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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 07.02.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188902070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18890207
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- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18890207
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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96 mit diesem seine Nichtigkeit habe. Man kann sich denken, welch ein Schreck dem alten Herrn in die Glieder fuhr, denn er hatte keine Ahnung von den ganzen Vorgängen. Es kamen hierauf die unver meidlichen Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn, und da stellte es sich denn heraus, daß der Herr Sohn nicht weniger wie 750 000 Mark Schulden gemacht hatte, darunter etwa 150000 Mark Wechselschulden. Bezeichnend ist es, daß unter den Schulden ein Konto von 6000 Mark für — Schlipse und kleine Toilettenartikel sich be findet. ferner ein paar Tausend Mark für Blumen, Bouketts und anderes mehr. Den Hauptteil der Summe bildeten Spielschulden. Vor einiger Zeit ist der junge Herr veranlaßt worden, aus der Firma auszutreten und eine Reise ins Ausland zu unternehmen. . . . — In der Nacht zum 4. Februar fand in Großenhain zwischen Militär- und Civilpcr- sonen eine bedeutende Schlägerei statt, wobei zwei Soldaten schwer, einer davon durch einen Stich in den Hals lebensgefährlich verletzt worden sind. — Ueber den früheren Pfarrer und spätere» Nealschuldirektor in Leisnig, Horche aus Kassel, der aus dieser Stellung wegen Schwindeleien ent lassen und wegen Hochstapelei später mehrfach ge richtlich bestraft worden war, schreibt die „Allg. evang.-luth. Kirchenzeitung", daß sich Horche zur Zeit wieder auf einer Hochstaplerreise befindet und dabei gern die Pfarrhäuser brandschatzt. Während er früher unter verschiedenen anderen Namen, als Baumanu w. gereist sei, trete er diesmal unter seinem eigenen Namen Horche aus und führe ein Kandidatenzeugnis vom Konsistorium Kassel vom Jahre 1868. Er giebt sich jetzt u. a. für einen von der russischen Regierung aus den Ostseepro vinzen ausgewiesenen evangelischen Pfarrer aus' der, nachdem er Typhus Überstauden, sich jetzt in Sachsen um ein Pfarramt bewerbe, bisher jedoch vergeblich. Nun beginnt die Bitte um die Unter stützung rc. Vor dem Schwindler wird öffentlich gewarnt. Zur Zeit soll er in der Provinz Sachsen bis Magdeburg Hausen. Tagesgeschichte. Berlin, 5. Februar. Ter Kaiser empfing heute nachmittag den Fürsten Bismarck. — Heute fand in der Hedwigskirchc ein Trauer- gottesdicnst für den Kronprinzen Rudolf statt, welchem Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, die hier anwesenden Fürstlichkeiten, Graf Moltke, zahlreiche Generäle, die Minister Gras Herbert Bismarck, v. Lucius, Maybach, v. Goßler und v. Wedell, die Präsidenten des Reichstags und Landtags, sowie viele Abgeordnete beiwohnten. — Die in Berlin eingetrvffene marokkanische Gesandtschaft wird, soweit bis jetzt bekannt ist, morgen Mittwoch im kvnigl. Schlosse von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen. Der Ober-Cere- monieumeister Graf A. Eulenburg war wegen des Ceremoniells des Empfanges am Sonntag mittag zu längerem Vortrage zum Kaiser befohlen. Wie cs heißt, wird die Audienz mit allem Pomp vor sich gehen, ähnlich derjenigen, welche der japenesi- schen