Dresdner Nachrichten : 05.10.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193010057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19301005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19301005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1930
- Monat1930-10
- Tag1930-10-05
- Monat1930-10
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- Dresdner Nachrichten : 05.10.1930
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Aus die erkannten Straseu werden je 8 Monate 8 Wochen der Unter suchungshast angerechnet. Gcheringer wird von der in der Hauptverhandlung erhobenen Anklage, durch Verössentlichung eines Zeitungsartikels ein Vergehen gegen 8 82 des Militärstrasgesetzbuches begangen zu haben, srcigesprochcn. Gegen Gcheringer und Lud in wird aus Dienstentlassung erkannt. Vor dem Reichsgericht hatten sich große Massen von HitlerauhLngern eingefunden, bereu in Art eiueS Sprechchors taktmüßig ausgestoßeue Protestruse auch i« Saal stark vernehmbar waren, so daß die Verlesung der Urteilsbegründung dadurch erheblich gestört wurde. Schließlich «ahme» di« Kund gebungen einen solchen Umfang an, daß berittene Polizei eiugreiscn und die Menge in die Seitenstraßen abdrängen mußte. Die zahlreichen, im Zuhörerraum anwesenden Nationalsozialisten demonstrierten während der Verkündung des Urteils durch stummes Händcerhebcn für die Angeklagten. Vom Vorsitzen den werden diese Knndgcbungcn schars gerügt. Während der ganzen Dauer der Begründung sind vom Ncichögcrjchtsplatz heraus laute Kundgebungen hörbar. Urteilsbegründung auf Seite 8 Sie Linke will den Re»M«k verhindern Sa§ Berliner LA» der WMisihea Entschließung Vradtmvlüuug uuaoror UorUuor Svdrlttloltaug Berlin, 4 Okt. Ter Kvmmentar, den der sozialdemo kratische „Vorwärts" heute zu dem gestrigen Fraktionöbeschluh der Sozialdemokraten veröffentlicht, bestätigt in vollem Um fange die politischen Darlegungen, die wir bereits gestern mit der sozialistische» Kundgebung verbanden. Ausdrücklich wird im „Vorwärts" unterstrichen, daß die Sozialdemokratie „ernsthaft den Ausweg aus der Krise suche". Man sicht also, baß die Linke b e st r e b t ist. alles zu tun. um die Bildung eines Rechtsblocks zu verhindern und dem Kabinett Brüning eine parlamentarische Basis zu sichern Nichts würde der Sozialdemokratie peinlicher kein, als wenn das Zentrum gezwungen wäre, nach rechts Anschluß z» suchen. Sic scheint deshalb bereit zu sein, so viel wie mög lich innenpolitisch zu schlucken, gleichgültig ob die Punkte der Brüningschcn Vorschläge mit dem sozialistischen Parteiprogramm übcrcinstimmen oder nicht. Selbstverständlich wird die sozialdemokratische Schwenkung in der demokratischen Presse aufrichtig begrüßt. Man er kennt ans den Kommentaren der „Bossischcn Zeitung" und des „BT " deutlich genug, wie diesen Kreisen ein Stein vom Herzen gefallen ist, weil nun die Aussichten aus ein RcchtSschwenken des Zentrums erheblich gemindert sind. Das Blatt des Reichskanzlers, die „Germania", ver hält sich zunächst noch etwas abwartcud. stellt aber mit Ge nugtuung fest, daß die sozialdemokratische Kundgebung moh- iwll kei. und daß durch sic nichts verbaut werde. Je mehr die Sozialdemokratie mit ihren Kundgebungen aber an daS Kabinett Brüning hcranrückt, um so mehr sucht sich die Rechte von ihm zu distanzieren. Die agrarische „Deutsche Tageszeitung", die Schiele nahcsteht, veröffentlicht einen sehr skeptisch gehaltenen Artikel über das Brüningsche Santerungsprogramm, in dem sic vor allem seststellt, daß das Kabinett sich nicht habe z« dem Entschluß ausrasfen können, die allerdringlichsten Ausgaben mutig anzupacken, d. h. eine öfsentliche Erklärung dahin abzugeben» daß die Tributzahlungen in dem jetzt bestehenden Umfange nicht ansrechterhalteu werden können. Diese Frage habe bedauerlicherweise eine absolut negative Antivort gefunden. Die „DAZ." charakterisiert die sozialdemokratische Ant wort dahin, daß die Sozialdemokratie