Dresdner Nachrichten : 14.06.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193006147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19300614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19300614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1930
- Monat1930-06
- Tag1930-06-14
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Sonnabend, 14. gunl 19S0 A li. Sahrsang. Rr. 274 >! l> n '.,0 0 >1,0 u >0,0 >o,6 »°.1 b(i 98,0 n 17,0 U »>,0 0 60,0 ü «6,0 n " »>; g 646 g «»,» v 6,76 v ",0 u "o u ° » 46,0 g 10,0 d 60,0 g 46,0 8 29,0 8 66,0 g 2,26 g 66,0 8 6?,6 0 66,0 g 26,0 dg «" g 6,» g 66,0 8 20,0 g 66,0 g 22,0 g 46,6 g 66,0 8 »6,6 g i°,26 8 ,06,0 g 64,8 g 62,0 g 66.6 d« 46.6 g 66,0 g >26,0 g ,66,0 g >69,6 g 40,0 bg 68,0 g 27,0 g !66,0 8 67,0 g ,64.0 g 7i,o a ,66,0 a irs. 124,6 <6,0 66,6 -,6.0 125.0 33.0 150,a 12.8. 30.0 v?,0 12.8. ! 68.0 ! 123.5 85.0 95.5 I kS.0 > 131.0 21,.25 27.0 314.S 79.5 152.0 I46.S, 16.75 151.0 ! 27.0 119.12 ! 43.5 112.0 140.5 ^ 119.0 ! 42,6 46,0 LrahtanIchrNIi ««»richte» Lre«de» Aernlprecher-Lammetnumme«: »5341 Nur lür SiachlaelprLch«: Nr, »0011 «chrtttlettung «. HauvtgetchLItsstelle: Dresden - L. 1. Mavenftra»« 33/43 Gegründet 1K5S Be-ugsgeOO-r «o» 1. 64t 16. A«n, I»»0 de« «Lgltch ,we1»«l»g»r Zuftellmig frei H«»1 1.70 Nt. PoIIbe,ug«prett für Monat gunl 3.40 MI. etntchl. »« Vtg. Postgebühr lohn« Poft-ustellungsgebLhr». »tn»elnummrr IO Pia., außerhalb Die« den» 1b Pjg, «»»eigenvrelte: Dte «n«etge« «erden »ach »oldmarr berechnet: dt« etntpaltige »o mm breit« Zette »b VI».. Ist» autioSri» «o Big- gamUien. angetgen und Ltrllengetuche ohne Rabatt ib Pt»., austerhalb 35 Vlg-, dte so mm breit« «eklamezetle 3lX> Vlg., außerhalb 350 Dl», OllerlenaebOh, »o Pf», ilutwirttge AuItrLoe gegen Borautbezahlnng Druck ». Vertag: Lteptch ck «etchardt, Dresden. Posttcheck-Kto. 1068 Dretde» Nachdruck nm mli deutl.Quellenangab« IDresdn. Rachr.>zul5lltg. Unverlangt« Lchrittstocke werden nicht autbewahrt 106,3 ! b,,o ! 62,6 ! 160,6 69.6 ' 60,6 166,« 106,6 69.76 46.76 22,0 ' 169,6 47.76 160,6 ! 90,6 170,0 , 66,0 66,0 l 67,6 60.6 I HN,6 ! 67,6 20,6 ! 66,75 49,6 120,6 60,0 166,0 216,0 66.5 66.6 110,67 66,75 106,75 60,6 162,6 Oll 626,6 206,6 226,6 105.6 6,126 616.6 46^ Die Reichsresieruns hieibt fest Kultur im Sport Sein Zweifel. Max Schmeling mit seinem teuer er» lausten Steg als Weltboxmetster gehört heute in die Politik. Kögen vtcle mit einem erhabenen Achselzucken an dem Er eignis Vorbeigehen, dte große Mehrzahl derer, dte in den frühesten Morgenstunden am Rundfunk horchten, um dte ersten Nachrichten über den Kamps zu erhalten, die alle Zei tungen in banger Sorge mit Anfragen bestürmten und den Ktrastenhändlern die druckfeuchten Blätter aus den Händen rissen, sie alle legen ein überwältigendes Zeugnis dafür ab, daß Max Schmeling, sein Kamps und sein Steg, eine Ange legenheit des Volkes ist. Er ist zur Stunde der Träger grösster Massensympnthtcn, in den Bereinigten Staaten ebenso wie im Heimatland, und dieser Umstand hebt die sport liche Leistung in die politische Sphäre. Vor allem da drüben, in diesem sportbegeisterten Volk, gibt es kein besseres Mittel „To-esverüchte stark übertrieben" Neu york, IS. Juni. Max Schmeling ist in den Mittagsstunden wieder ausgestanden. Er hat die Folgen des dösen Tiesschlages fast ganz überwunden. Er erklärte dem Vertreter der Telegraphcnnnion. daß er beim Gehen zwar »och leichte Schmerzen verspüre, sonst aber munter und glück lich sei. SS sei wirklich ein überaus schwerer »nd böser Gchlag gewesen, glücklicherweise jedoch ohne folgenschwere Wirkung, Schmeling fügte lachend Hinz«, es sei vielfach be- iauptrt worden, bah er in den Morgenstunden unter qual vollen Schmerzen gestorben sei. „Sagen Sie bitte Deutsch land, die Nachricht sei stark übertrieben und ich lasse «eine Landsleute herzlichst grüßen.