Gesandtschaft am 21. Juli 1862 in feier licher Weise zuteil wurde. Der feierliche Empfang wird, nach den bis jetzt getroffenen Bestimmungen, im Weißen Saale stattfinden, und in Gegenwart der Prinzen des königlichen Hauses, der Generali tät, der Staatsminister, der Exzellenzen-Herren, Hvfchargcu rc. vor sich gehe». Eine Galawache soll paradieren; die Garde du Korps und die Schlvßgardekompanie soll die herkömmlichen Dop pelposten gehen. Die marokkanische Gesandtschaft wird aus dem Hotel Kaiserhof mit zwei- und sechsspännigen königlichen Galawagen durch einen Cercnwnieumeister abgcholt, und im Schlosse vom Ober-Hof- und Hausmarschall empfangen. Nach dem der Kaiser sich in den Weißen Saal begeben und den Thron bestiegen hat, der von dem General und Flügeladjutanten und den Hofchargen umgeben ist, wird die Gesandtschaft eingeführt und nimmt dem Throne gegenüber Ausstellung. Der Ober- Cercmonienmeister und der Obcr-Hofmarschall mit ihren Stäben stellen sich zu beiden Seiten des Führers der Gesandtschaft, welcher bis an die Stufen des Thrones vortritt. Der Gesandte ent wickelt in einer kurzen Anrede die Gründe seiner Sendung, welche durch einen Dolmetscher in deut scher Sprache wiedergegeben wird. Der Kaiser wird in deutscher Sprache antworten lassen, die durch den Dolmetscher dem Gesandten wiederholt wird. Hierauf wird die Gesandtschaft entlassen und voraus sichtlich unmittelbar daraus von der Kaiserin em pfangen werden. — Die Mitglieder der marokka nischen Gesandtschaft sind jetzt vielfach in den Straßen der Residenz zu sehe», welche sie teils zu Fuß, teils in zwei Kremsern, welche scheinbar von der Dienerschaft benutzt werden, durchziehen. Den fremdartige» Gestalten niit ihren Turbans und den wallenden Burnussen wird seitens der Passanten die größte Aufmerksamkeit geschenkt. In der Passage nahmen sie eingehend die Auslagen in Augenschein. — Den Marokkanern macht der Fahrstuhl im „Kaiserhof" ein besonderes Vergnügen; das erste Mal hätten sie die Spazierfahrt am liebsten ein Dutzend Mal wiederholt. Gegen die im Gasthof wohnenden Damen sind sie sehr höflich und grüßen dieselben bei Begegnungen mit artigen Verbeugungen. Beim Zubereite» der Speise», wie beim Essen beobachten sie die größte Sauberkeit. — Bei Gelegenheit des Neujahrsempfanges der kommandierenden Generale, so wird dem „Hamb. Korresp." aus militärischen Kreisen geschrieben, habe der Kaiser sich u. a. dahin geäußert, daß die Vorgesetzten in der Armee dauernd aus Einfachheit und Sparsamkeit bei den Offizieren halten sollen. Ter Luxus verweichliche. Anspruchslosigkeit, Ein fachheit und Sparsamkeit seien immer die Eigen schaften der preußischen Offiziere gewesen. Es wird demgemäß befürwortet, daß durch gründliche und umsichtige Erhebungen an maßgebender Stelle Mindestgrenzen festgesetzt würden, welche für die einzelnen Regimenter bindend für die Annahme eines Offiziersaspirnnten sein würden. Weiterhin wird bemerkt: Bei derselben Gelegenheit sind die kommandierenden Generale darauf aufmerksam ge macht worden, daß, nachdem von oben das Nötige zur Verjüngung der Armee geschehen sei, auf ihre (der Generale) Wirksanikeit gerechnet werde, dem Gesichtspunkte nach unten eingehende Würdigung zuteil werden zu lassen. Man wird daher in diesem Jahre auf viele Verabschiedungen in den Klassen der Stabsoffiziere und Hauptleute rechnen müssen. Diese beiden Hinweise, so schließt das Blatt