einen sanften Beschluß gefaßt habe und offenbar eine Politik der offenen Tür plane. Allerdings macht das Blatt einige Fragezeichen hinter verschiedene Punkte der sozialdemokratischen Entschließung. Die „Berliner Börsenzettung" spricht von sozialdemokra tischen Drohungen und umreißt die Situation dahingehend, daß die Sozialdemokratie das Kabinett Brüning zwingen wolle, gewisse Forderungen zu schlucken, und baß sie ander seits entschlossen sei, in die Opposition zu gehen, wenn Brüning nicht nach ihrer Pfeife tanze. Die „Deutsche Zeitung" meint, daß mit der gestrigen sozialdemokratischen Entschließung „BrüningS rote Hilfe im Anmarsch sei". DaS Organ Hugenbergs, der „Lokalanzeiger", erklärt, der sozialdemokratische Fraktionsbeschluß sei nicht Fisch und sei nicht Fleisch. Man merke deutlich, daß die Sozialdemokraten verlegen seien. Die Fraktion habe sich vorläufig alle Wege offen gelassen. DaS Blatt schließt mit der Frage, ob man am Ende doch schweigend Brüning dulden werbe. Sie blirgerlHei, Parteien Sachsens znr RegiermwSbtlblina In der heutigen Sitzung der bürgerlichen Fraktionen des Sächsischen Landtages nahm man Kenntnis von der ab lehnenden Haltung der Demokraten und der Volksnationalen Ncichsvereinigung, den Nationalsozialisten das Innenmini sterium zu übertragen. Man fand die in der Presse veröffent lichten Gründe der Volksnattonalen für um so weniger stich haltig. als von keiner Sette die Absicht besteht, die Macht im Staate, die Polizei, einseitig in die Hände der National sozialisten zu spielen. Das ist um so mehr ausgeschlossen, als der Ministerpräsident die Richtlinien der Politik bestimmt »nd die Besetzung der höheren Stellen bei der Polizei bis herab zu den Polizeidircktoren vom Gesamt mini steril, m erfolgt. Auch bietet die grundsätzliche Eini gung der Parteien auf Ausschluß aller ungenügend vor- »ebildeten, lediglich aus das Parteibuch gestützten Be-amten eine Gewähr gegen eiye einseitige Durchsetzung der sächsischen Polizei durch die Nationalsozialisten. Dieser Standpunkt der vereinigten bürgerlichen Parteien soll den Volksnationalen in einem gemeinsamen Schreiben mitgetetlt werden. Die Deutsche Volkspartei gab die Erklärung ab» daß sie grundsätzlich gegen die Besetzung des Innenministe riums mit einem Nationalsozialisten keine Einwendun gen zu erheben habe. Für ihre endgültige Zustimmung er, hebt sie allerdings gewisse Boranssctznngen, über die sie bis znr nächsten Landtagssitznng mit den Nationalsozialisten zu einer Einigung ,« gelangen erwartet. Der Interfraktionelle Ausschuß wird am nächsten Montag die Frage weiterbehanbeln. * Mit diesen Beschlüssen ist die Entwicklung zwar in posi tivem Sinne gefördert, aber noch keineswegs geklärt, weil die Bildung einer Regierung mit Einschluß der National sozialisten nach wie vor von dem zustimmcnbcn Votum der Demokratev «ud Bolksuattonaleu abhängig bleibt. Bounv-ammeruns Seit den deutschen Wahlen geht ein schneidend frischer Wind durch die muffigen Räume der Versailler Welt. Gries grämige Spießer in Paris wollen es zwar nicht wahrhabeu und schlagen verärgert die Fenster zu. Briand, der doppel züngige Friedensapostel, wird ausgepfiffen, obwohl er sich doch in Gens wieder einmal zum hundertprozentigen Poin- carismus durchgemausert hat, und „der große Lothringer", der Mann des Ruhreinbruches, bereitet sich vor, seinen Platz halter Tardieu abzulösen. Bei dem geheimnisumwobenen Frühstück in Bar-le-Duc, wo Tardieu, der Ministerpräsident, und Maginot, der Krtegsminister, im traulichen Tste-ä-TSte mit Poincars tafelten, soll das Komplott gegen Briand ge schmiedet worben sein. An Stelle seiner Gefühlsduselei soll wieder der trockene Ton des Advokaten treten, der die ge heiligten Verträge in Buchstaben zerspaltet und jedes J-TUpselchen davon mit Klauen und Zähnen verteidigt. So will man in Paris den Hitlerschreck bannen und den — wie man allen Ernstes glaubt — durch BriandS Nachgiebigkeit übermütig