leitung -er Beute von uufcrem Sonderkorrespondenten bei der Haager Konferenz Im Haag. 7. August. Die Generaldebatte nahm heute ihren Fortgang» ohne irgendeine Annäherung oder eine Mil. derung -er Gegensätze zu bringen. Jede Macht trägt in aller Schärfe den Standpunkt vor. wie er aus ParlamentSdcbatten, Regierungserklärungen und aus der Presse längst bekannt ist. Man unterstreicht die wesentlichsten Punkte sogar noch. Mit Spannung wurde nach der gestrigen Snvivdeurcde, die vor allem im französischen und italienischen Lager sehr verschnupft hat, die heutige Antwort des Franzosen Chöron erwartet. Der beleibte, gutmütig aussehcnde Herr verzichtete aber aus direkte Polemik mit den Engländern und begnügte sich damit, den französischen Standpunkt noch einmal auösührlich dar- zulcgen. Trotz aller Mäßigung im Acußcrlichcn ist cs klar, daß der Standpunkt Frankreichs so ungefähr das Gegenteil des englischen ist. Der Italiener MoSconi tritt dann völlig an die Seite der Franzosen, da die Italiener gern neben Frankreich die Hauptgewinner von Paris sind. Er verliest Teile der letzten Senatsrede Mussolinis, in der die Unabänderlichkeit des Aouiigplaues verlangt wird. Das Klagegeschrei Rumäntcnr und Portugals über ungenügende Berücksichtigung ihrer ge rechten Tribntforderungen an Deutschland erklang heute a»S dem Munde TituleScus und des Portugiesen UNricht. Ihre großen Opfer und Leistungen wurden — so hören wir — nicht gewürdigt und nicht belohnt. Sie treten, ohne eS zu betonen, in die von England geführte Reihe der Unzufriedenen ein. Alle bringen sie natürlich Opfer, wenn sie deutsche Tribut gelber eiusteclcn, nur Deutschlands Leistung ist selbstver standlich. Tic Erklärung Stresemanns zeigte wieder eine aus gesprochene Passivität Deutschlands. Wir finden uns einfach damit ab, daß vorläufig nur über die Tribute gesprochen wird, und hoffen auf später. Zur Bildung der politischen Kommission sind aber noch nicht einmal die ersten Schritte getan. So erhält die Weltöffentlichkeit von vorn herein ein verzerrtes Bild von den hier der Lösung harren den Problemen. Aber auch die Art, wie Stresemann zum Nonngplan selbst Stellung nimmt, kann den Eindruck er wecke», als seien wir das einzige Land, das mit heißem Herzen die Ingangsetzung der Tribute wünsche, als bräch ten mir keine Opfer! Nach dem heuchlerischen Getue der andere» wäre cs doppelt notwendig gewesen, mit aller Klarheit sestzustellen, daß Deutschland es ist, das die Laste» im Grunde allein trägt, daß unsere Leistung es den andere» erst ermöglicht, sich um die Bcntcanteile zu streiten. Fortsetzung -er General-tskussion Haag, 7. Aug. In der geheimen Vollsitzung am Dienstag- Vormittag wurde die am Montag vom englischen Schatzkanzler Snowdcn cingeleitete Aussprache über den Noungplan weiter fortgesetzt. Als erster sprach der Rumäne TituleSe«, der sich aus den Standpunkt der englischen Abordnung stellte und besonders hcrvorhob, die Zahlungen an Rumänien aus Grund des ?1ou»gvlanes stünden in keinem Verhältnis zu den S ch n l d e n v e r p f l t ch t u n g e n Rumäniens. Tie rumänische Regierung verlange daher eine weiter- gchendc Berücksichtigung bei der Verteilung der deutschen Tributzahlnngen. Den gleichen Standpunkt nahm der Vertreter von Portugal ein, der die großen Opfer Portugals hcrvorhob und erhöhte Ansprüche an den deutschen Tributzahlnngen anmeldete. Der italienische Ftnanzminister Moscont betonte, daß der Nonngplan ein unteil bares Ganzes sei und