seine lehrreichen Betrachtungen, gehören zusammen. Einfachheit und Jugend sind stets diejenigen Eigen schaften in unserer Armee gewesen, welche in den großen Perioden unserer Geschichte das ihrige zum Erringen des Sieges beigetragen haben und so soll auch in Zukunft an dieser Basis der wahren Kraft unseres Heeres festgchalten werden. — Sämtliche Familien, von denen preußische Regimenter Namen erhalten haben, ist eine äußerst schmeichelhafte, darauf bezügliche Kabinettsordre Sr. Majestät des Kaisers zugegangen, dazu bestimmt, immer im Besitz des Aeltesten der Familie zu bleiben. — Dem Abgeordnetenhause ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Erweiterung, Vervoll ständigung und bessere Ausrüstung des Staats- eisenbahnnetzes, zugegangen. — Das preußische Herrenhaus hat schon wieder zwei Verluste erlitten. In der Nacht zum 1. Fe bruar starb auf Schloß Ober-Glogau Graf Eduard von Oppersdorf im Alter von 89 Jahren. Der Verstorbene war auch längere Zeit Vertreter seines heimatlichen Wahlkreises im Reichstage, wo er der deutschen Reichspartei angehörte. Am 2. Februar verstarb in Naumburg a. S. nach längerem Leiden Gras Bruno Neidthard von Gneisenau, General der Infanterie, Senior des Domkapitels zu Naum burg, im Alter von 78 Jahren. — Das deutsche Emin-Pascha-Komitee hielt am Donnerstag eine Plenarsitzung ab, in der eiustim- rnig beschlossen wurde, die Emin-Pascha-Expedition unter Leitung von I)r. Peters ohne jeden weiteren Verzug auszuführen; dieselbe soll in Ostafrika im Einvernehmen mit der bestehenden Neichsaktivn Vor gehen. Auf Grund dieses Beschlusses sind am Freitag bereits die Herren Kapitänleutnant a. D. Rust und Fricke nach Ostafrika vorausgegangen, wo sich die Herren I)r. Bley und Ehlers als Mit glieder der Expedition bereits befinden. Die Vor bereitungen au Ort und Stelle sind angeordnct. Herr Or. Peters mit Leutnant von Tiedemann, Sohn des Regierungspräsidenten in Bromberg, und Oskar Borchert werden jedenfalls noch im Laufe dieses Monats nach Sansibar abgehen. — Der in hohem Grade deutschfreundliche Sultan Achmed von Witu ist vor einigen Tagen gestorben. Von großem Interesse dürfte es nun sein, zu erfahren, wie sich der Nachfolger des Ge storbenen, sein Neffe Tumobakari, der seit Jahren am Hofe seines kränklichen Oheims lebte und auf denselben großen Einfluß ausübte, den deutschen Bestrebungen bisher gegenüber gestellt hat. Wir sind in der Lage, Mitteilen zu können, daß nach neuesten Berichten, die von unserem Landsmann, Herrn W. v. Bülzingslöwe», Direktor der deut schen Pflanzergesellschaft, der sich seit einigen Wochen im Sultanat Witu aufhält, eingegangen sind, sich der neue Sultan als ein hochbegabter Suaheli gezeigt hat, der von glühendem Haß gegen die dort übrigens nur vereinzelt lebenden Araber beseelt ist und den Deutschen, die zu ihm kommen und in seinem Lande lebe», nicht bloß dasselbe Wohlwollen wie sein Vorgänger entgegenbringt, sondern auch ein großes Verständnis zeigt für den durch die deutsche Kultivierung für sein Land be vorstehenden Aufschwung. Den Wünschen der deutschen Pflanzergesellschaft, vertreten durch Hrn. Direktor Bülzingslöwe», ist er bisher in einer Weise entgegengekommen, die für die betreffende Gesellschaft ein rasches und rentables Aufblühen bedeute» dürfte. Es ist deshalb auch mit vollster Sicherheit anzunehmen, daß es seinem mächtigen Einfluß gelingen wird, dauernd Unruhen in