* » Berlin, 18 Juni. Max Schmeling. der dentschc Welt meister, hat hente nachmittag mit seiner Mutter in Rcrlin ein kurzes Telephongespräch geführt. Schmeling sagte: Es geht mir gnt, und alles ist in bester Ordnung. Schmeling bedauerte es, daß er die Weltmeisterschaft aus diese Weise erlangt habe. zur Erzeugung von politisch bedeutsamen Massenwirkungen «ls solche Pioniertatcn, wie sie Köhl und Eckener vollbracht haben, und solche sportliche Erfolge, wie eben Schmeling einer beschleden war. Nicht daß sic sich ninntttclbar auswirken mützten, aber sie erzeugen eine suggestive Stimmung, die dem Deutschtum tu der Welt nur günstig sein kann. Wenn jetzt die amerikanischen Zeitungen mit ihren Mtilionenausiagen das Bild des Meisterboxers bringen und neben ihm das Vild des deutschen Botschafters, dann jubeln die Masten beiden zu, dem Sporthclden und dem Vertreter des Reiches. Das will gewiß etwas heißen, nachdem die Welt» melstcrschaftswürde 22 Jahre lang von Amerikanern ge halten wurde und nachdem sie jetzt verlorengegangcn ist, nicht durch einen ausgesprochenen Kampssicg, sondern durch Disaualislkatton des nationalen Favoriten. Es gehört ein grostes Maß von Gerechtigkeitssinn und von sportlicher Fairneß dazu, um dieses Ergebnis vom amerikanischen Stand punkt aus anzuerkennen und mit Beifall aufzunehmen. Diese positive Seite des Wcltmcisterschastskampfcs sollten auch diejenigen anerkennen, die aus guten Gründen noch kein inneres Verhältnis zu diesen Massenmeetings mit ihrer Scn- sationsmache gefunden haben, weil sie es nach wie vor be dauern, daß in der Strömung unserer Zeit die Masten sich den Sport, und hier wieder bas Gebiet des Boxens, als Feld ihrer Begeisterung ausgesucht haben. Vorwiegend geistig eingestellte Menschen sehen darin ein Zeichen des Verfalls, dte Thronerhcbung eines rohen Bizepskultes, und sie be klagen den Mangel eines ähnlichen Interesses für geistige Höchstleistungen und künstlerische Großtaten. Aber sollte der Fehler nicht auch bet ihnen liegen, insofern als sie, in über alterten Traditionen befangen, zu wenig aufgeschlossen sind für die Bedürfnisse der neuen Zeit, in der wir leben und für dte wir wirken? Sollte die Wendung zur Körperkultur nicht ihre berechtigten Wurzeln haben in der Freude an der Befreiung des Körpers, nachdem seine Pflege lange Zeit Mißachtet und vernachlässigt war? Sollte nicht auch natür liche Ablenkung bahintersteckcn sür den Ausfall der körpcr- lichcn Ausbildung im militärischen Drill und für den Mangel an Bctättgungömöglichkeitcn einer wagemutigen und taten- srohcn jungen Generation, die sich im engen Raum des Vaterlandes eingeschränkt und gehemmt fühlt? Man sieht eben zu sehr dte Schattenseiten, die lebe Professto- nalisierung des Sports mit sich bringt, und über sieht dabei leicht das segensreiche und kultur f ö r d e r n d e Descn dcS wirklichen, des Nolkssports. Der Berufssport ist mehr der Oeffentlichkctt zngckehrt, und deshalb werben seine durchaus unsportlichen Auswüchse, die rohen Manegen- reize, dte er bietet, bas Geschäftemachcn, das ihn überwuchert, nur zu oft verwechselt mit dem freudigen und erfreulichen Treibe» auf