als solches angenommen werden könne. Er wies aus die entsprechende Erklärung Musso linis im Senat hin und stellte in Zweifel, ob eine Neuaus- rollung des Zahlungsmodus nach dem Nonngplan zweckmäßig sei. Er fragte, ob etwa Tributsachverständigc von neuem zur Prüfung der ganze» Frage znsammentretcn sollten. Dann ergriff die französische Ftnanzminister Chöron das Wort, um den Standpunkt der französischen Negierung zu dem gestrigen englischen Vorstoß hinsichtlich der Verteilung der Reparationszahlungen unter den Gläubigern Larzulcgcn. Der Standpunkt der französischen Negierung, wie er von dem Finanzministcr der Konferenz vorgetragen wurde, läßt sich folgendermaßen zusammcnfassen: „Die in der gestrigen Rede SnowdenS angeführten Zif fern über die Zahlungen, die Frankreich nach dem Boungplane erhält, sind n t ch t z u t r e s f e n d. Nach dem DaweSplane erhält Frankreich 1S1V Mil lionen jährlich, nach dem Noungplane durchschnitt lich nur 1v«k Millionen jährlich. Ferner ist der im DaweSplane für den Wiederaufbau der zer störten Gebiete vorgesehene französische Anteil gröber als der Anteil Frankreichs an dem ungeschützten Teile der Repara tionszahlungen nach dem Nonngplan«. Nach dem DaweS- planc würde Frankreich in diesem Jahre 800 Millionen fran zösische Franken und im nächste» Jahre 800 Millionen Franken mehr erhallen als nach dem Noungplane. Dies sind reine Verluste sür den sranzösische» Haushalt. Von de» etwa zwe i M i l l i o n e n englischen Pfund, die das britische Reich nach dem Avnngplane weniger erhält, kommt Frankreich nichts zugute. Von diesem Betrag erhält Italien 1840 000 englische Psund, während der Nest aus Belgien und die »ndercn kleinen Mächte verteilt wird. Frankreich ist in seinen finanziellen Opfern im Nonngplan bis zur äußersten Grenze gegangen. Eine weitere Einschränkung des französischen Anteils an den Reparationszahlungen ist für Frankreich untragbar. Bon den Unkosten sür den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete bekommt Frankreich tatsächlich nur 25 v. H. der hierfür verauslagten Summen." Nach Mitteilungen von bestunterrichteter französischer Seite zoll die sranzösische Negierung bereit sein, große Zugeständnisse »n der Frage der Gründung der internationalen Bank zu machen. Die französische Negierung ist bereit, England mehr Sitze in der Leitung der Bank ciuzuräumen als dies zunächst vor gesehen ivar. Ferner ist Frankreich geneigt, seine An sprüche aus den Sitz der Bank in Brüssel oder Parts vollkommen aufzugcben und dagegen der Konferenz Holland sHaag oder Amsterdams als Sitz der Bank zn empfehlen. Von englischer Seite wird bekanntlich noch immer London als Sitz der Bank gefordert. Die Sitzung wurde mit einer Erklärung des griechischen Ministerpräsidenten Ventzelos und des jugoslawische« Außenministers Martnko witsch abgeschlossen. Beide be tonten, daß ihre Negierungen den Noungp'an als solchen an nehmen, jedoch eine andere Verteilung der deutschen Tributzahlungen fordern. Unmittelbar nach Abschluß der Sitzung empfing Schatzkanzler Snowden die englische, Finanzmtnister Cheron die sranzösische Presse zu einer Er örterung über den bisherigen Gang der Verhandlungen. Heute nachmittag 6 Uhr wird die allgemeine Debatte über de» Noungplan weiter fortgesetzt werden. Die Millionenanleihe -er Sta-t Berlin iDrahtbericht unseres Pariser Korrespondent« ns Berlin. 