seinem Lande zu verhindern, wie sie weiter südlich von den Arabern angestiftet wurden. Oesterreich. Aus Wien, 3. Februar, wird ge schrieben: Abends 9'/» Uhr fand die Uebertragung der Leiche des Kronprinzen von dessen Gemächern in die Pfarrkirche der Hofburg behufs Ausstellung derselbe» statt. Die Leiche wurde vorher und auch nachdem sie auf das Lager gehoben war, durch den Pfarrer der Hofburg eingesegnet. Im Burg höfe harrte unterdessen tiefbewegt eine zahlreiche Menschenmenge. Auch den ganzen Tag hindurch war der Andrang nach der Hofburg ein unbe schreiblicher. Die dorthin führenden Hauptstraßen waren für den WagenverkeYr unpassierbar. — Der Einlaß des Publikums in die Hoskapelle, in welcher die irdischen Reste des Kronprinzen auf gebahrt sind, begann am 4. Februar morgens 8 Uhr. Ein sich immer wieder erneuernder Menschenstrom wogte durch die den Zugang bildenden Straßen. Die Hofkapelle war schwarz ansgeschlagen, die Leib garden hielten die Ehrenwache. Die Haltung der Bevölkerung war eine musterhafte. — Die Anzeichen, daß Kronprinz Rudolf den Selbstmord, den er am 30. v. M. verübte, lange vorher erwogen hat, mehren sich. Der „N.-Z." wird telegraphiert: Wien, 4. Februar. Der all gemeine Eindruck aus allen Nachrichten ist der, daß der Kronprinz den Selbstmord Wohl erwogen und sorgfältig ausgesührt habe, daß mögliche Zerwürf nisse, wenn solche überhaupt bestanden, doch keine ausreichende Erklärung seien, sondern wohl eine krankhafte Gehirnanlage die Grundlage des Ent schlusses gewesen sein müsse. Es mehren sich die Nachrichten über die Vorbereitungen des Selbst mords. Auch an seine Schwester, Erzherzogin Valerie, richtete der Kronprinz einen Brief mit der Bitte, sie möge tröstend an der Eltern Seite stehen. Die Darstellung des Grafen Karolyi, Freundes des Kronprinzen, an den Berichterstatter der „Neuen Fr. Presse" zeigt die gleiche Ueber- zeugung. Er erhielt einen Brief mit Wünschen für das ungarische Vaterland und Grüßen an die Freunde. Zu Weihnachten erhielt Karolyi ein Bild des Kronprinzen mit einem kurzen melancholischen Brief. Wahrscheinlich war der Kronprinz stunden lang wach, bevor er früh morgens den Kammerdiener klingelte, er war halb angekleidet gewesen und zog sich aus, um zu sterben. — Wie bestimmt versichert wird, findet sich in den letzten Briefen des Kronprinzen die Absicht, sein Leben zu enden, ganz klar ausgesprochen. — Die „Montagsrevue" berichtet, die nervöse Auf regung des Kronprinzen sei seiner Umgebung längst ke>n Geheimnis gewesen. Daß man die schlimmste Wendung für möglich hielt, das ergebe sich aus der Thatsache, daß die Prinzessin von Coburg, als ihr ihr Gemahl die Nachricht vom Tode des Kron prinzen brachte, sofort ausrief: er hat sich erschossen. — Jokai veröffentlicht im „Nemzet" ein von dem Kronprinzen an den Sektionschef Szögyenyi gerichtetes Schreiben. Dasselbe lautet: „Lieber Szögyenyi! Hier sende ich Ihnen ein Kodizill; verfügen Sie im Sinne desselben und meines vor zwei Jahren mit Einwilligung meiner Gemahlin verfaßten Testamentes. In meinem Arbeitskabinett in der Hofburg steht neben dem Sofa ein kleiner Tisch; mit dem hier beigeschlossenen goldenen Schlüssel öffnen Sie dessen Lade, darin finden Sie meine Schriften, mit deren Sichtung ich Sie betraue, es Ihrer Einsicht überlassend, welche Sie für die Oeffentlichkeit auswählen. Ich muß aus
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