Wiesen und Plätzen, wo eine gegenwartsfrohe tzugent turnt und spielt, nicht um Titel und Preise, nicht Dos Kabinett mit Rowenhiner solidarisch vradtmolcknog ««»»rar vorUnor LcbrUUottang Berlin» 13. Juni. Das Neichskabinett trat heute nach mittag um -1 Uhr zu der aiigekündtgten Sitzung zusammen, dte in der ». Abendstunde beendet wurde. Bon amtlicher Seite wird über die Beratungen des Kabinetts, denen auch der Rcichsbantprüsident Tr. Luther beiwohnte, folgender Bericht ausgegebcn: Bei Beginn der heutigen Sitzung des Retchskabtnetts sprach der Reichskanzler Dr. Brüning dem anwesenden Nctchsbankpräsidenten Dr. Luther den Dank der Neichs- rcgicrung sür die außerordentliche Umsicht aus, mit der er und seine Mitarbeiter dte schwierigen Verhandlungen bei Abschluß der ans Grund des Haager Abkommens getätigten Anleihe geführt haben. Der R e t ch s f i n a n z m i n t st e r trug sodann die aus Grund der letzten Kabinettsbcschlüsse formulierte Begrün dung der Deckungsvorlagen vor, der das Retchskabtnett einmütig zu stimmte. Tie Begründung hat die Auf gabe, das Deckungsprogramm der Reichsregierung sür die gesamte Oefsentltchkeit in den Rahmen des großen Programms der Ncichsregierung etnzufügen. Ziel dieser Politik ist die Ucberwindung der Arbeits losigkeit, die Wiederherstellung der Rentabilität der Landwtrtschaft, die Hilfe sür den Osten und die Sanierung der Finanzen. Die Arbeitslosigkeit ist nur ein Symptom der schweren wirtschaft lichen Depression. Die Reichsregierung ist der festen Ucber- zengung, daß durch ihre Maßnahmen, obwohl dte Arbeits losigkeit zum Teil durch eine schwere Weltkrise bedingt ist, in erheblichem Umfange gemildert werden kann. Zu diesem Zweck ist das grofte Arbeitsbeschaffung Spro- g r a m in ausgestellt, das Im wesentlichen in -er Erteilung von Aufträgen der Reichsbahn und Reichspost und in einer starken Belebung dcS Baumarktes besteht. Auch dte Maß nahmen ans dem Gebiete der Agrarpolitik und der Osthtlfc dienen dazu, Arbeit und Brot zu schassen und damit die Ge fahr der Arbeitslosigkeit zu vermindern. Voraussetzung für die Möglichkeit der Aufbringung -er notwendigen Kredite ist die unverzügliche Herstellung und Erhaltung des Gleich gewichtes im Haushalt. Durchgreifend überwunden werden können jedoch die Schwierigkeiten nur dann, wenn cs gelingt, alle Produktionskosten und Preise herabzusetzen und so zu einem generell niedrigen Preisniveau zu gelangen. Wesentlich sür die Senkung der Produktionskosten ist die Senkung der öffentlichen Lasten. Das Reichs- kabinett verabschiedete unter diesem Gesichtspunkt ein Gesetz zur Erztelnng von Ersparnissen bei Reich, Ländern und Gemeinden. In diesem Gesetz sind auch Bestimmungen enthalten, die die Mißverhältnisse zwischen den Personal- ausgaben der Gemeinden und denen von Reich und Ländern beseitigen sollen. Das Neichskabinett beschäftigte sich dann mit den übrigen gesetzgeberischen Maßnahmen, die der Reichsfinanzmintster zum Ziele der Bcrwaltungsvercinfachung und Ersparnis ge troffen hat. Auf Vorschlag einzelnen größeren umfas! sollen diese einen werden, der nach dem Ergebnis der bevorstehenden Sitzung des Vcr- sassungsaiiSschnsscS der Länderkonsercnz sestgelegt werden soll. Das RctchSkabinctt kam in Ucbereinstimmung mit dem Rcichsstnanznnnister zu dem Ergebnis, daß nur durch Ein beziehung aller öffentlichen Körperschaften nach einem einheitlichen Plan in gemeinsamer Arbeit mit den Ländern eine durchgreifende Ersparnis und Verein fachung der Verwaltung