7. August. Wie das Nachrichtenamt der Stadt Berlin mittcikt, steht die Börscneinstthrung einer umfang reichen städtischen Emission bevor. ES handelt sich^im 74,5 Mil lionen 7prozcntige Schuldverschreibungen der Stadt Berlin von 1028, die mit 102 Prozent rückzahlbar sind. Sie stellen einen Teilbetrag der in einer Gesamthöhe von 102,8 Millionen Mark genehmigten Anleihe dar. Erklärung Streikmanns stir dm Noungplan Haag, 7. August. Außenminister Dr. Stresemann hat in der geheime» Vollsitzung der Konferenz am Dicnstagvor- mittag eine schriftlich abgefaßte Erklärung über den Standpunkt der deutsche» Negierung zu der gegenwärtigen all gemeinen Aussprache über den Nonngplan abgegeben. Die Erklärung Stresemanns hat folgenden Wortlaut: In den verschiedenen Erklärungen, die gestern «nd hente hier abgegeben worden sind, sind gegensätzliche Meinun gen zu wesentlichen Teilen des Aonngplanes zum Ausdruck ge kommen. Es handelt sich um diejenigen Punkte des Boung- planes, die in erster Linie das Verhältnis der Gläubiger- regicrungen unter einander angehen. Ich glaube daher, daß ich mich in dieser Generalaussprache zur Kennzeichnung der Hal tung der deutschen Abordnung daraus beschränken kann, mich auf die seinerzeit von der Reichsregicrnng abgegebene Er klärung zu beziehe», nach der Deutschland bereit ist, aus der Grundlage -es Bonng- plancs zur Lösung des Reparationsproblems zu gelangen. Da, wie der Präsident gestern betont hat, unsere GcneralauS- sprache sich lediglich aus den Noungplan, nicht aber auf poli tische Frage» bezieht, kann ich davon absehen, daraus hiu- zuweiscn, welche politischen Fragen nach Auffassung der deut sche« ReichSrcgierung mit der Regelung der NeparationSfrage im Zusammenhang stehen. Ich behalte mir vor, aus diese Fragen zurückzukommen, sobald der wirtschaftliche und politische Aus schuß der Konferenz gebildet sind, die ihre Arbeiten gleich zeitig aufnehmeu werden. Was die Regelung des Noung- planes anbelaugt. so möchte ich der dringenden Hoffnung Aus druck geben, daß es dem Finanzausschuß der Konferenz ge lingen wird, darüber eine Einigung unter den beteiligten Negierungen zu erziele». Die deutsche Negierung wir- mit allen Kräften dahin wirke», eine Regelung zum Abschluß zu führen, die. wie der sranzösische Finanzministcr Chörou sagte, die Vergangenheit liquidiert und die Grundlage eines dauer haften guten Verhältnisses zwischen den beteiligte« Regierun gen bilden kann. Frankreichs Be-mvunven Haag, 7. August. Zwischen den Abordnungen sind gegen wärtig private Verhandlungen über die vorgesehene Teilung der Konferenz in einen politischen und einen wirtschaftliche» Ausschuß ausgenommen. Die deutsche und die englische Abordnung verlangen, daß beide Ausschüsse gleichzeitig ihre Arbeit ausnehmcn, während die französische Regierung auf dem Standpunkt steht, daß zunächst der wirtschaftliche Ausschuß wegen der Regelung des Noungplancs seine Arbeiten zum Abschluß bringen soll. Es besteht jedoch in unter richteten Kreisen der Eindruck, daß die französische Regierung zu einem gewissen Entgegenkommen bereit sei und sich mit einer gleichzeitigen Aufnahme der Arbeiten der beide» Ausschüsse einverstanden erklären wird. Jedoch dürste die französische Regierung mit großer Ent» schlossenhcit verlange«, daß sämtliche Beschlüsse der Kon ferenz ein geschlossenes und unteilbares Ganzes bilden, d. h. daß die Annahme des Noungplancs und die Rhein, landräumung als miteinander unlösbar verbunden er klärt werben. Die Rheinlandräumung würde danach nur erfolgen können, wenn der Noungplan von den beteiligten