geworbenen Deutschen MoreS lehren. Welch son derbare Irrwege doch manchmal die vielgerühmte Logik der Franzosen geht! Das allergeringste Verständnis für die deutsche Volksseele müßte ihnen sagen, daß es gerade die mangelnde Nachgiebigkeit der Brtandschen Politik gegen Deutschland, sein hinterhältiges Katz- und Mausspiel mit einem unterdrückten und ausgepowerten Volk war, das in seinem Ergebnis zu den deutschen Protest wahlen geführt hat. Und es ist ganz selbstverständlich, daß die Umkehr von den Methoden der verschleierten zu denen der brutalen Gewalt, die Ablösung des listenreichen Odysseus durch den blindwütigen Ajax, den Auftrieb des nationalen Widerstandes in Deutschland nur beschleunigen kann. Jetzt» wo es auch dem kleinen Mann in Deutschland allmählich auf dämmert, baß sein persönliches Schicksal, der Arbeitsmangel, das Elend seiner Familie, die Knechtschaft seiner Kinder durch tausend Fäden mit der Außenpolitik und mit den Tri- butvcrträgen Im besonderen verwoben sind, in diesem Augen blick, da sich bas deutsche Volk aus seine Kraft besinnt und nach Gerechtigkeit verlangt, ist es zu spät, als daß die mächtig sich ausbäumende deutsche Freiheitsbewegung durch einen Re- gicwechsel in Parts gedämpft werden könnte. Unsertwegen brauchen sich die Franzosen wirklich nicht in die Unkosten einer inneren Krise zu stürzen. Und wenn sie es doch nicht lassen können, dann soll uns das nur ein Beweis mehr sein» daß wir aus dem rechten Weg sind. Es ist erstaunlich, was diese von dem deutschen WahlauS- sall ansgehende Angstpsychose im Lager der europäischen Nutz nießer von Versailles schon für Früchte zeitigt. Müssen wir es, trotz der schimmernden Wehr und der starken Worte, nicht zum mindesten als ein Zeichen der moralischen Schwäche Frankreichs anslegen, daß der Einzug von 28ü BersailleS- und Pounggegnern in den Deutschen Reichstag genügt, um die jahrelang mit Zähigkeit verteidigten französischen Stellungen gegenüber Italien zu erschüttern? Kurz nach dem Scheitern der französisch-italienischen Flottenverhandlungen in Gens hört man jetzt, daß man sich in Parts bemüht, den Italienern eine große Anleihe aufzubrängen. Wenn dieses Spiel mit den silbernen Kugeln gelungen ist, dann soll der ganze zwischen Paris und Nom umstrittene Fragenkomplex in einer einzigen großen Aussprache aufgerollt und bereinigt werden. Die grimmigsten Faschistenfresser in Paris haben plötzlich wieder ihr warmes Herz für „die lateinische Schwesternatton" entdeckt, sie winken mit den Möglichkeiten industrieller Zu sammenarbeit, mit Zugeständnissen in Tunis und anderen Lockspeisen mehr. Und das hat alles mit seinen Schrecken bas Wahngebilbe einer deutsch - italienischen Allianz getan, und das sympathische Echo, das der deutsche Wahlausfall mit seinem entschiedenen Willen zur Revision der Verträge in der italienischen Presse gefunden hat. Hä misch glossiert der „Vorwärts" diese Entwicklung dahin, baß Hitler mit seinen außenpolitischen Ideen zunächst einmal die Geschäfte seines großen Vorbildes Mussolini besorgt habe. „Das deutsche Volk", meint das sozialistische Hauptorgan, „wird lange warten können, bis Mussolini wieder von der „Revision der Friedensverträge" sprechen wird, sobald er seine französische Anleihe in der Tasche und die geforderten Konzessionen in Tunis in sicherer Aussicht hat." Das ist so richtig sozialdemokratische Politik aus der Froschperspektive. Als ob Mussolinis Ziele nicht weitergingcn und er, gleich unseren verspießerten SPD.-Bonzen, nur an die dicken Geld säcke dächte. Von der Franzosenanleihe bis zur Verwirklichung des faschistischen Weltbildes ist noch ein weiter Weg. und er ist mit manchen politischen Möglichkeiten — vielleicht auch für Deutschland — gepflastert, von denen sich die sozialistische Schulweisheit nichts träumen läßt. Wenn Italien imstande Itst, dank des deutschen Rückhaltes Frankreich Zugeständnis«
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