erzielt werden kann. Das gteichskabinett beschloß, «m die VerwaltnngSverctn- sachnng vorznbereiten, sür die Dauer des StatsjahrcS von der Besetzung frei werdender Planstellen in den Ministerien »ud in solchen Gebieten der Außenverwaltung Abstand z« nehmen, die im Rahmen des bereits beschlossenen Verein, fachungsprogramms in Zukunft Wegfällen. Entsprechend der Notwendigkeit, zu einer Nereinsachung der gesamten Lebens» sührung zu kommen, beschloß das Reichskabinett, aus r» Pro, zent der den Neichsministern sür Repräsentationszwecke zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel zu verzichte«. Diese vorgesehenen umfassenden Reformen können aber ausreichende Ersparnis nur ans lange Sicht bringen, während die Not der Zeit und die Durchführung des Gesamt» Programms der Reichsregierung entschlossenes, s o fo rtig e S Handeln erfordert. Deshalb hält die Reichöregierung fest an der Notwendig» keil der sofortigen Erledigung des Gesetzes zur Reform der Arbeitslosenversicherung, der Deckungsvorlagen und des Entwurfes einer Reform der Krankcuverstchernng, der heute vom Neichskabinett verabschiedet wurde. Dieser Entwurf bezweckt den Ausgleich der vorübergehende« Belastungen, dte durch Erhöhung der Beiträge in der Arbeits losenversicherung eintreren. Das Reichskabinett ist sich schlüssig geworden, dem Reichstag Abstriche am Retchsetat im einzelnen zu unterbreiten. Auch diese Ersparnisse können nach Lage der Dinge zur Zeit nur geringfügig sein, wenn an den größten Ailsgabenpostcn, den Personalkvstcn, vorbeigegangeu wird. Für diese Ersparnisse ist zur Zeit kein anderer Weg möglich, als wie die vom Reichskadiuett beschlossene Relchöhilfe der Festbesoldeten. Auch die in gesicherter Lebensstellung Befindlichen müssen der Not der Zeit ein Opfer bringen, wie auch von den Arbeit nehmern Opfer gefordert werden. Andere Wege, wie zum Beispiel ein allgemeiner Zuschlag zur Einkommen steuer, haben eine neue Belastung der Produk tion zur Folge und wirken dem Gedanken des Preisabbaues und der Minderung der Arbeitslosigkeit entgegen. Die Reichsregierung sieht in dem Ganze« ein ein heit» liches Programm, an dem sie nach wie vor sesthält. weil sie der Uebcrzeugung ist, daß nur seine konsequente Durch, sührung die Rettung aus schivercr Not bringen kann »ud bringen wird. Aus diesem amtlichen Bericht geht mit aller Deutlichkeit hervor, daß bas Neichskabinett von den Plänen, die es vor Pfingsten bereits genehmigte, nicht zurückgelicn wird, son dern daß es fest entschlossen ist, sie im Reichstag durch zubringen. Dte während der letzten Tage aufgetauchten zahlreichen Kombinationen, die von Acnderungen der Deckungspläne, von einer Zurückziehung wesentlichster Teile, ja sogar von einem Rücktritt des RetchsfinanzmtnisterS Dr. Moldenhau er selbst wissen wollten, erfahren so eine kräftige Widerlegung. Nus der Tatsache, daß das Kabinett einmütig die vom NeichSftnanzminister vorgclegteu Pläne billigte. Ist ohne weiteres zu ersehen, daß sich baS gesamte Kabinett mit diesen Vorlagen solidarisch erklärt und baß an keinerlei Umgruppierungen des Kabinetts gedacht ist, wie sie kürzlich noch in verschiedenen Blättern gemeldet wurden. All daS mar ja zwar auch schon während der letzten Tage an den amtlichen Stellen immer wieder ver sichert worden, aber angesichts der Hartnäckigkeit, mit der die Gerüchte, die jetzt ihre endgültige Widerlegung erfahren haben, sich am Leben erhielten, war man doch geneigt, daS eine oder andere, wenn auch nicht gerade