Regierungen rati fiziert und organisiert, d. h. die Gründung der Bank vor genommen worden ist. Ob Frankreich gleichzeitig die Forde rung stellen wird, daß eine Rheinlandräumung nur nach Maßgabe der Mobilisierung des geschützten Teiles der deutschen Zahlungen erfolgen soll, ist zunächst noch offen. Diese Frage wird jedenfalls die schwierigste und entscheidendste Frage der Konferenz sein. Stresemanns Echo in Paris Paris, 7. Aug. Zur Rebe Stresemanns in der ersten Sitzung der Haager Konferenz äußern sich einige Blätter. „Oeuvre" schreibt: Von der Intervention Stresemanns muß man sich merken die Erinnerung an die Enttäuschungen und an das lange Warten des deutschen Volkes, das seine volle Souveränität wieder haben will, die Forderung, daß das poli tische Problem, also die Rheinlandränmnng, gleichzeitig mit dem finanziellen Problem vor der Konferenz aufgerollt werde, und die Zustimmung des NeichsaußenministerS z« dem Plan Briands über die Schaffung eines Ver bandes der Staaten Europas. — .Bolonts" sagt, Stresemann habe das Recht gehabt, der artige Worte zu sprechen, denn er habe sich in Deutschland an die Spitze der Bewegung derer gestellt, die den Frieden ver wirklichen wollen. — „Echo de PartS" erklärt: „Durch die Ausführungen des NeichsaußenministerS Stresemann wirb Briand. der von einem Verbände der Staaten Europas sprach, auf seinem eigenen Gebiet noch überboten. Di« FriebenSverträge habe« nicht mehr den Wert und die Bedeutung, die man ihnen zulegt. Dies ist im großen nnd ganzen der Sinn der Rede Strese- manns, die eingeschmuggelt worden ist." — Die „Information" schreibt: „Die Erwägung der Zollgrenzen, die das stärkste Hemmnis sür eine Rationalisierung dpr Weltivirtschaft ist, mar sür Stresemann bezeichnend. Er entwarf vor der Konfc- renz ein berückendes Programm: man weiß allerdings, daß die Deutschen die Gewohnheit haben, großzügig zn sein. Die europäische Zollunion ist eine ihrer liebsten Ideen, doch ist es zu früh, die Stresemannschen Gedankengänge zu verwirklichen. Zuerst müssen die politischen Einzelproblcme gelöst werden." Der „Figaro" läßt sich folgendermaßen aus: Wenn Stresemann ein Diplomat der Btsmarckschen Schule sei. so habe er die Meisterschaft jedoch nicht so weit getrieben, um seine Hoffnungen verbergen zu können. Die Rebe Stresemann» sei erfreulich optimistisch. Seitdem die Arbciterrcgierung in England am Ruder sei, halte sich Deutschland nicht mehr zurück. Es spreche i« einem Tone, de» man vor einigen Jahren nicht ge» kauut habe, und in Kürze werde es «och lauter ferne Stimme erheben. Solange Frankreich. England. Italien, Belgien und die Kleine Entente einig gewesen seien zur Aufrechterhaltung der Ver träge, habe Deutschland sich beugen müssen, aber der inter nationale Sozialismus sei Deutschland zu Hilfe ge eilt. Das letzte Wort des Internationalismus sei: Die Ver einigten Staaten von Europa mit der Haupt stadt Berlin! Nor.TrmvS" zur Salinn« Snowden« Par»«, 7. August. Die ersten Berichte über die Verhand lungen tm Haag sind auffallend zurückhaltend und farblos gehalten. Gleichwohl ist ans ihnen ersichtlich, daß eS zwischen den englischen nnd französischen Abordnungen zn schwerwiegende» Metniingsvcrschicbcnhciten gekommen ist. Ein Teil der französischen Presse versucht, die Weltmeinung davon zu überzeuge»!, daß eine Abänderung des N»«n«pkaneS ««möglich sei und baß ein Beharren der englischen Abordnung auf ihre»
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