für wahr, so dock aber für möglich zu halten. Jetzt weiß man nun klipp un klar, daß das Kabinett mit seinen Vorlagen, wie man so sagt, entschlossen ist, zu stehen oder zu fallen. Diese Erkenntnis, der auch das amtliche Kommuntqus Ausdruck gibt, ist zur Aufstellung von Rekorden, sondern in zwecklosem Idea lismus, aus Liebe zur Sache. Kenner haben dte zunehmende Proscssionalisierung als dte Krise des modernen Sports bezeichnet. Und tn der Tat, sobald jemand aus dem Boxen, dem Lausen ober Springen einen Beruf macht, sich also damit Verdienst schassen muß, ist der eigentliche Sport- gcbanke dahin. Er entwickelt sich damit zum Spezialisten: er mag als solcher verblüffende Zeiten und Rekorde erzielen, die Metsterlctstungcn sein mögen, aber mit Sport als all gemeiner Körperkultur hat dieses Treiben, das nur sür Zu schauer. meist Nichtsportsleute, bestimmt ist, nichts mehr zu tun. Kein Wort soll damit gegen Max Schmeling, den Helden des Tages, gesagt sein. Er ist tn diese Entwicklung htnetn- gestellt worden: er mußte, wenn er dte Krone des Sieges er reichen wollte, als Professional seinen Weg machen, »nd wir freuen nnS. daß ihm der höchste Erfolg beschleden war. Viel leicht sind aber gerade dte eigentümlichen Umstände seines WcltmeisterschaftSsieges der richtige Anknüpfungspunkt, um daran z» erinnern, baß nicht tn den Veranstaltungen dieser Art die Zukunft des gesunden Sportgcdankcns liegt. Zweifel, los werden sie tbren Rang behaupten »nd mit den Gipfel- letstnngen sportlicher Heroen immer wieder die Begeisterung der Massen entfachen. Aber dte kulturbildendcn Keime der Sportbewegung, die unsere Aufmerksamkeit und Pflege ver dienen, liegen in einer anderen Richtung: In der allge meine» Körperdurchbildung fernab von aller Spezialisie rung, in der Erzielung guter Durchschnittsleistungen, nicht von Rekorden, gerade tn der Zwecklosigkeit des Sport betriebes als Tummelplatz sür überschüssige Volkskräfte. Bet solcher Auffassung sind die sportlichen Ereignisse an sich be- langlvs: es ist gleichgültig, wer heute oder morgen Sieger ist: nicht die sportliche Tat ist ausschlaggebend, sondern der Sportsgeist, jene Entschlossenheit, die jederzeit, auch unter den widrigsten Umständen, das Aeutzerstc an Kraft ein- sctzt um keines Vorteils willen, nur um die Ehre. Einer unserer besten Meister, Dr. Peltzcr, ist seit Jahre« bemüht, die Sportbewegung aus der Entwicklung zum Pro- fcssioiialismus abzulenken in die Bahnen eines so verstande nen Amateur- und Volkssports. Denn er ist dte Grundlage für Volkstugenden, dte wir notwendig brauchen als Impf stoff gegen die zersetzenden Gifte der Zeit. Was kann es da gegen Besseres geben, als die sportliche Grundauffasiung, daß nicht der Genuß, sondern die Ucberwindung von Schwierig keiten höchstes Glück ist? Und was kann unserem Bolke zu träglicher sein als dte sportlichen Tugenden der Selbstbezwtn- gung, der Ritterlichkeit, des GroßmutS, alles dessen, was der SportSmann unter Fair-play-Haltung versteht? Dartu steckt eine tiefe Ethik, die den schlechten Masscninsttnkten wider spricht, die im besten Sinne aristokratisch ist und aus dem ge sunden Sportstyp von heute die brauchbare Führerschtcht der deutschen Zukunft entwickeln kann — eine Gattung von Men schen, die daS Streben nach Geisteskultur mit weltzugewanbter Körperkultur in weiser Synthese vereint und so bas alt« Grtcchentdeal der Kalokagathia aus deutschem Bode» wieder ausleben läßt.
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